| Titel: | Ueber die Stüpfelmaschine; von Fr. Kohl, Lehrer an der Gewerbschule zu Plauen. | 
| Fundstelle: | Band 91, Jahrgang 1844, Nr. XXXIV., S. 129 | 
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                        XXXIV.
                        Ueber die Stuͤpfelmaschine; von Fr. Kohl, Lehrer an der
                           								Gewerbschule zu Plauen.
                        Aus dem Gewerbeblatt fuͤr Sachsen, 1843, Nr.
                              									54.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              									II.
                        Kohl, über die Stüpfelmaschine.
                        
                     
                        
                           Die unter diesem Namen seit länger als einem Jahr hier als Hülfsmaschine für den
                              									Vordruk baumwollener Stikereiwaaren in Gebrauch befindliche Vorrichtung ist in
                              									Frankreich und in der Schweiz bereits seit einigen Jahren für die dortige Stikerei
                              									benuzt worden, und hat den Zwek, die Contouren einer gemachten Musterzeichnung, wie
                              									solche der Formenstecher gewöhnlich erhält, mit einer feinen Nadel so zu
                              									durchstechen, daß dieselben ganz nahe liegende Löcher erhalten. Eine solche
                              									durchlöcherte Zeichnung wird dann als Chablone zum Vordruk auf die Weise benuzt, daß
                              									dieselbe auf den Mull, Batist etc. aufgelegt, ein mit einem Farbstoff, z. B. Indigo
                              									verseztes feines Harzpulver (Dammarharz) mittelst eines weichen Filzwischers troken
                              									durch die Chablone gerieben und hierauf das an der Waare hängende Pulver durch eine
                              									heiße Plättgloke oder wohl noch vortheilhafter und sicherer durch einen
                              									Heißwasserapparat angeschmolzen wird.
                           Ein so auf die Waare gebrachter Vordruk zeigt sich vor dem Fixiren des Harzpulvers
                              									darauf vergleichsweise wie Fig. 20. nach dem
                              									Anschmelzen des lezteren erscheinen die vorher durch Punkte gebildeten Contouren
                              									mehr oder minder als Linien ohne Unterbrechung.
                           Es soll nun zunächst die fragliche Maschine selbst, und zwar in ihrer einfachsten
                              									Form, so wie solche der Mechaniker Hr. Schönherr hier
                              									mehrfach ausgeführt hat, näher beschrieben werden.
                           In Fig. 17,
                              										18 und
                              										19 ist
                              										A, A eine hölzerne fest
                              									zu schraubende Säule; sie besizt oberhalb eine cylindrische Aushöhlung, welche den
                              									Stab B aufnimmt; auf dessen oberem Ende ist der
                              									Balancier C, C durch Zapfen
                              									so verbunden, daß ihm Drehungsbewegung in senkrechter Ebene verstattet wird, während
                              									der im hohlen Cylinder drehbare, so wie höher und tiefer und mittelst Preßschraube
                              									festzustellende Stab B sowohl Horizontalbewegung, als
                              									auch ein Höher- und Tieferstellen des Balanciers zuläßt. Dieser Balancier
                              									dient zur Führung des wesentlichsten, die Arbeit ausübenden Theiles der in den
                              									Schnuren a, a hängenden
                              									Kapsel D. In der lezteren befindet sich eine kleine
                              									zugleich als Kurbelscheibe dienende Schnurscheibe b; sie
                              									bildet mit der am Schwungrade M verbundenen
                              									Schnurscheibe N, Fig. 19, den durch die
                              									Leitrollen m, m, n, n und o, o unterstüzten Schnurlauf
                              										a, a, a, a, a,  wie
                              									solcher aus dem Fig. 18 in doppelter Größe gezeichneten Durchschnitte der Kapsel D, so wie aus dem Grundrisse des Balanciers und
                              									Schwungrades M, Fig. 19, deutlicher zu
                              									ersehen ist. Das Verhältniß der Durchmesser der beiden Schnurscheiben b und N ist in der Zeichnung
                              									wie 1 zu 18 angenommen, woraus folgt, daß die an der Kurbelstange c, oberhalb in einer Gabel eingezapfte, unterhalb aber
                              									die Nadel e haltende Stange d bei einer Umdrehung des Schwungrades 18 Hübe und somit die Nadel eben so
                              									viele Stiche machen wird.
                           Die Nadel bewegt sich in einer sie ganz genau umschließenden und in die hölzerne
                              									Kapsel eingeschraubten Stahlhülse f, aus der sie bei
                              									ihrer herabwärtsgehenden Bewegung etwa ¾ bis 1 Linie hervortritt; es kann
                              									jedoch diese Hülse beliebig höher oder tiefer gestellt und somit das Hervortreten
                              									der Nadel vermehrt oder vermindert werden.
                           Endlich ist das vordere Ende des Balanciers mit dem Kopfe der Kapsel noch durch einen
                              									Metallstab E verbunden, welcher ebensowohl die Spannung
                              									des Schnurlaufes bewirken, als auch die auf die Kurbelscheibe b oder Kapsel D überhaupt geäußerten
                              									Erschütterungen möglichst vermindern soll. Von dem Momente, welches die Gewichte der
                              									Kapsel D und Stange E auf
                              									den vorderen Arm des Balanciers ausüben, wird ein beliebiger Theil durch das am
                              									hintern Arm hängende und verstellbare Gewicht F
                              									aufgehoben. Als Unterlage für die zu durchstechende Zeichnung kann wohl Tuch, Filz,
                              									Leder etc. dienen, doch wird die Chablone ungleich schärfer, wenn die Tischplatte
                              										z, z aus Hirnholz
                              									besteht, oder damit fournirt ist. Im lezteren Falle wird namentlich der Aufwurf auf
                              									der Rükseite der Chablone vermindert und es wird dann der noch bleibende geringe
                              									Aufwurf durch Bimsstein vollends abgerieben. Das Schwungrad M, welches durch den Tritt G vermittelst der
                              									Kurbelstange H und Kurbel J
                              									bewegt wird, kann ein Gewicht von 25–30 Pfd. erhalten.
                           Der Gang der Maschine ist nun leicht begreiflich. Indem der Arbeiter mit dem Fuße den
                              									Tritt G bewegt, führt er mit der Hand die Kapsel als
                              									durchlöchernden Zeichnenstift auf den Conturen der Musterzeichnung herum. Bei
                              									schwierigeren Partien der Zeichnung, bei denen die Nadel nur langsamer geführt
                              									werden kann, läßt sich deren Geschwindigkeit durch angemessene Bewegung des Trittes
                              									bequem modificiren. Nach Verhältniß der Zeichnung und Uebung kann die Nadel
                              									15–30 Stiche in der Secunde machen.
                           Wenn das gewichtige Schwungrad (mit geringem Kurbelhub) einerseits, der Stab E aber, welcher vortheilhaft noch stärker genommen
                              									werden kann, andererseits zu ruhiger Führung und Verminderung des auf die Nadel
                              									geäußerten Pulsirens beitragen, so ist ein centrischer und leichter Gang der Rollen
                              									an sich schon vorauszusezen,  weßhalb in lezterer Beziehung die Zapfen in kupfernen
                              									oder messingenen Futtern oder noch besser in Spizen laufen müssen.
                           Wenn mehrere Dessinateurs das Schwungrad und den Stab E
                              									gegen die erstere Ausführung verstärkten, wie es die gegebene Beschreibung bereits
                              									berüksichtigte, so hat sich dieses nach vielfachem Gebrauche als zwekmäßig
                              									bewährt.
                           Es kann daher von der eben beschriebenen Schönherr'schen
                              									Stüpfelmaschine noch bemerkt werden, daß sie sich neben der Einfachheit auch durch
                              									Billigkeit empfiehlt. Der Preis ist circa 20 Thlr.
                           Der hiesige Dessinateur Hr. E. Heubner, bei dem sich eine
                              										Schönherr'sche Maschine seit vorigem Jahre in
                              									ununterbrochenem Gange befindet, lernte im vergangenen Sommer auch die derartigen
                              									Maschinen in Paris kennen, und wir können durch dessen Gefälligkeit nachfolgende
                              									Beschreibung der französischen Stüpfelmaschine, so wie einige allgemeinere
                              									Bemerkungen zufügen.
                           Die übereinstimmenden Theile sind hier wie bei der obigen Maschine und in den
                              									zusammengehörigen Ansichten ebenfalls gleichnamig bezeichnet.
                           Fig. 21, 22 und 23. In dem
                              									Gestelle A, A ruht der aus
                              									zwei Theilen bestehende hölzerne Balancier C, C, so wie das Schwungrad M
                              									mit der verbundenen Schnurscheibe N.
                           Am vorderen Ende des Balanciers befindet sich ein in dessen verbindenden Querstüken
                              									drehbares Stük g, welches am hinteren Ende durch eine
                              									Schraubenmutter gehalten wird, vorn aber als Gabel i,
                              										i geformt ist, Fig. 23. Der Metallstab
                              										E ist um die durch die Gabel gehenden Zapfen drehbar
                              									und es ist leicht zu übersehen, wie durch die dreifache Bewegung, nämlich durch die
                              									des Balanciers, des Zapfens g und des in der Gabel
                              									eingezapften Metallstabes E, der an dessen unterem Ende
                              									befestigte Theil D nach allen Richtungen auf der
                              									Zeichnentafel Z, Z geführt
                              									werden kann. D ist ein Metallrahmen, welcher ähnliche
                              									Theile wie die hölzerne Kapsel D der vorigen Figuren
                              									enthält, und zwar die Schnurscheibe b′, die
                              									excentrische Scheibe b mit der Stangenverbindung c und d und theilweise die
                              									Hülse f; leztere ist kürzer als bei der vorher
                              									beschriebenen Maschine, so daß die Nadel e beim Aufhube
                              									nur wenig hineintritt, sondern vielmehr frei geht. Die Bewegung wird hier durch
                              									einen von der Schnurscheibe N aus zweifach fortgesezten
                              									Schnurlauf a, a, a, a, a bewirkt, indem die inmitten des Balanciers befindlichen Doppelrollen m, m′, n, n′, die
                              									Fortsezungen bilden, so zwar daß N, m den ersten, m, n′ den zweiten und n′ b den dritten Schnurlauf darstellen. Die
                              									Rollen m, m′, n, n′ und b′ laufen des leichteren Ganges wegen mit Spizen
                              									ihrer stählernen Achsen in entsprechenden Lagern. G, I und 
                              									H bezeichnen ebenfalls Tritt, Kurbel und Kurbelstange.
                              									Der unterhalb am Rahmen D sizende kleine Griff h dient zur bequemeren Führung des ersteren auf der
                              									Zeichnung und ist mittelst einer Schraube stellbar. Das am hinteren Theile des
                              									Balanciers verstellbare Gegengewicht F hat gleichen Zwek
                              									wie bei der Schönherr'schen Maschine.
                           Betrachtet man die beiden beschriebenen Maschinen vergleichsweise gegen einander, so
                              									bietet jede einige Vorzüge vor der andern. So führen wir nur beispielsweise an, daß
                              									die die Nadel umschließende Hülse bei der Schönherr'schen
                              									Maschine sich vortheilhaft zeigt, indem die Nadel sicherer geht, und nicht so leicht
                              									abbrechen kann, auch das Auge weniger angegriffen wird, als bei der an der
                              									französischen Maschine größtentheils freigehenden Nadel; andererseits möchte die an
                              									der lezteren Maschine angewendete excentrische Scheibe, deren Achse in zwei
                              									Zapfenlagern ruht, einen sanfteren Gang erzielen lassen.
                           Wir glauben, daß die gemachten Beschreibungen hinreichen dürften, die wesentlichste
                              									Einrichtung dieser Maschine, so wie deren Handhabung vollständig zu erkennen, und
                              									fügen schließlich noch über das anzuwendende Chablonenpapier, so wie über das
                              									bereits erwähnte Harzpulver einige Bemerkungen zu.
                           Zu Chablonenpapier eignet sich eine dünne aber gutgeleimte Sorte am besten. Je
                              									schwächer das Papier ist, desto feiner wird das Durchlöchern erfolgen, doch hat dieß
                              									seine Gränzen, indem zu schwaches Papier beim Durchreiben des Farbpulvers leichter
                              									knitterig wird.
                           Obwohl wir glauben, die oben angeführten Bestandtheile des Harzpulvers als richtig
                              									bezeichnet zu haben, so sehen wir uns doch genöthigt, einer weiteren Angabe darüber,
                              									ob es die alleinigen sind, so wie über das Verhältniß dieser Bestandtheile, uns zu
                              									enthalten, weil solche nicht mit Bestimmtheit erfolgen könnte, halten auch dafür,
                              									daß ein umsichtiger Dessinateur hierin nicht zu große Schwierigkeit finden wird. Da
                              									die Haupteigenschaften eines solchen Farbpulvers die seyn müssen: sich leicht
                              									durchreiben zu lassen, ohne dabei klebrig zu werden und die Löcherchen zu
                              									verstopfen, sodann am Zeuge leicht anschmelzbar zu seyn, und sich durch die Bleiche
                              									vollständig entfernen zu lassen, so kommt es nur auf eine Reihe von Versuchen an, um
                              									ein Pulver, welches diese Eigenschaften besizt, darzustellen.
                           Uebrigens ist diese Farbe aus Paris zu beziehen von Barthelemy, ainé, Fabricant de Broderies, Paris, Rue Paradies No. 41.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
