| Titel: | Miszellen. | 
| Fundstelle: | Band 91, Jahrgang 1844, Nr. LXXXIII., S. 324 | 
| Download: | XML | 
                     
                        LXXXIII.
                        Miszellen.
                        Miszellen.
                        
                     
                        
                           Ueber Anwendung der galvanischen Elektricität zur
                              									Beleuchtung.
                           Das Licht, welches im luftleeren Raume beim Begegnen der beiden
                              									Elektricitaͤten entsteht, ist nach Versuchen von Deleuil bei Anwendung einer Bunsen'schen
                              									constanten galvanischen Batterie aus 48 Elementen von Kohle und Zink (wobei erstere
                              									in einem Becher mit verduͤnnter Salpetersaͤure und lezteres in einem
                              									Becher mit verduͤnnter Schwefelsaͤure sich befindet), so stark wie
                              									jenes von 63 gewoͤhnlichen Gasbrennern, oder von 572 Stearinkerzen.
                           Deleuil hat mehrmals oͤffentliche Versuche mit
                              									dieser Art von Beleuchtung angestellt. Das erstemal beleuchtete er den Pavillon
                              									eines Hauses an der Pont neuf (in Paris) mit 98 Elementen. Er benuzte dabei den Davy'schen Apparat mit zwei Kohlenspizen, welche sich in
                              									einem Gefaͤße befanden, woraus die Luft ausgepumpt war. Nachdem der Strom
                              									hergestellt war, entstanden zwischen den beiden Kohlenspizen elektrische Funken,
                              									welche eine solche Lichtintensitaͤt hatten, daß man in einer Entfernung von
                              									300 Meter ohne Anstrengung lesen konnte. Das in der Naͤhe befindliche
                              									Gaslicht wurde durch diese Lichterscheinung ganz verdunkelt. Da man nun mit einem
                              									gewoͤhnlichen Gasbrenner hoͤchstens in einer Entfernung von 10 Meter
                              									lesen kann, so folgert Deleuil, daß das elektrische  Licht die Umgebung eben
                              									so stark erleuchtet wie 900 Gasbrenner oder 8100 Wachskerzen.
                           Mit Huͤlfe eines Reflectors richtete Deleuil den
                              									Lichtkegel nach jeder beliebigen Richtung. Bei dem Lichte von vier vereinigten
                              									Gasbrennern konnte man in einer Entfernung von 30 Schritten nur mit Muͤhe
                              									einen feinen Druk lesen, waͤhrend bei dem elektrischen Lichte in einer
                              									Entfernung von 110 Schritten dieselben Lettern noch deutlich unterscheidbar
                              									waren.
                           In Folge der Besprechung dieser Versuche in den Pariser Journalen
                              									veroͤffentlichte der bekannte Hr. Selligue einen
                              									Artikel folgenden wesentlichen Inhalts:
                           „Ich habe keine anderen Versuche dieser Art gesehen, als die, welche Hr. Achereau auf dem Concordia-Plaze anstellte. Die
                              									schoͤne Erfindung des Hrn. Bunsen anerkennend und
                              									die Berichte der Journale uͤber die Resultate der galvanischen Beleuchtung
                              									als richtig annehmend, muß ich zugeben, daß man, wenn ein beweglicher Reflector
                              									angewendet wird, in einer Entfernung von hundert Schritten lesen koͤnnte.
                              									Allein, dieß Alles angenommen, halte ich dieses Licht doch noch fuͤr zu
                              									schwach, um das Gaslicht verdraͤngen zu koͤnnen; denn um mittelst
                              									eines Reflectors in einer Entfernung von hundert Schritten zu lesen, kann man einen
                              									Gasbrenner mit mehreren concentrischen Flammen zusammensezen, welcher noch mehr
                              									Licht gibt, als die galvanische Beleuchtung und viel weniger kostet. Da aber
                              									bekanntlich das Licht im Verhaͤltniß des Quadrates der Entfernung abnimmt, so
                              									ist es weit besser, sich zur Beleuchtung einer großen Flaͤche mehrerer
                              									Brenner zu bedienen. Da ferner bei einer Central-Beleuchtung die Schatten
                              									nach der Richtung der ausgehenden Lichtstrahlen sich ausbreiten, so wird ein großer
                              									Theil der Umgebung durch feste oder bewegliche Gegenstaͤnde, die sich in dem
                              									beleuchteten Raume befinden, von der Beleuchtung ausgeschlossen, waͤhrend bei
                              									mehreren Brennern, z. B. vier statt eines, die Vermehrung der Lichtstrahlen die
                              									Schatten groͤßtentheils wieder aufhebt und der Plaz demnach auf allen Punkten
                              									gleich beleuchtet wird. Diese Vertheilung des Lichts wuͤrde aber die Kosten
                              									der galvanischen Beleuchtung sehr erhoͤhen, da man eben so viele galvanische
                              									Saͤulen haben muͤßte, als Leuchtstellen.“
                           „Ich glaube sonach, daß diese Beleuchtungsart die Bedingungen der
                              									oͤffentlichen Beleuchtung bei weitem nicht erfuͤllt, indem 1) ein
                              									einziges Licht in Folge des Strahlenwerfens der Schatten immer schlecht erleuchtet
                              									und je intensiver das Licht ist, desto intensiver auch die Schatten sind; 2) die
                              									Kosten groͤßer waͤren und man bei dieser Beleuchtung gegen
                              									Unregelmaͤßigkeiten keine Gewaͤhr haͤtte; 3) diese
                              									Beleuchtungsart große Sorgfalt erheischen und von wohlunterrichteten Leuten besorgt
                              									werden muͤßte.“; (Moniteur industriel,
                              									1843 No. 766.)
                           
                        
                           Ueber die Zusammensezung der unter dem Namen Argentinmetall
                              										(métal argentin) bekannten Metallcomposition und die
                              									Analyse der Zinn-Antimon-Legirungen.
                           Diese Legirung verbindet mit einem gewissen Grad von Haͤmmerbarkeit auch
                              									einigen Klang. Sie wird (in Frankreich) vorzuͤglich haͤufig zu
                              									Loͤffeln und Gabeln verarbeitet. Die mit einem solchen neuen Loͤffel
                              									von Chevallier und Lassaigne
                              									angestellte Analyse ergab, daß eine Legirung von 7,230 spec. Gewicht in 100 Theilen
                              									besteht: aus 85,44 Zinn, 14,50 Antimon, 0,06 Blei und Spuren von Kupfer und Eisen.
                              									— Die Analyse eines alten zinnernen Loͤffels, wie deren von gewissen
                              									Zinngießern fabricirt werden, ergab bei einem spec. Gewicht von 8,709 in 100 Theilen
                              									folgende Zusammensezung: Zinn 48,07, Antimon 3,60, Blei 48,30, Kupfer 0,03, und
                              									Spuren von Eisen.
                           Die genannten Chemiker bemerken hinfichtlich der Analyse der
                              									Zinn-Antimon-Legirungen, daß die Salpetersaͤure diese Metalle
                              									in Zinn- und Antimonsaͤure umwandelnd, einen etwas gelblichen weißen
                              									Ruͤkstand liefert, welcher beim Austroknen eine gruͤne Farbe annimmt.
                              									Gluͤht man diesen Ruͤkstand aus, um das Wasser zu entfernen, so
                              									erhaͤlt er eine braͤunlichgruͤne, oft schwarze Farbe. Reducirt
                              									man einen Theil dieses gefaͤrbten Ruͤkstandes und bringt ihn mit
                              									reinem Zink, Wasser und Schwefelsaͤure in ein Flaͤschchen, so
                              									erhaͤlt man bald durch das Verbrennen des sich entwikelnden Gases große, schwaͤrzliche, glaͤnzende Fleken von
                              										 metallischem
                              									Antimon. Auf diese Art koͤnnen kleine Mengen oxydirten
                                 										Antimons, welches dem Zinnoxyd beigemengt ist,
                              									leicht erkannt werden. Dieses leicht auszufuͤhrende Verfahren kann in Zukunft
                              									bei der Analyse von Metalllegirungen gute Dienste thun, um in den
                              									unloͤslichen Ruͤkstaͤnden von der Behandlung mit
                              									Salpetersaͤure das Antimon zu erkennen. (Journal de
                                 										Chimie médicale, Januar 1844, S. 13 und 14.)
                           
                        
                           Ueber die Natur und Wirkung des Königswassers.
                           Die Chemiker sind uͤber die Wirkungsweise des Koͤnigswassers noch nicht
                              									im Reinen und man weiß nicht mit Gewißheit, ob die Wirksamkeit desselben von dem
                              									durch den Einfluß der Waͤrme entwikelten Chlor, oder von einer von Edmund Davy isolirten gasfoͤrmigen Verbindung von Chlor
                              									und Stikstoffbioxyd herruͤhrt. Um hieruͤber ins Reine zu kommen,
                              									erhizte Hr. Baudrimont ein Gemisch von 2 Gewichtstheilen
                              									Salpetersaͤure und 3 Theilen Salzsaͤure und leitete das bei 86°
                              									C. sich entwikelnde rothe Gas durch eine Ufoͤrmig
                              									gebogene, in Eis stekende Roͤhre, um es von den allenfalls mit fortgerissenen
                              									verdichtbaren Theilen zu befreien; die lezten Antheile des Gases waren von
                              									Salzsaͤure hinlaͤnglich frei. Er erhielt auf diese Weise ein
                              									eigenthuͤmliches rothes Gas, welches er Chlorstikstoffsaͤure (acide
                                 										chlorazotique) nennt, obwohl es keine Basen saͤttigt und das der
                              									Formel NO3
                              									Cl2 entsprechend
                              									zusammengesezt ist, worin also 2 Atome Cl 2 Atome O der Salpetersaͤure vertreten. Dasselbe greift
                              									Gold und Platin an; Arsenik und Antimonpulver verbrennen darin mit Glanz;
                              									merkwuͤrdigerweise aber hat es auf Phosphor beinahe gar keine Wirkung. Mit
                              									den Oxyden verbindet es sich nicht direct als solches, sondern bildet damit ein
                              									Chlorid und ein salpetersaures Salz. (Journal de
                                 										Pharmacie, Jan. 1844, S. 49.)
                           
                        
                           Chevallier über Frémy's Fabrication des Glas- und
                              									Sandpapiers.
                           Aus dieser Fabrik gingen 1842 2,550,100 Bogen Schleifpapier, und zwar 2,376,100 Bogen
                              									eigentliches Glaspapier in verschiedenem Format und 175,000 Bogen Schmirgelpapier,
                              									außerdem 1599 Mètres Glasleinwand und 420 M. Schmirgelleinwand hervor. Das Papier
                              									wird von 17 Arbeiterinnen gemacht, außer welchen noch 2 Arbeiter
                              									Beschaͤftigung finden. Die Arbeiterinnen werden erfahrungsgemaͤß
                              									vortheilhafter nicht nach dem System der Theilung der Arbeit beschaͤftigt und
                              									verdienen sich nach Abzug des von ihnen verursachten Papierausschusses monatlich 49
                              									Fr. oder à Tausend Bogen 3,25 oder 3 Fr., je nach der Qualitaͤt bei großem
                              									Format, und 275 Fr. bei kleinem Format.
                           Das Papier ist theils altes weißes Papier (papiers à
                                 										registre), theils blaues; es muß die gehoͤrige Biegsamkeit haben,
                              									und ganz besonders den Leim vollkommen gleichmaͤßig annehmen, damit es nicht
                              									an einzelnen Stellen bei geringerer Anhaftung des Leims sich von dem aufgestreuten
                              									Pulver leichter trennt Auf die Auswahl eines vollkommen guten Leimes kommt ebenfalls
                              									außerordentlich viel an. In der Fabrik wird derselbe aus Hasen- und
                              									Kaninchenfellen bereitet. Unter dem Glase ist das von Flaschen, welche Oehl und
                              									Essenzen enthalten haben, so wie die Flaschenkoͤpfe, an welchen Wachs und
                              									Pech haͤngt, unbrauchbar; es werden daher die Scherben erst gehoͤrig
                              									sortirt; außerdem wird Sand, Schmirgel, und zur Verfertigung nachgemachten
                              									Schmirgelpapieres gestoßene Eisenschlake verwendet. Bei dem fuͤr Tischler
                              									verfertigten Papiere muß der Glasstaub feiner als der Sand und lezterer in
                              									groͤßerer Menge vorhanden seyn, damit kein Rizen der Holzoberflaͤche
                              									eintritt.
                           Zur Absonderung der pulverisirten Koͤrper nach der Groͤße des Korns
                              									bedient sich Frémy eines Cylinderbeutels, aͤhnlich
                              									wie er in amerikanischen Muͤhlen vorkommt, uͤberzogen mit Drahtgeweben
                              									von verschiedener Feinheit.
                           Vor dem Aufstreuen wird das Papier durch eine Buͤrste mit einer Schicht heißen
                              									und gehoͤrig fluͤssigen Leimes uͤberzogen; ist der Sand oder
                              									das Glas aufgestreut, so erhaͤlt das Papier einen leichten Stoß, um das nicht
                              									Anhaftende zu trennen; nach gehoͤriger Troknung erhaͤlt das Papier
                              									einen zweiten Leimanstrich, worauf es wieder getroknet, sortirt, gepreßt und
                              									gezaͤhlt wird.
                           
                           Erfolgt das Troknen zu schnell, so bricht das Papier leicht und der Ueberzug springt
                              									leicht ab; wird es zu langsam getroknet, so scheint der Leim zu verderben; es muß
                              									daher in 12–18 Stunden vollkommen troken seyn, was im Sommer an freier Luft,
                              									im Winter durch Zufuͤhrung warmer Luft bewirkt wird. (Rull. de la Soc. d'encour. 1843, Sept. S. 437.)
                           
                        
                           Zukerfabrik mit Derosne's Apparaten
                              									auf Cuba.
                           Die Etablirung einer Zukerfabrik mit neuen Apparaten auf Cuba ist dem Hrn. Ch. Derosne aufs Beste gelungen. Es werden in derselben
                              									taͤglich 620 Hektoliter (circa 57,970 bayer.
                              									Maaß) Saft verarbeitet, welche 13,500 Kilogr. (24,407 bayer. Pfund) in Formen
                              									gegossenes gekochtes Gut geben, wovon man, den durch Krystallisation zu erhaltenden
                              									festen Zuker zu 80 Proc. gering angeschlagen, 10,800 Kilogr. (19,286 Pfd.) fertigen
                              									und viel bessern Zuker als durch die alten Verfahrungsweisen erhaͤlt. Ferner
                              									wandelt das Derosne'sche Verfahren 55 bis 60 Proc.
                              									Melasse, die fruͤher verloren gingen, in verkaͤuflichen Zuker um;
                              									schon wurden 171 Faͤsser (boucauts) Cubazuker von
                              									1842 um 6 Fr. per 100 Kilogr. hoͤher verkauft,
                              									als Zuker derselben Abkunft (alten Verfahrens) und waren sehr gesucht. (Recueil de la Société polyteehn. December 1843, S,
                              									232.)
                           Bei den großen Anstrengungen der zukerproducirenden Laͤnder der heißen Zone,
                              									um einerseits ihr Zukererzeugniß zu vermehren, andererseits ihre Productionskosten
                              									zu vermindern, ist fuͤr Deutschland, wo die Ruͤksichten auf die
                              									Finanzen und den auswaͤrtigen Handel der Beschuͤzung der
                              									Ruͤbenzukerfabrication so sehr entgegenstehen, die Auffindung der neuen
                              									Ruͤbenart, woruͤber im zweiten Januarheft S. 158 berichtet wurde, von
                              									der hoͤchsten Wichtigkeit.
                           
                        
                           Bereitung der Seife unter Anwendung eines erhöhten
                              									Drukes.
                           Die „Mittheilungen aus dem Reisetaschenbuche eines deutschen Naturforschers
                                 										Professor Schoͤnbein)“ enthalten
                              									uͤber dieses neue Verfahren Folgendes:
                           „Der leider fuͤr die Wissenschaft viel zu fruͤh verstorbene
                              									Professor der Chemie an der Londoner Universitaͤt, Hr. Turner, sprach eines Tages in seiner Vorlesung die Vermuthung aus, daß
                              									wohl manche chemische Processe unter dem Einflusse des stark gespannten Wasserdampfs
                              									rascher vor sich gehen duͤrften, als dieß unter den gewoͤhnlichen
                              									Umstaͤnden geschieht. Diese einfache Bemerkung wurde nicht vergeblich
                              									gemacht, und hatte, wie man sogleich erfahren wird, nicht ganz unbedeutende Folgen.
                              									Ein junger Student, der die Vortraͤge Turner's
                              									besuchte, kam nach vollendeter Vorlesung zu dem Assistenten des Professors, um
                              									denselben zu fragen, ob nicht die Verseifung in
                              									verschlossenen Kesseln schneller vor sich gehen wuͤrde als in offenen. Der
                              									Assistent meinte, daß dieß sehr wohl moͤglich sey, und beide Leute kamen bald
                              									uͤberein, gemeinschaftliche Versuche uͤber die Sache anzustellen. Die
                              									von ihnen im Kleinen gemachten Proben fielen so befriedigend aus, daß sie sich
                              									entschlossen, Versuche in einem groͤßern Maaßstabe auszufuͤhren. Sie
                              									schafften sich zu diesem Behufe einen Dampfkessel an, und unterwarfen darin die zur
                              									Seifenbereitung dienenden Materialien verschieden großen Drukgewalten, bis sie
                              									endlich die Umstaͤnde ermittelt hatten, unter welchen dieß guͤnstige
                              									Resultat erhalten wird. Die Ergebnisse dieser Untersuchung sezten die Vortheile des
                              									neuen Verfahrens außer Zweifel, und veranlaßten die jungen Maͤnner, in
                              									England, Frankreich und Belgien Patente auf ihre Entdekung zu nehmen. Nach der
                              									bisher in Großbritannien und in andern Laͤndern befolgten Bereitungsmethode
                              									mußte eine Masse von Fett, die 60 Cntr. Seife liefern sollte, mehrere Tage lang in
                              									offenen Kesseln mit der Natronlauge kochen; das neue Verfahren liefert dasselbe
                              									Quantum von Seife in zwei bis drei Stunden, und gewaͤhrt somit eine sehr
                              									bedeutende Ersparniß von Brennmaterial, Zeit und Arbeitskosten. Diese namhaften
                              									Vortheile bewogen mehrere unternehmende Maͤnner in den drei vorhin genannten
                              									Laͤndern Seifenfabriken zu errichten, und den Urhebern des verbesserten
                              									Verseifungsprocesses die Erlaubniß von demselben Gebrauch zu machen  abzukaufen. Als ich in England
                              									war, hatten die Patentirten bereits 64,000 Pfund Sterling fuͤr ihre
                              									abgetretenen Rechte bezogen, und seither hat sich diese Summe ohne Zweifel noch
                              									bedeutend vergroͤßert. Einer der Patentirten, der ein nicht unbekannter
                              									Chemiker und ein alter Bekannter von mir ist, erhaͤlt uͤberdieß von
                              									den Fabrikanten, welche nach der neuen Methode arbeiten, lebenslaͤnglich
                              									einen Jahrgehalt von 500 Pfd. Sterl. fuͤr die Muͤhe, von Zeit zu Zeit
                              									die Siedereien zu besuchen und daselbst einen guten Rath zu ertheilen.“
                           
                        
                           Ueber Schwarzfärben.
                           Man kann hiebei sehr vortheilhaft das schwefelsaure Eisenoxydul (gruͤnen
                              									Vitriol) statt essigsauren Eisens anwenden, zu welchem Behufe der Vitriol aber in
                              									einen Zustand versezt werden muß, wo er zugleich Eisenoxydul und Oxyd auf die Stoffe
                              									absezt. Es wird dieß von mehreren Substanzen bewirkt, am besten aber von arseniger
                              									Saͤure, die man dem Vitriol beimengt. In den Verhaͤltnissen kann sehr
                              									gewechselt werden; jedoch empfiehlt Prince, der Erfinder
                              									dieses Verfahrens, 1 Pfd. gruͤnen Vitriol in 8 Pfd. Wasser und in eben so
                              									viel Wasser 8 Loth weißen Arsenik aufzuloͤsen und beide Loͤsungen zu
                              									vermischen. Um dieses Product zu versenden, werden die Bestandtheile desselben
                              									troken genommen; man roͤstet naͤmlich den Vitriol auf einer
                              									gußeisernen Platte, um das Krystallwasser auszutreiben und sezt der trokenen Masse
                              									das Viertheil ihres urspruͤnglichen Gewichts weißen Arseniks zu, mahlt nun
                              									das Ganze zu Pulver, welches augenbliklich durch die gehoͤrige Menge Wassers
                              									in Eisenbeizfluͤssigkeit verwandelt werden kann. Das schnelle und vollkommene
                              									Uebergehen des Eisenoxyduls im Vitriol in den Oxydzustand, wodurch es so schwer wird
                              									ein schoͤnes Schwarz zu erhalten, da dasselbe immer ins Braune
                              									uͤbergeht, soll von der arsenigen Saͤure verhindert und doch dabei die
                              									eine gute Schwarzfaͤrbung zu bedingen scheinende Verbindung beider Oxyde sich
                              									bilden. (Journal de chimie médicale, Jan. 1844, S. 59)
                              									Es versteht sich, daß dieses Verfahren in der Handfaͤrberei, als zu gefaͤhrlich, nicht anwendbar ist.
                           
                              Die Red.
                              
                           
                        
                           Methodische Vergiftung der Kinder in den englischen
                              									Schnurfabriken.
                           Im Bericht der Parlaments-Commission uͤber das Arbeiten der Kinder in
                              									den Fabriken wird folgender schreklicher Mißbrauch mitgetheilt.
                           „Die Fabrication der (gedrehten) Schnuͤre findet mittelst Maschinen
                                 										statt und erfordert die unausgesezteste Aufmerksamkeir. Die Maschinen werden
                                 										gegenwaͤrtig beinahe alle mit der Hand in Bewegung gesezt, wozu man
                                 										Kinder von 3 bis 4 Jahren zugleich mit ihren Muͤttern verwendet, die 12
                                 										bis 14 Stunden taͤglich arbeiten. Damit nun diese kleinen
                                 										Geschoͤpfe ruhig bleiben, was nicht in ihrem Alter liegt, gibt man ihnen
                                 										eine dem Godfrey'schen liquor (G's. Cordial, ein opiumhaltiges, den Kindern haͤufig als
                                 										schmerzstillend gegebenes Hausmittel) zugesezte narkotische Mixtur. Ein
                                 										Nottinghamer Apotheker erklaͤrte dem Coroner, daß er allein in einem
                                 										Jahre mehr als 1300 solche Mixturen verabreicht habe. Das in dieser Mixtur
                                 										enthaltene Laudanum (Opium) und obiger Liquor sind beide staͤrker, als
                                 										die Pharmacopoͤe vorschreibt. Man verfaͤhrt mit dieser Vergiftung
                                 										wie folgt. Angefangen wird damit schon sobald als moͤglich nach der
                                 										Geburt des Kindes. Die Mutter beginnt mit einer Mischung von Rhabarbersaft und
                                 										Laudanum, geht dann zum Godfrey'schen Liquor, zulezt
                                 										auf das reine Laudanum uͤber. Die Folgen bleiben nicht lange aus; die
                                 										kleinen Opfer werden bald blaß und bleich, verlieren alle Lebhaftigkeit und
                                 										eignen sich dadurch zu der ihnen bestimmten ruhigen Beschaͤftigung, bis
                                 										nach wenigen Jahren der Tod diesem Treiben ein Ziel sezt.“ (Journal de Pharmacie, Jan. 1844, S. 84.)