| Titel: | Verfahrungsarten den Talg zu bleichen, worauf sich Henry H. Watson, Chemiker in Bolton-le-Moors, Lancashire, am 21. Junius 1842 ein Patent ertheilen ließ. | 
| Fundstelle: | Band 88, Jahrgang 1843, Nr. XVII., S. 70 | 
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                        XVII.
                        Verfahrungsarten den Talg zu bleichen, worauf
                           sich Henry H. Watson,
                           Chemiker in Bolton-le-Moors, Lancashire, am 21. Junius 1842 ein Patent ertheilen ließ.
                        Aus dem London Journal of arts. Febr. 1843, S.
                              36.
                        Watson's Verfahrungsarten den Talg zu bleichen.
                        
                     
                        
                           Erstes Verfahren. – Nachdem der Talg in einem
                              bleiernen Kessel geschmolzen ist, versezt man ihn mit einer Auflösung des
                              sogenannten „mineralischen Chamäleon“ in Wasser (dasselbe ist
                              bekanntlich mangansaures Kali oder Natron, durch gelindes Glühen von Braunstein mit
                              Salpeter bereitet); dann gießt man allmählich mit ihrem vier- bis fünffachen
                              Volumen Wasser verdünnte Schwefelsäure hinzu, bis die Flüssigkeit, welche sich vom
                              Gemisch absondert, nachdem dasselbe gut umgerührt und einige Minuten stehen gelassen
                              wurde, einen sauren Geschmak hat. Das Gemisch wird nun auf beiläufig 52° R.,
                              oder dann noch auf 80° R. erhizt und eine Stunde lang umgerührt; dann muß man
                              das Erhizen einstellen und das Ganze ruhig stehen lassen, bis sich der Talg auf der
                              sauren Flüssigkeit gesammelt hat, von welcher er in flüssigem Zustande abgeschöpft
                              wird.
                           Auf 20 Gewichtstheile Talg (ordinärer Sorte) ist 1 Gewichtstheil mineralisches
                              Chamäleon, in Wasser aufgelöst, hinreichend zum Bleichen. Das Chamäleon wird in
                              seinem zwanzig- bis dreißigfachen Gewicht Wasser aufgelöst.
                           Anstatt die Auflösung des Chamäleon mit dem geschmolzenen Talg zu vermischen und dann
                              die verdünnte Schwefelsäure zuzusezen, kann man auch die Auflösung des Chamäleon mit
                              so viel verdünnter Schwefelsäure versezen, daß sie sauer schmekt und die entstandene
                              (Uebermangansäure enthaltende) rothe Flüssigkeit dann mit dem Talg mischen und
                              umrühren; lezterer muß eine Stunde lang auf einer Temperatur von
                              52–80° R. erhalten werden, oder überhaupt so lange, bis er gebleicht
                              ist. Um während der Operation von Zeit zu Zeit die Farbe des Talgs prüfen zu können,
                              schüttet man einige Tropfen davon auf ein reines kaltes Metallblech.
                           Zweites Verfahren. – Um die Bleichflüssigkeit zu
                              bereiten, schüttet man in einen bleiernen Kessel eine Quantität Schwefelsäure und
                              verdünnt sie mit Wasser, bis sie nur noch 1,70 oder 1,66 spec. Gewicht hat (man
                              prüft nämlich eine auf 12° R. abgekühlte kleine Portion mit dem Aräometer);
                              dann streut man (während sie noch heiß ist) nach und nach Braunsteinpulver
                              (Manganhyperoxyd) hinein, indem man zugleich die Flüssigkeit mit einem bleiernen
                              Stab umrührt. Es muß etwas mehr Braunstein zugesezt werden, als die verdünnte Schwefelsäure (ohne
                              Anwendung anderer Wärme als der durch ihre Vermischung mit dem Wasser erzeugten)
                              durch lange Digestion aufzulösen vermag. Man läßt nun das Gemisch zwei bis drei Tage
                              lang stehen und rührt es unterdessen häufig um, damit das Braunsteinpulver so viel
                              als möglich suspendirt bleibt; es wird hierauf mehr Wasser zugesezt und das Gemisch
                              gerührt, bis die hochroth gefärbte Auflösung, nachdem sich das überschüssige
                              Manganoxyd abgesezt hat, ein spec. Gewicht von 1,35 zeigt. Das Gemisch wird hernach
                              während drei bis sieben Tagen öfters umgerührt. Jeden Tag muß aber die klare
                              Flüssigkeit mit dem Aräometer geprüft, und so oft ihr spec. Gewicht über 1,35
                              steigt, mehr Wasser zugesezt werden, bis sie wieder auf jene Dichtigkeit
                              zurükgebracht ist. Wenn die Flüssigkeit (von der gebildeten Uebermangansäure) eine
                              dunkle carmosinrothe Farbe angenommen hat, ist sie zum Bleichen des Talgs brauchbar.
                              – Zur Bereitung derselben nimmt man auf 160 Pfd. guten käuflichen Braunstein
                              500 Pfd. concentrirte Schwefelsäure.
                           Nachdem der Talg in einem bleiernen Gefäße mittelst Dampf geschmolzen worden ist und
                              seine Temperatur 48–54° R. beträgt, versezt man ihn nach und nach mit
                              der carmosinrothen Bleichflüssigkeit. Während des Eingießens derselben muß der Talg
                              beständig umgerührt und dieses Umrühren eine Stunde oder so lange fortgesezt werden,
                              bis der Talg hinreichend gebleicht ist, was man, wie oben angegeben wurde, auf die
                              Art probirt, daß man einige Tropfen davon auf ein reines kaltes Metallblech fallen
                              läßt.
                           Wenn der Talg hinreichend gebleicht ist, erhöht man die Temperatur auf
                              54–57° R. und stellt dann das Umrühren ein; die Flüssigkeit wird sich
                              nun in wenigen Stunden sezen und der auf ihr schwimmende geschmolzene Talg kann
                              abgeschöpft werden. Eine Tonne guten englischen Talgs kann auf diese Weise mit einem
                              Aufwand von 140 Quart rother Bleichflüssigkeit von 1,35 spec. Gewicht weiß gemacht
                              werden. Wenn diese Flüssigkeit mit dem geschmolzenen Talg vermischt wird, hat das
                              Gemisch anfangs eine trübe carmosinrothe Farbe, weil die Flüssigkeit nur mechanisch
                              in dem Talg suspendirt ist; diese Farbe verschwindet aber in dem Maaße als sich der
                              Talg bleicht, immer mehr.
                           Die rükständige Flüssigkeit, von welcher der gebleichte Talg abgeschöpft wurde,
                              benuzt man zum Ausschmelzen oder Vorbereiten und Reinigen solchen Talgs, wie man ihn
                              von den Schlächtern erhält und der also aus den zelligen Membranen noch nicht
                              ausgelassen ist. Man bringt denselben in das Gefäß, welches die rükständige
                              Flüssigkeit enthält und erhizt durch Einleiten von Dampf oder auf andere geeignete
                              Weise; die Zellen bersten dann und wenn der Inhalt des Gefäßes während einer oder zwei
                              Stunden auf beiläufig 57° R. erhalten oder davon noch auf 80° R.
                              gesteigert wurde, ist der Talg ganz oder größtentheils aus den Zellen
                              ausgeschmolzen. Man sperrt dann den Dampf ab, läßt das Gemisch sich sezen und
                              schöpft den flüssigen Talg ab, um ihn nachher zu bleichen.