| Titel: | Miszellen. | 
| Fundstelle: | Band 91, Jahrgang 1844, Nr. LXIII., S. 240 | 
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                        LXIII.
                        Miszellen.
                        Miszellen.
                        
                     
                        
                           Neue Art Schiffdampfkessel.
                           Man sieht seit einem Jahre auf der Themse Dampfboote mit einer, wenigstens was die
                              									Dampfschifffahrt betrifft, neuen Art Dampfkessel; man scheint dieselben auch
                              									fuͤr die seefahrenden Schiffe einfuͤhren zu wollen. Das Wenige, was
                              									uͤber dieselben zur Zeit mitgetheilt werden kann, ist folgendes. Die
                              									erwaͤhnten Kessel sind roͤhrenfoͤrmig, wie bei den Locomotiven,
                              									d. h. die Heizroͤhren und Feuercanaͤle, durch welche der Rauch
                              									entweicht, bestehen, wie bei den Locomotiven aus einer Menge Roͤhren,
                              									waͤhrend der Feuerraum seine bisherige Form bei Dampfschiffen ziemlich
                              									beibehaͤlt. Diese Kessel, viel dauerhafter als die gewoͤhnlichen, so
                              									wie die Kaͤsten, Maͤntel, Feuerraͤume etc. sind von besonders
                              									starkem Eisenblech und die Waͤnde und Kanten uͤberall sehr gut mit
                              									einander verbunden. — Dieses System gestattet die Anwendung eines
                              									hoͤhern Dampfdruks als bisher, ohne Vergroͤßerung der Gefahr und
                              									folglich die volle Entwiklung des Expansionssystems, es wird hierdurch an
                              									Brennmaterial wie an Raum viel erspart; von lezterm erfordern diese Kessel nicht die
                              									Haͤlfte. Es bieten sich hier zwei Einwuͤrfe dar; die
                              									Siederoͤhren duͤrften sich naͤmlich bald mit einer Kruste
                              									bedeken und der Ruß sich in den Feuercanaͤlen anhaͤufen. Allein die
                              									Kruste haͤngt dem Messing nicht so fest an, wie dem Eisen, und selbst bei
                              									eisernen Roͤhren wird die zum Reinigen des Kessels von dem concentrirten,
                              									salzbeladenen Wasser dienende Pumpe die Bildung bedeutender Krusten verhindern; so
                              									wie auch die Einfuͤhrung von Walliser Steinkohlen, wenigstens in England
                              									hoffen laͤßt, daß sich nicht bedeutend viel Ruß in den Feuercanaͤlen
                              									absezen wird; uͤbrigens koͤnnte derselbe auch leicht entfernt werden,
                              									indem man am Vordertheil des Kessels eine Thuͤr anbraͤchte, durch
                              									welche man an diese Canaͤle gelangt. Den HHrn. Miller und Ravenhill (den Erfindern der im
                              									polytechnischen Journal Bd. LXXXVII S. 6 besprochenen compendioͤsen
                              									Schiffdampfmaschnie) verdankt man diese Dampfkessel, die sich bereits an dem
                              										„Blakwall“ und „dem Prinzen von Wales“
                              									befinden und auch an dem im Bau begriffenen „Infernal“
                              									angebracht werden sollen, mit welchem leztern ein entscheidender Versuch
                              									uͤber die Anwendbarkeit dieser Dampfkessel zur See angestellt werden wird.
                              										(Moniteur industriel 1843 Nr 783.)
                           
                        
                           Deutsche, belgische und englische Eisenbahnschienen.
                           Bei einer juͤngst zu Darmstadt gehaltenen Sizung des dortigen
                              									Eisenbahn-Ausschuffes wurden die Antraͤge zur Lieferung von 80,000
                              									Cntr. Eisenbahnschienen entgegengenommen. Zur Bewerbung um die ausgeschriebene
                              									Lieferung hatten sich Agenten aus England, Belgien und den rheinischen Eisenwerken
                              									eingefunden, und bei Klarstellung der eingereichten Submissionen ergaben sich
                              									solgende Forderungen:
                           
                              
                                 Englische Lieferanten.
                                 Pfd. St.
                                 Sh.
                                 Franco.
                                 
                              
                                 Thomson und Forman in Suͤd-Wales
                                 6
                                 10
                                 Rotterdam.
                                 
                              
                                 Rimne Eisenwerk
                                 5
                                 19
                                 Newport.
                                 
                              
                                 
                                 6
                                 13½
                                 Rotterdam.
                                 
                              
                                 Gest und Comp.
                                 6
                                 10
                                 Cardif.
                                 
                              
                                 
                                 6
                                 12
                                 Rotterdam.
                                 
                              
                                 Kreft, fuͤr Gebruͤder Bailey
                                 5
                                 3½
                                 Newport.
                                 
                              
                                 
                                 6
                                 4
                                 Rotterdam.
                                 
                              
                           
                              
                                 Belgische Lieferanten.
                                 fl.
                                 kr.
                                 Franco.
                                 
                              
                                 Cockerill in Seraing
                                 5
                                 43½
                                 Mainz ohne Zoll und Octroi.
                                 
                              
                                 Couillier
                                 5
                                 15
                                 Mainz.
                                 
                              
                                 Ukerée
                                 5
                                 21
                                 Mainz.
                                 
                              
                           
                              
                                 Deutsche Lieferanten.
                                 fl.
                                 kr.
                                 
                                 Franco.
                                 
                              
                                 Jacobi Haniel und Huyssen auf der
                                    											GutenhoffnungshuͤtteHoͤsch von Duͤren
                                 77
                                 2323
                                 
                                    
                                    
                                 Mainz incl. aller Unkosten.
                                 
                              
                           
                           Unterwirft man die saͤmmtlichen Preise einem Vergleich, so ergibt sich, daß
                              									das englische Haus Gebruͤder Bailey die billigste
                              									Forderung gestellt hat, indem dessen Schienen franco Mainz inclusive zoll und aller
                              									sonstigen Kosten sich auf 6 fl. 53½ kr. bis 6 fl. 54 kr. per 50 Kilogr. calculiren, was bei 80,000 Cntr., gegen
                              									die billigste der uͤbrigen Forderungen einen Minderbetrag von 40,000 fl.
                              									ausmacht. Ob uͤbrigens die allzubilligen Preise bei Eisenbahnschienen auch
                              									immer die erforderliche Qualitaͤt Eisen mit sich suͤhren, ist eine
                              									Frage, die vielfache Eroͤrterungen zulaͤßt. (A. A. Ztg.)
                           
                        
                           Durand über die gepreßten
                              									Kupferwaaren von Fugére in Paris.
                           Die Kunst, aus Kupferblech Gegenstaͤnde auf Stoßmaschinen zu pressen, welche
                              									sehr betraͤchtliche Erhoͤhungen und Vertiefungen darbieten und große
                              									raͤumliche Dimensionen haben, verdankt dem Fabrikanten Fugère eine sehr bedeutende Entwiklung. In dem Umfang, in welchem sie
                              									gegenwaͤrtig ausgeuͤbt werden kann, ist es ihr wegen ihrer
                              									mannichfachen Vortheile moͤglich, vor der Anwendung des Bronze- und
                              									Eisengusses in vielen Faͤllen, und vor den galvanoplastischen Processen fast
                              									durchgehends mit alleiniger Ausnahme der Faͤlle, wo Kunstgegenstaͤnde
                              									treu copirt werden sollen, den Vorzug zu behaupten, da ihre Erzeugnisse mit
                              									geringstem Zeit- und Geldaufwande und in einem
                              									verhaͤltnißmaͤßig geringen Gewichte angewendet werden
                              									koͤnnen.
                           Die Moͤglichkeit, Kupferblech in vertiefte Formen zu pressen, beruht
                              									bekanntlich auf der Haͤmmerbarkeit des Kupfers; allein es ist durch diese
                              									Eigenschaft auch der Anwendung des Processes eine Graͤnze gesezt, da, wenn
                              									das Metall an einer Stelle zu stark angestrengt wird, leicht eine Trennung seiner
                              									Theile erfolgt, vor wiederholter Anwendung desselben Processes muß dann bekanntlich
                              									ein Ausgluͤhen erfolgen. Diese Eigenthuͤmlichkeit des Kupfers und das
                              									Erforderniß, den Erzeugungsproceß moͤglichst zu beschleunigen, haben zu der
                              									Anwendung mehrerer Maßregeln gefuͤhrt, von deren richtiger Anwendung das
                              									Gelingen des ganzen Processes abhaͤngt. Um das Blech nicht gleich
                              									anfaͤnglich in eine zu tiefe Form zu pressen, hat man Bleimassen in dieselbe
                              									gegossen, welche nach jedem Druke durch kleinere und kleinere zu ersezen sind; der
                              									dazu gehoͤrige Kern wird aber entsprechend stumpf hergestellt. Da dieß jedoch
                              									einen großen Zeitaufenthalt verursacht, so hat man anfaͤnglich eine
                              									groͤßere Anzahl uͤbereinander gelegter Platten gleichzeitig gepreßt,
                              									welche weniger nachgeben, und je mehr sich die Platten der Form naͤhern und
                              									geeignet werden die feineren Modificationen der Form anzunehmen, eine desto
                              									geringere Anzahl von Platten hat man gleichzeitig behandelt. Bei Behandlung
                              									einzelner Platten hat man ferner da, wo die Gefahr des Reißens am groͤßten
                              									war, kleine Blechstuͤke (chemises) allein
                              									aufgelegt, um die betreffende Stelle zu schuͤzen.
                           Um endlich die aͤußerste Schaͤrfe in allen Einzelheiten zu erlangen,
                              									eine groͤßere, als der leicht stumpf werdende und sich nicht in alle
                              									Vertiefungen einlegende Bleikern erlaubt, kann man sich des sehr einfachen Mittels
                              									bedienen, den Bleikern mit etwas Wasser zu uͤberziehen, welches die
                              									erforderliche Beweglichkeit besizt, das Kupferblech in alle noch so feinen
                              									Abtheilungen der Matrize einzupressen.
                           Große architektonische Verzierungen, aus Kupferblech gepreßt, enthaͤlt die
                              									erste Galerie des Thèâtre italien zu Paris, so wie auch
                              									andere groͤßere Gebaͤude der neuern Zeit. (Aus dem Bull. de la Soc. d'encourag. 1843, Sept. S. 428 im
                              									polytechn. Centrlbl 1844, 2tes Heft.)
                           
                        
                           Ueber holzgenagelte Fußbekleidung.
                           Der Schuhmachermeister Hr. Andresen in Berlin hatte schon
                              									vor einigen Jahren die von Amerika heruͤbergekommene Art der holzgenagelten
                              									Fußbekleidung einzufuͤhren sich bemuͤht, war aber dabei
                              									anfaͤnglich auf viele Widerstaͤnde gestoßen, wie das in der Regel bei
                              									der Einfuͤhrung neuer Erfindungen der Fall ist, und wobei Concurrenten und
                              									Mitarbeiter wie Consumenten gleich heftige Gegner des Neuen zu seyn pflegen. Durch
                              									Beharrlichkeit und Thaͤtigkeit des Hrn. Andresen
                              									und durch gluͤkliches Zusammentreffen der Umstaͤnde sind diese
                              									Widerstaͤnde und Schwierigkeiten jezt so vollstaͤndig besiegt, daß
                              									nicht allein das Kriegsministerium  fuͤr die gesammte preußische Armee dergleichen
                              									Schuhzeug einzufuͤhren im Begriff ist, sondern daß sich bereits diese neue
                              									Art der Fußbekleidung allgemein unter dem nicht-militaͤrischen
                              									Publicum zu verbreiten beginnt, so zwar, daß Hr. Andresen
                              									fuͤr Preußen und selbst fuͤr das entfernte Ausland (England, Belgien
                              									etc.) so bedeutend ausschließlich in dieser neuen Art Schuhzeug beschaͤftigt
                              									ist, daß 25 Gesellen ihm nicht so viel fertig schaffen koͤnnen, als von ihm
                              									gefordert wird und daß viele seiner Mitmeister, die fruͤher die
                              									aͤrgsten Geguer waren, jezt ebenfalls dergleichen Schuhzeug anfertigen, da
                              									ein großer Theil Verbraucher, die sich von der Zwekmaͤßigkeit der neuen
                              									Erfindung uͤberzeugt haben, keine andere Fußbekleidung mehr tragen wollen.
                              									— Wir fuͤhren hiernaͤchst dasjenige an, was von dem hohen
                              									Kriegsministerium uͤber die Resultate der Versuche mit Stiftstiefeln in einem
                              									Circulare an saͤmmtliche Regimenter der Armee etc. bekannt gemacht worden
                              									ist.
                           Resultate der Versuche mit Stiftstiefeln. Der
                              									Schuhmachermeister Andresen in Berlin hatte dem
                              									Kriegsministerium Stiefeln uͤbergeben, an denen die Sohlen mit Holzstiften
                              									befestigt waren, und die, nach Angabe des Einsenders, haltbarer seyn sollten als
                              									Stiefeln mit angenaͤhten Sohlen. Die mit einigen Paaren solcher Stiefeln
                              									angestellten Trageversuche gaben so guͤnstige Resultate, daß das
                              									Kriegsministerium sich veranlaßt fand, bei dem Kaiser Franz
                              									Grenadier-Regiment einige Schuhmacher in der Befestigungsart der Sohlen mit
                              									Holzstiften von dem etc. Andresen unterrichten und
                              									demnaͤchst bei diesem Regimente Trageversuche von einer Compagnie anstellen
                              									zu lassen. Die Anfertigung der zu diesem Zwek erforderlich erachteten 150
                              									Stiftstiefeln begann Mitte April vorigen Jahres und wurde gegen Ende Mai dieses
                              									Jahres beendigt. Der Bataillonsschuhmachermeister schnitt die Stiefeln nach der
                              									gewoͤhnlichen Chablone zu, von jedem Paar wurde abwechselnd der linke oder
                              									rechte unter seiner Aufsicht von vier tuͤchtigen, von ihm selbst
                              									ausgewaͤhlten Schuhmachern genaͤht und sodann mit dem Material der
                              									Leisten des correspondirenden Stiefels der unter Leitung des etc. Andresen gestellten Stiefelwerkstatt uͤbergeben;
                              									in dieser arbeiteten vier Schuhmacher, die, ohne Pruͤfung aus dem lezten
                              									Ersaz gezogen, eben erst ausgebildete Recruten und von der Abneigung noch nicht angestekt waren, die sich auf der Bataillonswerkstatt
                              									gegen die Stiftstiefeln kund gegeben. In wenigen Tagen begriffen sie die Anfertigung
                              									der lezteren und gelangten bald zu einer solchen Kunstfertigkeit, daß sie schon in
                              									kurzer Zeit wöchentlich mehr Stiefeln ablieferten, als ihre vier Cameraden auf der
                              									Bataillonswerkstatt, und es noͤthig machten, daß auf dieser, wenn sie nicht
                              									rasten sollten, ab und zu mehrere Schuhmacher in Thaͤtigkeit gesezt werden
                              									mußten. — Im Laufe der Arbeit schien sich herauszustellen, als ob vier
                              									Schuhmacher einer Stiefelwerkstatt eben so viel Paar Stiefel liefern
                              									koͤnnten, als fuͤnf Schuhmacher einer anderen Werkstatt.
                           Im Betreff der Besohlungsmethode ist zu bemerken, daß die Stiftstiefeln keinen
                              									sogenannten Rand erhalten und sich von den gewoͤhnlichen Stiefeln dadurch
                              									unterscheiden, daß das Oberleder mit Brand- oder Hauptsohle, zwischen welche
                              									eine Anlage von Abfallleder — nicht von Holzspahn — zu liegen kommt,
                              									statt durch Pechdrahtstiche, durch 2 — im Gelenk durch 3 — Reihen
                              									vierkantiger kleiner Stifte, aus zaͤhem Holze geschnitten, verbunden wird,
                              									die ein Hammerschlag in runde Pfriemenloͤcher eintreibt.
                           Fuͤr den Schuhmacher besteht bei Herstellung der Stiftstiefeln die einzige,
                              									jedoch schon nach einigen Stunden uͤberwundene Schwierigkeit im Einschlagen
                              									der auf einer Maschine genau und gleich groß geschnittenen Holzstifte, da der Hammer
                              									diese in der Richtung ihrer Achse und so stark treffen muß, daß sie ihrer ganzen
                              									Laͤnge nach und bis in den Leisten hinein dringen. Faͤllt der Hammer
                              									nicht in jener Richtung, so springt der Stift entweder fort, zersplittert oder
                              									erhaͤlt einen Kopf. Lezteres ist nur dann nachtheilig fuͤr die
                              									Haltbarkeit, wenn in den unvollstaͤndig eingetriebenen Stift nicht ein neues
                              									Loch gestochen und kein neuer Stift eingeschlagen wird. — Ist der Stiefel
                              									fertig und der Leisten herausgenommen, so wird mittelst einer
                              									loͤffelfoͤrmigen Raspel jede Stiftspize abgebrochen und die innere
                              									Sohlenslaͤche fuͤr die Fußsohle vollkommen geebnet.
                           Sollten Stiftstiefeln versohlt werden, so muß die zerrissene Sohle, welche —
                              									so duͤnn sie auch abgelaufen seyn mag — dennoch ungemein festsizt,
                              									nicht mit der Zange abgerissen, sondern abgeschnitten werden, weil man sonst Gefahr
                              									laͤuft, die Stifte aus der Brandsohle zu reißen und irgend eine Trennung zu
                              									bewirken. Auch muß bei dieser Arbeit, wie bei der Anfertigung neuer Stiefeln, die
                              									Sohle,  bevor sie
                              									aufgelegt wird, in der Gestalt und Groͤße ausgeschnitten werden, welche sie
                              									beim fertigen Stiefel haben soll, weil sie, aufgelegt, viel zu innig mit dem
                              									Oberleder verbunden ist, um ohne Gefahr dieses zu verlezen, beschnitten werden zu
                              									koͤnnen. Wenn bei Anfertigung neuer und beim Versohlen alter Stiefeln vom
                              									Schuhmacher so weit die Arbeit gefuͤhrt ist, daß gerade noch die Sohlen
                              									aufgestiftet werden muͤssen, so kann ein jeder nur einigermaßen gewandter
                              									Mensch, vornehmlich ein Hammerarbeiter, nach einiger Uebung das Aufnageln der Sohle
                              									eben so gut und schnell verrichten, als ein Schuhmacher, wie daruͤber mit
                              									drei Tischlern, einem Buͤchsenmacher, einem Zimmermann und einem Schiffbauer
                              									angestellte Versuche gezeigt haben.
                           Genaͤhte Stiefeln koͤnnen nur in geheizten Raͤumen angefertigt
                              									werden, weil das Pech in der Kaͤlte sproͤde wird und beim Durchziehen
                              									des Drahtes abspringt; Stiftstiefeln aber in jeder Temperatur, weil es fuͤr
                              									den Stift ganz gleichguͤltig ist, bei welchem Waͤrme- oder
                              									Kaͤltegrade er ins Leder getrieben wird.
                           Die Anfertigungskosten der Stift- und genaͤhten Stiefeln sind sich
                              									ungefaͤhr gleich. Wenn auch bei ersteren der Rand erspart wird, so ist mehr
                              									Abfallleder zur Einlage erforderlich und die Leisten werden mehr angegriffen und
                              									daher eher unbrauchbar.
                           Art der Ausfuͤhrung des Versuchs. Die erste Sohle der am 22. und 25. Mai c. in Tragung gegebenen Versuchsstiefeln wurde nicht mit eisernen
                              									Naͤgeln beschlagen, damit sich herausstellen moͤchte, ob auch die
                              									hoͤlzernen Stifte fuͤr sich allein die Sohle hinlaͤnglich mit
                              									dem Oberleder verbinden wuͤrden. — Der Versuch fiel
                              									vollstaͤndig befriedigend aus.
                           Die zweite Sohle nach der zerrissenen ersten aufgelegt
                              									erhielt dagegen den vollstaͤndigen Naͤgelbeschlag, damit sich auch
                              									erweise, ob dieser der Haltbarkeit foͤrderlich sey und nicht etwa den
                              									hoͤlzernen Stiften und der durch sie bewirkten Verbindung von Sohle und
                              									Oberleder Eintrag thue. — Auch dieser Versuch gab das erwartete Resultat.
                           Ueber die Reparaturen wurde ein genaues Journal vom
                              									Feldwebel und dem Capitaͤn d'armes gefuͤhrt, einerseits von einem
                              									Officier der kleinen Oekonomie-Commission, insofern es die genaͤhten
                              									Stiefeln betraf, andererseits vom Compagnie-Chef controlirt. Keine, auch
                              									nicht die geringste Ausbesserung durfte eher vorgenommen werden, als bis deren
                              									Groͤße ermessen, die Laͤnge der getrennten Naͤthe nach Zollen
                              									bestimmt, die Art wie die Reparatur auszufuͤhren angeordnet, eine genaue
                              									Notiz daruͤber und der Tag ihrer Ausfuͤhrung in das Journal getragen
                              									war.
                           Dieses ergibt von den lezten Tagen des Monats Mai bis Ende Oktober an
                              									Reparaturen:
                           
                              
                                 A. Bei den
                                    											genaͤhten Stiefeln.
                                 B. Bei den
                                    											Stiftstiefen.
                                 
                              
                                 1.
                                 getrennte Naͤhte
                                 110,
                                 zusammen 389 Zoll lang.
                                 3
                                 zusammen 10 Ellen lang.
                                 
                              
                                 2.
                                 verflekt wurden
                                 84
                                 Stiefeln
                                 165
                                 Stiefeln
                                 
                              
                                 3.
                                 besohlt
                                 138
                                 —
                                 81
                                 —
                                 
                              
                                 4.
                                 geruͤstet
                                 6
                                 —
                                 4
                                 —
                                 
                              
                                 
                                 
                                 ––––––
                                 
                                 ––––––
                                 
                                 
                              
                                 
                                 Im Ganzen
                                 338
                                 Reparaturen.
                                 253
                                 Reparaturen.
                                 
                              
                           Hiernach kamen an den Stiftstiefeln 85 Ausbesserungen weniger vor als an den genaͤhten Stiefeln. Auch waren alle
                              									Reparaturen der ersteren leichter zu bewirken.
                           Die getrennten Naͤhte betrugen bei den
                              									gewoͤhnlichen Stiefeln ihrer Zahl nach ganz nahe das 37-, ihrer
                              									Laͤnge nach das 39fache der Stiftstiefel-Trennungen. Hierbei kam noch
                              									nicht in Anschlag, daß bei allen genaͤhten — mit Ausnahme von 2
                              									Stiefeln, die beflekt oder besohlt werden mußten — die Naͤhte
                              									gleichfalls mehr oder weniger getrennt waren. Dieß ist nicht unbeachtet zu lassen;
                              									denn eine zerrissene und zugleich getrennte Sohle loͤst sich bedeutend mehr
                              									von der Brandsohle ab, als eine bloß durchgelaufene, behindert den Soldaten, der
                              									solche Stiefeln auf dem Marsch oder im Kriege, wenn auch nur einen Tag, zu tragen
                              									gezwungen ist, bei jedem Schritt Erde mit fortnehmend, im Gehen, und wird die
                              									Veranlassung, daß die Spaneinlage zerbroͤkelt, die Brandsohle sich
                              									abloͤst, und der Soldat Sand in den Stiefel bekoͤmmt und sich den Fuß
                              									wund laͤuft. Bei den Stiststiefeln ist dieß nicht zu befuͤrchten;
                              									nicht Eine zerrissene Sohle trennte.
                           Forscht man der Ursache des Trennens nach, so ergibt sich,
                              									daß die 
                              									aufgenaͤhte Sohle sehr bald nur allein durch den in ihr stekenden Theil der
                              									Pechdrahtstiche mit dem Rande verbunden ist, waͤhrend der
                              									urspruͤnglich unter der Sohle liegende Theil der Stiche bereits fortgelaufen
                              									ist. Der Pechdraht kann aber das Pfriemloch unmoͤglich so vollstaͤndig
                              									ausfuͤllen, als der durch einen Hammerschlag gewaltsam hineingetriebene, es
                              									erweiternde, vierkantige hoͤlzerne Stift; er gibt nach und gestattet endlich
                              									das Abtrennen der Sohle.
                           Auf eine merkwuͤrdige, fast unerklaͤrliche Weise halten dagegen die
                              									kleinen, in noch kleinere runde Pfriemloͤcher gekeilten Holzstifte die Sohle
                              									auch dann noch fest, wenn sie auch schon duͤnn wie ein feines Papierblatt
                              									geworden ist. Naͤchstdem schuͤzen sie, mit dem Stirnende ihrer Fasern
                              									im Niveau der untern Flaͤche der Sohle liegend, diese unverkennbar an ihrer
                              									verwundbarsten Stelle, dort wo sie mit dem Oberleder verbunden ist, gegen ein
                              									schnelles Abschleifen, und tragen dadurch wesentlich zur groͤßeren
                              									Haltbarkeit bei. Ob das Wetter troken, ob es naß ist, macht keinen Unterschied. Auf
                              									die Stiftstiefeln wurden zwar 81 Flekemehr als auf die
                              									genaͤhten Stiefeln gelegt, dafuͤr aber auch 57 Sohlen
                              									vorlaͤufig gespart, und die Stiefeln durch kleinere Reparaturen, was sie
                              									vorzuͤglich fuͤr den Feldgebrauch empfiehlt, gangbar erhalten.
                              									Genaͤhte Stiefeln, deren Sohlen in der Mitte und unter dem aͤußern
                              									oder innern Ballen, nicht unmittelbar am Rande zerrissen sind, muͤssen
                              									versohlt werden; ja dieß geschieht in der Regel schon, wenn die Sohle nur eines
                              									Stiefels durchgelaufen ist. Bei Stiftstiefeln genuͤgt es dagegen meistens,
                              									wenn auf jene schadhaften Stellen ein ihrer Groͤße angemessener Fleken gelegt
                              									und rund herum aufgestistet wird, wie es in der Fig 46. auf Taf. III durch b, c, d angedeutet ist. Das
                              									Auflegen von Fleken kann sogar, wie es bei den Versuchen mehrmals geschah,
                              									oͤfter wiederholt, dadurch die lezte große Reserve, das Auflegen der Sohle,
                              									laͤnger zuruͤkgehalten, und die Verabreichung von Strassohlen, welche
                              									der Bataillons-Schuhmacher (zur Strafe) gewaͤhren muß, wenn Sohlen die
                              									etatsmaͤßige Tragezeit nicht aushalten, gaͤnzlich erspart werden.
                              									Hieraus duͤrfte den Truppentheilen, die ihre eigene Schuhmacherwerkstatt
                              									haben, ein nicht unbedeutender Vortheil erwachsen.
                           Bei den genaͤhten Stiefeln ist das Verfleken mit Erfolg nur an der Spize (a) Fig. 46 anzuwenden, weil
                              									dort der Fleken an die Sohle angestochen (durch eine Naht verbunden) werden kann.
                              									Unter den beiden Ballen ist es fast ganz nuzlos, weil sich hier die Pechdrahtstiche
                              									um so eher ablaufen, und die Fleken wieder abstoßen, je merklicher die durch leztere
                              									erzeugte Erhoͤhung ist. Ueberdieß muͤssen die Fleken hier, um eine
                              									festere Lage zu gewinnen, zum Theil unter die schon duͤnne Sohle geschoben
                              									werden, geben daher zu einem desto schnelleren Ablaufen derselben und Versohlen der
                              									Stiefeln die Veranlassung. Sie sind daher nur ein augenblikliches, Nachwehen
                              									erzeugendes Palliativmittel. Wollte man die Fleken auf die schadhaften Stellen legen
                              									und rund herum durchnaͤht, so wuͤrden — abgesehen von der
                              									zeitraubenden Manipulation, durch welche der Pechdraht auf dem Innern des Stiefels
                              									nur wieder zurükgezogen werden kann — die Pechdrahtstiche durch die
                              									Brandsohle gehen, die Fußlappen und Fuͤße des Soldaten mit Pech besudeln, und
                              									leztere unter dem Ballen und der Sohle empfindlich druͤken.
                           Man sollte meinen, daß auch die unter der Mitte der Sohle ausgestifteten Fleken
                              									druͤken muͤßten. Das ist indessen nicht der Fall, wenn dazu nicht zu
                              									starkes oder hartes, sondern ein der schadhaften Sohle analoges Leder genommen und
                              									an den Raͤndern zugeschaͤrft wird. Der Feldwebel und 21 Mann der
                              									Compagnie trugen in dieser Art ausgebesserte Stiefeln waͤhrend der
                              									Herbstuͤbungen, und versichern einstimmig, nicht im geringsten durch die
                              									Fleke belaͤstigt worden zu seyn.
                           Eben so wenig wurde, troz alles Befragens, irgend eine andere Klage uͤber die
                              									Stiftstiefeln und deren Reparaturen laut. Im Gegentheil spricht sich das einstimmige Urtheil aller Unterofficiere und Grenadiere
                              									der Compagnie fuͤr diese Stiefeln und dahin aus, daß es sich in ihnen viel
                              									bequemer gehe als in den genaͤhten Stiefeln, in denen der Fuß haͤufig
                              									vom Rande gedruͤkt werde, und daß jene viel weniger als diese den Staub
                              									— was im verwichenen sehr trokenen und staubreichen Sommer sehr bemerkbar war
                              									— und die Feuchtigkeit durchließen. Auch wollten die Leute bei nassem Wetter
                              									an dem mit dem genaͤhten Stiefel bekleideten Fuße stets das Gefuͤhl
                              									der Kaͤlte und Feuchtigkeit gehabt haben, waͤhrend sie den Fuß im
                              									Stiftstiefel warm und troken fuͤhlten. Beides laͤßt sich leicht
                              									erklaͤren. Die Sohle des Stiftstiefels ist durch zwei Reihen dicht neben einander und en
                                 										échiquier eingeschlagener Stifte viel inniger mit dem Oberleder  verbunden, als die Sohle der
                              									genaͤhten Stiefeln durch die nur in einer Reihe
                              									und entfernter von einander liegenden Pechdrahtstiche.
                           Das Resultat des Versuchs ist unstreitig ein sehr
                              									guͤnstiges fuͤr die Stiftstiefeln, die auch schon im groͤßeren
                              									Publicum Anerkennung finden. Stellt man ihre Vorzuͤge zusammen, so
                              									duͤrften es etwa folgende seyn: 1) geht man in ihnen bequemer, weil sie
                              									keinen Rand haben, 2) sind sie haltbarer; 3) kommt das Abtrennen der Sohle bei ihnen
                              									nur hoͤchst selten vor. 4) Wird ihr Versohlen viel spaͤter als das der
                              									genaͤhten Stiefeln noͤthig, weil sich bei ihnen selbst unter die Mitte
                              									der Sohle Fleken legen lassen, ohne zu druͤken. 5) Sind ihre Reparaturen
                              									groͤßtentheils kleiner, als die genaͤhter Stiefeln. 6) Geht ihre
                              									Anfertigung und Ausbesserung schneller als die gewoͤhnlicher Stiefel von
                              									statten, und man kann sich im Nothfalle dazu Huͤlfsarbeiter, die keine
                              									gelernten Schuhmacher sind, bedienen. 7) Koͤnnen sie bei jeder Temperatur, im
                              									Winter selbst in kalten Raͤumen angefertigt werden. 8) Schuͤzen sie
                              									mehr gegen das Eindringen des Staubes und der Feuchtigkeit. 9) Behaͤlt der
                              									Soldat in ihnen bei nassem Wetter laͤnger einen warmen Fuß und endlich 10)
                              									sehen sie leichter und zierlicher aus.
                           Nachtheile, welche sie vor den genaͤhten Stiefeln
                              									vorous haͤtten, haben sich nicht ergeben, es waͤre denn, daß bei ihrer
                              									Anfertigung die Leisten ein wenig mehr angegriffen werden.
                           Die Stiftstiefeln scheinen demnach recht eigentlich Soldatenstiefeln zu seyn.
                              									— Ihre etwaige allgemeine Einfuͤhrung duͤrfte vielleicht einen
                              									wesentlichen Fortschritt in der Oekonomie der Fußbekleidung des Heeres
                              									bezeichnen.
                           Die Anfertigung der Stiftstiefeln ist von jedem Schuhmacher in sehr kurzer Zeit zu
                              									erlernen. Eine jede Schuhmacherwerkstatt kann also ohne weitere Vorbereitung als
                              									Anschaffung einer Maschine zum Schneiden der Holzstifte, die etwa 8–9 Thaler
                              									kostet, und der Werkzeuge zum Abbrechen der Stiftspizen in eine
                              									Stiftstiefelwerkstatt und um so eher umgewandelt werden, als alle genaͤhten
                              									Stiefeln, wie daruͤber angestellte Versuche gelehrt, durch Aufstiftung
                              									versohlt oder verflekt werden koͤnnen.
                           Die angefertigten Stiftstiefeln erhalten sich eben so gut und dauerhaft auf den
                              									Montirungskammern, als die genaͤhten, ja vielleicht noch besser. Dieß
                              									bezeugen 4 Paar Stiefeln, die ein Jahr lang auf der unter dem Dache gelegenen
                              									Montirungskammer der Compagnie hingen, im Sommer der Hize, im Winter der Zugluft, so
                              									weit beides nur irgend zu erreichen war, ausgesezt wurden. In Tragung gegeben,
                              									hielten sie sich ganz vorzuͤglich. Die Zahl der Reparaturen an den 4
                              									Stiftstiefeln betrug nach dem Versuchsjournal noch nicht die Haͤlste der an
                              									den 4 genaͤhten Stiefeln.
                           Es kamen vor:
                           
                              
                                 
                                 A. An den genaͤhten Stiefeln.
                                 
                                 
                                 B. an den
                                    											Stiftstiefeln.
                                 
                              
                                 1.
                                 getrennte Raͤhte 12, zusammen
                                 31¾′ lang,
                                 keine
                                 
                              
                                 2.
                                 ausgelegt wurden
                                 5
                                 Fleke,
                                 5
                                 Fleke,
                                 
                              
                                 3.
                                 — —
                                 2
                                 Sohlen,
                                 2
                                 Sohlen.
                                 
                              
                                 4.
                                 — —
                                 1
                                 Ruͤster.
                                 2
                                 Ruͤster.
                                 
                              
                                 
                                 
                                 –––––––––––––
                                 –––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 Im Ganzen
                                 20
                                 Reparaturen
                                 9
                                 Reparaturen.
                                 
                              
                           Bloß der getrennten Naͤhte wegen mußte durchschnittlich jeder genaͤhte
                              									Stiefel dreimal auf die Schuhmacherwerkstatt gebracht werden, waͤhrend bei
                              									den Stiftstiefeln diese Reparatur gar nicht vorkam. Ja die Zahl der durch Trennungen
                              									allein erzeugten Ausbesserungen uͤberstieg die Zahl aller an den
                              									Stiftstiefeln uͤberhaupt vorkommenden.
                           Durch dieses Zusammentroknen des Leders kann die Haltbarkeit der Stiftstiefeln nicht
                              									leiden, weil die kleinen festen aus troknem zaͤhem Holze geschnittenen Stifte
                              									sich unmoͤglich verhaͤltnißmaͤßig mehr zusammenziehen
                              									koͤnnen, als die losere, weit poroͤsere Sohle. Auch ist durch das
                              									Einkeilen der Stifte in kleinere Pfriemloͤcher keine Masse verloren gegangen,
                              									vielmehr das Leder nur zusammengepreßt worden. Es hat daher das Bestreben sich
                              									auszudehnen, und druͤkt mithin unaufhoͤrlich gegen die
                              									Stiftloͤcher. Wird die Sohle durch das Zusammentroknen kleiner, so
                              									muͤssen nothwendig auch die Stiftloͤcher kleiner werden, und deren
                              									Begraͤnzungsflaͤchen sich desto inniger an die Stifte anschmiegen.
                           Werden die zunaͤchst angefertigten Stiftstiefeln auf den Montirungskammern
                              									ausbewahrt und die alten Vorraͤthe aufgebraucht, so gewinnen bis dahin die
                              									Stiftstiefeln im groͤßeren Publicum mehr Terrain, und es duͤrften sich
                              									dann schon in  allen
                              									Provinzen, namentlich durch die in den Schuhmacherwerkstaͤtten der
                              									Truppentheile ausgebildeten und nach vollbrachter Dienstzeit in ihre Heimath
                              									entlassenen Schuhmachergesellen, Meister finden, die in der Stiftstiefelarbeit
                              									bewandert sind, wiewohl bei den aͤlteren Meistern sich eine Abneigung gegen
                              									diese Neuerung noch lange regen duͤrfte.
                           Beruͤksichtigt man aber auch jene Wahrscheinlichkeit nicht, so kann dennoch
                              									kaum die Befuͤrchtung entstehen, daß die in Stiftstiefeln zur Reserve
                              									entlassenen Leute auf dem Marsche nach ihrer Heimath und in dieser weder ihre
                              									Stiefeln ausbessern noch versohlen lassen koͤnnten, denn Versuche haben
                              									bereits dargethan, daß ein jeder Stiftstiefel sowohl mit Rand-, als mit
                              									durchgenaͤhter Sohle belegt werden kann. Ueber die Haltbarkeit einer solchen
                              									Arbeit dauern die Versuche noch fort; sie scheinen bis jezt ganz befriedigend
                              									auszufallen. Es genuͤgt uͤbrigens in diesem Falle schon die
                              									Moͤglichkeit.
                           Die zur Verfertigung dieser Stiefel und namentlich der dazu erforderlichen
                              									Holznaͤgel noͤthigen Maschinerien und Geraͤthe, als: die
                              									Stiftschneidmaschine, das Spaltmesser, der Schnizer und die beiden Raspeln liefert
                              									der Schuhmachermeister Andresen in Berlin, Stechbahn Nr.
                              									3, fuͤr 9–10 Thlr., und die drei Orthe nebst Hefte zusammen
                              									fuͤr 5 Sgr. Es duͤrfte gerathen seyn, die Stiftschneidmaschine und
                              									andere Werkzeuge von ihm zu nehmen, da man dann der Brauchbarkeit versichert seyn
                              									kann. (Berlin. Gewerbebl., 1843, Nr. 5–7.)
                           
                        
                           Ueber die Mittel Bier, welches verderben will, wieder
                              									aufzubessern.
                           Wir sprechen hier nur von solchen Mitteln, welche bezweken, einem etwas
                              									unregelmaͤßig verlaufenden chemischen Proceß durch sich selbst auf den
                              									rechten Gang zu verhelfen.
                           Der Gaͤhrungsproceß beim Bier hoͤrt nicht auf, bis es getrunken wird,
                              									denn einerseits bleiben die gaͤhrungerregenden Stoffe, Hefe, stets darin, was beim Wein nicht der Fall ist,
                              									andrerseits sind noch viele Vorraͤthe an solchen Stoffen darin, die mit der
                              									Hefe in Beruͤhrung, in geistige Gaͤhrung versezt werden
                              									koͤnnen. Der Gehalt der Lagerbiere an Malzextract, worunter Zuker, Gummi etc.
                              									zu verstehen ist,. betraͤgt durchschnittlich 4–5 Proc., bei
                              									staͤrkern Bieren 7 Proc. und daruͤber, also hinlaͤnglicher
                              									Vorrath an demjenigen, was zur fortlaufenden weingeistigen Gaͤhrung zu
                              									allererst erfordert wird.
                           Das Schal-, Matt-, Truͤbwerden, anfangendes
                              									Saͤuerlichwerden des Bieres, sind die Begleiter einer unordentlich
                              									verlaufenden Gaͤhrung, und diese hat haͤufig in
                              									Temperaturverhaͤltnissen, unguͤnstiger Localitaͤt u. s. w.,
                              									nicht selten im Zuduͤnnbrauen im Verhaͤltniß zur Lagerzeit, oder in zu
                              									warm gefuͤhrtem Malze ihren Grund. Kurz, es koͤnnen auch geschikten
                              									Brauern — eine Menge von widrigen Zufaͤllen begegnen, die sie
                              									belehren, es muͤsse daran gedacht werden Schaden abzuwenden.
                           Das Mittel, welches hier mitgetheilt wird und das wir in einer bedeutenden Brauerei
                              									auf bayerische Art, ausgefuͤhrt und gelungen wissen, ist ein hoͤchst
                              									einfaches und moͤglicherweise vielen Brauern schon bekanntes, obschon unseres
                              									Wissens oͤffentlich nicht davon gesprochen oder daruͤber berichtet
                              									wurde.
                           Ein Faß Bier, das anfaͤngt die oben angefuͤhrten uͤbeln
                              									Eigenschaften zu bekommen; wird von seiner Hefe genommen, und auf die Hefe eines
                              									eben abgezapften Fasses gut erhaltenen Bieres aufgeschuͤttet. Nach einigen
                              									Tagen schon bemerkt man Besserung; ist diese nicht vollstaͤndig, so zapft man
                              									ab und auf die gute Hefe eines zweiten Fasses und wo noͤthig auf die eines
                              									dritten. Auch kann man gute Hefe zweier Faͤsser zusammenbringen und das dem
                              									Verderben nahestehende Bier auf diese aufgeben. In allen Faͤllen muß aber
                              									gesorgt werden, daß das Bier nicht zu lange auf der zweiten Hefe liegen bleibt, da
                              									diese nach und nach auch schlecht wird. Man zieht es darum, sobald man sich vom
                              									wiederhergestellten guten Ansehen und Geschmak uͤberzeugt hat, auf kleinere
                              									Versandtfaͤsser und gibt es in baldigen Verbrauch.
                           Wir wollen uns nicht in eine Nachweisung uͤber die chemische Wirkungsweise der
                              									zweiten Hefe einlassen. Wenn die Theorie der Gaͤhrung auch wirklich in
                              									neuerer Zeit große Fortschritte gemacht hat, so sind wir in unsern Einsichten
                              									uͤber diesen difficilen Punkt der organischen Zersezungen doch nur so weit,
                              									daß wir sagen koͤnnen, wir erkennen die Hauptlinien des Verlaufs der
                              									Gaͤhrung; eine 
                              									Menge Nebeneinfluͤsse sind noch gar nicht in wissenschaftliche Discussion
                              									aufgenommen.
                           Einiges jedoch soll hier angedeutet werden. Es scheidet sich auch bei
                              									Untergaͤhre (bayerische Gaͤhre) immer Oberhefe aus und diese wird erst
                              									durch Luftberuͤhrung Unterhefe, d. h. die Untergaͤhrung ist begleitet
                              									von einer Obergaͤhrung. Das Vorhandenseyn von Obergaͤhrhefe disponirr
                              									aber den Weingeist leicht, sich zu oxydiren, d. h. Essig zu werden, was bekannt ist,
                              									da Obergaͤhrbiere nie so lange halten als untergaͤhrige. Wenn nun im
                              									schon gelagerten Biere noch Ueberschuß von aufgeloͤstem, d. h. noch nicht
                              									Hefe gewordenem Kleber vorhanden ist und dieser in die Gaͤhrung hineingezogen
                              									wird, welche immer zuerst Obergaͤhrung und namentlich im Faß leicht
                              									Obergaͤhrung ist, so wird durch diesen Vorgang von der aufsteigenden
                              									leichtern Hefe (Oberhefe) das Bier truͤbe, und weil Oberhefe den Alkohol
                              									leicht in die Oxydation hineinzieht, sauer.
                           Truͤbwerden und Sauerwerden gehen daher gewoͤhnlich Hand in Hand,
                              									untergaͤhrige Hefe aber ist im Stande, die Oberhefe in Unterhefe zu
                              									verwandeln, und sie bewirkt, daß vor dem ganzen Oxydationsproceß, der nun vorgeht,
                              									der Alkohol der Fluͤssigkeit geschuͤzt bleibt, indem jener auf den
                              									Kleber lediglich sich beschraͤnkt. Daß das
                              									Quantitaͤtsverhaͤltniß guter Unterhefe gegen eine bestimmte Biermasse
                              									hierbei von Einfluß sey, darf wohl angenommen werden. Und so waͤre denn nach
                              									diesen wenigen Zuͤgen ein guter corroborirender Einfluß
                              									uͤberschuͤssiger guter Hefe auf umschlagendes Bier wenigstens nicht
                              									unerklaͤrbar.
                           Man thut gut, wenn ein Bier im Lagerfaß lange nicht klar werden will, die Hefe in
                              									demselben stark aufzuruͤtteln, wodurch es in der Regel sehr bald ganz gut
                              									werden soll. Wenn endlich eine Brauerei im Winter namentlich ihren Abnehmern,
                              									Schenkwirthen u. s. w. ein Bier liefern will, das sich weit besser in decen Kellern
                              									und beim Verzapfen haͤlt, so soll sie dasselbe mit der Hefe versenden und den
                              									Kaͤufern den Abgang an Hefe durch einen aͤquivalenten Abzug am Preise
                              									verguͤten. Auf diese Weise wurde in der erwaͤhnten Brauerei lange Zeit
                              									hindurch das Bier versendet, und die Abnehmer, einmal an diese Einrichtung
                              									gewoͤhnt, gaben dieselbe nicht wieder auf, da sie dadurch in Stand gesezt
                              									waren, immer gutes Getraͤnke auszuschenken. Dr.
                              										Bolley. (Schweizerisches Gewerbeblatt.)
                           
                        
                           Ueber die Darstellung des gallussauren Eisens in Gestalt eines
                              									sammetschwarzen Pulvers.
                           Es ist bekannt, daß die schwarze Schreibtinte nichts weiter als ein
                              									gewoͤhnlich durch Gummi- oder Zukerloͤsung in Suspension
                              									gehaltenes Eisenoxydsalz ist, naͤmlich ein Gemisch von gallussaurem und
                              									gerbsaurem Eisenoxyd. Man gewinnt solche Tinte sogleich von intensiv schwarzer
                              									Farbe, wenn man z. B. zu der Aufloͤsung des schwefelsauren oder
                              									salpetersauren Eisenoxyds ein Decoct von Gallaͤpfeln schuͤttet. In der
                              									auf diese Weise erzeugten schwarzen Fluͤssigkeit, die wir im
                              									gewoͤhnlichen Leben Tinte nennen, ist das die eigentliche Schwaͤrze
                              									bedingende Eisensalz so fein suspendirt, daß man nicht im Stande ist, es durch
                              									Filtration zu isolir n. Da es nun jedenfalls erwuͤnscht seyn duͤrfte,
                              									dieses herrliche, intensiv schwarze Pigment, behufs der Anwendung zu verschiedenen
                              									technischen Zweken im isolirten, reinen Zustande darzustellen, so wollen wir hier
                              									das einfache Verfahren dazu, welches von Hrn. Ricker im
                              									Jahrbuch fuͤr praktische Pharmacie empfohlen worden ist, folgen lassen.
                           Man braucht naͤmlich dem Gemisch von Gallaͤpfeldecoct und
                              									schwefelsaurem oder salpetersaurem Eisenoxyd nur etwas kohlensaure
                              									Natronloͤsung (Sodaloͤsung) zuzusezen, wodurch man einen sehr
                              									reichlichen Niederschlag erzeugt, der auf ein Papierfilter gebracht, nicht durchs
                              									Filter geht, sondern sich mit großer Leichtigkeit auswaschen laͤßt. Ricker bemerkt am Schlusse seiner Notiz noch, daß dieses
                              									sonderbare Verhalten des kohlensauren Natrons einen Fingerzeig gebe, warum alle
                              									alten Tintenvorschristen Essig enthalten. (Frankfurter Gewerbfreund 1843. Nr.
                              									23.)
                           
                        
                           Auf galvanischem Wege vergoldeter, versilberter oder
                              									verkupferter Tüll.
                           In England werden jezt die feinsten Spizen galvanisch vergoldet und versilbert. Die
                              									Entstehung dieses neuen Erzeugnisses der Galvanoplastik verdankt  man folgenden
                              									Umstaͤnden. Bekanntlich findet bei der von Smee
                              									construirten constanten galvanischen Batterie aus amalgamirten Zink- und
                              									Platin- oder Silberplatten waͤhrend ihrer Thaͤtigkeit
                              									Entwikelung von Wasserstoffgas an der Platinplatte statt; die Gasblasen bleiben
                              									mitunter daran haͤngen und veringern somit die Wirkung. Diesem Uebelstand
                              									abzuhelfen hat Hr. Prof. Grove vorgeschlagen, statt der
                              									Platin- oder Silberplatte ein Gewebe von Silberdraht (platinisirt)
                              									anzuwenden, weil dann das Gas durch die Maschen des Gewebes leichter entweichen
                              									kann. Aber theils die Schwierigkeit sich solches Gewebe zu verschaffen, theils der
                              									Kostenpunkt brachten Hrn. Philipps auf den Gedanken den
                              									sogenannten galvanoplastischen Tuͤll zu bereiten.
                           Man verfertigt denselben folgendermaßen: ein Stuͤk Tuͤll wird in
                              									geschmolzenes Wachs getaucht und der Waͤrme ausgesezt, damit das Wachs
                              									gehoͤrig eindringt; den uͤberfluͤssigen Theil desselben
                              									beseitigt man dadurch, daß man das Stuͤk Tuͤll in noch heißem Zustande
                              									zwischen Loͤschpapier auspreßt. So vorgerichtet bekoͤmmt der
                              									Tuͤll einen Ueberzug von Graphit und kann dann verkupfert, vergoldet und
                              									versilbert werden. Zum Gebrauch in der oben erwaͤhnten Batterie wird der
                              									Tuͤll verkupfert, versilbert und dann platinisirt. Je feiner der Tuͤll
                              									ist, desto tauglicher ist er, weil er mehr Oberflaͤche darbietet. Außer
                              									diesem Zwek wird der galvanoplastische Tuͤll auch zu Gegenstaͤnden des
                              									Luxus benuzt. — Auf dieselbe Art kann man auch Seile mit Kupfer
                              									uͤberziehen, um sie auf Schiffen als Blizableiter zu benuzen; man
                              									erhaͤlt so große leitende Oberflaͤchen mit geringem Metallgewicht. Chemical Gazette, 1845 Nr. 27. Wir verweisen auf den
                              									Artikel uͤber Napier's galvanoplastische Zeuge S.
                              									81 in diesem Bande des polytechnischen Journals.
                           
                        
                           Ueber Bereitung einer Javelle'schen Bleichlauge, welche auch
                              									die durch Eisenoxyd vergelbte Wäsche rein weiß macht.
                           Die Darstellung der Bleichlauge ist bekanntlich eine zweifache; nach der einen
                              									Methode wird Chlorkalkloͤsung durch Glaubersalzloͤsung zersezt, die
                              									klare Fluͤssigkeit, welche uͤber dem ausgeschiedenen weißen
                              									Niederschlag, Gyps, steht, ist die Bleichlauge; sie besteht aus einer Loͤsung
                              									von unterchlorigsaurem Alkali; die andere Methode besteht bekanntlich darin, daß
                              									Chlorgas in eine Aufloͤsung von Potasche oder kohlensaurem Natron (Soda) so
                              									lange hineingeleitet wird, bis die Fluͤssigkeit sogleich bleichend auf blaues
                              									Lakmuspapier wirkt. Diese Lauge enthaͤlt außer dem obigen Salze auch noch doppeltkohlensaures Alkali; von einer solchen Lauge ist
                              									bekannt, daß sie einen braunen Eisengrund auf Zeugen, Waͤsche etc. leicht hinwegnimmt, was die aus Chlorkalk und Glaubersalz
                              									bereitete nicht thut. Der Grund davon liegt einzig und
                              									allein in dem Vorhandenseyn von doppeltkohlensaurem
                                 										Alkali, in welchem das Eisenoxydhydrat leichter sich aufloͤst. Der
                              									Unterschied der Wirksamkeit beider Laugen ist so auffallend, daß eine mit
                              									gewoͤhnlicher Tinte geschriebene Schrift, mit derjenigen Lauge benezt, welche
                              									doppeltkohlensaures Alkali enthaͤlt, bis auf die lezte Spur gebleicht wird,
                              									wogegen die unterchlorigsaures Alkali haltige Lauge die Schrift noch gelblich
                              									gefaͤrbt zuruͤklaͤßt.
                           Versuche die mit auffallend vergelbter Waͤsche angestellt wurden, welche
                              									uͤber Nacht in einer solchen Javelle'schen Lauge gelegen hatte, gaben die
                              									guͤnstigsten Resultate, indem die Waͤsche schoͤn weiß aus der
                              									Lauge hervorging. Hieraus geht demnach hervor, daß die Darstellung einer wirksamen
                              									Bleichlauge nur nach derjenigen Methode ausgefuͤhrt werden muß, nach welcher
                              									Chlorgas in die kohlensaure Lauge hineingeleitet wird. Hr. C. Kreßler hat diese Versuche angestellt, wodurch meine oben ausgesprochene
                              									Ansicht uͤber den Grund der besseren Wirksamkeit einer doppeltkohlensaures
                              									Alkali haltigen Bleichlauge voͤllig bestaͤtigt wird.
                           Hr. C. Kreßler hat die Resultate seiner hieruͤber
                              									gemachten Probeversuche besonders in einem Aufsaz mitgetheilt, unter dem Titel:
                              										„uͤber alkalische Bleichlaugen“ in Hoffmann's Mittheilungen aus dem Gebiete der gesammten
                              									Technik etc. 1843. Heft I. Dr. Elsner. (Berliner Gewerbe-, Industrie- und Holsblatt, Bd.
                              										X. Nr. 6. S. 68.)
                           
                        
                     
                  
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