| Titel: | Ueber künstlich gebildetes Spiegeleisen durch einen Zusaz von Schwefel zu grauem Roheisen. Von v. Huëne. | 
| Fundstelle: | Band 85, Jahrgang 1842, Nr. LXXXVIII., S. 375 | 
| Download: | XML | 
                     
                        LXXXVIII.
                        Ueber kuͤnstlich gebildetes Spiegeleisen
                           								durch einen Zusaz von Schwefel zu grauem Roheisen. Von v. Huëne.
                        Aus Erdmann's und Warchand's Journal fuͤr praktische
                           								Chemie, 1842, Nr. 13.
                        v. Huëne, uͤber kuͤnstlich gebildetes
                           								Spiegeleisen durch einen Zusaz von Schwefel zu grauem Roheisen.
                        
                     
                        
                           Bei der Darstellung von Schwefeleisen beobachtete man auf der Eisengießerei in
                              									Dahlbruch bei Siegen die interessante Erscheinung, daß sich durch den Zusaz einer
                              									geringen Quantität Schwefel zu grauem Roheisen schönes Spiegeleisen bildet. Dasselbe
                              									hat alle äußeren Merkmale des Spiegeleisens, welches aus den Spatheisensteinen zur
                              									Stahlfabrication erzeugt wird; einige gut gelungene Proben hatten nicht allein die
                              									großen hellen Spiegelflächen und Kronen, sondern sie zeigten sogar die schwer
                              									erklärbare Bildung der bandartigen Streifung, indem sich oben oder unten, oder auch
                              									auf beiden Seiten Streifen von grauem Eisen ausgeschieden hatten, zwischen welchen
                              									die hellen Spiegel eingeschlossen waren.
                           Man versuchte nun auch das Verhalten des natürlichen, aus Spatheisenstein erblasenen
                              									Spiegeleisens bei dem Zusaze von Schwefel. Das Resultat war nicht weniger
                              									überraschend als das erste. Von der großblättrigen spangligen Textur des angewandten
                              									Eisens war nach der Einwirkung des Schwefels keine Spur mehr aufzufinden; das Eisen
                              									war vollständig gleichmäßig in graues Roheisen umgeändert worden.
                           Bei beiden Versuchen hatte sich auf der Oberfläche eine leichte schwarze Masse
                              									abgesezt, die aus Graphit und Schwefeleisen bestand.
                           Das Eisen, welches zu den Versuchen angewandt worden war, hatte man aus
                              									manganhaltigem Brauneisenstein bei Holzkohle und kaltem Winde erblasen.
                           Es schien interessant, dieselben Versuche auch mit einem Eisen anzustellen, welches
                              									nicht die geringste Spur von Mangan enthalten konnte, weil bei erfolgenden gleichen
                              									Resultaten die Bestätigung der Ansicht erlangt werden mußte, daß der Mangangehalt
                              										im Roheisen nicht bedingend sey für die Bildung der
                              									Spangel oder des neutralen (?) Kohleneisens.
                           Zur Erlangung dieses Zwekes wählte ich Roheisen von der Michelbacher Hütte bei
                              									Wiesbaden, welches aus RotheisensteinAnalyse des Rotheisensteines aus der Schaalsteinformation bei Dietz an der
                                    											Lahn:Kieselerde=  1,07Eisenoxyd=93,67Thonerde=  2,20Kalkerde=  0,22Glühverlust=  0,51–––––––97,67.Spec. Gew.=  5,003. mit Kalkzuschlag bei Holzkohlen und heißem Wind erzeugt wirb. Sowohl die
                              									Erze, wie auch die Zuschläge, sind frei von Mangangehalt.
                           In eine gewöhnliche Gießkelle brachte man gestoßenen Schwefel und goß hierauf mit
                              									einer zweiten Kelle aus dem Herde des Hohofens geschöpftes, gahr abgefüttertes
                              									graues Roheisen. Die Verbindung des Schwefels mit dem Eisen erfolgte unter heftiger
                              									Ausscheidung von Graphit und Schwefeleisen und der Verbrennung des größten Theils
                              									des Schwefels. Nachdem die leztere beendet war, goß man das flüssige Eisen, welches
                              									von der ausgeschiedenen Masse bedekt wurde, in eine Sandform aus, um es zu erkalten.
                              									Nach dem Zerschlagen zeigte das umgebildete Eisen auf der Bruchfläche schöne helle
                              									Spiegel und Kronen in Drusenräumen; auch die bandartige Streifung war bei einer
                              									Probe deutlich ausgesprochen. So vollkommen spanglig, wie die Proben in Dahlbruch,
                              									gelangen die auf der Michelbacher Hütte nicht, da bei keiner einzigen die
                              									Spiegelflächen ununterbrochen durch die ganze Stärke des Eisens fortsezten. Am
                              									besten waren die Proben gelungen bei einem Verhältnisse des gepulverten Schwefels
                              									zum grauen Roheisen = 1 : 5 und 1 : 8; indessen könnest diese Verhältnisse kein
                              									bestimmtes Anhalten geben. Sämmtliche Versuche hatten weißes Eisen zum Resultat,
                              									wenn auch die Spiegelflächen nicht bei allen deutlich hervortraten.
                           Es kam nun darauf an, die Zusammensezung des umgewandelten Eisens zu ermitteln,
                              									besonders um den Gehalt desselben an Kohle und die Art ihres Vorhandenseyns zu
                              									erfahren, da nur hiedurch die Identität des künstlich dargestellten und des
                              									natürlichen Spiegeleisens hervortreten konnte.
                           Zur Bestimmung eines jeden Bestandtheils wurde eine besondere Quantität Eisen
                              									verwegen.
                           
                        
                           1. Bestimmung des Schwefels.
                           Das pulverisirte Eisen wurde in einem Kolben mit Salzsäure übergossen, wodurch sich
                              									Schwefelwasserstoff entwikelte, der durch eine Auflösung von essigsaurem Bleioxyd
                              									geleitet wurde. Dieselbe wurde durch den Schwefelwasserstoff zersezt, und braunes
                              									Schwefelblei fiel nieder. Zur genauen Berechnung des Schwefels wurde das
                              									Schwefelblei, nachdem man es auf einem Filter gesammelt hatte, in schwefelsaures
                              									Bleioxyd verwandelt, welches auf einem troken gewogenen Filter von der Flüssigkeit
                              									getrennt, getroknet und sodann zur Ermittelung des Schwefelgehaltes gewogen
                              									wurde.
                           In 1,363 Gr. Eisen fand ich 0,008729 Gr. Schwefel, oder 0,607 Proc. Schwefel.
                           
                        
                           2. Bestimmung des Siliciums.
                           Die Auflösung des Eisens in Königswasser wurde bis zur Trokne eingedampft, um die
                              									ausgeschiedene Kieselerde unlöslich zu machen. Die trokne Masse befeuchtete man mit
                              									Salzsäure und löste sie zwei Stunden nachher in Wasser auf, wobei die Kieselerde in
                              									Gestalt leichter Floken ungelöst zurükblieb und leicht durch das Filter getrennt
                              									werden konnte. Nach dem Verbrennen des Filters und dem Glühen der Kieselerde wurde
                              									dieselbe zur Berechnung des Siliciums gewogen. 3,130 Gr. Eisen lieferten auf diese
                              									Weist 0,0331 Gr. oder 1,054 Proc. Silicium.
                           
                        
                           3. Ermittelung des
                                 									Kohlengehalts.
                           
                              a) Gebundene
                                    										Kohle.
                              Dieselbe geschah durch Zersezung des Eisens durch Chlorsilber. Das Eisen wurde
                                 										auf einen Kuchen von geschmolzenem Chlorsilber gelegt, welches etwa das
                                 										Fünf- bis Sechsfache des angewandten Eisens betrug; das Ganze brachte man
                                 										in ein Becherglas und übergoß es mit Wasser, zu dem einige Tropfen Salzsäure
                                 										gesezt worden waren. Nach 18 Tagen war die Zersezung beendet. Die Kohle wurde
                                 										behutsam von dem theilweise zu Silber reducirten Chlorsilber abgewaschen und
                                 										durch ein gewogenes Filter von der Flüssigkeit getrennt und sodann gewogen. Von
                                 										dem erhaltenen Procentgehalt mußte der Siliciumgehalt noch abgezogen werden. In
                                 										1,196 Gr. Eisen fanden sich 7,134 Proc. Kohle und Kieselsäure, also 4,93 Proc.
                                 										reine Kohle.
                              
                           
                              b) Der Graphit.
                              Die Behandlung des kohligen Rükstandes von einer Auflösung des Eisens in
                                 										Salzsäure mit Aezkalilauge zeigte, daß nur gebundene Kohle und kein Graphit in
                                 										dem Eisen vorhanden war.
                              
                           
                        
                           4. Bestimmung des Eisens.
                           Aus der Auflösung des Eisens in Salzsäure, welche zur Bestimmung des Graphits gemacht
                              									worden war, fällte man das Eisenoxyd durch Ammoniak und berechnete hieraus den
                              									Eisengehalt.
                           
                           Mangan oder eine andere Beimischung im Eisen konnte bei keiner Analyse nachgewiesen
                              									werden. Angewandtes Eisen = 1,106, Eisengehalt darin = 1,040, oder 94,03 Proc.
                           Recapitulation.
                           
                              
                                 Eisen
                                 =
                                   94,03 Proc.
                                 
                              
                                 gebundene Kohle
                                 =
                                     4,93  
                                    											–
                                 
                              
                                 Silicium
                                 =
                                     1,05  
                                    											–
                                 
                              
                                 Schwefel
                                 =
                                     0,61  
                                    											–
                                 
                              
                                 
                                 
                                 ––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 
                                   100,62 Proc.
                                 
                              
                                 Spec. Gew:
                                 =
                                 7,453.