| Titel: | Verfahren die Daguerre'schen Lichtbilder auf Papier abzudruken; von H. Fizeau. | 
| Fundstelle: | Band 93, Jahrgang 1844, Nr. LIX., S. 215 | 
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                        LIX.
                        Verfahren die Daguerre'schen Lichtbilder auf
                           Papier abzudruken; von H. Fizeau.
                        Aus den Comptes rendus, 2tes Semester 1844, No.
                              2.
                        Fizeau's Verfahren die Daguerre'sche Lichtbilder auf Papier
                           abzudruken.
                        
                     
                        
                           Am 13. Februar 1843 legte ich der (französischen) Akademie der Wissenschaften Abdrüke
                              Daguerre'scher Lichtbilder auf Papier vor, welche mittelst einer durch chemische
                              Agentien geäzten Daguerre'schen Platte hervorgebracht waren. Seitdem fuhr ich fort
                              mich mit diesem Gegenstande zu beschäftigen und bemühte mich besonders in die
                              delicaten Manipulationen meines Verfahrens mehr Sicherheit zu bringen.
                           Das Daguerre'sche Bild, welches man zum Aezen wählt, um Abdrüke nach dem Verfahren
                              der Kupferdruker davon machen zu können, muß natürlich ein ganz vollkommenes seyn.
                              Ich will die Principien meines Verfahrens beim Aezen der Daguerre'schen Platten kurz
                              beschreiben und behalte mir vor später der Akademie eine detaillirte Beschreibung
                              desselben einzusenden.
                           Meine Aufgabe bestand offenbar darin, die Daguerre'schen Bilder mit einem Agens zu
                              behandeln, welches die schwarzen Stellen derselben äzt (aushöhlt), ohne die weißen
                              Stellen zu verändern; mit anderen Worten, welches das Silber in Gegenwart des
                              Queksilbers angreift, ohne lezteres zu verändern.
                           Eine gemischte Säure, zusammengesezt aus Salpetersäure, salpetriger Säure und
                              Salzsäure (die beiden lezteren können auch durch salpetrigsaures Kali und Kochsalz
                              ersezt werden), hat gerade diese Eigenschaft, welche auch eine Auflösung von
                              salzsaurem Kupferoxyd (Kupferchlorid), jedoch nicht in demselben Grade besizt.
                           Behandelt man ein Daguerre'sches Bild, dessen Oberfläche ganz rein ist, mit dieser
                              Säure, besonders in der Wärme, so werden die weißen Stellen nicht verändert, die
                              schwarzen Stellen hingegen angegriffen mit Bildung von adhärirendem Chlorsilber,
                              dessen unauflösliche Schicht bald die Wirkung der Säure aufhält. Mittelst einer
                              Auflösung von Aezammoniak läßt sich diese Chlorsilberschicht beseitigen, so daß man
                              neuerdings die Platte mit derselben Säure behandeln kann, welche wieder eben so
                              wirkt und folglich die schwarzen Stellen tiefer macht.
                           Durch öftere Wiederholung dieser Operationen kann man die Daguerre'sche Platte in
                              eine geäzte (gravirte) Platte von großer Vollkommenheit umwandeln; meistens ist sie
                              jedoch nicht tief geäzt, so daß die Abdrüke auf Papier nicht satt genug
                              ausfallen.
                           
                           Auf diese erste Behandlungsweise mußte ich also noch eine zweite folgen lassen, um
                              die schwarzen Stellen des Bildes tiefer zu äzen.
                           Zu diesem Zwek wird die wenig tief geäzte Platte mit einem troknenden Oehl, Leinöhl,
                              eingerieben und hierauf nach Art der Kupferdruker abgewischt; das Oehl bleibt dann
                              bloß in den Vertiefungen zurük und bildet darin einen Firniß, welcher
                              austroknet.
                           Vergoldet man alsdann die Platte auf elektrochemischem Wege, so sezt sich das Gold
                              auf der ganzen Oberfläche der Platte ab, aber nicht in den vertieften (geäzten)
                              Stellen, welche durch den Leinöhlfirniß geschüzt werden. Nach diesem Vergolden wird
                              das Leinöhl durch äzende Kalilauge weggeschafft.
                           So erhält man eine geäzte Platte, deren erhabene Stellen sämmtlich durch eine
                              Goldschicht geschüzt sind, während die vertieften Stellen das Silber bloß
                              darbieten.
                           Es ist nun leicht durch Behandeln der Platte mit Salpetersäure bloß diese vertieften
                              Stellen anzugreifen, so daß man sie beliebig tief machen kann.
                           Vor dieser Behandlung mit Salpetersäure wird die vergoldete Platte mit der bekannten
                              Harzmischung der Kupferstecher überzogen, welche bei dem angegriffenen Metall die
                              zahlreichen Ungleichheiten hervorbringt, die man gewöhnlich das Korn des
                              Kupferstichs nennt.
                           Durch beide Hauptoperationen wird also die Daguerre'sche Platte in eine geäzte Platte
                              und zwar in der getuschten Manier (aqua tinta)
                              umgewandelt, von welcher eine beträchtliche Anzahl Abdrüke gemacht werden kann.
                           Da jedoch das Silber ein ziemlich weiches Metall ist, so könnte man doch nur eine
                              beschränkte Anzahl von Abdrüken machen, wenn es nicht ein sehr einfaches Mittel gäbe
                              die Abnuzung der photographischen Platte durch das Abdrüken zu vermeiden.
                           Um diesen Zwek zu erreichen, braucht man nur die Platte, ehe man sie dem Druker
                              übergibt, auf elektrochemischem Wege zu verkupfern; es ist klar, daß die Abnuzung
                              beim Druken sich dann bloß auf die Kupferschicht beschränkt. Wenn diese Schicht
                              einmal ziemlich angegriffen ist, kann man sie mittelst einer schwachen Säure leicht
                              ganz auflösen, ohne das Silber zu verändern, auf welchem sie aufliegt; die Platte
                              läßt sich hierauf neuerdings verkupfern und wie anfänglich zum Druken verwenden.