| Titel: | Ueber Galvanoplastik; von Ferdinand Werner. | 
| Fundstelle: | Band 93, Jahrgang 1844, Nr. XVIII., S. 50 | 
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                        XVIII.
                        Ueber Galvanoplastik; von Ferdinand Werner.Aus dem Werke „die Galvanoplastik in ihrer
                                       technischen Anwendung; von Ferdinand Werner, Vorsteher der Petersburger galvanoplastischen Anstalt.
                                    Petersburg 1844. 8.“
                                 
                           
                        Werner, über Galvanoplastik.
                        
                     
                        
                           Apparate zur Erzeugung der galvanischen Ströme. –
                              Werner arbeitet fast stets mit einem einfachen
                              constanten Apparate, ohne besondere Batterie, für kleinere Gegenstände nach Art der
                              bekannten Apparate von Kobell, Boquillon u.s.w.
                              eingerichtet, wo die Zinkplatte und die Schwefelsäure durch ein mit Blase
                              überspanntes Gefäß von dem in der Metalllösung befindlichen zu überziehenden
                              Gegenstand getrennt ist, so daß also lezterer selbst als Glied der Kette fungirt;
                              für größere Gegenstände wird die Metalllösung in ein hölzernes, mit Wachs gekochtes
                              Gefäß gebracht, und nun mit einem leitenden Rahmen von Kupferblech, der über
                              demselben angebracht ist, durch Drähte oder Blechstreifen und Klemmen einerseits das
                              Original leitend verbunden, welches in der Flüssigkeit schwebend erhalten wird,
                              andererseits ein oder mehrere Becher von Thon, unten mit Blase überbunden, in welche
                              man ein Stük Zink (mit dem Rahmen leitend zu verbinden) und verdünnte Schwefelsäure
                              bringt. Auch diese Becher werden frei aufgehängt, so daß sie nur wenig von den zu
                              behandelnden Originalen abstehen. Ihre Zahl richtet sich nach der Größe der
                              Gegenstände, und die Oberfläche alles Zinks soll wo möglich der Oberfläche der
                              abzubildenden Gegenstände gleich seyn. In jedem Falle werden aber alle diese Becherelemente einzeln eingefangen und mit dem
                                 Rahmen verbunden und nicht zu einer Batterie vereinigt. Bei hohlen
                              Gegenständen füllt man die Höhlung mit der Metallauflösung, hängt einen solchen
                              Becher mit Zink hinein und schließt die Kette. Wo es die Art des Gegenstandes oder
                              das sehr positive Material desselben nicht zuläßt, ihn selbst als Glied der Kette zu
                              behandeln, da bedient sich W. einfacher Daniell'scher
                              Elemente, wo möglich nur eines einzigen (und bei Anwendung mehrerer wieder so, daß
                              jedes für sich mit dem Original verbunden wird), bringt die Metalllösung wieder in
                              einen Trog, hängt die Originale frei in der Flüssigkeit auf, verbindet sie mit dem
                              Zink des Elements, und andererseits wird eine Metallplatte – am besten aus
                              demselben Metall, welches sich niederschlagen soll – von einer dem Gegenstand
                              angemessenen Größe eingetaucht und mit dem Kupfer des Elements verbunden. In diesem Fall soll
                              die Metallauflösung nicht so concentrirt seyn, wie im vorigen.
                           Galvanotypie. – Ueber die Verfertigung der zu
                              copirenden Formen aus nicht metallischen Substanzen theilt Werner mehrere praktische Bemerkungen mit.
                           Eine Gypsform wird auf folgende Art gemacht: man umgibt das Modell mit einem
                              Papierrande und bestreicht dasselbe mit einer Mischung von in Wasser aufgelöster
                              Seife, der man etwas feines Oehl zugesezt hat; man bringt hierauf etwas Wasser in
                              ein Beken mit Ausguß, sezt nach und nach den Gyps zu und gießt das über demselben
                              stehende Wasser ab. Im Gypse bleibt hinreichende Flüssigkeit, um die Mischung
                              bewerkstelligen zu können. Sobald selbige, durch Schlagen mit einem metallenen
                              Löffel, vollständig erreicht ist, so streicht man mit einem Pinsel aus Kamelhaaren
                              eine kleine Quantität flüssigen Gyps auf alle Theile des Modells, um die
                              Luftbläschen zu vertreiben, und gießt endlich ein hinlängliches Quantum Gyps hinzu,
                              um der Form die gehörige Dike zu geben. Es ist nöthig, ehe der Gyps erstarrt, die
                              Form zuweilen sanft anzustoßen, damit die etwa noch vorhandenen Luftbläschen
                              aufsteigen. Nachdem man die Form von dem Modell abgelöst hat, so wird dieselbe
                              entweder an der Luft, oder in einem warmen Ofen getroknet; man muß dafür sorgen, daß
                              der Ofen nicht zu warm sey, weil sonst der Gyps leicht zerfällt; am sichersten und
                              besten ist es immer, an der Luft zu troknen.
                           Gypsformen, so wie die aus solchen Stoffen gemachten, welche durch Eintauchen in
                              Flüssigkeiten leiden oder sich auflösen würden, müssen in Wachs, welchem etwas
                              Terpenthin zugesezt ist, getränkt werden. Ehe eine Gypsform in das geschmolzene
                              heiße Wachs gesenkt wird, muß dieselbe vorher in einem heißen Ofen stark erwärmt
                              werden, denn wollte man die kalte Form in das heiße Wachs tauchen, so würde selbige
                              entweder ganz zerspringen, oder doch starke Risse bekommen, was man in jedem Fall
                              vermeiden muß. Man muß gleichfalls sehr vorsichtig seyn, die Form, sobald dieselbe
                              aus dem heißen Wachs herausgenommen ist, nicht an einen kalten Ort zu bringen oder
                              dem Luftzug auszusezen, weil sonst ebenfalls Risse entstehen. Man nehme übrigens weißes und nicht gelbes Wachs. Nach dem Eintauchen läßt
                              man das überflüssige Wachs ablaufen und wischt dann die Form sorgfältig mit
                              Baumwolle ab.
                           Für sehr scharfe Abdrüke kleinerer Gegenstände ist Stearin, besonders aber eine heiße
                              Mischung von Stearin und fein gesiebtem Gyps sehr brauchbar. Für größere Dinge
                              eignet sich Stearin durchaus nicht, da es bedeutend schwindet und Risse bekommt.
                           Medaillen kann man sehr gut in einer leichtflüssigen Legirung von 8 Wismuth, 5 Blei und 3 Zinn
                              auf folgende Art copiren: man befestigt in ein Stük Holz die abzuformende Medaille,
                              jedoch so, daß sie etwas heraussteht; hierauf legt man in eine etwa 5 Zoll hohe, mit
                              nach einwärts gebogenen Rändern versehene Büchse, ein Stük glattes Papier und gießt
                              einen Tropfen Oehl darauf; die Legirung, welche man sobald sie geschmolzen ist, vom
                              Feuer nehmen muß, gießt man nun in die Büchse und rührt selbige mit einem
                              Kartenblatt so lange um, bis das Metall erstarren will. Man hält nun das Holz, auf
                              dem die Medaille befestigt ist, fest in der Hand und stößt es leicht und senkrecht
                              auf das Metall.
                           Um nicht metallische Formen leitend zu machen, werden sie bekanntlich mit
                              Graphitpulver eingerieben. Gypsformen werden dazu zwekmäßig vorbereitet, wenn man
                              sie erst mit etwas Terpenthin bestreicht und troken läßt.
                           Ueber die Verbindung der Formen mit den Leitungsdrähten bemerkt Werner, daß es, wo viele Münzen u. dergl. auf einmal nachzubilden sind,
                              sehr zwekmäßig ist, alle auf eine Metallplatte zu legen, welche mit dem
                              Leitungsdrahte verbunden ist; man gießt nun alle Zwischenräume mit einer Mischung
                              aus Wachs, Terpenthin und etwas Gyps aus, bestreicht auch die Rükseite der Platte
                              mit Wachs und macht zulezt die Ausfüllungsmasse der Vorderseite durch Graphit
                              leitend. So bekommt man eine galvanoplastische Kupferplatte, welche alle Hohlformen
                              neben einander enthält. – Um bei Metallformen das zu feste Zusammenwachsen
                              der Copie zu verhüten, muß man die Form vorher mit etwas Fett bestreichen, welches
                              man sorgfältig wieder abwischt, oder auch leicht vergolden.
                           Größere Gypsformen umgibt man mit einem Rande von Tabaksblei, an welchen die Leiter
                              (deren Zahl sich nach der Größe des Gegenstandes richtet) befestigt werden.
                              Bleileiter sind für größere Gegenstände vorzuziehen. Bei Formen, welche aus mehreren
                              Theilen zusammenzusezen sind, ist es sehr gut, zwischen die Fugen etwas dünnes Blei
                              zu legen.
                           Die anzuwendende Auflösung von Kupfer ist in der Regel eine ganz concentrirte
                              Auflösung von Kupfervitriol, welche man durch Einhängung von Krystallen oder
                              Anwendung einer kupfernen Polplatte immer concentrirt erhält. Eisen und Zink lassen
                              dagegen, weil sie durch die freiwerdende Schwefelsäure zu stark angegriffen werden,
                              nur die Anwendung von Cyankupfer zu. Die vom Verf. angewendeten Apparate sind oben
                              beschrieben. Das Zink kommt in ein Gemisch aus 2–5 Th. Schwefelsäure und
                              98–95 Th. Wasser, welches man bei längeren Processen von Zeit zu Zeit
                              erneuert. Hat sich die
                              Form erst mit einer dünnen Kupferschicht überzogen, so kann man dann durch Anwendung
                              eines Gemisches von 5 Th. Salpetersäure und 95 Th. Wasser den weitern Fortgang ohne
                              Nachtheil beschleunigen. Der Anfang muß aber allemal durch möglichst schwache Ströme
                              gemacht werden. – Werner will gefunden haben, daß
                              das mit Anwendung besonderer Batterien erlangte Kupfer stets spröder ist, als das in
                              einfachen constanten Apparaten erzeugte. Ist das Kupfer nicht vom Anfang an schön
                              rosenroth, so wird der Versuch kaum gelingen.
                           Bei galvanoplastischer Nachbildung gestochener Kupferplatten bedient sich der Verf.
                              eines Trogs, welcher mit Kupfervitriollösung gefüllt ist und worin sich die
                              Originalplatte und die als Anode dienende, am besten aus galvanisch reducirtem
                              Kupfer bestehende Kupferplatte aufrecht einander gegenüber befinden, getrennt durch
                              einen mit Flanell bespannten Rahmen. Die Originalplatte wird vorher gehörig
                              gereinigt (aber ohne Säure) und ganz schwach versilbert. Man kann auch, bei einiger
                              Uebung, von der Originalplatte einen Abdruk in einer Mischung von Stearin und Gyps
                              nehmen, diesen durch Graphit leitend machen und dann galvanoplastisch copiren. Dem
                              Buche von W. ist ein sehr gelungener Abdruk einer auf diese Art erhaltenen Platte
                              beigegeben.
                           Ueber die Kobell'sche sogenannte Galvanographik bemerkt
                              Werner Folgendes: die Kupferplatte wird mit Kohle
                              fein geschliffen, mit Leder polirt und dann sehr stark versilbert; eine
                              silberplattirte Kupferplatte wäre noch vorzuziehen. Eisenoxyd, Oker,
                              Kasseler-Braun oder Kohks werden nach Art der Oehlfarben mit in Terpenthin
                              aufgelöstem Wachs abgerieben; denselben wird so viel Dammara-Firniß zugesezt,
                              als nöthig ist, daß die Farbe auf Glas matt auftrokne; da es durchaus nöthig ist,
                              daß die Farbe sowohl an der Silberplatte festhafte, als auch im Wasser und im
                              Kupfervitriol unauflöslich sey, so darf man nicht zu viel Dammara-Firniß
                              hinzuthun. Das Bild wird in einer der genannten Farben, die mit Terpenthin, in
                              welchem sich etwas aufgelöstes Wachs befindet, weiter behandelt werden, und in
                              Tuschmanier so gemalt, daß die blanken Stellen der Platte die höchsten Lichter
                              hervorbringen. Alle Schattenstellen werden stärker aufgetragen, ja man ist zuweilen
                              noch genöthigt, mit fetten Oehlfarben die tiefen Schatten zu malen. Sobald das Bild
                              fertig gemalt und troken ist, streut man ganz fein gesiebten Graphit darauf, den man
                              mit einem langhaarigen, sehr weichen Pinsel auf das Bild anreibt, und die Platte
                              alsdann mit demselben weichen Pinsel sorgfältig reinigt. Sie wird dann wie
                              gewöhnlich galvanoplastisch copirt.
                           
                           Galvanographie. – W. hat außerordentlich schöne
                              Resultate mit der galvanischen Aezung (Galvanokaustik)
                              erhalten. Er überzog die Platte mit Aezgrund, fertigte die Zeichnung mit der
                              Radirnadel und brachte dann die auf der Rükseite mit Wachs bedekte Platte in den
                              galvanoplastischen Apparat, aber natürlich so, daß er sie mit dem Kupferpole
                              verband. Nach höchstens 3 Minuten muß man die Verbindung aufheben und die Platte aus
                              der sehr verdünnten Kupferauflösung herausnehmen; da der Aezgrund viel Fett enthält,
                              so läuft die Flüssigkeit von selbst ab und die Platte ist in einer Minute troken,
                              ohne daß man nöthig hätte, Löschpapier oder andere Mittel dazu anzuwenden. Hierauf
                              wird mit Talg oder Aezgrund derjenige Theil der Zeichnung bedekt, welcher nicht
                              stärker geäzt werden soll, und die Platte wieder in die Batterie gestellt; nach 3
                              Minuten wiederholt man dieselbe Operation und fährt damit so lange fort, als man es
                              für gut findet, bis endlich nur die Stellen übrig bleiben, welche ganz tief geäzt
                              werden sollen. Nachdem die Operation des Aezens vollendet ist, reinigt man die
                              Platte mit Terpenthin und kann sogleich Abdrüke davon nehmen.
                           Diese Art zu äzen hat den großen Vortheil vor der bisher gebräuchlichen, daß die
                              Striche scharf, als wären sie mit dem Grabstichel gestochen, erscheinen. Da man,
                              ohne alle Gefahr für die Schönheit der Zeichnung, die Platte, so oft man will, aus
                              der Flüssigkeit nehmen kann, so ist man im Stande, die feinsten Schattirungen
                              anzubringen und Licht und Schatten nach Belieben zu vertheilen.
                           Enkaustische Galvanographik nennt Werner ein gemischtes Verfahren. Die Zeichnung wird mit der Radirnadel auf
                              eine mit Aezgrund bedekte Kupferplatte gemacht und wie beschrieben geäzt; die
                              wohlgereinigte Platte wird ganz leicht versilbert und wie bei dem Copiren
                              gestochener Kupferplatten eine Patrize genommen; diese Patrize wird stark versilbert
                              und mit denselben Farben, welche bei der Kobell'schen
                              Galvanographik angewandt werden, übermalt.
                           Nachdem die wohlgetroknete Platte mit Graphit präparirt ist, wird Kupfer darauf
                              niedergeschlagen, bis die neue sich bildende Platte die gehörige Dike erlangt hat,
                              damit Abdrüke auf Papier genommen werden können.