| Titel: | Ueber Aufbewahrung naturhistorischer Gegenstände; von Hrn. Gannal. | 
| Fundstelle: | Band 91, Jahrgang 1844, Nr. XIII., S. 38 | 
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                        XIII.
                        Ueber Aufbewahrung naturhistorischer
                           								Gegenstaͤnde; von Hrn. Gannal.
                        Aus den Comptes rendus, 1843, 2tes Semester No.
                              								16.
                        Gannal, über Aufbewahrung naturhistorischer
                           								Gegenstände.
                        
                     
                        
                           Ich lege hiemit der Akademie meine neuen Untersuchungen über die Aufbewahrung der
                              									naturhistorischen Gegenstände unserer werthvollen Sammlungen mittelst arseniger
                              									Säure, vorzüglich aber mittelst der Brechnuß (nux
                                 									vomica) und des Strychnins, und über den Grad ihrer Wirksamkeit vor.
                           Ich injicirte mehrere Cadaver, jeden mit 5 Liter einer gesättigten Auflösung von
                              									arseniger Säure in Wasser. Wenige Tage darauf, wo die Austroknung dieser Körper
                              									begann, entwikelte sich aus ihnen eine so große Menge Arsenikwasserstoffgas, daß die
                              									Section nicht fortgesezt werden konnte. Ich machte aber auch noch die wichtige
                              									Bemerkung, daß diese Körper sich schnell mit Schimmel überziehen und zwar so über
                              									und über und so tief hinein, daß sie in kurzer Zeit zersezt sind.
                           Alle ausgestopften Präparate, welche Arsenik enthalten, entwikeln Arsenikwasserstoff,
                              									welches Gas, in Verbindung mit dem Dampf des Weingeists und Kamphers, den in
                              									Naturalien-Cabinetten vorherrschenden eigenthümlichen Geruch verbreitet.
                           Es geht sonach aus meinen Beobachtungen hervor, daß der Arsenik die thierischen
                              									Körper keineswegs für immer conservirt, obwohl er sie eine Zeit lang vor der faulen
                              									Gährung schüzt.
                           Nachdem ich die Ursachen der Zerstörung unserer naturhistorischen Sammlungen
                              									ausgemittelt hatte, suchte ich die Abhülfmittel dafür.
                           Ich habe schon anderwärts gezeigt, wie die Thonerdesalze auf den Leim (die Gallerte)
                              									wirken, und erklärt, wie die thierische Substanz in Folge der Verbindung, welche
                              									durch Berührung dieser beiden Stoffe entsteht, vor der faulen Gährung geschüzt wird.
                              									Durch diesen Schuz des Leims gegen Fäulniß aber wird der zweite, eben so wichtige
                              									Zwek noch nicht erreicht, das Thier vor der Zerstörung durch Insecten zu sichern. Um
                              									diesem Uebelstande zu begegnen, empfahl ich ursprünglich selbst den weißen Arsenik
                              									als das wirksamste Mittel; gab ihn aber aus oben erwähnten Gründen wieder auf, um
                              									ein besseres Mittel dafür zu suchen.
                           Gegenwärtig bediene ich mich folgender Injectionsflüssigkeit. 1 Kilogr.
                              									einfach-schwefelsaure Thonerde, 100 Gramme
                              									Brechnuß-(Krähenaugen-) Pulver und 3 Liter Wasser lasse ich so lange
                              									mit einander kochen, bis die Flüssigkeit auf 2½ Liter reducirt ist, nehme  sie dann vom Feuer und
                              									lasse sie erkalten, gieße klar ab und bewahre den teigigen Rükstand auf.
                           Die Flüssigkeit dient zum Injiciren; des Rükstandes aber bediene ich mich auf
                              									folgende Weise. In vier Löffel voll desselben rührt man das Gelbe von einem Ei;
                              									dieser Teig darf nicht früher angemacht werden, als bis man ihn braucht. Er dient
                              									zum Ueberziehen des innern Theils der Felle, Bälge und namentlich der nach dem
                              									Ausnehmen des Thiers zurükbleibenden Fleischtheile. Es versteht sich, daß das Eigelb
                              									dem durch die Thonerdesalze weißgegerbten Felle seine Geschmeidigkeit erhält.
                           Von so großer Wirksamkeit aber dieses im Innern des Thierkörpers angewandte
                              									Präservativmittel seyn mag, kann dieselbe sich doch nicht auf die manchmal vom
                              									Körper sehr weit abstehenden Federn erstreken. Diesem Umstande mußte ich daher
                              									ebenfalls abzuhelfen suchen. Ich bediene mich hiezu dreierlei Verfahrungsweisen. Ich
                              									benuze entweder gepulverte Krähenaugen, oder eine durch Maceration von 100 Grammen
                              									gepulverter Krähenaugen in 1 Liter Alkohol bereitete Tinctur, oder eine Auflösung
                              									von 2 Grammen Strychnins in 1 Liter Alkohol. Welches Präparat man auch zum
                              									Conserviren des Thiers angewandt haben mag, so kann man dem Insectenfraß
                              									augenbliklich Einhalt thun durch Ueberziehen des ganzen Balgs mit der erwähnten
                              									Tinctur oder Auflösung mittelst eines Dachspinsels und zwar nach dem Striche des
                              									Balgs. Sind die Federn weiß oder von zarter Farbe, so muß die Strychninlösung
                              									genommen werden. Bei sehr zarten Vögeln endlich, welche man nicht mit Alkohol
                              									tränken darf, wird Krähenaugenpulver so eingestreut, daß der größte Theil desselben
                              									sich zwischen die Federn hinein auf die Haut sezt.
                           Jedenfalls können die Bälge wie gewöhnlich gegypst werden.
                           Im Wesentlichen geht aus meinen Versuchen hervor: daß durch keine arsenikalische
                              									Präparirung die Conservation thierischer Körper gesichert ist, indem sie über drei
                              									Jahre der Luft ausgesezt, in Verderben übergehen, während sie in hermetisch
                              									verstopften Kästen eingeschlossen schon nach einem Jahre verdorben sind, daß
                              									hingegen die auflöslichen Thonerdesalze ganz gut die faule Gährung aufhalten;
                              									endlich daß die erwähnten Brechnußpräparate gegen den Insectenfraß schüzen.