| Titel: | Roberts' galvanischer Apparat zum Felsensprengen. | 
| Fundstelle: | Band 85, Jahrgang 1842, Nr. LXVIII., S. 275 | 
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                        LXVIII.
                        Roberts' galvanischer
                           								Apparat zum Felsensprengen.
                        Aus dem Mechanics' Magazine, Mai 1842, S.
                              								353.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              									IV.
                        Roberts' galvanischer Apparat zum Felsensprengen.
                        
                     
                        
                           Wir geben im Folgenden eine von einem Augenzeugen verfaßte Beschreibung der Methode
                              									des Hrn. Martyn J. Roberts, um Felsen mittelst
                              									Galvanismus zu sprengen, welche Operation in einem Steinbruch bei Glasgow mit dem
                              									besten Erfolg ausgeführt wurde.
                           Das bisherige, man wird hoffentlich bald sagen können, alte Verfahren, Felsen mittelst Schießpulver zu sprengen, ist zugleich
                              									beschwerlich, kostspielig und gefahrvoll. Die zu Craig Leith bei Edinburgh bei einer
                              									einzigen Gelegenheit verschossene Quantität Pulvers betrug nicht weniger als 500
                              									Pfd.; und Verlust des Lebens oder Verstümmelung der Glieder durch zu früh
                              									ausbrechende Explosionen kommen bei solchen Arbeiten beinahe täglich vor.
                           Hrn. Roberts' verbessertes Verfahren besteht erstens in
                              									einer neuen Art des Zupfropfens des Minenhalses und zweitens in der Anwendung des
                              									elektrischen Stroms, um die Pulverladung sicherer, wirksamer und mit weniger Kosten
                              									als bisher abzufeuern.
                           
                        
                           1. Vom Zupfropfendes Minenhalses.
                           Die Verbesserung im Zupfropfen des Minenhalses beruht auf der merkwürdigen Thatsache,
                              									daß, wenn eine Röhre von kleinem Durchmesser und mäßiger Länge mit troknem Sand
                              									gefüllt wird, keine an dem einen Ende angewandte Kraft den Sand am andern Ende
                              									herausdrüken kann. Statt eine Menge Kies und zerbrochener Steine in das Bohrloch zu
                              									stopfen (was mit bedeutender Gefahr für die Arbeiter verbunden ist) findet es Hr.
                              										Roberts hinreichend, troknen Sand ruhig in das Loch
                              									zu schütten, bis eine etwa 12 Zoll tiefe Sandsäule gebildet ist; wenn jedoch das
                              									Loch tiefer ausgefüllt werden kann, ist es um so besser. Hr. R. glaubt, daß viele
                              									Centner Schießpulver erforderlich wären, um eine Sandsäule von 2 Zoll Durchmesser
                              									und 18 bis 20 Zoll Tiefe, welche sich in einem festen Felsen befindet,
                              									herauszutreiben. Bei allen seinen Versuchen Felsen zu sprengen (und deren waren
                              									nicht wenige) wurde der Sand, vorausgesezt, daß er ganz troken und seine Säule bei
                              									einem Durchmesser von weniger als 2 Zoll mehr als 15 Zoll tief war, nicht ein
                              									einzigesmal herausgetrieben. Die Gefahr beim Zupfropfen nach dem gewöhnlichen
                              									Verfahren ist auf diese Weist umgangen; denn man bedarf keiner Rammklöze oder Steine mehr und
                              									viele Ausgaben beim alten Verfahren sind erspart.
                           
                        
                           2. Vom Sprengen mittelst Galvanismus.
                           Es ist schon längst bekannt, daß das Schießpulver durch das elektrische Fluidum
                              									entzündet werden kann. Dieß wurde schon von Franklin
                              									ausgeführt, welcher die Elektricität hiezu durch die gewöhnliche Elektrisirmaschine
                              									entwikelte. Später wurde ein Versuch gemacht, die so erzeugte Elektricität zum
                              									Abfeuern der Ladungen beim Felsensprengen anzuwenden, doch er schlug fehl; denn
                              									wegen der großen Spannung dieser Elektricität waren außerordentliche
                              									Vorsichtsmaßregeln nöthig, um das Fluidum auf den ihm angewiesenen Weg, den
                              									Leitungsdraht nämlich, zu beschränken; eine vollkommene Isolirung dieses Drahtes war
                              									nöthig, um zu verhüten, daß die Elektricität auf die umgebende Erde übergehe. Dr. Hare, als er die
                              									Unanwendbarkeit der Spannungs-Elektricität zu diesem Zwek einsah, benuzte
                              									statt derselben die galvanische; sein Apparat war aber so umständlich, wenigstens so
                              									ungeeignet zum alltäglichen Gebrauch für nicht wissenschaftlich gebildete Arbeiter,
                              									daß sein Verfahren nur sehr getheilten Eingang fand. In Folge der vielen
                              									Unglüksfälle, welche beim Sprengen in Steinbrüchen und Bergwerken vorkommen, widmete
                              									Hr. Roberts diesem Gegenstand seine Aufmerksamkeit. Nach
                              									sehr vielen Bemühungen und großem Kostenaufwand gelang es ihm, einen so einfachen
                              									Apparat zu construiren, daß jeder Zimmermann ihn verfertigen und jeder Arbeiter ihn
                              									mit Erfolg anwenden kann. Es wurden mit demselben vor einer Commission der Highland Society Versuche angestellt, unter Wasser
                              									Felsen zu sprengen und Ladungen abzufeuern, deren Resultate unbedingt gutgeheißen
                              									wurden.
                           Hr. R. bedient sich einer Daniell'schen galvanischen
                              									Batterie, doch nimmt er statt der irdenen oder gläsernen Gefäße einen hölzernen
                              									Kasten, welcher mittelst wasserdichter Scheidewände abgetheilt ist, wie Fig. 66 zeigt.
                              									Um der Gefahr zu begegnen, welcher man in der Nähe des Apparats ausgesezt wäre, wenn
                              									man den positiven und den negativen Pol in Verbindung bringt (vorausgesezt nämlich,
                              									daß die Drähte in Schießpulver gestekt sind), versah Hr. R. den Apparat noch mit
                              									einer Vorrichtung, wobei die Pole durch Anziehen an einer Schnur, welche jede
                              									beliebige Länge haben kann, in Verbindung gesezt werden, so daß der Operirende sich
                              									ganz außer dem Bereiche der Gefahr postiren kann.
                           Eine aufrechtstehende Stange A von 9 Zoll Länge und 2
                              									Zoll im Gevierte wird an jedem Ende des Kastens befestigt und eine runde, hölzerne
                              									Querstange von 1 Zoll im Durchmesser, B, verbindet obige
                              										Stangen an ihrem
                              									obern Ende (Fig.
                                 										66). Eine Zinnscheibe D von 3 bis 4 Zoll
                              									Durchmesser mit einem 1 Zoll im Durchmesser weiten Loch in der Mitte, wird an den
                              									Drath gelöthet, welcher von der Zinkplatte des ersten Paars (dem negativen Pol)
                              									ausgeht. Diese Scheibe ist an der Stange A, an diesem
                              									Ende der Batterie befestigt und die runde Querstange geht durch ihr Mittelloch. Da
                              									die Scheibe mit der Zinkplatte in metallischer Verbindung steht, kann man sie den
                              										negativen Pol nennen, und wenn ein vom positiven Pol
                              									ausgehender Draht mit dieser Scheibe in Berührung gebracht wird, so wird die
                              									Batterie dadurch in Wirkung gesezt. Eine andere Zinnscheibe, E, von gleicher Größe, wie die des negativen Pols, muß sich längs der
                              									runden Querstange frei bewegen; ihre Oeffnung im Centrum muß 1 1/2 Zoll im
                              									Durchmesser haben und an ihr ist eine zinnerne Röhre von demselben Durchmesser und 2
                              									Zoll Länge befestigt (jedoch nur an einer Seite der Scheibe und ihre Richtung nach
                              									dem positiven Pol der Batterie nehmend). Der Zwek dieser Röhre ist, die bewegliche
                              									Scheibe bei ihrer Bewegung längs der Stange geradstehend zu erhalten; sie darf aus
                              									dem Grunde nicht an beiden Seiten der beweglichen Scheibe hervorstehen, weil die
                              									Oberflächen der Scheiben, wenn die Batterie in Thätigkeit ist, sich vollkommen
                              									berühren müssen.
                           Nimmt man nun an, daß ein Draht, der mit dem positiven Pol verbinden ist, an der
                              									beweglichen Scheibe befestigt und diese Scheibe dann längs der Querstange bewegt
                              									wird, bis sie die feste Scheibe berühr, so ist die Batterie in Wirkung, weil eine
                              									metallische Verbindung von einem Pol zum andern besteht. Um nun eine entfernt von
                              									der Batterie stehende Person in Stand zu sezen, diese Scheiben in Contact zu
                              									bringen, wird an die bewegliche Scheibe eine Schnur S
                              									befestigt und durch zwei in die feste Scheibe gebohrte Löcher geleitet, worauf man
                              									die beiden Enden etwa einen Fuß hinter der festen Scheibe zusammenknüpft, so daß sie
                              									eine von der beweglichen Scheibe ausgehende Doppelschnur bilden. An diese wird eine
                              									Schnur von beliebiger Länge geknüpft, welche Hr. R. die Lanyard nennt; das Ende dieser Lanyard wird an eine Stelle hingeleitet, wo
                              									die Person sicher steht; sobald sie dieselbe anzieht, gleitet die bewegliche Scheibe
                              									längs den Querstange hinüber zur festen Scheibe und legt sich an dieselbe an,
                              									wodurch die Batterie in Wirkung gesezt ist.
                           Es muß jedoch durch eine ferner anzubringende Vorrichtung verhütet werden, daß die
                              									beiden Scheiben sich berühren, ehe die Schnur angezogen wird; dieß bewerkstelligt
                              									Hr. R. durch eine Glokenfeder F, welche er an die
                              									bewegliche Scheibe befestigt und die sich um die Querstange bindet und mit einem
                              									Ende an der vertikalen Stange der positiven Seite der Batterie befestigt ist. Die nicht
                              									ausgedehnte Feder ist so lang, daß die mit ihr verbundene bewegliche Scheibe 7 Zoll
                              									von der festen Scheibe entfernt steht; wenn die Schnur aber angezogen wird, dehnt
                              									die Feder sich aus und die Scheiben kommen in Berührung; wird die Lanyard wieder
                              									nachgelassen, so trennt die Feder wieder die beiden Scheiben, die Wirkung der
                              									Batterie ist wieder aufgehoben und es ist dann keine Gefahr mehr damit verbunden,
                              									sich der Pulverladung zu nähern, wenn dieselbe bei der Circulation der Elektricität
                              									durch den feinen Draht noch nicht explodirt haben sollte.
                           Um die Möglichkeit zu verhüten, daß die Scheiben sich berühren ehe die Arbeiter auf
                              									die Explosion vorbereitet sind, wird ein hölzerner Stift, p, zwischen denselben angebracht; derselbe wird nämlich in ein, in der
                              									Mitte zwischen den Scheiben, in die Querstange gebohrtes Loch gestekt. Wenn alles
                              									zum Abfeuern der Ladung hergerichtet ist, wird dieser Sicherheitsstift aus dem Loche gezogen, ehe die Lanyard angezogen
                              									wird.
                           Wir kommen nun auf die Methode den langen Leitungsdraht mit der Batterie zu
                              									verbinden. Zum Zweke des Sprengens muß dieser Draht von Kupfer und etwa 1/8 Zoll dik
                              									seyn; seine Länge bestimmt sich natürlich nach den Umständen; in der Regel jedoch
                              									ist die Batterie, wenn sie 20 bis 30 Yards von dem zu sprengenden Felsen entfernt
                              									ist, in vollkommener Sicherheit. Wenn die Batterie 30 Yards von der Explosion
                              									entfernt ist, sind 60 Yards mit gut gewachstem Baumwollgarn überzogenen starken
                              									Kupferdrahts erforderlich. Die 60 Yards Draht werden in zwei Hälften zerschnitten
                              									und beide Längen von 30 Yards aneinandergelegt und mit Zwirn zusammengebunden,
                              									gerade so, wie jeder einzelne Draht mit Baumwollgarn überzogen wird. Zu noch
                              									größerer Sicherheit kann dieser Doppeldraht noch mit Siegellakfirniß überzogen
                              									werden. Etwa einen Fuß lang werden diese Drähte an ihren Enden frei gelassen, d.h.
                              									nicht zusammengebunden. (Siehe Fig. 67). – Wir
                              									haben nun eine Art Seil von 30 Yards Länge, welches aus zwei zusammenbundenen
                              									Drähten mit vier auseinandergehenden Enden besteht Man nimmt nun ein Ende dieses
                              									Seils und befestigt seine beiden auseinanderstehenden Enden an die galvanische
                              									Batterie wie folgt. Man löthet eines dieser Enden an die bewegliche Zinnscheibe und
                              									das andere Ende (desselben Seilendes) an den mit dem positiver Pole der Batterie
                              									verbundenen Draht. Das Drahtseil muß beständig auf diese Art befestigt seyn, denn es
                              									macht auf diese Weise t der That einen Theil der
                              									Batterie aus. Wenn es nicht behufs seiner Anwendung ausgestrekt ist, kann es
                              									zusammengewikelt oder aufeinen Haspel gewunden werden. Wenn nun das Drahtseil
                              									ausgespannt ist und zwei
                              									seiner auseinanderstehenden Enden an der Batterie befestigt, die andern Enden aber
                              									durch ein paar Zoll feinen Drahts verbunden sind; wenn ferner die Platten sich in
                              									der erregenden Flüssigkeit befinden, so wird, wenn nun die Lanyard angezogen wird, die bewegliche Scheibe
                              									sich vorwärts bewegen und in Berührung kommen mit der fixen
                                 										Scheibe oder dem negativen Pol, die Elektricität circulirt vom positiven
                              									Pole durch den einen Theil des Leitungsdrahts, dann durch den feinen Draht
                              									(denselben schmelzend) zurük durch den andern Theil des Leitungsdrahts an die
                              									bewegliche Scheibe und von dieser zur fixen Scheibe, dem negativen Pol der
                              									Batterie.
                           Der in das Schießpulver gehende Draht ist in der Regel von Stahl und sehr fein (vom sogenannten Unruhestahl der Uhrmacher), weil der in dem Draht durch die Elektricität
                              									hervorgebrachte Hizgrad im Verhältniß steht zu der Kleinheit seines Durchmessers.
                              									Eine Spule solchen feinen Stahldrahts enthält 6 bis 8 Yards, kostet 3 Pence und
                              									dient vielleicht zu hundert Explosionen. Man bedient sich nur eines sehr kurzen
                              									Stükchens auf einmal, weil der Widerstand gegen die Fortpflanzung der Elektricität
                              									bei einem Conductor im Verhältniß zu seiner Länge steht, und wenn der feine Draht zu
                              									lang ist, so läßt er nicht so viel Elektricität hindurch, daß er schmelzen kam.
                           Da es aber unzwekmäßig ist, zu jeder Explosion wieder einen feinen Draht an die Enden
                              									der Leitungsdrähte befestigen zu müssen, erdichte Hr. Roberts
                                 										Patronen, wovon eine Anzahl zum Gebrach vorräthig gehalten und eine im
                              									Bedarffall ohne Zeitverlust an den Leitungsdraht
                              									befestigt werden kann. Die Patrone ist eine mit Schießpulver gefüllte Zinnröhre, in
                              									welcher sich die Enden zweier starke Kupferdrähte, verbunden durch einen feinen
                              									Stahldraht, befinde; die Kupferdrähte sind jeder 10 Fuß lang und dienen, um die
                              									Elektricität von dem Leitungsdraht der Batterie an den im
                              									Pulver der Patrone stekenden feinen Draht zu leiten. Diese Kupferdrähte nennt er communicirende Drähte. Die Röhre ist an beiden Enden mit
                              									einem Kork verstopft, der mit einem Kitt überzogen ist, um da Schießpulver troken zu
                              									erhalten; so verkorkt und verkittet kann die Patrone, ohne daß ein Mißlingen zu
                              									befürchten wäre, unter Wasser abgefeuert werden. Die communicirenden Drähte müssen lang genug seyn, um sich vom Grunde des
                              									Bohrlochs im Felsen bis ein paar Fuß über dessen Oberfläche zu erstreken und da
                              									diese Löcher selten mehr als 6 bis 8 Fuß tief sind, so können 10 Fuß als die
                              									Wohnliche Länge der communicirenden Drähte angenommen werde.
                           Das Nähere über die Verfertigung dieser Patronen ist folgendes: Man nimmt 20 Fuß mit
                              									Baumwollgarn überzogenen, starken Kupferdrahts, legt ihn doppelt zusammen und dreht
                              									die beiden Theile am umgebogenen Ende in einer Länge von 6 Zoll recht enge zusammen,
                              										A, Fig. 68; man schneidet
                              									nun mit einer Feile oder einer Beißzange die Schlinge in der Rundung durch, und die
                              									Enden werden nun wie Hörner auf 1/2 Zoll Länge (bei B,
                                 										B) auseinander stehen; die äußersten Punkte dieser 1/2 Zoll auseinander
                              									stehenden Hörner werden nun von dem sie umgebenden Baumwollfaden entblößt und mit
                              									einer Feile gepuzt; nun nimmt man 1/2 Zoll des feinen Stahldrahts, legt ihn quer von
                              									einem Hörn zum andern und läßt ihn (bei C) gut daran
                              									löthen. Durch das Zusammendrehen der Drähte wird verhindert, daß die beiden Hörner
                              									zusammen kommen und der feine Draht durch einen Stoß, welcher einem der
                              									communicirenden Drähte gegeben wird, abbreche. Diese Drahtverbindung ist im Bohrloch
                              									der Wirkung der entzündeten Pulverladung ausgesezt; wenn also nicht Maßregeln zu
                              									ihrer Sicherung getroffen wären, müßte sie bei jeder Explosion zerstört werden. Um
                              									dem vorzubeugen, wird der communicirende Draht zuerst mit Faden umwikelt (gerade so
                              									wie der Leitungsdraht der Batterie) und dann noch einmal mit harten
                              									Peitschenschnüren oder feinen Bindedraht überzogen (lezterer dürfte besser befunden
                              									werden, will er die eingeschlossenen communicirenden
                                 										Drähte vor Beschädigung durch die Felsbruchstüke schüzt). Der an die Enden
                              									des communicirenden Draths gelöthete feine Drath wird bei jeder Entladung zerstört,
                              									indem die Elektricität ihn schmilzt, kann aber für 1 1/2 Pence per Duzend Patronen wieder ersezt werden.
                           Der Körper der Patrone ist eine Zinnröhre von 3 Zoll Lange und 3/4 bis 1 Zoll Weite,
                              									welche zusammengelöthet und vollkommen wasserdicht ist; der feine Draht, welcher die
                              									Hörner des gedrehten Drahts verbindet, befindet sich in der Mitte der Röhre und wird
                              									von einem Kork am Ende der Röhre, durch welchen die zusammengedrehten Drähte
                              									hindurchgehen, fest in dieser Lage gehalten (Fig. 69). Das beste
                              									Verfahren, die zusammengedrehten Drähte fest zu alten, ist, ein Stükchen Kork halb
                              									zu durchspalten, sie in die Spalte zu legen und dann den Kork in die Röhre zu
                              									zwängen, wodurch die Drähte fest in den Spalt geklemmt werden; es muß dabei Acht
                              									gegeben werden, daß die Hörner die Seiten der Patrone nicht berühren und daß der
                              									Kork mit gutem Kitt überzogen werde, indem dieß beiträgt, die Hörner in der
                              									gehörigen Lage zu erhalten. Der von Hrn. R. gewöhnlich angewandte Kitt besteht aus 1
                              									Theil Bienenwachs und 2 Th. Harz; er wird heiß aufgetragen, er erkaltet dann
                              									schnell, ist stark und springt beim Erkalten nicht; doch thut jeder Kitt, der diese
                              									Eigenschaften hat und die Feuchtigkeit kräftig abhält, denselben Dienst. Nachdem der feine Draht
                              									in der Mitte der Zinnröhre gut befestigt ist, füllt man die Patrone mit
                              									Schießpulver. Es muß feines Jagdpulver und vollkommen
                                 										troken seyn; wenn dieß nicht der Fall ist, kann der feine Draht durch die
                              									elektrische Flüssigkeit geschmolzen werden, ohne die Ladung zu entzünden, denn die
                              									Wirkung ist so rasch, daß, wenn das Pulver feucht ist, es kaum getroknet, viel
                              									weniger noch durch das Schmelzen des Drahts entzündet werden kann. Das beste
                              									Verfahren, sich seiner Trokenheit zu versichern, wenn eine große Anzahl Patronen auf
                              									einmal gemacht wird, besteht darin, das Pulver über einer mit kochendem Wasser
                              									gefüllten, dampfdichten Büchse zu erwärmen; wenn man aber nur ein paar Duzend
                              									Patronen zu verfertigen hat, so erwärmt man einen Suppenteller über Feuer und wenn
                              									er etwas heißer ist, als es die Hand ertragen kann, so nimmt man ihn vom Feuer und
                              									schüttet eine zur Füllung von zwei bis drei Patronen hinreichende Menge Pulvers
                              									darauf, schüttelt es zwei oder drei Minuten darauf hin und her und füllt dann die
                              									Patronenröhren damit an; während es noch warm ist werden
                              									die Enden der Patronen verkorkt und die Korkpfropfen mit demselben Kitt überzogen
                              									wie er zu den Korken diente, durch welche der Draht geht.
                           Wir haben nun bloß noch das Verfahren beim Felsensprengen mit dem beschriebenen
                              									Apparat anzugeben. Wenn ein Felsen durch Schießpulver gesprengt werden soll, so muß
                              									vor Allem in den Felsen ein Loch gebohrt werden, welches in seiner Tiefe und seinem
                              									Durchmesser der Festigkeit der Steinart und der loszumachenden Quantität entspricht.
                              									Wir wollen als Beispiel das Loch 6 Fuß tief und 2 Zoll weit annehmen; man reinigt
                              									dasselbe von Staub und Feuchtigkeit durch mehrmaliges Hindurchfahren mit einem
                              									Stroh- oder Wergwisch und schüttet dann die Hälfte der beabsichtigten Menge
                              									Schießpulvers leicht in das Loch, legt eine Patrone darauf und schüttet hierauf den
                              									übrigen Theil der Ladung darüber; das Pulver wird nicht eingestampft, denn je
                              									leichter es aufeinanderliegt, desto besser; die Patrone befindet sich also in der
                              									Mitte der Ladung und ihre langen communicirenden Drähte stehen 3 bis 4 Fuß über den
                              									Felsen hervor. Die Ladung von Pulver und Patrone füllt ungefähr 8 bis 10 Zoll des
                              									Lochs aus.
                           Die nächste Operation ist das Zupfropfen des Minenhalses. Man stoßt einen
                              									Stroh- oder Wergpfropf ungefähr 2 1/2 Fuß tief sanft unter die Oberfläche
                              									hinunter; es bleibt nun ein leerer, d.h. nur lufterfüllter Raum von ungefähr 2 1/2
                              									Fuß Tiefe zwischen dem Pfropf und dem Schießpulver. Hr. Roberts hat es in der Praxis sehr wesentlich gefunden, diesen Zwischenraum
                              									zwischen Pulver und Pfropf zu lassen; denn die Ausdehnung der Luft durch die Flamme
                              									des entzündeten Pulvers vermehrt die Sprengkraft und es wird hier eine ähnliche Wirkung
                              									hervorgebracht, wie wenn eine Kugel nur die halbe Tiefe eines Musketenlaufs
                              									hinabgestoßen wird. Wenn der Pfropf seinen gehörigen Plaz hat, so wird das Loch bis
                              									zur Oberfläche des Felsens mit trokenem Sand aufgefüllt. Das Loch ist nun geladen
                              									und die communicirenden Drähte stehen ungefähr 4 Fuß über die Oberfläche des Felsens
                              									hervor.
                           Wenn der Kasten der Batterie mit einer gesättigten Lösung von Kupfervitriol mit Zusaz
                              									von etwas Schwefelsäure gefüllt ist, wird er in eine passende Entfernung vom Felsen
                              									gestellt, entweder hinter einen großen Stein, oder sonst an einen Plaz, wo er von
                              									den niederfallenden Felsstüken nicht leicht beschädigt werden kann; man seze das
                              									Plattengestell auf den Boden an die Seite des Kastens und habe Acht, daß der
                              									Sicherheitsstift p in dem für ihn bestimmten Loch stete;
                              									nun rolle man den Leitungsdraht auf und verbinde seine freien Enden mit den aus dem
                              									Felsen hervorragenden communicirenden Drähten der Patrone. Dieß geschieht durch
                              									Zusammendrehen derselben; besser aber ist es, wenn eine Verbindungsschraube, Fig. 70, an
                              									jedes freie Ende des Leitungsdrahts gelöthet und die
                              									Enden des communicirenden Drahts schnell damit verbunden
                              									werden, indem in jede Schraube ein Ende eingestekt wird; zwei oder drei Drehungen
                              									derselben machen den Contact vollkommen. Fig. 70 stellt die
                              									Schraube vor; b ist das Loch zum Einsteken des
                              									communicirenden Drahts; c der Leitungsdraht, an die
                              									Verbindungsschraube gelöthet, und d die Schraube. Diese
                              									Vorrichtung ist sehr zwekdienlich, indem die Patrone mit dem Leitungsdraht ohne
                              									Zeitverlust in Verbindung gesezt werden kann, ein guter metallischer Contact
                              									gesichert ist, und wenn die Verbindungsschrauben mit Baumwolle, Firniß oder sonst
                              									einer isolirenden Substanz überzogen werden, so kann der elektrische Strom von dem
                              									ihm vorgezeichneten Weg nicht abgelenkt werden.
                           Ist nun die Patrone mit dem Leitungsdraht der Batterie in Verbindung gesezt, so wird
                              									die Lanyard aufgerollt und das Ende derselben an eine Stelle gebracht, wo der
                              									Operirende in vollkommener Sicherheit steht. Es muß sich nun Jedermann vom Felsen
                              									entfernen, eine Person ausgenommen, welche sich zu überzeugen hat, daß der
                              									Sicherheitsstift an seinem Plaze ist und daß die Scheiben sich nicht einander
                              									berühren. – Der Operirende stellt nun den Kasten so, daß sein Ende dahin
                              									gerichtet ist, von wo die Lanyard angezogen wird, dafür sorgend, daß diese und die
                              									Doppelschnur frei sind; nun sezt er das Plattengestell in den Kasten, in jede Zelle
                              									ein Plattenpaar; die fixe Scheibe muß sorgfältig gegen die Stelle hin gerichtet
                              									seyn, von wo die Lanyard gezogen wird; der Sicherheitsstift wird nun herausgenommen und der
                              									Operirende zieht sich an den Plaz zurük, wo die Lanyard schon hingelegt wurde; er
                              									zieht diese nun sachte und ruhig an; die bewegliche Scheibe gleitet nun hinüber und
                              									kömmt in Contact mit der fixen Scheibe, die Elektricität circulirt und die
                              									Pulverladung explodirt.
                           Fig. 71 zeigt
                              									den ganzen Apparat zum Abfeuern vorgerichtet. In dieser Figur sind a, a die communicirenden Drähte der Patrone; c die Patrone; p das Pulver;
                              										q der Stroh- oder Wergpfropf; b, b die Verbindungsschrauben; x,
                                 										x der Leitungsdraht; l die Lanyard; in der
                              									Mann, welcher dieselbe anzieht; d die Batterie; s leerer Raum; t Material
                              									zum Zupfropfen des Minenhalses.
                           Nach der Explosion muß der Operirende wieder zur Batterie zurükkehren, die Platten
                              									aus den Zellen nehmen, die Lanyard wieder aufwikeln, den Leitungsdraht von den
                              									communicirenden Drähten der Patrone wieder losmachen und ihn ebenfalls aufwikeln.
                              									Die communicirenden Drähte finden sich in der Regel zwischen den Felsstüken
                              									eingeklemmt und müssen hier auch bleiben bis zu ihrer Befreiung durch
                              									Hinwegschaffung der Steine, wo man sie sodann unbeschädigt vorfindet; werden sie
                              									aber gewaltsam unter den Felsstüken hervorgezogen, dann können sie zerbrechen; die
                              									Zinnröhre und der feine Draht der Patrone werden durch die Gewalt der Explosion
                              									zerstört, die communicirenden Drähte aber dienen noch ferner für neue Patronen. Es
                              									ereignet sich manchmal, wenn die Batterie mehrere Tage lang nicht gebraucht worden
                              									war, daß das Papier rings um den Zink so troken wird, daß die erregende Flüssigkeit
                              									längere Zeit bedarf, um durch dasselbe zu dem Zink zu gelangen; versucht man es nun,
                              									die Batterie in Wirkung zu sezen, ehe das Papier mit der Flüssigkeit wohl getränkt
                              									ist, so wird wahrscheinlich keine Elektricität circuliren; um einem solchen
                              									Fehlschlagen zu begegnen, tauche man das Plattengestell entweder 5 bis 10 Minuten
                              									lang in eine Kufe mit Wasser oder lasse die Platten einige Minuten in den Zellen der
                              									Batterie, ehe man die Lanyard anzieht.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
