| Titel: | Ueber die Auflöslichkeit der Metalle in schwefelsaurem und salzsaurem Eisenoxyd; von James Napier. | 
| Fundstelle: | Band 93, Jahrgang 1844, Nr. LXXX., S. 301 | 
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                        LXXX.
                        Ueber die Aufloͤslichkeit der Metalle in
                           schwefelsaurem und salzsaurem Eisenoxyd; von James Napier.
                        Aus dem Philosophical Magazine, Mai 1844, S.
                              365.
                        Napier, über die Auflöslichkeit der Metalle in schwefelsaurem und
                           salzsaurem Eisenoxyd.
                        
                     
                        
                           Die folgenden Versuche habe ich in ihrem unvollendeten Zustande vor einigen Monaten
                              niedergeschrieben, in der Hoffnung Zeit zu gewinnen, um einige derselben weiter zu
                              verfolgen; da ich aber wegen dringender Berufsgeschäfte schwerlich mehr Gelegenheit
                              hiezu erhalten werde, so übergebe ich sie der Oeffentlichkeit in der Absicht, die
                              Aufmerksamkeit der Chemiker darauf zu lenken und eine gründliche Untersuchung
                              derjenigen Beobachtungen zu veranlassen, welche eine solche zu verdienen
                              scheinen.
                           Ich will zuerst die Umstände mittheilen, welche die Veranlassung zu meinen Versuchen
                              gaben. Als ich hörte, welche große Menge Cementwasser beständig aus den Pary's
                              Gruben in Anglesea abzieht und wie kostspielig es ist, das Kupfer daraus zu
                              gewinnen, hielt ich es für wahrscheinlich, daß sich das Kupfer mittelst eines
                              galvanischen Stroms oder durch das sogenannte galvanoplastische Verfahren daraus abscheiden ließe. Ich
                              verschaffte mir deßhalb zu Versuchen eine Quantität Cementwasser. Es laufen von
                              demselben jährlich nicht weniger als 700 Millionen Gallons aus den Gruben ab, welche
                              man in Cisternen (pits) sammelt, in die man altes Eisen
                              bringt, wodurch das Kupfer niedergeschlagen wird. Im Durchschnitt erhält man 55 bis
                              60 Tonnen Cementkupfer, wogegen 600 Tonnen Eisen verzehrt oder aufgelöst werden. Das
                              in diesen Wässern enthaltene Kupfer variirt von 4 bis 30 Proc. je nach der Nässe der
                              Jahreszeit; ich erhielt solches Cementwasser zu einer trokenen Jahreszeit, daher es
                              reich an Kupfer war; das spec. Gewicht war 1,055. Der Gallon enthielt 4960 Gran
                              feste Bestandtheile, nämlich:
                           
                              
                                 Eisenoxyd
                                 1680 Gran
                                 
                              
                                 Kupferoxyd
                                     80
                                      –
                                 
                              
                                 Schwefelsäure
                                 3040   –
                                 
                              
                                 Salzsäure
                                     38
                                      –
                                 
                              
                                 erdige Stoffe, welche nicht
                                       untersucht wurden
                                   122
                                      –
                                 
                              
                           Zuerst wandte ich nun das Verfahren an, welches ich früher zum Analysiren von
                              Kupfererzen entsprechend befunden hatte; es besteht darin, einen Streifen braunes
                              Pakpapier um ein Stük Eisen zu wikeln, dasselbe dann an ein Stük Kupfer zu
                              befestigen und hierauf beide in die salzsaure Auflösung des zu untersuchenden
                              Kupfererzes zu tauchen; ich fand aber, daß die erste Wirkung, welche stattfand, die
                              vollständige Reduction des Eisenoxydsalzes zu Oxydulsalz und zwar auf Kosten des
                              Kupferpols war: erst nach derselben begann der elektrische Strom das Kupfer
                              abzuscheiden; da aber auch dasjenige Kupfer, welches sich bisher aufgelöst hatte,
                              wieder ausgeschieden werden mußte, so wurden 658 Gran Eisen verzehrt, während die
                              wirkliche Gewichtszunahme des Kupferpols nur 64 Gran betrug, so viel als
                              ursprünglich Kupfer aufgelöst war. Die Reaction, welche statt fand, läßt sich
                              folgendermaßen darstellen:
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 93, S. 301
                              Gran Eisenoxyd bestehen aus; Gran
                                 Schwefelsäure; Eisen; Sauerstoff; Säure; Kupferpol.; Kupfer; schwefelsaures
                                 Eisenoxydul, schwefelsaures Kupfer
                              
                           so daß also 690,7 Gran + 64 Gran Kupfer durch den elektrischen
                              Strom ausgeschieden werden mußten. Ich probirte verschiedenartige Batterien; auch ersezte ich das
                              Kupfer durch Platin, Silber und Blei, erhielt jedoch in keinem Falle einen
                              Niederschlag aus dem Cementwasser, bevor das Eisen auf Oxydulsalz zurükgebracht war;
                              nachdem dieß einmal bewirkt war, erhielt ich aber nach der zuerst beschriebenen
                              Methode 63 Gran Kupfer mittelst Verlust von 58 Gran Eisen.
                           Während dieser Versuche fand ich, daß Silber, Zinn, Blei, Antimon, Wismuth, Kobalt,
                              Nikel und mehrere andere Metalle in den neutralen Eisenoxydsalzen sehr auflöslich
                              sind, indem sie dieselben zu Oxydulsalzen reduciren. Um diese Versuche zu
                              wiederholen, bereitete ich salzsaures Eisenoxyd auf die Art, daß ich eine kochende
                              Auflösung von Eisenvitriol mit der nöthigen Menge Salpetersäure versezte, um das
                              Eisenoxydul in Oxyd zu verwandeln, dasselbe mittelst Ammoniak niederschlug, es mit
                              heißem Wasser gut aussüßte und in Salzsäure auflöste, fast zur Trokne abdampfte und
                              dann mit destillirtem Wasser versezte. Das schwefelsaure Eisenoxyd, welches ich zu
                              meinen Versuchen benuzte, erhielt ich als ein trokenes weißes Pulver; beide Salze
                              waren neutral.
                           Prof. Fuchs empfahl bekanntlich zuerst das Kochen eines
                              Stükes reinen Kupfers in salzsaurem Eisenoxyd als ein Mittel, den Eisengehalt eines
                              Eisenerzes zu bestimmen, so wie auch um den Kupfergehalt gewisser Kupfererze zu
                              bestimmen. Bei Eisenerzen fand ich es sehr schwierig, gleichförmige Resultate zu
                              erhalten, weil man nicht weiß, zu welcher Zeit gerade alles Eisenoxyd in Oxydulsalz
                              verwandelt ist und das hineingelegte Kupfer fortfährt sich aufzulösen, bis sein
                              Chlorür gänzlich in ein Subchlorür verwandelt ist; dieß geschieht jedoch viel
                              schneller, wenn das Eisensalz neutral ist, als wenn es freie Säure enthält –
                              eine Bedingung, welche Fuchs ausdrüklich empfahl.
                           Die gleichförmigsten Resultate erhält man, wenn man das Kupfer in der Auflösung läßt,
                              bis sie farblos wird; beim Verdünnen derselben mit kaltem Wasser schlägt sich dann
                              alles Kupfer als ein weißes Pulver nieder; die klare Auflösung enthält, wenn der
                              Proceß beendigt ist, kein Kupfer mehr und es sind dann zwei Aequivalente Kupfer von
                              dem eingelegten Metall aufgelöst auf jedes Aequivalent Eisenoxyd, welches früher in
                              der Auflösung enthalten war. Bisweilen geschieht es jedoch, wenn man neutrale
                              Eisensalze anwendet, daß sich das Kupfer mit einem weißen Niederschlag überzieht,
                              auf welchem sich Krystalle von Kupfer-Subchlorür (?) sammeln, so daß das
                              Kupfer nicht mehr auf die Flüssigkeit zu wirken vermag; man kann sich in diesem
                              Falle auf die Art helfen, daß man die Flüssigkeit zum Sieden erhizt oder die Kruste
                              vom Kupfer beseitigt, es abwascht und wieder in die Auflösung bringt, worauf die Wirkung wie früher vor
                              sich geht. Wendet man schwefelsaures Eisenoxyd statt salzsauren Eisenoxyds zur Probe
                              an, so bildet sich kein basisches Salz und das Resultat ist ein gleichförmiges,
                              indem sich ein Aequivalent Kupfer für jedes Aequivalent in der Auflösung enthaltenen
                              Eisenoxyds auflöst.
                           Die Auflöslichkeit des Kupfers in salzsaurem Eisenoxyd läßt sich z.B. benuzen, um
                              Kupfer von der Oberfläche des Silbers aufzulösen, welches in kupferne Formen
                              gegossen wurde; wird diese Auflösung mit Kupfer gesättigt, so schlägt etwas Ammoniak
                              das Eisen als Oxyd nieder und verbindet sich mit dem Kupfer zu auflöslichem
                              Doppelchlorid; man kann dieses sogleich abfiltriren, den Niederschlag (das
                              Eisenoxyd) auswaschen und wieder in Salzsäure auflösen, um dieselbe Operation damit
                              zu wiederholen. Ich will hier erwähnen, daß wenn man vor dem Zusezen des Ammoniaks
                              in das Gemisch von Kupfer-Subchlorür und salzsaurem Eisenoxydul ein wenig
                              salzsaures Eisenoxyd gießt, sogleich eine Veränderung eintritt; es wird nämlich die
                              Farbe der Flüssigkeit grün, und versezt man sie nun mit Ammoniak, so werden Kupfer
                              und Eisen mit einander gefällt.
                           Schwefelsaures Eisenoxyd läßt sich nicht benuzen, um Kupfer von Silber aufzulösen,
                              theils weil das Silber in diesem Salze sehr leicht auflöslich ist, theils aber auch
                              weil es auf legirtes Silber eine eigenthümliche zerstörende Wirkung ausübt.
                              Gemünztes Silber (37/40 Feingehalt) wird dadurch vollkommen zerstört. Ich wandte
                              dünne Bleche davon an, welche 60 bis 70 Gran wogen und nachdem erst 4 Gran davon
                              aufgelöst waren, zeigte sich der Rükstand schon so angegriffen, daß er sich zwischen
                              den Fingern wie ein getroknetes Blatt zerbrökelte.
                           Bringt man Silber in eine Auflösung von schwefelsaurem Eisenoxyd, so wirkt es
                              sogleich darauf und es bildet sich eine gelbliche Wolke in der Flüssigkeit; beim
                              Erhizen ist die Einwirkung viel schneller, die Seiten des Gefäßes überziehen sich
                              nämlich mit einem gelben Eisenoxyd, auch sezt sich ein brauner Niederschlag ab; das
                              Eisen in der Auflösung ist in Oxydul verwandelt, glänzende Theilchen metallischen
                              Silbers schwimmen in derselben und schwefelsaures Silber krystallisirt aus; in
                              keinem Falle aber fand ich ein Aequivalent Silber für das Aequivalent Eisenoxyd;
                              beim langsamen Abdampfen lieferte die Flüssigkeit Krystalle von schwefelsaurem
                              Eisenoxydul und schwefelsaurem Silber.
                           Zinn löst sich sehr leicht sowohl in schwefelsaurem als
                              in salzsaurem Eisenoxyd auf und reducirt sie vollständig zu Oxydulsalz. Bei einer
                              kalten Auflösung geschieht dieß in beiläufig einer Stunde; bei einer heißen aber in
                              wenigen Minuten, Das Eisen ist zu Oxydul reducirt, nachdem erst ein halbes Aequivalent Zinn für
                              jedes Aequivalent Eisenoxyd aufgelöst ist. Anfangs glaubte ich, daß die ersten Atome
                              von gebildetem Zinnoxydulsalz ein entsprechendes Atom Eisenoxyd reduciren; als ich
                              aber die Flüssigkeit mit Ammoniak in großem Ueberschuß versezte, löste sich das
                              niedergeschlagene Zinn nicht wieder auf und es besaß überhaupt alle Eigenschaften
                              des Oxyduls. Ob dieß nun daher rührt, daß sich ein Bisulphat oder Bichlorür von Zinn
                              bildet, habe ich nicht ausgemittelt; beim Kochen oder langen Stehenlassen wird aber
                              ein Aequivalent Zinn für jedes Atom salzsaures Eisenoxyd aufgelöst; mit dem
                              schwefelsauren Eisenoxyd erhielt ich hingegen nicht dasselbe Resultat.
                           Cadmium ist in den Eisenoxydsalzen leicht auflöslich; im
                              schwefelsauren Eisenoxyd löst sich ein Aequivalent Cadmium auf ein Aequivalent
                              Eisensalz auf; im salzsauren Eisenoxyd hingegen lösen sich zwei Aequivalente Cadmium
                              auf jedes Aequivalent salzsaures Eisenoxyd auf, weil, wie bei dem Kupfer, ein
                              Subchlorür (?) entsteht, welches durch Zusaz von Wasser nicht gefällt wurde.
                           Blei löst sich ebenfalls in den Eisenoxydsalzen auf,
                              indem es einen Theil des Eisens zu Oxydulsalz reducirt; das Blei überzieht sich
                              dabei mit einer dünnen Kruste von schwefelsaurem oder Chlorblei, welche die weitere
                              Einwirkung der Flüssigkeit darauf zu verhindern scheint; kocht man die
                              Eisenauflösung mit dem Blei, so löst sich viel mehr von lezterem auf und es sammelt
                              sich ein Niederschlag von Eisenoxyd am Boden. Diese Wirkung von Eisen auf Blei erklärt die rasche Zerstörung bleierner Wasserbehälter,
                              welche Hr. West bei der lezten Versammlung der British Association zur Sprache brachte; als man nämlich
                              Quellwasser, welches viele Jahre lang in einen bleiernen Behälter lief, ohne die
                              geringste Wirkung auf das Blei zu äußern, diesem Behälter durch eiserne Röhren
                              zuführte, wurde er in sechs Jahren zerstört.
                           Das Antimon ist in schwefelsaurem Eisenoxyd nicht leicht
                              auflöslich, selbst in der Wärme; dagegen löst es sich mittelst der Wärme in
                              salzsaurem Eisenoxyd sehr leicht auf und verwandelt es in kurzer Zeit in Oxydulsalz,
                              wobei die Auflösung hell bräunlich wird. Ich fand, daß wenn die Flüssigkeit lange
                              Zeit in gelindem Kochen erhalten wird, das Antimon ein Aequivalent Metall für jedes
                              Aequivalent Eisenoxyd verliert, daher wahrscheinlich eine Verbindung von Chlor mit
                              Antimon in gleichen Aequivalenten existirt. Ich untersuchte diese Auflösung nicht
                              weiter als durch Verdünnung mit Wasser, welches fast alles Antimon als ein weißes
                              Pulver niederschlug; als ich den getrokneten Niederschlag mit Salpetersäure kochte,
                              löste er sich darin mit Entbindung von Salpetergas auf.
                           
                           Arsenik ist in salzsaurem Eisenoxyd leicht auflöslich,
                              welches durch ihn in Oxydulsalz verwandelt wird; durch langes Kochen wird ein
                              Aequivalent Metall auf ein Aequivalent Eisenoxyd aufgelöst. Dieses Resultat erhält
                              man aber nur bei langem Kochen.
                           Wismuth löst sich leicht in salzsaurem Eisenoxyd, schwer
                              in schwefelsaurem Eisenoxyd auf; jenes wird vollständig in Oxydulsalz verwandelt und
                              gegen ein Aequivalent Eisenoxyd ein ganzes Aequivalent Wismuth aufgelöst; lezteres
                              wird durch Verdünnung vollständig niedergeschlagen.
                           Kobalt ist in salzsaurem Eisenoxyd leicht auflöslich,
                              welches dadurch vollständig in Oxydulsalz verwandelt wird; das erzeugte Kobaltsalz
                              krystallisirt aus dieser Auflösung sehr leicht heraus.
                           Nikel ist ebenfalls in salzsaurem Eisenoxyd auflöslich,
                              wobei es einen Niederschlag von braunem Eisenoxyd gibt; die Auflösung wird grün und
                              enthält salzsaures Eisenoxydul nebst salzsaurem Nikeloxyd; beim Verdünnen derselben
                              wird ein Theil des Nikels als ein feines weißes Pulver niedergeschlagen.
                           Platin brachte in schwefelsaurem und salzsaurem Eisenoxyd
                              keine Veränderung hervor und verlor auch nicht an Gewicht.
                           Gold, welches lange Zeit in salzsaurem Eisenoxyd gekocht
                              wurde, verlor bei zwei Versuchen 0,2 und 0,3 eines Grans. In diesen beiden Fällen
                              erhielt ich schöne karmoisinrothe Krystalle in vollkommenen Octaëdern, welche
                              sich an das Metall und auch an das Gefäß ansezten. Ich untersuchte nicht, ob sie
                              Gold enthielten. Dieses Resultat erhielt ich aber nur zweimal bei sechs Versuchen,
                              welche mit Eisensalz angestellt wurden, das zu verschiedenen Zeiten bereitet war.
                              Wenn sich kein Gold auflöste, erhielt ich niemals Krystalle.
                           Ich brauche kaum zu erwähnen, daß sowohl Zink als Eisen, wenn man sie in Auflösungen
                              von Eisenoxydsalzen legt, zuerst das Oxydsalz zu Oxydulsalz reduciren, was den
                              großen Verbrauch an Eisen zum Niederschlagen des Kupfers aus dem Cementwasser
                              genügend erklärt; bisher nahm man allgemein an, daß die vorhandene freie Säure die
                              große Eisenconsumtion verursacht; es wird durchaus kein Kupfer aus dem Cementwasser
                              niedergeschlagen, so lange noch Eisenoxydsalze in demselben vorhanden sind. Die
                              Gegenwart von Eisenoxydsalzen verhindert auch die Ausscheidung des Kupfers mittelst
                              des galvanischen Stroms.
                           
                        
                           
                           Zusaz, die Eisenprobe von Fuchs
                                 betreffend.
                           Die Behauptung des Verfassers, daß es bei dem Verfahren von Fuchs, den Eisengehalt der Eisenerze zu bestimmen
                              Polytechn. Journal Bd. LXXIII S. 36
                                    und Bd. LXXV S. 311., sehr schwierig ist, gleichförmige Resultate zu erhalten, muß als ganz
                              ungegründet zurükgewiesen werden. Wenn genau so verfahren wird, wie Fuchs vorgeschrieben hat, so stimmen bei mehrmaliger
                              Untersuchung des nämlichen Erzes die Resultate entweder ganz überein oder differiren
                              nur um ein Unbedeutendes, in der Regel weniger, als sie beim gewöhnlichen
                              analytischen Verfahren von einander abweichen.
                           Es ist, sagt der Verfasser, schwer genau den Zeitpunkt zu wissen, wo alles Eisenoxyd
                              zu Oxydul reducirt ist etc. Um den gehörigen Zeitpunkt zu wissen, wird aber nichts
                              weiter erfordert, als ein gesundes Auge und einige Geduld, wie sie auch bei andern
                              Versuchen und bei manchen in weit größerem Maaße nothwendig ist. Will man den ganzen
                              Vorgang vom Anfang bis zum Ende genau beobachten, so stelle man den Kolben, worin
                              das Experiment gemacht werden soll, gegenüber einem Fenster auf, beobachte den
                              Vorgang hinter demselben, loche ohne Unterbrechung so
                              lange fort, bis die anfangs sehr dunkle Flüssigkeit sich aufgehellt und eine blaß
                              gelblichgrüne Farbe angenommen hat und bei noch ein paar Minuten lang fortgeseztem
                              Kochen keine Veränderung der Farbe mehr wahrzunehmen ist; dann ist sicher der
                              Zeitpunkt eingetreten, wonach nichts weiter mehr zu thun ist, als die Flüssigkeit
                              sogleich mit heißem Wasser zu verdünnen und den Kolben ganz damit anzufüllen etc.
                              Dem Wasser kann man Kochsalz mit Vortheil zusezen, weil dadurch die Präcipitation
                              des Kupferchlorürs verhindert wird. Die verdünnte Auflösung muß sich wasserklar
                              zeigen.
                           Sollte aber auch der gehörige Zeitpunkt etwas überschritten worden seyn, so wird die
                              dadurch vielleicht mögliche Unrichtigkeit im Resultat gewiß nur von sehr geringer
                              Bedeutung seyn, wie man sich leicht durch Wiederholung des Versuches überzeugen
                              kann. Daß das Kupfer fortfahren soll sich aufzulösen bis das Chlorür gänzlich in
                              Subchlorür verwandelt worden, ist nicht wahrscheinlich, da man bis jezt von der
                              Existenz eines Subchlorürs des Kupfers nichts weiß; Fuchs würde dasselbe bei seinen
                              vielen hierüber angestellten Versuchen gewiß auch, wenn es existirte oder unter
                              diesen Umständen sich bildete, beobachtet haben.
                           Daß der Verfasser es so schwierig fand, gleichförmige Resultate zu erhalten, beweist daher nur,
                              daß er wenig Geschiklichkeit im Experimentiren besizt, was er auch selbst andeutet
                              und noch besonders dadurch beurkundet, daß er sagt, man könne, wenn bei Anwendung
                              neutraler Eisensalze sich Krystalle von Kupfer-Subchlorür (?) sammeln, welche
                              die weitere Einwirkung abhalten, auf die Art abhelfen, daß man das Kupfer
                              herausnimmt, es abwascht und dann wieder in die Flüssigkeit legt etc. Da, wie Fuchs ausdrüklich bemerkt, während der ganzen Operation
                              dafür zu sorgen ist, daß die Luft nicht einwirken kann, so sieht man wohl leicht
                              ein, daß die vom Verfasser angerathene Manipulation eine sehr verkehrte ist.
                           Der Verfasser bemerkt ferner, daß zur Eisenprobe das schwefelsaure Eisenoxyd dem
                              salzsauren vorzuziehen sey, weil dabei kein basisches Salz entsteht und das Resultat
                              gleichförmig ist. Dabei ist zuvörderst zu erinnern, daß es sich von Untersuchung der
                              Eisenerze handelt, nicht bloß von Bestimmung des Eisengehalts einer schon fertigen
                              Eisenauflösung, welche erst mit den Eisenerzen herzustellen ist, wozu die Salzsäure,
                              welche bekanntlich das beste Auflösungsmittel der Eisenerze ist, der Schwefelsäure
                              weit vorzuziehen ist. Und was die Gleichförmigkeit des Resultats anbelangt, so muß
                              man sehr zweifeln, ob sie eben so leicht oder gar, wie der Verf. meint, noch
                              leichter zu erzielen sey als mit der salzsauren Auflösung; denn wenn die
                              schwefelsaure Eisenoxydauflösung, welche einen Ueberschuß von Schwefelsäure enthält,
                              mit Kupfer bis auf einen gewissen Punkt eingekocht wird, so wird durch die
                              Schwefelsäure auch Kupfer oxydirt und von ihr aufgelöst, und mithin ein weit
                              größerer Eisengehalt angezeigt als wirklich vorhanden ist.
                           Wie genau und zuverlässig die Ergebnisse nach der Fuchs'schen Methode sind, kann nichts mehr beweisen, als daß Fuchs sich hiebei überzeugte, daß Berzelius die stöchiometrische Zahl des Eisens zu gering angenommen haben
                              mußte, weil, wenn dieselbe der Rechnung zum Grunde gelegt wurde, der Eisengehalt um
                              ein nicht Unbedeutendes zu gering ausfiel. Daher hat er immer mit der von Meinecke und andern Chemikern angenommenen Zahl 28 (das
                              Aequivalent des Wasserstoffs = 1 gesezt) gerechnet, wonach das Resultat stets nach
                              Wunsch ausgefallen ist. Und daß er ganz recht daran gethan hat, beweist die neue
                              Bestimmung des Mischungsgewichts des Eisens von Svanberg,
                                 Nolin und Berzelius selbst, wonach es sogar noch
                              etwas größer ist als 28.S. Annalen der Pharmacie und Chemie, Jahrg. 1844, Bd. L, S. 432 und Annalen der Physik und Chemie, Jahrg. 1844, Bd.
                                    LXII, S. 270.
                              
                           Kann, darf man demnach wohl fragen, eine Methode genauer seyn als eine solche, welche
                              einen Fehler im, vom größten Meister bestimmten Mischungsgewicht eines Körpers
                              verrieth und sogar dienen könnte, das Mischungsgewicht desselben, so wie auch
                              mancher anderer Metalle zu bestimmen oder die Richtigkeit desselben zu controliren,
                              vorausgesezt, daß das Mischungsgewicht des Kupfers ganz richtig bestimmt sey?
                           Hinsichtlich des Verhaltens des Silbers zum schwefelsauren Eisenoxyd ist eine ältere
                              Beobachtung von Proust und Buchholz interessant; nach denselben löst sich das Silber beim Sieden in
                              schwefelsaurem Eisenoxyd auf, wobei die Flüssigkeit grün wird, und es scheidet sich
                              beim Abkühlen der Flüssigkeit in einem verschlossenen Gefäß wieder metallisch ab,
                              indem die Flüssigkeit wieder ihre vorige braune Farbe annimmt.
                           E. Dingler.