| Titel: | Young's und Delcambre's Buchdruker-Sezmaschine. | 
| Fundstelle: | Band 85, Jahrgang 1842, Nr. CIII., S. 421 | 
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                        CIII.
                        Young's und Delcambre's
                           								Buchdruker-Sezmaschine.
                        Aus dem Mechanics' Magazine. Jun. 1842, S.
                              								498.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              									VII.
                        Young's und Delcambre's Buchdruker-Sezmaschine.
                        
                     
                        
                           Mit bewunderungswürdiger Energie und Ausdauer haben die HHrn. Young und Delcambre nach Besiegung unzähliger
                              									Schwierigkeiten einen Lettern-SezapparatMan vergl. polytechn. Journal Bd. LXXXII.
                                       												S. 331. zu Stande gebracht, der beinahe alles, was sie sich zum Ziel gestekt hatten,
                              									leistet, während er zugleich frei ist von jener allzu complicirten Zusammensezung,
                              									welche die Resultate der früheren Bemühungen obiger Herren charakterisirte. Die
                              									Maschine selbst sezt zwar die Lettern nicht in drukfertigen Zustand, dieß lag nie in
                              									der Absicht der Erfinder, sondern sie erleichtert die Kunst des Sezens dergestalt,
                              									daß die Arbeit, welche bisher kräftige, bis auf einen gewissen Grad und in einer
                              									gewissen Richtung gebildete Männer in Anspruch nahm, jezt von Kindern und
                              									Frauenzimmern weit schneller verrichtet wird. Es mag allerdings an dem Apparate noch
                              									mancherlei geben, worin er hinter der Handarbeit zurükbleibt, z.B. das
                              									selten- oder stellenweise Sezen in verschiedener Schrift, Antiqua, Cursiv
                              									etc., oder das Sezen algebraischer Formeln; bedenken wir jedoch, wie viel der
                              									Apparat bereits leistet, so können wir uns der Hoffnung hingeben, daß es dem
                              									mechanischen Genie gelingen werde, endlich auch diese Schwierigkeiten zu
                              									überwinden.
                           Die Abbildungen stellen die Maschine dar, wie sie gegenwärtig täglich in dem Etablissement der
                              									HHrn. Young und Delcambre 110.
                              									Chancery-lane, in Thätigkeit gesehen werden kann. Fig. 23 ist eine vordere,
                              										Fig. 24
                              									eine hintere Ansicht derselben. Die Maschine hat ihrem äußeren Ansehen nach viel
                              									Aehnlichkeit mit einem Cottagepiano ohne Gehäuse. Wie dieses Instrument hat sie eine
                              									Reihe von Tasten, vor denen der Sezer sizt. So viel, alphabetische Buchstaben und
                              									Varietäten derselben, nebst den nöthigen Zahlen, Spatien u.s.w., eben so viele
                              									Tasten sind vorhanden. Jede Taste enthält einen besondern Buchstaben oder ein
                              									Schriftzeichen eingravirt, und die Anordnung derselben ist so getroffen, daß die am
                              									häufigsten vorkommenden Buchstaben etc. an einer Seite, da wo der Sezer sizt, die
                              									selteneren entfernter liegen. An die Tasten ist eine gleiche Anzahl senkrechter
                              									stählerner Hebel A, A befestigt, welche oben mit einer
                              									Reihe langer messingener Canäle B, B in Verbindung
                              									stehen. Leztere sind mit Lettern gefüllt und zwar jeder mit derjenigen Gattung,
                              									welche dem auf dem zugehörigen Hebel markirten Buchstaben oder Schriftzeichen
                              									entspricht. So oft der Hebel in Folge des Niederdrukens der Taste in Thätigkeit
                              									gesezt wird, zieht er eine Letter aus ihrem Canal. Um die Beschleunigung der
                              									herabfallenden Typen, welche die Thätigkeit des Hebels beeinträchtigen könnte, zu
                              									mäßigen, haben die Canäle eine geneigte Lage und die Einwirkung des Hebels erfolgt
                              									von der Seite her, wobei derselbe immer die unterste Letter der Colonne losmacht.
                              									Hinter den Canälen, rechtwinkelig zu denselben, befindet sich eine geneigte Ebene
                              										C, in deren Oberfläche in gleicher Anzahl mit den
                              									Canälen eine Reihe krummer Rinnen eingeschnitten ist, welche mit den Canälen in
                              									Communication stehen. Sämmtliche Rinnen führen in einen unten bei D befindlichen allgemeinen Behälter oder Canal, und ihre
                              									Krümmung ist in Rüksicht auf ihre gegenseitige Lage so genau berechnet, daß wenn
                              									einmal eine Letter aus ihrem Canal gestoßen ist und nun eine dieser Rinnen
                              									hinabgleitet, keine darauf losgelassene Letter die untere Mündung vor der ersteren
                              									erreichen kann, der Sezer mag so schnell arbeiten als er will.
                           So viel über die Construction der Maschine im Allgemeinen. Wir wollen nun annehmen,
                              									sie sey in Thätigkeit zu sezen. Das erste, worauf man achten muß, ist, nachzusehen,
                              									ob alle Canäle richtig und verhältnißmäßig gefüllt sind. Dieß Geschäft wird durch
                              									Knaben besorgt, welche von jeder Letter eine Quantität in hölzerne Büchsen einsezen
                              									und von da in die Canäle legen. Das Einsezen in die Büchsen wird ganz auf dieselbe
                              									Weise wie in Letterngießereien bewerkstelligt und geht außerordentlich rasch vor
                              									sich. Eine fortwährend im Gange befindliche Maschine erfordert zu diesem Zweke die
                              									Dienstleistungen zweier Knaben. Wenn die Canäle gehörig gefüllt sind, so beginnt die vor dem Instrument
                              									sizende Sezerin (wir nehmen an, die Maschine werde von einem Mädchen bedient) das
                              									vor ihr befindliche Manuscript auf der Claviatur abzuspielen, und indem sie eine
                              									Taste nach der andern niederdrükt, befördert sie die den Taften entsprechenden
                              									Buchstaben nach der gemeinschaftlichen Mündung. Dabei ist die Einwirkung der Hebel
                              									auf die Letterncolonnen so adjustirt, daß immer nur eine Letter auf einmal sich
                              									ablöst. Die gemeinschaftliche Canalmündung ist gegen ihr Ende hin 10 bis 12 Zoll
                              									weit gekrümmt und, wenn die Maschine zu arbeiten beginnt, der ganzen Länge dieser
                              									Krümmung nach mit Quadraten gefüllt. Diese Quadrate dienen als Unterlage, auf welche
                              									die Lettern fallen, bis eine hinreichende Anzahl derselben sich angehäuft hat, um
                              									für die darauffolgenden einen Stüzpunkt abzugeben. Jede Letter wird, sobald sie das
                              									Ende des geraden Theils des Mündungscanals erreicht hat, durch eine kleine
                              									hin- und herschwingende Vorrichtung vorwärts gedrängt. Ein Excentricum,
                              									welches vermittelst eines kleinen Räderwerks, wie Fig. 24 zeigt, durch
                              									einen Knaben umgetrieben wird, sezt diese Vorrichtung in Thätigkeit. Von dem
                              									Mündungscanal gleiten die Lettern längs einer horizontalen Messingschiene E nach der Sezbüchse F, wo
                              									sie durch einen Hülfssezer in Zeilen geordnet und diese ausgeschlossen, d.h. durch
                              									eingeschobene Spatien justisicirt werden. Diese Sezbüchse entspricht in jeder
                              									Hinsicht dem gewöhnlichen Winkelhaken, und wird mit gleicher, wo nicht mit größerer
                              									Leichtigkeit gehandhabt. Wenn die erforderliche Anzahl von Zeilen gesezt ist, so
                              									werden sie ganz auf die gewöhnliche Weise in ein Schiff gebracht. Die darauf
                              									folgenden Proceduren haben mit der vorliegenden Erfindung nichts gemein.
                           Nach erfolgtem Letternabdruk hat der Sezer nach dem gewöhnlichen System die Lettern
                              										„abzulegen“, d.h. dieselben auseinander zu nehmen und in
                              									die ihnen zugewiesenen Fächer des Schriftkastens zu vertheilen; bei der Maschine
                              									jedoch wird das Geschäft der Vertheilung durch zwei Knaben verrichtet, während zwei
                              									andere, wie oben bemerkt wurde, damit beschäftigt sind, die Lettern in Reihen
                              									einzusezen und die verschiedenen Canäle damit anzufüllen.
                           Die Maschine erfordert im Ganzen sieben Personen zu ihm Bedienung, nämlich eine,
                              									welche die Claviatur spielt, eine andere, die an der Sezbüchse arbeitet, eine
                              									dritte, welche das Excentricum in Thätigkeit sezt, zwei zum Füllen der Canäle und
                              									zwei zum Ablegen der Lettern. Es möchte hienach beim ersten Anblik scheinen, als ob
                              									die Maschine der gewöhnlichen Sezmethode aus freier Hand nachstehe; allein von
                              									obigen sieben Personen sind zwei weiblichen Geschlechtes, die übrigen fünf ganz
                              									junge Knaben, und diese können nach einer nur dreimonatlichen Uebung 6000 Lettern in
                              									einer Stunde sezen,
                              									während ein guter Sezer auf gewöhnlichem Wege durchschnittlich nicht mehr als 1700
                              									Lettern zu sezen im Stande ist. Die sieben Weiber- und Kinderhände leisten
                              									daher die Dienste von wenigstens drei kräftigen Männern, und da sie weniger Kosten
                              									an Arbeitslohn verursachen, so betragen die mittlern Kosten pro 1000 Lettern kleine Textschrift (brevier)
                              									nur 2 Pence, was wenigstens um die Hälfte wohlfeiler ist, als der Preis, um welchen
                              									das gewöhnlichste Buch von Lehrjungen gesezt werden kann.
                           Wenn aber einmal die zum Spielen der Claviatur und zum Justificiren verwendeten
                              									jungen Mädchen eine größere Fertigkeit erlangt haben, was die Uebung allein geben
                              									kann, so zweifeln wir nicht, daß sie im Stande seyn werden, weit mehr als 6000
                              									Lettern in der Stunde zu sezen. Die Arbeit des Knaben, welcher das Excentricum in
                              									Thätigkeit sezt, kann übrigens ganz gespart werden; denn er thut nichts, was nicht
                              									eben so gut durch eine von der Clavier spielenden Person ausgehende Pedalbewegung
                              									bewirkt werden könnte; man kann die excentrische Bewegung etwa auch vermittelst
                              									eines endlosen Bandes mit der Dampfmaschine, wenn eine solche zum Betrieb der
                              									Pressen eingeführt seyn sollte, in Verbindung bringen.
                           Der Verfertiger der gegenwärtig in Chancery-lane aufgestellten Sezmaschine ist
                              									Hr. J. G. Wilson zu Clerkenwell. Die Maschine kostet 100
                              									Pfd. Sterl., wozu noch eine kleine jährliche Summe kommt, welche die Patentträger
                              									für die Berechtigung sich derselben bedienen zu dürfen, in Anspruch nehmen.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
