| Titel: | Neues Verfahren die Metallplatten für Lichtbilder zu reinigen; von Hrn. Daguerre. | 
| Fundstelle: | Band 88, Jahrgang 1843, Nr. XXXIII., S. 133 | 
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                        XXXIII.
                        Neues Verfahren die Metallplatten fuͤr
                           Lichtbilder zu reinigen; von Hrn. Daguerre.
                        Aus den Comptes rendus, März 1843, Nr.
                              11.
                        Daguerre's Verfahren die Metallplatten für Lichtbilder zu
                           reinigen.
                        
                     
                        
                           Bekanntlich erhält man bei photographischen Versuchen unter scheinbar gleichen
                              Umständen nicht immer gleiche Resultate. Diese Erscheinung ist hauptsächlich zweien
                              Ursachen zuzuschreiben.
                           Die erste liegt im Poliren. Es ist nämlich physisch unmöglich, dieses zu verrichten,
                              ohne daß auf der Oberfläche der Platte Spuren der dazu dienenden Flüssigkeit und
                              anderen Substanzen zurükbleiben; die Baumwolle allein, wenn sie auch noch so rein
                              ist, reicht schon hin, um einen Fettschleier auf dem Silber zu hinterlassen. Dieser
                              Umstand ist schon ein sehr großes Hinderniß für das Gelingen des Experiments, weil
                              er die Einwirkung des Lichts verzögert, indem das Jod nicht in unmittelbare
                              Berührung mit dem Silber kommt.
                           Die zweite Ursache besteht in den Temperaturveränderungen der Luft, mit welcher die
                              Platte von der ersten Operation bis zur Behandlung mit Queksilber in Berührung ist.
                              Bekanntlich condensirt ein kalter Körper, wenn er von wärmerer Luft umgeben ist, die
                              in derselben enthaltene Feuchtigkeit. Diesem Umstand ist die Schwierigkeit
                              zuzuschreiben, den Proceß in einem feuchten Medium vorzunehmen, vorzüglich wenn man
                              zur Operation des Queksilberns kommt, weil eine Wärme von wenigstens 40° R.
                              nöthig ist, damit sich gehörig Queksilberdampf bilden kann. Dieser Dampf, welcher
                              zuerst die im Apparat enthaltene Luft erwärmt, bringt auf dem Metall einen
                              Nebelschleier (buée) hervor, der das Bild
                              schwächt. Offenbar muß diese feuchte Schicht sehr schädlich seyn, denn wenn man z.B.
                              eine aus der Camera obscura kommende Platte öfters
                              anhaucht, kann der
                              Queksilberdampf das Bild darauf nicht mehr zum Vorschein bringen.
                           Das Wasser, welches sich bei der geringsten Temperaturverschiedenheit zwischen der
                              Oberfläche eines Körpers und der umgebenden Luft condensirt, enthält eine nicht
                              flüchtige Substanz aufgelöst oder in Suspension, welche man atmosphärischen Schlamm
                              (limon atmosphérique) nennen könnte; sobald
                              nun das Gleichgewicht der Temperatur zwischen der Luft und der Oberfläche des
                              Körpers sich wieder herstellt, verflüchtigt sich der feuchte Dunst, welcher sich
                              condensirt hatte, sezt den in ihm enthaltenen Schlamm ab und sättigt sich in der
                              Luft mit einer frischen Quantität dieser unreinen Substanz.
                           Das sicherste Mittel, das Silberblech von allem Fett und den aus der Luft darauf
                              abgesezten Unreinigkeiten zu befreien, dürfte folgendes seyn. Man bedekt die Platte,
                              nachdem sie polirt ist, mit einer Schicht sehr reinen Wassers, erhizt sie sehr stark
                              mit der Weingeistlampe und gießt dann die Wasserschicht so ab, daß ihr oberer Theil,
                              in welchem die Unreinigkeiten nur schweben, die Platte nicht berührt. Man bedient
                              sich hiezu eines Rahmens von Eisendraht von der Größe der Platte, welcher an einer
                              Eke mit einer Handhebe und in der Mitte zweier entgegengesezten Seiten mit kleinen
                              Klammern versehen ist, welche die Platte aufhalten, wenn man sie neigt. Diesen
                              Rahmen legt man auf eine horizontale Fläche und auf ihn die Platte, welche man mit
                              einer Schicht ganz reinen Wassers und so viel davon bedekt, als sie zurükhalten
                              kann. Die Platte wird nun von Unten stark erhizt; aus ihrer Oberfläche erzeugen sich
                              dann sehr kleine Blasen, die allmählich größer werden und dann verschwinden; man
                              erhizt fort bis zum Sieden und läßt dann das Wasser abfließen. Zuerst bringt man die
                              Lampe unter das Ek des Rahmens, wo sich die Handhebe befindet, erhizt aber dieses Ek
                              sehr stark, ehe man den Rahmen lüpft; lezteres geschieht mittelst der Handhebe,
                              jedoch nur in geringem Grade, und das Wasser fängt dann sogleich an abzufließen. Die
                              Lampe muß unter der Platte die Wasserfläche in ihrer Strömung verfolgen und die
                              Neigung nur sehr langsam und eben hinlänglich vorgenommen werden, damit die
                              abfließende Wasserschicht nicht an ihrer Dike verliert; denn käme das Wasser zum
                              Auftroknen, so würden einzelne Tropfen stehen bleiben, welche, indem sie nicht mehr
                              abfließen könnten, beim Troknen Fielen machen müßten, indem sie die in ihnen
                              enthaltenen Unreinigkeiten auf dem Silber zurükließen. Die Platte darf hierauf nicht
                              mehr gerieben werden, weil reines Wasser ihre Politur nicht zerstört. – Man
                              darf diese Operation nicht eher vornehmen, als bis man im Begriff ist, die Platte zu
                              jodiren. Noch warm wird sie sogleich in den Jodirkasten gebracht und vor dem Erkalten dem Dunste
                              der den Proceß beschleunigenden Substanzen ausgesezt. So präparirte Platten können 1
                              oder 2 Tage aufbewahrt werden (obgleich ihre Empfindlichkeit etwas abnimmt), wenn
                              man sie in sehr kleiner Entfernung einander gegenüber stellt und sorgfältig
                              einhüllt, damit keine frische Luft zwischen sie treten kann.
                           Gutes Poliren der Platten ist eine Hauptsache; dazu muß man aber Substanzen wählen,
                              welche, wie der Bimsstein, die Eigenschaften haben, dem Silber nicht anzuhängen, was
                              hingegen beim Eisenoxyd (Englischroth) der Fall ist, und doch wird dasselbe von
                              Vielen zur lezten Politur benuzt. Als Flüssigkeit kann man zu den ersten Operationen
                              Salpetersäure von 5 Graden benuzen, wie ich es früher schon empfahl; zu den lezten
                              Operationen muß man sie jedoch auf einen Grad verdünnen.