| Titel: | Verbesserungen in der Construction der Dampfkessel, worauf sich James Johnston Esq. zu Greenock, am 20. April 1843 ein Patent ertheilen ließ. | 
| Fundstelle: | Band 91, Jahrgang 1844, Nr. LXXXV., S. 331 | 
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                        LXXXV.
                        Verbesserungen in der Construction der
                           								Dampfkessel, worauf sich James
                              									Johnston Esq. zu Greenock, am 20. April
                              									1843 ein Patent ertheilen ließ.
                        Aus dem Repertory of Patent-Inventions. Dec. 1843,
                              									S. 331.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              									V.
                        Johnston's Construction der Dampfkessel.
                        
                     
                        
                           Die Verbesserungen an Dampfkesseln, welche ich als neu in Anspruch nehme, beziehen
                              									sich auf eine eigenthümliche Art von Wasserräumen. Um von diesen Verbesserungen
                              									einen deutlichen Begriff zu geben, werde ich zunächst die verschiedenen Arten der
                              									gegenwärtig gebräuchlichen Wasserräume beschreiben.
                           Die Wasserräume in Dampfkesseln lassen sich in zwei große Classen theilen: 1) die aus metallenen Röhren oder Cylindern gebildeten;
                              									2) die aus Metallplatten gebildeten. Die erste dieser Classen hat wieder zwei
                              									Unterabtheilungen, nämlich diejenigen Dampfkessel, bei denen der Wasserraum in der Röhre, und diejenigen, bei denen der Wasserraum
                              										zwischen den Röhren enthalten ist, wie bei einem
                              									gewöhnlichen Locomotiv-Dampfkessel. In der zweiten Classe der Wasserräume
                              									wird das Wasser durch die Feuercanäle in dünne Schichten getheilt. Der gewöhnliche
                              									Marine-Dampfkessel liefert ein Beispiel dieser Gattung, auf die auch meine
                              									Verbesserungen ausschließlich Bezug haben.
                           
                           Fig. 39 stellt
                              									einen horizontalen Durchschnitt und Fig. 40 einen senkrechten
                              									Querschnitt durch die Mitte des Dampfkessels dar. In beiden Figuren bezeichnen die
                              									schattirten Theile die Feuercanäle mit den zwischen ihnen befindlichen Wasserräumen
                              									für die aufsteigenden Wasserströmungen. A, B, A, B sind die Wasserräume für die niedersteigenden Strömungen. Der Inhalt des
                              									Wasserraums für die niedersteigende Strömung sollte dem Inhalte des Wasserraums für
                              									die aufsteigende Strömung gleich seyn. Ist Raum genug vorhanden, so arbeitet der
                              									Dampfkessel besser, wenn die niedersteigende Strömung von beiden den größern
                              									Rauminhalt hat. C D ist die Wasserlinie, wenn das Wasser
                              									nicht erwärmt ist; die krumme Linie F G H bezeichnet die
                              									Gestalt der Oberfläche des Wassers, wenn dasselbe siedet. Ich habe weder einen Ofen
                              									noch Nauchfang in den Abbildungen dargestellt, weil ich an denselben keine
                              									Verbesserungen anzubringen habe. Jede Art Ofen ist auf diesen Dampfkessel anwendbar,
                              									nur muß derselbe mit seinem Rauchfang so angeordnet seyn, daß alle heißen
                              									Verbrennungsproducte aus dem Ofen durch die im Innern des Dampfkessels befindlichen
                              									Feuercanäle geleitet werden.
                           Fig. 41 stellt
                              									einen der Feuercanäle nach einem größern Maaßstabe im Durchschnitte dar. Derselbe
                              									ist aus Metallplatten construirt, die oben und unten, Fläche an Fläche, an einander
                              									genietet sind. Man verfertigt gegenwärtig sämmtliche flache Feuercanäle, indem man
                              									die Platten über einander biegt und dann vernietet. Als neu nehme ich die Methode in
                              									Anspruch, die Platten Fläche an Fläche zusammen zu nieten, mit zwischengelegtem
                              									Metallstreifen, wie Fig. 42 zeigt, oder auch ohne denselben. Die Kesselfabrikanten gehen bei
                              									der Herstellung der innern Einrichtungen eines Marine- oder
                              									Locomotivdampfkessels mit Feuerzügen immer von der Regel aus, daß der ganze
                              									Wasserraum eines Dampfkessels mit möglichst vielen Feuercanälen angefüllt seyn
                              									sollte. Sie wollen dadurch das ganze Wasser in dem Dampfkessel auf einer möglichst
                              									gleichförmigen Temperatur erhalten, um zugleich eine große Heizoberfläche zu
                              									gewinnen. Ich dagegen bestimme nur einen Theil des Wasserraumes im Dampfkessel für
                              									die Feuercanäle, während ich den andern Theil desselben ohne Feuercanäle lasse, und
                              									zwar in der Absicht, in meinem Dampfkessel Wasser von verschiedener Temperatur zu
                              									erhalten. Auf diese Weise nun erziele ich eine beständige Circulation des Wassers
                              									durch den Dampfkessel, indem das Wasser zwischen den Feuercanälen in die Höhe steigt
                              									und in den Theilen, wo sich keine Feuercanäle befinden, niedersinkt. Diese
                              									Wasserströmung finde ich so stark, daß eine Ablagerung von Unreinigkeiten selbst
                              									dann nicht stattfinden kann, wenn das Wasser mit salzigen oder erdigen Substanzen
                              									gesättigt ist, natürlich unter der  Voraussezung, daß die Construction der Feuerzüge von der
                              									Art ist, daß die Wasserströmung frei auf alle ihre Theile wirken kann. Bei dem
                              									gewöhnlichen Marine-Dampfkessel, bei welchem Salzwasser in Anwendung kommt,
                              									sind die Wasserräume zwischen den Feuercanälen nie schmäler als 2 Zoll, während
                              									ungefähr 3 bis 4 Zoll die gewöhnliche Weite derselben ist. Bei meinem Dampfkessel
                              									dagegen brauchen die Wasserräume nur eine Breite von ½ Zoll zu haben, und
                              									zwar ohne die geringste Gefahr, daß sich eine Salzablagerung in denselben bilde,
                              									oder daß das Wasser heraussprize. Bei der Construction eines Dampfkessels nach
                              									meinem Princip ist es nicht unumgänglich nothwendig, daß die schmalen Feuercanäle
                              									und Wasserräume genau senkrecht stehen, oder daß sie vollkommen gerade seyen.
                              									Indessen ziehe ich es immer vor, die Feuercanäle gerade zu machen und ihnen eine
                              									perpendiculäre Lage zu geben, indem die Stärke und mithin auch der Nuzen der
                              									Wasserströmung von ihrer ununterbrochenen Circulation zwischen den Feuercanälen
                              									abhängt.
                           Einfachheit und große Bequemlichkeit der Construction sind die Vortheile, die meine Feuercanäle den gewöhnlichen gegenüber besizen.
                           
                        
                     
                  
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