| Titel: | Ueber ein Flachsdarrhaus, welches durch Hrn. Fabriken-Commissarius Hofmann in Breslau auf dem Gute Quaritz des Hrn. Baron v. Tschammer nach Clöter's Angaben mit Verbesserungen erbaut wurde. | 
| Autor: | Clöter | 
| Fundstelle: | Band 88, Jahrgang 1843, Nr. VII., S. 22 | 
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                        VII.
                        Ueber ein Flachsdarrhaus, welches durch Hrn.
                           Fabriken-Commissarius Hofmann in Breslau auf dem Gute Quaritz des Hrn.
                           Baron v. Tschammer nach
                           Cloͤter's
                           Angaben mit Verbesserungen erbaut wurde.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              I.
                        Clöter's Flachsdarrhaus.
                        
                     
                        
                           In den Verhandlungen des
                                    Vereins zur Beförderung des Gewerbfleißes in Preußen, 1842 4te
                                 Lieferung, S. 131 findet sich folgender von einem hohen Finanzministerium
                              zur Bekanntmachung mitgetheilter Bericht:
                           
                              „Der Pfarrer Florian Clöter zu Schönbrunn bei
                                 Wunsiedel (jezt in München) hat einen Apparat zum Dörren des Flachses angegeben,
                                 der bei den Landleuten seiner Gemeinde eingeführt ist und sich als zwekmäßig
                                 bewährt hat. Eine Beschreibung dieses Apparats ist von demselben in einer unter
                                 dem Titel: „Ueber das Troknen mit Luft“ erschienenen
                                 Broschüre veröffentlicht worden. Praktische Anwendung hat das Verfahren in
                                 Schlesien auf dem dem Baron v. Tschammer gehörigen
                                 Gute Quaritz bei Klobschen erhalten, wo ein Darrhaus nach der Angabe des
                                 Pfarrers Clöter erbaut ist.
                              
                           
                              Im Nachstehenden ist der Bericht, welchen der Fabriken-Commissarius, Hr.
                                 Hofmann in Breslau, darüber an Se. Excellenz den
                                 Herrn Finanzminister abgestattet hat, abgedrukt.
                              
                           
                              An der Stelle, wo die neu zu erbauende Flachsdarre hinkommen sollte, war bereits
                                 ein Haus errichtet, welches so viel als möglich mit benuzt werden sollte.
                                 Die Anlage konnte also nicht ganz genau so werden, wie sie mir die übersendete
                                 Zeichnung angab. Auch mußte der Darr-Raum größer werden, da man ein
                                 bedeutendes Quantum Flachs zu bearbeiten beabsichtigte.
                              
                           
                              Auf Tafel I ist Fig. 23 der Grundriß der ganzen Anlage und Fig. 24 ein
                                 Querdurchschnitt nach A, B. Durch eine Thür von
                                 Außen und eine Treppe gelangt man in den tiefer liegenden Raum a, von welchem aus der Ofen C geheizt und auch die Röhren c und d gereinigt werden. Durch eine kleine eiserne Thür
                                 kann man in der Darrkammer zum Ofen gelangen, der hier so dargestellt ist, wie
                                 er sich zeigt, wenn die Deke von den Luftcanälen abgenommen ist, in denen die
                                 Heizröhren liegen.
                              
                           
                              Da ich aus Erfahrung weiß, daß man das Brennmaterial am besten benuzt, wenn man
                                 so viel als möglich die Flamme mit den zu heizenden Flächen in Berührung bringt,
                                 so bin ich von der Ofenconstruction des Hrn. Clöter
                                 etwas abgewichen, und habe das Feuer nicht so in das Mauerwerk hineingelegt, wie
                                 dieser es vorschreibt, sondern habe den Ofen so construirt, wie er in Fig. 25,
                                 26
                                 und 27 in
                                 größerem Maaßstabe dargestellt ist.
                              
                           
                              Fig. 25
                                 zeigt den Ofen im Längendurchschnitt, Fig. 26 im
                                 Querdurchschnitt durch den Rost, und Fig. 27 in einem
                                 horizontalen Querdurchschnitte über den Rost. In den Figuren 25, 26 und
                                 27
                                 bezeichnen gleiche Buchstaben dieselben Gegenstände. Es ist a die Feuerthür, b der
                                 Rost, welcher mit seinem vordem Ende auf einer eisernen Platte ruht, die mit dem
                                 Heizkasten zusammenhängt. Hinten liegt der Rost auf einer eingemauerten eisernen
                                 Schiene. c der Heizkasten ist aus eisernen Platten
                                 zusammengesezt, welche inwendig mit 1 1/2'' langen eisernen Stiften versehen
                                 sind, die in verschiedener schiefer Richtung an die Platten angegossen worden,
                                 um die innere Auskleidung festzuhalten. Diese innere Auskleidung besteht aus
                                 Töpferthon, der mit so viel Charmottemehl vermischt wird, als er nur aufnehmen
                                 kann, damit sich das Gemenge noch gut zwischen die Zaken einkleben läßt. Diese
                                 Charmotte brennt sich mit dem Thone ganz fest zusammen und bildet einen sehr
                                 feuerbeständigen Ueberzug, der das Eisen so gegen die Flamme schüzt, daß es
                                 davon nicht angegriffen werden kann.
                              
                           
                              Die Flamme geht von dem Roste b aus über die
                                 sogenannte Feuerbrüke d und wird hier
                                 zusammengehalten, damit sich die Hize recht concentrire und alle aus dem
                                 Brennmaterial entwikelten Gase verbrennen. Selten geht die Flamme länger als der
                                 noch übrige Theil des Heizkastens ist, und es ist meistens nur noch der heiße
                                 Rauch, welcher in das gußeiserne Rohr hineingeht. Aus diesem geht der Rauch in Röhren f, die von Blech gemacht sind, und aus diesen tritt
                                 er in den Schornstein ein. Die Blechröhren sind da, wo sie mit dem gußeisernen
                                 Rohre zusammenstoßen, 3/4 Linien in Eisen stark, und nehmen in der Eisenstärke
                                 ab bis auf 1/4 Linie. Aus dem Grundriß Fig. 23 ersieht man,
                                 wie die Röhren den Rauch hin- und herführen, auch wie jedes Rohr am Ende
                                 geöffnet werden kann, damit es leicht zu reinigen ist. Für diesen Zwek ist auf
                                 der andern Seite der Heizkammer noch eine Vertiefung f angebracht, die oben, so weit die Treppe geht, mit Latten überdielt
                                 ist; der hintere Theil ist überwölbt.
                              
                           
                              Die Luft, welche der Ofen erwärmen soll, geht bei g
                                 durch eine Oeffnung über dem Raume f in einem
                                 zugedekten Canale nach h und dann in die Canäle, in
                                 welchen die erwärmten Röhren liegen. Die kalte Luft geht also dem heißen Rauch
                                 entgegen, und wird nach und nach erwärmt, so wie sich der Rauch nach und nach
                                 abkühlt. Endlich kommt die Luft bis zum Heizkasten, steigt in dem darauf
                                 aufgeführten Mauerwerk in die Höhe und strömt durch die angebrachten Löcher nach
                                 der Seite in die Heizkammer. Wie das Mauerwerk den Heizkasten und die Röhren
                                 umschließt, ist besonders aus Fig. 25 und 26 zu
                                 ersehen. – In der Trokenkammer sind über dem Ofen zwei Balkenlagen k, k angebracht, welche mit Latten überdielt sind,
                                 zwischen denen Spielräume von 1/2 Zoll Breite gelassen sind, damit die aus dem
                                 Ofen kommende warme Luft in die höheren Räume steigen kann. Durch die Thüren l und m wird der zu
                                 darrende Flachs in die Trokenkammer gebracht und so viel als möglich lose und
                                 aufrecht hingestellt; wenn die Kammer voll ist, werden die Oeffnungen l und m mit den eisernen
                                 Thüren verschlossen. Ganz oben in der Heizkammer sind in den Wänden kleine
                                 Oeffnungen n, n angebracht, durch welche die feuchte
                                 Luft abziehen kann. Dadurch, daß der ganze Ofen mit Mauerwerk überdekt ist, und
                                 die warme Luft nur durch Seitenöffnungen ausströmt, ist der Ofen geschüzt, daß
                                 nichts von Flachs darauf fallen und anbrennen kann, und die Luft selbst wird
                                 nicht so heiß, daß sie den Flachs entzünden könnte, da die Luftströmung immer
                                 sehr bedeutend ist.
                              
                           
                              Der zu bearbeitende rohe Flachs wird, wie schon oben erwähnt worden, in die
                                 Trokenkammer gebracht, lose aufgestellt und so lange einer Temperatur von 30 bis
                                 40° R. ausgesezt, bis er so troken ist, daß der innere holzige Theil des
                                 Flachsstengels ganz zerbricht und zersplittert, wenn man den Stengel stark
                                 biegt. Genau beschreiben läßt sich dieses nicht, sondern kann nur durch
                                 Augenschein und Handgriffe gezeigt werden. Es ist übrigens sehr leicht zu
                                 finden; denn war der Flachs nicht troken genug, so bringt man beim Brechen das
                                 Holz nicht heraus, und wird er zu scharf gedörrt, so gehen beim nachherigen Brechen die
                                 Fasern entzwei. Nachdem der Flachs den gehörigen Grad von Trokenheit erlangt
                                 hat, wird er aus der Trokenkammer herausgenommen und in dem Raume c wo möglich so aufgestellt, daß jeder Theil
                                 gleichviel der atmosphärischen Luft ausgesezt ist; hier bleibt der Flachs so
                                 lange, bis die äußere Rinde des Stengels oder die eigentliche Flachsfaser wieder
                                 etwas Feuchtigkeit aus der Luft angezogen hat; durch dieses Anziehen verliert
                                 die Flachsfaser die Sprödigkeit, daß sie beim nachherigen Brechen weniger
                                 zerreißt und sich der innere holzige Theil ablösen läßt, ohne daß die Faser
                                 zerstört wird. Läßt man den Flachs zu lange anziehen, so dringt die Feuchtigkeit
                                 wieder bis in den inneren holzigen Theil, und er läßt sich dann nicht mehr so
                                 leicht zerbrechen und von den Flachsfasern absondern.
                              
                           
                              Eine Zeit, wie lange der Flachs nach dem Darren anziehen müsse, läßt sich auch
                                 nicht mit Bestimmtheit angeben, da diese sehr von dem Feuchtigkeitszustande der
                                 Luft abhängig ist; gewöhnlich bleibt der Flachs 1 bis 2 Tage nach dem Darren
                                 liegen, bevor er gebrochen wird. Eine Probe, welche man mit der Hand macht,
                                 indem man einige Stengel nimmt und das Holz herausreibt, läßt leicht mit
                                 Gewißheit finden, wann man anfangen müsse, den gedörrten Flachs zu brechen.
                              
                           
                              Die Operation des Darrens und Anziehens ist übrigens fast eben so wichtig, als
                                 die des Röstens für die Qualität des Flachses. Wird der Flachs nicht genug
                                 gedörrt, oder läßt man ihn zu sehr anziehen, so bekommt man die Schefen oder den
                                 inneren holzigen Theil nicht rein heraus und muß den Flachs sehr stark
                                 angreifen, wobei natürlich die Faser leidet und doch nicht alle Schefen entfernt
                                 werden können. Im Gegentheil, dörrt man den Flachs zu hart und läßt ihn nicht
                                 genug anziehen, so ist auch die Faser spröde und viele Fasern werden beim
                                 Brechen zerrissen und der Flachs gibt nachher beim Hecheln sehr viel Werg und
                                 wenig gute Flachsfasern.
                              
                           
                              Obige Bemerkungen dürften genügen, einen aufmerksamen Arbeiter bald das rechte
                                 Maaß für jede Art des Flachses finden zu lassen; denn verschiedener Flachs muß
                                 auch verschieden behandelt werden. In dem Raume C
                                 sind auch zwei Brechmaschinen o, o nach meiner
                                 Construction und eine schwedische Flachsbrache p
                                 aufgestellt. Diese Maschinen werden durch die Welle q, auf der eine Riementrommel befindlich, mittelst Riemen getrieben.
                                 Die Welle q erhält ihre Bewegung durch ein Roßwerk,
                                 das in dem Raume D angebracht ist.
                              
                           
                              Bisher sind nur die beiden Brechmaschinen o, o
                                 betrieben worden, mit der Maschine p sind erst
                                 Versuche angestellt worden, welche zeigten, daß die Maschinen o, o
                                 mehr und bessere Arbeit lieferten als p. Der
                                 gebrechte Flachs wird dann in den Raum E gebracht,
                                 wo eine Anzahl Frauen das Schwingen des Flachses verrichten.
                              
                           
                              Das Schwingen des Flachses durch Maschinen zu bewirken, hat mir bis jezt noch
                                 nicht gelingen wollen. Die Maschinen, welche ich hiezu machte, erfüllten zwar
                                 den Zwek, sie waren den Arbeitern aber nicht recht, und darum ist bis jezt noch
                                 keine in Gang gekommen. Die neueste Schwingemaschine ist noch hier in
                                 Breslau.
                              
                           
                              Bis jezt wurden täglich gegen 1011 Kloben Flachs geliefert; ein Kloben hat 80
                                 Handvoll und wiegt nach der Länge des Flachses 5 bis 7 Pfd. Das Gewicht des
                                 fertigen Flachses beträgt also 500 bis 700 Pfd., und der hiezu erforderliche
                                 rohe Flachs wiegt vier- bis fünfmal mehr. Um dieses Quantum zu darren,
                                 bedurfte man 1/6 Klafter Breslauer Maaß, oder etwas weniger als 1/8 Klafter
                                 rheinländisch Maaß kiefernes Holz, welches durch einige seitdem in der
                                 Feuerungsanlage getroffene Veränderungen wohl noch wesentlich vermindert werden
                                 wird.
                              
                           
                              Zur Bedienung der beiden Flachsbrechmaschinen o, o
                                 sind 8 Menschen (1 Mann, 7 Frauen oder etwas erwachsene Kinder) und zum Betriebe
                                 2 bis 3 Pferdekräfte erforderlich.“
                              
                           ––––––––––
                           Zu Vorstehendem erlaube ich mir Einiges zu bemerken, was die Abänderungen betrifft,
                              welche Hr. Fabriken-Commissarius Hofmann an meinen
                              veröffentlichten Angaben zu machen für nöthig fand, um dadurch eine Verständigung in
                              bestehender Verschiedenheit der Ansicht sowohl zu veranlassen, als auch meinen
                              wärmsten Dank für Verbesserung und Beförderung der Sache an den Tag zu legen.
                           Es ist wohl schon lange her, daß ich mein Schriftchen über Troknen und Dörren etc.
                              geschrieben habe und seit der Zeit hatte ich vielfache Gelegenheit, die dort
                              aufgestellten Ansichten anzuwenden und praktisch zu prüfen. Nun muß ich gestehen,
                              daß ich gerade den Saz, „daß man das Brennmaterial am besten benüzt, wenn
                                 man so viel als möglich die Flamme mit der zu heizenden Fläche in Berührung
                                 bringt,“ im Allgemeinen so wenig bestätigt gefunden habe, daß ich
                              vielmehr fortwährend die Behauptung für wahr halte, daß man (wo nicht besondere
                              Umstände, welche ich weiter unten angeben will, eintreten) die Flamme so wenig als möglich mit der zu heizenden Fläche in
                              Berührung bringen soll. In der Flamme verbrennen nämlich die aus dem Brennstoffe
                              durch trokene Destillation entweichenden Gase. Diese können nur verbrennen, wenn sie
                              erstens mit Sauerstoff in
                              Berührung kommen und wenn sie zweitens die erforderliche hohe Temperatur haben.
                              Nimmt man den Gasen diese Temperatur, so erlöscht die Flamme und die unverbrannten
                              Gase gehen fort, ohne daß die Wärme sich zeigt, welche frei geworden wäre, wenn sie
                              vollständig hätten zur Verbrennung kommen können. Nun muß ich aber weiter bekennen,
                              daß von dieser, so viel ich weiß von mir zuerst aufgestellten Ansicht, die aber
                              schon lange vorher auch unausgesprochen vielfache praktische Anwendung, z.B. in den
                              sogenannten Flammöfen, in Glasöfen etc. gefunden hatte, an sehr unrechtem Orte
                              Gebrauch gemacht werden kann und von mir auch gemacht worden ist. Hätte man nämlich
                              absolute Nicht-Leiter der Wärme, so würde es in allen Fällen, wo man es mit
                              stammenden Brennstoffen zu thun hat, erforderlich seyn, den genannten Gasen einen
                              Ort zu bereiten, welcher ihnen die zu ihrer Verbrennung nöthige Wärme erhält. Die
                              freiwerdende Wärme würde dann ungeschwächt an die Luft des Rauchstroms übergehen,
                              und wie dieser uns zur Disposition stehen. Nun haben wir aber zur Umfassung eines
                              solchen Verbrennungsraums für Gase im glüklichsten Falle nur Baustoffe, welche immer
                              noch einige Wärme absorbiren und sie einigermaßen fortleiten. Das erstere ist
                              besonders der Fall, so lange sie in niedrigerer Temperatur stehen als der Gasstrom,
                              also zu der Zeit, wo das Heizen in vorher kalten Feuerräumen anfängt. Wenn nun ein
                              Feuer nur kurze Zeit zu brennen hat, so werden auch jene wärmehaltenden Umfassungen
                              des Feuerraums für die Verbrennung von wenigem Nuzen seyn, können sogar schaden,
                              wenn die von ihnen absorbirte Wärme, welche sie nach Abbrennen des Feuers allmählich
                              wieder abgeben, für den Arbeitszwek nicht weiter benüzt werden kann und also mit dem
                              Zug der Heizung zum Kamin hinausgeführt wird oder sich anderntheils im Gemäuer
                              verliert. In einer Flachsdörre brennt aber das Feuer lange genug, um die Wandungen
                              des Feuerraums verhältnißmäßig bald in für die Verbrennung der Gase schikliche
                              Temperatur zu sezen, in welcher sie verhältnißmäßig weniger Wärme derselben
                              entziehen.
                           So entgegengesezter Meinung ich aber in der Theorie mit Hrn. Hofmann bin, so sehr muß ich die gemachte Abänderung unter einer später
                              anzugebenden Voraussezung loben. Es ist nämlich allerdings der von mir angegebene
                              Feuerraum zu sehr in der Mauerung verstekt; allein ich kannte damals kein besseres
                              Mittel, ihm eine solche Dauer zu geben, wie sie für den Gebrauch der Landleute
                              nöthig schien. Den ersten solchen Raum, den ich machen ließ, hatte ich in der That
                              eben so, wie Hr. Hofmann, aus Gußeisen (jedoch um die
                              Hälfte kürzer) machen lassen, und bekam dadurch allerdings ebenfalls eine kurze
                              Flamme, mit der ich jedoch nicht zufrieden war. Eine innere Ausfütterung dieses Raums
                              mit Thonzeug hielt ich für gewagt, weil Eisen und Thon bei der Erhizung eine so
                              ungleiche Ausdehnung erleiden, daß der Beschlag aus Thonmasse, der durch am Eisen
                              angebrachte Erhöhungen etc. mit größern ebenen Flächen desselben verbunden ist, sehr
                              bald loker zu werden pflegt und stükweise abfällt, zumal wo er vom einzuschiebenden
                              Brennstoff und beim Stören des Feuers durch das Schürwerkzeug so oft berührt wird.
                              Daß die Charmottemasse an und für sich nicht die nöthige Dauer gebe, fürchte ich
                              immer noch, und wünschte, daß Hr. etc. Hofmann öffentlich
                              Nachricht geben möchte, wenn durch längeren Gebrauch derselben meine Vermuthungen
                              sich als irrig darstellen sollten. Jedenfalls wird viel auf die Mengung der
                              Charmottemasse, z.B. auf die Beschaffenheit des zu verwendenden Thons dabei
                              ankommen, wenn sie hinlängliche Dauer gewähren soll. Vorausgesezt nun, daß lezteres
                              der Fall wäre, muß ich die vorgenommene Veränderung empfehlen, nicht deßwegen, weil
                              die Flamme so bald als möglich mit den zu heizenden Flächen in Berührung gebracht
                              ist, sondern gerade im Gegentheil, weil das brennende Feuer durch den mehr
                              wärmehaltenden Beschlag der eisernen Wände des Feuerkastens vor zu früher
                              Entwärmung, vor der der Verbrennung nachtheiligen Einwirkung des Eisens geschüzt
                              ist. Die Anwendung der Feuerbrüke und die Einrichtung, daß hinter derselben die
                              Fortsezung des Feuerkastens noch einen weiten Raum gibt, ist vorzüglicher als meine
                              frühere Angabe, und wenn auch aus andern Gründen, doch mit sicherm praktischem Tacte
                              gewählt. Ich hatte nämlich die durch die Verbrennung erhizten Gase des Rauchstroms
                              zu bald in ein enges Rohr geleitet, wodurch an der Stelle, wo diese ins Rohr
                              eintreten und etwas weiter vorwärts, eine unverhältnißmäßige Erhizung der Rohrwand
                              und somit eine baldige Oxydation des Eisens einzutreten pflegt. Ich habe in der
                              Folge diesen Uebelstand dadurch gehoben, daß ich besagten Theil des Rauchcanals
                              statt aus Eisen aus Thon machen ließ; es möchte von Umständen abhängen, diesen
                              Ausweg oder den des Hrn. etc. Hofmann zu wählen.
                           Eine weitere Verschiedenheit der in Quariz ausgeführten TrokeneinrichtungBemerken will ich hier, daß ich abweichend von meiner früheren und mehrerer
                                    Anderer Ansicht: Troken-Einrichtung etc. schreibe, nicht
                                    Troknen-Einrichtung etc. Man nimmt nämlich auch in andern ähnlichen
                                    Zusammensezungen nicht die wirkliche Infinitiv-Form, sondern nur den
                                    Stamm des treffenden Zeitworts, z.B. Geh-Weg nicht: Gehn-Weg,
                                    Schreibfeder nicht: Schreiben-Feder, Brenn-Eisen nicht:
                                    Brennen-Eisen, Schöpfen: Schöpflöffel, Gießen: Gießhütte;
                                    Troken-en : Troken-Kammer. von der von mir angegebenen besteht darin, daß dort die aus der Trokenkammer
                              abziehende Luft durch Oeffnungen nahe unter der Deke der Kammer abgeführt wird, ich aber
                              dieselbe nahe an der Sohle der Kammer in den Abführungscanal eintreten lasse. Es
                              scheint im Ganzen gleichgültig zu seyn, wo man diese Luft abführe, wenn man sie nur
                              in der Kammer selbst genöthigt hat ihre Dienste vollständig zu leisten, daß sie
                              nämlich möglichst viel Wasser dem zu troknenden Material entziehe, indem sie mit den
                              einzelnen Theilen des gedachten Materials lange genug in Berührung ist. Die
                              gewöhnliche Art, dieß zu bewirken, ist die, daß man die heiße Luft von Unten durch
                              den Arbeitsstoff nach Oben und von dort aus dem Trokenraume abziehen läßt. Ich hatte
                              anfangs dieselbe Weise gewählt und erst während des Gebrauchs ward ich bewogen von
                              derselben abzuweichen. Es drang sich nämlich die Bemerkung auf, daß, so lange der
                              Ausgang der aus der Kammer zu entlassenden Luft in oder an der Deke der Kammer
                              angebracht war, die in der Heizung erwärmte Luft, sobald sie leztere verlassen
                              hatte, auf ihrem Wege nach Oben diejenige Richtung nahm, in welcher sie die
                              wenigsten Hindernisse, also die größten Oeffnungen in dem zu troknenden Materiale
                              fand. Da es nun sehr schwierig ist, den Flachs so einzutragen, daß er überall gleich
                              loker stehe, so ging in diesem Fall das Troknen sehr ungleich von statten, indem die
                              dichter gesezten Stellen sehr langsam trokneten, während in den lokerer gestellten
                              und früher trokenen Theilen auch mit der Erwärmung derselben die Geschwindigkeit der
                              dorthin sich wendenden Luftströmung wuchs und gegen die ersteren vorherrschend
                              blieb. Dieß kostete mehr Zeit und Brennstoff. Am größten wird der Nachtheil, wenn,
                              wie es in gewissen Verhältnissen öfters vorzukommen pflegt, die Dörrgitter nicht
                              ganz mit Flachs bestellt werden konnten und die heiße Luft um so mehr durch die leer
                              gelassenen Räume ohne Hinderniß ihren Weg einschlagen kann. Aus diesen Rüksichten
                              habe ich der abgebrauchten Luft den Ausgang an der Sohle der Kammer gegeben, und
                              hatte Ursache damit zufrieden zu seyn, da das Dörren von der Zeit an gleichförmiger
                              ging und ungefähr 1/3 an Brennstoff und wesentlich an Zeit gewonnen wurde. Damals
                              führte ich die an der Sohle der Kammer abziehende Luft in eigenen Canälen wieder
                              aufwärts, um ihr die nöthige Geschwindigkeit zu geben, welche aber, beiläufig
                              gesagt, nie so groß seyn darf, daß dadurch die aus der Heizung ausströmende Luft in
                              ihrer Steigkraft überwunden und somit in den Abzugscanal eingesaugt werde. Hr.
                              Hofbaumeister Gaat in Stuttgart machte die Sache jedoch
                              noch viel besser, indem er die aus der Kammer abzuführende Luft unter den Feuerrost
                              leitete, wodurch besondere, diese Luft aufwärts führende Canäle erspart werden und
                              die aus der Kammer abziehenden Wasserdämpfe der Verbrennung zu gute kommen, auch nicht ins
                              Stoken gerathen können, so lange der Zug in der Heizung und im Kamine in Bewegung
                              ist.
                           Zur Zeit, da ich mich mit dem Dörren beschäftigte, habe ich leider versäumt, das
                              Verhältniß des verbrauchten Brennstoffs und des aus dem Flachse verdampften Wassers
                              durch genaue Abwägungen zu bestimmen, und in gegenwärtiger Zeit geht mir die
                              Gelegenheit dazu ab. Es wäre aber von großem Interesse, wenn diese Vergleichungen
                              hergestellt würden. Vielleicht hat Hr. Fabriken-Commissarius Hofmann die Güte, solche zu veranlassen.
                           München, den 11. Febr. 1842.
                           Clöter.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
