| Titel: | Ueber eine Verbesserung des Wasserstandszeigers an Dampfkesseln; von Dr. Mohr in Coblenz. | 
| Autor: | Dr. Karl Friedrich Mohr [GND] | 
| Fundstelle: | Band 91, Jahrgang 1844, Nr. LXXXVI., S. 334 | 
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                        LXXXVI.
                        Ueber eine Verbesserung des Wasserstandszeigers
                           								an Dampfkesseln; von Dr. Mohr in
                           								Coblenz.
                        Mit einer Abbildung auf Tab. V.
                        Mohr, über eine Verbesserung des Wasserstandszeigers an
                           								Dampfkesseln.
                        
                     
                        
                           Der gewöhnliche Glasröhrenwasserstandzeiger ist eines der directesten und sichersten
                              									Mittel den Wasserstand eines Dampfkessels zu erkennen. Seine Angaben erfordern keine
                              									besondere Handlung, wie die Probirkrahnen; sie sind vollkommen zuverlässig, und er
                              									ist selbst leichter anzubringen und auszuführen als selbst die besseren Schwimmer.
                              									Namentlich sind bei kleinern Dampfgefäßen Schwimmer nicht gut anzubringen.
                           Durch die von Hrn. Meyer daran angebrachten Verbesserungen
                              									hat dieser Wasserstandszeiger einen hohen Grad von Vollkommenheit erhalten, ist aber
                              									auch sehr kostspielig und complicirt geworden.
                           Die vorliegende Construction habe ich bei einem Dampfkessel kleinerer Art, der
                              									gewöhnlich mit 4–6 Atmosphären Druk arbeitet, in Anwendung gebracht, und seit
                              									mehreren Jahren vollkommen bewährt gefunden. Es befindet sich noch die erste
                              									Glasröhre darin. Die Glasröhre hat 5 Linien Weite im Lichten und ¾ Linien
                              									dike Wände; ich würde unbedenklich wagen dieselbe bis zu 10 Atmosphären Druk von
                              									diesem Kaliber anzuwenden. Nur ungefähr  4 Zoll der Glasröhre sind sichtbar. Für größere Kessel
                              									nimmt man diese lezte Zahl etwas größer. Die Röhre, von der die Glasröhre
                              									abgeschnitten wurde, habe ich in gleich lange Stüke zerschnitten und bewahre sie zum
                              									Ersaz auf.
                           Das Eigenthümliche der Construction ergibt sich aus Figur 24
                           Die Dichtung des Glases geschieht nicht durch eine Stopfbüchse, sondern durch
                              									Pappdekelscheiben, die zwischen glatten Flächen gepreßt werden. Um diese
                              									Pappdekelringe zu erhalten, schneidet man mit einem Messerzirkel oder einem
                              									Blechringe runde Scheiben aus dünnem gewalztem Pappdekel oder Preßspänen heraus,
                              									deren äußerer Umfang zwischen die in den Flantschen enthaltenen Anziehschrauben
                              									hineinpaßt. Nun lasse man sich eine Röhre von Weißblech schwach von der Dike der
                              									Glasröhre machen, nach Art der früher von mir angegebenen Korkbohrer. Mit einer
                              									solchen am Ende zugeschärften Röhre schneidet man aus der Mitte der runden
                              									Scheibchen ein Loch aus, in welches die Glasröhre gedrängt passen wird. 3–4
                              									dieser Ringe werden über die Röhre geschoben, und wenn die Ringe an die
                              									Anziehschrauben anrühren, so ergibt sich dadurch von selbst die Stellung der Röhre
                              									in der Mitte der messingenen Hülse. Nun wird ein diker Metallring, durch den die
                              									Anziehschrauben hindurch gehen, dessen mittleres Loch die Glasröhre nirgendwo
                              									berührt, da es etwas weiter ist, über die Röhre geschoben, und die Schrauben
                              									angezogen, nachdem vorher die Pappscheiben etwas befeuchtet wurden. Indem die
                              									Pappscheiben gepreßt werden, legen sie sich sehr scharf an die bereits dicht
                              									umschlossene Glasröhre an, und bewirken augenbliklich einen für noch so hohen
                              									Dampfdruk vollkommen dichten Schluß. Die Glasröhre kann nirgendwo mit Metall in
                              									Berührung kommen, und ist dadurch auch beim stärksten Anziehen der Schrauben
                              									vollkommen gegen Zerdrüken gesichert.
                           Die Ausführung dieses Verschlusses ist so leicht als ihre Wirkung sicher.
                           Die Abschließkrahnen liegen nicht wie gewöhnlich senkrecht, sondern horizontal. Ein
                              									starker auf einem Vierek der Lilie sizender Hebel dient um die Krahnen zu öffnen und
                              									zu schließen. Wenn die Hähne geöffnet sind, so hängen die beiden Hebel mit
                              									45′ unter der Horizontalen, wenn sie geschlossen sind eben so hoch darüber,
                              									so daß sie gerade einen rechten Winkel beschreiben.
                           Die Enden der Hebel stehen mit einer über Rollen an der Deke seitwärts an die Wand
                              									laufenden Schnur in Verbindung. Sollte die Röhre durch irgend einen Zufall
                              									zertrümmert werden, so läuft man nicht Gefahr beim Verschließen der Hähne sich im
                              									Dampfe zu verbrühen, sondern ein Zug an dem entfernten Ende der Schnur,  das immer zugänglich ist,
                              									schließt beide Hähne auf einen Schlag. Diese Hähne muß man täglich einigemal
                              									bewegen, damit sie nicht in ihren Hülsen zu fest adhäriren.
                           Will man den Apparat reinigen, so schließt man die beiden Hähne und hängt den Ring
                              									der Schnur in einen Nagel, damit die Hähne nicht zurüksinken können. Man öffnet nun
                              									den Dekel des Wasserstandszeigers, indem man ihn losschraubt, und mit der Fahne
                              									einer Feder wischt man den an der Röhre haftenden Schmuz, der meistens aus Eisenoxyd
                              									besteht, los. Es wird nun der untere Hahn einen Augenblik geöffnet, damit der
                              									Schlamm ausgeblasen werde.
                           Das Auswechseln einer Glasröhre nimmt kaum zehn Minuten in Anspruch.
                           Ungeachtet die Glasröhre sehr heiß ist und ganz unbeschüzt steht, hat dieselbe noch
                              									niemals von kaltem Luftzuge Schaden genommen. Dieß ist wohl der Kleinheit der
                              									Dimensionen zuzuschreiben, die übrigens zu allen Zweken dieses Apparates vollkommen
                              									genügt.
                           
                        
                     
                  
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