| Titel: | Verbesserungen an Maschinen zum Spinnen und Dupliren von Baumwolle und anderen Faserstoffen, worauf sich Godfrey Anthony Ermen, Baumwollspinner zu Manchester, am 2. Decbr. 1859 ein Patent ertheilen ließ. | 
| Fundstelle: | Band 88, Jahrgang 1843, Nr. XLIII., S. 169 | 
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                        XLIII.
                        Verbesserungen an Maschinen zum Spinnen und
                           Dupliren von Baumwolle und anderen Faserstoffen, worauf sich Godfrey Anthony Ermen, Baumwollspinner zu
                           Manchester, am 2. Decbr. 1859 ein Patent
                           ertheilen ließ.
                        Aus dem London Journal of arts. Nov. 1842, S.
                              238.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              III.
                        Ermen's Verbesserungen an Maschinen zum Spinnen und Dupliren von
                           Baumwolle etc.
                        
                     
                        
                           Vorliegende Verbesserungen haben auf diejenige Maschinengattung Bezug, bei welcher
                              die Operationen des Spinnens, Duplirens und Zwirnens durch eine Spindel und einen
                              Flieger bewerkstelligt werden. Die Erfindung besteht
                           1) in der vereinigten Einwirkung der Centripetal- und Centrifugalkraft auf die
                              rotirende Spindel, Spindel und Spule oder Spindel und Röhre, indem man dieselbe von
                              der Seite weder durch ein festes noch elastisches oder dergleichen Lager
                              einschränkt, welches eine vibrirende Bewegung der Spindel veranlassen könnte;
                           2) in der Anbringung eines unabhängigen, expansiblen, nach allen Richtungen
                              beweglichen Polsters und einer beweglichen Schale zwischen dem Fuß und der Spize der
                              Spindel. Dieser Apparat hat den Zwek, jeden Seitendruk der rotirenden Spindel, Röhre
                              oder Spule aufzufangen, das Zurükspringen der Spindel zu verhüten und die zum
                              Aufwikeln des Fadens nöthige Verzögerung der Spindel zu veranlassen;
                           3) in der Bildung der Knäuel (Közer) auf einer Röhre oder auf der nakten Spindel. Der
                              dadurch erzielte Vortheil besteht darin, daß man einen Flieger mit weit kürzeren
                              Armen, als dieß gewöhnlich der Fall ist, anwenden kann, wodurch man demselben mit
                              weit größerer Geschwindigkeit umzulaufen gestattet. Dieser Zwek wird dadurch
                              erreicht, daß man dem Knäuel an dem oberen Spindelende eine kürzere Kegelform gibt, wodurch
                              die Länge des Fliegers auf diejenige des längeren Knäuelkegels reducirt wird;
                           4) in einem neuen und eigenthümlichen Apparate, um die Polsterschiene in dem Maaße
                              niederzulassen, als der Durchmesser des Garns auf der Spule größer wird;
                           5) in der Anbringung eines beweglichen geschlizten Hebels an Spinn- oder
                              Duplirmaschinen, um die „Wechselräder“ zur Regulirung des
                              Garnauszugs leichter auswechseln zu können;
                           6) in der Umwandlung der gewöhnlichen glatten Kegeltrommel in einen auf seiner ganzen
                              Oberfläche gezahnten Kegel. Ein vom einen Kegelende bis zum andern verschiebbares
                              Getriebe greift in die Zähne des Kegels. Durch die Seitenbewegung dieses Getriebes
                              läßt sich jede beliebige Geschwindigkeit hervorbringen;
                           7) in der allgemeinen Anordnung des mit dem Kegel unmittelbar in Verbindung stehenden
                              Apparates zur Regulirung der verschiedenen Bewegungen der Spindeln oder Spulen bei
                              Grobspinnmaschinen.
                           Die Figuren
                                 13, 14
                              und 15
                              erläutern den ersten Theil der Verbesserungen, nämlich die Spindel und den Flieger
                              mit dem unabhängigen expansiblen Polster und losen Lager. Fig. 13 ist ein
                              vollständiger Aufriß der Spindel und des Fliegers; Fig. 14 ein Grundriß der
                              das Polster bildenden Kugel und Hülse und Fig. 15 eine abgesonderte
                              Ansicht des dritten Theiles der Kugel.
                           Die Spindel a, a mit ihrer Spule b, b und ihrem Flieger c, c ruht in der an der
                              auf und nieder beweglichen Spulenbank e, e befestigten
                              Pfanne d und geht unabhängig durch die Schiene f*, f* und durch die Polsterschiene f, f.
                           Dieses elastische Polster oder Lager besteht aus einer losen Hülse g, g, welche auf ihrer Schiene liegt, zugleich aber sich
                              seitwärts bewegen läßt. In dieser Hülse ist die kleine abgedrehte, aus drei Stüken
                              bestehende Kugel h, h angeordnet, durch deren
                              Mittelpunkt die Spindel geht. Das Ganze ist durch einen leichten adjustirbaren Dekel
                              i, i verschlossen.
                           Dieser eigenthümliche Apparat hat den Erfolg, daß die mit großer Geschwindigkeit
                              rotirende Spindel dem vereinigten Einflüsse der Centrifugal- und
                              Centripetalkräfte unterliegt und dadurch veranlaßt wird, sich central und senkrecht
                              zur Ebene des Fliegers zu drehen. Zugleich erlangt man, während die Spule sich
                              füllt, jeden erforderlichen Grad der Hemmung oder des Widerstandes dadurch, daß man
                              die Polsterschiene f, f niedersteigen und die Kugel
                              gegen die konischen Seiten der Spindel wirken läßt.
                           Da die drei Kugelsegmente, welche im Innern der Schale eine Art Universalgelenk
                              bilden, mit ihrer Hülse lose auf der flachen Schiene aufliegen, so geben sie jedem
                              Seitendruke der Spindel nach, und da sie gegen die von ihnen eingeschlossene Spindel
                              einen Druk ausüben, so veranlaßt die dadurch hervorgerufene Friction die verlangte
                              Verzögerung der Spindel.
                           Da der Durchmesser des Garns auf der Spindel, Röhre oder Spule allmählich zunimmt, so
                              ist auch in demselben Maaße ein höherer Grad der Friction nöthig. Diesen erlangt man
                              dadurch, daß man den Durchmesser desjenigen Theils der Spindel, gegen welchen die
                              Kugelsegmente wirken, im Verhältniß von 1/32 auf 1 Zoll nach Unten zu kegelförmig
                              größer werden läßt. Läßt man nun die Hemmschiene mit ihren Kugelsegmenten und Hülsen
                              auf diesen kegelförmigen Theil der Spindel herabsinken, so erhöht man dadurch
                              begreiflicher Weise die Reibung, und wenn man die Senkung dieser Schiene im
                              Verhältniß zu der Zeit, in welcher sich die Spindel oder Spule füllt, adjustirt, so
                              kann man dadurch jede beliebige Verzögerung der Spindel hervorbringen.
                           Fig. 16
                              stellt die verbesserte Spindel nebst Flieger dar. a, a
                              ist die Spindel; b, b der kurzarmige Flieger; c, c der von Oben herabgesponnene Knäuel; die Arme des
                              Fliegers brauchen demnach nicht länger zu seyn als der längste Kegel des Knäuels,
                              ein Umstand, welcher eine sehr rasche Rotation des Fliegers gestattet.
                           Fig. 17
                              stellt den Aufriß und Fig. 18 die Endansicht
                              einer sogenannten Drosselmaschine dar, woran die in Rede stehenden Verbesserungen
                              angebracht sind. a, a, a sind die Spindeln; b, b, b die Spulen; c, c, c
                              die Flieger und d, d ist die unter denselben angeordnete
                              auf- und niedersteigende Spulenbank. Auf der Hemmungschiene sind die Polster
                              g, g angebracht, deren Construction oben bereits
                              erläutert wurde. Das Niedersenken der Polsterschiene f,
                                 f mit ihren losen Polstern auf den konischen Theil k, k der Spindel geschieht mit Hülfe eines hin und her oscillirenden Rades
                              (mangle-wheel) l
                              des Getriebes m und des Räderwerks nn, oo auf eine
                              dem praktischen Spinner leicht begreifliche Weise.
                           Fig. 19
                              erläutert die Anwendung eines geschlizten Hebels auf eine Duplirmaschine. p, p sind die mit einem Schlize versehenen oscillirenden
                              Hebel, welche die gewöhnlichen, den Auszug bewirkenden Wechselräder q, q tragen. Durch die Anwendung dieses Hebels als
                              Träger der Wechselräder kann der erforderliche Wechsel leichter bewerkstelligt
                              werden.
                           Fig. 20
                              stellt den Apparat zur Regulirung der verschiedenen Bewegungen der Spulen oder
                              Spindeln im Aufrisse dar; er besteht hauptsächlich in einem mit Zähnen besezten
                              Kegel a, a, welcher die Stelle des gewöhnlichen
                              Riemenkegels der Spinnmaschinen vertritt. Ein an der Strekwelle b, b
                              befestigtes Getriebe c treibt das Stirnrad e, welches mit der gezahnten Oberfläche des Kegels a, a im Eingriff steht. Dieser Kegel überträgt die
                              Bewegung mit Hülfe des oscillirenden Rades f, f und des
                              an der Büchse des lezteren befestigten Stirnrades g, g
                              auf die Spulen.
                           Die auf- und niedersteigende Bewegung der Spulenbank wird durch das an der
                              Welle i, i befindliche Rad h
                              veranlaßt. Dieses Rad wird durch den Kegel a in
                              Umdrehung gesezt und theilt diese Bewegung vermittelst eines Universalgelenks der
                              Welle j und dem Getriebe k
                              mit, welches das Rad l hin- und herbewegt. Bei
                              jeder Drehung des Rades l kommt ein Stift m mit dem Einfallhebel n,
                              Fig. 21,
                              in Berührung und löst ihn von der an beiden Seiten abwechselnd gezahnten Stange o aus. Sobald die Zahnstange o von dem Hebel n befreit ist, wird sie durch
                              die belastete Schnur p um einen Zahn herabgezogen, so
                              daß das an derselben befestigte Rad e mit dem nächsten
                              Zahnring des Kegels a, a in Eingriff kommt. Dieß
                              wiederholt sich bei jedem Sinken oder Steigen der Spule, wodurch die regelmäßige
                              Bewegung der lezteren gesichert wird.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
