| Titel: | Verbesserungen in der Verfertigung von Papier zu Banknoten, Regierungsdocumenten, Wechseln, Assignaten, Urkunden und andern Zweken, bei welchen man sich gegen Fälschungen und Nachahmungen zu sichern hat; worauf sich William Newton, Civilingenieur im Chancery-Lane, Grafschaft Middlesex, am 10. Jun. 1843 ein Patent ertheilen ließ. | 
| Fundstelle: | Band 93, Jahrgang 1844, Nr. XLII., S. 140 | 
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                        XLII.
                        Verbesserungen in der Verfertigung von Papier zu
                           Banknoten, Regierungsdocumenten, Wechseln, Assignaten, Urkunden und andern Zweken, bei
                           welchen man sich gegen Faͤlschungen und Nachahmungen zu sichern hat; worauf sich
                           William Newton,
                           Civilingenieur im Chancery-Lane, Grafschaft Middlesex, am 10. Jun. 1843 ein Patent ertheilen ließ.
                        Aus dem Repertory of Patent-Inventions. Mai 1844,
                              S. 304.
                        Newton's Verbesserungen in der Verfertigung von Papier zu Banknoten
                           etc.
                        
                     
                        
                           Die Verbesserungen in der Ausrüstung des Papiers zu den genannten vor Fälschung zu
                              sichernden Urkunden bestehen in der Bedekung beider Seiten des dazu zu verwendenden
                              Papiers mit Zeichnungen, welche in solcher Weise angeordnet und gedrukt sind, daß
                              sie weder durch
                              Menschenhand, noch durch eine Maschine nachgeahmt, noch auf Stein übertragen und
                              durch den Lithographen bekannte Mittel wiedererzeugt werden können.
                           Es ist bekannt, daß zu Urkunden dienendes gestempeltes Papier ausgewaschen
                              (ausgebleicht) und wieder zu neuen Urkunden gebraucht werden kann; der
                              Regierungsstempel bleibt dabei unversehrt, und es kann ein Theil der Schrift
                              herausgenommen und andere Worte dafür eingesezt werden; auch Figuren und Angaben von
                              Geldsummen können durch chemische Processe verändert werden, und dabei der Stempel,
                              so wie überhaupt der Körper des Documents unversehrt bleiben.
                           Nun beabsichtigt gegenwärtige Erfindung 1) das Ausbleichen eines Theils der Schrift
                              und Substituiren anderer Worte unmöglich zu machen; 2) gegen jede partielle
                              Aenderung im Inhalt oder Wortlaut der Urkunde zu betrüglichen Zweken zu schüzen; 3)
                              eben dadurch die Einnahme des Stempelamts zu vergrößern, indem so der mehr als
                              einmalige Gebrauch des Stempelpapiers unmöglich gemacht wird; 4) dem Handelsverkehr
                              alle nöthige Sicherheit zu gewähren.
                           Die auf der Papierfläche, und zwar auf beiden Seiten abgedrukten Zeichnungen, müssen
                              so beschaffen seyn, daß es unmöglich wird, 1) die Matrize oder Mutterplatte, von
                              welcher man sie erhält, nachzubilden; 2) alle Theile der Zeichnung mit
                              lithographischer Tinte mit der Hand nachzuzeichnen, um sie dann auf Stein zu
                              übertragen und 3) die ganze Zeichnung auf lithographischen Stein zu übertragen, von
                              welchem dann Abdrüke genommen werden könnten.
                           Wie ich diese Zweke erreiche, will ich nun ausführlich angeben.
                           
                        
                           Auswahl des Papiers.
                           Das zu Urkunden jeder Art zu verwendende Papier muß so beschaffen seyn, daß es allen
                              Erfordernissen der Dauerhaftigkeit entspricht. Es werden zweierlei Sorten Papier
                              verfertigt, die eine von Hand (Handschöpfpapier), die
                              andere mittelst Maschinen, das endlose oder Maschinenpapier. Die Verfertiger des leztern können nicht
                              wohl den mittelst Stampfern zermalmten Zeug gebrauchen, dessen man sich zum
                              Handschöpfpapier bedient, weil die Fasern desselben zu lang sind, um auf dem
                              endlosen Drahtgewebe abtropfen zu können. Daraus entspringt für sie die
                              Notwendigkeit, Reibcylinder (Holländer) von großer Kraft anzuwenden, um die Lumpen
                              in einen sehr feinen Zeug zu verwandeln. Deßhalb ist auch das Maschinenpapier
                              feiner, aber nicht so stark und dauerhaft als das von Hand geschöpfte Papier.
                           Papier, dessen Zeug mittelst Chlor gebleicht wurde, darf zu Sicherheitspapier nicht
                              verwendet werden, weil das Chlor den Zeug schwächt und der Verfertigung des Sicherheitspapiers
                              unübersteigliche Hindernisse entgegensezt. Papier, welches auf diese Weise noch so
                              sorgfältig bereitet wurde, hält immer gewisse chemische Agentien zurük, welche nach
                              einiger Zeit darauf einwirken und endlich die Zerstörung der in den Drukfarben (oder
                              Tinten) enthaltenen Pflanzenstoffe herbeiführen. Es ist bekannt, daß auf mehreren
                              auf solche Weist verfertigten Papieren die Schrift in sehr kurzer Zeit verlosch und
                              unleserlich wurde.
                           Deßhalb ist es von der größten Wichtigkeit, zur Verfertigung des Sicherheitspapiers
                              nur von Hand geschöpftes Papier, welches aus ursprünglich weißen, nicht mit Chlor
                              gebleichten Lumpen bereitet ist, anzuwenden.
                           
                        
                           Beschaffenheit der Zeichnung.
                           Es genügt nicht, daß die gravirte Zeichnung schwer oder unmöglich nachzuahmen ist,
                              sondern es muß auch jede Verfälschung leicht entdekt werden können, und der
                              Unterzeichner einer Schuldverschreibung, der Aussteller eines Wechsels, kurz
                              Jedermann im Stande seyn, sich durch bloßes Ansehen der Urkunden zu überzeugen, ob
                              die Zeichnung an der Stelle, wo der Geldbetrag gewöhnlich eingeschrieben ist, von
                              Hand neu producirt ist, oder nicht, ohne den Wechsel etc. mit einem andern erst
                              vergleichen zu müssen.
                           Die Zeichnung muß daher aus regelmäßigen Theilen bestehen, welche sich mit
                              unbewaffnetem Auge leicht wahrnehmen und erkennen lassen; es ist aber hiezu
                              nothwendig, daß die Type, die Figur, das Emblem geometrisch regelmäßig, in ihren
                              Linien sehr rein und deutlich seyen und daß in der Vertheilung ihrer Bestandtheile
                              große Symmetrie herrsche. Sie sollen nicht aus geraden Linien bestehen, weil diese
                              mit dem Lineal zu leicht zu ziehen sind, auch nicht aus Curven, welche mit dem
                              Zirkel sogleich nachgezogen werden können. Die Nachahmung dieser regelmäßigen
                              Bestandtheile muß den Fälschern unübersteigliche Hindernisse in den Weg stellen.
                           Diese regelmäßigen Bestandtheile müssen über die ganze Fläche des Papierblatts
                              symmetrisch vertheilt seyn, und sich oft wiederholen, um recht viele
                              Vergleichungspunkte darzubieten. – Was hier über die Anordnung eines einzigen
                              dieser Bestandtheile gesagt wurde, bezieht sich auch auf alle andern.
                           Es ist folglich unerläßlich, daß sie, um mit freier Hand nicht nachgemacht werden zu
                              können, mit mathematischer Genauigkeit auf dem Papier vertheilt seyen, so daß sie
                              einen gleichförmigen Ton darbieten; man gravirt und vertheilt sie daher auf eine
                              Mutterplatte aus Stahl oder anderem Metall, oder aus Stein, mittelst einer Maschine. Ein
                              regelmäßiger Bestandtheil der Zeichnung muß nothwendig durch eine Maschine erzeugt
                              werden und sich auf einem gegebenen Raum gleichmäßig und in regelmäßigen
                              Zwischenräumen wiederholen, so daß die geschikteste Hand, von dem schärfsten Gesicht
                              und der ausdauerndsten Geduld unterstüzt, nicht im Stande wäre, einen dieser
                              Bestandtheile wieder zu erzeugen, wenn er verlöscht wäre.
                           Eben so unmöglich wäre es, alle einen regelmäßigen Bestandtheil ausmachenden Linien
                              mit lithographischer Tinte (chemische Tusche) zu beschiken, um sie auf einen Stein
                              zu übertragen und Abdrüke davon zu nehmen.
                           Die auf angegebene Weise erzeugte Zeichnung konnte nicht wohl mit der Hand aber durch
                              mechanische Mittel nachgemacht werden, welchem Fall zu begegnen ich folgendes Mittel
                              benuze.
                           Die zwischen den regelmäßigen Bestandtheilen gelassenen Räume werden durch eine
                              Zeichnung von anderer Art und anderm Ansehen ausgefüllt, wobei aber keine Verwirrung
                              mit den regelmäßigen Bestandtheilen Plaz greifen darf; ferner wird die
                              Hervorbringung dieser Zeichnung, was unerläßlich ist, dem Zufall überlassen, so daß
                              weder durch dasselbe Verfahren, noch durch ein anderes zwei gleiche Zeichnungen
                              erhalten werden können; diese Zeichnung ist mikroskopisch, ihre Bestandtheile
                              nämlich können nur durch das Vergrößerungsglas wahrgenommen werden. Die zweite,
                              durch Zufall hervorgebrachte Zeichnung ist nicht nachahmbar und hat den Zwek, die
                              Nachbildung der Mutterplatte unmöglich zu machen, so wie das Ausbleichen des
                              beschriebenen Stempelpapiers, und das Erzeugen einer andern Zeichnung darauf.
                           
                        
                           Organisation der Zeichnungen.
                           Man gravirt eine Matrize oder Mutterzeichnung, welche nach obigen Angaben aus
                              regelmäßigen Elementen zusammengesezt ist, mittelst einer Radirnadel und einer
                              passenden Gravirmaschine, oder sonst eines zur Hervorbringung einer gegebenen
                              Zeichnung passenden Verfahrens mit der größtmöglichen Vollendung. Man kann sich
                              hiezu auch eines lithographischen Steins oder sogar einer Holztafel bedienen; eine
                              Stahlplatte aber ist vorzuziehen, weil zu einer solchen Arbeit die größte
                              Genauigkeit erforderlich ist.
                           Man nimmt einen Abdruk von dieser Platte in der gewöhnlichen Weise des Kupferdruks
                              und trägt ihn dann auf den lithographischen Stein nach dem bekannten Verfahren der
                              Lithographen über. Nachdem dieß geschehen, überzieht man alle regelmäßigen
                              Bestandtheile der Zeichnung, wie sie auf den Stein übertragen sind, mittelst eines
                              Pinsels mit einer nur schwach gefärbten Auflösung von arabischem Gummi in Wasser. Diese Deke,
                              welche auf die leer gelassenen Zwischenräume der Zeichnung nicht aufgetragen wird,
                              läßt man troknen. Hierauf wird eine zweite Zeichnung auf denselben ganzen Stein
                              übertragen; diese besteht aus unregelmäßigen Theilen, die viel kleiner sind, als die
                              regelmäßigen und mikroskopisch seyn können.
                           Man sieht wohl ein daß, weil die regelmäßigen Bestandtheile von der Gummideke
                              beschüzt und nur die Zwischenräume offen geblieben sind, der Stein nur auf diesen
                              leztern die zweite Zeichnung aufnehmen kann.
                           Diese Zeichnung wird vorher auf einer Metallplatte, auf Stein oder auch auf Holz
                              gefertigt. Sie kann geäzt oder gestochen werden, von Hand oder mittelst einer
                              Maschine oder eines chemischen Processes; auf welchem Material sie sich aber
                              befinde, muß sie nothwendig durch den Zufall erzeugt seyn, so daß sie nicht mehr so
                              gemacht werden kann, weder auf die Weise, wie sie entstand, noch auf eine andere,
                              oder durch die Hand eines Künstlers.
                           Ich will einige Mittel zur Ausführung derselben etwas näher erklären. Man nehme Harz
                              oder Colophonium in Pulver von mittelmäßiger Feinheit und siebe es auf einen vorher
                              erhizten lithographischen Stein. Wenn die Harzkörnchen oder Theilchen durch die
                              Wärme anhaften, so äzt man den Stein mit Verdünnter Salpetersäure, wodurch man einen
                              unregelmäßigen Grund erhält. Die Größe der Harzkörnchen, der Wärmegrad, welcher dem
                              Stein gegeben werden muß, um diese Körnchen haften zu machen, so wie auch die Stärke
                              der zum Aezen angewandten Säure, müssen nach dem Effect, welchen man wünscht,
                              verschieden seyn.
                           Man kann auch einen unregelmäßigen Grund auf einem lithographischen Stein dadurch
                              hervorbringen, daß man einen Pinsel mit kurzen Haaren oder Borsten in dike
                              lithographische Tinte taucht und mit dem Ende desselben sanft oder unregelmäßig über
                              die Oberfläche des Steins fährt; die dem Stein sich auf diese Weise anlegende
                              Schwärze wird nach dem gewöhnlichen Verfahren darauf fixirt.
                           Auch kann man einen lithographischen Stein mit lithographischer Tinte überziehen,
                              diese troknen lassen und über die ganze geschwärzte Oberfläche mit einer
                              Kupferdruker-Auftragwalze unregelmäßig hinfahren, wodurch man weiße Punkte
                              auf schwarzem Grund erhält.
                           Es sind dieß nur einige der vielen Methoden, deren man sich zur Erzeugung eines
                              unregelmäßigen Grundes bedienen kann.
                           Es versteht sich, daß der Eigentümer dieser Platte Abdrüke davon nehmen, sie auf
                              Stein übertragen, Abgüsse davon machen, sie durch das Polytyp- und
                              galvanoplastische Verfahren neu erzeugen kann; niemals aber kann weder er selbst,
                              noch ein anderer eine zweite Platte verfertigen, die mit der ersten ganz übereinstimmt, außer nach einer
                              der genannten Vervielfältigungsmethoden.
                           Von diesem unregelmäßigen Grund wird ein Abdruk gemacht und auf den lithographischen
                              Stein übertragen, auf welchem sich die regelmäßige Zeichnung befindet. Ist dieß
                              geschehen und der Grund auf dem Stein fixirt, so entfernt man das Gummi, mit welchem
                              die regelmäßigen Elemente bedekt worden waren, und dann können die Abdrüke gemacht
                              werden, auf welchen mit unbewaffnetem Auge die regelmäßigen Elemente von
                              unregelmäßigen, mikroskopischen umgeben, aber nicht überdekt, wahrgenommen werden
                              können.
                           Statt daß man die Matrize oder Mutterplatte durch Uebertragung von zwei besonderen
                              Platten erhält, kann der Zwek auch dadurch erreicht werden, daß man auf derselben
                              Platte, worauf sich die regelmäßige Zeichnung schon gravirt befindet, durch eines
                              der oben angegebenen Verfahren oder sonst auf eine geeignete Weise die unregelmäßige
                              Zeichnung, welche den Grund bildet, ausführt, so daß man eine Mutterplatte ohne
                              Uebertragung erhält.
                           Ist die Mutterplatte fertig, so müssen zwanzig oder noch mehr Platten davon erzeugt
                              werden, um gegen jeden Unfall, welcher der Mutterplatte begegnen könnte, gesichert
                              zu seyn. Diese Platten, welche ich secundäre nenne,
                              werden dadurch erhalten, daß man Abdrüke von der Mutterplatte nimmt, sie auf Stein
                              überträgt und darauf fixirt. Von den secundären werden wieder Abdrüke gemacht, was
                              ins Unendliche fortgesezt werden kann; die Abdrüke werden auf lithographische Steine
                              übertragen, die Lineamente durch das gewöhnliche Gravirverfahren dann in Relief
                              dargestellt und hierauf der Druk mittelst der Buchdrukerpresse bewerkstelligt.
                           Nachdem ich nun das verbesserte Verfahren, eine sichtbare Zeichnung zu verfertigen,
                              welche weder mit freier Hand, noch mittelst der Maschine nachgebildet werden kann,
                              angegeben habe, will ich mittheilen, auf welche Weise ich jeden Abdruk dieser
                              Zeichnungen durch Uebertragung auf Stein und nachherige beliebige Vervielfältigung
                              verhüte. Um mich hierin deutlich zu machen, muß ich die Tinte beschreiben, deren ich
                              mich bediene, und das Verfahren, welches ich dabei befolge.
                           
                        
                           Lithographische Tinte (Tusche) und Anwendung
                                 derselben.
                           Die Kunst der Nachbildung hat in der jüngsten Zeit ungeheure Fortschritte gemacht.
                              Geschikte Lithographen übertragen auf Stein nicht nur alten Letterndruk und
                              Kupferstiche, sondern sogar alte Manuscripte und jeden Abdruk sowohl von auslöschlicher als
                              unauslöschlicher Drukerschwärze, sey sie öhliger, harziger oder wässeriger
                              Beschaffenheit. Man kann sich daher nicht wundern, daß gelehrte Männer es für eine
                              Unmöglichkeit ansehen, daß ein Sicherheitspapier hergestellt werbe, welches auf
                              Stein weder nachgeahmt, noch übertragen werden kann. Den ersten Theil dieses
                              Problems habe ich durch die verbesserte Methode der Zeichnung gelöst, die
                              Uebertragung der Abdrüke aber mache ich durch die Tinten unmöglich, welche nun
                              beschrieben werden sollen.
                           Ich ziehe auslöschliche Tinten aus einer Mischung von Oehl und Gummi oder Harz
                              bestehend vor, weil sie zum typographischen Druk leichter anzuwenden sind. Ich
                              bereite eine gewisse Quantität weißer Tinte aus Copaivabalsam, venetianischem
                              Terpenthin und vorher geschlämmter und wieder getrokneter Kreide. Diese Substanzen
                              werden miteinander abgerieben, bis sie die Consistenz der gewöhnlichen
                              Drukerschwärze annehmen. Ich benenne diese Tinte Nr. 1. Die Hälfte davon seze ich
                              beiseite, die andere Hälfte vermische ich mit einer hinlänglichen Quantität
                              gewöhnlicher Tinte, welche vorher durch Abdampfen zu Pulver gemacht wurde. Dieß
                              geschieht, um ihr die nöthige Färbung zu geben, damit die mit dieser Schwärze
                              gedrukte Zeichnung dem unbewaffneten Auge sichtbar werde, und auch, damit das
                              Geschriebene auf dem präparirten Papier ganz deutlich erscheine. Diese zweite Art
                              Tinte benenne ich Nr. 2.
                           Statt der getrokneten gewöhnlichen Tinte kann man sich auch eines andern Farbstoffs
                              zum Färben der Tinte Nr. 2 bedienen, sofern sich derselbe nur eben so gut vertilgen
                              läßt, wie das Pulver der gemeinen Tinte, damit jeder Versuch, einen Theil der auf
                              dem Papier befindlichen Schrift wegzubleichen, auch die Beseitigung und Vertilgung
                              der auf das Papier mit derselben verlöschbaren Tinte gedrukten sichtbaren Zeichnung
                              zur Folge hat.
                           Mit der Tinte Nr. 1 werden auf beiden Seiten des Papiers Abdrüke gemacht, wozu man
                              sich alter und mangelhafter Platten bedienen kann, weil diese Abdrüke nicht sichtbar
                              sind.
                           Die sichtbare Zeichnung wird sodann mit der Tinte Nr. 2 gedrukt. Dieser leztere Druk
                              muß mit aller möglichen Sorgfalt, folglich mit höchst genau gravirten oder
                              präparirten lithographischen Steinen vorgenommen werden. Nach diesem zweifachen Druk
                              wird das Papier getroknet, gepreßt, zugeschnitten und ist somit zum Gebrauche
                              fertig.
                           Dieser zweimalige Druk braucht nicht mit zwei verschiedenen Pressen zu geschehen, man
                              kann ihn vielmehr sehr leicht mit einer einzigen Presse mit zwei Cylindern, zwei Reihen Drukformen
                              und zwei Schwärzvorrichtungen bewerkstelligen; ihre nähere Angabe bildet jedoch
                              keinen Theil der patentirten Erfindung und hat mit dem
                              Sicherheitspapier-System nichts zu thun.
                           Eine sehr gute Tinte (Schwärze) zum Druk der sichtbaren
                              Zeichnung kann wie folgt bereitet werden.
                           
                              
                                 1) Gut geschlaͤmmte Kreide
                                 20 bis 25 Theile
                                 
                              
                                 2) Gewoͤhnliche, zu Pulver
                                    getroknete Tinte     oder, noch besser,
                                    gallussaures Eisen
                                 
                                                
                                    4     –
                                 
                              
                                 3) Ultramarin-Blau
                                             
                                    1     –
                                 
                              
                                 Firniß
                                 hinlaͤngliche Menge.
                                 
                              
                           Dieser Firniß besteht, wie der oben angegebene, aus Copaivabalsam und venetianischem
                              Terpenthin, die zusammengeschmolzen und nach dem Erkalten gebraucht werden.
                           
                        
                           Erfolg der neuen Combination von Tinten und des doppelten
                                 Druks.
                           Wenn ein Fälscher ein Wort, einen Saz, oder sonst einen Theil einer Schrift auf dem
                              Sicherheitspapier vertilgen will, bedient er sich zuerst des Chlors; dieses Agens
                              zerstört zwar die Farbe der Schrift, aber auch diejenige des sichtbaren Druks, weil
                              das färbende Princip der Schwärze Nr. 2 dasselbe ist, wie dasjenige der gewöhnlichen
                              Tinte. Er wird hierauf mittelst einer Säure das Eisenoxyd entfernen, welches an der
                              Stelle jedes Buchstabens und jeder Linie der sichtbaren Zeichnung eine Spur
                              zurükläßt, die durch Chlor nicht entfernt werden kann. Bei dieser zweiten Operation
                              zerstört die Säure die in den Tinten Nr. 1 und Nr. 2 enthaltene Kreide.
                           Das so behandelte Sicherheitspapier wird auf dem verlöschten Flek nur noch die
                              schwachen Spuren behalten, welche durch den zweimaligen Druk und die harzigen
                              Bestandtheile der beiden Tinten in der Papiersubstanz erzeugt wurden; denn von der
                              Tinte, welche zur Schrift diente, bleibt keine Spur zurük.
                           Weder die schwachen Spuren aber, welche der Druk der sichtbaren Zeichnung im Papier
                              zurükläßt, noch die Spuren des harzigen Firnisses der Tinte Nr. 2 können dem
                              Fälscher zur Wiederherstellung der Zeichnung an der ausgelöschten Stelle von Nuzen
                              seyn. Die Drukspuren der sichtbaren und der unsichtbaren Zeichnung und die
                              Harzspuren der Tinten Nr. 1 und Nr. 2 sind so complicirt und so ineinander
                              verworren, daß unmöglich etwas unterschieden werden kann.
                           
                           Wird ferner die Beschaffenheit der Zeichnungen oder die Principien, worauf sie
                              beruhen, zurükgeführt auf die vielen Vergleichungspunkte, welche dasselbe Stük
                              Papier natürlich darbieten muß, auf die vollkommene Ausführung des durch Maschinerie
                              ausgeführten Theils, auf die Unmöglichkeit, den durch den Zufall ausgeführten Theil
                              mit freier Hand oder durch Maschinerie nachzubilden, so muß sich jedermann
                              überzeugen, daß die Wiederherstellung eines Theiles der Zeichnung durchaus unmöglich
                              ist und eben so die Wiedererzeugung dieser Zeichnung durch eine lithographische
                              Uebertragung.
                           In der That, durch welches Verfahren die Zeichnung auf Stein übertragen werden mag,
                              so ist es unmöglich, beide Zeichnungen, die sichtbare und die unsichtbare, nicht
                              zugleich zu übertragen, weil beide mit einer harzigen Tinte zu gleicher Zeit gedrukt
                              wurden und die einzige Substanz, welche die beiden Druktinten unterscheidet, eine
                              kleine Menge getroknetes Tintenpulver ist, welches auf die Uebertragung von keinem
                              Einfluß seyn kann, da es einem harzigen Körper zugemischt ist, welcher sich auf den
                              Stein schneller überträgt, als es selbst.
                           Der Fälscher findet, wenn er einen Gegenabdruk der Zeichnung unseres
                              Sicherheitspapiers machen will, statt der erwarteten Zeichnung entweder eine
                              durchaus schwarze Fläche oder eine verworrene in Folge des gleichzeitigen
                              Uebertragens der zwei Zeichnungen, welche zwar identisch seyn können, aber nicht an
                              den gehörigen Stellen aneinander gereiht sind.
                           Ich bin überzeugt, daß dieses System zweier Zeichnungen, welche beide auslöschlich,
                              aber eine sichtbar, die andere unsichtbar sind, allen Anforderungen entspricht, und
                              der Regierung sowohl als dem Handel und den Privatpersonen vollkommen gewährleistend
                              ist. Die Tintenrecepte habe ich nur beispielsweise angeführt, denn durch andere
                              Compositionen kann derselbe Zwek erreicht werden.
                           Ich beschränke mich nicht auf Zeichnungen von gefärbten Linien auf weißem Grund,
                              sondern kann nach diesem System auch Zeichnungen hervorbringen, welche auf gefärbtem
                              Grund weiß erscheinen.