| Titel: | Ueber antimonsaures Kali als ein vorzügliches Reagens auf Natron; von Wackenroder. | 
| Autor: | Wackenroder | 
| Fundstelle: | Band 91, Jahrgang 1844, Nr. CI., S. 382 | 
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                        CI.
                        Ueber antimonsaures Kali als ein vorzügliches Reagens
                           								auf Natron; von Wackenroder.
                        Wackenroder, über antimonsaures Kali als ein vorzügliches Reagens
                           								auf Natron.
                        
                     
                        
                           Da es immer noch an einem directen Füllungsmittel für das Natron, sobald dasselbe mit
                              									Kali zusammen vorkömmt, fehlte und die Prüfung der Potasche, Pflanzenasche u. a.
                              									gemengter Alkalisalze auf Natron sehr schwierig ist, so war Frémys' Entdekung, daß sich das Natron durch Antimonsäure niederschlagen
                              									und vom Kali trennen läßt (polytechnisches Journal Bd. LXXXVIII S. 57) sehr schäzbar. Folgende
                              									Versuche, welche wir einer Abhandlung des Verf. im Archiv für
                                 										Pharmacie, Jul. 1843 entnehmen, bestätigen die Anwendbarkeit des
                              									antimonsauren Kali's als Reagens auf Natron.
                           Um ein möglichst neutrales antimonsaures Kali zu erhalten, wurden 30 Gramme Antimon. diaphoret. ablutum nach Vorschrift der
                              									preußischen Pharmakopöe bereitet, mit 20,4 Grammen reinem kohlensaurem Kali, welches
                              									Verhältniß gleichen Atomen Säure und Basis ziemlich genau entspricht, gemengt und in
                              									einem hessischen Tiegel einer starken Rothglühhize ½ Stunde lang ausgesezt.
                              									Als die Masse eine brökliche Beschaffenheit angenommen hatte, wurde das Glühen
                              									unterbrochen; das Salz noch vor gänzlichem Erkalten aus dem Tiegel genommen und als
                              									grobkörniges Pulver, gegen Luft geschüzt, aufbewahrt. Dieses antimonsaure Kali hat
                              									eine weiße, von etwas beigemengtem Mangan ins Bläuliche gehende Farbe. An der Luft
                              									wird es bald feucht und breiig, später aber wieder troken. Mit verdünnter Salzsäure
                              									übergossen braust es nicht auf. Beim Digeriren mit 50 oder 100 Theilen warmen
                              									Wassers löst es sich mit Ausscheidung von etwas Antimonsäure auf; ohne alle
                              									Anwendung von Wärme erfolgt die Auflösung nur unvollständig in der Art, daß die
                              									filtrirende Flüssigkeit trübe und der weiße Rükstand voluminös bleibt. Erst nach
                              									gänzlichem Erkalten muß die Flüssigkeit filtrirt werden, wenn man eine wiederholte
                              									Filtration vermeiden will. Bei mehrtägigem Stehen an der Luft bleibt sie ungetrübt,
                              									selbst nach mehreren Wochen ist das aufgelöste Salz noch unzersezt. Vermischt man
                              									sie bis zu 200–300facher Verdünnung mit Wasser oder einer Lösung von
                              									kohlensaurem Ammoniak, so entsteht mit Salz- oder Essigsäure nur allmählich
                              									nach einigen Tagen ein geringer oder gar kein Niederschlag. In der concentrirteren
                              									Lösung hingegen bringen diese Säuren sogleich voluminöse Niederschläge
                              									(wahrscheinlich Antimonsäurehydrat) hervor, von welcher Verschiedenheit der
                              									Verdünnung die abweichenden Angaben über ihre Zersezbarkeit herzurühren
                              									scheinen.
                           
                           Kalisalze. Die mäßig verdünnten Lösungen des Chlorkalium,
                              									salpetersauren, schwefelsauren und essigsauren Kalis werden durch antimonsaures Kali
                              									(1 Thl. in 100 Thl. Wassers) nicht getrübt, vorausgesezt
                              									daß sie vollkommen rein sind von Kalk- und Talkerde (für deren Salze es ein
                              									empfindliches Reagens ist). Auch kohlensaure Kalilösungen werden nicht getrübt.
                           Natronsalze. Diese hingegen geben mit antimonsaurem Kali
                              									sehr leicht einen charakteristischen Niederschlag, welcher antimonsaures Natron ist.
                              									Dieser stellt sich stets krystallinisch und unter dem
                              									Mikroskop vollkommen krystallisirt dar in einfachen Krystallen oder Zwillingen. Die
                              									Grundform dieser Krystalle ist ein quadratisches Prisma, eine sowohl in der Natur
                              									als bei künstlich gebildeten Salzen selten vorkommende, daher ausgezeichnete
                              									Form.
                           a) Fügt man zu einer Lösung des krystallisirten reinen kohlensauren Natrons in 100 Theilen Wassers eine
                              									gleiche Menge einer 100fach verdünnten Lösung des antimonsauren Kalis, ohne die
                              									Flüssigkeit zu rühren, so sezen sich allmählich beim Stehen kleine glasglänzende
                              									Prismen ab; bewegt man aber die Flüssigkeit, so entsteht sogleich ein starker, mehr
                              									flokig erscheinender Niederschlag, dessen krystallinische Beschaffenheit jedoch
                              									durch die Krystallstriche an den Berührungspunkten zwischen dem Glasstäbchen und dem
                              									Probirglase deutlich bezeichnet wird. Aber auch bei größerer Verdünnung der
                              									Flüssigkeit, ja noch bei 1400facher Verdünnung, inclusive des Wassers, in welchem
                              									das antimonsaure Kali aufgelöst ist, entsteht beim Umrühren und Stehen noch eine
                              									schwache Trübung und später eine deutlich krystallinische Ablagerung.
                           b) Werden die gewöhnlichen Lösungen von Chlornatrium, Glaubersalz, salpetersaurem, phosphorsaurem, kohlensaurem und essigsaurem Natron
                              									mit etwa ¼ ihres Volums der Lösung des antimonsauren Kalis vermischt, wobei
                              									also immer ein Ueberschuß der löslichen Natronsalze bleibt, so entstehen beim
                              									Umrühren sogleich krystallinische Niederschläge. Die quadratischen Prismen, woraus
                              									diese alle bestehen, sind aber alle viel kleiner als obige bei 200facher Verdünnung
                              									allmählich entstandenen.
                           c) Werden Gemische von
                                 										Natron- und Kalisalzen mit antimonsaurem Kali versezt, so wird das
                              									Natron dennoch gefällt und zwar, wie es scheint, in demselben Grade wie aus den
                              									reinen Lösungen der Natronsalze. Nur ein starker Ueberschuß von kohlensaurem Kali verhindert die Bildung des
                              									antimonsauren Natrons gänzlich, so wie das schon gefällte von gereinigter Potasche
                              									und kohlensaurem Kali wieder aufgelöst wird. — 1 Theil kohlensaures Kali, 1
                              									Theil kohlensaures Natron und 2 Theile antimonsaures Kali,  jede Lösung mit 100 Theilen
                              									Wassers bereitet, geben eine Trübung, aber keinen Niederschlag. Beim Stehen indessen
                              									sezen sich viele und deutliche Krystalle ab. — 1 Theil kohlensaures Natron
                              									mit 5 Theilen kohlensaurem Kali geben mit 4 Theilen antimonsaurem Kali, so daß also
                              									das entstehende antimonsaure Natron sich in 1000 Theilen Wassers aufgelöst befindet,
                              									beim Schütteln kaum eine Trübung. Nach 12stündigem Stehen zeigt sich aber an den
                              									Wänden des Probirglases ein krystallinischer Absaz. — Mit 1 Theil
                              									kohlensaurem Natron, 20 Theilen kohlensaurem Kali und 10 Theilen antimonsaurem Kali,
                              									also bei 3000facher Verdünnung, entstand jedoch auch bei längerem Stehen eine nur
                              									zweifelhaft krystallinische Ablagerung.
                           Nach diesen Versuchen kann also die Nüzlichkeit des antimonsauren Kalis als Reagens
                              									für Natron nicht mehr zweifelhaft seyn. Von seiner Anwendbarkeit aber zur
                              									quantitativen Bestimmung des Natrons behalte ich mir später einmal zu sprechen
                              									vor.