| Titel: | P. Borries patentirte rotirende Dampfmaschine. | 
| Fundstelle: | Band 93, Jahrgang 1844, Nr. LXVI., S. 241 | 
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                        LXVI.
                        P. Borries patentirte
                           rotirende Dampfmaschine.
                        Aus dem Civil Engineer and Architects' Journal. Mai 1844,
                              S. 155.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              IV.
                        Borries rotirende Dampfmaschinen.
                        
                     
                        
                           Fig. 40
                              stellt einen Querschnitt dieser Maschine durch die Mitte des Cylinders und Fig. 41 einen
                              Querschnitt durch die Mitte der Luftpumpe mit theilweiser Endansicht der übrigen
                              Maschinentheile dar.
                           A ist die Fundamentplatte, an welche sämmtliche Theile
                              der Maschine direct oder indirect befestigt sind; B ein
                              äußerer an die Fundamentplatte befestigter Cylinder; C
                              ein kleinerer Cylinder, der innerhalb des äußeren an einer Welle D rotirt, deren Mitte so weit über derjenigen des
                              äußeren Cylinders liegt, daß ihre Umfänge sich an dem oberen Punkte h¹ berühren können, und der Raum zwischen ihnen
                              auf diese Weise von h¹ bis zum tiefsten Punkte
                              h² allmählich zunimmt. Die Welle D tritt durch dampfdichte, an den Cylinderenden
                              angebrachte Stopfbüchsen und rotirt in Lagern an den Gestellen Z, Z, welche mit der Fundamentplatte und dem Cylinder
                              fest verbunden sind.
                           E, E sind zwei Schieberkolben (sliding pistons). Jeder derselben besteht aus zwei Armen, welche durch
                              vier über die Welle gehende Arme mit einander verbunden sind. Die Breite dieser
                              Kolben ist gleich derjenigen des äußeren Cylinders, und ihre summirte Länge ist
                              wegen der Excentricität des rotirenden Cylinders nothwendiger Weise etwas geringer
                              als der Durchmesser des äußeren Cylinders. Sie gleiten frei und rechtwinkelig zu
                              einander durch Oeffnungen in dem Umfange des rotirenden Cylinders. Diese gleitende
                              Bewegung der Schieberkolben wird durch den Druk eines ihrer Enden gegen die
                              aufsteigende Seite des äußeren Cylinders und die Excentricität des rotirenden
                              Cylinders veranlaßt. Da sich ihre Länge während eines Umlaufes stets ein wenig
                              ändert, so bringt man in Berüksichtigung dieser Differenz zwischen den beiden Diken
                              der Platten, woraus die Arme der Kolben bestehen, eine Metallliederung an. Diese
                              Liederung wird, wie aus der Betrachtung der Figuren 40 und 41 erhellt,
                              durch Federn gegen die Seiten und den Umfang des äußeren Cylinders gedrükt. Auch in
                              den Oeffnungen des inneren Cylinders, durch welche die Kolben gleiten, sind
                              metallische Liederungen angeordnet, welche durch Federn gegen die Kolbenflächen
                              gedrükt werden, und die
                              Entweichung des Dampfs in das Innere verhüten. Außerdem sind noch zwei stählerne
                              Rollen an der inneren Seite der Liederungen angebracht, welche durch Schrauben gegen
                              die flachen Seiten der Kolben gedrükt werden, um die gleitende Reibung der lezteren
                              zu vermindern. Der Erfinder hält jedoch diese Rollen nur bei großen Maschinen für
                              nothwendig. Der Kranz des inneren Cylinders ragt in metallisch geliederte an den
                              Cylinderenden angebrachte Büchsen, wodurch der Dampf gehindert wird, in das Innere
                              des inneren Cylinders zu dringen. Auch an der Berührungsstelle h¹ befindet sich eine geliederte Büchse, um den
                              Dampfzutritt nach der einen oder der andern Seite zu verhüten. Aus allem, was
                              bemerkt wurde, geht nun deutlich hervor, daß der Dampf nur gegen den zwischen dem
                              inneren und äußeren Cylinder hervorstehenden Theil der Schieberkolben wirkt.
                           Der aus dem Kessel durch die Dampfröhre F herbeiströmende
                              Dampf hat zuerst den Schieber G, welcher mit Hülfe der
                              Handhabe H in Thätigkeit gesezt wird, zu passiren.
                              Hierauf tritt er in die dampfdichte Büchse I, deren
                              Bodenfläche die vier Cylindereingänge K, L, M, N und die
                              Austrittöffnung Q enthält. Ein vermittelst der Handhabe
                              P bewegbarer Schieber O
                              liegt zum Behuf der Umkehrung der Bewegung über diesen Oeffnungen. An diesem
                              Schieber befinden sich zwei Oeffnungen O¹ und O². Bei der in der Abbildung dargestellten Lage
                              des Schiebers befindet sich die Oeffnung O²
                              gerade über dem Dampfcanal L. Der Canal N ist geschlossen und die beiden Canäle M und K stehen mit der
                              Ausmündung Q in Communication. Bei dieser Stellung des
                              Schiebers muß sich daher die Maschine nothwendig in der durch Pfeile angedeuteten
                              Richtung bewegen. Gibt man aber dem Schieber eine solche Stellung, daß die Oeffnung
                              O¹ über den Dampfcanal K tritt, während der Canal M geschlossen wird
                              und die Canäle M und L mit
                              der Ausmündung in Communication treten, so wirkt der Dampf an der entgegengesezten
                              Seite des Cylinders und die Bewegung der Maschine wird umgekehrt.
                           Die unteren Canäle M und N
                              dienen nur zur Ableitung des consumirten Dampfes; sie sind am Cylinder so tief
                              angeordnet, um die Wirkung des Vacuums auf die Kolben zu beschleunigen. In welcher
                              Richtung die Welle auch rotiren möge, der Dampf strömt immer durch einen der oberen
                              Canäle K oder L herbei, und
                              entweicht, nachdem er gewirkt hat, durch den gegenüberliegenden unteren und oberen
                              Canal. Alle diese Canäle sind da, wo sie sich in den Cylinder einmünden, mit Stegen
                              versehen, damit die Kolben frei über sie hinweggleiten können.
                           
                           Aus der relativen Stellung beider Cylinder und dem von der Berührungsstelle h¹ bis zum tiefsten Punkte h² allmählich zunehmenden Abstande ihrer Peripherien folgt daß,
                              nach welcher Richtung auch die Maschine rotiren möge, die Fläche des der Wirkung des
                              Dampfs und des Vacuums ausgesezten Theils der Kolben stufenweise zunimmt, so daß
                              hier das Princip der Expansion ohne Expansionsventile und Räderwerk in seiner vollen
                              Bedeutung in Anwendung gebracht ist.
                           Aus der Maschine gelangt der Dampf durch die Röhre R in
                              den Condensator S. T ist das Injectionsschieberventil,
                              welches an dem unteren Ende der Austrittröhre angebracht ist, und das Wasser gegen
                              die Röhre leitet, so daß dieses auf den abwärts strömenden Dampf seine volle Wirkung
                              äußert. Dieses Ventil wird vermittelst eines Hebels und einer mit dem Handgriff U in Verbindung stehenden Stange bewegt.
                           V ist das Durchblasventil (blow-through valve) W die doppeltwirkende Luftpumpe. Die innere
                              Einrichtung ihrer Ventile ist aus Fig. 41 ersichtlich. Sie
                              besizt einen metallisch geliederten Kolben, welcher von der Hauptwelle aus durch
                              Kurbel und Lenkstange bewegt wird. Zwei an den Luftpumpendekel geschraubte Führungen
                              ertheilen der Kolbenstange die nöthige Parallelbewegung.
                           X ist die Warmwassercisterne. Die Pumpen werden von der
                              Hauptwelle aus durch ein Excentricum c in Thätigkeit
                              gesezt. Von diesem geht eine Stange nach den an der Welle d befestigten Hebeln e und f, welche durch Stangen mit den Pumpen g und h in Verbindung
                              stehen. Die Pumpe g dient zum Auspumpen des Lekwassers,
                              die Pumpe h zur Speisung der Dampfkessel. Die leztere
                              besizt einen an die Warmwassercisterne geschraubten Ventilkasten.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
