| Titel: | Verfahren Stärke aus Reis zu bereiten, worauf sich William Thomas Berger von Upper Hemerton, Hackney, in der Grafschaft Middlesex, am 28. Jun. 1841 ein Patent ertheilen ließ. | 
| Fundstelle: | Band 85, Jahrgang 1842, Nr. LXXIV., S. 308 | 
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                        LXXIV.
                        Verfahren Staͤrke aus Reis zu bereiten,
                           								worauf sich William Thomas
                              									Berger von Upper Hemerton, Hackney, in der
                           								Grafschaft Middlesex, am 28. Jun. 1841 ein
                           								Patent ertheilen ließ.
                        Aus dem Repertory of Patent-Inventions. Febr.
                              									1842, S. 108.
                        Berger's Verfahren Staͤrke aus Reis zu bereiten.
                        
                     
                        
                           Meine Erfindung besteht 1) in der Bereitung von Stärke aus Reis durch Anwendung eines
                              									alkalischen Salzes, wodurch der Kleber aufgelöst und frei gemacht wird, so daß das
                              									Stärkmehl dann davon getrennt werden kann;
                           2) in Bereitung der Stärke durch Einweichen der Reiskörner in Wasser und
                              									Gährungsprocesse;
                           3) in Bereitung derselben aus Reis durch Anwendung eines alkalischen Salzes in
                              									Verbindung mit dem Gährungsproceß;
                           4) in einem Verfahren die Stärke zu bläuen.
                           I. Ich nehme 112 Pfd. ganzen oder ungemahlenen, von feiner äußern Hülle aber
                              									befreiten Reis, bringe ihn in ein Gefäß, überschütte ihn mit Wasser, damit er
                              									anschwelle und möglichst viel Wasser einziehe. Nach zweitägigem Einweichen wird das
                              									Wasser durch einen Zapfen am Boden des Gefäßes abgelassen; der Reis wird nun zu
                              									einem feinen Brei gemacht, indem man ihn mit Wasser durch Reibsteine laufen läßt
                              									(oder auf sonst eine Weise) und ihn dann durch ein Sieb von 60 Maschen auf den Zoll
                              									treibt, die groben, im Sieb zurükbleibenden Theile wieder zwischen die Reibsteine
                              									und zurük auf das Sieb bringt, bis Alles durch dieses gegangen ist; sollte mehr
                              									Wasser beim Durchgang des Reises durch die Reibsteine gebraucht worden seyn, als
                              									nöthig ist, um der so geriebenen Masse die Consistenz eines diken Rahms zu geben,
                              									dann thut man wohl, den gemahlenen Reis sich sezen zu lassen, wo dann das
                              									überstehende helle Wasser abgezogen und die Masse wohl umgerührt werden kann. Ich
                              									mache sodann eine Lösung von 7 Pfd. kohlensaurem Natron in 3 1/2 Gallons (35 Pfd.)
                              									warmen oder kalten Wassers, seze die kalte Lösung dem Reis zu, rühre eine halbe
                              									Stunde um und lasse das Ganze 50 bis 60 Stunden lang beisammen, indem ich alle 4
                              									Stunden einmal wohl umrühre. Nun lasse ich das Ganze 12 bis 18 Stunden absezen und
                              									ziehe dann die überstehende Flüssigkeit, welche den Kleber enthält, mittelst eines
                              									Hebers ab. Das Zurükbleibende wird wohl umgerührt und eine zweite Lösung von
                              									kohlensaurem Natron von derselben Stärke und Quantität zugesezt, alle 4 Stunden wohl
                              									gerührt, bis das Ganze wieder 50 bis 60 Stunden beisammen war. Man läßt nun wieder 12 bis 18
                              									Stunden lang absezen, wie früher, wo dann die überstehende Flüssigkeit, welche noch
                              									eine weitere Menge Klebers enthält, wieder mittelst des Hebers abgezogen wird. Die
                              									zurükbleibende Masse wird wohl umgerührt und durch Zusaz von 224 Gallons (2240 Pfd.)
                              									Wasser wohl verdünnt. Diese Mischung wird nun langsam und fortgesezt in eine lange
                              									Kufe gepumpt (wie sie die Stärke-Fabrikanten manchmal zum Reinigen oder
                              									Abtrennen der schweren, untauglichen Theile von der Weizenstärke im breiigen oder
                              									flüssigen Zustande haben), welche drei Abtheilungen hat, wodurch die schwersten
                              									Theile sich in den ersten Kasten oder die erste Abtheilung absezen können; die die
                              									Stärke enthaltende Flüssigkeit fließt über die Zwischenwand in die zweite
                              									Abtheilung, sezt weitere schwere Theilchen ab u.s.f., bis die die Stärke enthaltende
                              									Flüssigkeit frei von aller Grüze und untauglicher Substanz aus der Kufe kömmt. Ein
                              									Arbeiter wird nach einiger Uebung diesen Proceß bald kennen lernen oder kann sich
                              									von dem Vorgang am besten überzeugen, wenn er etwas von der Flüssigkeit in ein Glas
                              									bringt und eine oder zwei Minuten stehen läßt, wo er dann das Grobe, wenn dessen
                              									vorhanden, sich zu Boden sezen sieht, in welchem Falle der durch die Pumpen
                              									herbeigeführte Strom vermindert werden muß, was die gewünschte Wirkung hervorbringt.
                              									Wenn nun alle Flüssigkeit durch die Kufe gepumpt ist, nehme ich das Grobe aus jeder
                              									Abtheilung und seze (wo nöthig) ihm eine weitere kohlensaure Natronlösung in
                              									gleicher Menge und von gleicher Stärke zu, lasse 24 Stunden lang stehen, worauf es
                              									wie früher mit kaltem Wasser verdünnt und sorgfältig durch die Kufe gepumpt wird.
                              									Die erhaltenen Flüssigkeiten enthalten, wie schon erwähnt, die Stärke; man läßt sie
                              									in Kufen stehen, in welchen sie von der Abtrennungskufe kommend aufgenommen werden,
                              									bis sich alle Stärke abgesezt hat; das überstehende Wasser wird sodann mittelst des
                              									Hebers abgezogen, die Stärke umgerührt, ausgewaschen, abgeseiht und wie gewöhnlich
                              									fertig gemacht.
                           II. Was den zweiten Theil meiner Erfindung betrifft, so pflegt man bei der
                              									Fabrication der Stärke aus Getreide (gewöhnlich Weizen) dasselbe vor dem Einweichen
                              									zu mahlen; allein bei der Sprödigkeit des Reises würde es kostspielig und
                              									nachtheilig seyn, ihn zu feinem Mehl zu mahlen, und ich habe entdekt, daß die
                              									nöthige Gährung bei den Reiskörnern bewirkt werden kann, ohne daß derselbe vorher
                              									gemahlen wird; ich bewerkstellige dieselbe entweder durch bloßes Einweichen, oder
                              									durch dieses in Verbindung mit einem Malzproceß, bei welchem jedoch, wie ich glaube,
                              									keine Keimung stattfindet. Ich verfahre dabei wie folgt. Ich bringe eine gegebene
                              									Quantität von den äußern
                              									Häutchen befreiten Reises in ein Gefäß und seze so viel Wasser hinzu, daß es 6 bis 9
                              									Zoll darüber steht, lasse dieß 14 Tage lang stehen, wo dann das Wasser mittelst
                              									eines Zapfens am untern Theil des Gefäßes abgelassen wird. Der Reis wird nun dem
                              									Malzproceß unterworfen; er wird nämlich herausgenommen und 6 bis 9 Zoll hoch auf
                              									eine vollkommen reine Holzfläche ausgebreitet, täglich ein- bis zweimal sehr
                              									sorgfältig umgekehrt, oder noch öfter, wenn sich Zeichen einstellen sollten von der
                              									Erwärmung des Reises. Man läßt ihn in diesem Zustand bis er so mürbe ist, daß er
                              									zwischen dem Daumen und Finger sich leicht zerdrüken läßt, was gewöhnlich nach 4 bis
                              									6 Tagen der Fall ist. Er wird nun gesammelt und durch Reibsteine oder sonst ein
                              									Mittel zu einem Brei gerieben. Sollte der Reis troken oder beinahe troken geworden
                              									seyn, so ist es gut, ihn über Nacht in einer Kufe in Wasser einzuweichen, weil dieß
                              									seine Zermalmung sehr erleichtert. Wenn er von der Mühle kommt, wird er durch ein
                              									Sieb geschlagen und das Grobe und die schweren Theile werden wiederholt gemahlen und
                              									gesiebt, bis alles durch das Sieb ist, wo ich dann dem Brei auf je 112 Pfd. Reis 224
                              									Gallons (2240 Pfd.) Wasser zuseze, wohl umrühre und durch eine Kufe pumpe, welche,
                              									wie oben beschrieben, mit Abtheilungen versehen ist; die schweren Theilchen werden
                              									aus den verschiedenen Abtheilungen wieder herausgenommen und, wo nöthig, noch einmal
                              									gemahlen. Es wird nun wie vorher verdünnt und durch die Kufe gepumpt, wobei das
                              									Untaugliche aus den Abtheilungen herausgenommen wird. Die die Stärke enthaltende
                              									Flüssigkeit läßt man in der Kufe stehen, welche sie bei ihrem Ablaufen aus der
                              									Abscheidungskufe aufnimmt, bis die Stärke sich vollkommen abgesezt hat; das
                              									überstehende Wasser wird dann abgelassen und alle braune Substanz von der Oberfläche
                              									des Stärkmehls entfernt. Die Stärke wird nun umgerührt, ausgebreitet und wie
                              									gewöhnlich fertig gemacht. Manchmal erreiche ich durch bloßes Einweichen der
                              									Reiskörner schon die gewünschte Gährung, ohne das sogenannte Malzen vornehmen zu
                              									müssen. Ich bringe zu diesem Zweke eine gegebene Menge Reises ohne Hüllen in ein
                              									Gefäß und seze so viel Wasser hinzu, daß es 9 bis 12 Zoll darüber steht. Man läßt
                              									ihn so 5 bis 6 Wochen lang stehen, wo sodann der Kleber zersezt und wenigstens
                              									theilweise durch seine freiwillige Gährung aufgelöst erhalten wirb; nach Verlauf
                              									dieser Zeit wird die dike, schleimige, den Kleber und andere Substanzen enthaltende
                              									Flüssigkeit durch einen Zapfen am Boden des Gefäßes abgelassen. Der nun mürbe Reis
                              									kann leicht in breiigen Zustand versezt werden, indem man ihn Reibsteine und Siebe,
                              									wie oben beschrieben, passiren läßt. Diesem Brei werden aus je 112 Pfd. Reises 224
                              									Gallons Wasser zugesezt,
                              									alles wohl umgerührt, durch die Abtrennungskufe, wie oben, gepumpt etc.
                           Ich muß hier bemerken, daß wenn die Farbe der (nach irgend einer der vorgehenden
                              									Methoden bereiteten) Stärke nicht ganz so rein seyn sollte, als man wünscht, ich
                              									eine Auflösung von 4 Pfd. Chlorkalk in 240 Pfd. Wasser bereite, sie gut absezen
                              									lasse, die helle Flüssigkeit abgieße und sie 112 Pfunden Reis zuseze, die Mischung 2
                              									Stunden lang wohl umrühre und dann 12 Stunden lang stehen lasse, wo dann die
                              									Flüssigkeit abgelassen, die Stärke umgerührt, gewaschen, ausgebreitet und wie
                              									gewöhnlich vollendet wird. Eine Chlornatronlösung leistet dieselben Dienste.
                           III. Die Verbindung der beiden oben beschriebenen Processe muß ich vorzugsweise
                              									empfehlen, da das Product derselben besser zu seyn scheint. – Ich nehme nach
                              									einer der erwähnten Verfahrungsweisen zum Gähren und in breiigen Zustand gebrachten
                              									Reis, seze die Lösung eines alkalischen Salzes, gewöhnlich kohlensauren Natrons,
                              									nach obiger Vorschrift bereitet, auf 112 Pfd. im Brei enthaltenen Reises hinzu,
                              									rühre eine halbe Stunde lang wohl um und lasse sie dann 50 bis 60 Stunden lang
                              									stehen, während alle 4 Stunden umgerührt wird; man läßt sie nun 12 bis 18 Stunden
                              									lang ruhig absezen und zieht dann die farblose überstehende Flüssigkeit ab. Die
                              									Masse wird hierauf gut umgerührt, auf je 112 Pfd. Reis mit 224 Gallons Wasser
                              									verdünnt, wie oben durch die Abtrennungsgefäße gepumpt und wie gewöhnlich
                              									vollendet.
                           Bemerkung. Wenn das Product eines der obigen Processe
                              									nach dem Auswaschen eine freiwillig eintretende Gährung zeigen sollte, so seze man 1
                              									Unze Schwefelsäure, mit 10 Pfd. Wasser verdünnt, auf je 112 Pfd. Reis hinzu.
                           IV. Bekanntlich wurde bisher zum Bläuen der Stärke Schmalte genommen; ich aber benuze
                              									hiezu den künstlichen Ultramarin. Es muß bei der Anwendung desselben darauf gesehen
                              									werden, daß jede in der Stärke etwa vorhandene Säure durch ein Alkali neutralisirt
                              									ist, um dessen gewiß zu seyn, man eher das Alkali noch etwas vorwalten läßt. Der
                              									Ultramarin kann sodann in beliebiger Menge hinzugesezt werden.