| Titel: | Beschreibung eines Anzeigers oder Dynamometers für Dampfmaschinen, welcher von Hrn. Mac Naught erfunden und von Hrn. Combes verbessert wurde. | 
| Fundstelle: | Band 91, Jahrgang 1844, Nr. LXVI., S. 259 | 
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                        LXVI.
                        Beschreibung eines Anzeigers oder Dynamometers
                           								fuͤr Dampfmaschinen, welcher von Hrn. Mac Naught erfunden und von Hrn. Combes verbessert
                           								wurde.
                        Aus dem Bulletin de la Société d'Encouragement, Dec. 1843,
                              									S. 534.
                        Mit Abbildungen auf Tab. IV.
                        Mac Naught's und Combes' Anzeiger oder Dynamometers für
                           								Dampfmaschinen.
                        
                     
                        
                           Hr. Combes hat im Jahr 1833 von England aus einen Bericht
                              									über den Anzeiger oder Dynamometer des Hrn. Mac Naught,
                              									welcher, wie der Anzeiger von Watt, dazu bestimmt ist, die Spannung der Dämpfe und
                              									den Grad des Vacuums bei jeder Stellung des Dampfmaschinenkolbens anzugeben,
                              										erstattet.Annales des mines, 1839 t. XVI. Dieses Instrument
                              									besteht aus einem ausgebohrten Cylinder, in welchem ein kleiner Kolben von ungefähr
                              									einem Centimeter (4 4/10 Par. Linien) Durchmesser spielt. Wenn es auf den Dekel
                              									eines Dampfmaschinencylinders aufgeschraubt ist und man den Communicationshahn
                              									öffnet, so drükt der Dampf auf die untere Fläche des kleinen Kolbens, während die
                              									obere Fläche dem Druk der Atmosphäre ausgesezt ist.
                           Eine Spiralfeder, welche über dem Kolben angebracht und mit ihm verbunden ist, drükt
                              									sich zusammen oder dehnt sich aus, je nach der Differenz des Drukes, welcher auf
                              									beide Kolbenflächen stattfindet, so daß die Stellung des kleinen Kolbens in seinem
                              									Cylinder von diesen Differenzen abhängt. Ein Bleistift, welcher auf der Kolbenstange
                              									des kleinen Cylinders befestigt ist und allen Bewegungen der Kolbenstange folgt,
                              									zeichnet die Curve der verschiedenen Spannungen des Dampfes auf ein Blatt Papier,
                              									welches um einen Cylinder gewikelt ist, der eine drehende Bewegung um seine Achse
                              									erhält, welche  mit dem
                              									Wege, den die Kolbenstange der Dampfmaschine gemacht hat, in Beziehung steht. Bei
                              									dem englischen Instrument wird dem Cylinder, welcher das Blatt Papier trägt, die
                              									Bewegung durch eine Darmsaite mitgetheilt, die sich um die Basis des Cylinders
                              									wikelt und deren anderes Ende an einem der Gelenkzapfen des Parallelogrammes
                              									befestigt ist. Diese Anordnung hat einige Unbequemlichkeiten: so ist z. B. die
                              									Winkelbewegung des Cylinders um seine Achse dem von einem Punkt der Kolbenstange
                              									zurükgelegten Wege nicht genau proportional. Der Apparat kann nur an gewöhnlichen
                              									Maschinen, die einen Balancier und ein Parallelogramm haben, angebracht werden, und
                              									wenn man ihn bei Maschinen ohne Balancier oder mit oscillirenden Cylindern anwenden
                              									will, so sind besondere, mehr oder weniger complicirte Vorbereitungen nöthig, um dem
                              									Cylinder die Bewegung der Kolbenstange mitzutheilen.
                           Das Instrument, welches von Hrn. Martin nach der Angabe
                              									und auf Bestellung des Hrn. Combes ausgeführt wurde, hat
                              									die oben angeführten Unbequemlichkeiten nicht mehr und ist mit einem Mechanismus
                              									versehen, welcher die Bewegung der Kolbenstange der Dampfmaschine unmittelbar dem
                              									Cylinder der das Blatt Papier trägt, mittheilt, die Dampfmaschine an welcher die
                              									Versuche anzustellen sind, mag sonst was immer für eine Construction haben.
                           Fig. 1 ist der
                              									Aufriß des Instruments,
                           Fig. 2 sein
                              									verticaler Durchschnitt nach der Lienie C D
                              									Fig. 3.
                           Fig. 3 ist der
                              									horizontale Durchschnitt nach der Linie A B in Fig. 1.
                           Fig. 4 Hülsen
                              									von verschiedenen Durchmessern, welche auf die Achse der Treibrolle aufgestekt
                              									werden können.
                           Fig. 5
                              									verticaler Durchschnitt der Schnurlaufachse.
                           Fig. 6 stellt
                              									das Instrument an seinem Plaze und zur Beobachtung bereit, in einem kleineren
                              									Maaßstabe dar.
                           Die in Fig. 7
                              									dargestellten Diagramme wurden mit diesem Anzeiger erhalten.
                           Dieselben Buchstaben bezeichnen dieselben Gegenstände in allen Figuren.
                           A Cylinder des Anzeigers. B
                              									Kolbenstange desselben. C Stopfbüchse, durch welche
                              									diese Kolbenstange geht. D Kolben. E Stiefel, in welchem der Kolben spielt. Er ist eben so
                              									wie der Cylinder A auf ein Röhrenstük F aufgeschraubt, welches in den Cylinderdekel der
                              									Dampfmaschine paßt, wie man aus Fig. 6 ersehen kann. G Spiralfeder, welche mit ihrem oberen Ende an dem Dekel
                              										H des Cylinders A und
                              									mit ihrem unteren Ende an dem auf die Kolbenstange geschraubten Ansaze I befestigt ist. Diese Feder wird zusammengedrükt,  sobald sich die
                              									Kolbenstange über den Nullpunkt der Scala erhebt, und aus einander gezogen, wenn
                              									dieselbe unter den Nullpunkt sinkt. Der Nullpunkt der Scala liegt da, wo die Feder
                              									gar keine Spannung hat.
                           J Hahn, welcher dazu dient, die Verbindung zwischen dem
                              									Inneren des Dampfmaschinencylinders und der unteren Fläche des Kolbens D herzustellen oder zu unterbrechen.
                           K beweglicher Cylinder neben dem Cylinder A; um ihn wird das Blatt Papier gewikelt, auf welches
                              									das Diagramm verzeichnet werden soll.
                           L Stüze, welche diesen Cylinder trägt; M Rand, in welchem er sich dreht; N Halsring, welcher mit der Stüze L aus einem
                              									Stüke ist und den Cylinder A umschließt.
                           O Scheibe, welche eine Nuth trägt, die mehrere
                              									schraubenförmige Umwindungen bildet, und in die sich die Saite P legt, welche die Scheibe umgibt und dann mittelst
                              									einer Spange Q an der Kolbenstange der Dampfmaschine
                              									befestigt ist. R Achse dieser Scheibe. S Hülsen, welche auf den runden Theil dieser Achse
                              									passen und dazu bestimmt sind, verschiedene Geschwindigkeitsverhältnisse zwischen
                              									der Kolbenstange der Dampfmaschine und dem Cylinder K
                              									herzustellen. T Saite, welche an der Achse R befestigt ist, indem sie durch das Loch a der Hülse gezogen und dann um dieselbe gewikelt wird.
                              									Diese Saite umgibt unten den Cylinder, wo für sie eine Nuth eingedreht ist, und hat
                              									den Zwek, denselben zu drehen, wenn die Saite P
                              									angezogen wird.
                           U Federhaus, welches eine spiralförmige Uhrfeder in sich
                              									faßt, die in dem Inneren des Cylinders K mittelst einer
                              									Hülse V befestigt ist, welche aus einem Stük mit dem
                              									Cylinder besteht und sich auf der verticalen Achse X
                              									dreht. Diese Feder, welche man mit Hülfe eines Schlüssels, der auf das Vierek Y der Achse gestekt wird, aufziehen kann, dient den
                              									Cylinder rükwärts zu bewegen und die Saite P beständig
                              									gespannt zu halten, während der Kolben der Dampfmaschine seinen Weg von oben nach
                              									unten zurüklegt.
                           Z Zeichenstift, welcher die verticale Bewegung des
                              									Kolbens D mitmacht, da er mit dem Ansaze I verbunden ist. Er zeichnet auf das Papier c, welches man um den Cylinder K wikelt, an welchem seine Ränder mittelst zweier dünnen sich federnden
                              									Metallstreifen b, b
                              									zurükgehalten werden.
                           A′ Nuth, welche parallel mit der Achse des
                              									Cylinders A in diesem Cylinder angebracht ist. In
                              									derselben bewegt sich der Arm B′, der den
                              									Zeichenstift trägt, auf und ab. C′ graduirte
                              									Scala, welche auf dem Cylinder mittelst zweier Schrauben befestigt ist, die durch
                              										 zwei Schlize in der
                              									Scala gehen. Jeder der Theilstriche entspricht einem Druke von einem Kilogramm auf
                              									einen Quadratcentimeter. Wenn der Hahn geschlossen ist, steht der Index auf dem
                              									Nullpunkt der Scala; wird er aber geöffnet, so wird der Druk des Dampfs durch die
                              									Grade, die über dem Nullpunkt stehen, angezeigt, und das Vacuum durch die Grade,
                              									welche sich unterhalb des Nullpunktes befinden.
                           Gebrauch des Instrumentes. — Um den Anzeiger zu
                              									benuzen, schraubt man ihn auf den Schmierhahn oder irgend eine andere Oeffnung des
                              									Cylinderdekels. Ist er an seinem Plaz, so umgibt man den beweglichen Cylinder K mit einem Papierstreifen c
                              									und befestigt dessen Enden mittelst der Metallstreifen b, b, indem man Sorge trägt, daß er glatt und wohl
                              									gespannt sey.
                           Ist das Papier in Ordnung, so stekt man einen gespizten Bleistift in die Hülse d, und entfernt dessen Spize von dem Papier, indem man
                              									den Bleistiftträger um sein Gelenke nach auswärts dreht. Nachdem dieß geschehen ist,
                              									stellt man die kleine Feder e, welche den Bleistift
                              									andrükt, so, daß die Spize des Bleistiftes nur einen sehr schwachen Druk auf das
                              									Papier ausübt, dessen Fläche sie berührt. Man befestigt nun die Saite P an die Kolbenstange der Dampfmaschine, oder an irgend
                              									einen Körper, welcher fest mit ihr verbunden ist. Hierauf bringt man die Spize des
                              									Bleistifts auf das Papier und läßt die Maschine einige Kolbenspiele machen, ohne den
                              									Hahn des Anzeigers zu öffnen, damit der Bleistift eine Linie verzeichne, welche dem
                              									Nullpunkt der Scala entspricht. Man entfernt nun den Bleistift und öffnet den Hahn.
                              									Der kleine Kolben folgt jezt der Spannung des Dampfes.
                           Nach einiger Zeit, innerhalb welcher man nichts an dem Anzeiger verändert hat, bringt
                              									man den Bleistift in Berührung mit dem Blatt Papier und er zeichnet nun eine Figur
                              									auf dasselbe, welche genau die Spannung des Dampfes und den Grad des Vacuums für
                              									jede Stellung des Kolbens angibt.
                           Ist das Diagramm verzeichnet, so nimmt man das Blatt Papier ab und zieht mit einer
                              									sehr feinen Feder die Spur aus, welche der Bleistift hinterlassen hat. Man theilt
                              									hierauf die Figur durch gleich weit von einander entfernte Linien, welche auf der
                              									atmosphärischen oder dem Nullpunkte der Scala entsprechenden Linie senkrecht stehen.
                              									Dann mißt man die Längen der mittleren Ordinaten eines jeden Theiles an der Scala
                              									des Instrumentes ab, addirt sie, dividirt hierauf durch die Anzahl der Theile, in
                              									welche man die Figur getheilt hat, und erhält so als Quotient den mittleren
                              									Druk.
                           Um die Pferdekräfte der Dampfmaschine zu erfahren, berechnet  man die Fläche des Kolbens in
                              									Quadratcentimetern, multiplicirt diese Fläche mit dem mittleren bewegenden Druk,
                              									welcher durch das Experiment gefunden wurde und in Kilogrammen auf 1
                              									Quadratcentimeter ausgedrükt ist (jeder Theilstrich des Instrumentes bezeichnet 1
                              									Kilogramm), und mit der Anzahl von Metern, die der Kolben in einer Minute durchlief.
                              									Man theilt hierauf das erhaltene Product mit 4500; der Quotient ergibt dann die
                              									Kraft der Maschine in Dampfpferben (zu 75 Kilog. 1 Meter in der Secunde oder 4500
                              									Kilog. 1 Meter in der Minute gehoben) an. Läßt man nun das Instrument an seinem
                              									Pkaz, während die Maschine leer lauft, d. h. läßt man die Maschine allein gehen,
                              									ohne daß sie etwas zu treiben hat, und schließt das Drosselventil so weit, daß der
                              									Kolben die nämliche Geschwindigkeit erhält, die er bei belasteter Maschine hat, so
                              									erhält man die Kraft, welche durch die Reibung der verschiedenen Maschinentheile und
                              									der allenfalls noch mit bewegten Transmissionen absorbirt wird. Ebenso kann man die
                              									Kraft messen, welche durch den einen oder den anderen Theil des getriebenen
                              									Mechanismus absorbirt wird.
                           Man kann an dem Instrumente auch sehen, ob das Vacuum in der Maschine gut hergestellt
                              									wird, ob das Spiel der Klappen oder des Schiebventils gut regulirt ist, ob die
                              									Zu- und Ableitungsröhren groß genug sind etc.
                           Die drei Diagramme, welche in Fig. 7 dargestellt sind,
                              									wurden von Hrn. Combes an einer Expansions- und
                              									Condensationsdampfmaschine abgenommen, mittelst deren das Seinewasser in das
                              									Reservoir der Stadt Saint-Germain gehoben wird. Diese Diagramme zeigen,
                              									welche Stellung der Kolben in dem Augenblik hat, wo nach abgesperrtem Dampfzufluß
                              									aus dem Kessel die Expansion anfängt. Man ersieht daraus, daß das Vacuum in dem
                              									Cylinder sich sehr langsam herstellt, obgleich es in dem Condensator sehr schnell
                              									hervorgebracht wird, woraus hervorzugehen scheint, daß die Zutrittsöffnungen, durch
                              									welche der Cylinder mit dem Condensator communicirt, an dieser Maschine weiter seyn
                              									sollten.
                           Das Instrument, welches sehr sorgfältig von Hrn. Martin in
                              									Paris (rue Saint-Denis No. 300) ausgeführt wurde,
                              									kommt auf 130 Fr. zu stehen.