| Titel: | Ueber flüssigen Dünger und Ammoniaksalze zur Düngung; dann über das Zusammendrüken der Felder mittelst der Chausséewalze; von Hrn. Schattenmann. | 
| Fundstelle: | Band 91, Jahrgang 1844, Nr. LVII., S. 218 | 
| Download: | XML | 
                     
                        LVII.
                        Ueber fluͤssigen Duͤnger und
                           								Ammoniaksalze zur Duͤngung; dann uͤber das Zusammendruͤken der
                           								Felder mittelst der Chausséewalze; von Hrn. Schattenmann.
                        Im Auszug aus den Comptes rendus, 1843, 2tes Semester No.
                              									20.
                        Schattenmann, über flüssigen Dünger und Ammoniaksalze zur
                           								Düngung.
                        
                     
                        
                           Meine heurigen Versuche, welche ich in den Monaten April und Mai anstellte, hatten
                              									zum Zwek zu ermitteln 1) wie stark die Lösungen der Ammoniaksalze zum Düngen seyn
                              									sollen, 2) welche Menge dieser Lösungen zur Fruchtbarmachung gewisser
                              									Feldbaugattungen die zwekdienlichsten sind.
                           Ich bereitete Lösungen 1) von schwefelsaurem Ammoniak, 2) von salzsaurem Ammoniak
                              									(Salmiak), 3) von phosphorsaurem Ammoniak, alle von 1 und 2 Graden Baumé. Diese
                              									Lösungen, auf Wiesen-, Weizen-, Gersten- und Haferfelder, zu 2,
                              									4 und 6 Liter per Quadratmeter geschüttet, brachten in
                              									Zeit von 14 Tagen und sogar früher eine um so lebhaftere Vegetation hervor, je
                              									salzhaltiger die Lösung war oder je mehr davon angewandt wurde. Doch glaubte ich
                              									nach mehreren Versuchen bei einer Lösung von 1° Stärke und der Quantität von
                              									2 Liter per Quadratmeter stehen bleiben zu dürfen, was
                              									zur Fruchtbarmachung und Erzeugung einer kräftigen Vegetation von dunkelm Grün
                              									hinreicht.
                           Schwefelsaures und phosphorsaures Ammoniak waren ziemlich von gleicher Wirkung; die
                              									des salzsauren Ammoniaks aber schien stärker zu seyn.
                           
                           Zu gleicher Zeit wandte ich auch das Wasser aus Abtrittgruben von 1° Stärke,
                              									mit schwefelsaurem Eisen (Eisenvitriol) oder Schwefelsäure gesättigt, an und erhielt
                              									damit denselben Erfolg wie von andern Ammoniaksalzen.
                           Das Wasser aus Mistgruben hatte wenig Wirkung und muß 2° Baumé stark angewandt
                              									werden, weil es weniger Ammoniaksalze und dagegen Stoffe aufgelöst enthält, welche
                              									die genaue Ermittelung seines Salzgehalts durch das Aräometer verhindern. Ich begoß
                              									Kohl, Spinat, Salat und andere Küchengewächse mit Ammoniaksalzlösungen und mit
                              									Abtrittgrubenwasser von 1° und sie geriethen sehr gut, wenn die Pflanzen beim
                              									Begießen schon in vollem Wuchse waren; waren aber die Pflanzen frisch eingesezt (repiquées) und wurden sie so begossen, so stunden sie
                              									sichtbar ab. Es ist diese Düngung daher anzuwenden, wenn die Pflanzen schon in
                              									vollem Wuchse sind, um so mehr, als sonst ein großer Theil der Ammoniaksalze durch
                              									Regen und mögliche Zersezungen verloren gehen könnte, wollte man diese Flüssigkeiten
                              									zur todten Jahreszeit ausbreiten. Außerdem ist das Frühjahr, wo die Felder und
                              									Wiesen leicht zugänglich und die Akerbauarbeiten beschlossen sind, auch eine hiezu
                              									sehr geeignete Jahreszeit.
                           Bei der Luzerne und dem Klee wollte kein einziger Versuch mit diesen Flüssigkeiten
                              									anschlagen; sie machen eine entschiedene, aber die einzige Ausnahme.
                           Auf Wiesen hatten diese Flüssigkeiten eine äußerst gute Wirkung. Mehrere Gründe von
                              									verschiedenem Boden wurden mit schwefelsaurem Ammoniak, mit gesättigtem
                              									Abtrittgrubenwasser, mit Mistgrubenwasser, das mit salzsaurem Kalk gesättigt war,
                              									begossen und gaben alle eine mehr oder weniger, aber immer bei weitem größere Ernte
                              									als das daneben unbegossen gelassene Stük desselben Landes. Die Begießung nach dem
                              									oben angegebenen Verhältniß fand ich am zwekmäßigsten und zwar sobald die Vegetation
                              									in Thätigkeit tritt.
                           Auf den Weizen scheinen die Ammoniaksalze stärker einzuwirken als auf Kräuter, denn 8
                              									Tage nach ihrer Anwendung nimmt er eine sehr dunkelgrüne Farbe an, ein sicheres
                              									Zeichen einer sehr kräftigen Vegetation. Die oben angegebene Stärke und Menge der
                              									Flüssigkeit scheint aber für den Weizen zu groß zu seyn, indem dadurch ein stärkerer
                              									Strohwuchs und minderes Product an Körnern erhalten wurde; das gewöhnliche Resultat
                              									zu starker Düngung. Im nächsten Jahre werde ich diese Versuche mit 1 Liter und auf
                              									magerem Boden mit 1½–2 Liter von 1° fortsezen, was, wenigstens
                              									in einem troknen Jahrgang, nicht zu viel seyn wird.
                           Die Vegetation in gutem Boden stehender Gerste und Hafer,  welche mit Ammoniaksalzlösung
                              									begossen wurden, war so lebhaft, daß es nicht wahrscheinlich war, sie würden zur
                              									Reife gelangen, weßhalb ich sie noch grün schneiden mußte; die Einwirkung der
                              									Ammoniaksalze auf dieselben aber ist gewiß.
                           Der Preis dieser Ammoniakbegießungen käme nicht zu hochFuͤr eine Hektare Wiese brauchte man 200 Hektoliter der Loͤsung
                                    											von schwefelsaurem oder salzsaurem Ammoniak, auf das Hektoliter 2 Kilogr.
                                    											des krystallisirten Salzes, das Kilogr. zu 60 Cent., was 240 Fr.
                                    											belraͤgt. Bei Weizen wuͤrde die Haͤlfte wohl
                                    											genügen.; die Salze lösen sich ohne Beihülfe von Wärme auf. Der
                              									Urin, das Mistgrubenwasser und das Wasser der Gaswerke, mit Schwefelsäure oder
                              									Eisenvitriol oder mit Salzsäure gesättigt, kämen ebenfalls sehr wohlfeil zu stehen,
                              									so daß sonst großentheils verloren gehende Producte eine nüzliche Verwendung fänden.
                              									Diese ammoniakalischen Flüssigkeiten müssen in der Art gesättigt werden, daß das
                              									Alkali vorherrschend bleibt, damit die Pflanzen nicht beschädigt werden.Eine Gießroͤhre von 1,66 Meter Laͤnge, 0,08 Meter Durchmesser,
                                    											von Zinkblech, mit Oeffnungen von 0,002 Meter Durchmesser, in
                                    											Abstaͤnden von 0,02 Meter, verbreitet 2 Liter auf einen Quadratmeter
                                    											recht gleichfoͤrmig, wenn das Faß von einem Pferde im Schritt
                                    											gefuͤhrt wird. Will man weniger als 2 Liter des fluͤssigen
                                    											Duͤngers auf einem Quadratmeter ausgießen, muß derselbe mit Wasser
                                    											verduͤnnt werden, denn so viel Fluͤssigkeit ist zur
                                    											gleichfoͤrmigen Vertheilung noͤthig. Sind die Jauchen zu dik,
                                    											um durch die Gießroͤhre laufen zu koͤnnen, so filtrirt man sie
                                    											durch Stroh.
                           Der flüssige Dünger gewährt den Vortheil, daß man die Anwendung und Stärke desselben
                              									zu passender Zeit nach Belieben und für ein Jahr des Anbaues einrichten kann,
                              									wodurch man das Maaß der Düngung ganz in der Gewalt hat und den Verlust vermeidet,
                              									dem man nach der bisherigen Weise durch mehrjährige Aufbewahrung des Düngers
                              									ausgesezt ist. Der Transport der Düngsalze ist nicht kostspielig und ihre Auflösung
                              									kann an Ort und Stelle geschehen.
                           Zusammendrükung eines Weizenfeldes mit der
                                 										Chausséewalze.
                           Man nimmt allgemein an, daß ein lokeres Erdreich dem Wachsthum des Weizens günstig
                              									sey und Pflegt sogar mit der Egge darüber zu fahren, um die Erde aufzulokern und
                              									dadurch die Einwirkung der Lust und der Sonne zu befördern. Bei einem Versuche,
                              									welchen ich anstellte, ging ich vom ganz entgegengesezten Gesichtspunkte aus,
                              									welcher auf einer thatsächlichen Erfahrung beruht. Man führt die Schafheerden im
                              									Oktober und November gern über den erst aufgegangenen Weizen, damit sie den Boden
                              									festtreten. Durch das Vorübergehen dieser Heerden verschwindet jede Spur der
                              									Vegetation; nichtsdestoweniger sind die so behandelten Weizenfelder im Frühjahr  die schönsten und geben
                              									die besten Ernten. Man darf dieses Vorübergehen nicht verwechseln mit dem
                              									Uebernachten in Pferchen, durch welches die Felder gedüngt werden; denn das bloße
                              									Vorübergehen der Schafe sezt nur eine unbedeutende Menge Dünger ab, welcher übrigens
                              									nur auf der Fläche wirken könnte, wo er gefallen ist, während die so
                              									niedergetretenen Felder eine gleichförmige und kräftige Vegetation darbieten.
                           Im Monat Oktober 1842 ließ ich meine Drukwalze (beschrieben und abgebildet im
                              									polytechnischen Journal Bd. LXXXVIII S. 117) von 1,30 Meter Länge, 1,30 Meter Durchmesser
                              									und 3100 Kilogr. Gewicht ein einzigesmal über ein Weizenfeld von 230 Ares gehen. Der
                              									Weizen war schon aufgegangen und der Druk über das ganze Feld gleichförmig. Mein
                              									Zwek war hiebei, den Boden zu comprimiren, damit er nicht zu viel Feuchtigkeit
                              									anziehe und kein Wasser darin stehen bleibe, dessen Gefrieren den jungen Pflanzen
                              									natürlich nachtheilig werden muß. Ich dachte ferner, daß die vorzüglich dem Weizen
                              									günstig scheinende Zusammendrükung des Bodens während der schönen Jahreszeit die
                              									Feuchtigkeit besser in demselben erhält und daß die besser in dem Boden befestigten
                              									Wurzeln kräftigere Halme treiben müssen. Der Erfolg übertraf meine Erwartungen; das
                              									Feld erhielt sich in gleichförmiger Vegetation, die Pflanze entwikelte sich im
                              									Frühjahr gut und blieb immer schön bis zur Ernte. Alle Landleute der Umgegend
                              									bemerkten dieß und waren darüber erstaunt. Das Erdreich war noch dazu ein leichtes
                              									sandiges, mit etwas Thon vermengtes, welches dem Weizen nicht sehr zusagt, der einen
                              									starken Boden liebt, auch war es im vorigen Jahr theils mit Weizen, theils mit Hafer
                              									bebaut; ich hatte demnach gegen die Regeln der Wechselwirthschaft gehandelt, indem
                              									ich Weizen säete; glaubte aber diesen Nachtheil durch Düngung ersezen zu können. Die
                              									Ernte war im Verhältniß zum Boden sehr befriedigend. Ich bemerkte auf dem Feld ein
                              									Unkraut, welches sonst auf dem festgetretenen Fußpfad wächst, während die
                              									gewöhnlichen Unkräuter, troz des häufigen Regenwetters, wenig vorkamen. In dem
                              									leicht wieder aufgelokerten Boden säete ich Rübsamen, und walzte einen Theil davon
                              									fest; ich behalte mir vor, die Resultate der damit und mit Weizen angestellten
                              									vergleichenden Versuche seiner Zeit mitzutheilen.