| Titel: | Miszellen. | 
| Fundstelle: | Band 91, Jahrgang 1844, Nr. CVII., S. 402 | 
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                        CVII.
                        Miszellen.
                        Miszellen.
                        
                     
                        
                           Die neue Mahlmühle in Schwerin mit Nagel'schen Kreiselrädern.
                           Vor fuͤnfundzwanzig Jahren zaͤhlte Schwerin etwa 12000 Einwohner. Die
                              									derzeit vorhandenen Muͤhlen waren nicht im Stande, den Mahlbedarf zu
                              									befriedigen, und alljaͤhrlich mußte zu auswaͤrtigen, ziemlich
                              									entfernten Muͤhlen Zuflucht genommen werden. Damals bestanden:
                           a) die Binnenmuͤhle, eine unterschlaͤchtige
                              									Wassermuͤhle mit drei Mahlgaͤngen, welche ihr Wasser
                              									groͤßtentheils aus dem Ostorfer See bezog, zum Theil aber auch aus dem
                              									Freiwasser und vom Graupengange der Bischofsmuͤhle;
                           b) die Bischofsmuͤhle, oberschlaͤchtig, mit
                              									einem Waizen-, zwei Schrorgaͤngen und einer abgesonderten
                              									Graupenmuͤhle. Sie erhielt ihr spaͤrliches Wasser aus der Au und den
                              									oberwaͤrts liegenden Seen bei Gr. Medewege und Kirchstuͤck;
                           c) eine Bokmuͤhle mit einem Korngang.
                           In den zwanziger Jahren wurden noch erbaut:
                           d) eine hollaͤndische Windmuͤhle mit einem
                              									Waizen-, einem Roggen- und einem Graupengang;
                           e) eine hollaͤndische Windmuͤhle mit einem
                              									massiven Unterbau und einem Waizen-, einem Roggen-, einem Graupengang.
                              									Auch diese Vermehrung der Muͤhlen sicherte den Bedarf der Residenzstadt nicht
                              									zu allen Zeiten. — Im Jahre 1841 war die Bevoͤlkerung auf 17000 Seelen
                              									gestiegen, wozu noch die Mahlgaͤste von acht großen Pachthoͤfen und
                              									Doͤrfern der Umgegend hinzukommen.
                           Besondere Verhaͤltnisse ließen es um diese Zeit wuͤnschenswerth werden,
                              									die Binnenmuͤhle ganz eingehen zu lassen. Zu dem Ende wurde noch eine
                              									hollaͤndische Windmuͤhle mit drei Gaͤngen, wie die oben zulezt
                              									gedachte, erbaut und die verbesserte Einrichtung der Bischofsmuͤhle
                              									beschlossen. In lezter Beziehung wurde das Augenmerk auf die verbesserten
                              									Kreiselraͤder des Hrn. Mechanikus Nagel in Hamburg
                              									gerichtet, die er fuͤr eine Walkwuͤhle zu Wittorf bei
                              									Neumuͤnster in Holstein und fuͤr eine Pulvermuͤhle in Walsroda
                              									in Hannover geliefert hatte.
                           
                           Erstere ward durch den Hrn. Landbaumeister Hermes aus
                              									Schwerin besichtigt, und da sich ein ausgezeichneter Erfolg herausstellte, den auch
                              									der Besizer der Pulvermuͤhle zu Walsroda brieflich bestaͤtigte, so
                              									wurde mit Hrn. Nagel wegen Lieferung der
                              									Kreiselraͤder abgeschlossen und der Bau begonnen. Das alte Muͤhlenhaus
                              									war verfallen und es mußte ein neues auf tiefer liegenden Fundamenten erbaut, es
                              									mußte eine neue Spundwand geschlagen werden.
                           Drei Nagel'sche Kreiselräder, bestimmt vier
                              									Mahlgaͤnge und einen Graupengang zu treiben, wurden durch den Erfinder und
                              									seine Leute selbst eingelegt, das Mahlsystem wurde nach dem amerikanischen und nach
                              									der Angabe des Hrn. Nagel so eingerichtet, daß das Korn
                              									in dem Graupengange gespizt, in einer vorgelegten Staubmuͤhle gesiebt und
                              									abgestaͤubt, dann erst zwischen Steinen gemahlen und endlich in der
                              									ordentlichen Sichtkiste oder einer besondern Franzkiste so sein ausgesiebt werden
                              									kann, als es verlangt wird.
                           Der ganze Neubau kostet 16,059 Rthlr. 24 Gr. oder 32,119 Gulden Rheinisch und
                              									darunter die Nagel'sche Maschinerie und deren Aufstellung
                              									5741 Rthlr. 14⅓ Gr. oder 11,482 Gulden 35 Kreuzer Rheinisch.
                           Die Nagel'schen KreiselraͤderWir verweisen auf die Notizen über dieselben im polytechnischen Journa Bd. XC S.
                                       												155.A. d. R. zeichnen sich vor andern,
                              									namentlich vor den Fourneyron'schen dadurch aus:
                           1) bei lezteren ist die Reibung der Achse in Zapfen und Pfanne sehr stark, weil der
                              									Druk von Oben wirkt; bei Nagel wirkt er von Unten und
                              									vermindert dadurch noch die natuͤrliche Reibung;
                           2) durch eine sinnreiche Einrichtung zum Einschmieren, welches hier nur alle sechs
                              									Wochen geschieht;
                           3) die Nagel'schen Kreiselraͤder mahlen im
                              									Stau- und Unterwasser ohne bedeutenden Verlust an der Wirkung, die vorhandene
                              									Drukhoͤhe kann also auf das genaueste benuzt werden;
                           4) daher koͤnnen diese Raͤder nicht einfrieren und leicht vom Eise frei
                              									gehalten werden;
                           5) sie und ihre Achsen beduͤrfen keiner besondern Einfassung;
                           6) sie sind durch ihren Bau haltbarer.
                           Die Nuzkraft gewoͤhnlicher Wasserraͤder wird auf 20 bis 45 Proc.,
                              									diejenige der Nagel'schen Kreiselraͤder auf 73 bis
                              									80 Proc. geschaͤzt, oder bei gleicher Leistung verhaͤlt sich der
                              									Wasserverbrauch wie 1 zu 3.
                           Dieß ist in nationaloͤkonomischer Beziehung besonders wichtig, da, wenn eine
                              									Verstaͤrkung der Mahlkraft nicht erforderlich ist, zwei Drittheile des
                              									fruͤher verbrauchten Wassers auf andere Weise, z. B. zur Wiesenrieselung
                              									benuzt werden koͤnnen.
                           Die neue Muͤhle ist jezt ein volles Jahr im Gange, und hat alle Erwartungen
                              									vollstaͤndig befriedigt.
                           Die Binnenmuͤhle und die Graupenmuͤhle sind eingegangen, der Bedarf der
                              									Stadt und der Landmahlgaͤste ist aber mehr als vollstaͤndig
                              									gesichert.
                           Bei einem so geringen Wasserstande, daß die alte Muͤhle laͤngst
                              									haͤtte stille stehen muͤssen, arbeiteten fortwaͤhrend zwei
                              									Mahlgaͤnge und lieferten jeder in 24 Stunden 200 Rostocker Schaͤffel
                              									Mehl.
                           Der Muͤller beantragte die Anlegung groͤßerer Kornboͤden, um
                              									fuͤr eigene Rechnung Dauermehl zu mahlen, welches wegen der Stetigkeit der
                              									Mahlgaͤnge dem auf Dampfmuͤhlen erzeugten in der Guͤte nicht
                              									nachstehen duͤrfte.
                           Der Paͤchter zweier der obengedachten hollaͤndischen Windmuͤhlen
                              									(die uͤbrigen hat der Bischofsmuͤller in Pacht) beantragte Remission,
                              									weil die neue Wassermuͤhle mehr als den Bedarf der ganzen Stadt produciren
                              									koͤnne. Obgleich er contractlich einen Anspruch auf Remission nicht hatte, so
                              									gewaͤhrte die großherzogliche Domaͤnenkammer, in Anerkennung der
                              									factischen Begruͤndung seiner Bitte, ihm doch einige Erleichterung.
                           Die erste Mahlmuͤhle nach Nagel'schem System hat
                              									die Aufmerksamkeit vielfaͤltig erregt und Besuche und Erkundigungen von
                              									auswaͤrts kommen haͤufig vor.
                           Fuͤr Anhalt-Bernburg sind vier Kreiselraͤder bei Hrn. Nagel bestellt.
                           Ich habe diese aus Acten und der Aussage sachkundiger, zuverlaͤssiger
                              									Maͤnner 
                              									geschoͤpfte Mittheilung absichtlich bisher verschoben, um die Erfahrung des
                              									nun verflossenen Jahres zu benuzen. Da diese Erfahrung uͤberaus
                              									guͤnstig fuͤr die Nagel'sche Erfindung ist,
                              									so saͤume ich nicht laͤnger die Kunde davon zu verbreiten, und
                              									schließe mit dem Wunsche: daß dem Hrn. Nagel sein
                              									Geheimniß — das Princip der Curvenstellung — abgekauft werden
                              									moͤge, um es zu veroͤffentlichen.
                           Schwerin, im December 1843.
                           
                              H. Schumacher,
                                 									Revisionsrath.
                              
                           
                        
                           Scandinavische Buchdrukmaschine.
                           Seit Kurzem ist die Buchdrukerkunst durch eine neue und außerordentlich sinnreiche
                              									Drukmaschine bereichert, die sogenannte
                              									Scandinavia-Patent-Platten-Presse, erfunden in England von C.
                              									A. Holm aus Stockholm, und bereits in London und Paris in
                              									den ersten Officinen im Gebrauch. Diese Maschine liefert Tiegel- oder
                              									Flaͤchendruk und verbindet die Leistungen der besten Handpressen mit der
                              									einfachen Schnelligkeit derselben, so daß sie besonders fuͤr solche
                              									Drukereien, die eine Schnellpresse nicht vollstaͤndig zu beschaͤftigen
                              									Gelegenheit haben oder auch bessern Druk, als eine solche zu leisten vermag,
                              									wuͤnschen, von wesentlichem Vortheil seyn wird. Es kann die kleinste Auflage
                              									mit gleichem Vortheile wie auf einer Handpresse gedrukt werden. Die mechanische
                              									Faͤrbung der Formen geschieht horizontal in aͤhnlicher, doch noch
                              									zwekmaͤßigerer Weise der Cowper'schen Drukmaschine
                              									und ungleich vortheilhafter als bei den in Deutschland uͤblichen alten oder
                              									neuen Schnellpressen. Die Vertheilung der Farbe ist so vollkommen und
                              									gleichmaͤßig, daß selbst alte Schrift wie neu erscheint. Die Form liegt
                              									unbeweglich, der Bogen wird auf ein Raͤhmchen gelegt, dann der, dem der
                              									gewoͤhnlichen Handpresse ganz gleiche Dekel zugemacht, und sobald der Bogen
                              									sich nun uͤber die Form bewegt hat, geht der Tiegel der Maschine wie bei
                              									einer gewoͤhnlichen Presse perpendiculaͤr nieder, ruht einen Augenblik
                              									auf der Form, um die Farbe gut abzunehmen, und bewirkt so den Abdruk.
                              									Waͤhrend jezt der Karren mit dem Dekel und dem darin liegenden fertigen
                              									Abdruk zuruͤk geht, kommen die fuͤnf Farbewalzen und faͤrben
                              									die Form aufs neue. Der Druk geschieht mit einer Geschwindigkeit von 550–600
                              									Abdruͤken per Stunde und mit der groͤßten
                              									Genauigkeit; die Qualitaͤt ist ganz vorzuͤglich und mit den besten
                              									Leistungen einer Schnellpresse nicht zu vergleichen, da selbst die feinsten
                              									Holzschnitte, Zeichnungen, Linien, Tabellen und eingefaßte Columnen so
                              									vorzuͤglich abgedrukt werden, daß kaum auf Handpressen ein so
                              									vorzuͤglicher Druk geliefert werden kann. Die Maschine nimmt nicht mehr Raum
                              									ein als eine gewoͤhnliche Handpresse, drukt das groͤßte Royalformat
                              									und kann per Hand oder Dampf bewegt werden. Ein Knabe
                              									legt die Bogen an, ein anderer nimmt die fertigen ab, und der Mechanismus ist so
                              									hoͤchst einfach, daß jeder gewandte Druker sofort zuzurichten vermag. Bei der
                              									hoͤchst soliden Construction ist die Abnuzung oder Beschaͤdigung
                              									irgend eines Theiles nicht zu befuͤrchten.
                           Zur Aufmunterung der preußischen Industrie hat das koͤnigliche
                              									Finanz-Ministerium, Abtheilung fuͤr Handel, Gewerbe und Industrie,
                              									eine Originalmaschine bezogen und mir zum Geschenk gemacht. Dieselbe ist bei mir
                              									unausgesezt in Thaͤtigkeit, und auswaͤrtigen Typographen gestatte ich
                              									gern die Ansicht und Pruͤfung derselben. Gemeinschaftlich mit der
                              									beruͤhmten Hummel'schen Maschinenbauanstalt
                              									beschaͤftige ich mich jezt, diese vorzügliche Maschine nachzubauen, und werde
                              									schon in den ersten Wochen mehrere Exemplare fertig erhalten, die zu mäßigen Preisen
                              									und jedenfalls billiger als in England verkauft werden.
                           Da ich im Besiz eines Originals bin und der Bau genau nach demselben, nicht nach den
                              									meistens ungenuͤgenden Zeichnungen, von einer so anerkannten Maschinenfabrik
                              									ausgefuͤhrt wird, so koͤnnen Liebhaber auf eine vorzuͤglich
                              									sorgfaͤltige Ausfuͤhrung mit Zuversicht rechnen, auf welchen Vortheil
                              									ich ganz besonders aufmerksam mache.
                           Auf briefliche Anfragen werde ich gern Zeichnungen einsenden, jede sonst
                              									wuͤnschenswerthe Auskunft geben und den Kaͤufern die vortheilhaftesten
                              									Zahlungsbedingungen stellen. Eduard Haͤnel.
                              									(Journal f. Buchdruk. 1843. S. 114.)
                           
                        
                           
                           Trokenapparat für baumwollene Strumpfwaaren behufs des Formens
                              									derselben.
                           Das Troknen der baumwollenen Formenwaaren am heißen Ofen oder in dem sogenannten
                              									Schrank erzeugt haͤufig mannichfache Uebelstaͤnde, u. a. ein zu
                              									rasches Troknen, wodurch die Waare hart wird; ferner das Verbrennen der Waare durch
                              									zu große Hize, und ein Niederschlagen der Daͤmpfe, welche Fleken in den
                              									Struͤmpfen hervorbringen etc. Zu Beseitigung dieses Uebelstandes hat der
                              									fruͤher in Chemnitz anwesende Mechaniker Matthias Mather fuͤr die in ihren Leistungen sehr ausgezeichneten
                              									Strumpffabrikanten HHrn. Kunz und Solbrig in Chemnitz nach deren Anleitung einen Apparat construirt, der im
                              									Wesentlichen folgende Einrichtung hat. Moͤgen die HHrn. Kunz und Solbrig eine aufrichtige Anerkennung
                              									ihres Verdienstes fuͤr die nuͤzliche Einfuͤhrung der
                              									Vorrichtung ins Geschaͤft in deren Veroͤffentlichung erbliken.
                           Die Vorrichtung besteht aus einem Fasse von weichem Holze mit eisernen Reifen, damit,
                              									im Fall die Dauben nachtroknen sollten, das Faß wieder zusammengetrieben werden
                              									kann.
                           Dieses Faß ist oben mit einem Dekel verschlossen. Innerhalb desselben befindet sich
                              									ein Cylinder von Kupferblech, welcher oben und unten geschlossen ist. In der
                              									Achsenrichtung dieses Cylinders im Innern desselben befindet sich ein zweiter
                              									Cylinder von kleinerem Durchmesser, welcher oben in einer laͤngern eisernen
                              									Abzugsroͤhre ausgeht, unten aber gegen den Boden des Fasses eine
                              									trichterfoͤmige Erweiterung hat, welche mittelst einiger eisernen Stangen von
                              									diesem Boden getragen wird, und ebenfalls offen ist wie oben das Abzugsrohr. In das
                              									Faß ragen die Muͤndungen von vier Roͤhren hinein, und zwar zwei von
                              									ihnen nach unten, die beiden anderen nach oben gekehrt. Die Muͤndungen der
                              									Roͤhren außerhalb des Fasses werden beliebig ins Freie geleitet.
                           In diesem Fasse befindet sich ferner ein ringfoͤrmiger Rahmen kleineren
                              									Durchmessers wie der des Fasses, gefertigt entweder aus Holzstaͤben,
                              									Korbgeflecht oder Messingdraht.
                           Derselbe ist so construirt, daß er sich mit Reibrollen auf einer ringfoͤrmigen
                              									Eisenschiene, welche an der innern Peripherie des Fasses befestigt ist,
                              									herumschieben laͤßt. Die Ruͤkwand des ringfoͤrmigen Rahmens
                              									gegen den Kupfercylinder zu ist gegittert oder durchbrochen, vorn ist er aber offen
                              									und sind nur in gewissen Zwischenraͤumen Unterstuͤzungsstaͤbe
                              									angebracht. Der Rahmen muß so construirt seyn, daß er sich nicht sehr durch die Hize
                              									verziehen kann.
                           Der kupferne Cylinder wird durch einen kleinen Dampfkessel mittelst eines Rohres mit
                              									Dampf versehen, dessen Zustroͤmung durch einen Hahn regulirt werden kann. Ein
                              									anderes Rohr fuͤhrt Dampf und condensirtes Wasser wieder ab.
                           Spiel der Vorrichtung. Nachdem der Dampfkessel geheizt und
                              									der Cylinder gehoͤrig heiß geworden ist, in dessen Folge auch das Innere des
                              									Fasses dieselbe Temperatur angenommen hat, oͤffnet der Arbeiter die an der
                              									Seite des Fasses dem ringfoͤrmigen Rahmen entgegenstehende Thuͤr,
                              									welche so hoch und so breit ist, daß gerade ein Duzend auf Formen gezogene
                              									Mannsstruͤmpfe der groͤßten Art auf die Unterplatte des Rahmens
                              									geschoben werden koͤnnen, und fuͤllt, indem er den Rahmen
                              									herumschiebt, diesen ganz mit Struͤmpfen aus. Ist der Rahmen gefuͤllt,
                              									so wird das erste eingesezte Duzend beim Herumdrehen wieder vorne bei der Oeffnung
                              									erscheinen und vollkommen troken seyn. Dasselbe wird nun herausgenommen und an seine
                              									Stelle ein neues Duzend hineingestellt und in dieser Weise mit dem ganzen Ringe
                              									fortgefahren.
                           Die Circulation der Luft zu befoͤrdern, dienen die Seitenroͤhren. Das
                              									Mittelrohr im Cylinder fuͤhrt die waͤsserigen Duͤnste, die sich
                              									im Fasse sammeln, mit kraͤftigen Luftzuͤgen ins Freie.
                           Außer der Beseitigung der Eingangs erwaͤhnten Uebelstaͤnde
                              									gewaͤhrt der Kunz- und Solbrig'sche Apparat noch zwei sehr wichtige directe
                              									Vortheile; denn erstens sind bei Benuzung desselben die beim Formen
                              									beschaͤftigten Personen nicht so starker Hize ausgesezt, als solches bei
                              									einem gewoͤhnlichen Formofen stattfindet, und zweitens ist die Aufstellung des gedachten Trokenapparats nicht wie bei
                              									den gebraͤuchlichen Formoͤfen, welche feuergefaͤhrlich und
                              									deßwegen in Preußen verboten sind, an eine Localitaͤt gebunden, sondern es
                              									kann derselbe, da der Dampf uͤberall hinzuleiten ist, selbst unter dem Dache
                              									eines Hauses ohne die geringste Feuersgefahr vorgenommen werden.
                           
                           Die HHrn. Kunz und Solbrig, auf
                              									den Apparat in Sachsen patentirt, haben bereits dem Strumpffabrikanten Hrn. Moriz
                              									Samuel Esche in Limbach das Recht ertheilt, einen
                              									gleichen Apparat zur Benuzung in seinem Geschaͤft aufzustellen, und erbiete
                              									ich mich fernerhin zur Vermittelung wegen Ueberlassung desselben an andere HHrn.
                              									Strumpffabrikanten. F. G. Wieck in Chemnitz. (Allgem.
                              									Zeitg. f. Nation. Industr. und Verkehr 1844. Nr. 10.)
                           
                        
                           Metallsand-Cement.
                           Das Mechanics' Magazine 1843. Nr. 1061 erwaͤhnt
                              									einer der Society of arts vorgelesenen Abhandlung
                              									uͤber den dem C. K. Dyer Esq. und Comp.
                              									patentirten Metallsand-Cement. Der Metallsand zu demselben wird aus
                              									Kupferschlake bereitet und besteht vornehmlich aus Eisen, begleitet von Zink,
                              									Arsenik und Kieselerde; er wird gepulvert und je nach dem Gebrauch zu verschiedenen
                              									Graden der Feinheit gesiebt. Dieser Cement ist nun schon uͤber zehn Jahre
                              									stark im Gebrauch und zwar, wo er zwekmaͤßig angewandt wurde, mit dem besten
                              									Erfolg. Er besteht aus blauem Liaskalkstein und dem Metallsand, welcher leztere der
                              									italienischen Puzollane gleichkoͤmmt, deren Vorzuͤglichkeit zu
                              									Wasser- und anderen Bauten anerkannt ist, fuͤr ihre Verbreitung aber
                              									in der schwierigen und kostspieligen Anschaffung ein Hinderniß fand. Der Metallsand
                              									enthaͤlt mehr Eisen als die Puzollane und jedes andere bisher gebrauchte
                              									Material, woher seine Eigenschaft ruͤhrt, sehr zu erhaͤrten; seine
                              									koͤrnige Gestalt und die Schaͤrfe seiner Eken bilden einen weitern
                              									Grund seines festen Haftens. Namentlich leistete er beim Grund der neuen
                              									Parlamentshaͤuser und der Londoner Compagnie fuͤr Holzpflasterung als
                              									Unterlage fuͤr die Pflasterpfloͤke gute Dienste. Als Moͤrtel
                              									eignet er sich vorzuͤglich zu Tunnels, Graͤben, See- und
                              									Flußmauern, umgekehrten Boͤgen, da er keine Feuchtigkeit hindurchlaͤßt
                              									und durch den Einfluß der Atmosphaͤre an Haͤrte noch zunimmt. Zu Stuk
                              									fuͤr Mauern und jeder Art von Verzierungen eignet er sich durch den
                              									schoͤnen Farbenton, welchen er von Natur aus annimmt und ohne jeden
                              									faͤrbenden Zusaz beibehaͤlt, dann sein voͤlliges Freibleiben
                              									von Auswitterung, was er an vielen Haͤusern seit neun Jahren aufs beste
                              									bewaͤhrte. Sogar dem strengen Klima von New-York trozte er, ohne den
                              									geringsten Schaden zu leiden, und neun Jahren den Meereswellen ausgesezt, gleicht
                              									der Metallsand-Cement in Haͤrte und Farbe dem Granit. Der
                              									Metallsand-Stuk liefert ferner ein herrliches Material zur Freskomalerei; die Verbindung der Farben mit diesem
                              									Material ertheilt dem Werke eine beinahe unendliche Dauerhaftigkeit und man kann die
                              									gemalte Flaͤche, wie gewoͤhnlich, lassen wie sie ist, oder ihr den
                              									hoͤchsten Glanz geben. Wie schwierig die Herstellung dauerhafter
                              									Freskogemaͤlde ist, ist bekannt, und in Italien haben die schoͤnsten
                              									Fresken durch Feuchtigkeit und die fehlerhafte Beschaffenheit der Mauern, auf welche
                              									die aͤußere Verkleidung (intonaco) aufgetragen
                              									wurde, unverbesserlichen Schaden gelitten. Der Londoner Decorateur Simpson, lernte das Verfahren der Freskomalerei des Hrn.
                              									Prof. Heß in Muͤnchen kennen, haͤlt aber
                              									den Metallsand-Cement wenigstens fuͤr eben so gut wie alles, was ihm
                              									bis jezt vorkam. Ein der Society of arts vorgezeigtes
                              									Freskobild erregte Bewunderung und sein Farbenglanz glich in gewisser Entfernung
                              									einigermaßen dem Email. Ferner wurde eine auf die Art der Scagliola (marmoraͤhnlich) mit diesem Cement bereitete Platte
                              									herumgegeben, die sich allgemeinen Beifalls erfreute. Auch Vasen und andere
                              									Gußwaaren, eiselirtem Stein aͤhnlich, welche sich seit sieben Jahren mit
                              									Laubwerk in den feinsten Linien aufs vollkommenste erhalten hatten, wurden
                              									vorgezeigt.
                           
                        
                           Erkennung der Verfälschung des Essigs mit
                              									Schwefelsäure.
                           Professor Garnier macht im Journal
                                 										de Chimie médicale, Februar 1844, S. 96 auf ein Mittel, die
                              									Verfaͤlschung des Essigs mit Schwefelsaͤure zu erkennen, aufmerksam,
                              									welches bisher wohl schwerlich dazu benuͤzt wurde. Bekanntlich verwandelt
                              									verduͤnnte Schwefelsaͤure unter Beihuͤlfe der Waͤrme das
                              									Staͤrkmehl zuerst in Dextrin und spaͤter in
                              										Traubenzuker. Im erstern Zustand wird es vom Jod
                              									weinartig violett gefaͤrbt, im leztern findet, nach Maaßgabe des
                              									Fortschrittes der Zersezung, Farbenveraͤnderung und endlich gar  keine Faͤrbung mehr
                              									statt. Wenn der Essig nur 1/1000 Schwefelsaͤure enthaͤlt, laͤßt
                              									sich diese dadurch noch entdeken; man nimmt 8 Grane Staͤrkmehl auf 3⅓
                              									Unzen Essigs und erhizt sie in einem Arzneiflaͤschchen. Bei dem
                              									verfaͤlschten Essig nimmt man in 10 Minuten schon die
                              									Farbenveraͤnderung wahr und in 20 bis 30 Minuten ist er entfaͤrbt. Die
                              									Blaufaͤrbung des Staͤrkmehls durch Jod bleibt in reinem Essig
                              									unveraͤndert.
                           
                        
                           Mittel gegen den Hausschwamm.Aus einer Bekanntmachung der koͤniglichen preußischen Regierung zu
                                    											Mersehurg über die Mittel gegen den Hausschwamm.
                           Es lassen sich die Mittel, den Zerstoͤrungen, welche der Holzschwamm in den
                              									Gebaͤuden anrichtet, Graͤnzen zu sezen, in solche theilen, welche der
                              									Erzeugung des Schwammes vorbeugen, und in solche, welche dazu dienen, den
                              									ausgebrochenen Schwamm wieder zu vertilgen.
                           Um der Entstehung des Schwammes vorzubeugen, muß schon bei der Wahl der Baustelle
                              									darauf Ruͤksicht genommen werden. Man waͤhle da, wo uͤberhaupt
                              									eine Wahl des Bauplazes zulaͤssig ist, wo moͤglich eine hohe troken
                              									gelegene Stelle zum Bauplaze, vermeide das Bauen auf stark geduͤngtem Boden
                              									und grabe, wenn es sich nicht vermeiden laͤßt, denselben einige Fuß tief aus
                              									und fuͤlle diese Stelle mit trokenem Kiese an. Man suche das Austroknen der
                              									Mauern dadurch zu befoͤrdern, daß man nicht mehr Moͤrtel zum Mauerwerk
                              									verwendet, als zur Verbindung der Steine erforderlich ist, nur trokene Bruchsteine,
                              									welche die Bergfeuchtigkeit nicht mehr in sich haben, und keine von Naͤsse
                              									ganz durchdrungenen Ziegelsteine in Anwendung bringt, den aͤußeren Puz,
                              									insofern derselbe angebracht werden soll und man es, was in den meisten
                              									Faͤllen anzurathen ist, nicht vorzieht, das Mauerwerk bloß auszufugen, erst
                              									im zweiten oder dritten Jahre nach Auffuͤhrung des Gebaͤudes anbringt
                              									und, was nicht genug zu empfehlen ist, uͤberhaupt das uͤbereilte Bauen
                              									vermeidet.
                           Zu den Unterlagen der Bedielung in der unteren Etage waͤhle man, wo es ohne
                              									die Kosten unverhaͤltnißmaͤßig zu steigern moͤglich ist,
                              									trokenes Eichenholz und verwende zur Unterfuͤllung derselben in einer Tiefe
                              									von wenigstens 2 Fuß trokenen, durchgesiebten Kies, zerstoßene Schlaken, trokenen
                              									durchgesiebten Moͤrtel alter Gebaͤude oder, wo dieselbe zu haben ist,
                              									Steinkohlenasche. Es muß diese Ausfuͤllung jedoch erst dann geschehen, wenn
                              									das Gebaͤude unter Dach ist. Die Unterlaghoͤlzer muͤssen dabei
                              									in ihren Zwischenraͤumen unausgefuͤllt bleiben oder, was noch mehr zu
                              									empfehlen ist, um sie von allen Seiten frei zu erhalten, auf gemauerte Pfeiler
                              									gelegt werden. Man lege die Schwellen der Fachwaͤnde nie unter 2 Fuß
                              									uͤber das benachbarte Terrain und bringe uͤber das Bruchsteinmauerwerk
                              									der Plinthe eine Rollschicht von gut ausgebrannten Ziegelsteinen an, nehme
                              									uͤberhaupt auf eine hinlaͤngliche Hoͤhe des Unterbaues Bedacht.
                              									Man verwende, wenn es die Umstaͤnde gestatten, nur Bauhoͤlzer, welche
                              									kernig, gesund, nicht zu jung und nicht in der Saftzeit geschlagen sind.
                           Die Balkenkoͤpfe, so weit sie in der Mauer zu liegen kommen, bestreiche man
                              									mit heißem Steinkohlentheer, umgebe sie mit Lehm und lasse, wenn gerade Deken in
                              									Anwendung kommen, den Zwischenraum zwischen den Dachbalkenkoͤpfen
                              									unausgemauert. Lehmwaͤnde an feuchten Orten, in Verbindung mit Fachwerk,
                              									neigen sehr zur Fortpflanzung des Schwammes, sie sind daher unter diesen
                              									Umstaͤnden nur mit Vorsicht in Anwendung zu bringen.
                           Die untersten Schichten an und um das Holz muͤssen von gebrannten Mauersteinen
                              									mindestens 1 Fuß hoch gemauert seyn. Wo moͤglich nehme man statt der
                              									Balkenkeller, in welchen sich der Schwamm an den Balken zuerst einzusinden pflegt,
                              									gewoͤlbte Keller an.
                           Man sorge dafuͤr, daß die aufgefuͤhrten Mauern nicht lange dachlos
                              									stehen, und helfe den entstandenen Dachleken alsbald ab. Zu allen Bedielungen,
                              									Fußleisten, Thuͤren, Gesimsen, Stirnbrettern, Fenstern u. s. w. waͤhle
                              									man trokenes Holz.
                           Endlich suche man dem Traufregen und Grundwasser freien Abzug vom Gebaͤude zu
                              									verschaffen, was durch zeitiges Abpflastern der Trotoirs um das Gebaͤude mit
                              									gehoͤrigem Gefaͤlle und einer Unterstampfung mit Lehm, so wie durch
                              										 die Anbringung von
                              									Dachrinnen bewerkstelligt wird. An solchen Orten, an welchen ein Aufsteigen der
                              									Feuchtigkeit aus dem Boden zu besorgen ist, schuͤzt man die Etagemauern am
                              									besten gegen das Eindringen derselben, wenn man uͤber der sorgfaͤltig
                              									abgeglichenen Plinthe eine Glastafeldeke mit Glasstreifen uͤber den Fugen
                              									anbringt, welche in ganz duͤnnen Moͤrtel, oder noch besser in
                              									Roman-Cement gelegt werden. Das Ausfuͤllen der Balkenfelder
                              									traͤgt wesentlich zum Verstoken der so von allen Seiten eingeschlossenen
                              									Balken und der Unterlagenhoͤlzer der Bedielung und dadurch zur Erzeugung des
                              									Schwammes bei.
                           Das Fortlassen des Fuͤllmaterials, oder da wo eine Bretterverschalung und eine
                              									Wellerung zugleich stattfinden soll, die Anbringung der lezteren nahe unter der
                              									Bedielung ist daher sehr zu empfehlen; fuͤr gewoͤhnliche
                              									Gebaͤude verdient jedoch die Methode, die mit Lehmstroh umwikelten Staken
                              									oder Wellerhoͤlzer nicht an die untere Kante der Balken anzubringen, sondern
                              									dieselben in eine Ausfalzung der oberen Flaͤche einzulegen, daher die Balken
                              									im Zimmer vortreten zu lassen, empfohlen zu werden. Bei Schulen u. s. w., bei
                              									welchen durch diese Construction noch an freier Hoͤhe gewonnen wird, kommt es
                              									auf eine regelmaͤßige Eintheilung der Balken dabei gar nicht an; kann man bei
                              									bedeutenderen Gebaͤuden dieselbe zugleich mit dieser Construction in
                              									Verbindung bringen, so lassen sich die vertieften Balkenfelder mit geringen Kosten
                              									geschmakvoll verzieren. In Stallgebaͤuden bedarf es nur des nicht umwikelten,
                              									aber geflammten Schalholzes.
                           Das Verblenden der Fachwerkswaͤnde durch die Vormauerung eines halben
                              									Ziegelsteins kann der Verbreitung des Schwammes nur foͤrderlich seyn. Das
                              									Holz der Fachwaͤnde, welches haͤufig noch nicht ausgetroknet ist, wird
                              									dadurch mit dem frischen Mauerwerk in Verbindung gesezt und der Luft voͤllig
                              									entzogen, da die andere Seite durch den inneren Verpuz bedekt wird.
                           Haͤufig entsteht der Schwamm auch durch den Gebrauch der Gebaͤude.
                              									Schon waͤhrend des Baues schlagen Zimmerleute und Tischler ihre Werkstatt in
                              									denselben auf, fertigen Treppen, Fenster, Thuͤren, richten Fußbodenbretter zu
                              									und sorgen nicht fuͤr die vollstaͤndige Fortraͤumung alles
                              									Abfalles der Spaͤne u. s. w. Kaum ist das Gebaͤude vollendet, so wird
                              									es bezogen. Die Fenster quellen, weil die feuchten Waͤnde beim Einheizen
                              									ausduͤnsten; es wird daher kein Fenster geoͤffnet, weil man besorgt es
                              									nicht wieder schließen zu koͤnnen, oder weil man befuͤrchtet, daß die
                              									durch das Heizen erzeugte Waͤrme verloren gehe. Die Kaͤlte veranlaßt
                              									die Bewohner allerlei Geschaͤfte in der Stube vorzunehmen, die sonst in den
                              									uͤbrigen Theilen des Hauses verrichtet werden. Man kocht und waͤscht
                              									in der Stube oder bewahrt wohl gar Kartoffeln u. s. w. in derselben auf. In dieser
                              									Weise wird eine so feuchte Luft in den Wohnstuben solcher neuen Gebaͤude
                              									erzeugt, daß die Entstehung des Schwammes davon eine nothwendige Folge seyn muß.
                           Hat sich der Schwamm schon eingefunden, so laͤßt er sich am sichersten dadurch
                              									wieder vertilgen, daß man alle davon inficirten Theile des Holzes, Mauerwerks u. s. w. aus dem Gebaͤude entfernt und durch
                              									neue ersezt, und wenn es angeht durch Zugoͤffnungen in den Mauern unter den
                              									Fußboͤden, welche unter Umstaͤnden auch mit Schornsteinroͤhren
                              									in Verbindung gesezt werden koͤnnen, die bestaͤndige Circulation einer
                              									trokenen Luft herbeizufuͤhren sucht. Luftzug und Sonnenlicht sind die besten
                              									Mittel zur Vertreibung des Holzschwammes, nachdem die vom Schwamme ergriffenen
                              									Stellen ausgeschnitten sind und man sich eines Beizmittels zum Bestreichen dieser
                              									Stellen bedient hat. Es sind mehrere dieser Beizmittel empfohlen. Am besten
                              									duͤrfte sich jedoch eine Mischung von 1 Gewichtstheil Eisenvitriol mit 6
                              									Gewichtstheilen Wasser bewaͤhren. Diese Mischung wird mit einem Pinsel
                              									haͤufig uͤber die vom Schwamme ergriffene Stelle gestrichen, nachdem
                              									derselbe durch Buͤrsten und Abtroknen von der Oberflaͤche
                              									fortgeschafft ist. Bei der Anwendung dieses Mittels wird sich in der Regel selbst
                              									dann ein guͤnstiger Erfolg zeigen, wenn auch das Fortschaffen der
                              									angegriffenen Theile, z. B. des Mauerwerks nicht stattfinden kann.