| Titel: | James Nasmyth's direct wirkender Dampfhammer. | 
| Fundstelle: | Band 88, Jahrgang 1843, Nr. XXIV., S. 101 | 
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                        XXIV.
                        James Nasmyth's direct wirkender
                           Dampfhammer.
                        Aus dem Civil Engineer and Architects' Journal. Febr.
                              1843, S. 40.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              II.
                        Nasmyth's direct wirkender Dampfhammer.
                        
                     
                        
                           Eine Eigenthümlichkeit des Schmiedeisens, seine Unschmelzbarkeil, wurde die Anwendung
                              desselben sehr beschränken wegen der Schwierigkeit, ihm eine gewisse Form zu geben;
                              durch eine andere Eigenschaft aber, seine Schweißbarkeit, wird die ihm fehlende
                              Schmelzbarkeit des Gußeisens mehr als ersezt; da es überdieß außerordentlich
                              hämmerbar ist, so daß es unter Mitwirkung der Hize in jede beliebige Form
                              geschmiedet werden kann, so ist unsere Bewältigung desselben nur von unseren Mitteln
                              bedingt, die gehörige Kraft anzuwenden, und zwar durch Druk, wie beim Walzen, oder
                              durch Schläge, wie beim Schmieden mit dem Hammer; lezteres Verfahren ist bei weitem
                              das wichtigste, nicht nur, weil es uns in den Stand sezt, den Schmiedeeisenmassen
                              die gewünschte Gestalt zu geben, sondern auch weil, wenn das Hämmern mit der
                              erforderlichen Kraft geschieht, während das Eisen in der
                                 Schweißhize ist, die Wirkung desselben die Qualität des Eisens in Betreff
                              seiner Zähigkeit und folglich seiner Fähigkeit, Anstrengungen auszuhalten ohne zu
                              brechen, um Vieles
                              verbessert; diese Zunahme an Kraft rührt von der dadurch bewirkten innigeren
                              Berührung oder Vereinigung der Eisentheilchen in Folge der vollständigeren
                              Hinaustreibung aller jener Unreinigkeiten her, welche außerdem durch
                              Auseinanderhalten der Eisentheilchen oder Fasern seine Kraft so schwächen. Es ist
                              dieß einer der vielen wichtigen Gründe, welche es wünschenswerth machen, die Mittel
                              zu besizen, das in der erforderlichen Schweißhize befindliche Eisen, welche Größe
                              und Gestalt das fragliche Stük auch haben mag, mit der
                                 gehörigen Kraft zu hämmern.
                           Der große Erfolg, welchen die Anwendung der Dampfmaschine zur transatlantischen
                              Schifffahrt etc. hatte, veranlaßte Bestellungen von Schmiede-Arbeiten, wie
                              Ruderräderwellen, Kurbeln etc., deren Ausführung die Mechaniker in nicht geringe
                              Verlegenheit versezte, indem dieselben jezt von solchen Dimensionen verlangt werden,
                              daß die Kraft und Mächtigkeit der größten Schmiedehämmer beinahe nicht mehr dazu
                              ausreicht.
                           Schon lange fühlte man, daß man sich bei den Schmiedehämmern bereits einer Gränze
                              genähert habe, sowohl wegen der großen Schwierigkeiten und Kosten des gewöhnlichen
                              Verfahrens, als auch weil so enorme Schmiede-Arbeiten häufig den Mechanismus
                              zerstören und ein unvollkommenes Product nicht selten die Folge der unzureichenden
                              Kraft der gewöhnlichen Hämmer ist. Der Fehler lag immer in dem Constructionsprincip
                              der Maschinerie. Diese Uebelstände traten mit jedem Versuche, den Apparat zu
                              vergrößern, in der Absicht, ihn dadurch zur Bewältigung des in den Dimensionen
                              ebenfalls wachsenden Schmiedestüks geeigneter zu machen, auffallender hervor.
                           Um diese Fehler im Princip zu beseitigen und einen Hammer
                              zu construiren, welcher auf die einfachste Weise beim Schmieden der größten Stüke
                              alles nur zu wünschende, und zwar viel zwekmäßiger, vollkommener und wohlfeiler
                              leistet, erdachte ich meinen direct wirkenden
                                 Dampfhammer, der meine sanguinischsten Erwartungen von seinen Vorzügen erfüllte
                              und dessen Beschreibung hier folgt.
                           Um dem mit dem Gegenstande nicht ganz vertrauten Leser seine Vorzüge vor dem Hammer
                              gewöhnlicher Construction recht einleuchtend zu machen, verweise ich auf die
                              Abbildung Fig.
                                 59, welche einen Schmiedehammer gewöhnlicher Construction der größten und
                              besten Art vorstellt. Nach der Zeichnung ist dieß ein vollkommener sogenannter
                              Siebentonnenhammer und folglich (sofern es seine Construction gestattet) zur
                              Ausführung der größten Arbeiten geeignet. Eine allen diesen Hämmern gemeine
                              Haupteigenschaft ist, daß die Kraft, durch welche sie steigen und fallen und so auf
                              das auf dem Amboß
                              befindliche Arbeitsstük Schläge geben, in einer rotirenden
                                 Bewegung besteht, die von der geradlinig
                              wiederkehrenden Bewegung des Dampfmaschinenkolbens ausgehend, durch Wellbäume, Räder
                              etc. bis zum Hammer fortgepflanzt und zulezt durch Hebling und Däumling D wieder in ihre ursprüngliche Form zurükversezt wird.
                              Was wird aber dabei gewonnen, daß wir unsere Kraft einen solchen Weg zu ihrem Ziele
                              zu machen zwingen? Offenbar nichts; die Nachtheile davon aber sind zahlreich und
                              groß. Erstens geht durch die unvortheilhafte Umgestaltung der Kraft viel davon
                              verloren, dann erheischt die Aufstellung der ganzen Maschinerie einen großen Raum,
                              und überdieß darf man wegen der starken Erschütterungen einen kostspieligen Grundbau
                              nicht scheuen.
                           Die Wirkung eines solchen Aufwerfhammers, wie in Fig. 59 betreffend,
                              besteht ein großer Fehler im Princip darin, daß wenn er ein dikes Stük hämmern soll,
                              dadurch, daß dieses den größten Theil des freien Raums zwischen der Amboßfläche und
                              dem Hammerhelm einnimmt, ein nur schwacher Schlag erhalten wird, ein starker Schlag
                              hingegen beim Hämmern eines kleinen oder dünnen Arbeitsstüks; gerade das Gegentheil
                              von dem, wie es seyn soll. Beim Bearbeiten großer Stüke ist dieß ein bedeutender
                              Uebelstand, da der Natur der Sache nach hier die möglichst kräftigen Schläge
                              vonnöthen sind. Die Folge davon ist, daß die Masse weder eine so gesunde wird, als
                              erforderlich, noch in die rechte Gestalt gebracht werden kann, außer durch
                              wiederholte Hizen, wodurch aber sehr viel Zeit und Eisen verloren geht, indem, ehe noch die beschränkten Hammerschläge die verlangte
                              Veränderung der Gestalt hervorgebracht haben, die Schweißhize schon vorüber ist und
                              alle Schläge nach derselben die Masse eher lokerer als fester machen. Ein anderer
                              übler Umstand sind die sehr engen Gränzen des Raums zwischen dem Hammerhelm auf
                              seinem höchsten Standpunkt und der Amboßfläche, wodurch es ganz unmöglich wird, eine
                              Masse von einigermaßen bedeutender Breite oder Höhe in Arbeit zu nehmen; dazu kommt
                              noch, daß die Bahn des Hammers mit der Oberfläche des Amboßes nicht parallel bleibt,
                              wie aus der Zeichnung auch ersichtlich ist, aus welcher hervorgeht, daß der
                              Hammerhelm radial zum Centrum S, Fig. 59, in welchem er
                              sich bewegt, wirkt. Diesem Uebelstand kann zwar einigermaßen begegnet werden, indem
                              man das Centrum S höher stellt; doch ist dieß nicht
                              allein mit Schwierigkeiten verbunden, sondern läßt sich auch nur zwischen den Hizen
                              bewerkstelligen.
                           Um nun allen diesen Mängeln abzuhelfen, ersann ich meinen direct wirkenden
                              Dampfhammer, welcher in einer seiner vielen Formen und Anwendungen in Fig. 60
                              abgebildet ist.
                           
                           Derselbe besteht aus einem gegen die gewöhnliche Stellung umgekehrten Dampfcylinder
                              C; die Kolbenstange kommt nämlich unten aus
                              demselben heraus; dieser Cylinder wird über dem Amboße K
                              von zwei Ständern O, O erhalten; das Ende der
                              Kolbenstange ist mit einem Gußeisenblok B verbunden,
                              welcher bei seinem Herunterfahren von eben gehobelten, an den Rand jedes Ständers
                              angegossenen Rippen geleitet wird. Dieser gußeiserne Blok ist der Hammer oder
                              schlagende Theil des Apparats, während der Cylinder mit seinem Kolben und der
                              Kolbenstange auf die einfachste Weise und in gerader Richtung die Kraft liefert,
                              wodurch der Schlagblok B in die Höhe gehoben wird. Die
                              Schwere bewirkt die niederwärts gehende Bewegung in
                              directester Weise. Um diesen Dampfhammer in
                              Thätigkeit zu sezen, wird Dampf von solcher Spannung, daß er, auf die Unterseite des
                              Kolbens wirkend, das Gewicht des Blokes B etwasUngefähr um 5 bis 6 Proc. mehr Druk, als den Blok aufwiegen würde, genügt, um
                                    den Blok gehörig in die Höhe zu treiben. mehr als aufhebt, aus einem geeigneten Kessel (welcher in einem passenden
                              Raume des Hauses angebracht wird) durch die Röhre P in
                              das Ventilgehäuse geleitet, in welchem ein höchst einfaches Schieberventil thätig
                              ist. Ist das Ventil offen, so kann der Dampf auf die Unterseite des Kolbens drüken,
                              und der Blok B steigt auf eine beliebige Höhe (innerhalb der Gränzen der Cylinder-Länge). Der
                              Hebel E wird nun in entgegengesezter Richtung bewegt,
                              wodurch nicht nur kein Dampf mehr zutreten kann, sondern auch dem eingetretenen
                              durch die Röhre L der Austritt gestattet wird; im
                              Augenblik, wo dieß geschieht, sinkt der Blok B mit aller
                              Kraft seines Gewichts und seiner Fallhöhe und entladet seine volle Stoßkraft auf das auf dem Amboß befindliche Arbeitsstük. Die Kraft
                              eines solchen Hammers ist nur von der Größe, die man ihm geben will, bedingt.
                           Dieser so kräftig wirkende Hammer liefert zugleich ein Beispiel, wie man die
                              Dampfkraft in der Gewalt hat, denn wenn man eine Abwechselung in der Intensität der
                              Schläge vom leisesten, eine Nuß knakenden, Stoß bis zum fürchterlichen Schlag
                              hervorbringen will, braucht man nur der Ventilstange eine verhältnißmäßige Bewegung
                              zu geben, und indem man so den Austritt des Dampfes
                              regulirt, kann der Blok allmählich heruntergelassen werden, wie ein Schiebfenster,
                              auch sein Herunterfallen jeden Augenblik und auf jeder
                                 Stelle eingehalten, und er auf dieser Stelle, so lange man will, erhalten
                              werden; andererseits kann durch gehörige Regulirung des Dampfzutritts der Blok auf
                              jede beliebige Höhe von der Amboßfläche oder der Oberfläche des Arbeitsstüks hinweggehoben und auf
                              diese Weise die Schnelligkeit der Schläge regulirt werden.
                           Die Gestalt und Anordnung des Dampfhammers wie in Fig. 60, sind nach der
                              bisherigen Erfahrung die zwekmäßigsten. Der Abstand zwischen den Ständern O, O in der Zeichnung läßt 12 Fuß freien Raum, nämlich 6
                              Fuß auf jeder Seite vom Mittel des Amboßes und 6 Fuß nach Oben zu. Doch kann dieses
                              Verhältniß nach Belieben abgeändert werden. Der Raum auf jeder Seite des Amboßes,
                              vorn und hinten, ist frei von jeder Maschinerie und erleichtert daher auf jede Weise
                              die Einführung und Handhabung des Arbeitsstüks.
                           Der verhältnißmäßig kleine Raum, welchen die ganze Vorrichtung des Dampfhammers
                              einnimmt, kann durch einen Blik auf die Zeichnung Fig. 60 im Vergleich mit
                              der gewöhnlichen Vorrichtung Fig. 59, beurtheilt
                              werden. Hätte ich die Ständer in der Zeichnung Fig. 60 in der
                              Seitenansicht dargestellt, so würde der Unterschied noch mehr in die Augen springen.
                              Die Kosten der ersten Herstellung betreffend, muß jeder Sachverständige sogleich
                              einsehen, welchen Vortheil hierin der Dampfhammer gewährt, abgesehen von seinen
                              Vorzügen und seiner größeren Dauerhaftigkeit; er ist wirtlich so einfach, daß nicht
                              leicht eine Störung eintreten kann. Eine Hauptursache seiner Dauerhaftigkeit ist die
                              Art, wie der Blok aufgehoben wird, nämlich mittelst des zusammendrükbarsten aller
                              Körper, durch Dampf; für die Bearbeitung des Stabeisens wird durch diese Erfindung
                              eine neue Epoche eintreten. Auf die Möglichkeit, das Eisen in allen beliebigen
                              Dimensionen mittelst dieses Hammers zu schmieden, so wie auf die bessere Qualität
                              desselben, welche dadurch erzielt wird, wurde oben schon aufmerksam gemacht.
                              Besonders aber verdient erwähnt zu werden, welchen Einfluß dieses Verfahren auf die
                              Güte der Dampfkesselplatten u. dergl. hat, welche ganz davon abhängt, wie das Eisen,
                              aus welchem sie gewalzt werden, im ursprünglichen Schweißproceß zu einer vollkommen
                              dichten Masse bearbeitet wurde. Neun Zehntheile der Fehler dieser
                              Dampfkesselplatten, welche schon so unselige Folgen herbeigeführt haben, namentlich
                              Fehler durch Blasen, entstanden durch unvollkommene Verdichtung in Folge der
                              unvollkommenen Methoden beim Hämmern der ursprünglichen Masse zu einem wahrhaft
                              festen Blok, während wir jezt im Stande sind alle Schlake herauszutreiben, welche
                              sich außerdem zwischen die Fasern der einzelnen zusammengeschweißten Bündel hinein
                              lagert. Eben so vortheilhaft ist der Dampfhammer für die Verfertigung guter
                              Anker.
                           Fig. 61 zeigt
                              die Anwendung des Hammers A zum Schmieden einer auf dem
                              Amboß oder Blok B liegenden eisernen Stange, und zwar
                              eines selbst wirkend gemachten Dampfhammers; wenn die Anschläge 
                              D, D nämlich mit dem Stifte am Bloke E in Berührung kommen, wird das Dampfventil C entweder geöffnet oder geschlossen.
                           Fig. 62 zeigt
                              die Anwendung des Dampfhammers zum Austreiben von Kesseln, Pfannen etc. Der Hammer
                              M geht in den Führungen P,
                                 P, welche mittelst der Stangen R an dem oberen
                              Balken hängen. Wenn der Arbeiter den Hebel N herabzieht,
                              öffnet sich das Ventil, so daß der Dampf den Kolben und folglich den Hammer heben
                              muß.
                           Es versteht sich, daß durch einen einzigen Dampfkessel jede Anzahl von Dampfhämmern
                              in Bewegung gesezt werden kann, indem der Dampf jedem nur durch Röhren zugeführt zu
                              werden braucht; in den meisten Eisenschmieden ist die sonst verloren gehende Hize
                              mehr als hinreichend, um den Dampf zu liefern.
                           Bridgewater Foundry, Patercroft, 17. Jan.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
