| Titel: | Ueber das Färben der Metalle mittelst Galvanismus; von Hrn. Becquerel. | 
| Fundstelle: | Band 91, Jahrgang 1844, Nr. CXV., S. 462 | 
| Download: | XML | 
                     
                        
                        CXV.
                        Ueber das Faͤrben der Metalle mittelst
                           								Galvanismus; von Hrn. Becquerel.
                        Aus den Comptes rendus, Februar 1844, Nr.
                              								6.
                        Becquerel, über das Färben der Metalle mittelst
                           								Galvanismus.
                        
                     
                        
                           Einleitung.
                           Seitdem ich der Akademie meine zwei Abhandlungen über das Färben der Metalle mittelst
                              									durch Galvanismus bewirkter successiven Ablagerungen von Bleisuperoxyd (polyt.
                              									Journal Bd. LXXXIX S.
                                 										363 und 432) vorgelegt habe, machte ich es mir zur Aufgabe, die Versuche
                              									zu vervielfältigen, um die Ursachen der hervorgebrachten Erscheinungen zu ergründen
                              									und die einfachsten und zugleich brauchbarsten Verfahrungsweisen zu ermitteln, durch
                              									welche gleichförmige und dauerhafte Färbungen auf Gegenständen von allerlei Gestalt
                              									und von irgend einem Metalle erhalten werden können, damit die Industrie sich dieser
                              									neuen Technik ohne Schwierigkeit bemächtigen könne. Die von mir erhaltenen, in
                              									vorliegender Abhandlung niedergelegten Resultate erfüllen, wie ich hoffe, den mir
                              									vorgesezten Zwek.
                           Die elektrochemische Färbung der Metallflächen ist dieselbe Erscheinung, welche sonst
                              									durch das Ueberziehen der Oberfläche gewisser Körper mittelst dünner Plättchen
                              									hervorgebracht wird, die durch ihre Durchsichtigkeit eben diese Oberfläche mit
                              									Farben hindurchsehen lassen, deren Art und Glanz von der Dike der abgesezten Schicht
                              									und der Farbe des Körpers abhängen und die unsern Augen oft die glänzende
                              									Erscheinung der Farbenringe darbieten.
                           Nobili erzeugte zuerst Farbenringe auf Metallblechen
                              									mittelst galvanischer Ablagerungen, welche Erscheinungen den früher von Priestley durch successive Entladungen elektrischer
                              									Batterien hervorgebrachten analog sind; lezterer hatte beobachtet, daß wenn man zu
                              									wiederholtenmalen diese Entladungen von einer metallenen Spize auf eine Metallplatte
                              									überträgt, auf dieser mehrere Reihen gefärbter Ringe entstehen, die immer dieselben
                              									blieben, in welcher Richtung auch die Entladung vor sich ging, d. h. die positive
                              									Elektricität mag von der Spize oder der Platte ausgehen. Da die Versuche zuerst mit
                              									Kupfer und Stahl angestellt wurden, welche Metalle sich bei ihrer Abkühlung färben,
                              									nachdem sie einer so starken Hize ausgesezt worden sind, als sich bei der
                              									elektrischen Entladung entwikelt, so mußte man glauben, daß dieses die Ursache der
                              									Erzeugung der Farbenringe sey. Allein da man sie später auch auf Platin und Gold
                              									erhielt, so mußte man annehmen, daß sich die Materie von der Spize selbst überträgt,
                              									und  indem sie sich auf
                              									die Platte in desto dünnern Schichten absezt, je mehr sich leztere vom Mittelpunkt
                              									entfernen, jene Farbenringe erzeugt; eine Folgerung, welche sich seit Fusinieri's Versuchen über den Uebergang der Materie
                              									durch metallische Substanzen hindurch mittelst Entladungen, gleichviel in welcher
                              									Richtung, bestätigte.
                           Um eine klare Vorstellung der zuerst von Priestley
                              									beschriebenen, dann von Nobili, unter Anwendung der Volta'schen Elektricität, umfassend untersuchten
                              									Erscheinungen zu geben und sie mit den in vorliegender Abhandlung zu besprechenden
                              									zu vergleichen, schike ich die von diesen beiden Physikern erhaltenen Hauptresultate
                              									voraus.
                           Sezt man eine Metallplatte der Wirkung mehrerer Entladungen einer elektrischen
                              									Batterie mittelst einer ebenfalls metallenen Spize aus, so verändert sich die Farbe
                              									in beträchtlicher Entfernung um den mittleren Fleken herum und die Platte überzieht
                              									sich mit einer gewissen Anzahl concentrischer Ringe, wovon jeder die schönen Farben
                              									des Spectrums darbietet. Je näher man die Spize an die Platte bringt, desto
                              									schneller erzeugen sich die Farben und desto gedrängter stehen die Ringe; bei
                              									äußerst kleinem Abstand erscheinen die Farben schon bei der ersten Entladung, sind
                              									aber dann verworren.
                           Die Anzahl der Ringe steigt im Verhältniß zur Feinheit der Spize; je stumpfer leztere
                              									ist, desto größer, aber auch desto weniger zahlreich sind die Ringe.
                           Auf Stahlplatten erscheinen bei einer gewissen Entfernung die Farben nicht sogleich
                              									um den Fleken im Mittelpunkt; man beobachtet zuerst eine dunkelrothe Zone und dann
                              									nach fünf bis sechs Entladungen, wenn man die Oberfläche schief betrachtet, einen
                              									kreisförmigen, leicht schattirten (ombrirten) oder äußerst schwach gerötheten Raum,
                              									der sich stufenweise mit Ringen von allen Farben anfüllt und dessen Rand bräunlich
                              									wird, wenn man die Entladungen über den ersten, anfangs sich als leichter Schatten
                              									zeichnenden, ringförmigen Raum hinaus fortsezt, welcher die erste Nüance der
                              									blassern Farben ist, die sich um das Rothbraun der innern Fläche herum entwikeln.
                              									Die deutlichsten Töne zeigen sich zuerst rings um den Fleken im Mittelpunkt und
                              									verlieren an Schärfe, je mehr man die Schläge vervielfältigt, so daß sie nach
                              									dreißig bis vierzig Entladungen neuen Farben Plaz machen. Man kann drei Ringe wohl
                              									unterscheiden; fährt man fort, so werden die Farbenringe weniger schön und rein,
                              									weil das Roth vorherrscht und die andern Farben mehr oder weniger verdunkelt.
                           Die abgesezten Ringe haften fest genug an, daß eine Feder, sogar der benezte Finger
                              									sie nicht beschädigt; dessenungeachtet kann man sie mit dem Nagel wegnehmen. Die
                              									innersten Ringe widerstehen am  meisten; doch können sie einer nur
                                 										etwas starken Reibung nicht widerstehen.
                           Bei zu starken Entladungen auf Stahl wird die Oberfläche corrodirt, welche
                              									Einfressungen dann die Reinheit der Wirkung beeinträchtigen. Auf Silber, Zinn und
                              									polirter Bronze finden dieselben nicht statt. Die Farbenringe, so wie die oben
                              									beschriebenen sie begleitenden Erscheinungen, finden auf Gold, Silber, Kupfer,
                              									Bronze, Eisen, Blei und Zinn statt, und zwar in welcher Richtung auch die Entladung
                              									erfolgt.
                           Um mittelst der galvanischen Kette die Farbenringe zu erhalten, muß man, wie es Nobili zuerst that, den von einem der Pole herkommenden
                              									Strom in einem Platindraht concentriren, von welchem nur die Spize in die zu
                              									zersezende Flüssigkeit taucht, während der andere Pol mit einer in derselben
                              									Flüssigkeit befindlichen Platte in Verbindung steht. Diese Platte muß senkrecht zur
                              									Richtung des Drahtes und ungefähr 1 Millimeter von dessen Spize entfernt angebracht
                              									werden. Die Wirkungen hängen von dem Metall der Platte, von ihrem positiven oder
                              									negativen Zustand und der angewandten Flüssigkeit ab. Mit einer Kette gewöhnlicher
                              									Art erhält man sie leicht in ein paar Secunden.
                           Nobili stellte das Experiment mit vielen Flüssigkeiten,
                              									einem Platindraht und Platin-, Gold-, Silber-, Zinn-,
                              									Wismuth-, Kupfer-, Messing- und andern Platten an und erhielt
                              									sehr verschiedene Resultate, deren hauptsächlichste ich hier anführe.
                           Kupfervitriol-Loͤsung.
                           Positive Silberplatte. — Vier bis fünf abwechselnd
                              									helle und dunkle concentrische Ringe.
                           Negative Silberplatte. — Drei kleine concentrische
                              									Ringe; der größte und der kleinste dunkelroth, der mittlere von hellerer Farbe.
                           Positive Messingplatte. — Schwache Spuren fünf
                              									concentrischer Ringe von Messingfarbe, abwechselnd heller und dunkler.
                           Negative Messingplatte. — Ringe von zwei Nüancen
                              									metallischen Kupfers, abwechselnd wie auf dem Silber.
                           Zinkvitriol-Loͤsung.
                           Positive Silberplatte. — Dunkler Fleken in der
                              									Mitte, hellgelber Ring, dann lichtblauer Ring, zulezt schöne, ins Gelbe ziehende
                              									Zone.
                           Positive Messingplatte. — Fünf Ringe von dem durch
                              									die Wirkung des Stromes bloßgelegten Kupfer erzeugt, von abwechselnd heller und
                              									dunkler Farbe.
                           
                           Schwefelsaure
                                 									Manganloͤsung.
                           Positive Silberplatte. — Fünf abwechselnd helle und
                              									dunkle concentrische Ringe, der fünfte deutlicher als die andern und von einem
                              									blaßgelben, in violetten Ton übergehenden Hof umgeben. Die Ringe gleichen den mit
                              									Kupfervitriol enthaltenen.
                           Essigsaure Bleiloͤsung.
                           Positive Gold- und Platinplatten. —
                              									Concentrischer Regenbogen von Ringen, welche aus einander entstehen und sich
                              									wellenförmig fortpflanzen.
                           Positive Silberplatte. — Weniger deutlicher
                              									Regenbogen als beim Gold und Platin.
                           Essigsaure Kupferloͤsung.
                           Positive Platin-, Gold- und Silberplatten.
                              									— Nichts besonderes.
                           Dieselben Platten negativ. — Mit Silber z. B. oft
                              									vier concentrische Ringe, welche der Luft ausgesezt folgende Farben annehmen: in der
                              									Mitte dunkelblau, dann gelblichroth, minder dunkelroth und gelblichroth von anderer
                              									Nüance als die zweite Farbe.
                           Essigsaure Kaliloͤsung.
                           Positive Silberplatte. — Ein Ring in der Mitte
                              									dreier anderer von 1 Centimeter Durchmesser, von einem sehr glänzenden Silberfaden
                              									eingefaßt, auf welchen ein Hof von verschiedenen, aber schwachen Farben folgt.
                           Aehnliche Resultate erhielt Nobili mit vielen andern
                              									Flüssigkeiten, namentlich solchen aus organischen Körpern, wie dem Saft der gelben
                              									Rübe, des Zwiebels, der Petersilie, des Knoblauchs, des Kopfkohls, der
                              									Sellerieblätter, der Runkelrübe. Die mit diesen Flüssigkeiten erhaltenen Wirkungen
                              									sind so merkwürdig, daß ich deren einige anführen zu müssen glaube.
                           Saft der gelben Ruͤbe (Moͤhre).
                           Positive Silberplatte. — Dunkler Mittelpunkt von
                              									zwei Ringen, einem gelblichen und einem grünlichen, dann mehreren stark gefärbten
                              									Zonen umgeben.
                           Saft der Runkelruͤbe.
                           Positives Silber. — In der Mitte ein rother Punkt,
                              									von vier Ringen, einem gelben, einem blauen, einem rothen und einem grünen umgeben,
                              									etwas weiter zwei bis drei schöne Regenbogen.
                           Nobili zog aus diesen Erscheinungen folgende Schlüsse:
                           1) Es besteht eine Verschiedenheit in der Wirkungsweise
                              									
                              									der beiden Pole, hinsichtlich ihres Vermögens sich mit Stoffen
                                 										zu bedeken; der positive Pol thut es hierin dem negativen weit zuvor,
                              									namentlich in Betreff organischer Substanzen.
                           2) Die Wirkung des negativen Pols wird in der Regel durch Anwendung eines intensivern
                              									Stroms verstärkt, oder wenn man den Metallsalzen ein Salz mit alkalischer Basis
                              									zusezt.
                           Derselbe Physiker vermuthete, daß die Farbenerscheinungen von der Ablagerung dünner
                              									Plättchen herrühren dürften, sezte sich aber über die Natur dieser Ablagerungen
                              									nicht ins Klare. Wo er z. B. über das Verhalten eines Gemisches von essigsaurem
                              									Kupfer und essigsaurem Blei berichtet, sezt er hinzu (Annales
                                 										de Chimie et de Physique, 2. Ser. t. XXXIV. p.
                              									287):
                           „Wenn aber diese irisirenden Kreise (Regenbogen), wie es seyn könnte, von
                              									einer der elektronegativen Substanzen der Lösung erzeugt werden, welche sich in
                              									dünnen Plättchen auf der Oberfläche dieser zwei Metalle ablagert, warum findet
                              									dasselbe nicht auch bei den andern Metallen statt? Diese Frage verdiente wohl die
                              									Aufmerksamkeit der Chemiker.“
                           Dieß sind im Allgemeinen die von Priestley und Nobili bei ihren Versuchen über die Erzeugung der
                              									Farbenringe mittelst Elektricität erhaltenen Resultate, welche ich anführen zu
                              									müssen glaubte, um den bisherigen Standpunkt des fraglichen Gegenstandes klar zu
                              									machen, welchen ich, von andern Gesichtspunkten als jene beiden Physiker ausgehend,
                              									weiter verfolgt habe.
                           Zum Färben der Metalle, nach dem in meiner ersten Abhandlung angegebenen und in
                              									meinen kürzlich erschienenen Eléments
                                 										d'électro-chimie genauer beschriebenen Verfahren, bediene ich mich
                              									einer alkalischen Bleilösung, worin das Blei die Rolle des elektronegativen
                              									Elementes spielt. Ich wiederhole mit wenig Worten das Verfahren: man bringt die
                              									Lösung in ein Glasgefäß, in welchem sich ein Cylinder von unglasirtem Porzellan
                              									befindet, der mit Salpetersäure angefüllt ist; der Gegenstand wird mit dem positiven
                              									Pole eines aus einigen Elementen bestehenden Zersezungs-Apparats, und das
                              									Platinblech mit dem negativen Pol in Verbindung gesezt; man kann, und zwar geht es
                              									so leichter, das poröse Gefäß und die Salpetersäure weglassen und das Platinblech in
                              									die alkalische Lösung tauchen. Sobald die Verbindung hergestellt ist, überzieht sich
                              									die Oberfläche des Gegenstandes mit dünnen, aufeinanderfolgenden Schichten von
                              									Bleisuperoxyd, welche die Erscheinungen der Färbung hervorbringen. Das Festhaften
                              									dieser Schichten ist so stark als jenes des Goldes auf dem Kupfer beim Vergolden,
                              									weil sowohl das Bleioxyd, welches durch  die Einwirkung des Sauerstoffs des Wassers in Superoxyd
                              									übergeht, als das Gold, sich an den Pol begibt, welcher der Rolle zusteht, die jeder
                              									dieser Körper in der Lösung spielt. Die Ablagerung von Bleisuperoxyd kann daher auf
                              									der positiven Oberfläche eben so regelmäßig vor sich gehen, wie die des Goldes (beim
                              									galvanischen Vergolden) auf der negativen, wenn nur alle unten anzugebenden
                              									Bedingungen erfüllt wurden. Ich beginne mit der Lösung des Bleioxyds in Kali
                              									(bleisauren Kali's).
                           Von der Zersezung der
                                 										Fluͤssigkeit.
                           Die alkalische Lösung muß vollkommen mit Bleioxyd gesättigt seyn, indem sonst die
                              									abgelagerten Superoxyd-Schichten sich wieder im Alkali auflösen würden,
                              									sobald der Strom nicht mehr im Gange wäre oder auch nur seine chemische Action
                              									langsamer zu werden anfinge. Man muß die Flüssigkeit daher, wenn sie benuzt worden
                              									ist, von Zeit zu Zeit mit einem Ueberschuß von Bleiglätte in einem Kolben kochen
                              									lassen und dabei den Zutritt der Luft abhalten, damit das Kali keine Kohlensäure
                              									anziehen kann. Wenn man sich ihrer schon längere Zeit bedient hat und sie folglich
                              									kohlensaures Kali enthält, muß man sie mit Aezkalk kochen, den gebildeten
                              									kohlensauren Kalk absezen lassen, nöthigenfalls filtriren, oder den klaren Theil der
                              									Lösung abgießen. Diese Lösung soll 24 bis 25° Baumé zeigen, indem die
                              									Erfahrung lehrt, daß dieser Grad der Dichtigkeit der geeignetste sey. Wenn man sich
                              									ihrer nicht mehr bedient, bringt man sie wieder in einen wohl zu verschließenden
                              									Kolben.
                           Die Temperatur der Flüssigkeit soll der umgebenden gleich seyn, d. h. 12 bis
                              									15°.C nicht übersteigen.
                           Der Erfolg der Operation hängt von der richtigen Zusammensezung der Flüssigkeit, von
                              									ihrem Concentrationsgrade, ihrer Temperatur, und außerdem, wie wir später zeigen
                              									werden, von der Intensität des Stroms und der vollkommenen Reinigung der Gegenstände
                              									ab. Es ist dieß für das Färben der Metalle eben so nothwendig, wie beim Vergolden
                              									mittelst Galvanismus oder durch bloßes Eintauchen. Das Vorhandenseyn fetter und
                              									anderer nicht leitender Substanzen auf den Metallflächen macht diese vollkommene
                              									Reinigung nöthig.
                           
                        
                           Vom Praͤpariren der
                                 										Oberflaͤchen.
                           Ich sagte, daß die Bleisuperoxyd-Schichten durchsichtig sind und daher die
                              									Oberfläche der Gegenstände hindurch sehen lassen. Je nachdem die Oberfläche dieser
                              									Gegenstände beschaffen ist, verhält es sich folglich auch mit ihrem Ansehen oder
                              									vielmehr mit dem Glanze der Farben. Man muß sie daher vorher in den erforderlichen
                              									Zustand  versezen, d. h.
                              									sie glänzend oder matt machen, je nachdem man glänzende oder matte Farben haben
                              									will. Sezen wir den Fall, es handle sich um polirte Gold-, vergoldete
                              									Kupfer- oder Platinplatten: man reibt sie vorher mit einer weichen Bürste und
                              									schwach alkalisirtem Wasser und wascht sie dann im Wasser ab. Sollten die
                              									fremdartigen Stoffe zu stark anhaften, um hiedurch entfernt werden zu können, so
                              									reibt man die Platten mit einer mit Englisch-Braunroth bedekten Bürste, dann
                              									mit einer Bürste und alkalisirtem Wasser und wascht sie dann in Wasser aus. Man wird
                              									nun finden, daß sich Stüke, welche sich früher unthätig zeigten, leicht mit den
                              									reichsten Farben überziehen. Diese Zubereitung ist besonders nothwendig, wenn man
                              									von metallenen Gegenständen die Farben entfernt hat und sie von neuem in Arbeit
                              									nimmt; denn es bleiben oft Ablagerungen zurük, welche den Glanz der Farben
                              									beeinträchtigen oder sich gar jeder fernern Ablagerung widersezen. Die präparirten
                              									Platten etc. darf man nicht mit den Fingern anrühren; man bemerkt sonst deren Spuren
                              									durch Ausbleiben oder doch wenigstens Mißlingen der Ablagerung. Man muß daher, wenn
                              									man die Leitungsdrähte in Verbindung sezt, höchst vorsichtig seyn und die
                              									Gegenstände mit Leinenzeug anfassen, welches keine organische Substanz, die anhaften
                              									könnte, berührte. Von der guten Vorbereitung der metallenen Gegenstände, ich
                              									wiederhole es, hängt das Gelingen der Operation ab.
                           Kupfer, Eisen und oxydirbare Metalle anbelangend, welche in Folge ihrer Oxydation
                              									nicht immer fähig sind, so schöne und mannichfaltige Farben anzunehmen, wie das
                              									Gold, vergoldetes Kupfer und Platin, muß man anders behandeln.
                           Bei kupfernen Gegenständen nimmt man eine vorläufige Reinigung vor, indem man sie bis
                              									zum Rothglühen erhizt und dann unmittelbar in verdünnte Schwefelsäure von 12°
                              									Baumé und von 60 bis 80° C. Temperatur taucht. Hierauf brennt man sie ab
                              									durch Eintauchen in Salpetersäure und dann in eine Mischung von drei Theilen
                              									Salpetersäure und einem Theil Schwefelsäure mit Zusaz von etwas Kochsalz. Man
                              									vermeidet sorgfältig beim Erhizen den Ruß, welcher fette Körper absezen könnte. Man
                              									wascht sie dann in Wasser aus und stekt sie sogleich in das alkalische Bad, ohne sie
                              									mit Sägemehl abzutroknen, was durch die fremdartigen Körper, welche sich auf der
                              									Oberfläche absezen würden, nachtheilig wirken könnte.
                           Die abgebrannten Stüke können zwar, vor dem Einfluß der Luft gesichert, einige
                              									Augenblike im Wasser gelassen werden, doch darf dieß, damit kein Nachtheil daraus
                              									erwachse, nicht zu lange andauern.
                           Ist das Kupfer wohl abgebrannt mit sogenanntem Glanz, so erhält man eine recht
                              									befriedigende Färbung, die jedoch jener nicht  gleichkommt, welche das Poliren hervorbringt, welches
                              									eine Kraft des Tones liefert, die man durch das Abbrennen nicht erhält; allein die
                              									Operation des Polirens selbst bringt dann auf die Oberfläche fremdartige Körper, von
                              									welchen man sie durch Waschen nicht nur, wie oben, mit der Bürste und einer
                              									verdünnten Kalilösung, sondern auch mit einem sehr feinen Leinentuch, welches man in
                              									Alkohol taucht, worin etwas Aezkali aufgelöst ist, befreien muß, worauf man sie
                              									zulezt noch mit vielem Wasser abwascht.
                           Wenn die Kupfer- oder Messingplatten, namentlich die leztern, nicht sehr groß
                              									sind, etwa nur 2 bis 3 Quadrat-Centimeter, macht die Färbung dieselben Phasen
                              									durch, wie bei den mehr oder weniger großen vergoldeten Platten; sind sie aber von
                              									bedeutender Größe, so bleibt die Oberfläche mehr oder weniger lange Zeit glänzend
                              									und scheint sich passiv zu verhalten, wie in concentrirte Salpetersäure getauchtes
                              									Eisen; es findet dann gar keine Färbung statt. Woher kann dieser passive Zustand des
                              									mit dem positiven Pole einer galvanischen Kette in Verbindung gesezten Messings
                              									rühren? Rührt er von der Bildung eines Kupferoxyds her, welche sich der Erzeugung
                              									des wasserfreien Superoxyds widersezt oder daher, daß das bleisaure Kali lediglich
                              									zersezt wird? Diese Fragen mußte ich, da von dem Zustand der Oberflächen die Rede
                              									ist, andeuten; sie können aber erst bei Behandlung der Färbung erörtert werden. Man
                              									erkennt sogleich an einem sichern Zeichen, daß die Färbung nicht eintreten wird,
                              									wenn sich nämlich viel Blei an der negativen Elektrode absezt, was leicht erklärbar
                              									ist. Das Bleioxyd muß, da es nicht superoxydirt ist, reducirt werden; wenige
                              									Augenblike nach dem Eintauchen sieht man auch schon, ob die Färbung stattfinden wird
                              									oder nicht.
                           Die Zubereitung des Eisens oder Stahls anbelangend, reibt man, wenn die Platte polirt
                              									ist, die Oberfläche mit alkalisirtem Wasser und wascht sie in vielem Wasser ab.
                           
                        
                           Von dem
                                 									Faͤrbeverfahren.
                           Sezt man eine gesättigte Lösung von Bleioxyd in Kali von der angegebenen Stärke der
                              									Einwirkung eines aus mehreren Paaren bestehenden Apparates aus, und bedient sich als
                              									negativer Elektrode eines Platindrahts oder-Blechs, und als positiver
                              									Elektrode eines Gold- oder Platinblechs, so sezt sich alsbald auf dieses eine
                              									Schicht wasserfreien Bleisuperoxyds ab, welche an Dike allmählich zunimmt und
                              									successive alle besprochenen Farbenerscheinungen hervorbringt. Sobald die Färbung
                              									geschehen ist, muß die gefärbte Platte aus der Bleilösung genommen und in Wasser
                              									abgewaschen werden, um alles Kali zu entfernen, welches sonst bald das Superoxyd in
                              									Oxyd verwandeln  und
                              									auflösen würde. Die Färbung beginnt gewöhnlich am Rande der Platten, an den
                              									Vereinigungsstellen der entferntesten Theile, wo folglich die chemische Action des
                              									Stromes am stärksten ist. Man kann aus diesem Grunde ohne vorher getroffene
                              									Vorsichtsmaaßregeln unmöglich eine gleichmäßige Färbung erhalten. Die Blei
                              									superoxyd-Schichten haften so fest, daß sie das Poliren mit Leder und
                              									Englischroth vertragen, nicht aber mit dem Blutstein, Polirstahl oder Polirhorn,
                              									welche Operation nur bei hämmerbaren Körpern anwendbar ist, die sich unter dem
                              									Polirinstrument ausdehnen-eine Eigenschaft, die das Bleisuperoxyd nicht
                              									besizt, welches sich bei starkem Druke des Instruments von der Oberfläche, worauf es
                              									abgelagert ist, lostrennen müßte. Uebrigens haftet das Superoxyd auch um so stärker,
                              									je mehr die Metalle, oder wenigstens ihre Oxyde mit demselben Verbindungen
                              									einzugehen vermögen; es haftet manchmal so stark an, daß die Ablagerung ziemlich
                              									lange der Einwirkung verdünnter Säuren widersteht.
                           Da das Bleisuperoxyd kein Leiter der Elektricität ist, so kann die Dike der färbenden
                              									Schicht nur sehr unbedeutend seyn. Ehe ich die verschiedenen von mir eingeschlagenen
                              									Methoden mittheile, um alle wünschbaren Farbenerscheinungen hervorzubringen, muß ich
                              									die Ordnung angeben, welche die Farben einhalten, um alle diese Erscheinungen leicht
                              									auseinandersezen zu können.
                           Von den Farbenordnungen.
                           Die auf Metallflächen durch successive Ablagerung von Bleisuperoxyd-Schichten
                              									erhaltene Färbung ist, wie gesagt, Wirkung der dünnen Plättchen, welche die
                              									Metalloberfläche, worauf sie sich ablagerten, wenn sie nicht oxydirt ist, durchsehen
                              									lassen. Ist diese Oberfläche gefärbt, so mischen sich die von der Dike der Plättchen
                              									abhängenden Farben mit der ihr eigenen; dadurch entstehen Effecte, welche, obgleich
                              									sie die Farben der Farbenringe modificiren, doch die Aufeinanderfolge der
                              									verschiedenen Ordnungen, die dann nur nicht mehr aus einfachen Farben bestehen, gar
                              									nicht verändern. Auf Gold z. B. kann unmöglich Blau erzeugt werden, weil seine gelbe
                              									Farbe sich mit dem Blau mischt und ein bläuliches Grün liefert, das zwar sehr schön,
                              									aber nicht das Blau der Farbenringe ist. Auf Platin erhält man das
                              									Ultramarin-Blau, das schönste Blau. Ich will nun angeben, wie auf einer
                              									Goldplatte die aus der Ablagerung successiver Bleisuperoxyd-Schichten
                              									hervorgehenden Farben aufeinander folgen.
                           Erste Ordnung.
                           Erste Farbenordnung der Newton'schen Farbenringe:
                           
                           Schwarz, sehr blasses Blau, lebhaftes Weiß, Orangegelb, Roth.
                           Erste Farbenordnung der Bleisuperoxyd-Schichten:
                           Leichte Ablagerung, deren Farbe wegen ihrer Flüchtigkeit nicht charakterisirt werden
                              									kann; Orange, dunkel Orange, Perlgrau, ins Grünliche ziehend, Goldgelb, schwaches
                              									Roth, schönes prismatisches Roth.
                           Zweite Farben-Ordnung.
                           Zweite Farbenordnung der Newton'schen Farbenringe:
                           Dunkles Purpur, Purpur, lebhaftes Grasgrün, lebhaftes Gelb, Karmoisinroth.
                           Zweite Farbenordnung der Bleisuperoxyd-Schichten:
                           Ins Violette ziehendes Roth, Bläulichgrün, schönes Grün, Gelb, Roth.
                           Dritte Ordnung.
                           Dritte Newton'sche Farbenordnung:
                           Blaues Purpur, lebhaftes Grasgrün, glänzend Gelb, Karmoisinroth.
                           Dritte Ordnung der Bleisuperoxyd-Plättchen:
                           Röthliches Violett, Dunkelgrün, ins Rothe ziehendes Grün. Darüber hinaus werden die
                              									Farben immer dunkler und zulezt kömmt man bis zum Kohlschwarz.
                           Vergleicht man die Farben der Newton'schen Ringe und der
                              									Bleisuperoxyd-Schichten von derselben Ordnung, so findet man augenscheinliche
                              									Beziehungen, indem, einige Ausnahmen abgerechnet, sich nur die Töne unterscheiden;
                              									die Ordnung der Farben hält wirklich eine ziemlich richtige Folge ein.
                           Auf Kupfer bemerkt man dieselben Farbenordnungen, nur daß sie nicht mehr mit Gelb,
                              									sondern mit einem röthlichen Ton gemischt sind, der ihnen mehr Intensität gibt.
                           Auf vollkommen polirtem Silber wird man zuerst eine grünlichgelbe Farbe gewahr,
                              									welche zum Theil von der Oxydation des Silbers herrührt, dann Gelb, Roth, Blau und
                              									Grün; hierauf andere, immer dunkler werdende Farben.
                           Auf Platin nehmen alle genannten Farben immer mehr einen blauen Ton an; auch geben
                              									die blauen oder bläulichgrünen das schönste glänzende Ultramarinblau.
                           Auf Eisen, besonders Stahl, zeigen sich die verschiedenen Farbenordnungen mit
                              									ziemlich viel Intensität, werden aber in der Regel durch die graue Farbe des Metalls
                              									verdunkelt; ich stellte die Versuche mit farblosen und mit dunkelgefärbten Metallen
                              									an. In einer andern 
                              									Abhandlung werde ich die mit Nikel, Kobalt etc. erhaltenen Resultate mittheilen.
                           
                        
                           Von den Verfahrungsarten, um
                                 										gleichfoͤrmige oder verschiedene Farbentoͤne auf den Metallen
                                 										hervorzubringen.
                           Um gleichförmige Töne hervorzubringen, muß der Gegenstand so angebracht werden, daß
                              									die Wirkung des Stroms auf alle Punkte der Oberfläche dieselbe ist, widrigenfalls
                              									Stellen stärker mit Superoxyd-Schichten bedekt würden als andere; daher
                              									rühren dann die prismatischen Farben oder die mehr oder weniger verschiedenen Töne
                              									auf derselben Fläche, welche ein der malerischen Wirkung nachtheiliges Irisiren
                              									hervorbringen. Um eine einzige Farbe zu erhalten, sind mehrere Bedingungen zu
                              									erfüllen, welche von den chemischen Eigenschaften der Ströme und der Geschiklichkeit
                              									des Operirenden abhängen:
                           1) Die Superoxyd-Ablagerungen müssen successive stattfinden und äußerst dünn
                              									seyn, damit der Uebergang von einer Farbe zur andern nicht zu rasch geschieht, d. h.
                              									man muß es so einrichten, daß man successive alle Töne einer und derselben Farbe
                              									erhält; man läuft dabei nur Gefahr, auf einer Fläche einander sehr nahestehende Töne
                              									derselben Farbe zu erhalten. Das zu beobachtende Verfahren besteht darin, daß man
                              									als negative Elektroden 1 bis 1/10 Millimeter dike Platindrähte nimmt. Jeder Draht
                              									wird in eine Glasröhre gestekt, deren eines Ende man an der Lampe zuschmilzt, und
                              									der Draht an diesem Ende schief abgeschnitten, um außerhalb der Röhre eine mehr oder
                              									weniger fixe Metallspize zu haben, durch welche der Strom austritt; auf diese Weise
                              									kann man in der Flüssigkeit einen durch eine sehr kleine Quantität Elektricität
                              									hervorgebrachten Strom circuliren lassen. Am andern Ende wird der Draht durch Kitt
                              									befestigt und man läßt ihm eine gewisse Länge, um ihn mit dem negativen Pol des
                              									Zersezungs-Apparats in Verbindung sezen zu können. Man bereitet so eine
                              									gewisse Anzahl Röhren vor, welche alle mit diesem Pol in Verbindung stehen, um dann
                              									so viele davon anwenden zu können, als für den Flächenraum der zu behandelnden
                              									Platte erforderlich sind. Da auf diese Weise die negative Elektrode auf die möglich
                              									kleinsten Dimensionen reducirt ist, weil sie nur den Querschnitt eines beinahe
                              									mikroskopischen Metalldrahtes haben kann, so geht die Ablagerung der Schichten
                              									allmählich vor sich. Der übrigens bei langsamer Wirkung unbedeutende Bleiabsaz muß
                              									natürlich von Zeit zu Zeit beseitigt werden.
                           Statt nur einer Röhre, welche ich Elektrodenröhre nenne, vereinigt man auch oft deren
                              									mehrere, indem man sie zusammenbindet,  so daß sich alle Spizen in derselben Ebene befinden, oder
                              									man stekt auch in dieselbe Röhre eine gewisse Anzahl Platindrähte und schmilzt an
                              									der Lampe das Ende derselben zu, an welchem sie in die Lösung tauchen sollen. In
                              									einer gewissen Entfernung von der Röhre schneidet man die Drähte dann ab und drükt
                              									sie so auseinander, daß man einen wirklichen Pinsel erhält.
                           2) Die Gegenstände communiciren mit dem positiven Pol des Zersezungsapparats; sind
                              									sie nur 2 bis 3 Centimeter groß, so genügt es, sie mittelst eines Eisen- oder
                              									Kupferdrahtes mit diesem Pol in Verbindung zu sezen, oder man sezt den Gegenstand
                              									mittelst einer eisernen Zange mit dem Apparat in Communication, versäumt aber nicht,
                              									ihre Schenkel innen häufig anzufeilen, um das abgesezte Oxyd zu entfernen, welches,
                              									als nichtleitend, den Strom in seinem Laufe aufhalten würde. Hat aber der Gegenstand
                              									eine gewisse Größe, so müssen die Verbindungsdrähte vermehrt werden, damit der Strom
                              									an mehreren Punkten austritt. Man kann den Gegenstand auch mit einer metallenen
                              									Kluppzange fassen, deren Plaz man aber wechseln muß, weil sich sonst die
                              									Befestigungspunkte nicht färben. Je mehr Berührungspunkte vorhanden sind, desto
                              									gleichförmiger wird überhaupt die Ablagerung. Hat man eine nicht sehr große
                              									vierekige Fläche, so verbindet man mit jeder Eke einen Draht. Ist das Blech sehr
                              									groß, so legt man es auf zwei rechtwinklich sich kreuzende, in der Mitte seiner
                              									Seiten hinlaufende Drähte. Bei einem Dreiek werden die drei Eken mit dem positiven
                              									Pol in Verbindung gesezt; bei einer kreisförmigen Platte muß die
                              									Communicationsstelle im Centrum seyn. Kurz, das Gesez der Symmetrie muß bei der Wahl
                              									der Stellen für die Verbindungsdrähte beobachtet werden, denn dieß ist das einzige
                              									Mittel, die zersezende Wirkung des Stroms gleichförmig zu machen.
                           3) Hat man einen cylindrischen Ring in Arbeit, so sezt man ein Zängchen in die Mitte
                              									desselben, öffnet dessen Arme und hält sie mittelst eines Holzkeils aus einander.
                              									Ist der Cylinder nur kurz, so sezt man ihn auf ein Kupferblech
                              									oder-Geflechte, welches mit dem positiven Pol in Verbindung steht, unter
                              									Fürsorge, daß das sich daran absezende Oxyd auf sogleich anzugebende Weise entfernt
                              									werde. So viel, was die Verbindung der Gegenstände mit dem positiven Pol betrifft.
                              									Mit der Elektrodenröhre ist, um Gleichförmigkeit oder Verschiedenheit der Töne zu
                              									bezweken, wie folgt zu verfahren.
                           Diese Elektrode darf niemals in Ruhe bleiben, denn die Ablagerung würde an den dem
                              									Gegenstand genäherten Punkten immer reichlicher werden. Sie muß daher nothwendig
                              									über der zu überziehenden Fläche beständig herumgeführt werden, wobei man sie immer
                              										 in ziemlich
                              									gleicher Entfernung hält, die um so größer seyn muß, je kleiner die Oberfläche ist.
                              									Es ist dieß das einzige Mittel, den Abstand zwischen der Metallspize und allen
                              									Punkten der Oberfläche gleich zu machen. Namentlich ist dieß bei Vertiefungen und
                              									Reliefs zu beachten, welche ohne diese Vorsicht in der Färbung verschieden ausfallen
                              									würden. Haben die Gegenstände große Dimensionen, so muß die Spize von der Oberfläche
                              									mehr entfernt und die Bewegung der Elektrodenröhre in der Art beschleunigt werden,
                              									daß wenn der Gegenstand platt ist, die Spize unaufhörlich vom Mittelpunkt gegen die
                              									Peripherie bewegt wird. Es gibt Fälle, wo die Spize 1 oder 2 Decimeter weit von der
                              									Oberfläche entfernt gehalten werden muß. Man sollte glauben, daß der Zwek einer
                              									langsamen und successiven Färbung durch mehr oder weniger verdünnte Lösungen des
                              									bleisauren Kali's sicherer erreicht würde. Die Theorie spricht dafür; die Erfahrung
                              									aber lehrte das Gegentheil; die besten Resultate gab eine gesättigte Lösung von
                              									bleisaurem Kali von 24 bis 25° Baumé bei gewöhnlicher Temperatur. Mit minder
                              									gesättigten Lösungen erhalten die Farben keinen Glanz und erzeugen sich so langsam,
                              									daß lange Zeit erforderlich wäre, um alle Farbentöne, welche man beabsichtigt, zu
                              									erhalten. Das Gefäß, in welchem man operirt, muß in allen Richtungen große
                              									Dimensionen haben, damit man sich frei bewegen und die Elektrodenröhren von der
                              									Oberfläche der Gegenstände, so weit man es für zwekdienlich erachtet, entfernen
                              									kann. Die cylindrische Form ist die beste, weil sie eine regelmäßige Wirkung durch
                              									Herumführen der Elektrodenröhre an der innern Wand des Gefäßes gestattet; sind die
                              									Gegenstände groß, so muß der Durchmesser des Gefäßes zwei-bis dreimal so groß
                              									als der der Gegenstände seyn.
                           Um über die Handhabung der Elektrodenröhre eine Vorstellung zu geben, führe ich
                              									einige Beispiele an. Soll nicht nur die obere Fläche einer vierekigen Platte,
                              									sondern beide Flächen gleichmäßig überzogen werden, so hängt man diese Platte,
                              									nachdem man an allen vier Eken einen Leiter angebracht hat, horizontal in die
                              									Lösung, führt die Elektrodenröhre in gehörigem Abstand vom Rande herum und hält
                              									dabei die Spize beständig im Niveau der Platte und in gleicher Ebene mit ihr, damit
                              									die Wirkung des Stroms auf die obere und untere Fläche gleich bleibt. Ist das Stük
                              									ziemlich groß, so genügt, nachdem man die gehörige Anzahl Leiter angebracht, die
                              									einfache Elektrodenröhre nicht mehr, sondern man braucht eine Elektrodenröhre mit
                              									zwei oder mehreren Schenkeln, wobei jeder Draht mit einem andern, mit dem positiven
                              									Draht des Zersezungs-Apparats in Verbindung stehenden, zusammenläuft. Ich
                              									betrachte zuerst die zweischenklige Röhre, welche aus zwei nebeneinander
                              									angebrachten Elektrodenröhren besteht, die in einen Stöpsel  gestekt werden, um eine an der
                              									andern der Länge nach verschieben zu können. Die beiden aneinandergelötheten
                              									Drahtenden werden zuerst auf eine Entfernung von wenigstens der halben Breite des
                              									Gegenstandes rechtwinklich umgebogen, dann nicht weit von ihrem Ende nochmals im
                              									rechten Winkel gebogen, um die beiden Spizen einander gegenüber auf gleiche Linie
                              									stellen zu können. Der leztere Schenkel braucht nur ½ Centimeter lang zu
                              									seyn; die Platte wird zwischen die beiden Spizen gebracht, jede Oberfläche in
                              									gleicher Entfernung von der gegenüberbefindlichen Spize. Man kann diese Vorrichtung
                              									so handhaben, daß nach und nach jede Spize allen entsprechenden Punkten der beiden
                              									Oberflächen gegenüber zu stehen kömmt. Da die Länge jeder ersten Biegung etwas über
                              									die halbe Breite des Gegenstandes beträgt, so braucht man, um zu jedem Punkt zu
                              									gelangen, nur die ganze Vorrichtung um diesen Gegenstand herumzudrehen. Wir
                              									wiederholen, daß die doppelte und die einfache Elektrode beständig in Bewegung
                              									gesezt und darauf Acht gegeben werden muß, daß jeder Punkt stets in gleicher
                              									Entfernung von der gegenüber befindlichen Oberfläche sey, weil sonst die
                              									elektrochemische Wirkung auf einer Seite stärker ist als auf der andern.
                           Will man eine halbkugelförmige Fläche innerlich färben, so füllt man ihren innern
                              									Raum mit der Bleilösung an und sezt das Gefäß mit dem positiven Pol dadurch in
                              									Verbindung, daß man es auf eine mit diesem Pol communicirende Kupferplatte stellt.
                              									Man taucht die Elektrodenröhre so ein, daß die Spize sich im Mittelpunkt des
                              									Querschnitts befindet und läßt sie fest in dieser Stellung. Die zersezende Wirkung
                              									des Stroms ist dann gleich stark nach allen Punkten der Oberfläche. Bei einem
                              									cylindrischen Gefäß muß die Elektrodenröhre nach der Achse gestellt und die Spize
                              									immer von Oben nach Unten geführt werden; bei einer Kugel muß die Spize im
                              									Mittelpunkt unbeweglich angebracht werden. Man sieht, daß hier überall das Gesez der
                              									Symmetrie erfüllt wird.
                           Um versichert zu seyn, daß man allmählich durch alle zwischeniegenden Töne kommt und
                              									damit man nicht nur bei der Farbe, sondern auch bei dem Ton, welchen man wünscht,
                              									stehen bleiben kann, darf die Eintauchung der Elektrodenröhre nur einige Secunden
                              									dauern, namentlich wenn man sich jener Farbe oder jenem Tone nähert. Man nimmt dann
                              									das Stük aus dem Bade und besichtigt seine Färbung; man muß ihn aber, wenn man
                              									aufhört, sogleich in Wasser auswaschen und einen Strom kalten Wassers über den
                              									Gegenstand leiten, um selbst die geringste Menge Kali, welches die Farben ziemlich
                              									schnell verderben würde, zu beseitigen.
                           Ich habe nun zu zeigen, wie man zu Verfahren hat, um einer  Fläche oder einem Theil
                              									derselben verschiedene Farben oder Töne von ungleicher Intensität zu geben, wie dieß
                              									beim Färben von Blumenblättern oder andern Blumentheilen zu geschehen hat. Man muß
                              									dabei von den beiden Grundsäzen ausgehen: daß die Ablagerungen auf den Gränzlinien
                              									und auf den der Spize der Elektrodenröhre am meisten genäherten Stellen die
                              									stärksten sind. Bei Berüksichtigung dieser Säze ist mit Hülfe einer gewissen Anzahl
                              									Verbindungsdrähte nichts leichter, als diesen Zwek zu erreichen.
                           Denken wir uns einen die Horizontal-Projection einer Rose darstellenden Kreis,
                              									deren mittlern Theil man grün färben will, so sezt man die Elektrodenröhre zuerst
                              									einige Augenblike über diesen Theil und die Oberfläche wird sich hier mit einer
                              									Ablagerung bedeken, welche stärker ist als sonst überall. Ist dieß geschehen, so
                              									erhebt man die Röhre über ihre frühere Stellung, um eine überall gleichmäßige
                              									Wirkung hervorzubringen; es erzeugt sich in der Mitte Grün, während die rothen
                              									Seitentheile eine um so gleichmäßigere Färbung erhalten, je mehr sie sich vom
                              									Mittelpunkt entfernen. Will man sie nüanciren, so führt man die Elektrodenröhre in
                              									ziemlich spiralförmiger Bewegung herum, welche im Centrum auslauft. Durch Uebung
                              									bringt man es leicht dahin, mittelst der Elektrodenröhre eine Blume mit allen ihren
                              									Nüancen malen zu können, so daß man diese Röhren
                              									gewissermaßen mit Pinseln vergleichen kann. Die Schönheit des Productes ist bedingt
                              									1) von den elektrochemischen Kenntnissen des Operirenden; 2) von seiner
                              									Geschiklichkeit; 3) seinem Kunsttalent.
                           Durch die der Akademie vorgelegten gefärbten Gegenstände, obgleich sie nicht alle
                              									Vorzüge in sich vereinigen, welche die elektrochemische Färbung einst darbieten
                              									wird, kann man sich doch einen Begriff von dem Werth der neuen Kunst machen.
                           Ich umgehe eine Menge Details, welche man in der Praxis leicht auffindet, sobald man
                              									eine gewisse Uebung erlangt hat.
                           Wenn ein Stük mißräth, ist nichts einfacher, als die Superoxyd-Schichten
                              									wegzuschaffen; man taucht es einige Augenblike in Verdünnte Essigsäure, um das
                              									Superoxyd zu zersezen und das Oxyd aufzulösen, bürstet die Oberfläche ab und wascht
                              									sie.
                           Vom Zersezungs-Apparat.
                           Um die eben beschriebenen Wirkungen hervorzurufen, muß man sich eines während der
                              									ganzen Dauer der Operationen ziemlich constant wirkenden Zersezungs-Apparats
                              									bedienen. Derselbe muß leicht zu handhaben seyn und ich fand am zwekmäßigsten Paare,
                              									welche aus einem Kupfercylinder von 1 Decimeter Durchmesser auf 1½ Decimeter
                              									Höhe bestehen und einem vollen Zinkcylinder von 2–3 Centimeter  Durchmesser, den man vorher
                              									amalgamirt und mit dem andern umgibt; jedes Paar stellt man in ein cylindrisches
                              									Glasgefäß und bringt es mittelst der bekannten Vorrichtungen mit dem nächsten in
                              									Verbindung. Als Flüssigkeit benuzt man Wasser, mit etwa 1/100 Schwefelsäure
                              									angesäuert.
                           Sechs solche Cylinderpaare reichen gewöhnlich zu allen Operationen hin.
                           Der Leitungsdraht, so wie die verschiedenen Verbindungstheile müssen ganz rein seyn,
                              									damit in der Wirkung des Stroms keine Störungen eintreten.
                           Daß der Strom zu intensiv ist, erkennt man daran, daß statt wasserfreien Superoxyds
                              									gelbes Superoxydhydrat entsteht; diesem Uebelstand muß abgeholfen werden, weil sonst
                              									alle Färbung aufhört.
                           
                        
                           Von der Veraͤnderung der Farben
                                 										und den Mitteln ihr vorzubeugen.
                           Verändern sich die durch Ablagerung dünner Bleisuperoxyd-Schichten
                              									hervorgebrachten Farben mehr oder weniger schnell an der Luft, je nach den Metallen,
                              									worauf sie sich ablagerten? Es ist dieß ein hinsichtlich der technischen Anwendung
                              									wohl zu erörternder Punkt; ich will hier die solche Veränderungen veranlassenden
                              									Ursachen, so wie die Umstände, welche sie verhindern können, angeben. Meine
                              									dießfallsigen Beobachtungen beziehen sich auf die Färbung des Goldes, weil dieselbe
                              									einzig und allein durch successive Bleisuperoxyd-Schichten, ohne Vermengung
                              									oder Verbindung derselben mit andern Oxyden, hervorgebracht wird.
                           Alle Ursachen, welche das Bleisuperoxyd zersezen, verändern natürlich diesen Körper;
                              									so führen die Säuren und Alkalien das Superoxyd auf einen niedrigeren
                              									Oxydationszustand zurük, um sich dann mit dem Oxyd zu verbinden. Man muß es daher
                              									vermeiden, die gefärbten Gegenstände sauren oder ammoniakalischen Ausdünstungen
                              									auszusezen, welche, indem sie das Bleisuperoxyd zersezen, die Farben benachtheiligen
                              									würden. Das einzige Mittel, den Zutritt saurer oder ammoniakalischer Ausdünstungen
                              									zu verhindern, ist, die Gegenstände unter Glas zu bringen, oder mit einem
                              									durchsichtigen Firniß zu überziehen, welcher, sich der Einwirkung der Dünste
                              									widersezend, nur sehr wenig die Farbe beeinträchtigt. Die Wahl des Firnisses ist
                              									daher von großer Bedeutung für die Erhaltung der gefärbten Gegenstände.
                           Ich stellte hierüber, um die Eigenschaften aller mir zu Gebot stehenden Firnisse
                              									kennen zu lernen, sehr viele Versuche an. Die Hauptresultate derselben sind: der
                              									beste Firniß wäre ohne allen Zweifel einer, welcher mit Sauerstoff gesättigt, dem
                              									Körper, welchen  er
                              									bedekt, keinen entzöge. Nun besizt aber kein Firniß diese Eigenschaft; man muß
                              									folglich denjenigen wählen, welcher sich an der Luft am wenigsten verändert. Ein
                              									solcher wird folgendermaßen bereitet: man bringt in einen glasirten Topf ½
                              									Liter Leinöhl, 4 bis 8 Gramme feingepulverte Bleiglätte nebst 2 Grammen Zinkvitriol
                              									und erhizt mehrere Stunden lang mäßig. Wenn das Bleioxyd aufgelöst ist, filtrirt
                              									man, um die überschüssige Bleiglätte abzusondern. Hat sich das Oehl zu sehr verdikt,
                              									so verdünnt man es mit Terpenthinöhl, welches man vorher in einem Kolben über
                              									Bleiglätte kochen ließ, um die etwa darin enthaltene Bernsteinsäure zu entfernen,
                              									welche auf die Farben nachtheilig einwirken würde. Den so bereiteten Firniß trägt
                              									man mittelst eines Pinsels sehr dünn auf den Gegenstand auf und läßt ihn in gelinder
                              									Wärme eintroknen. Nach vollkommenem Troknen trägt man eine zweite Schicht auf und
                              									läßt sie wieder troknen. Wenn der Firniß das zweitemal aufgetragen worden ist,
                              									zeigen sich folgende Wirkungen: das Blau der zweiten Ordnung verschwindet, so daß
                              									das Bläulichgrün gelbgrün wird; Gelb und Roth verändern sich nur sehr wenig. Die
                              									Farben der dritten Ordnung, namentlich das Dunkelgrün, bleiben unangetastet.
                           Mittelst dieses Firnisses werden die Gegenstände daher vollkommen beschüzt. Will man
                              									die Farben der zweiten Ordnung hervorbringen und erhalten, mit Ausnahme des
                              									Bläulichgrün, des Grasgrün, so muß man, sobald das Bläulichgrün vorüber ist und das
                              									Gelbgrün zu erscheinen anfängt, innehalten, waschen, troknen und den Firniß
                              									auftragen; dann ist die Farbe geschüzt. Freilich verlieren die Farben, weil der
                              									Firniß nicht ganz durchsichtig und braun gefärbt ist, etwas von ihrem Glanz; dagegen
                              									gewinnen sie an Dauerhaftigkeit. Man kann fragen, warum die Farben der dritten
                              									Ordnung leichter zu schüzen sind, als die der zweiten, namentlich aber als die der
                              									ersten, und könnte glauben, daß die dikern Superoxyd-Schichten sich leichter
                              									conserviren; dann müßte man aber nach dem Verschwinden der obern Schicht die
                              									vorhergehende Schicht sehen, was nicht der Fall ist. Ueberdieß bietet uns das
                              									Verschwinden des Blau der zweiten Ordnung eine eigenthümliche Wirkung des Firnisses
                              									dar, welche theoretisch sehr schwer zu erklären ist. Ich sage theoretisch, weil die
                              									Bleisuperoxyd-Schichten so dünn sind, daß das erhaltene Product nicht
                              									analysirt werden kann. Man kann es nur beobachten und beschreiben und sich dabei auf
                              									die von der Physik und Chemie uns gegebenen Thatsachen stüzen. Die HHrn. Lefranc, Firnißfabrikanten, hatten die Güte, mir einen
                              									fetten Copalfirniß zu bereiten, welcher, weit entfernt das auf verplatinirtem Kupfer
                              									erzeugte Blau zu verändern, ihm im Gegentheil wenigstens für mehrere Töne, noch
                              									bessern  Glanz gibt.
                              									Dieser Firniß leistet von allen bekannten den meisten Widerstand.
                           
                        
                           Von dem Faͤrben der
                                 										Gegenstaͤnde aus Kupfer, Platin, Silber, Argentan, Messing und Eisen oder
                                 										Stahl.
                           Alle bisher beschriebenen Färbungen wurden auf Gold oder vergoldetem Kupfer
                              									hervorgebracht; sie finden statt, wie groß auch die Oberflächen seyn mögen; anders
                              									verhält es sich aber bei dem Messing und manchmal selbst dem Kupfer; es findet bei
                              									diesem anfangs eine Erscheinung statt, deren Ursache ich nicht wohl kenne, obwohl es
                              									mir gelang, sie zu verhüten.
                           Messing. — Wenn der Gegenstand klein ist (1 oder 2
                              									Centimeter Oberfläche), so tritt die Färbung ein, sobald die Kette geschlossen ist,
                              									und zwar um so schneller, je kleiner die Oberfläche ist; ist sie aber groß, so
                              									bleibt das Stük lange Zeit blank und behält sogar seinen Glanz. Die Oberfläche
                              									befindet sich sonach in einem passiven Zustand, demjenigen analog, welchen man dem
                              									Eisen auf verschiedene Weise ertheilt — es tritt gar keine Färbung ein. Rührt
                              									wohl dieser anscheinend passive Zustand, welchen auch andere Metalle zeigen, von
                              									einer bloßen Anhäufung von Sauerstoff auf der Oberfläche, oder von einer Schichte
                              									Kupferoxyd her, welche sich vor der Entstehung des Bleisuperoxyds bildet? Folgende
                              									Thatsachen scheinen über die Ursache dieser Erscheinungen Aufschluß zu geben.
                           Der anscheinend passive Zustand steht in Zusammenhang mit einer reichlichen
                              									Ablagerung von Blei an der negativen Elektrode, was leicht erklärbar ist, weil sich
                              									kein Superoxyd bildet.
                           Da nun aber die Erfahrung zeigt, daß eine sehr kleine Oberfläche sich sogleich färbt,
                              									so folgt daraus, daß diese eine solche erforderliche Modification erlangt, wobei das
                              									Phänomen eintreten kann. Deßhalb kann man auch großen Messingoberflächen leztere
                              									Modification ertheilen, so daß die Färbung eintritt wie bei kleinen; man taucht zu
                              									diesem Behufe in die alkalische Lösung vorerst nur einen kleinen Theil der Fläche
                              									ein, welcher sich sogleich färbt und fährt auf diese Art mit den nächst anliegenden
                              									Theilen fort, bis das ganze Stük mit der Flüssigkeit in Berührung ist.
                           Die Modification, welche der Gegenstand dann erfährt, gibt sich durch einen
                              									flüchtigen Nebel kund, welcher das ganze Stük überzieht, dessen Farbe aber, weil er
                              									so flüchtig ist, nicht bestimmt werden kann; sonderbar ist es, daß der zuerst
                              									eingetauchte Theil, welcher sich beinahe durchaus färbte, seine Farbe wieder
                              									verliert und die des Metalls annimmt, ohne daß man im Stande wäre, ihn wieder zu
                              									färben; wenn einmal der Nebel wie ein Schatten über die ganze Oberfläche  verbreitet ist, so sieht man in
                              									wenigen Augenbliken alle Phasen der Färbung sich so erzeugen, wie sie weiter oben
                              									beschrieben wurden, und die Farben in ihrem Glanze mit dem polirtesten Golde
                              									wetteifern. Es Versteht sich, daß hier nur von solchen Farben die Rede ist, wie man
                              									sie auf Gold und vergoldetem Kupfer erhält, und nicht von der Färbung in
                              									weinfarbigen Tönen, die man auf großen Stüken bekommt, deren Behandlung lange
                              									dauert.
                           Will man nun einen Gegenstand von ziemlicher Größe auf angegebene Weise färben, so
                              									legt man ihn auf eine geneigte Fläche, welche in die Lösung taucht und längs welcher
                              									man ihn langsam hinabgleiten läßt. Auf diese Weise kommt jeden Augenblik nur ein
                              									kleiner, bisher der galvanischen Wirkung noch nicht unterworfener Theil der
                              									Oberfläche in Berührung mit der Flüssigkeit. Man könnte nach den erhaltenen
                              									Wirkungen glauben, daß durch Vergrößerung der Dimensionen der negativen Elektrode
                              									eine große Oberfläche schnell in Thätigkeit zu versezen wäre; dem ist aber nicht so;
                              									denn diese Elektrode mag groß oder klein seyn, so bleibt die positive Fläche, wenn
                              									sie von einer gewissen Größe ist, immer passiv, daher, um sie in Thätigkeit zu
                              									versezen, der angegebene Weg eingeschlagen werden muß. Die wirkliche Ursache dieser
                              									Erscheinung habe ich noch nicht entdekt; nur ist es, da die Farben auf dem Messing
                              									dauerhafter sind als auf dem Gold, wahrscheinlich, daß sich eine Verbindung oder
                              									vielleicht nur ein Gemenge von Kupferoxyd und Bleisuperoxyd bildet, was weitere
                              									Untersuchungen erst bestätigen müssen. Unterdessen muß ich bemerken, daß unter den
                              									erhaltenen Farben der zweiten Ordnung ein Goldgelb war, welches sich mit dem des
                              									Goldes vergleichen läßt.
                           Das Rothkupfer nimmt ebenfalls manchmal den passiven
                              									Zustand an, jedoch seltener als das Messing.
                           Das Silber ist niemals passiv, wenn seine Oberfläche ganz
                              									so zubereitet wird, wie ich angab; aber seine Färbung gleicht in nichts jener der
                              									andern Metalle, obgleich man die verschiedenen Ordnungen der Farbenringe verfolgen
                              									kann; dieses Metall erleidet nämlich sehr bald eine Oxydation, welche allen Farben
                              									einen weinartigen gelblichen Ton gibt; wenn die Oberfläche vollkommen polirt und der
                              									Strom nicht so intensiv ist, daß er das Silber sehr merklich verändert, kann man
                              									sehr lebhafte Farben erhalten.
                           Das Platin, vorzüglich aber das verplatinirte Kupfer,
                              									nehmen, wie mir scheint, die reichsten blauen Farben an, welche die Kunst
                              									hervorzubringen vermag. Es ist sehr wahrscheinlich, daß die Oxydation des Platins
                              									die Erzeugung dieser Farben vermittelt, welche  sonach das Resultat der Verbindung, oder doch der Mengung
                              									eines Platinoxyds und des Bleisuperoxyds wäre; obgleich aber Blau die vorherrschende
                              									Farbe ist, so erhält man dennoch mehrere Farben der verschiedenen Ordnungen der
                              									Farbenringe. Die Veilchen und blauen Kornblumen, welche sich unter den der Akademie
                              									vorgelegten Gegenständen befinden, beweisen, wie sehr die in Rede stehende blaue
                              									Farbe sich jener der natürlichen Blumen nähert.
                           Das Argentan, mit sehr feinem Bimsstein und einer Bürste
                              									troken gerieben, färbt sich sehr schön, ohne daß in den meisten Fällen wenigstens
                              									die Oberfläche passiv wird. Wenn sie polirt ist, kann man sehr schöne Farben darauf
                              									entwikeln.
                           Polirter Stahl färbt sich leicht, wenn seine Oberfläche
                              									gehörig präparirt wurde. Man findet die verschiedenen Nüancen wieder, welche er beim
                              									Erhizen annimmt, außer den Tönen, welche von den successiven Ablagerungen von
                              									Bleisuperoxyd-Schichten abhängen.
                           Die Details, in welche ich, sowohl was die Untersuchung der Farbenerzeugung, als das
                              									Verfahren ihrer Anwendung in der Technik anbelangt, einging, genügen, wie ich hoffe,
                              									um diejenigen, welche sich damit beschäftigen wollen, in den Stand zu sezen, dieß
                              									ohne große Schwierigkeiten zu thun. Schließlich will ich noch meine Beobachtungen
                              									mit den Eingangs erwähnten Nobili'schen elektrochemischen
                              									Ringen vergleichen, wobei ich mich vorzüglich auf jene beziehe, welche er mit dem
                              									essigsauren Blei erhielt, mir die Wirkung der andern Lösungen für eine fernere
                              									Abhandlung vorbehaltend. Um concentrische Farbenringe auf einer positiv gemachten
                              									Goldplatte zu erhalten, bediente sich Nobili einer
                              									neutralen, oder fast neutralen essigsauren Bleilösung. Er berichtete diese
                              									Thatsache, aber ohne ihre Erklärung zu versuchen. Diese Ringe mußten schnell wieder
                              									verschwinden, sobald Essigsäure frei wurde, in Folge der Einwirkung dieser lezteren
                              									auf das Bleisuperoxyd. Meine Verfahrungsweise und die erhaltenen Wirkungen waren
                              									anders. Die Lösung, deren ich mich bediente, war alkalisch und mußte dieß seyn, weil
                              									das an den positiven Pol sich begebende und sich in Superoxyd umwandelnde Bleioxyd
                              									dem Kali gegenüber die Rolle einer Säure spielen muß, damit die Adhäsion möglichst
                              									stark wird, was beim essigsauren Blei oder einem andern Bleisalz nicht möglich ist,
                              									weil das Oxyd sich wie eine Basis verhält. Andererseits erhält man durch Nobili's Verfahren immer nur Farbenringe, während durch
                              									das meinige gleichförmige, dauerhafte und sehr fest anhaftende Töne auf Oberflächen
                              									von gewisser  Größe
                              									erhalten werden können. Nobili trachtete nach
                              									Farbenringen und ich vermeide dieselben. Es ist zwischen den Nobili'schen elektrochemischen Farbenringen und den hier behandelten
                              									Färbungen in der That keine andere Aehnlichkeit, als daß beide durch dünne Plättchen
                              									erzeugt werden.
                           In einer später erscheinenden Abhandlung werde ich die verschiedenen Wirkungen auf
                              									Kupfer- und andere Metallbleche, welche man mit Metall- oder
                              									Oxydschichten überzogen hat, mittheilen, um zu zeigen, wie sehr die beschriebenen
                              									Erscheinungen abgeändert werden können; überhaupt werde ich nichts versäumen, was
                              									zur Ausbildung der neuen Kunst dienen könnte, deren Grund ich hiemit gelegt
                              									habe.