| Titel: | Miszellen. | 
| Fundstelle: | Band 91, Jahrgang 1844, Nr. CXX., S. 489 | 
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                        CXX.
                        Miszellen.
                        Miszellen.
                        
                     
                        
                           Verbesserung des atmosphärischen Eisenbahnsystems.
                           Hr. Hallette von Arras hat zu einer wichtigen Verbesserung
                              									des atmosphaͤrischen Eisenbahnsystems Anlaß gegeben. In folgendem Briefe der
                              									HHrn. Mallet und Henry an den
                              									Unterstaatssecretaͤr der oͤffentlichen Arbeiten ist die praktische
                              									Anwendung seiner Idee von diesen Ingenieuren detaillirt:
                           „Unser Verfahren bestuͤnde darin, uͤber der pneumatischen
                              									Roͤhre eine halbcylindrische Rinne anzubringen, welche der ganzen
                              									Laͤnge der Roͤhre nach uͤber die zum Durchgang der
                              									Verbindungsstange zwischen Kolben und Wagen gemachte Oeffnung vorstehen soll. In
                              									diesen Halbcylinder wuͤrde ein runder, elastischer Koͤrper von
                              									gleichem Durchmesser gelegt werden muͤssen. Die Laͤngenspalte, durch
                              									welche die Verbindungsstange geht, sollte 4 Centimeter Breite haben, und die Rinne
                              									so wie der elastische Koͤrper einen Durchmesser von 7–8 Centimetern.
                              									Der elastische Koͤrper, welcher als Klappe dienen soll, bestuͤnde der
                              									Hauptsache nach aus einem biegsamen Drahtseile von beilaͤufig 2 Centimetern
                              									Durchmesser, aͤhnlich wie das Drahtseil, welches bei der
                              									Blackwall-Eisenbahn im Gebrauche ist. Um nun einen Durchmesser von 7–8
                              									Centimetern zu erlangen und der Klappe die gehoͤrige Elasticitaͤt und
                              									Undurchdringlichkeit zu geben, müßte man das Drahtseil mit Filztuch umwikeln,
                              									welches mit einer Aufloͤsung von Kautschuk und Gummilak in ziemlich viel
                              									Steinkohlenoͤhl getraͤnkt ist, so daß die verschiedenen Tuchlagen
                              									gleichsam zusammen geleimtNämlich mit Jeffery's (im polytechnischen Journal
                                    												Bd. LXXXVII S. 157 beschriebenen) Schiffsleim.A. d. R. oder gekittet wuͤrden,
                              									wodurch dann ein von der Luft undurchdringlicher, elastischer Koͤrper
                              									gebildet wuͤrde, welcher sich nicht veraͤndert und der Reibung
                              									widersteht. Man koͤnnte das Ganze auch noch mit einem fetten Leder umgeben,
                              									doch scheint dieß nicht nothwendig.“
                           „Dieses Tau, oder diese cylindrische Klappe, welche uͤber die ganze
                                 										halbcylindrische Rinne reicht, muͤßte bestaͤndig durch Gewichte an
                                 										beiden Enden gespannt seyn. Der Durchgang der Verbindungsstange
                                 										geschaͤhe, nachdem das TauDen Verschluß der pneumatischen Röhre mittelst eines Seiles zu bewirken,
                                       												war schon früher die Idee des Hrn. Pinkus;
                                       												man vergleiche S. 95 in diesem Bande des polytechnischen Journals.A. d. R. aufgehoben ist, was durch
                                 										eine Rolle, die 20 Centimeter vor der Verbindungsstange befestigt ist, bewirkt
                                 										werden kann. Die Klappe wuͤrde dann durch eine zweite Rolle, welche durch
                                 										eine Feder oder ein Gewicht bestaͤndig niedergedruͤkt wird, wieder
                                 										geschlossen.“ (Moniteur industriel, 1844.
                              										No. 805.)
                           
                        
                           Walter's Verfahren Chlorgas zu
                              									bereiten und das dabei zurükbleibende Mangansalz zu verwenden.
                           Die Verfahrungsarten, worauf sich Seale Walter in Gregory
                              									Street, City von London, am 24. Maͤrz 1843 ein Patent ertheilen ließ,
                              									bestehen 1) in der Bereitung von Chlorgas, indem man Braunstein mit einem Gemisch
                              									von Schwefelsaͤure und Salzsaͤure behandelt, so daß die
                              									Salzsaͤure vollstaͤndig in Chlor und das Mangansuperoxyd in
                              									schwefelsaures Mangan verwandelt wird; dazu ist auf 1 Aequivalent Mangansuperoxyd 1
                              									Aeq. Salzsaͤure und 1 Aeq. Schwefelsaͤure erforderlich; 2) in einer
                              									Methode aus dem bei der Chlorbereitung zuruͤkbleibenden schwefelsauren Mangan
                              									wieder Mangansuperoxyd zu gewinnen.
                           Angenommen man wolle Chlorgas nach diesem Verfahren bereiten, um damit einen Centner
                              									Chlorkalk zu erhalten, so nimmt man einen Centner Salzsaͤure (von 21°
                              									Baumé), welche 34 Proc. wasserfreie Saͤure enthaͤlt, einen halben
                              									Centner Vitrioloͤhl, auf 1,70 spec. Gewicht (60° Baumè)
                              									verduͤnnt und einen halben Centner guten Braunstein. Der Braunstein wird am
                              									besten in Stuͤken angewandt, wo  man dann nicht umzuruͤhren braucht und in einem
                              									gewoͤhnlichen bleiernen Chlorentbindungs-Gefaͤß nach und nach
                              									mit den vorher gemischten Saͤuren versezt. Man braucht erst gegen das Ende
                              									des Processes Hize anzuwenden, um das lezte Quantum Chlor frei zu machen.
                           Es versteht sich, daß das salzsaure Mangan, welches bei der gewoͤhnlichen
                              									Methode Chlor aus Salzsaͤure und Braunstein zu bereiten, als Ruͤkstand
                              									bleibt, nur mit Schwefelsaͤure und Braunstein behandelt zu werden braucht, um
                              									alle darin enthaltene Salzsaͤure in Chlor zu verwandeln.
                           Um aus dem ruͤkstaͤndigen schwefelsauren Mangan wieder Superoxyd zu
                              									gewinnen, gibt der Patenttraͤger zwei Methoden an. 1) Das schwefelsaure
                              									Mangan wird in flache kupferne Gefaͤße abgezogen, in welche man Brucheisen
                              									bringt und von Zeit zu Zeit umgeruͤhrt; bei heißer Witterung braucht man sie
                              									nicht zu erwaͤrmen, bei kalter Witterung muß dieß aber geschehen. Man
                              									erhaͤlt so einerseits ein Gemenge von Manganoxyd und Mangansuperoxyd,
                              									andererseits Eisenvitriol. 2) Oder man dampft die schwefelsaure Manganloͤsung
                              									zur Trokne ab und calcinirt das Salz in einem thoͤnernen Cylinder oder Ofen,
                              									in welchen man ein wenig atmosphaͤrische Lust durch eine kleine Oeffnung
                              									einstroͤmen laͤßt; die entweichende Schwefelsaͤure und
                              									schweflige Saͤure leitet man in eine Bleikammer. (Repertory of Patent-Inventions, Dec. 1843, S. 368.)
                           
                        
                           Rübenzuker-Fabrication in Frankreich.
                           Die Administration der indirecten Steuern hat nun die Tabelle uͤber die
                              									Production und Consumtion inlaͤndischen Zukers seit Beginn der Campagne
                              									1843–44 bekannt gemacht, woraus man die Anzahl der Fabriken am Ende des
                              									Monats Februar 1844 und die waͤhrend des Jahrgangs 1843 erhobenen Steuern
                              									ersieht. Die Hauptdaten dieser Tabelle sind folgende:
                           
                              
                                 
                                 1843.
                                 
                                 1844
                                 Abnahme fuͤr 1844.
                                 
                              
                                 Fabriken
                                 384 
                                 
                                 325 
                                 59
                                 
                              
                                 fabricirter Zuker in Kilogr.
                                 32 
                                 Millionen
                                 28 
                                 4
                                 
                              
                                 consumirter —
                                 21 
                                 
                                 20 
                                 1
                                 
                              
                                 Restirender Zuker am 31. Febr.
                                 10 
                                 
                                 7 
                                 3
                                 
                              
                                 Erhobene Abgaben in Francs
                                 2 2/10
                                 Millionen
                                 2 3/10
                                 —
                                 
                              
                           (Moniteur industriel, Maͤrz
                              									1844, No. 807.)
                           
                        
                           Die Hauptzweige der sächsischen Gewerbthätigkeit und ihre
                              									Wünsche in technischer Hinsicht.
                           In Bezug auf das, was der saͤchsischen Gewerbthaͤtigkeit
                              									hauptsaͤchlich noch zu wuͤnschen ist, gibt uns das Gutachten des
                              									Industrievereins fuͤr das Koͤnigreich Sachsen uͤber die
                              									demnaͤchst von der saͤchsischen Regierung zu erlassenden
                              									Praͤmienausschreiben sehr werthvolle Aufschluͤsse, welche fuͤr
                              									die ganze deutsche Fabrikthaͤtigkeit ein allgemeines Interesse haben. Die
                              									Forderungen, welche aus dem Gutachten des Industrievereins hervorgehen, sind in
                              									Kuͤrze folgende:
                           Baumwollspinnerei. Man wuͤnscht Praͤmien 1)
                              									auf eine bei ihrem Erscheinen das Sachverhaͤltniß umfassende Abhandlung,
                              									welche den Betrieb der saͤchsischen Baumwollspinnerei vom technischen und
                              									fabrikoͤkonomischen Gesichtspunkte gruͤndlich eroͤrtert und
                              									dabei die in Sachsen und auswaͤrts eingefuͤhrten Manipulationen und
                              									die Anwendung der wichtigern Vorbereitungs- und Spinnmaschinen vom Whipper
                              									— eine Maschine zur ersten Auflokerung der Baumwolle, wenn sie aus dem Ballen
                              									kommt — bis zur selbstspinnenden Mulemaschine einer vergleichenden auf
                              									Nuzanwendungen hinweisenden Kritik unterwirft; 2) auf jede neue Vorrichtung bei der
                              									Baumwollspinnerei, wodurch ohne Eintrag der Qualitaͤt des Gespinnstes eine
                              									wesentliche Ersparniß an den Productionskosten erzielt wird; 3) fuͤr
                              									denjenigen Baumwollspinnereibesizer, welcher zuerst ein Jahr lang aus
                              									inlaͤndischen Garnen gefertigte, geschlichtete Ketten — Werfte, Aufzug
                              									— zum Verbrauch der Handweberei in einer Quantitaͤt von mindestens
                              									10,000 Pfund in Summa liefert, da bekanntlich die Englaͤnder uns viele
                              									geschlichtete  Ketten
                              									zufuͤhren; — 4) auf eine verbesserte Construction einer Maschine,
                              									wodurch das Oeffnen und Reinigen der Baumwolle, ohne Nachtheil fuͤr die
                              									spaͤtere Bearbeitung derselben und uͤberhaupt besser als durch die
                              									bisher uͤblichen Vorrichtungen, uͤberdieß wenigstens unter gleichen
                              									fabrikoͤkonomischen Verhaͤltnissen mit diesen erreicht wird; und 5)
                              									auf eine einfache und sicher wirkende Vorrichtung zum Auspuzen der Dekel und
                              									Trommeln der Kraͤmpeln.
                           Flachsspinnerei. Man beantragt eine Praͤmie auf die
                              									Errichtung der ersten Flachsmaschinenspinnerei, deren sich Sachsen noch keiner
                              									erfreut.
                           Schafwollspinnerei. Praͤmien fuͤr die
                              									Herstellung einer Vorbereistungsmaschine, welche die gelesene Wolle von allen ihren
                              									Unreinigkeiten besser als die bisherigen Wollkraͤmpeln reinigt und auflokert,
                              									zugleich aber ein solches Product liefert, daß die Wolle nicht mit der Hand
                              									aufgelegt — d. h. der Kraͤmpelmaschine vorgebreitet — zu werden
                              									braucht. Der Industrieverein wuͤnscht auch die Einfuͤhrung der
                              									Spinnerei von sogenanntem Bastardgarn — einem Mittelding zwischen
                              									Streich- und Kammgarn — welches anstatt des theuren lezteren zur
                              									Fabrication der Flanelle und anderer aͤhnlicher Stoffe sehr geeignet ist.
                              									— Streichgarn ist bekanntlich ein wollenes Garn, in dem die Fasern der Wolle
                              									kreuz und quer liegen, und dessen Gewebe sich walken laͤßt, daher es zu allen
                              									tuchartigen Stoffen gebraucht wird; Kammgarn hingegen ist ein Wollengarn, in dem die
                              									Wollfasern der Laͤnge nach glatt liegen und welches daher fuͤr glatte
                              									wollene Gewebe wie Thibets etc., die nicht gewalkt werden, verwendet wird. —
                              									Der Maschinenbauer C. G. Haubold
                              									jun. in Chemnitz beschaͤftigt sich mit der
                              									Erbauung von derartigen Maschinen.
                           Zeugdrukerei. Der Standpunkt dieses Fabrikzweiges ist zur
                              									Zeit in Sachsen sehr hoch, doch vermißt man noch tuͤchtige Graveurs
                              									fuͤr die Walzen zum Druken, welche leztere man noch aus England bezieht. Der
                              									Wunsch des Industrievereins geht daher auf Aussezung von Praͤmien 1)
                              									fuͤr die erste Graviranstalt, deren Leistungen fuͤr Drukwalzen den
                              									besten englischen Walzengravuͤren gleichkommen; 2) auf Fertigung feiner
                              									bedrukter Piqués — fuͤr Westen — dem besten englischen
                              									Fabricate gleich und in einer dem oben angedeuteten Nuzen entsprechenden
                              									Qualitaͤt; 3) den Druk leinener Zeuge derartig vervollkommnet zu liefern, wie
                              									derselbe bis zur Bekanntmachung der Preisaufgaben aus saͤchsischer
                              									Fabrication im Handel nicht vorgekommen ist, namentlich in Bezug auf Aechtheit,
                              									Lebhaftigkeit und groͤßere Auswahl der Grundfarben; als Beleg fuͤr den
                              									Erfolg dieser Vervollkommnung wuͤrde zugleich ein ansehnlicher Verbrauch
                              									leinerner gedrukter Zeuge nachzuweisen seyn; 4) fuͤr Mittheilung eines
                              									Verfahrens, wodurch den baumwollenen Geweben in der Appretur ohne Nachtheil
                              									fuͤr die Lebhaftigkeit der Farben ein Appret mitgetheilt wird, der den
                              									bereits von einer oder der andern inlaͤndischen Fabrik eingefuͤhrten
                              									wesentlich uͤbertrifft, und den Appret der besten englischen gleichartigen
                              									Stoffe erreicht; 5) auf Veroͤffentlichung eines wohlfeilen Verdikungsmittels
                              									derjenigen Drukfarben, bei welchen zu gewisser Anwendung der Senegalgummi zur Zeit
                              									der Bekanntmachung der Preisaufgaben durch ein Surrogat nicht zu ersezen gewesen
                              									ist; 6) auf eine Metallcomposition, welche sich fuͤr Walzenracheln —
                              									womit die uͤberfluͤssige Farbe abgestrichen wird — eignet und
                              									mit der Elasticitaͤt und Haͤrte des Stahls die Eigenschaft verbindet,
                              									daß sie von Bindemitteln oder Farben, welche starke Kupfer- und
                              									Eisenaufloͤsungen enthalten, nicht angegriffen wird.
                           Weberei. Praͤmien fuͤr ein Mittel, um die
                              									nachtheilige Einwirkung der Stahlriete in den Webeblaͤttern — das
                              									Webeblatt dient, um die Einschußfaͤden in die Aufzugfaͤden
                              									festzuschlagen und besteht aus einem feinen Gitter duͤnner
                              									Metallblaͤttchen, die man Riete nennt — auf die Farben der
                              									Ketten- und Schußfaͤden zu beseitigen, oder auf ein Surrogat
                              									fuͤr Stahl, dessen Anwendung zu Webeblaͤttern neben den
                              									Vorzuͤgen der Stahlriete die bezeichneten Nachtheile nicht aͤußert; 2)
                              									fuͤr die genuͤgend wohlfeile Herstellung einer Pappe zu
                              									Jacquardkarten, welche der Einwirkung der Feuchtigkeit entweder gar nicht oder doch
                              									in einem viel geringern Grade als die bisher angewendeten, unterworfen sind.
                           Bleicherei. Eine Praͤmie auf Abfassung einer leicht
                              									verstaͤndlichen und gruͤndlichen Beschreibung des Verfahrens beim
                              									Bleichen und Appretiren der Strumpfwaaren, durch dessen praktische
                              									Ausfuͤhrung die besten englischen Leistungen erreicht werden.
                           
                           Faͤrberei. Praͤmien 1) auf die Darstellung
                              									aͤchter Farben von Blau und Gruͤn, eines aͤchten Kohlschwarz,
                              									welches von allem roͤthlichen Scheine frei ist, und eines aͤchten,
                              									schoͤnen Pensée in allen Abstufungen ohne Laͤngestreifen und nicht
                              									theurer als die jezt gewoͤhnliche Herstellung dieser Farbe auf
                              									Kammwollenwaaren; 2) auf Mittheilung eines Verfahrens, kammwollene Garne so
                              									schoͤn weiß zu machen, daß sie den franzoͤsischen gleichen, wobei
                              									jedoch wesentliche Bedingung ist, daß das Weiße nicht abstaͤubt und Garne und
                              									Waare auf dem Lager nicht vergelben.
                           Maschinenbau. Praͤmien auf Herstellung von
                              									Stahlspindeln und gereifelten und gehaͤrteten Stahlcylindern fuͤr die
                              									Spinnerei und auf Construction einer Farbholzmuͤhle, welche durch ihre
                              									Leistungen die Feinheit der englischen Mahlung in allen Gattungen von
                              									Farbhoͤlzern erreicht.
                           Feuerungsvorrichtungen. Praͤmien 1) fuͤr eine
                              									gruͤndliche und populaͤr geschriebene Abhandlung uͤber die
                              									Verhaͤltnisse der Ofenweite und Hoͤhe bei Anwendung verschiedener in
                              									Sachsen hauptsaͤchlich vorkommender Brennmaterialien, gestuͤzt auf
                              									praktische Erfahrungen; 2) auf eine durch laͤngere praktische Anwendung
                              									bewaͤhrte Vorrichtung das Entweichen der unverbrannten Kohlentheile zu
                              									verhindern.
                           
                        
                           Das Crajuru, Carajuru oder Chica, ein neues rothes
                              									Farbmaterial.
                           Hr. v. Humboldt beschrieb (Annales
                                 										de Chimie et de Physique t. XXVII p. 315) unter dem Namen Chica ein Pflanzenproduct von ziegelrother Farbe, welches
                              									durch Maceration der Blaͤtter der Bignonia chica,
                              									eines Strauches aus der Familie der Bignoniaceen (Iussieu), in Mittelamerika gewonnen wird. Eine in ihren physischen und
                              									chemischen Eigenschaften der Chica aͤhnliche, aber viel schoͤner und
                              									glaͤnzender violett braunroth gefaͤrbte, auf dem Strich
                              									kupferglaͤnzende Substanz kam aus Para in Brasilien unter dem Namen Crajuru oder Carajuru, nach
                              									andern Carucuru. Dieselbe ist eine Art Pulver oder
                              									Sazmehl in leichten, geruchlosen, geschmaklosen oder nur wenig bittern
                              									Stuͤken, in Wasser unaufloͤslich, aber aufloͤslich in Alkohol,
                              									Aether und Oehlen oder Fetten, ohne jedoch gaͤnzlich harzartiger Natur zu
                              									seyn; sie brennt mit Flamme und hinterlaͤßt eine graue voluminoͤse
                              									Asche. Alkalien loͤsen sie leicht auf, Saͤuren aber faͤllen
                              									sie, ohne, wenn sie nicht concentrirt sind, ihre Farbe stark zu veraͤndern.
                              									Die Chica kam aus der Gegend des Orenokko, nahe bei Rio Meta; die Crajura scheint
                              									die schon fruͤher von Hancock zu Guyana angegebene
                              									reinere, kugelfoͤrmige, in Baumrinden oder Palmblaͤttern eingewikelte
                              									Sorte zu seyn. Nach Boussingault und Rivero dient sie auch zum Faͤrben. Sie scheint
                              									demnach auch von andern Bignonia-Arten bereitet zu werden. Die Galibis und
                              									andere wilde Eingeborne kochen, um sie zu bereiten, die Staͤmme und schon
                              									rothen aͤltern Blaͤtter der Bignonien, lassen sie dann in
                              									hoͤlzernen Gefaͤßen maceriren und das Decoct faulen, bis es ein rothes
                              									Sazmehl absezt, filtriren durch ein Baumrindensieb, waschen das Sazmehl in Wasser
                              									aus und troknen es an der Sonne. Die Wilden bedienen sich dieser Substanz nur zum
                              									Bemalen der Haut, entweder um sich gegen Feuchtigkeit und Insectenstich zu
                              									schuͤzen oder zur Zierde, zu welchem Zwek sie sie mit fettem
                              									Carapa-Oehl, Schildkroͤtenfett oder dem wohlriechenden Alligatorfett
                              									anruͤhren. — Das gegenwaͤrtig nach Europa kommende Crajuru
                              									faͤrbt sehr dauerhaft und wie es scheint mit weit schoͤnerem Glanze
                              									als der Orlean Virey. (Journal de
                                 										Pharmacie Febr. 1844. S. 151.)