| Titel: | Ueber die im Handel vorkommenden grünen Theesorten; von Robert Warington. | 
| Fundstelle: | Band 93, Jahrgang 1844, Nr. LXXVII., S. 273 | 
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                        LXXVII.
                        Ueber die im Handel vorkommenden gruͤnen
                           Theesorten; von Robert
                              Warington.
                        Aus dem Philosophical Magazine, Jul.
                              (Supplement-Heft) 1844, S. 507.
                        Warington, über die im Handel vorkommenden grünen
                           Theesorten.
                        
                     
                        
                           Als ich unlängst einige Theesorten untersuchte, welche mit Beschlag belegt worden
                              waren, weil man sie für verfälscht hielt, zogen die verschiedenen Farben, welche das
                              Muster des grünen Thees besaß – sie erstrekten sich nämlich vom matten
                              Olivengrün bis zum glänzenden Grünlichblau – meine Aufmerksamkeit auf sich.
                              Bei Untersuchung desselben unter einem Mikroskop von hundertfacher Vergrößerung,
                              wobei der Gegenstand durch reflectirtes Licht beleuchtet war, wurde die Ursache
                              dieser Farbenverschiedenheit sogleich erkannt, denn ich sah, daß die gerollten
                              Blätter über und über mit einem weißen Pulver, von an einigen Stellen glimmerndem
                              Aussehen, überzogen waren, zwischen welchem sich kleine glänzend blaue und auch
                              orangefarbene Körnchen zerstreut befanden; in den gefalteten, also besser beschüzten
                              Theilen der gerollten Blätter waren dieselben noch deutlicher sichtbar. Durch eine
                              kurze Zeit über fortgeseztes Schütteln des Musters löste sich ein Pulver davon ab,
                              aus welchem ich eine
                              Quantität der blauen Theilchen unter einem Vergrößerungsglas mittelst der
                              befeuchteten Spize eines feinen Kameelhaarpinsels heraushob. Zwischen zwei
                              Glasplatten in Wasser gerieben gaben sie, bei durchfallendem Lichte angesehen, einen
                              glänzend blauen Streifen. Diese Abwechslung in der Beleuchtungsart des Objects war
                              nöthig, um die Wirkung folgender Reagentien wahrzunehmen. – Ein kleines
                              Tröpfchen einer Aezkalilösung wurde mittelst Capillarattraction zwischen die
                              Glasplatten eingezogen, wodurch die blaue Farbe sogleich in eine dunkle
                              glänzendbraune umgewandelt wurde; durch Einlassen von verdünnter Schwefelsäure wurde
                              die ursprüngliche blaue Farbe wiederhergestellt. Dieß beweist, daß diese Theilchen
                              aus Berlinerblau bestunden. Die orangegelben Körnchen gaben sich als ein
                              vegetabilisches Pigment zu erkennen.
                           Um die Natur des an dem Muster gefundenen weißen Pulvers zu erkennen, sonderte ich
                              etwas Theestaub ab und erhizte ihn unter Zutritt der Luft zum Rothglühen; die
                              Pflanzensubstanz und das Berlinerblau wurden hiedurch zerstört und ein weißes Pulver
                              mit einem schwachen Stich ins Braune erhalten. In verdünnter Salzsäure durch Kochen
                              aufgelöst, zeigte es bei der Prüfung mit salzsaurem Baryt einen Schwefelsäuregehalt;
                              es wurde hierauf zur Trokne abgedampft und wiederholt mit sehr verdünnter Salzsäure
                              behandelt; dabei blieb eine Spur Kieselerde unaufgelöst zurük. Ammoniak schlug etwas
                              Thonerde und Eisenoxyd nieder, und die ammoniakalische Lösung gab mit Oxalsäure
                              einen Niederschlag von oxalsaurem Kalk. Eine zweite Portion des ausgeglühten Pulvers
                              wurde eine Zeit lang in destillirtem Wasser gekocht und gab eine Flüssigkeit, welche
                              schwefelsauren Kalk enthielt; Gyps und noch eine andere Substanz, welche Kieselerde,
                              Thonerde und vielleicht Kalk enthielt, bildeten also das weiße Pulver. Ich halte
                              leztere Substanz für Kaolin oder gepulverten Agalmatolith, den chinesischen
                              Bildstein, und schließe dieß nicht nur aus den ermittelten Bestandtheilen, sondern
                              auch aus dem Glanz, welchen die geriebenen Theile der gerollten Blätter stets
                              annehmen, und welchen jene Mineralkörper wohl hervorzubringen geeignet wären.
                           Es wurden dann fünf andere Muster grünen Thees untersucht, wovon aber nur ein
                              einziges sich frei von den blauen Körnchen zeigte. Es war dieß ein Thee von hohem
                              Preise, welcher vor zwei Jahren gekauft worden war; er war mit einem sehr blaßblauen
                              Pulver bestäubt, statt des weißen, mit blauen Theilchen untermengten, welches die
                              andern Theesorten zeigten.
                           Da ich noch in Zweifel war, ob diese Färbung eine bei uns (in England) vorgenommene
                              Verfälschung sey oder nicht, wendete ich mich an einen sehr geachteten Großhändler, welcher mir
                              eine Reihe Muster, wovon jedes ein Gemisch aus einer Anzahl Originalkisten war,
                              überschikte; die mikroskopische Untersuchung derselben lieferte folgende Resultate:
                              Nr. 1 Imperial (Kaiserthee). Das Blatt, unterhalb des oberflächlichen Ueberzugs
                              angesehen, war von lebhaft olivenbrauner Farbe, mit kleinen Fäserchen auf der
                              Oberfläche versehen; es war mit einem feinen weißen Pulver mit hie und da einem
                              lebhaft blauen Theilchen, die manchmal wie ein Fleken aussahen, überzogen. Nr. 2.
                              Schießpulverthee: dem Nr. 1 ähnlich, die Fäserchen aber nicht sichtbar, was davon
                              herrühren kann, daß die Blätter sehr fest und dicht gerollt waren. Nr. 3.
                              Hayssanthee: wie Nr. 1, nur daß die blauen Theilchen vielleicht zahlreicher waren.
                              Nr. 4. Junger Hayssanthee: ebenso. Nr. 5. Twankeythee: das Blatt dieses Thees hatte
                              eine mehr gelbe Farbe und war reichlich mit weißem Pulver überzogen, über welches
                              die blauen Theilchen dichter gestreut waren. Die Untersuchung dieser Theesorten
                              erwies, daß sie in England schon in verfälschtem oder künstlich zubereitetem
                              Zustande ankommen.
                           Nachdem ich dieß dem Freunde, von welchem ich die Proben erhielt, auseinandergesezt
                              hatte, fragte er mich, ob ich auch schon unglasirte (unglazed) Theesorten untersucht habe. Diese Benennung
                              erregte meine Aufmerksamkeit, ich suchte solchen Thee zur Ansicht zu bekommen und
                              fand, daß er äußerlich ein ganz verschiedenes Aussehen hatte und, die Farbe
                              anbelangend, keinem grünen Thee ähnlich sah. Er war von gelbbrauner Farbe ohne einen
                              Schatten von Grün oder Blau, an den geriebenen Theilen eher schwärzlich aussehend.
                              Später erhielt ich noch zwei Muster von unglasirtem Thee, die als von sehr feiner
                              Qualität bezeichnet waren und welchen zwei andere, von den sogenannten gewöhnlichen
                              glasirten Sorten, ebenfalls von ausgezeichneter
                              Qualität, beilagen. Diese wurden daher sogleich untersucht. Nr. 6. Unglasirter
                              Schießpulverthee: er zeigte unter dem Mikroskop dieselbe Farbe wie mit unbewaffnetem
                              Auge, war faserig und mit einem weißlichen, etwas ins Bräunliche ziehenden Pulver
                              überzogen, aber kein Schatten von Blau war sichtbar. Nr. 7. Unglasirter Hayssan: wie
                              Nr. 6. Nr. 8. Glasirter Schießpulverthee: faserig, mit einem sehr blaßblauen Pulver
                              überzogen, die blauen Körnchen nur sparsam sichtbar. Nr. 9. Hayssan: ebenso wie Nr.
                              8. Nr. 10. Pidding's Howqua, bei Littlejohe um 8 Schilling 6 Pence per Catty Pakage gekauft; derselbe war offenbar von der
                              glasirten Sorte, faserig und mit einem blaßblauen Pulver überzogen, welches mit
                              lebhaft blauen Körnchen vermengt war. Nr. 11. Sogenannter
                              Canton-Schießpulverthee: dieß war ein prächtiges Muster der glasirten Sorte,
                              was die Farbe anbelangt; sie war dichter mit Pulver überzogen und gebläut als irgend eines
                              der von mir untersuchten Muster, und wenn man sie von einem Papier auf das andere
                              schüttete, flog der Staub reichlich davon. Ich habe auch noch sehr viele andere
                              Muster gewöhnlichen grünen Thees untersucht mit größtentheils denselben Resultaten;
                              die wohlfeilern Theesorten oder die allgemein gebräuchlichen, welche den größten
                              Theil der Einfuhr ausmachen, sind gleich Nr. 5 und 11, und entsprechen den Twankeys
                              und wohlfeilen Hayssans und Schießpulvertheen.
                           Nach einigen erfolglosen Versuchen fand ich, daß mit einiger Sorgfalt dieses Pulver
                              oder dieser Ueberzug, wenn ich mich dieses Ausdruks bedienen darf, da es sich
                              lediglich auf der Oberfläche befindet, leicht vollständig von dem Thee entfernt
                              werden kann, und zwar durch etwas starkes, ein paar Secunden fortgeseztes Schütteln
                              des Musters in einer Flasche mit destillirtem Wasser und Aufgießen des Ganzen auf
                              ein Musselinfilter, um die Flüssigkeit mit der darin suspendirten Substanz so
                              schnell als möglich von den Blättern zu trennen. Nach dieser Operation hatte der
                              Thee, wie man sich leicht denken kann, ein ganz anderes Ansehen, indem er seine
                              bläulichgrüne Farbe in ein angenehmes Gelb oder Bräunlichgelb verwandelte, und ich
                              fand, daß er mit einiger Sorgfalt bei einer Temperatur unter 212° F.
                              (80° R.) wieder getroknet werden konnte, sogar ohne daß das Blatt sich
                              aufrollte und ohne merklich an einem seiner charakteristischen Merkmale zu
                              verlieren. Nach vollständigem Troknen war das Muster beinahe so dunkel wie die
                              gewöhnlichen schwarzen Theesorten und zeigte unter dem Mikroskop eine glatte
                              Oberfläche, welche vollkommen frei war von dem frühern Ueberzug und alle Merkmale
                              des schwarzen Thees besaß, mit Ausnahme des runzlichen Ansehens, welches leztere
                              Sorte meistens hat, offenbar weil sie beim Troknen einer höhern Temperatur ausgesezt
                              wurde. Aus der grüngefärbten trüben Flüssigkeit, welche durch das Musselinfilter
                              gelaufen war, ließ ich die darin suspendirte Substanz sich absezen, welche ich dann
                              auswusch und sammelte. Mit diesen von mehreren Proben erhaltenen Bodensäzen wurden
                              folgende Versuche angestellt. Zuerst wurden sie mit Chlorwasser geprüft, um zu
                              sehen, ob die färbende Materie Indigo oder eine andere Pflanzensubstanz sey; denn
                              der Indigo wird von einigen für den einzigen Zusaz der Chinesen gehalten, um ihren
                              grünen Theesorten den blauen Ton zu ertheilen. In keinem einzigen Fall aber konnte
                              ich solchen bisher auffinden, sondern jederzeit gab sich das Färbematerial als
                              Berlinerblau zu erkennen. Die Gegenwart dieser Verbindung erkannte ich zunächst,
                              indem ich ein wenig von dem zu untersuchenden Bodensaz mit einem Tropfen Aezkali
                              versezte, worauf sich die grüne Farbe augenbliklich in eine lebhaft röthlichbraune verwandelte, das
                              ursprüngliche Blau aber durch darauffolgenden Zusaz von etwas verdünnter
                              Schwefelsäure wiederhergestellt wurde. Die andern Bestandtheile des Ueberzugs wurden
                              auf oben angegebene Weise zu ermitteln gesucht, so wie auch durch Schmelzen eines
                              Theils dieses Bodensazes (nach vorläufigem Ausglühen) mit kohlensaurem Natron,
                              wodurch, wenn schwefelsaurer Kalk vorhanden war, sich schwefelsaures Natron und
                              kohlensaurer Kalk bilden mußten, auf welche nachher weiter reagirt wurde.
                           Hienach ergaben sich Nr. 5, 8, 10 und 11 als mit Berlinerblau und schwefelsaurem Kalk
                              überzogen. Nr. 6 und 7 enthielten kein Berlinerblau, sondern nur schwefelsauren
                              Kalk. Der schwefelsaure Kalk einiger Muster schien fein gepulverter krystallisirter
                              Gyps zu seyn, da die gröbern Theilchen desselben krystallinisches Gefüge
                              zeigten.
                           Durch die Güte des Hrn. Greene vom Ostindienhaus erhielt
                              ich Muster von Assamtheen bester Qualität und zwar: Nr. 12 Imperial (Kaiserthee);
                              Nr. 13 Schießpulverthee und Nr. 14 Hayssanthee. Diese hatten keine blauen Körnchen,
                              sehr feine Fäserchen und dasselbe Ansehen wie die unglasirten Sorten, waren aber
                              lebhafter von Farbe; der Ueberzug war höchstwahrscheinlich schwefelsaurer Kalk. Nr.
                              15 Assamhayssan von der lezten Einfuhr; dieser war von der unglasirten Sorte, mit
                              dem weißen Pulver auf der Oberfläche, das etwas ins Bräunliche zog und aus einer
                              kleinen Menge schwefelsauren Kalks mit etwas Thonerde bestund.
                           Es scheint sonach aus diesen Untersuchungen hervorzugehen, daß alle in England
                              eingeführten grünen Theesorten mit einem Pulver überzogen sind, welches entweder aus
                              Berlinerblau und schwefelsaurem Kalk (Gyps) besteht, wie die meisten der
                              untersuchten Muster, welchen manchmal noch ein gelber oder orangegelber
                              Pflanzenkörper beigemischt ist; oder aus vorher mit Berlinerblau gefärbtem Gyps, wie
                              Nr. 8 und 9 und eines der ersten Muster; oder aus Berlinerblau und der orangegelben
                              Substanz, mit schwefelsaurem Kalk und Kaolin, wie bei dem ursprünglichen Muster;
                              oder auch aus schwefelsaurem Kalk allein, wie die unglasirten Sorten. Es ist eine
                              wichtige Frage, was der Zwek dieser Ueberzüge wohl seyn mag; ob, wo schwefelsaurer
                              Kalk (Gyps) angewandt wurde, derselbe bloß zum Absorbiren der lezten Antheile von
                              Feuchtigkeit diente, welche beim Troknen nicht ganz verflüchtigt werden kann, oder
                              ob er, wie ich vermuthe, nur den grünen Theesorten ihren eigenthümlichen Anflug und
                              ihre charakteristische Farbe ertheilen soll, welche die Consumenten daran lieben, so
                              daß der Mangel der grünen Farbe, wie bei der unglasirten Sorte, auf den
                              Verkaufspreis sehr nachtheilig wirkt. Dieß kann aber nur daher rühren, daß obige Thatsachen
                              nicht allgemein bekannt sind; denn es wäre lächerlich anzunehmen, daß eine gefärbte
                              und verfälschte Waare den Vorzug haben sollte vor einer bessern. Beim Durchlesen
                              verschiedener Schriften über den Thee fand ich folgende Stellen, welche meine
                              Resultate vollkommen bestätigen, womit ich gegenwärtige Mittheilung schließe.
                           In Dr.
                              Horsfield's werthvoller UebersezungEssay on the Cultivation and Manufacture of Tea in
                                       Java, translated from the Dutch by ThomasHorsfield. M. D.,
                                       F. R. S. über die Bereitung des Thees in Java finden wir S. 36 folgendes
                              Gespräch:
                           „Besichtiger:“ Wird der Thee in China wirklich so häufig
                              verfälscht?
                           „Oberaufseher:“ Unstreitig; jedoch nicht in den innern
                              Provinzen, weil dort strenge Geseze gegen die Theeverfälschung bestehen und aller
                              Thee, wie er aus den Pflanzungen kömmt, von Seite der Regierung auf seine Aechtheit
                              untersucht wird; aber in Canton, dem Stapelplaz des Thees, und namentlich in
                              Honân, werden viele Sorten, ja aller Thee, stark verfälscht und zwar mit der
                              Gesundheit nachtheiligen Substanzen; vorzüglich ist dieß der Fall bei dem grünen
                              Thee, um seine Farbe zu verbessern und dadurch seinen Werth in den Augen des
                              gewöhnlichen Consumenten zu erhöhen.
                           „Besichtiger:“ Sind diese Ingredienzien bekannt?
                           „Oberaufseher:“ Viele derselben kennt man; sie wurden der
                              (holländischen) Regierung mitgetheilt, während zu gleicher Zeit beantragt wurde, daß
                              man sich ihrer hier nicht sollte bedienen dürfen, und obgleich dieß zu unserem
                              Nachtheil gereichen mußte, wurde der Antrag doch genehmigt und von der Regierung
                              verordnet, daß nicht die geringste Beimischung Statt finden dürfe, um die Farbe oder
                              den Geschmak des Thees zu verbessern, auch in solchen Fällen, wo es wünschenswerth
                              erscheinen könnte.
                           Dr.Royle sagt:Artikel: Thee in der Penny Cyclopaedia.
                                    
                              „die Chinesen in der Umgegend von Canton können einen Thee bereiten,
                                 welcher gefärbt und verschiedenen Sorten grünen Thees ähnlich gemacht werden
                                 kann; es werden jährlich große Quantitäten solchen Thees gemacht.“
                              Dr. Dickson:Artikel: Thee, medicinisch und diätetisch, in der Penny Cyclopaedia.
                                    
                              „die Chinesen troknen jährlich viele Millionen Pfund von Blättern
                                 verschiedener Pflanzen, um sie den ächten beizumengen, z.B. von der Esche, der
                                 Pflaume etc., daher man mit Unrecht behaupten würde, die unächten Blätter,
                                 welche in Partien schlechten Thees vorkommen, seyen von englischen Kaufleuten
                                 zugesezt. Als der Theehandel noch gänzlich in den Händen der ostindischen
                                 Compagnie war, kam wenig verfälschter Thee nach England, weil in Canton geübte
                                 und competente Aufseher angestellt waren, um die Ausfuhr solchen Thees in
                                 Schiffen der Compagnie zu verhüten; seitdem aber der Handel frei wurde, finden
                                 alle Theesorten leicht Ausweg, und da die Nachfrage oft größer ist als die
                                 Vorräthe hinreichen, wird nicht selten eine künstliche Waare
                                 geliefert.“
                              
                           Während dieser Untersuchungen erhielt ich Theemuster, grüne und schwarze, die von
                              China in England eingeführt waren, welche nach dem Gutachten der geübtesten
                              Waarenmäkler kein einziges Theeblatt enthalten und die in den Gebinden (bonos) zu 1 3/4 bis 2 Pence per Pfund verkauft werden.
                           Ferner sagt Dr.
                              Dickson: „der zur Ausfuhr bestimmte grüne Thee
                                 unterliegt einer Behandlung, in deren Folge er seine Farbe verändert und
                                 bläulichgrün wird.“
                              
                           Hr. Davis
                              Davis's Chinese. Vol. II p. 458. gibt hierüber folgende wichtige Aufschlüsse. „Die Theepächter,
                                 welche kleine Landwirthe sind, geben dem Thee eine rohe Zubereitung und nehmen
                                 ihn dann mit zu den Contrahenten, deren Geschäft es ist, die fernere Zubereitung
                                 desselben nach der vorhandenen Nachfrage vorzunehmen.“
                              
                           „Junger Hayssanp. 464. war, bis er durch die große Nachfrage der Amerikaner verdorben wurde,
                                 ein feines, ächtes Blatt.“„Da er in großen Quantitäten nicht ächt erzeugt werden konnte, wurde dem
                                 Verlangen darnach von Seite der Amerikaner mittelst Zerschneidens und
                                 Hindurchschlagens anderer grüner Theesorten durch
                                 Siebe von gewisser Größe entsprochen; als die Aufseher der Compagnie den Betrug
                                 entdekten, schlossen sie diesen Thee von der Einfuhr in London aus. Allein der
                                 Mißbrauch wurde vor Kurzem noch ärger, indem die ordinärsten schwarzen Theeblätter zerschnitten und mittelst eines
                                 an Farbe dem grünen Thee ähnlichen Präparats gefärbt
                                 wurden.“ Seite 466 fährt Hr. Davis,
                              nachdem er von den Betrügereien mit unächten und verfälschten Theesorten gesprochen,
                              welche die Chinesen auszuführen sich bemühen, fort: „dieß alles aber war
                                 nichts in Vergleich mit dem Umstand, daß die Chinesen die Fabrication grünen Thees aus schadhaften schwarzen Blättern in
                                 dem Dorf oder der Vorstadt Honân in großem Maaßstab zu betreiben
                                 anfingen.“
                              
                           
                           
                              „Die Herabsezung des Theezolls in den Vereinigten Staaten veranlaßte in
                                 den Jahren 1832 und 1833 eine Nachfrage nach grünem Thee zu Canton, welche durch
                                 die Zufuhr aus den Provinzen nicht befriedigt werden konnte. Die Amerikaner aber
                                 mußten mit Ladungen grünen Thees noch während der günstigen Jahreszeit absegeln;
                                 sie mußten den Thee haben und die Chinesen ihn herschaffen. Da gewisse Gerüchte
                                 über die Verfertigung grünen Thees aus alten schwarzen Blättern verbreitet
                                 waren, so suchte ich der Wahrheit auf die Spur zu kommen und überredete, nicht
                                 ohne Schwierigkeit, einen Hong-Kaufmann, mich in Begleitung eines der
                                 Inspectoren an die Stelle zu führen, wo diese Operation vorgenommen
                                 wird.“
                              Beim Besuch eines solchen Laboratoriums für unächten Hayssan sahen wir daß die
                                 schadhaften schwarzen Theeblätter nach dem Troknen in eine gußeiserne Pfanne
                                 über einem Ofen gebracht und darin rasch mit der Hand umgerührt wurden; es wurde
                                 dann zuerst etwas gepulverte Curcumä zugesezt; dieß gab den Blättern eine
                                 gelbliche oder orangegelbe Farbe; sie sollten aber grün werden, zu welchem Behuf
                                 einige Klumpen eines schönen Blau hergebracht wurden, zugleich mit einer
                                 pulverigen Substanz, die wir sowohl nach ihrer Benennung, als dem Ansehen nach
                                 sogleich als Berlinerblau und Gyps erkannten. Dieselben wurden mit einem kleinen Pistill in solchen
                                 Quantitäten fein zusammengerieben, daß das dunkle Blau eine hellere Schattirung
                                 erhielt, es wurde nun ein Theelöffel voll dieses Pulvers den gelblichen Blättern
                                 zugesezt und dieselben über dem Feuer wie vorher umgerührt, bis der Thee die
                                 schöne Farbe des Hayssanthees und in hohem Grad auch denselben Geruch angenommen hatte. Um jede Möglichkeit eines Irrthums
                                 hinsichtlich jener Substanzen zu begegnen, nahmen wir Proben davon mit. Die
                                 Chinesen schienen des wirklichen Charakters ihrer Beschäftigung wohl bewußt zu
                                 seyn, denn als wir in einige andere Localitäten eintreten wollten, wo dieselbe
                                 Operation vorgenommen wurde, verschloß man uns sogleich die Thüren. Wenn uns der
                                 Hong-Kaufmann nicht begleitet hätte, würden wir auch schwerlich so viel
                                 gesehen haben, als wir wirklich sahen.“
                              
                                 
                                 Vol. II. p. 468.
                                 
                              „Es ist von großer Wichtigkeit zu wissen, ob dasselbe Verfahren der
                                 Färbung durchaus bei der Bereitung der feinern Sorten des grünen Thees, welcher
                                 in England eingeführt wird, beobachtet wird.“
                              „So viel ist gewiß und kann nicht geläugnet werden, daß die Chinesen
                                 selbst jene Sorten grünen Thees, welche für die Ausfuhr bereitet werden, nicht
                                 verwenden.Vol. II. p.
                                       469. Der junge
                                 Hayssan und Pekoathee, von der grünen Theepflanze gemacht, hat eine gelbere, so
                                 zu sagen, natürlichere Farbe als das bläuliche Grün,
                                 welches die bei uns eingeführten unächten Theesorten auszeichnet.“
                              
                           Hr. Bruce sagtReport on the Manufacture of Tea and on the extent
                                       and produce of the Tea Plantations in Assam, by Mr. C. A.Bruce, Superintendent of Tea Culture, presented to the Tea Committee,
                                       August 16, 1839., daß bei der lezten Operation des Theefärbens „eine Mischung von
                                 Gyps und Indigo, sehr fein gepulvert und durch ein feines Musselinsieb
                                 geschlagen, im Verhältniß von 1 Thl. des erstern auf 1 Thl. des leztern, einer
                                 Pfanne Thee zugesezt werde, welche etwa 7 Pfd. erhält; man nimmt hinzu ungefähr
                                 einen halben Theelöffel voll obiger Mischung und reibt und rollt sie mit dem
                                 Thee in der Pfanne eine Stunde lang. Jene Mischung hat vorzüglich zum Zwek,
                                 Farbe und Aussehen gleichartig zu machen. Der Indigo gibt die Farbe, und der
                                 Gyps fixirt sie. Der Chinese nennt erstern Youngtin,
                                 leztern Acco.“
                              
                           Indigo konnte ich jedoch, wie gesagt, auf keinem grünen Thee der mir zukam,
                              entdeken.
                           Folgende auffallende Bemerkung findet sich in Maculloch's
                              Handelslexikon; „Blau ist eine Lieblingsfarbe der Chinesen; in den Jahren
                                 1810–11 betrug die Einfuhr von Berlinerblau in Canton (von England aus)
                                 253,200 Pfund. Seit einigen Jahren aber haben die Chinesen nicht ein einziges
                                 Pfund mehr eingeführt. Ein gemeiner chinesischer Matrose, welcher auf einem
                                 Ostindienfahrer nach England kam, trat als Arbeiter in einer Fabrik ein, wo
                                 dieser Artikel bereitet wurde, erlernte dessen Bereitung und errichtete nach
                                 seiner Rükkehr in China eine solche Fabrik mit so gutem Erfolg, daß gegenwärtig
                                 das ganze Land mit inländischem Berlinerblau versehen wird.“