| Titel: | Verbessertes Verfahren Palmöhl zu bleichen; von Ch. Cameron. | 
| Fundstelle: | Band 91, Jahrgang 1844, Nr. CXIX., S. 488 | 
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                        CXIX.
                        Verbessertes Verfahren Palmoͤhl zu
                           								bleichen; von Ch.
                              								Cameron.
                        Aus den Transactions of the Society of arts durch die Chemical Gazette, Febr. 1844, No.
                              									31.
                        Cameron's Verfahren Palmöhl zu bleichen.
                        
                     
                        
                           Vor beiläufig sechs Jahren wurde in den Seifenfabriken zu Liverpool folgendes
                              									Verfahren eingeführt, um das Palmöhl zu bleichen: in einen starken gußeisernen
                              									Kessel (von gewöhnlicher Construction, mit einem Ofen darunter) brachten die
                              									Fabrikanten 2 bis 3 Tonnen Palmöhl und erhöhten dann mittelst des darunter gemachten
                              									Feuers die Temperatur desselben auf 450° F. (186° R.); dadurch wurde
                              									der Farbstoff vollständig zerstört. Nachdem man aber diese Methode mit der größten
                              									Sorgfalt angewandt hatte, mußte man sie endlich aus folgenden Gründen aufgeben: 1)
                              									in der Zeit, welche nöthig war, um die ganze Masse Palmöhl auf 450° F. zu
                              									bringen, erhizte sich der Kesselboden über 600° F. (252° R.), wobei
                              									sich der ihn berührende Antheil Palmöhl zersezte und in Gasarten verwandelte, so daß
                              									häufig Explosionen entstanden; 2) die Ausdünstungen des zersezten Oehls  waren unerträglich; 3) wenn man
                              									das Palmöhl nach Zerstörung der Farbe nicht sogleich abzog, entstand häufig eine
                              									schwarze Färbung, weil sich das verkohlte Oehl mit dem andern vermischte.
                           Dieses Verfahren war wohlfeil, mußte aber aus den angegebenen Gründen und wegen der
                              									damit verbundenen Gefahr aufgegeben werden.
                           Ich habe Obiges mitgetheilt, damit man meine Verbesserung des Processes desto besser
                              									versteht. Vor mehreren Monaten war ich veranlaßt Versuche anzustellen, um zu
                              									ermitteln, bei welchem Temperaturgrade der Farbstoff zn verschwinden beginnt, wobei
                              									ich mich überzeugte, daß er bei 230° F. (88° R.) anfängt sich zu
                              									verändern; sezt man den Proceß bei 2° oder 3° über oder unter dieser
                              									Temperatur unter beständigem Umrühren fort, so
                              									verschwindet der Farbstoff nach und nach und das Palmöhl wird zulezt ganz weiß und
                              									ungewöhnlich hart. Um alle Schwierigkeiten des bisher befolgten Verfahrens zu
                              									beseitigen, braucht man also nur eine viel niedrigere Temperatur (88° R.
                              									statt 186° R.) anzuwenden, und den Proceß längere Zeit, aber unter
                              									beständigem Umrühren, fortzusezen.
                           Das in Liverpool bereits eingeführte Verfahren, welches ich empfehle, ist hienach
                              									folgendes: man verschafft sich einen gußeisernen Kessel, welcher 3–4 Tonnen
                              									Palmöhl faßt und unter welchem wie gewöhnlich der Ofen angebracht ist; zum Umrühren
                              									der Masse bringt man im Kessel einen sich horizontal drehenden Fächer von Eisenblech
                              									an, welchen man mittelst einer Dampfmaschine sechs Umdrehungen in der Minute machen
                              									läßt. Bei kleineren Quantitäten kann man auch einen hölzernen Rührer anwenden. Das
                              									Palmöhl wird dann mittelst des Feuers auf 230° F. (88° R.) erhizt;
                              									hierauf wird das Feuer unter dem Kessel beseitigt und aus einem Dampfkessel (bei 15
                              									Pfd. Druk auf den Quadratzoll des Ventils) Hochdrukdampf mittelst zweier bleiernen
                              									Röhren von 2 Zoll Durchmesser in das Palmöhl geleitet. Auf diese Weise erhält man
                              									eine gleichförmige Temperatur von 230° F. (88° R.) ohne alle Gefahr
                              									das Oehl zu zersezen, und der Proceß wird fortgesezt bis die Farbe vollständig
                              									verschwunden ist. Mit einem Kessel, welcher 4 Tonnen Palmöhl enthält, ist der Proceß
                              									in zehn Stunden beendigt.
                           Es scheint mir, daß der Farbstoff durch die Absorption von Sauerstoff aus der Luft
                              									zerstört wird, denn das Oehl hat bei hohen Temperaturen bekanntlich eine starke
                              									Verwandtschaft zum Sauerstoff und deßhalb ist das Umrühren wesentlich, damit
                              									beständig eine neue Oberfläche der Luft dargeboten wird.
                           Bei den Preisen des Brennmaterials in Liverpool kann man nach meinem Verfahren eine
                              									Tonne Palmöhl für 2 Shill. entfärben, während das frühere Verfahren Watt's die zehnfachen Kosten verursachte.