| Titel: | Die Mosaikfußböden des Hrn. Buschmann. | 
| Fundstelle: | Band 88, Jahrgang 1843, Nr. XCVIII., S. 386 | 
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                        XCVIII.
                        Die Mosaikfußboͤden des Hrn. Buschmann.
                        Buschmann's Mosaikfußböden.
                        
                     
                        
                           Es war von jeher gefühltes Bedürfniß, die Fußböden den sie umgebenden Wänden und
                              Deken entsprechend zu verzieren; so entstand das Marmorgetäfel, der Mosaikfußboden
                              aus farbigen Steinchen und Glasmassen, der Terrazzo, der Steinplattenbeleg mit
                              eingelegten und eingegossenen Metallen oder eingerizten Arabesken, die mit
                              schematischen vielfarbigen Mustern versehenen Plattenböden aus gebrannter Erde, die
                              Parkette mit und ohne Marqueterie aus farbigen Holzstüken, die Bemalung gewöhnlicher
                              Fußböden oder die Bedekung derselben mit Stoffen, welche bisweilen als Surrogate
                              edlerer Materialien gebraucht werden.
                           Fußböden aus Stein und Thonmaterial eignen sich vorzugsweise für monumental decorirte
                              öffentliche Räume und in unserem Klima für Landhäuser, die nur im Sommer bewohnt
                              werden, wie für die freien Localitäten von öffentlichen und Wohngebäuden; Fußböden
                              aus Materialien von
                              mehr Elasticität und weniger Empfänglichkeit für den Wechsel der Temperatur, als
                              jene, sind vornehmlich für Wohnzimmer passend.
                           In den Städten werden für Wohnzimmer der Herrschaften meistens Parketböden
                              angewendet, die man mit den mannichfaltigsten Dessins aus eingelegten farbigen
                              Hölzern oder Marqueterien verziert, wenn die übrige Ausstattung der Zimmer einen
                              größern Schmuk der Fußböden erfordert.
                           In der Ausführung der Parkete mit Marqueterie hat man es zu einer großen
                              Vollkommenheit gebracht; indessen bleibt dabei noch Manches zu wünschen übrig. Sie
                              bedingen nämlich große Sorgfalt in der Arbeit, und steigen dadurch zu so hohem
                              Preise, daß sie gewöhnlich nur von den Reichsten angeschafft werden; überdieß
                              gewähren sie keine große Dauer, sobald sie aus größeren Stüken zusammengesezt
                              werden, die sich bei trokener Luft und höherer Temperatur durch allmähliches Abgeben
                              ihres Extractivstoffes so sehr zusammenziehen, daß Fugen und Risse auf der
                              Oberfläche entstehen, oder daß sie völlig von der Unterlage abspringen.
                           Diesen Uebelständen abzuhelfen, kam Hr. Buschmann auf die
                              Idee, die römische Steinmosaik mit gefärbten Hölzern nachzuahmen, indem er eine
                              Holzmosaik auf folgende Weise construirte:
                           Es werden Bretter oder Pfosten von 1 bis höchstens 2 Zoll Dike quer in schuhlange
                              Streifen geschnitten, welche die Breite der Brettdike haben und in einer Leere auf
                              gleiche Stärke von quadratischem Querdurchschnitt, oder wenn es das Muster verlangt,
                              in Drei- oder Vieleke, die wieder aus verschiedenfarbigen Hölzern nach
                              beliebiger Zeichnung zusammengesezt seyn können, ausgehobelt. Diese gleichförmigen
                              Streifen werden nun in einem Blöke von 1 Fuß Höhe zusammengelegt (der in seinem
                              Querschnitt die nachzuahmende Zeichnung darstellt), verleimt und, so lange der Leim
                              noch weich ist, unter eine von allen Seiten wirkende Presse gebracht. Er wird in 48
                              Fourniere geschnitten, welche auf Blindtafeln geleimt und dann so wie andere
                              Parkettafeln auf den Blindboden gelegt werden.
                           Ein sichtbares Schwinden einer solchen Holzmosaik ist kaum zu befürchten, weil bei so
                              kleinen, neben einander liegenden Stükchen Holz, wenn sie auch schwinden, nie
                              bedeutende Fugen sich bilden werden, was um so weniger möglich ist, wenn das
                              angewendete Holz gehörig ausgetroknet war. Dadurch aber, daß die 1 Schuh langen
                              Stüke aus Brettern in nur 1 bis 2 Zoll im Quadrat diken Klözchen und auch noch in
                              Fourniere geschnitten werden, ist es leicht, dem dazu verwendeten Holze vorerst den Extractivstoff
                              durch Auslaugen zu entziehen und es vollständig auszutroknen.
                           Auch die Bretter für die Blindtafeln von Fichtenholz werden wochenlang einer Hize von
                              25° R. in einer eigens dazu construirten Trokenkammer ausgesezt und die
                              Blindtafeln selbst durch solche quer über einander geleimte Bretter erzeugt.
                           Wenn auch das Verfahren, aus Körpern, die in ihrer ganzen Höhe von gleicher Zeichnung
                              im Querdurchschnitt durchdrungen sind, mehrere gleichgezeichnete Platten zu
                              gewinnen, nicht neu ist, so ist es doch das Verdienst des Hrn. Buschmann, dieses Verfahren auf die Erzeugung von Parteien angewendet und
                              mehrere großartige Parketfabriken, die sich mit der Ausführung von
                              Holzmosaikfußböden beschäftigen, ins Leben gerufen zu haben.
                           Die durch Hrn. Buschmann eingerichtete Fabrik des Hrn. L.
                              Glinck in München hat bereits mit Hülfe des Hrn. L.
                              v. Klenze für den Festsaalbau der königl. Residenz, für
                              das Herzogs. Leuchtenberg'sche Palais und mehrere
                              Privathäuser in München Ausgezeichnetes geleistet; auch in Wien, wo Hr. Buschmann eine ähnliche Fabrik errichtet hat, sind in
                              einigen Gebäuden und in der Localität des niederösterreichischen Gewerbvereins
                              Holzmosaikfußböden angewendet, welche in Bezug auf Schönheit, Zwekmäßigkeit und
                              Genauigkeit in der Ausführung wenig zu wünschen übrig lassen. Was dieselben aber
                              noch besonders empfiehlt, ist die Wohlfeilheit, womit sie beschafft werden können,
                              indem ein Quadratfuß solcher Fußböden mit Inbegriff des
                              Legens, wenn die Fourniere aus Ahorn, dunkelem und lichtem Eichen- oder
                              Eschen- und Amarantholz bestehen, nicht höher als auf 20 bis 30 kr., und wenn
                              dieselben von Mahagoni-, Kirsch- und anderen theuren Hölzern zu den
                              complicirtesten Figuren zusammengesezt sind, höchstens auf 50 kr. C. M. zu stehen
                              kommt.
                           Hr. Buschmann hat auf sein Verfahren in der Erzeugung von
                              Holzmosaikfußböden in Oesterreich, Bayern und einigen anderen deutschen
                              Bundesstaaten, in Frankreich, England und Holland Privilegien erworben, welche er
                              zum Theil wieder an Unternehmer abgetreten hat. (Allgem. Bauzeit. 1842, S.
                                 406.)