| Titel: | Ueber die Darstellung reinen Goldes und das Probiren des Goldes; von Hrn. A. Levol. | 
| Fundstelle: | Band 91, Jahrgang 1844, Nr. LXI., S. 232 | 
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                        LXI.
                        Ueber die Darstellung reinen Goldes und das
                           								Probiren des Goldes; von Hrn. A.
                              									Levol.
                        Aus dem Echo du monde savant. 1843, Nr.
                              								29.
                        Levol, über die Darstellung reinen Goldes und Probiren des
                           								Goldes.
                        
                     
                        
                           Bekanntlich ist es sehr schwierig die Metalle, wenn auch nicht absolut rein, doch in
                              									möglichst reinem Zustand darzustellen. Das Gold und Silber wurden immer als
                              									diejenigen betrachtet, welche dieß noch am ehesten zulassen, und man glaubte früher,
                              									durch die Namen Capellensilber, Goldprobekorn und das reinstmöglich dargestellte
                              									Silber und Gold zu bezeichnen. Man weiß gegenwärtig, was man von dem Capellensilber
                              									zu halten hat, ist aber hinsichtlich des Goldprobekorns vielleicht im Irrthum
                              									verblieben; dasselbe enthält immer, wenn auch sehr unbedeutende Spuren von Silber;
                              									und doch muß man mit demselben sehr zufrieden seyn, wenn man es mit dem im Handel
                              									vorkommenden Gold vergleicht; denn reines Gold ist im Handel unbekannt und was als
                              									solches verkauft wird, enthält noch 2–3 Tausendstel fremde Metalle. Von den
                              									Uebelständen, welche von der Anwendung einer solchen Legirung statt reinen Goldes
                              									herrühren, kann man sich eine Vorstellung machen, wenn man die Beschreibung des
                              									englischen Patents über das Vergoldungsverfahren durch Eintauchung nachliest
                              									(polytechnisches Journal Bd. LXVI. S. 126), wo die zum Goldbad
                              									erforderliche Quantität Gold bis auf kleine Bruchtheile eines Grammes für die ganze
                              									vorgeschriebene Quantität angegeben ist, welche über 1½ Hektogramme (150
                              									Gramme) als rein vorausgesezten Goldes beträgt, und später angerathen wird die
                              									Goldlösung durch Decantiren von dem unlöslichen Chlorsilber zu trennen. Was nüzt
                              									dann eine so genaue Wägung und wozu diese Complication? Sey es auch nur für diese
                              									specielle, nicht unwichtige Anwendung, allenfalls auch für medicinische Zweke, so
                              									wäre sicher zu wünschen, sich bei Fabricanten chemischer Producte reines Gold
                              									verschaffen zu können. Als Probirer hatte ich oft mit der Reinigung des Goldes zu
                              									synthetischen Versuchen zu thun; ich versuchte dieß auf verschiedenen Wegen und will
                              									hier die Resultate meiner Erfahrungen und Beobachtungen mittheilen. Dieß führt mich
                              									natürlich auf Bemerkungen über die Goldproben.
                           Reinigung (Scheidung) des Goldes durch die Quartation.
                              									— Was ich oben über die Unreinheit des Goldprobekorns sagte, genügt um
                              									darzuthun, daß die Scheidung, wie sie gewöhnlich vorgenommen wird, nämlich mittelst
                              									Salpetersäure, für die Darstellung reinen Goldes nicht zu empfehlen ist, und
                              									dasselbe läßt sich  auch
                              									von der Scheidung mittelst Schwefelsäure sagen. Das Feingold des Handels beweist
                              									dieß, da es aus der Reinigung des Goldes im Großen mittelst dieser Säure
                              									hervorgeht.
                           Verfahren durch Reduction des Chlorgolds mittelst
                                 										schwefelsauren Eisenoxyduls. — Dieses Verfahren ist sehr
                              									unvollkommen, weil das von dem zu affinirenden Golde erzeugte Chlorsilber zum Theil
                              									mit dem Golde, selbst nach dem Abdampfen, im Königswasser aufgelöst bleibt und von
                              									dem Eisensalze wie lezteres reducirt wird.
                           Reduction des aufgelösten Goldes mittelst Oxalsäure.
                              									— Dieß ist ein gutes Verfahren und liefert ein sehr reines Gold, hat aber
                              									folgende Fehler: es ist sehr langwierig, namentlich wenn im Goldsalze die Säure
                              									vorwaltet; die Flüssigkeit wird dabei durch die Entwiklung von Kohlensäure versprizt
                              									und es müssen wegen der geringen Auflöslichkeit der Oxalsäure große Gefäße angewandt
                              									werden.
                           Durch die Auflösung arseniger Säure in Salzsäure. —
                              									Ich machte vor einigen Jahren bekannt, daß das Arsenikchlorür die Eigenschaft
                              									besizt, das Chlorgold zu reduciren; sezte aber hinzu, daß diese Reduction zu langsam
                              									vor sich gehe, als daß sie zur quantitativen Analyse Arsenikchlorür enthaltender
                              									Mischungen benuzt werden könnte; nun habe ich zwar seitdem gefunden, daß wenn man
                              									die Flüssigkeit neutral oder schwach alkalisch macht, die Reaction hinlänglich
                              									beschleunigt wird, um sie zur Analyse, folglich auch zur Reinigung des Goldes
                              									anwenden zu können; allein die Gefahren, welche mit der Benuzung eines so giftigen
                              									Reagens wie die arsenige Säure, namentlich in Auflösung, verbunden sind, lassen mich
                              									Anstand nehmen, dieses Verfahren für Operationen im Großen zu empfehlen.
                           Durch Antimonchlorür. — Die Reduction des
                              									Chlorgolds durch dieses Salz habe ich zugleich mit der vorher erwähnten bekannt
                              									gemacht, und bei diesem Mittel blieb ich stehen und verfahre dabei wie folgt. Man
                              									löst das käufliche Gold in Königswasser, aus 4 Theilen gewöhnlicher Salzsäure und 1
                              									Theil Salpetersäure von ungefähr 20° Baumé bestehend auf, filtrirt, um das
                              									niedergeschlagene Chlorsilber zu trennen, und sezt der Flüssigkeit das
                              									Antimonchlorür zu, welches vorher mit so viel Salzsäure vermischt wurde, daß es von
                              									dem das Goldchlorür in Auflösung haltenden Wasser nicht getrübt werden kann; sollte
                              									dieß doch der Fall seyn, und ein weißer Niederschlag erscheinen, so könnte derselbe
                              									mittelst Salzsäure leicht wieder aufgelöst werden und es hätte dieß sonst keinen
                              									Nachtheil. Die Berechnung der Aequivalente ergibt und die Thatsache bestätigt, daß
                              									177 Antimonchlorür genau 100 Gold reduciren. Es ist aber praktisch  besser, 200 Antimonchlorür,
                              									also doppelt so viel als Gold anzuwenden, um so mehr, da der Ueberschuß von
                              									demselben nichts schaden kann. Nach einigen Stunden ist die Reduction geschehen,
                              									besonders wenn man etwas erwärmt; man bringt das reducirte Gold auf ein Filter,
                              									wascht es zuerst mit schwacher Salzsäure, dann mit Wasser aus und schmelzt es in
                              									einem irdenen Tiegel mit etwas Salpeter und Borax.Die aus Antimonchlorid bestehende abfiltrirte Fluͤssigkeit kann durch
                                    											Kochen uͤber metallischem Antimon wieder in ihren vorigen Zustand
                                    											zuruͤkgefuͤhrt und also immer wieder benuzt
                                    									werden.
                           Man findet beim Probiren den Gehalt reinen Goldes immer etwas zu groß; wendet man
                              									aber Darcet's Verfahren zum Probiren von
                              									Silber-Platinlegirungen, d. h. bloß Schwefelsäure zur Scheidung in die Quart
                              									an, so findet man jederzeit 1000/1000 wieder, wenn das Kochen die ganze
                              									vorgeschriebene Zeit über gut unterhalten wurde. Die Schwefelsäure besizt sonach
                              									einen wirklichen Vorzug vor der Salpetersäure zur Quartirung; allein ich muß
                              									bemerken, daß dieß keineswegs beweist, daß man mittelst der Schwefelsäure reines
                              									Gold erhält, weil bekanntlich das Blei Gold mit in die Capelle zieht und zwar, bei
                              									gleicher Temperatur, um so mehr, je größer dessen Menge ist, so daß man unter einem
                              									Gehalt von 700/1000 bei dem gewöhnlichen Verfahren, das Gold zu probiren, Verlust
                              									erleidet, weil dann diese Quantität in einem sehr großen Verhältniß vermehrt ist; es
                              									geht daraus augenscheinlich hervor, daß die Schärfe der Goldproben von einer
                              									gewissen Compensation abhängt, welche nach den Umständen der Operation mehr oder
                              									weniger genau von selbst eintritt, indem einerseits die Erfahrung lehrt, daß die
                              									Capellen stets eine kleine Menge der cupellirten Goldprobe absorbiren und
                              									andrerseits das Goldprobekorn nach der Quartirung immer Spuren von Silber enthält;
                              									daraus folgt, daß da bei geringem Gehalt die zur Abscheidung des Kupfers
                              									erforderlichen Quantitäten Bleies bis zu einer gewissen Gränze immer zunehmen, sie
                              									endlich bei der Probe während der Cupellirung mehr Gold zu Verlust gehen machen, als
                              									die Quartirung Silber darin läßt, was ein schlechtes Endresultat liefert; bei hohem
                              									Gehalte, wo nur wenig Blei erforderlich ist, tritt natürlich der umgekehrte Fall
                              									ein. Doch fallen diese Abweichungen bei gut ausgeführten Operationen, d. h. unter
                              									den für einen geübten Probirer günstigsten Umständen, in sehr enge Gränzen.