| Titel: | Ueber Verbesserung der flachen Lehmbedachungen. | 
| Fundstelle: | Band 88, Jahrgang 1843, Nr. XCIX., S. 388 | 
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                        XCIX.
                        Ueber Verbesserung der flachen
                           Lehmbedachungen.
                        Aus den Verhandlungen des Vereins zur Beförderung des
                                 Gewerbfleißes in Preußen, 1843. 1ste Lieferung.
                        Ueber Verbesserung der flachen Lehmbedachungen.
                        
                     
                        
                           A. Von dem Bauinspector Hrn. Dieme
                                 in Königswusterhausen.
                           Nach den Erfahrungen der neuesten Zeit haben sich die nach Dorn's Vorschrift construirten Dächer nicht
                                 bewährt, insofern selbst diejenigen, welche in den ersten Jahren ihren Zwek
                              erfüllt hatten und für wohlgelungen gehalten werden mußten, nach Verlauf von 3 bis 4
                              Jahren größtentheils vollständig undicht geworden sind.
                           Dieß hätte eigentlich wohl vorausgesehen werden können, da ihre Wasserdichtigkeit
                              doch nur von den öhligen und harzigen Theilen des Steinkohlentheers abhängig ist,
                              leztere aber, wie bekannt, sehr flüchtiger Natur sind, so daß mit der Verflüchtigung
                              dieser klebrigen Theile die Wasserdichtigkeit zugleich verschwinden mußte. Wenn aber
                              die flachen Lehmbedachungen in jeder Hinsicht die entschiedensten Vortheile beim
                              Häuserbau im Vergleich mit den hier gebräuchlichen Dachbedekungen gewähren, so ist
                              es wohl der Mühe werth, die Sache weiter zu verfolgen und auf Verbesserung der
                              ersten für verfehlt zu erachtenden Construction Bedacht zu nehmen.
                           Man hat sich mit gutem Erfolge beim Bau der Dorn'schen
                              Dächer des mit Steinkohlentheer getränkten Papiers bedient. Dieß und die
                              Berüksichtigung der Eingangs berührten Eigenthümlichkeit des Steinkohlentheers, nach
                              welcher er zur Erzeugung einer wasserdichten Deke nicht geeignet ist und vermieden
                              werden muß, haben dem Verfasser zu einem Verfahren Veranlassung gegeben, welches
                              hier beschrieben und erörtert werden mag.
                           Nachdem das Dach eines im Jahre 1841 neu erbauten Gebäudes nach Dorn's Vorschrift gelattet und eine 3/4 Zoll starke mit Gerberlohe
                              vermischte Lehmlage darauf aufgebracht worden war, und man lezterer Zeit gegeben
                              hatte, vollständig auszutroknen, wurde sie mit heißem Holztheer so vollständig wie
                              möglich getränkt. Hiernächst sollte eine Lage gewöhnlichen Drukpapiers mittelst
                              Holztheers aufgeklebt werden, was sich aber sogleich nicht bewerkstelligen ließ, da
                              lezterer zu fett war und so wenig klebte, daß die Papierbogen gewissermaßen auf dem
                              Theer schwammen und vom leisesten Luftzug abgeweht wurden. Zur Beseitigung dieses
                              erheblichen Hindernisses bediente man sich des ungelöschten oder Aezkalks, welcher,
                              wie bekannt, sich mit dem Holztheer chemisch sehr innig verbindet. Der Holztheer,
                              mittelst welchem die
                              Papierbogen aufgeklebt werden sollten, wurde daher mit Aezkalk, welcher im Begriff
                              war an der Luft zu zerfallen, mittelst eines Drahtsiebes überpulvert, dann die
                              Papierbogen aufgelegt und vorsichtig angedrükt, was mittelst einer kleinen Walze,
                              die ein Arbeiter an einer Handhabe leicht regieren konnte, sehr gut und leicht zu
                              Stande gebracht wurde. Auch war es nothwendig, die Papierlagen mittelst Steinchen
                              und anderer Gegenstände, welche man zur Hand hatte, einstweilen so weit zu
                              beschweren, daß der Luftzug sie nicht abheben konnte. Schon nach Verlauf von 4 bis 6
                              Stunden war die chemische Verbindung des Holztheers mit dem Kalke so weit erfolgt,
                              daß das Papier festklebte; nach 24 Stunden konnte man darauf treten und die übrigen
                              Arbeiten ohne Hinderniß darauf vornehmen. Nun bereitete man über Feuer eine Mischung
                              von Holztheer, Talg und Thran, und zwar wurde 1 Quart Theer mit 3/4 Pfd. Talg und
                              1/4 Pfd. Thran versezt und, um die Masse klebrig zu machen, wurde etwas Harz
                              dünnflüssig gemacht und der Mischung zugesezt. Hiemit wurde anfänglich die
                              Oberfläche des Papiers überstrichen, eine zweite Lage Papier auf die erste
                              aufgeklebt, dann mit einer dritten Lage eben so verfahren; um endlich diese drei
                              Lagen möglichst fest mit einander zu verbinden, wurde der jedesmalige Fettüberstrich
                              mit Aezkalk überpulvert, und zwar mit aller Vorsicht sehr dünn, indem dabei Bedacht
                              darauf genommen wurde, daß die Fettmasse vorwaltend bleibe und durchaus keine
                              Sättigung mit dem Aezkalk erfolge. Nachdem ein kleiner Theil des Daches auf diese
                              Art behandelt war, zeigte es sich bald, daß es vortheilhaft war, die Papierbogen,
                              auch selbst die der ersten Lage, auf beiden Seiten mit der Fettmasse zu bestreichen
                              und sie erst dann, wenn dieß geschehen war, aufzukleben.
                           Diesem Geschäft war kühles Wetter bei bedektem Himmel zuträglicher als warmes Wetter,
                              weil dann der Theer so wenig als die Fettmasse dünnflüssig wurde und vor der
                              Vereinigung mit dem Aezkalk nicht abfließen konnte, wie dieß in heißen Tagen
                              geschah.
                           Daß die einzelnen Papierbogen unter einander in Verband und an den Stößen sich 1 1/2
                              bis 2 Zoll überdekend angeordnet wurden, dürfte sich von selbst verstehen. Die
                              Oberfläche der dritten Papierlage wurde, nachdem sie mit Aezkalk überstreut und
                              einigermaßen hart geworden war, mit Holztheer überstrichen und abermals mit Kalk
                              bestreut.
                           Die ungünstige Witterung des Sommers im Jahre 1841 und mancherlei Zufälligkeiten, die
                              bei einem auf dem Dorfe von großen Städten entfernten Bau nur zu leicht störend
                              einwirken können, und hier nicht zu vermeiden waren, haben es verhindert mehr zu
                              leisten. Es ist aber Absicht und scheint unerläßlich nöthig, die Dachfläche noch mit einer Schuzlage zu
                              bedeken, um die Haupttheile derselben gegen äußere Beschädigungen und gegen die
                              Einflüsse der Atmosphäre zu schüzen und um sie feuersicher zu machen. Schon als die
                              erste Papierlage aufgeklebt war, bewährte sich die Dachbedekung als vollständig
                              wasserdicht, wie sie es denn auch in ihrem jezigen Zustande begreiflicher Weise
                              ist.
                           Die Gründe des hier beschriebenen Verfahrens liegen nahe. Durch die dreifache
                              Papierlage ist die Wasserdichtigkeit erzeugt worden. So lange das Papier öhlig und
                              fett bleibt, wird es den Zwek erfüllen, und damit dieß möglichst lange statthabe, so
                              hat man sich nichttroknender Fette bedient und den animalischen vor den
                              vegetabilischen den Vorzug gegeben. Vielleicht würde statt des verwendeten Talges
                              Schmalz oder Elain (welches bei der Stearin-Bereitung gewonnen wird) noch
                              besser den Zwek erfüllen, wie es denn auch der der Construction zum Grunde liegenden
                              Idee ganz gemäß seyn würde, die einzelnen Papierbogen mit reinem Fett zu tränken und
                              dann aufzukleben. Wenn fettiges und öhliges Papier, wie bekannt, nicht allein
                              wasserdicht, sondern sogar fast luftdicht ist, so wird die zweite Papierlage von der
                              ersten und dritten gewissermaßen luftdicht eingeschlossen, was nach der Ansicht des
                              Verfassers wesentlich günstig auf die nachhaltige Dauerhaftigkeit der Dachbedekung
                              einwirken wird. Es leuchtet ferner ein, daß das Papier um so länger fettig, also
                              wasserdicht bleiben werde, je diker und consistenter es ist. Bei der hier
                              beschriebenen Dachbedekung ist zur ersten Lage gewöhnliches Zeitungspapier, zur
                              zweiten und dritten Lage aber Royalpapier verwendet. Das eigentliche Löschpapier
                              würde nicht geeignet gewesen seyn.
                           Wenn es wesentlich darauf ankam, dafür zu sorgen, daß der trokene Lehm, welcher
                              eigentlich den Körper des Daches bildet, die öhligen Theile des Papiers nicht
                              einsauge, so war es nicht zulässig, lezteres ohne Weiteres auf die Lehmlage
                              aufzukleben (was sich auch schwerlich hätte bewerkstelligen lassen), und ist deßhalb
                              dieselbe mit Holztheer getränkt, und zwar so vollständig wie möglich, weßhalb auch
                              die Lehmlage durch einen starken Zusaz von Gerberlohe sehr mager gehalten worden
                              ist. Steinkohlentheer würde dem Zwek gewiß nicht entsprochen haben, da nach der in
                              kurzer Zeit erfolgenden Verflüchtigung seiner öhligen Theile, wie schon gesagt, eine
                              erdige Masse zurükbleibt, welche, ähnlich dem trokenen Lehm und vielleicht in
                              Verbindung mit diesem, das Ausziehen des Fettes aus dem Papier befördern möchte.
                           Zu welchem Zwek man sich des Aezkalks bedient hat, ist schon vorstehend erörtert. Es
                              wird hier noch hervorgehoben, daß weder der Holztheer, noch die beschriebene
                              Fettmasse damit gesättigt sind. Wenn, was indessen erst nach Jahren eintreten kann, der
                              Aezkalk seine chemische Verbindung mit dem Holztheer lösen möchte, so darf erwartet
                              werden, daß die Theile des lezteren, welche vom Kalk nicht gebunden sind, bis dahin
                              einen solchen Grad von Zähigkeit erlangt haben und verharzt seyn werden, daß es
                              alsdann des Bindemittels, welches der Aezkalk bei der ersten Construction der
                              Dachbedekung gewährt, nicht mehr bedürfen wird. Man hätte die Anwendung des
                              ungelöschten Kalks vielleicht vermeiden und die Papierbogen mit einer dünnflüssigen,
                              also heißen Mischung von Holztheer und Harz aufkleben können, wie Aehnliches bei der
                              Dachbedekungsart des Bauinspectors Sachs geschieht; dabei
                              wäre es aber unerläßlich nöthig geworden, die Vorrichtung zum Heißmachen des Theers
                              auf dem Dache selbst anzubringen, was feuergefährlich war (zumal in der Nähe
                              mehrerer Strohdächer), und deßhalb sorgfältig vermieden wurde.
                           Daß es nöthig ist die Papierdeke den unmittelbaren Einflüssen der Atmosphäre zu
                              entziehen und ihr einen feuersichern Schuz zu verschaffen, daß sie also mit einer
                              Schuzlage bedekt werden muß, ist schon vorstehend angeführt. Da es auf
                              Wasserdichtigkeit derselben zu nächst nicht ankommen kann, so schlägt der Verfasser
                              vor, dieselbe im Wesentlichen ganz genau nach den ursprünglich Dorn'schen Vorschriften zu behandeln. Man hat bei den Dorn'schen Dächern die Erfahrung gemacht, daß zwischen
                              der Deklage und Schuzlage durchaus kein mechanischer Zusammenhang besteht, so daß
                              leztere mit größter Leichtigkeit von der ersten abgelöst werden kann. Dieß ist ein
                              Mangel, der sich beseitigen läßt, wenn man die Oberfläche der Deklage mit einer
                              Mischung von Theer und Pech oder Harz überstreicht, und Gerberlohe oder Häkerling
                              oder andere faserige Mittel dik darüber streut, dieselben fest andrükt und nach
                              einiger Zeit die Theile, welche nicht festgeklebt sind, vorsichtig abfegt. Man wird
                              dadurch eine rauhe Oberfläche erzeugen, an welche der Lehm der Schuzlage sich
                              hinreichend fest anhängen kann. Dieser Ueberstrich von Theer und Pech oder Harz wird
                              auch noch dazu dienen, die Papierlagen von der Lehmschicht der Schuzlage zu
                              isoliren, damit, wie bei der Deklage schon erwähnt, die fettigen Theile der dritten
                              Papierlage nicht von dem trokenen Lehm dieser Schuzlage ausgesogen werden. Es wird
                              deßhalb auch gut seyn, diesen Ueberstrich möglichst dik zu halten, ihn also, wäre er
                              dikflüssig und mithin nicht heiß, im abgekühlten Zustande aufzubringen. Ob es
                              vielleicht entsprechend seyn möchte, auch die Oberfläche dieser Schuzlage mit
                              Aezkalk zu behandeln, wird sich bald und ohne Schwierigkeit versuchen lassen.
                           Der Verfasser schlägt vor, dieselbe dik mit Holztheer zu bestreichen, Aezkalk, der im
                              Begriff ist an der Luft zu zerfallen, dik darüber zu streuen und dann 4 bis 12
                              Stunden zu warten, bis die chemische Verbindung eingetreten ist, alsdann aber den
                              Ueberstrich zu wiederholen und darüber scharfen Sand dik bis zur Sättigung zu
                              streuen. Unter allen Umständen versteht es sich von selbst, daß der Ueberstrich der
                              Schuzlage, nach Maßgabe wie er verwittert, erneuert werden muß.
                           Bei der Ausführung der vorstehend beschriebenen Dachbedekung hat es sich als ein
                              Vortheil herausgestellt, daß ihr Gelingen weniger, als bei den eigentlich Dorn'schen Dächern, von der Witterung abhängig war. Zur
                              Vollführung des Theerens der Lehmlage mußte allerdings warmes Wetter abgewartet
                              werden. Als dieß Geschäft zu Stande gebracht war, trat Regenwetter ein und es
                              regnete, wie begreiflich, überall stark ein. Bei warmem Wetter und Sonnenschein
                              troknete aber die durch den Theer schwarz gefärbte Lehmlage auch sehr bald und
                              vollständig wieder ab, und wurde dann abermals mit warmem Holztheer übergössen, um
                              die etwa entstandenen Röhren wieder zu verschließen, worauf, bei günstigem Wetter
                              die erste Papierlage ohne Schwierigkeit aufgeklebt wurde. Das alsdann eingetretene,
                              zum Theil sehr ungünstige Wetter, bei welchem die Dorn'sche Construction sich nicht hätte werkstellig machen lassen, hinderte
                              den Fortgang der Arbeit wenig oder nicht, da in einigen Stunden die Oberfläche so
                              weit abgetroknet war, daß das Aufkleben der zweiten und dritten Papierlage stükweise
                              mit Leichtigkeit und Ordnung zu Stande gebracht werden konnte. Die Dachbedekung hat
                              sich bis jezt ganz gut gehalten und ihren Zwek vollständig erfüllt, und so wird man
                              das nächste günstige Wetter der angehenden Bauzeit abwarten können, um die Schuzlage
                              ohne Uebereilung aufzubringen und dadurch die Dachbedekung ordnungsmäßig zu
                              vollenden.
                           Welche Constructionen man auch zur Verbesserung der flachen Lehmbedachungen anwenden
                              mag, immer wird man davon ausgehen müssen, daß die Wasserdichtigkeit sich nur durch
                              harzige oder öhlige Mittel, oder durch eine Vereinigung beider erzeugen läßt, und
                              daß ferner von diesen Mitteln nur solche den Zwek nachhaltig erfüllen können,
                              welche, wenn sie zwar durch die Einflüsse der Luft und der Temperatur verändert
                              werden, doch die die Wasserdichtigkeit bedingenden Eigenschaften möglichst lange
                              behalten. Deßhalb wird Steinkohlentheer, dessen harzige Theile sich so sehr leicht
                              verflüchtigen, gewiß nicht geeignet seyn, wie auch die Erfahrung an den Dorn'schen Dächern gelehrt hat, und deßhalb erwartet der
                              Verfasser von der Anwendung des mit nicht troknenden
                              Oehlen getränkten Papiers eine nachhaltigere Dauerhaftigkeit. Wenn aber der
                              Holztheer bei der beschriebenen Construction eine wesentliche Rolle mitspielt, so
                              wird es bei Beurtheilung
                              dieser Dauerhaftigkeit sehr darauf ankommen, zu wissen, ob nicht derselbe auch in
                              kurzer Zeit seine harzigen Theile verflüchtigen werde, was aber der Verfasser, auf
                              Erfahrung gestüzt, mit nein beantworten kann. In seinem
                              Geschäftskreise sind an einigen Orten die Stellen, wo vor 25 bis 30 Jahren Theeröfen
                              gestanden haben, noch an dem damals im Sande verlaufenen Theer kenntlich. Bei kaltem
                              Wetter glaubt man daselbst ein schwarzes felsartiges Gestein zu finden, was aber bei
                              warmem Wetter jezt noch weich und selbst biegsam ist und durch den Theergeruch seine
                              Entstehung zu erkennen gibt. Es kann, nach der Ansicht des Verfassers, vorausgesezt
                              werden, daß Aehnliches sich mit dem Theer ereignen werde, welcher die dreifache
                              Papierlage oben und unten einschließt, und namentlich das Entfetten derselben zu
                              verhindern bestimmt ist.
                           Die Kosten der beschriebenen Dachbedekung haben auf einer Fläche von 3000 Quadratfuß,
                              so weit sie fertig ist, ausschließlich der Dachschalung, die von Latten,
                              aufgetrennten Lattstämmen und eingespaltenen Schalen, wie sie vom Sägeblok und
                              beschnittenen Bauhölzern abfielen, gefertigt ist, in Summa 196 Thlr. 17 Sgr. 6 Pf.
                              betragen, so daß also ein Quadratfuß wirklich 1 Sgr. 11 177/300 Pf., oder in runder
                              Summe 2 Sgr. gekostet hat, wobei berüksichtigt werden mag, daß die Arbeit von
                              ungünstigem Wetter vielfach unterbrochen wurde und auch von eingeübtern Arbeitern
                              leichter sich hätte fördern lassen. Nach dem Dafürhalten des Verfassers wird, auch
                              selbst unter sehr ungünstigen Umständen, Ein Quadratfuß, einschließlich der
                              Schuzlage, also des vollständig fertigen Daches, für 2 Sgr. 6 Pf. dargestellt werden
                              können, wobei jedoch die Lattenschalung nicht mit einbegriffen ist.
                           
                        
                           B. Von Hrn. Kießling, Kaufmann und
                                 Fabrikbesizer zu Eichberg bei Hirschberg.
                           Es ist nicht zu läugnen, daß mit den Vortheilen, welche die flachen Lehmdächer
                              bieten, auch Nachtheile verbunden sind, welche bisher noch nicht beseitigt wurden.
                              Gewöhnlich sind die Risse nicht zu vermeiden, welche entstehen, sobald die
                              aufgetragene Masse troken ist; alles Verschmieren hilft nichts, und hauptsächlich
                              werden die Oeffnungen schädlich, wenn der Schnee thaut, das Wasser dem Auge
                              unsichtbare Fugen aufsucht, und in die Bodenräume träufelt.
                           Drei Dächer der Papierfabrik von Kießling und Schlöffel zu Eichberg bei Hirschberg, deren Mitbesizer
                              ich bin, sind nach der Methode des Bauinspectors Sachs
                              (man vergleiche polytechnisches Journal Bd. LXIX
                                 S. 77) mit Lehm und Papierplatten angelegt und zwei davon haben drei
                              Winter, das dritte zwei Winter zur vollsten Zufriedenheit ausgedauert. Ich halte es
                              deßhalb für nicht ganz unwerth, die kleine Veränderung, welche bei Zubereitung der
                              Lehmmasse hier stattfand, zur beliebigen Bekanntmachung mitzutheilen.
                           Der Lehm wurde wie bekannt behandelt und demselben, anstatt der üblichen Beimischung
                              von Lohe, Moos, Siede oder dergleichen, Lumpenstaub
                              zugesezt. Dadurch verfilzte sich die Masse nach Art des Papiers und wurde nach dem
                              Auftragen und Troknen auf dem Dache eine Lehmpappe, welche innig verbunden war.
                              Risse zeigten sich nur dann, wenn die Arbeit des Abends unterbrochen worden, bei der
                              Fortsezung am andern Morgen das Endstük troken war und dieses der frischen Masse
                              sich schlecht anfügte. Aber auch dieses wurde später beseitigt, indem, nach
                              Behandlungsart der Lehmmodelle, feuchte Lappen über die abendliche Endarbeit
                              gebreitet wurden.
                           Es ist wohl überflüssig zu bemerken, daß der Lumpenstaub diejenigen Fasertheile sind,
                              welche dadurch, daß die Lumpen in dem mit einem Drahtsieb umzogenen Cylinder
                              herumgetrieben werden, um sie vom Sande zu befreien, entstehen, freilich ein großer
                              Verlust für den Fabrikanten, der aber nicht zu vermeiden ist. Wenn nun auch dieser
                              Abfall noch zu Papier zu verarbeiten wäre, so enthält er doch so viel Sand, daß
                              diese Masse auf eine Papiermaschine sehr nachtheilig einwirken müßte.
                           Ueberall, wo nun noch Lehm sowohl beim Dampfkessel oder Ofensezen gebraucht wurde,
                              ist diese Lehmmischung in hiesiger Fabrik mit dem größten Vortheil angewendet
                              worden. Es stellte sich als gewiß heraus, daß:
                           1) diese Fasertheile ein ganz sicheres Mittel sind, den damit vermischten Lehm vor
                              dem Zerspringen zu bewahren, und
                           2) daß sich die Kosten noch niedriger stellen, als mittelst anderer Beisäze.
                           Der Centner Lumpenstaub wird von hier aus mit 25 Sgr. verkauft. Beifolgende zwei
                              Lehmplatten enthalten:
                           
                              
                                 Nr. 1. Einen Theil Lehm und einen Theil
                                    LumpenstaubNr. 2. Einen Theil Lehm und zwei Theile Lumpenstaub
                                 
                                    
                                    
                                 dem Volumen nach.
                                 
                              
                           Regeln über Mischungsverhältnisse lassen sich nicht geben, da die Magerkeit oder
                              Fette des Lehms verschiedene Zusäze des Lumpenstaubes erfordern.