| Titel: | Ueber Copallak-Bereitung; von C. H. Binder. | 
| Fundstelle: | Band 88, Jahrgang 1843, Nr. CXV., S. 461 | 
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                        CXV.
                        Ueber Copallak-Bereitung; von C. H. Binder.
                        Aus dem Gewerbeblatt für Sachsen, 1843, Nr.
                              40.
                        Binder, über Copallak-Bereitung.
                        
                     
                        
                           Man unterscheidet im Handel zweierlei Sorten Copal, den ostindischen, welcher in
                              großen Stüken von Kugelform, in Bruchstüken mit muscheligem Bruch, ganz weiß,
                              durchscheinend, gelblich, bis bräunlich-röthlich gefärbt, mit eingemischten
                              erdigen und vegetabilischen Theilen im Handel vorkommt; den afrikanischen, welcher
                              größtentheils aus platten Stüken besteht, von dunkelgelber bis dunkelbrauner Farbe
                              und härter als der ostindische ist.
                           Erstere ist diejenige Sorte, welche fast allgemein zur Lakfabrication verwendet wird;
                              sie hat die Vortheile für sich, daß sie, da sie leichter schmelzbar, bei
                              ausgesuchten Stüken von beinahe weißer Farbe den hellsten Lak liefert, wo hingegen
                              die afrikanische stets einen dunkleren, aber wieder den härtesten liefert, welchen
                              wir bis jezt darzustellen vermögen.
                           Zu dunkeln Laken nimmt man die ordinärsten Sorten, zu feinen nur ausgesuchte ganz
                              helle Stüke; leztere werden vorzüglich zu Spirituslaken, vorher mäßig fein gestoßen,
                              4–6 Wochen unter täglichem Verändern der Oberfläche der Einwirkung der Luft
                              und des Sonnenlichtes ausgesezt, wobei es nichts schadet, wenn der Copal durch Regen
                              manchmal benezt wird, indem ich beobachtet habe, daß durch zeitweiliges Naß-
                              und Wiedertrokenwerden die leichtere Auflöslichkeit vermehrt wird, was vielleicht
                              seinen Grund ist einer Einwirkung des Sauerstoffes aus der Atmosphäre haben mag, welcher
                              eine Art von Oxydation des Copals einleitet.
                           Die Auflösungsmittel sind theils ätherische Oehle, wie Rosmarin-,
                              Lavendel- und Terpenthinöhl, theils fette Oehle, wie Lein- und
                              Mohnöhl, welche jedoch nur stets in Eiweißform zugesezt werden, um die Lake weniger
                              spröde zu machen, Balsame, als Copaivabalsam und Alkohol.
                           Man unterscheidet daher zweierlei Sorten, die ihre verschiedene Anwendung finden: den
                              spirituösen Copallak und den öhligen. Lezterer wird hauptsächlich angewendet,
                              ersterer nur zu feinen Gegenständen, da derselbe verhältnißmäßig viel theurer zu
                              stehen kommt.
                           
                        
                           Spirituöse Lake.
                           8 Loth ausgesuchter weißer Copal (ostind.), welcher nach angegebener Art geröstet
                              worden, wird in eine geräumige Flasche geschüttet, mit circa 2–3 Loth Glas in grobgepulvertem Zustande vermischt; man
                              schüttet auf denselben nun eine Auflösung von 1 Loth Kampher in 12 Loth Alkohol von
                              80° nach Stoppani, verschließt das Gefäß mit
                              nasser Blase, worein man mit einer Steknadel ein Loch sticht, um das Zersprengen zu
                              verhüten, und sezt dieselbe an einen mäßig warmen Ort, schüttelt täglich einigemal
                              gut um, und gießt, wenn die Auflösung erfolgt, den hellen Lak ab.
                           Dauerhafter wasserklarer Lak von höchstem Glanze und viel Härte.
                           
                        
                           Zusammengesezter Copallak.
                           8 Theile ostindischen Copal, welcher vorher in einem neuen irdenen Topfe so lange
                              geschmolzen wird, bis er ganz ruhig fließt und nicht mehr schäumt;
                           
                              
                                 10
                                 Theile Sandarakharz
                                 
                              
                                   5
                                 Theile Mastix
                                 
                              
                           werden fein gestoßen, mit 6–8 Theilen Glas vermengt,
                              mit 60 Theilen Alkohol von 80° übergössen und bis zur Auflösung in einem
                              gläsernen Gefäß in kochendes Wasser gestellt.
                           Ist die Auflösung ziemlich erfolgt, so sezt man 3 Theile venezianischen Terpenthin
                              hinzu, verschließt wieder mit nasser Blase, wie bei vorhergehendem; erhält noch eine
                              halbe Stunde denselben in kochendem Wasser, wobei man öfters umschüttelt, läßt
                              erkalten, sich klären u.s.w.
                           Sehr schöner reingelber Lak von mäßiger Härte, vorzüglich zu dauerhaften Ueberzügen
                              auf Gemälde.
                           
                        
                           
                           Oehlige Lake.
                           Um sich eines steten Gelingens versichert zu halten, ist die erste Bedingung, daß man
                              den Copal gut schmilzt; er darf durchaus nicht mehr schäumen und weiße Dämpfe
                              ausstoßen, welche einen sauren stechenden Geruch besizen, sondern muß ruhig fließen,
                              und es dürfen keine Klümpchen mehr in der geschmolzenen Masse seyn.
                           Zu hellen Laken muß man stets irdenes Geschirr nehmen, zu dunkeln kann man sich
                              eiserner Töpfe bedienen; die Hize darf jedoch nie mehr als den Boden und höchstens
                              1–2'' darüber umspielen, damit die oberen Seitenwände des Geschirres nicht zu
                              heiß werden, welches den Nachtheil hätte, daß nicht allein beim Steigen des Copals
                              derselbe leicht überlaufen würde, sondern es würden auch die Lake zu dunkel werden,
                              indem der an den Wänden hängen bleibende Copal verbrennt und die Lake mit den
                              kohligen Rükständen färbt. Am zwekmäßigsten fand ich es, wenn man auf den Ofen, in
                              welchem man arbeitet, ein starkes Eisenblech legt, worein ein Loch eingeschnitten,
                              in welches, wie angegeben, das Geschirr genau hineinpaßt; man vermeidet dadurch alle
                              Gefahr des Ueberlaufens und arbeitet mit großer Reinlichkeit.
                           Ferner ist zu beobachten, daß man den Zusaz von Firniß, welcher nöthig ist, damit der
                              Lak nicht springt, nur langsam, unter stetem Umrühren mit einem eisernen Stabe
                              macht; auch muß derselbe vorher heiß gemacht seyn, eben so das Terpenthinöhl
                              erwärmt, indem, wenn man dieses nicht beachtet, bei zu rascher Abkühlung des
                              geschmolzenen Copals derselbe sich auf einmal zusammengießt und als ein einziger
                              Klumpen sich ausscheidet, wo er dann eine zähe unauflösliche Masse bildet, und alle
                              Arbeit verloren ist. Arbeitet man im Großen, so kann man für dunkle Lake jede
                              beliebige Quantität Copal schmelzen, für helle Lake jedoch, die wie dunkler
                              Rheinwein aussehen, habe ich gefunden, daß man nur mit höchstens 1 Pfd. arbeiten
                              darf, indem bei größeren Quantitäten die Hize zu sehr gesteigert wird und stets eine
                              partielle Verkohlung durch das längere Schmelzen eintritt; auch muß man beim Zusaz
                              des Terpenthinöhls das Gefäß vom Feuer entfernen, einen gut passenden Dekel bei der
                              Hand haben, daß man im Falle einer Entzündung sofort die Flamme erstiken kann.
                           
                        
                           Dauerhafter Copallak von großer Härte und schönstem
                                 Glanze.
                           1 Pfd. ostindischer Copal wird, wie angegeben, in einem irdenen Topfe geschmolzen;
                              nachdem er ruhig fließt, nach und nach 6 Loth Leinöhlfirniß zugesezt und mit 3 1/4
                              Pfd. französischem Terpenthinöhl verdünnt. Ich habe nie einen schöneren Lak gesehen; er ist
                              von goldgelber Farbe, läßt sich gut schleifen, troknet schnell, springt nicht, und
                              gibt den schönsten Spiegel. Für Lederlakirfabriken ist er zu hart und bedarf daher
                              eines größeren Zusazes von Firniß.
                           Einen noch schöneren Lak, der sich jedoch nur für ganz feine Sachen eignet, erhält
                              man, wenn man 4 Loth ganz ausgesuchten weißen Copal in einem Medicinglas über freiem
                              Kohlenfeuer schmilzt, welches sehr leicht, ohne ein Zerspringen des Glases zu
                              befürchten, geht, indem man an den Hals einen langen Bindfaden bindet und so die
                              Hize leitet, bei ruhigem Fluß 1 Loth erwärmten Copaivabalsam zusezt und nach und
                              nach mit 3 1/2 Loth Terpenthinöhl verdünnt.
                           Dieser Lak dürfte vorzüglich als Ueberzug feiner Instrumente sich eignen; er troknet
                              zwar etwas langsamer, allein sein Glanz und seine Härte sind unvergleichlich.
                           Befolgt man diese auf langjährige Erfahrung begründeten Angaben, so wird ein Jeder,
                              welcher darnach arbeitet, sich von der Richtigkeit und dem praktischen Werth
                              überzeugen, sich vor jeder Gefahr bei der Bereitung schüzen und des Gelingens gewiß
                              seyn.