| Titel: | Ueber galvanische Vergoldung und Versilberung. | 
| Fundstelle: | Band 91, Jahrgang 1844, Nr. C., S. 379 | 
| Download: | XML | 
                     
                        C.
                        Ueber galvanische Vergoldung und
                           								Versilberung.
                        Ueber galvanische Vergoldung und Versilberung.
                        
                     
                        
                           I. Erfahrungen bei der praktischen Ausführung der Vergoldung etc. auf
                                 										hydroelektrischem Wege; von D. Philipp.
                           Die Möglichkeit von einem vergoldeten Gegenstande das Gold wieder abzulösen, oder das
                              									Entgolden, bewirkte man bis jezt dadurch, daß man den vergoldeten Gegenstand als
                              									positive Elektrode benuzte. Aber seitdem sich herausgestellt hat, daß Gold sich ohne
                              									weiteres in Cyankaliumlösungen auflöst, so ist es nur nöthig, den vergoldeten
                              									Gegenstand in eine Cyankaliumlösung zu legen und diese zu erwärmen. Das Auflösen des
                              									Goldes hört auf, sobald die Lösung zu kochen anfängt. Der Vortheil dieser Art des
                              									Entgoldens stellt sich namentlich heraus, wenn man während des Operirens wahrnimmt,
                              									daß der zu vergoldende Gegenstand nicht nach Wunsch ausfällt; man darf dann nur den
                              									Strom unterbrechen und in kurzer Zeit löst sich das abgelagerte Gold wieder ab.
                           Eine directe Auflösung des Goldes in Cyankalium eignet sich ganz vorzüglich, wie auch
                              									schon Hr. Dr. Elsner (im
                              									vorhergehenden Hefte des polytechn. Journals S. 307) bemerkt hat, wegen der leichten
                              									Herstellung zum Goldsud. Eine Vergoldung durch Sud  ist nur eine sehr schwache und
                              									besteht bloß aus einem Austausch der Oberfläche des zu vergoldenden Gegenstandes und
                              									des Goldes aus der Auflösung. Eigenthümlich ist es, daß Silber durch diesen Sud
                              									nicht vergoldet werden kann, außer wenn man es mit Zink in Berührung bringt. Der
                              									Grund hievon ist der, daß Silber von der Cyankaliumlösung nicht angegriffen wird,
                              									mithin auch kein Austausch der Oberfläche stattfinden kann. Polirte silberne
                              									Gegenstände, die galvanisch vergoldet worden sind, können, nachdem sich das Gold in
                              									der erwärmten Cyankaliumlösung abgelöst hat, Tage lang darin liegen bleiben, ohne
                              									daß sogar die Politur leidet.
                           Beim Sud verhält sich auch die Versilberung ganz anders als die Vergoldung. Bei der
                              									Vergoldung ist Siedehize erforderlich, während die Versilberung schon bei niederer
                              									Temperatur eintritt. Gegenstände von Kupfer, Messing, Bronze versilbern sich schon
                              									durch bloßes Einlegen in die Silberauflösung. Die Stärke und Zeitdauer der
                              									Versilberung steht in directem Verhältnisse mit der Temperatur; je wärmer die
                              									Auflösung, desto rascher geht die Versilberung vor sich und desto stärker wird
                              									dieselbe; die Versilberung nimmt auch in der Siedehize zu, was beim Goldsud nicht
                              									der Fall ist.
                           Eine sehr starke Versilberung durch den Sud ist nur darum nicht zu erzielen, weil bei
                              									Zunahme der Silberablagerung dieselbe unhaltbar wird, und sich sogar losblättert. Es
                              									leuchtet aus dem Vorhergehenden auch ein, daß auf dieselbe leichte Weise wie das
                              									Entgolden kein Entsilbern statt finden kann.
                           
                        
                           II. Ueber
                                 										die Anwendung einer Auflösung von Cyankalium, braun gewordene galvanisch
                                 										vergoldete Gegenstände wieder hell zu machen; von Dr. Elsner.
                           Ich habe vor kurzer Zeit (S. 307 in diesem Band des polyt. Journals) gezeigt, daß
                              									Cyankalium metallisches Gold reichlich auflöse und daß eine solche Goldauflösung
                              									sich ganz gut eigne, um metallene Gegenstände mittelst derselben durch den Sud zu
                              									vergolden. Hr. D. Philipp erwähnt im Vorhergehenden die
                              									vortheilhafte Methode, vergoldete Gegenstände durch erwärmte Cyankaliumlösung zu
                              									entgolden. Dieser Mittheilung kann sich noch folgende anschließen, indem durch
                              									dieselbe die Erfahrung des Hrn. D. Philipp auch von einer
                              									andern Seite her bestätigt wird. Es kommt bisweilen bei galvanischen Vergoldungen
                              									vor, besonders wenn der galvanische Strom verhältnißmäßig zu kräftig ist, daß der
                              									Gegenstand braun wird, dieser braune Niederschlag ist metallisches Gold; man kann
                              									ein solches Stük wieder dadurch hell machen, daß man dasselbe mit einer
                              									concentrirten Lösung von Cyankalium erwärmt, nicht kocht, wodurch der braune
                              									Goldüberzug  wieder
                              									hinweggenommen und der Gegenstand wieder brauchbar wird. Dieses Verfahren, einen
                              									braungewordenen galvanischvergoldeten Gegenstand wieder brauchbar zu machen, ist von
                              									Werth, insofern das abgelöste Gold nicht verloren geht, sondern von dem Cyankalium
                              									aufgelöst wird, welches alsdann wieder bei der Vergoldung gebraucht werden kann;
                              									ferner geht die Operation rasch und gleichförmig von statten, was nie so möglich ist
                              									beim Abzuge der braun gewordenen Gegenstände mit Weinsteinpulver etc.
                           
                        
                           III. Mittheilung eines sehr brauchbaren Dekgrundes bei galvanischen Vergoldungen und
                                 										Versilberungen; von Dr. Elsner.
                           Dieser Dekgrund ist mir von Hrn. F. Werner, Dirigent der
                              									galvanoplastischen Schule in St. Petersburg, als bei der gewöhnlichen Temperatur
                              									sehr brauchbar bei seiner Anwendung geschildert worden; auch haben Versuche, die ich
                              									mit demselben habe anstellen lassen, seine Brauchbarkeit gut bewährt, ich bemerke
                              									jedoch nochmals, daß er nur dann so brauchbar ist, wenn man bei 20–30°
                              									C. Wärme der Lösungen arbeitet; es ist aber bekannt, daß starke Vergoldungen nur bei etwa solchen Temperaturen und noch niedrigeren
                              									erzielt werden können.
                           Alle Vergoldungen aber, welche bei der Kochhize der Goldauflösung vorgenommen werden,
                              									liefern nur eine sehr leichte Vergoldung, daher gerade für die besten Vergoldungen
                              									dieser Dekgrund brauchbar ist; auch hat derselbe noch das sehr Angenehme, daß er
                              									sich nach der Vergoldung von den gedekten Stellen leicht entfernen läßt.
                           Um ihn zu bereiten, verfährt man auf nachstehende Weise:
                           Man schmilzt Wachs und rührt in dasselbe so lange gepulverten Gyps hinein, bis ein
                              									diker Brei entstanden ist, mit diesem diken Brei werden diejenigen Stellen des
                              									vorher leicht erwärmten Gegenstandes bestrichen, welche nicht vergoldet werden
                              									sollen. Ist die Masse auf der Stelle wieder erstarrt, so wird zur Vergoldung oder
                              									Versilberung auf die bekannte Weise geschritten und nach erfolgter Vergoldung etc.
                              									der Dekgrund leicht entfernt. Jedoch dürfte sich derselbe nur für größere
                              									Gegenstände eignen, weniger für fein ausgearbeitete.
                              									Uebrigens bemerke ich, daß ich schon vor einem Jahre und längerer Zeit Fabrikanten,
                              									die mich deßhalb angingen, für feinere Arbeiten einen Dekgrund vorzuschlagen, die
                              									Mittheilung machte, zu diesem Zwek irgend einen guten
                                 										spirituösen Lak, der durch Nuß oder Eisenoxyd gefärbt worden ist, in
                              									Anwendung zu bringen. (Aus dem Berliner Gewerbe-, Industrie- und
                                    									Handelsblatt 1844 Nr. 10 und 15.)