| Titel: | Die Warmwasserheizung. | 
| Fundstelle: | Band 91, Jahrgang 1844, Nr. CXII., S. 425 | 
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                        CXII.
                        Die Warmwasserheizung.Durch Riecke's Wochenblatt 1844 Nr. 9 aus dem Traité de la chaleur par
                                       												Péclet. Edition 2. Paris. 1843, von welcher neuen, durchaus
                                 										umgearbeiteten Ausgabe, so daß sie als ein neues Werk gelten kann, Hr. Architekt
                                 										E Berg in Stuttgart derzeit eine Uebersezung zum Druk
                                 										vorbereitet.A. d. R.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              									VI.
                        Die Warmwasserheizung.
                        
                     
                        
                           Der Engländer Perkins
                              									Die Perkins'sche Wasserheizung oder besser
                                    											Heißwasserheizung findet gegenwaͤrtig nicht nur in England, sondern
                                    											auch in Deutschland viele Freunde. Namentlich hat in den lezten Jahren der
                                    											(leider viel zu fruͤh gestorbene) tuͤchtige Civilingenieur Gaupp von Biberach viele dergleichen Heizungen in
                                    											der Schweiz und im suͤdlichen Deutschland einzurichten gehabt. Ein
                                    											Haupthinderniß ihrer weiteren Verbreitung fand er aber in dem Umstand, daß
                                    											bis jezt nur englische Roͤhren zu diesem
                                    											Zwek anwendbar gefunden worden sind.R. hat vor einigen Jahren eine neue Art,
                              									die Zimmerluft durch Wasser zu erwärmen, erfunden, welche
                              									gegenwärtig in vielen öffentlichen Anstalten in England angewandt wird; namentlich
                              									sind viele solche Apparate in dem brittischen Museum zu sehen. Sein Apparat besteht,
                              									wie bei der älteren Warmwasserheizung, aus einer Röhrenleitung, seine Röhren haben
                              									aber nur einen kleinen Durchmesser, dabei ist das Expansionsgefäß genau geschlossen
                              									und endlich hat das Wasser, wenigstens bei seinem Austritt aus dem Ofen, eine sehr
                              									hohe Temperatur. Ein Theil der Röhrenleitung befindet sich in dem Ofen selbst, der
                              									übrige Theil der Leitung circulirt in den Räumen, welche geheizt werden sollen, oder
                              									lauft in oben und unten geöffneten Behältern herum, worin er die Luft erwärmt,
                              									welche zur Heizung oder Ventilation dienen soll.
                           Allgemeine Anordnung der Apparate. — Fig. 50 stellt
                              									die einfachste Anordnung der fraglichen Apparate dar. Die Röhrenleitung a, b, c, d, e, f, g, h, i, k, l ist genau geschlossen. A,
                              										B, C, sind drei durch
                              									die Röhre gebildete Spiralen von kreisförmigem oder quadratischem Grundriß; die
                              									eine, A, ist in dem Ofen angebracht,  die beiden andern stehen in den
                              									Räumen, welche geheizt werden sollen; m ist ein Gefäß,
                              									in welchem die Expansion des Wassers stattfindet; n ist
                              									eine Oeffnung, durch welche die Luft beim Füllen es Apparats austritt.
                           In dem Fig. 51
                              									angegebenen Apparat fällt das heiße Wasser gleichzeitig durch vier Röhren, welche
                              									die vier Schlangenröhren in den zwei geheizten Stokwerken bilden, herab.
                           Die Fig. 52
                              									stellt einen Heizapparat vor, in welchem das Wasser durch zwei Röhren, wovon jede
                              									zwei Aufwiklungen erhält, herabsteigt. Diese Umgänge sind im Innern von
                              									(französischen) Kaminen angebracht. Es ist leicht einzusehen, welche Anordnungen man
                              									treffen müßte, wollte man auf diese Art äußere Luft
                              									erwärmen, um sie sodann den verschiedenen Räumen zuzuführen.
                           Maaße der Röhren. — Die Röhren haben einen äußeren
                              									Durchmesser von 25 Millimeter, einen innern Durchmesser von 12 Millimeter und
                              									gewöhnlich eine Länge von 4 Meter. Mit diesen Dimensionen können sie einen Druk von
                              									mehr als 3000 Atmosphären aushalten. Sie werden gewöhnlich mittelst der
                              									hydraulischen Presse unter einem Druk von 200 Atmosphären probirt, manchmal jedoch
                              									noch einem viel größeren Druk unterworfen.
                           Verbindungsweise der Röhren. — Fig. 53 stellt den Schluß
                              									einer Röhre an einem ihrer Enden dar. An die Röhre ist eine Schraube geschnitten und
                              									ihr Ende hat eine Schärfe. Darüber kommt eine Schraubenmutter, deren Grund eben ist.
                              									Zieht man die Mutter stark an, so drükt sich die Schärfe der Röhre in das Eisen der
                              									Mutter und bildet so einen vollkommenen dichten Schluß. In Fig. 54 ist das Verfahren
                              									dargestellt, das man anwenden müßte, um eine Oeffnung in einem eisernen Gefäß, das
                              									in eine ebene Fläche sich endigt, genau zu verschließen. Der innere Theil des
                              									Schraubenkopfes stellt eine ringförmige angeschliffene Fläche vor, deren Schärfe
                              									sich genau auf die ebene Fläche des Gefäßes anlegt, wenn man die Schraube stark
                              									anzieht.
                           Die Figuren
                                 									55, 56
                              									und 57
                              									stellen die Verbindungsweise zweier gegen einander vereinigten Röhren vor. An ihren
                              									beiden Enden sind Schrauben nach einerlei Richtung geschnitten. Das Ende der einen
                              									ist eben, das der andern hat eine Schärfe. Man vereinigt sie durch eine
                              									Schraubenmutter, die auf der einen Seite rechts, auf der andern links geschnitten
                              									ist. Zieht man die Mutter an, so suchen die Röhren, die sich nicht drehen können,
                              									sich zu nähern, und beim starken Anziehen erhält man einen dichten Schluß. Ich habe
                              									Röhren gesehen,  bei
                              									welchen die Schärfe der einen Röhre nahezu 1 Millimeter tief in die die andere Röhre
                              									begränzende Ebene eingedrungen war.
                           Eine andere Verbindungsweise ist in den Figuren 58 und 59
                              									dargestellt, sie ist jedoch verwikelter, theurer und weniger verläßlich. Von den
                              									beiden Röhren hat jede einen Rand und sie sind durch ein Stük Eisen vereinigt,
                              									welches außen die Gestalt zweier entgegengesezter, an ihrer Grundfläche vereinigter
                              									Kegel hat. Gegen diese gemeinschaftliche Grundfläche werden die beiden Röhren
                              									mittelst Schrauben angezogen, die durch zwei Scheiben gehen, welche an den Rändern
                              									der Röhren anliegen.
                           In Fig. 60 ist
                              									die Art und Weise dargestellt, wie eine Röhre mit einer andern unter einem rechten
                              									Winkel vereinigt wird. Die Verbindung geschieht mittelst eines Zwischenstüks, in
                              									welches die erstere Röhre und die beiden Arme der andern durch das in Fig. 53
                              									gezeigte Mittel befestigt sind.
                           Fig. 61 stellt
                              									die Art der Verbindung dar, die man bei der Vereinigung von zwei parallelen Röhren
                              									in Anwendung bringt. Die beiden Röhren communiciren durch ein doppelt conisches Stük
                              									Eisen, an welches sie durch einen mit Schrauben versehenen Zaum stark angezogen
                              									werden.
                           Expansionsgefäß. — Diese kurze Röhre, aber von
                              									einem größeren Durchmesser als die Leitungsröhre, wird an dem höchsten Theile der
                              									Leitung angebracht. Ihr Rauminhalt muß wenigstens 0,15 vom Inhalt der ganzen
                              									Röhrenlänge betragen. An der Seite der Expansionsröhre befindet sich eine Röhre von
                              									geringerer Höhe, welche dazu dient, die Luft ausströmen zu lassen, wenn der Apparat
                              									mit Wasser gefüllt wird. Die Oeffnungen des Expansionsgefäßes und der Luftröhre
                              									werden auf die in Fig. 53 angegebene Weise geschlossen.
                           Füllung des Apparats. — Man könnte den Apparat
                              									einfach dadurch füllen, daß man Wasser durch die Expansionsröhre eingießt, während
                              									die Luftröhre dabei offen ist. Da aber die Röhren einen sehr kleinen Durchmesser
                              									haben, so wäre zu befürchten, daß Luft in dem Apparat bliebe — ein Umstand,
                              									welcher den Kreislauf hemmen und großes Unglük herbeiführen könnte. Man
                              									bewerkstelligt daher in der Regel die Füllung mittelst einer Drukpumpe, welche
                              									zugleich dazu dient, den Apparat unter einem Druk von wenigstens 200 Atmosphären zu
                              									probiren. Zu diesem Ende läßt man längere Zeit durch die Expansionsröhre oder durch
                              									die Luftröhre Wasser einströmen, was dann durch die andere geöffnete Mündung
                              									ausströmt.
                           Hahnen. — Wenn der Theil der Röhrenleitung, welcher
                              									von der Spize der aufsteigenden Säule herabkommt, mehrere Zweige  enthält, so fließt, wie schon
                              									mehrmals bemerkt wurde, das Wasser gleichzeitig in allen und jeder einzelne Ofen
                              									wird dadurch erwärmt. Man hat nun verschiedene Anordnungen versucht, um nach
                              									Belieben die Bewegung des Wassers in einer oder mehreren dieser Röhren hemmen zu
                              									können — man hat aber bis jezt nichts Befriedigendes für diesen Zwek
                              									gefunden. In dem englischen Werke von Richardson findet
                              									man die in den Figuren 62 und 63 dargestellte
                              									Vorrichtung angegeben, um mittelst eines Kolbens, dessen Stange durch eine
                              									Stopfbüchse geht und durch einen Hebelarm in Bewegung gesezt wird, das Wasser nach
                              									Belieben durch 2 von den 3 Röhren A, B, C circuliren zu lassen.
                              									Dieser Apparat wird jedoch nicht angewandt; die Stopfbüchsen können weder einen so
                              									starken Druk, noch einen so hohen Wärmegrad ertragen. Bei allen diesen Apparaten
                              									heizt man daher immer alle Zweigröhren zugleich.
                           Oefen. — Man hat durch Erfahrung gefunden, daß die
                              									Länge der in dem Feuerherde eingeschlossenen Röhren nahezu ein Sechstheil von der
                              									Länge der ganzen Röhrenleitung seyn muß. Die Oefen selbst sind auf verschiedene
                              									Weise angeordnet. In Fig. 52 sind die Röhren
                              									im Ofen so aufgewunden, daß sie eine quadratische Grundfläche bilden; die Flamme
                              									durchlauft nun bei ihrem Austritt aus dem Herd zuerst die eine Hälfte der Röhren
                              									aufsteigend, dann die andere Hälfte herabsteigend. Diese Bewegung wird durch eine
                              									kleine senkrechte Mauer bestimmt. Bisweilen sind auch die Röhren in horizontale
                              									Schichten abgetheilt; die eine derselben dient dann als Rost, während die andern,
                              									unter diese gelegt, von der niedersteigenden Flamme durchströmt werden. Bei dieser
                              									lezteren Anordnung muß das heiße Wasser in entgegengesezter Richtung von derjenigen
                              									der verbrannten Luft strömen.
                           Die Figuren
                                 									64, 65
                              									und 66
                              									stellen den Ofen vor, wie er bei den Heizapparaten im brittischen Museum angewandt
                              									wird. Fig. 64
                              									gibt eine perspectivische Ansicht desselben unter der Voraussezung, daß die vordere
                              									Mauer weggenommen sey. Fig. 65 ist ein
                              									senkrechter Durchschnitt und Fig. 66 ein horizontaler.
                              									Der Herd wird von oben herab gespeist; die verbrannte Luft durchströmt einen Canal,
                              									welcher um den Herd herumgeht und in welchem die Röhren sich hinziehen.
                           Bei den in England bestehenden Apparaten ist die Temperatur der Röhren an dem oberen
                              									Theil der Leitung gewöhnlich 300 bis 400° F. (nahezu 120–160°
                              									R.), an dem unteren Theil der herabsteigenden Röhre nahe bei dem Herd jedoch nur
                              									50–60° R. Jene Temperaturen entsprechen zwar nur Pressungen von
                              									4–15 Atmosphären, da aber in dem Herde die Röhren rothglühend werden, so
                              									können  die innern
                              									Pressungen weit beträchtlicher werden. Sollte das Wasser die Temperatur der
                              									Dunkelrothglühhize erreichen, welche nahezu der Temperatur von 400° R.
                              									entspricht, so würde sich die Pressung auf 857 Atmosphären erheben.
                           Ungeachtet aller bei der Fabrication der Apparate angewandten Sorgfalt und den Proben
                              									unter einem Druke, welcher unvergleichlich höher ist, als derjenige den sie
                              									gewöhnlich auszuhalten haben, scheint es, daß die Rohren immer etwas Wasser
                              									entweichen lassen, denn nach den von Perkins selbst
                              									gegebenen Anweisungen muß man alle 8–10 Tage nahezu ½ Liter (1 Pfund)
                              									Wasser in die größeren Apparate bringen. Man weiß nicht, woher dieser Verlust kommt,
                              									denn man bemerkt kein Entweichen.
                           Niemals gibt man einer solchen Röhrenleitung eine größere Länge im Ganzen als
                              									150–200 Meter, damit die Circulation sich gehörig einstellt, und zwar um so
                              									weniger, je mehr Verzweigungen sie hat und je beträchtlicher die Höhe der Apparate
                              									ist. In dem brittischen Museum sind alle Röhrenfahrten einfach, aber ein Ofen dient
                              									hier für zwei Apparate. Im verflossenen Jahr (1842) hatte man daselbst 18 Oefen und
                              									36 Röhrenleitungen, welche 90,000 Fr. gekostet haben.
                           In England rechnet man 2′ Röhrenlänge, um 100 Kubikfuß Raum zu heizen, was
                              									ungefähr 1 Quadratmeter Röhrenfläche auf 80 Kubikmeter Heizraum macht. Die HHrn. Gandillot in Paris richten diese Heizapparate ein um 9
                              									Fr. den laufenden Meter Röhren, alles mit einbegriffen.In den Apparaten, welche Hr. Gandillot einrichtet,
                                    											uͤbersteigt der Druk nicht 5 Atmosphaͤren; die
                                    											Heizflaͤchen liefern zweimal so viel Waͤrme als bei der
                                    											Dampfheizung, und die Roͤhrenleitung kann bei einer Hoͤhe von
                                    											4–5 Meter 450 Meter Entwiklung haben. Hienach koͤnnte Ein Ofen
                                    											gewoͤhnliche beisammen liegende Zimmer von 60,000–70,000
                                    											Kubikmeter Rauminhalt heizen.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
