| Titel: | Das Antimonoxyd als Ersazmittel des Bleiweißes in seinen technischen Anwendungen; von Hrn. v. Ruolz. | 
| Fundstelle: | Band 91, Jahrgang 1844, Nr. XVI., S. 66 | 
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                        XVI.
                        Das Antimonoxyd als Ersazmittel des Bleiweißes in
                           								seinen technischen Anwendungen; von Hrn. v. Ruolz.
                        Aus den Comptes rendus, 1843, 2tes Semester No.
                              								20.
                        Das Antimonoxyd als Ersazmittel des Bleiweißes.
                        
                     
                        
                           Die Anzahl der von Bleikrankheiten befallenen Individuen, welche seit acht Jahren in
                              									das Charitéspital zu Paris gebracht wurden, betrug 1163; von diesen waren 406
                              									Arbeiter in Bleiweißfabriken und 385 Maler.
                           Im Jahr 1841 lieferte das Seine-Departement allein 302 Bleikranke, wovon 69
                              									Maler und 233 Bleiweißbereiter waren; von diesen starben 12 und einer wurde
                              									geisteskrank.
                           Von obigen 233 Kranken lieferte die Fabrik zu Clichy 161; und von den 12 Gestorbenen
                              									waren 7 aus demselben Etablissement, dem einzigen bis jezt, welches das Bleiweiß
                              									durch Zersezung des basisch essigsauren Bleies mittelst Kohlensäure bereitet.
                           Keine einzige der bisher auf besondere Verfahrungsweisen in der Bleiweißfabrication
                              									gegründeten Hoffnungen wurde durch die Erfahrung im Großen gerechtfertigt. Die
                              									Gefahr liegt daher im Blei selbst und das einzige vernünftige und sichere Mittel,
                              									eine Classe von Arbeitern, deren man in Paris allein an 8000 zählt, davor zu
                              									schüzen, besteht darin, das Bleiweiß durch einen bleifreien Körper zu ersezen.
                           Unter der großen Anzahl weißer Substanzen, welche wir in technischer Beziehung
                              									untersuchten, verbanden nur zwei die erforderlichen Bedingungen der Tauglichkeit,
                              									der Wohlfeilheit und der Unschädlichkeit. Der ersten von ihnen aber, obgleich sie
                              									unschädlich ist,  Könnten
                              									durch verbrecherische Hände mittelst sehr einfacher chemischer Processe wieder
                              									giftige Eigenschaften ertheilt werden; wir gaben sie daher wieder auf und blieben
                              									zulezt beim Antimonoxyd (den Spießglanzblumen, Flores seu Nix
                                 										Antimonii) stehen.Die Antimonverbindungen gehoͤren jedoch als Arzneimittel zu den
                                    											heroischen und bewirken schon in geringer Gade Brechen und Laxiren, oder
                                    											wenigstens Ekel und Schweiß; doch ist die obengenannte, so wie das ihr
                                    											verwandte, mit Kali verbundene, antimonium
                                       												diaphoreticum, das unschuldigste derselben und wirkt an und
                                    											fuͤr sich nur schweißtreibend. — x
                           In der Anwendung hat es Vorzüge vor dem Bleiweiß. Nach dem von uns gewählten
                              									Verfahren erhält man es direct aus dem natürlichen Schwefelspießglanz. Durch die
                              									Einführung desselben würde der Bearbeitung der in Frankreich reichlich vorhandenen
                              									Antimongruben neuer Aufschwung gegeben.
                           Es kömmt nicht den dritten Theil so hoch zu stehen als eine mittlere Bleiweißsorte
                              									und kann ohne weitere Behandlung unmittelbar mit dem Qel angerieben werden.Nach den Angaben Ruolz's im Institut No. 516 laͤßt sich das Antimonoxyd unmittelbar aus
                                    											dem rohen Schwefelantimon in der reinsten weißen Farbe zu 35–40 Fr.
                                    												per 100 Kil. bereiten und seine Dekungskraft
                                    											verhaͤlt sich zu der des hollaͤndischen Bleiweißes wie 46 :
                                    											22.A. d. R. Die mit der Fabrication
                              									desselben beschäftigten Arbeiter laufen gar keine Gefahr und höchst unwahrscheinlich
                              									werden die Maler, welche es mit Oel vermengt anwenden, irgend eine schädliche
                              									Wirkung davon verspüren.