| Titel: | Ueber die Stahlfabrication in Yorkshire nebst einer Vergleichung der vorzüglichsten Stahlhütten Europa's; von Le Play, Berg-Oberingenieur. | 
| Fundstelle: | Band 91, Jahrgang 1844, Nr. CXIV., S. 444 | 
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                        CXIV.
                        Ueber die Stahlfabrication in Yorkshire nebst
                           								einer Vergleichung der vorzuͤglichsten Stahlhuͤtten Europa's; von
                           									Le Play,
                           								Berg-Oberingenieur.
                        Aus den Annales des Mines, Tom. III. 3. Lief. 1843. durch Heßler's Jahrbuch fuͤr
                                 								Technik, Physik und Chemie Jan. 1844 S. 53.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              									VI.
                        Ueber Stahlfabrication in Yorkshire.
                        
                     
                        
                           Die europäischen Stahlhütten zerfallen in zwei Hauptclassen, welche in Bezug auf die
                              									Wichtigkeit der Production beinahe auf der nämlichen Stufe stehen, sich aber, was
                              									die technischen und ökonomischen Bedingungen anbelangt, wesentlich von einander
                              									unterscheiden. Die Hütten, welche Roh- oder Schmelzstahl erzeugen, beobachten
                              									Verfahrungsarten, welche jenen, die auf dem Continent bei Fabrication des
                              									Schmiedeisens im allgemeinen befolgt werden, ziemlich analog sind. Die Eisenerze,
                              									welche in diesen Hütten verarbeitet werden, müssen mehrere besondere Eigenschaften
                              									besizen, welche im höchsten Grade nur im Spatheisenstein sich vereinigt finden:
                              									deßwegen finden sich die Hauptmittelpunkte der Rohstahlfabrication in der Nähe des
                              									Vorkommens von Spatheisensteinen, und da diese Erze, so wie die verschiedenen
                              									Producte, welche der Darstellung des Rohstahles vorausgehen, ausschließlich nur mit
                              									vegetabilischem Brennstoff verarbeitet werden können, so ist die Stahlproduction in
                              									den Hütten dieser ersten Kathegorie in jeder Gegend immer auch durch die
                              									Brennstoffmenge beschränkt, welche die in der Nachbarschaft befindlichen Forste
                              									liefern. In solcher Lage befinden sich vier Hauptgruppen  von Stahlhütten, welche dem
                              									Handel beiläufig zwei Drittel des auf dem Continente fabricirten Rohstahls liefern.
                              									Die erste Gruppe bilden die zahlreichen, in Steiermark und Kärnthen um die
                              									unerschöpflichen Lager von Eisenerz und Hüttenberg herumliegenden Hütten; die zweite
                              									Gruppe ist die Rheingruppe, am Sieg, an der Mosel, an der Saar u. s. w. in der Nähe
                              									des durch den Namen Stahlberg charakterisirten Lagers
                              									gelegen. Die dritte Gruppe ist jene der Jser, die ihre Erze aus den Lagern von
                              									Alleward und Saint-George d'Heurtières erhält, und die vierte Gruppe endlich
                              									ist die Thüringer Gruppe, deren Hauptlager auch den Namen Stahlberg führt, und deren
                              									Hütten alle in dem an Holz und Wasserkraft reichen Thüringerwald liegen.
                           Die Stahlhütten der zweiten Classe erzeugen Cementstahl, für welchen Schmiedeisen das
                              									Hauptmaterial ist. Die Erzlager, welche zur Umwandlung in Cementstahl geeignetes
                              									Schmiedeisen liefern, sind viel zahlreicher als die Erzlager für Rohstahl; man kann
                              									die Zahl dieser Lager als unbegränzt betrachten. Dessen ungeachtet findet man, wenn
                              									man bis auf den Ursprung des Eisens, welches in den Hauptgruppen der
                              									Cementstahlhütten verarbeitet wird, zurükgeht, daß es noch ein beinahe
                              									ausschließendes Privilegium einer geringen Zahl von Lagern der scandinavischen
                              									Kette, des Urals und der Pyrenäen ist, den Stahlhütten, und nur gewissen
                              									Stahlhütten, das Material zu liefern, welches sie ausschließlich mit Holzkohle
                              									verarbeiten.
                           Da das Cementiren keinen Abgang an Grundmaterial bewirkt, so ist es nicht nöthig, daß
                              									der Cementstahl so wie der Rohstahl in der Nähe der Erzlager erzeugt werde. Das
                              									Schmiedeisen, welches sich vorzugsweise zur Cementstahlfabrication eignet, wird viel
                              									theurer verkauft als die andern Eisensorten. Die Hütten, welche solches Eisen
                              									erzeugen können, suchen daher die Production so weit zu steigern, als es die
                              									Holzmittel der Gegend erlauben und es bleibt im allgemeinen kein Brennmaterial für
                              									die Umwandlung des Eisens in Stahl mehr übrig. Das eigentliche Cementiren erfordert
                              									zwar nur sehr wenig Brennmaterial; sehr beträchtlich ist aber der Brennstoffbedarf
                              									bei den für die Stahlindustrie weit wichtigern und wesentlichen Arbeiten, durch
                              									welche die rohen cementirten Stäbe in Handelsproducte umgewandelt werden. Noch zwei
                              									andere wichtige Umstände erklären das Entferntliegen der Cementstahlhütten von der
                              									Gegend, wo das in Stahl umzuwandelnde Eisen erzeugt wird. Es wird in dieser
                              									Abhandlung dargethan werden, daß die mineralischen Brennstoffe bei gleicher
                              									Heizkraft in der Cementstahlfabrication den vegetabilischen Brennstoffen entschieden
                              									vorgezogen werden müssen. Würden die großen Eisenhämmer des Urals und Schwedens auch
                              									über einen 
                              									unbeschränkten Brennstoffvorrath disponiren können, so würden sie sich in der
                              									Verwandlung ihres eigenen Eisenerzeugnisses in Cementstahl doch nicht in so
                              									günstigen Verhältnissen befinden, wie die auf den Steinkohlenbeken des westlichen
                              									Europa befindlichen Hütten.
                           Die für die Cementstahlfabrication günstigsten Gegenden sind jene, welche durch
                              									wohlfeile Communicationsmittel das Eisen aus Schweden oder Rußland beziehen können,
                              									die reichlich mit mineralischem Brennstoff versehen sind, deren Akerbauverhältnisse
                              									die Ansammlung einer bedeutenden Population von Arbeitern gestatten, die den Stahl
                              									an Ort und Stelle zu den verschiedenen Geräthen, als Sensen, Sicheln, Feilen,
                              									Raspeln, Sägeblättern und andern Schneidewerkzeugen u. s. w. verarbeiten und welche
                              									ihren Producten einen großen Markt eröffnen können.
                           Der Theil von Yorkshire (Sheffield, Attercliffe, Morsborough u. s. w.), in welchem
                              									die meisten Stahlhütten Großbritanniens concentrirt sind, vereinigt alle diese
                              									Bedingungen im höchsten Grade in sich und steht hierin allen Theilen Großbritanniens
                              									voran. Es fabricirt jezt Yorkshire 18mal mehr Stahl als das ganze übrige England
                              									zusammen.
                           Verfahren bei der Cementstahlfabrication in Yorkshire. Der
                              									Cementirofen hat seit anderthalbhundert Jahren in Gestalt und Dimensionen große
                              									Modificationen erlitten; man hat die alten Oefen, in welchen auf einmal wenigstens
                              									5000 Kil. (8930 Wiener Pfd.) Eisen behandelt wurden, nach und nach immer vergrößert
                              									und in der lezteren Zeit hat man Oefen gebaut, welche bis 40,000 Kilogr. (71,440
                              									Pfd.) Eisen aufnehmen können. Es scheinen hiebei aber die in Beziehung auf Oekonomie
                              									und Bequemlichkeit der Arbeit entsprechendsten Gränzen überschritten worden zu seyn.
                              									Viele Oefen nehmen nur 10,000–12,000 Kil. (17,860–21,432 Pfd.) auf,
                              									und am liebsten baut man die Oefen, selbst in Hütten, wo es durchaus nicht an Arbeit
                              									fehlt, für 15,000–20,000 Kilogr. (26,790 bis 35,720 Pfd.). Alle Oefen
                              									bestehen aus zwei gleichen parallelopipedischen Cementirkästen, die durch den
                              									Heiz- oder Feuerraum getrennt sind und beinahe an der ganzen Oberfläche von
                              									den erhizten Gasen umzogen werden, welche nach langsamer Umkreisung der Kästen das
                              									Ofengewölbe durch die am Anfange desselben angebrachten Oeffnungen verlassen.
                           Cementirofen. — Die Fig. 1–8 zeigen die in
                              									Yorkshire gebräuchlichste Einrichtung des Cementirofens, worin auf einmal 17,600
                              									Kilogr. (31,433 Pfd.) cementirt werden, welcher alle Bedingungen zu einer guten
                              									Cementation erfüllt und sich durch sehr  geringen Brennstoffbedarf auszeichnet. Die Kästen sind
                              									entweder aus feuerfesten Ziegeln oder aus sorgfältig zugehauenem quarzreichem
                              									Sandstein gebaut, wozu die Materialien sich in Yorkshire im Ueberfluß finden. Die
                              									verticalen Wände aus Sandstein sind gewöhnlich 0,153 Met. (5⅔ Wien. Zoll)
                              									dik, und jene aus Ziegelsteinen sind aus zwei Reihen auf die schmale Seite
                              									gestellter Ziegeln zusammengesezt und haben in ihrer ganzen Dike nur 4″
                              									3″′. Die horizontale Mauer, welche den Boden der Kästen bildet, ist
                              									gewöhnlich um die Hälfte diker als die verticalen Wände. Bei den Kästen und Ziegeln
                              									ist sie aus drei Lagen auf die breite Fläche gelegter Ziegeln gebildet und die
                              									Bindung ist durch eine dünne Schichte feuerfesten Thons hergestellt.
                           Indem ich die Cementirkästen von Oefen sehr verschiedener Dimensionen verglich,
                              									zeigte sich, daß sich diese Dimensionen nach einem einfachen Gesez aus der bei jeder
                              									Operation verarbeiteten Eisenmenge ergeben. Ferner habe ich constatirt, daß
                              									erfahrene und gewandte Arbeiter, ohne den Erfolg der Operation aufs Spiel zu sezen,
                              									das Volumen des in jeden Kasten eingetragenen Eisens bis auf 36/100 des ganzen
                              									Kastenvolums treiben können. Die längste Dimension des inneren leeren Raumes der
                              									Kästen (ich will sie die Länge heißen) ist immer horizontal und ihr Kubus ändert
                              									sich in gleichem Verhältniß mit dem Gewichte der Beschikung (des Einsazes) oder mit
                              									dem Volum des Kastens, so daß die für 10,000 Kilogr. (17,860 Pfd.) Beschikung
                              									gewöhnliche Länge von 2,8 Met. (8,84 Wien. Fuß) für eine Beschikung von 17,600
                              									Kilogr. (31,433 Pfd.) auf 3,353 Met. (10,59 Fuß) steigt. Man entfernt sich zwar
                              									manchmal etwas von dem Geseze, und das geschieht in dem Falle, wo die zu
                              									cementirenden Stangen eine bestimmte Länge haben sollen. Die Dike des Kastens (so
                              									heiße ich die geringste Dimension des innern Kastenraumes) ist bald vertical, bald
                              									horizontal, varirt aber unter allen Dimensionen am wenigsten; sie bleibt gewöhnlich
                              									zwischen 0,70 und 0,90 Met. (26″ 3″′ und 33″
                              									8″′). Bei Oefen, wo die Beschikung 24,000 Kilogr. (42,864 Pfd.) nicht
                              									überschreitet, ändert sich diese Dimension noch etwas, wie die Kubikwurzel aus der
                              									Beschikung, und über diese Gränze hinaus wächst sie in einem etwas geringern
                              									Verhältniß. Ueberhaupt hat auch die vorerwähnte Vergleichung einer großen Zahl von
                              									Cementiröfen zu folgenden empirischen Formeln geführt, nach welchen man sehr
                              									annäherungsweise die Dimensionen der Cementirkästen für Oefen bestimmen kann, in
                              									welchen die Beschikung zwischen 10,000 und 24,000 Kilogr. wechselt. In diesen
                              									Formeln bedeutet P die ganze Beschikung in Kilogrammen
                              									und v, l, e, stellen das innere Volum, die Länge und
                              									Dike der Kästen vor: v =  0,000178 Kubikmet. × P; l = 0,13 Met. ×
                              									 P; e = 0,032
                              									Met. ×  P1 Meter betraͤgt 3,16 Wien. Fuß..
                           Für den dargestellten Ofen ist: v = 3,138 Kubikmeter; l = 3,41 Meter; e = 0,86
                              									Meter, und bei einem Ofen für 10,000 Kilogr. Beschikung ist v = 1,764 Kubikmet.; l = 2,80 Met.; e = 0,70 Meter.
                           Cementirkästen.— Auf die sechs rechtekigen
                              									Außenflächen jedes Kastens wirken, mit Ausnahme der Stüzungspunkte, die vorzüglich
                              									an der untern Fläche unerläßlich sind, die Flammen ein. Diese leztere Fläche ruht
                              									auf massiv gemauerten, im Durchschnitt vierekigen Pfeilern, welche zwischen sich
                              									leere, auf der Länge der Kästen perpendiculäre Räume der nämlichen Gestalt
                              									lassen.
                           In dem dargestellten Ofen, dessen Cementirkästen aus quarzreichem Sandstein gebaut
                              									sind, haben die massiven Pfeiler oder Stüzen und die Canäle zwischen denselben 0,229
                              									Meter (8,6 Zoll) Seite. Die verticalen Wände der Kästen sind durch sechs kleine
                              									Zwischenwände gestüzt, Fig. 1, welche 0,114 Met.
                              									(4,3 Zoll) dik und zwischen den Kästenwänden und der äußern Ofenmauer nach der
                              									ganzen Höhe der Kästen emporgeführt sind. Sieben andere Scheidewände Fig. 1, 2 und 3 sind zwischen den zwei
                              									Kästen über dem Heizraume angebracht, und manchmal geht die mittlere Scheidewand,
                              									welche diker ist als die andern, bis unter das Niveau des Rostes hinab und theilt
                              									den Heizraum in zwei Abtheilungen. Bei den aus Baksteinen gebauten Oefen haben die
                              									massiven Pfeiler oder Stüzen und die Canäle unterhalb den Kästen gewöhnlich 0,114
                              									Meter (4,2 Zoll) Breite oder die mittlere Ziegeldimension. Die Stüzungen oder
                              									Streben sind aus zusammengefügten, mit der schmalen Seite in die äußere Ofenmauer
                              									eingesezten Ziegeln gebildet; sie sind rautenförmig angeordnet und in der nämlichen
                              									Horizontallinie durch zwei Ziegellängen abgesondert.
                           Heizraum. — Die zwei Cementirkästen stehen in dem
                              									nämlichen Niveau und symmetrisch gegen den sie trennenden Heizraum, der immer eben
                              									so lang ist wie die Kästen. Die Breite c dieses
                              									Heizraums oder der Zwischenräume zwischen zwei Kästen varirt mit dem Gewicht der
                              									Beschikung (des Einsazes) nahe nach der Formel c =
                              									0,0176 Met. ×  P, die aber nur in den
                              									Fällen genaue Resultate gibt, wo der Einsaz zwischen 13,000 und 24,000 Kilogr.
                              									(23,218–42,864 Pfd.) beträgt. Für Oefen von größeren Dimensionen  ist der Coefficient kleiner und
                              									für kleinere Oefen wächst er. Für den dargestellten Ofen gibt die Formel und die
                              									Beobachtung für den Heizraum die Breite von 0,458 Met. (17,2 Zoll). Die fünf
                              									Schmiedeisenstangen haben bei 0,033 Met. (14½ Linien) im Gevierte; sie werden
                              									von fünf gußeisernen Querstangen oberhalb des Aschenfalls getragen, der dieselbe
                              									Breite wie der Heizraum hat und etwa 0,73 Met. (27,5 Zoll) lang ist. Die obere
                              									Fläche der Stangen liegt 0,381 Met. (13,3 Zoll) tiefer als der Untertheil der unter
                              									den Kästen angebrachten Canäle. An den zwei entgegengesezten Ofenwänden sind nach
                              									der Achse des Heizraumes zwei 0,458 Met. (17,2 Zoll) breite und 0,305 Met. (11,4
                              									Zoll) hohe Oeffnungen angebracht, deren Schwelle 0,305 Met. (11,4 Zoll) über den
                              									Roststangen liegt. Diese Oeffnungen dienen zum Aufgeben der Steinkohlen auf den Rost
                              									und sind während der Arbeit durch gußeiserne Thüren verschlossen.
                           Die Umhüllung (äußere Ofenmauer), welche die Kästen und den Heizraum einschließt, ist
                              									aus vier verticalen Mauern gebildet, welche von zwei gedrükten und in einem
                              									Klosterbogen vereinigten Gewölben bedekt sind. Die Gestalt und Dimensionen dieser
                              									Umhüllung hängen innig mit den Dimensionen der Kästen und des Herdes zusammen. Die
                              									verticalen Wände stehen von den äußern Flächen der Kästen 6 Zoll ab und die Gewölbe
                              									nehmen genau im Niveau der obern Fläche der Kästen ihren Anfang; ihre Höhe wechselt
                              									von 0,86–1,01 Meter (2 Fuß 8 Zoll bis 3,19 Fuß). Bei dem abgebildeten Ofen
                              									beträgt sie 0,91 Met. (2 Fuß 10 Zoll). Diese Höhe ist nöthig, damit die Arbeiter,
                              									wenn sie die Kästen beschiken oder den Stahl herausnehmen, im Ofen bequem
                              									manipuliren können. Der innere leere Raum des Ofens ist demnach rechtekig und mißt
                              									an der dem Heizraume parallelen Seite 4,01 Met. (12,77 Fuß) und an der gegen den
                              									Heizraum senkrechten Seite 3,5 Met. (11 Fuß). Am Anfange der Gewölbe sind immer
                              									sechs Oeffnungen angebracht und zwar zu drei auf den zwei entgegengesezten Seiten
                              									des Ofens Fig.
                                 										3. Durch die zwei größten, in der Achse des Ofens und über den
                              									Eintragthüren angebrachten, begeben sich die Arbeiter in den Ofen, und die vier
                              									kleineren, welche symmetrisch vor den kleinen Außenseiten der Kästen angebracht
                              									sind, dienen zum Eintragen der Eisen- und zum Herausnehmen der Stahlstangen.
                              									Alle diese Oeffnungen sind während des Cementirprocesses durch Wände aus Ziegeln und
                              									Lehm hermetisch verschlossen. Zwei noch kleinere vierekige Oeffnungen Fig. 5 von
                              									wenigstens 0,114 Meter (4,3 Zoll) Seite sind an beiden Seiten des Ofens etwa in der
                              									Mitte der Höhe der Cementirkästen angebracht; sie sind die Enden (Ausmündungen)
                              									kleiner Canäle,  durch
                              									welche der Arbeiter während des Ganges der Operation zu verschiedenen auf einander
                              									folgenden Zeitpunkten aus den Cementirkästen Probestäbe ziehen kann, die gleich beim
                              									Beschiken der Kästen eigens zu diesem Ende mit eingesezt wurden. Nach diesen Stäben
                              									beurtheilt man das Fortschreiten des Cementirens und erkennt den Moment, wo dasselbe
                              									beendigt ist. Nachdem die Flamme die Cementirkästen umzogen hat, tritt sie aus dem
                              									Heizraum durch acht Oeffnungen Fig. 1, 2 und 3 aus, wovon jede der vier
                              									verticalen Wände dieses Heizraumes zwei enthält. Diese Oeffnungen, welche die Flamme
                              									gleichmäßig vertheilen, sind in gleichem Niveau mit der oberen Fläche der Kästen, am
                              									Anfange des Gewölbes angebracht, sind vierekig von 0,153 Meter (5⅔ Zoll)
                              									Seite und stehen durch Canäle von dem nämlichen Durchschnitt mit sechs verticalen
                              									vierekigen Schornsteinen (von 0,204 Meter oder 7½ Zoll) Seite in Verbindung,
                              									die sich bis auf einige Zolle unter dem Niveau des Gewölbes erheben.
                           Ein großer Thurm, Fig. 1, 2, 3 und 4, auf festem Fundamente stehend, und aus gewöhnlichen Ziegeln gebaut,
                              									führt die aus den kleinen Schornsteinen hervorkommenden Gase in die äußere Luft. Er
                              									hat eine beinahe conische Gestalt und sein horizontaler Durchschnitt ist kreisrund.
                              									Seine Hauptdimensionen, die in jeder Hütte anders sind, waren bei dem dargestellten
                              									Ofen folgende: äußerer Durchmesser am Boden 8,08 Meter (25,83 Fuß); Mauerdike am
                              									Boden 0,53 Meter (19¾ Zoll); innerer Durchmesser der oberen cylindrischen
                              									Ausmündung 0,52 Meter (19,5 Zoll); Mauerdike daselbst 0,11 Meter (4,1 Zoll);
                              									Erhöhung des conischen Theiles über den Aschenfall 11,05 Meter (34,91 Fuß); Höhe des
                              									cylindrischen Theils 1,22 Meter (3,85 Fuß); Höhe des ganzen Thurmes 12,27 Meter
                              									(38,76 Fuß).
                           Der Durchmesser des Thurmes unten am Boden ist immer durch die Bedingung bestimmt,
                              									daß der Thurm den Ofen und dessen Schornsteine einschließen muß. Der Raum zwischen
                              									dem Ofen und dem Thurm ist bis zur Höhe, wo das Gewölbe anfängt, mit gewöhnlichem
                              									Mauerwerk ausgefüllt, Fig. 1, 2 und 3. An entgegengesezten
                              									Seiten führen nach der Richtung der Achse des Heizraumes durch den Thurm zwei 1,83
                              									Meter (5,78 Fuß) breite Gänge, Fig. 1, 2 und 4, die unten im Niveau des
                              									Aschenfalls ihren Anfang nehmen und 1,52 Meter (4,8 Fuß) über den Boden hinaus sich
                              									erheben; ihre ganze Höhe beträgt 3,43 Meter (10,77 Fuß).
                           Die Cementiröfen stehen theils isolirt, theils sind ihrer 2 bis 5 in einer einzigen
                              									Hütte vereinigt. Gewöhnlich enthält eine Hütte  zwei Oefen, und die dargestellte gehört unter jenen, die
                              									ich gesehen habe, zu den am besten eingerichteten.
                           Die zwei Oefen sind in einer und der nämlichen rechtekigen 32,62 Meter (73,07 Fuß)
                              									langen und 10,52 Meter (33,24 Fuß) breiten Halle Fig. 6, 7 und 8 vereinigt. Vor den
                              									Heizthüren und nach der Richtung der großen Achse der Halle sind Gräben angebracht,
                              									welche die nämliche Breite haben, wie die durch den Thurm zum Ofen führenden Gänge,
                              									und sich in das Atelier hinein 1,22 Meter (3,85 Fuß) über die Grundmauer dieses
                              									lezteren hinaus erstreken. Man läßt zwischen den Mauern der Halle, zwischen den
                              									Grundmauern des Thurmes und den Gräben, Durchgänge von 3,85 Fuß.
                           Die Halle oder Hütte ist innerlich so hoch, daß die Arbeiter leicht manipuliren und
                              									die zur Umwandlung in Stahl bestimmten Eisenstangen aufrecht an die Wand stellen
                              									können. Ein großes Thor gestattet den Wägen in die Mitte der Halle zu fahren, um das
                              									sonst nöthige Uebertragen der Stangen, von den Wägen in die Halle hinein und aus der
                              									Halle zu den Wägen hinaus, zu ersparen. Man muß deßwegen zwischen den Oefen einen
                              									beträchtlichen Raum belassen, der übrigens auch noch nöthig ist, um die
                              									Eisen- und Stahlstangen zu wägen, die Eisenstangen zu gehöriger Länge
                              									zuhauen, die für jede Post erforderliche Quantität Steinkohlen deponiren und endlich
                              									um alle beim Cementirproceß selbst nöthigen Manipulationen bequem ausführen zu
                              									können.
                           In der Umgebung von Liverpool und Bristol fand ich nach einem ganz andern Principe
                              									construirte Cementiröfen. Die Cementirkästen, der Heizraum, die Canäle und die
                              									äußere Ofenmauer sind genau wie bei den Oefen in Yorkshire angeordnet; der
                              									Unterschied liegt vorzüglich darin, daß das die äußere Ofenmauer bedekende Gewölbe
                              									beweglich ist und daß der Luftzug durch eine Esse erzeugt wird. Das Gewölbe bildet
                              									immer einen Klosterbogen, ist aber viel gedrükter wie bei den Oefen, von denen
                              									vorher die Rede war; dessen Höhe varirt kaum zwischen 0,40 und 055 Meter (15 und 20
                              									Zoll). Die Baksteine, aus welchen dieses Gewölbe gebildet ist, ruhen auf einem
                              									vierekigen gußeisernen Rahmen, der selbst wieder von vier kleinen Rädern getragen
                              									wird, die nach Bedarf auf parallelen Eisenschienen hinbewegt werden können, so daß
                              									man um die Kästen zu entleeren, das Gewölbe leicht zur Seite schieben kann. Bevor im
                              									Ofen Feuer gegeben wird, bringt man das Gewölbe wieder über denselben und lutirt den
                              									Raum zwischen dem fixen und beweglichen Theil mit Lehm.
                           Die Esse hat immer ihr eigenes, von jenem der Oefen unabhängiges  Fundament und die Oefen,
                              									gewöhnlich zwei an der Zahl, sind symmetrisch zu beiden Seiten dieser Esse
                              									angeordnet. Die durch die Verbrennung erzeugten Gase treten durch eine im Centrum
                              									des Obertheils des beweglichen Gewölbes angebrachte Oeffnung aus und gelangen durch
                              									einen horizontalen fixen Fuchs (Canal), der oberhalb des Ofens an eisernen, am
                              									Dachstuhl der Hütte befestigten Stangen hängt, in die Esse. Bei dieser Einrichtung
                              									suchen die Verbrennungsgase unmittelbar aus dem Herd in den Fuchs zu treten, ohne
                              									die Kästen zu umziehen und am Umfange zu erhizen. Dem wird dadurch begegnet, daß der
                              									Zwischenraum zwischen den Kästen über dem Heizraume durch eine horizontale, im
                              									Niveau des obern Randes der Kästen angebrachte Scheidewand abgesperrt ist, so daß
                              									die Flamme gezwungen ist, in dem 0,153 Meter (5⅔ Zoll) breiten Raum zwischen
                              									den Kästen und der äußeren Ofenmauer zu circuliren; ferner verzögert man den
                              									Austritt der Flamme auch durch Verminderung der Weite der im Niveau des obern Randes
                              									der Kästen befindlichen Canäle um etwa 0,038 Meter (1½ Zoll). Die Esse
                              									erzeugt im Ofen immer, ausgenommen beim Anheizen, einen überschüssigen Zug: man
                              									regulirt den Zug nicht, wie bei den Oefen in Yorkshire, durch Einwirkung auf den
                              									Rost, sondern durch Aufmachen einer Oeffnung am horizontalen Fuchs, welche einer um
                              									so größern Menge Luft den Eintritt gestattet, je mehr man den Vortheil der
                              									Lebhaftigkeit des Verbrennens beschränken will.
                           Diese Bauart scheint mir in mehrfacher Beziehung vortheilhaft: sie gestattet ein
                              									leichtes Beschiken und Entleeren der Kästen und eine leichte Führung des Feuers;
                              									obgleich sie viel Guß- und Schmiedeisen zu Armirungs- und
                              									Befestigungstheilen fordert, was beim andern System nicht nöthig ist, so kommt die
                              									erste Anlage doch nicht so beträchtlich theurer, wie es den Anschein hat. Der
                              									Brennstoffbedarf ist etwas geringer, vorausgesezt daß die Arbeiter bei Regulirung
                              									des Feuers und beim Aufgeben des Brennstoffes auf den Rost die gehörige
                              									Aufmerksamkeit verwenden. Ich halte überhaupt dafür, daß man überall einem solchen
                              									Ofen den Vorzug vor den Oefen in Yorkshire geben müsse, wo die Handarbeit wohlfeil
                              									und wo nur mit kleinen Eiseneinsäzen gearbeitet wird. In einer Cementstahlhütte
                              									müssen überdieß noch vorhanden seyn: ein Amboß, Kaltmeißel und Hämmer, um die
                              									Eisenstangen zuhauen zu können; Waagen zum Wägen des Eisens und Stahles;
                              									Schiebkarren zum Zuführen der Kohlen aus dem Hof zum Ofen; Schaufeln, Schürstangen,
                              									gerade und krumme, zur Versorgung und Reinigung des Rostes.
                           Hauptmaterialien und Brennstoff. — Von der guten
                              									Wahl dieser Materialien hängt vorzüglich der gute Erfolg bei der  Cementstahlfabrication ab. Auch
                              									die vervollkommnetste Manipulation könnte das nicht ersezen, was dem Eisen an
                              									Qualität abginge.
                           In dieser Beziehung dienen den Arbeitern unzählige, seit 200 Jahren gesammelte
                              									Erfahrungen zur Richtschnur, und man kennt seit langer Zeit genau die Qualitäten der
                              									verschiedenen in Yorkshire angewendeten Eisensorten. Dennoch gelang es bis auf den
                              									heutigen Tag nicht, diese Kenntnisse, welche den Arbeitern täglich bei Ausübung
                              									ihrer Kunst wohl zu statten kommen, und welche allein die Grundlage zu einer
                              									vollständigen Theorie der Stahlfabrication bilden können, in das Gebiet der
                              									Wissenschaft einzureihen. Unter den Hindernissen, welche die Gelehrten bei ihren
                              									Studien dieser Art zu überwinden haben, gehört vorzüglich der Umstand, daß die
                              									Künstler und Arbeiter aller Arten im allgemeinen so schwer zur Mittheilung ihrer
                              									Erfahrungen zu bewegen sind, und daß es namentlich bei den Industriellen in
                              									Yorkshire zum System geworden, keine solchen Mittheilungen zu machen. Diejenigen,
                              									welche den commerciellen Theil der Stahlfabrication dirigiren, sind zwar liberaler;
                              									ihnen fehlt aber wieder die technische Richtung des einfachen Arbeiters, welche, um
                              									Aufschluß über die Operationen geben zu können, unentbehrlich ist. Ferner ist es für
                              									den Gelehrten sehr schwer, sich in die Sprache der Arbeiter zu finden, z. B. in
                              									manchen Fällen herauszubringen, was der Arbeiter mit dem Ausdruk gesundes, starkes,
                              									hartes Eisen u. s. w. für Qualitäten bezeichnen will. Und was diese leztere
                              									Schwierigkeit noch sehr erhöht, ist der Umstand, daß die nämlichen Ausdrüke bei
                              									zwei, bei verschiedenen Zweigen der Stahlfabrication beschäftigten Arbeiten nicht
                              									immer die gleiche Bedeutung haben. Endlich muß man sich, um zu Resultaten zu
                              									gelangen die Zutrauen verdienen, gegen die ungenauen Beobachtungen der Arbeiter und
                              									gegen die gewöhnlich übertriebene Schäzung der Wichtigkeit gewisser Eigenschaften
                              									der Materialien gehörig zu schüzen wissen.
                           Uebrigens sind die Fragen, die Wahl des zu verarbeitenden Eisens betreffend, so
                              									äußerst zusammengesezt, daß ihre ausführliche Lösung ein Buch füllen würde; ich kann
                              									mich daher hier nur auf die Mittheilung der Hauptthatsachen beschränken, welche
                              									durch lange fortgeführte Untersuchungen und in Folge verschiedener günstiger
                              									Umstände bereits constatirt sind.
                           Eigenschaften des Eisens. — Alles Eisen des
                              									Nordens, welches von den Stahlfabrikanten gesucht wird, zeichnet sich durch eine
                              									körnige (grenue), dichte Structur und durch eine
                              									glänzende bläulich grüne Farbe, die etwas an jene des Zinkes erinnert, aus. Ziemlich
                              									oft findet man im Querdurchschnitt einer Stange diesen Typus in allen Uebergängen
                              									vor einer deutlich ausgesprochenen blättrigen (lamellaire) 
                              									und seltener vor einer faserigen (fibreuse) Structur
                              									vorherrschend. Im lezteren Fall ist der Bruch der in der Kälte angehauenen Stangen
                              									kein nahe ebener, sondern sie reißen in Fibern auseinander, die aus einer Menge
                              									neben einander liegenden Blätter zusammengesezt erscheinen. Diese Blätter sind an
                              									der Oberfläche matt weiß, etwas silberartig, und ihr in Folge des in der Kälte
                              									bewirkten Zerbrechens verdrehter Schnitt zeigt einen seidenartigen Reflex nach Art
                              									desjenigen, welchen unter gleichen Umständen raffinirtes Kupfer zeigt. Es ist sehr
                              									schwer, die Stangen kalt zu zerbrechen, selbst dann, wenn sie mit dem Stahlmeißel
                              									stark angehauen sind. Die wesentliche Eigenthümlichkeit dieser Eisengattung ist, daß
                              									sie bei gehöriger Behandlung ein Product gibt, das im höchsten Grade die guten
                              									Eigenschaften des Stahles besizt, d. h. durch Härten eine sehr große Härte und durch
                              									Poliren einen sehr lebhaften Glanz erhält, sich leicht schweißen läßt, einen hohen
                              									Grad von Elasticität besizt und oft ins Feuer gebracht werden kann, ohne daß sie
                              									wieder zu gewöhnlichem Schmiedeisen wird. Alle diese Eigenschaften scheinen im
                              									innigen Zusammenhang mit der Beschaffenheit der Erze zu stehen, von welchen das
                              									Eisen herkömmt: denn als ich dem Ursprung der Eisengattungen, die ich als vorzüglich
                              									gesucht bezeichnete, nachforschte, zeigte es sich, daß sie alle von einer sehr
                              									beschränkten Zahl von Magneteisensteinlagern herkommen. Die Güte und Qualität des
                              									aus dem Eisen erzielbaren Fabrikates bestimmt dessen Rang und zum Theil dessen
                              									commerciellen Werth. Man begreift, daß dieß so seyn müsse, weil die
                              									Fabricationskosten bei jeder Beschaffenheit des Eisens die nämlichen bleiben, und
                              									der Verkaufspreis der Fabricate mit der Vorzüglichkeit des sie liefernden Materials
                              									wächst. Eine zweite sehr wichtige Eigenthümlichkeit des Eisens ist Continuität aller
                              									Elemente der Masse. Mängel in dieser Beziehung äußern sich während der
                              									aufeinanderfolgenden Operationen der Stahlbereitung mehr oder weniger schnell, je
                              									nach der Qualität des Eisens und der Beschaffenheit der besagten Operationen. Das
                              									allgemeinste und entscheidenste Anzeichen liefert das Aussehen der rohen Stangen,
                              									nachdem sie der Cementation unterworfen wurden. Diese Stangen müssen ihre
                              									ursprüngliche Form behalten; ihre Oberfläche kann mit einer großen Zahl kleiner
                              									Bukeln bedekt seyn, welche von einem Gase erzeugt zu werden scheinen, welches in der
                              									Eisenmasse frei wird, sobald diese im Ofen einen gewissen Grad von Weichheit
                              									angenommen hat; es ist aber wesentlich, daß diese Art von Blattern oder Blasen sehr
                              									klein (kleiner als 1 Centimeter oder 4,5 Linien) und daß sie beinahe gleichmäßig
                              									über der ganzen Oberfläche der Stangen vertheilt sind. Große Blasen und vorzüglich
                              									große, auf der Stange unregelmäßig  zerstreute Spalten und Sprünge sind eines der sichersten
                              									Anzeichen von Mangel an Continuität. Die Fabrikanten pflegen diese Mangelhaftigkeit
                              									mit der Redensart, das Eisen hat keine Körper oder ist nicht gesund u. s. w., zu
                              									bezeichnen.
                           Diese Eigenthümlichkeit ist nicht etwa unabhängig von der Beschaffenheit der
                              									Eisenerze: denn sie entwikelt sich bei aus verschiedenen Erzen dargestelltem Eisen,
                              									wenn dieses auch auf ganz gleiche Art behandelt wird, in verschiedenem Grade. Es ist
                              									jedoch leicht zu erweisen, daß auch die geringsten Nüancirungen und Modificationen
                              									in der metallurgischen Behandlung derselben Erze zur Hervorrufung deutlich
                              									ausgesprochener Verschiedenheiten in der Qualität des Eisens hinreichen. Die
                              									außerordentliche Verschiedenheit des Preises, die zwischen den besten Fabrikzeichen
                              									(Fabriksftempeln) Schwedens, Norwegens und Rußlands herrscht, scheint vorzüglich von
                              									der erwähnten Eigenschaft der Continuität abzuhängen, und wenn man mit
                              									Aufmerksamkeit die Manipulationen verfolgt, die in den verschiedenen Werkstätten mit
                              									dem rohen Cementstahl vorgenommen werden, so begreift man augenbliklich, warum die
                              									Fabrikanten auf die besagte Eigenschaft einen so hohen Werth legen. Die Erfahrung
                              									lehrt, daß die Wände großer während des Cementirens entstandener Risse nur mit
                              									großer Schwierigkeit durch fleißiges Gerben des Rohstahls vor seiner Verarbeitung
                              									wieder vereinigt werden können. Sehr oft bleiben an den Stellen, wo die Risse
                              									vorhanden waren, Unterbrechungen der Continuität, welche sich gewöhnlich durch graue
                              									oder schwarze Fleke ankündigen. Diese Fleke, welche an der Oberfläche gegerbter
                              									Stangen, selbst an roh bearbeiteten Objecten (Schneidewerkzeugen, Feilen u. s. w.)
                              									nicht sichtbar sind, kommen doch bei der lezten feineren Bearbeitung (Poliren u. s.
                              									w.) zum Vorschein, so daß man erst dann die Objecte als zum Ausschuß gehörig
                              									erkennt, nachdem die ganze Arbeit umsonst an ihnen verschwendet worden.
                           Es gibt gewisse Eisensorten, welche im höchsten Grade die Neigung, zu Stahl zu
                              									werden, besizen, und einen so brüchigen mit fehlerhaften Stellen versehenen Stahl
                              									geben, daß wenigstens ⅓ der daraus verfertigten Objecte unter den Ausschuß
                              									kommen muß. Die englischen Eisensorten, die man jezt in Yorkshire anwendet,
                              									empfehlen sich gewöhnlich durch ihre vollkommene Continuität, und aus diesem Grunde
                              									werden sie von den Stahlhütten zu gewissen Zweken gesucht, obgleich sie in Betreff
                              									der Neigung zu verstählen den gemeinsten schwedischen und russischen Eisenzeichen
                              									nachstehen.
                           Unter den übrigen Eigenschaften, welche die Fabrikanten von dem zu Stahl bestimmten
                              									Eisen verlangen, will ich noch die Einförmigkeit in der Textur herausheben. Die
                              									Stahlfabrikanten haben 
                              									mir oft Stangen als gleich gut zur Stahlerzeugung bezeichnet, wovon einige eine
                              									halbblättrige, andere eine körnige und wieder andere eine dichtkörnige Structur mit
                              									Uebergang ins Faserige und Sehnige zeigten; es ist aber immer vortheilhaft, wenn die
                              									Structur in der ganzen Ausdehnung der Stange die nämliche ist. Im entgegengesezten
                              									Fall erfahren die verschiedenen Partien der Stange während des Cementirens einen
                              									verschiedenen Grad der Verstahlung, was nachher, um Stahl von einem bestimmten Grad
                              									der Homogeneität zu erhalten, ein desto längeres Gerben nöthig macht, und somit die
                              									Erzeugungskosten beträchtlich vermehrt.
                           Gestalt und Dimensionen der Eisenstangen. — Die zu
                              									Stahl bestimmten Eisenstangen haben, mit Ausnahme einzelner Fälle, immer eine platte
                              									Form, welche bei gleich großem Querschnitt der Stange sich der Cementation viel
                              									besser fügt, als die quadratische oder runde. Die Stangen müssen stets eine ziemlich
                              									beträchtliche Dike haben, damit die Kästen möglichst viel Eisen fassen; nur in
                              									einzelnen Fällen weicht man von dieser Regel ab. Der Durchschnitt der Stangen
                              									beträgt selten weniger als 6 Quadratcentimeter (2½ Quadratzoll) und steigt
                              									oft bis auf 20 Quadratcentimeter (7½ Quadratzoll). Die Dike wechselt
                              									gewöhnlich zwischen 0,008 und 0,020 Meter (3,6 und 9 Linien) und die größte
                              									Dimension varirt zwischen 0,06 Meter (2¼ Zoll) und 0,140 Meter (5¼
                              									Zoll).
                           Cementirpulver. — Mehrere Fabrikanten haben mich
                              									versichert, daß die in den verschiedenen, über Stahlfabrication handelnden
                              									Schriften, selbst in englischen Technologien, angegebenen Cementirpulver nie
                              									allgemeine Anwendung fanden. Das einzige Reagens, das ich mit dem Eisen in die
                              									Cementirkästen einsezen sah, ist Holzkohle, theils in Pulverform und theils als
                              									kleine Stüke, deren Volum selten 2 Kubikcentimeter (9 Kubiklinien) übersteigt. Diese
                              									Kohle wird aus den Aesten und Abfällen des in einem Umkreis von 35 Kilometer (etwa
                              									½ deutsche Meile) um Sheffield geschlagenen Bauholzes, vorzüglich Eichenholz
                              									bereitet. Die Kohle kömmt schon sehr verkleinert in den Hütten an und wiegt in
                              									diesem Zustande 325 Kilogramme (?) (580 Pfd.) per
                              									Kubikmeter (31,5 Kubikfuß); 100 Kilogramme (178½ Pfd.) kosten im Mittel 5,40
                              									Frcs. Man hat oft, aber immer ohne guten Erfolg, versucht, die von einer
                              									vorhergehenden Operation übrig gebliebene Kohle nach vorgenommenem Ausglühen als
                              									Cementirpulver anzuwenden. Gewöhnlich vermengt man mit neuer frischer Kohle ¼
                              									alter wieder ausgeglühter, und vermindert so etwas die Kosten, ohne die Kraft des
                              									Cementirpulvers merklich zu verschlechtern.
                           Brennstoff zum Heizen der Oefen. — In Yorkshire  wird nur allein
                              									Steinkohle angewendet, sowohl beim Cementiren, als bei den übrigen Zweigen der
                              									Stahlarbeit. Man gibt den gasreichen Kohlen, die im Feuer, ohne zu schmelzen,
                              									zusammenbaken, den Vorzug und wendet ein Gemenge des Kohlenkleins und der Fragmente
                              									an, die nach dem Aussuchen und Ausscheiden der großen Stüke zurükbleiben, wovon 100
                              									Kilogr. 1–1,12 Frcs. kosten. Man könnte auch Kohlenklein schlechterer
                              									Qualität, welches, in die Hütte gestellt, kaum 0,50 Frcs kosten würde, anwenden, man
                              									würde hiedurch aber, ohne Vortheil, die Leitung des Processes nur verwikelter machen
                              									und die beim Ankauf des Brennstoffes erzielte Ersparung würde durch die größere
                              									Dauer des Processes und die Unregelmäßigkeit des Feuers aufgewogen werden. Eine
                              									Kohlensorte, die mir als zum Heizen der Cementiröfen recht anwendbar bezeichnet
                              									wurde, gab bei der Analyse in 1,000 Theilen 0,369 gasförmige Stoffe, 0,567
                              									Kohlenstoff und 0,064 etwas eisenhaltige Asche.
                           Personal einer Cementstahl-Hütte. Die Führung eines
                              									Cementirofens fordert zwei Leute, deren Arbeit in der Vorbereitung der Eisenstangen,
                              									im Beschiken und Entleeren der Cementirkästen, und in der Leitung des Feuers während
                              									der ganzen Operation besteht. Die Führung eines einzigen Ofens füllt die Zeit zweier
                              									Arbeiter nicht aus; gewöhnlich können drei Arbeiter zwei Oefen in vollstem Gange
                              									erhalten.
                           Beschikung des Ofens. Zuerst hauen die Arbeiter die zu
                              									cementirenden Eisenstangen zu entsprechender Länge zu, indem sie dieselben 0,051
                              									Met. (nahe 2 Zoll) kürzer machen als die Kästen lang sind. Ohne diese Vorsicht
                              									würden die Stangen, die sich in der Hize stärker ausdehnen als die steinernen
                              									Kästen, diese lezteren sicherlich zerreißen. Wenn ein Ofen nach gehöriger Abkühlung
                              									und etwaiger Vornahme nöthig gewordener Reparatur frisch beschikt werden soll, so
                              									begibt sich ein Arbeiter in denselben hinein, während ein anderer außerhalb das
                              									Eisen und das Cementirpulver zulangt. Es wird dann auf den Boden des Cementirkastens
                              									eine 0,08 Met. (3 Zoll) dike Schichte des Cementirpulvers und auf diese werden
                              									hernach auf zwei verschiedene Arten abwechselnde Lagen von Eisenstäben und
                              									Cementirpulver eingetragen. Entweder man legt die Stangen horizontal und auf die
                              									breiteren Flächen neben einander und trennt sie durch 0,08 bis 0,015 Met.
                              									(4–7 Linien) dike Kohlenschichten, oder man legt die Stangen horizontal auf
                              									die schmäleren Flächen und trennt sie dann nur durch einige Millimeter (1–2
                              									Linien) dike Cementirpulver-Schichten. Jede horizontale Eisenstangenlage wird
                              									von der nächsten durch eine etwa 0,01 Met. (4½ Linien) dike
                              									Cementirpulver-Schichte getrennt. Die Stangenstüke werden sorgfältig mit den
                              									Enden an einander 
                              									gelegt und es wird bei der Einschichtung der Stangen und des Cementirpulvers darauf
                              									gesehen, daß der von dem Eisen eingenommene Raum möglichst groß sey.
                           Wenn man bis zur Höhe der vier vorn erwähnten Seitenöffnungen gekommen ist, so legt
                              									man daselbst Stangenstüke in der Art ein, daß man sie leicht herausziehen und nach
                              									denselben den Fortschritt des Cementirprocesses beurtheilen kann. Den Schluß des
                              									Einsazes bildet immer eine 0,08 Met. (3 Zoll) dike Lage des Cementirpulvers, welche
                              									bis einige Centimeter (1–1½ Zoll) unter den obern Rand der
                              									Cementirkästen reicht, und die Kästen werden nachher durch ein eben so einfaches als
                              									wirksames Mittel hermetisch geschlossen. Ueber der lezten Kohlenlage applicirt man
                              									nämlich eine 0,02 Met. (0,7 Zoll) dike Lage eines Mörtels, der aus der pulverigen
                              									Masse, die sich unter den Schleifsteinen absezt, worauf die stählernen
                              									Schneidwerkzeuge und andere Stahlartikel geschliffen und polirt werden, besteht.
                              									Diese Masse, welche die Werkstätten Yorkshire's in Ueberfluß liefern, besteht im
                              									Wesentlichen aus Quarzpulver, gemengt mit an der Oberfläche oxydirten
                              									Stahltheilchen; sie erweicht sich durch Wirkung der Wärme, ohne jemals flüssig zu
                              									werden.
                           Sind die Kästen so versorgt, so werden die zur Circulation der Flamme dienenden
                              									Canäle gereinigt, es werden die zwei Thüren und die vier Eintragöffnungen mit
                              									Ziegeln und Lehm verschlossen, ferner die Enden der zu den Probestangen führenden
                              									Canäle zuerst mit Cementirpulver und nachher mit Lehm angefüllt, hierauf werden die
                              									fünf Roststangen auf die dazu gehörigen Querstangen gebracht und endlich wird
                              									angeheizt.
                           Anheizen des Ofens. Das Anheizen muß mit vieler
                              									Behutsamkeit geschehen, wenn der Ofen neu oder ein Theil des Mauerwerkes erneuert
                              									worden ist. Ist dieß nicht der Fall, so wird anfangs stärker geheizt, als im
                              									Verlaufe des Processes, um die Kästen so schnell als möglich auf die Temperatur des
                              									Rothglühens, bei welcher die Cementation erfolgt, zu bringen. Bei dem abgebildeten
                              									Ofen dauert das Anheizen etwa 24 Stunden, und es wird dabei in einer Zeiteinheit 1
                              									Quart Steinkohlen über den normalen Bedarf verbraucht.
                           Führung des Feuers. Die Geschiklichkeit des Arbeiters
                              									besteht vorzüglich in einer solchen Regulirung und Leitung des Feuers, daß beständig
                              									lebhafte Rothglühhize unterhalten, dieselbe aber nie überschritten werde. Diese
                              									Temperatur, welche nahe dem Schmelzpunkte des Kupfers entspricht, ist weder zum
                              									Schmelzen (Verglasen) der Ziegel, noch des ihnen als Bindemittel dienenden Lehms
                              									hoch genug. Bei den meisten Oefen in Yorkshire findet man keine Register  zur Veränderung des Zuges, so
                              									daß der Arbeiter das Feuer nur durch fleißiges Ueberwachen und Versorgen des
                              									Heizraumes (Herdes) leiten kann. Der Herd ist immer bis zum Niveau der Schwelle der
                              									Eintragthüren mit Steinkohlen angefüllt, so daß die in Brand befindliche
                              									Brennstofflage bei dem abgebildeten Ofen eine Dike von 0,3 Meter (11⅓ Zoll)
                              									hatte. Diese Dike variirt aber je nach den Dimensionen des Ofens, nach der
                              									Beschaffenheit des Zuges und vorzüglich nach der Qualität der Steinkohlen. Es ist
                              									wichtig, daß die angegebene Dike der Brennstoffschichte nicht zu sehr abnehme, sonst
                              									würde der Ofen sich abkühlen, und es ist deßwegen gut, von Stunde zu Stunde frischen
                              									Brennstoff einzutragen. Während einer Post wird bei aschenreicher Steinkohle der
                              									Rost zweimal gereinigt, und es muß diese Reinigung öfters wiederholt werden, wenn
                              									die Temperatur des Ofens über die Massen zu sinken droht. Der Arbeiter macht den
                              									Rost theilweise frei, wenn die Temperatur an beiden Enden des Ofens sich ungleich
                              									entwikelt. Ein fleißiger Heizer kann die kurz vorher angegebene 0,3 Meter dike
                              									Brennmateriallage im Herde auch auf eine Dike von 0,25–0,22 Met.
                              									(9,4–8,2 Zoll) reduciren und so Brennmaterial sparen; in diesem Falle muß
                              									aber öfter frischer Brennstoff aufgegeben werden und der Ofen ist bei Vergeßlichkeit
                              									des Arbeiters mehr der Gefahr des Auskühlens ausgesezt. In Yorkshire, wo der
                              									Brennstoff wohlfeil ist, wird nicht selten von 2 zu 2 Stunden frischer Brennstoff
                              									aufgegeben und diese größern Intervallen haben zugleich den Zwek der Ersparung an
                              									Handarbeit. Die Steinkohlen, welche länger anhalten als Holz, und welche bei einem
                              									gegebenen Volum mehr brennbare Stoffe enthalten, eignen sich viel besser zum Heizen
                              									der Cementiröfen als vegetabilische Brennmaterialien.
                           In den Cementiröfen von Yorkshire werden im Allgemeinen zu 100 Kilogr. (178½
                              									Pfd.) Stahl 75 Kilogr. (nahe 133 Pfd.) Steinkohlen verbraucht. Bei einer Cementirung
                              									von 17600 Kilogrammen (31433 Pfd.), wo auf die Leitung des Feuers besondere Sorgfalt
                              									verwendet wurde, und wo das Feuer 8 Tage lang unterhalten worden, verbrannten am
                              									ersten Tag 1600 Kilogr. (2858 Pfd.) Steinkohlen und an jedem folgenden Tag im Mittel
                              									nur 1360 Kilogram. (2478 Pfd.); der Totalverbrauch betrug 11120 Kilogr. (19861
                              									Pfd.), so daß auf 100 Kilogr. rohen Stahls 63 Kilogramme Steinkohlen kommen.
                           Das Feuer wird durch eine Anzahl Tage unterhalten, welche dem Querschnitt der zu
                              									cementirenden Eisenstangen und dem Grade, in welchem man sie mit Kohlenstoff
                              									verbinden will, proportional ist. Für einen Einsaz von 17600 Kilogr. variirt die
                              									Dauer des Feuers zwischen 5 und 9 Tagen: die gewöhnliche Dauer ist 7 Tage; man  muß aber bedenken, daß
                              									das Cementiren noch ziemlich lange fortdauert, wenn auch kein Brennmaterial mehr
                              									eingetragen wird, nämlich während der Zeit des Erkaltens.
                           Beendigung und Dauer des Cementir-Processes. Man
                              									beendigt den Proceß damit, daß man den Ofen viel langsamer abkühlen läßt, als er
                              									angeheizt worden, und man läßt zu diesem Ende die Schlaken sich so auf dem Roste
                              									anhäufen, daß dieser vollständig verstopft wird. Dieß hat die doppelte Wirkung, daß
                              									die Wärme sich im Ofen anhäuft, benüzt werden kann, und daß grellen
                              									Temperatur-Veränderungen, welche die Dauer des irdenen Apparates vermindern
                              									würden, vorgebeugt wird. Ist der Ofen unter die dunkle Rothgluth abgekühlt, so macht
                              									man allmählich die verschiedenen Oeffnungen auf, um die Abkühlung durch frische Luft
                              									zu beschleunigen. Gewöhnlich kann man 8 Tage nach dem lezten Eintragen von
                              									Brennstoff den Ofen ausnehmen. Der Rohstahl wird bei den nämlichen sechs Oeffnungen,
                              									die zur Beschikung der Kästen dienten, herausgenommen, zugleich wird die Reparatur
                              									etwaiger kleinerer Beschädigungen am Ofen vorgenommen, was Alles gewöhnlich in einem
                              									Tage geschieht, und dann ist der Ofen wieder zu einem neuen Einsaz bereit.
                           Physikalische Eigenschaften des Rohstahls. Durch die
                              									Cementation werden die physikalischen Eigenschaften des Eisens gänzlich modificirt.
                              									Es verschwindet die Hämmerbarkeit und die Stangen zerbrechen, wenn man sie aus
                              									geringer Höhe auf die Kante eines Ambosses fallen läßt, und man kann sie durch einen
                              									einfachen Schlag mit einem Handhammer in sehr kleine Stüke zerschlagen. Die
                              									Oberfläche noch so gut geschmiedeter Stangen wird sehr ungleich; sie ist mit Bukeln
                              									(Blasen) bedekt, und man sieht darauf überdieß deutlich die Kohlenstükchen
                              									abgedrükt, mit welchen ihre Oberfläche in Berührung war. Im Querbruche der besten
                              									Sorten des rohen Cementstahles bemerkt man unzählige, gewöhnlich den großen Flächen
                              									der Stangen parallele Risse, die bei dem gemeinen Stahle sehr beträchtliche
                              									Dimensionen erreichen nnd sich bis an die Oberfläche der Stangen erstreken. Die
                              									Structur ist immer blätterig (lamellaire) und die
                              									Blätter sind unvergleichbar größer, als man sie an gewissen Eisengattungen findet;
                              									ihre größte Dimension beträgt oft mehr als 1 Cent. (4,5 Linie) und ihre Oberfläche
                              									ist anstatt eben und glänzend, körnig und schuppig und reflectirt das Licht
                              									schlecht. Auch der Bruch ist weniger glänzend als bei blätterigem Eisen. Endlich ist
                              									die Farbe selbst sehr verändert; die bläuliche Nüance ist verschwunden und an ihre
                              									Stelle ist eine weißgraue getreten.
                           Ein Cementirofen, welcher in möglich größter Thätigkeit erhalten  wird, kann jährlich 20
                              									Eiseneinsäze in Stahl verwandeln und eine Stahlhütte mittlerer Größe enthält drei
                              									Oefen für drei verschiedentlich große Einsäze, nämlich von 12000 bis 15000
                              									Kilogramm. (21432–26790 Pfd.), von 15000–18000 Kilogr. (26790 bis
                              									32148 Pfd.) und 18000–22000 Kilogr. (32148–39292 Pfd.), so daß die
                              									jährliche Erzeugung aller drei Oefen sich auf 10000 metrische Centner beläuft. Die
                              									seit einigen Jahren ungünstigen Verhältnisse des Stahlhandels in Yorkshire sind
                              									Ursache, warum dieses Maximum der Erzeugung von den Hütten daselbst bei weitem nicht
                              									erreicht wird. Im Jahre 1842 erzeugten die 97 Cementiröfen von Yorkshire in 33
                              									Hütten vertheilt, zusammen 165000 metrische Centner Stahl, so daß auf eine Hütte mit
                              									drei Oefen im Mittel nur 5000 metrische Centner kommen. Mehrere Fabrikanten
                              									stählerner Objecte bereiten sich den Stahl, den sie verarbeiten, in eigenen Hütten;
                              									die meisten Stahlhütten sind in den Händen kleiner Fabrikanten, die nur den Stahl
                              									erzeugen, nicht aber selbst verarbeiten; leztere befinden sich in weit weniger
                              									günstigern Verhältnissen.
                           Fabricationskosten. Jede metallurgische Unternehmung faßt
                              									zwei gewöhnlich ziemlich stark unterschiedene Abtheilungen in sich, welche in
                              									Großbritannien manchmal vollständig getrennt sind: nämlich den commerciellen Theil,
                              									welcher den Ankauf der zu verarbeitenden Mineralien oder Metalle und den Verkauf der
                              									erzeugten Fabricate besorgt und durch dessen Gewinn die Kosten, die Fondsvorschüsse
                              									und die ungünstigen Chancen gedekt werden müssen, die mit dem Einkauf und Verkauf
                              									verbunden sind; dann den eigentlichen industriellen Theil, durch dessen Gewinn die
                              									Fabricationskosten gedekt werden müssen. Die erste Regel für jeden Metallurgen ist,
                              									diese beiden Arten von Kosten so viel als möglich von einander zu trennen. So muß
                              									bei dem jezigen Stand der Stahlindustrie in Yorkshire ein Industrieller, welcher
                              									zugleich Kaufmann und Fabrikant ist, per 100 Kilogr.
                              									(178,6 Pfd.) rohen Cementstahl bei 12 Fr. für die Kosten und den Gewinn rechnen. Der
                              									eigentliche Fabrikant, der sich nur allein mit der Verwandlung des Eisens in Stahl
                              									befaßt, erhält gewöhnlich für das nämliche Product 3,53 Fr., so daß die Kosten und
                              									der Gewinn für jede der beiden Abtheilungen sich so herausstellen: für den
                              									Fabrikanten 3,53 Fr. und für den Kaufmann bei 8,47 Fr.
                           Die nachstehende Tabelle gibt ein näheres Detail über die Kosten und den Gewinn einer
                              									Cementstahlhütte in Yorkshire, welche, wie dieß bei den meisten dortigen Stahlhütten
                              									der Fall ist, für Rechnung eines Andern das ihr zu diesem Ende anvertraute Eisen
                              									verarbeitet, welche in drei Cementiröfen jährlich 6000 Cntr. rohen Cementstahl
                              									erzeugt:
                           
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 091, S. 461
                              Materialverbrauch und Arbeitstage
                                 										per 100 Kilogramme.; Werth der Materialien und Arbeitstage in Francs.;
                                 										Partielle.; Totale.; Eisen zum Cementiren 99,1 Kilogr.; Holzkohle, 100 Kilogr.
                                 										Zu 5,40 Fr 5,5 Francs; Steinkohle, 100 Kilogr. Zu 1,06 — 75,0 —;
                                 										Handarbeit, taͤglich mit 3,62 — 0,20 Tage; Industrielles Capital:
                                 										Miethe der Huͤtte oder Interessen des Capitals à 5 Proc; Im Umlauf
                                 										befindliche Fonds: Interessen zu 6 Proc; Erhaltungskoften: Fuͤr Ziegel,
                                 										Lehm, Eisen zu den Werkzeugen und Tagloͤhne für besondere Arbeiter; Die
                                 										Leitung und Aufsicht besorgt der Oberarbeiter unentgeltlich.; Verschiedene
                                 										Auslagen, d. i. Abgaben und Patente, Briefporto, Kanzleikosten u. s. w; Gewinn;
                                 										Zusammen 3,53
                              
                           Der mittlere Preis des in Yorkshire zur Stahlfabrication angewendeten Eisens ist
                              									beiläufig 18 Pfd. St. per Tonne, oder in runder Zahl 45
                              									Fr. für 100 Kilogr. Der Preis für 100 Kilogr. rohen Cementstahl stellt sich somit
                              									auf 48,13 Fr. heraus: 99,1 Kil. Eisen à 45 Fr. kosten 44,60 F.; 75 Kilogr.
                              									Steinkohle à 1,06 Fr. machen 0,80 Fr.; die Handarbeit à 3,62 Fr. täglich macht für
                              									0,20 Fr. eines Tages 0,72 Fr., und die andern Auslagen belaufen sich auf 2,01 Fr.,
                              									was zusammen 48,13 Fr. ausmacht.
                           Der Fabricationspreis von 3,53 Fr. für 100 Kilogr. Stahl bleibt bei allen
                              									Handelsverhältnissen unverändert der nämliche, mit Ausnahme gewisser specieller
                              									Conventionen, und dieß ist die Folge der Scheidung der Interessen der verschiedenen
                              									Classen von Industriellen, welche zur Fabrication bestimmter Producte in den Hütten
                              									von Yorkshire concurriren.
                           Diese Vertheilung der Arbeit übt einen sehr glüklichen Einfluß auf das Ganze der
                              									Stahlfabrication und beugt den so nachtheiligen Schwankungen des Preises vor, wie
                              									sie sich z. B. während der lezten Jahre auf so verdrießliche Weise in den
                              									Eisenhütten zeigten.
                           
                        
                           (Fortsezung folgt.)
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
