| Titel: | Verfahren Seife mit Zusaz von Kartoffelstärke oder Kartoffelfaser zu fabriciren, worauf sich Ed. Snell am 21. Nov. 1843 ein Patent ertheilen ließ. | 
| Fundstelle: | Band 93, Jahrgang 1844, Nr. XCIX., S. 387 | 
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                        XCIX.
                        Verfahren Seife mit Zusaz von
                           Kartoffelstaͤrke oder Kartoffelfaser zu fabriciren, worauf sich Ed. Snell am 21. Nov. 1843 ein Patent ertheilen
                           ließ.
                        Aus der Chemical Gazette, Jun. 1844, No.
                              40.
                        Snell's Verfahren Seife mit Zusaz von Kartoffelstärke zu
                           fabriciren.
                        
                     
                        
                           Der Patentträger vermischt die verseiften Fette oder Oehle mit Kartoffelstärke oder
                              Kartoffelfaser, welche er folgendermaßen bereitet. Nachdem die Kartoffeln gewaschen
                              sind, verwandelt man sie in einen Brei und zwar in einem geeigneten Apparat, aus
                              welchem man den Brei auf zwei geneigte Siebe fallen läßt, die in schwache
                              horizontale Bewegung versezt werden. Vom oberen Ende bis zur Mitte des oberen Siebes
                              hinab (zu welchem Drahttuch von dreißig Maschen auf den Zoll verwendet wird) sind
                              Röhren angebracht, welche sich quer durch das Sieb erstreken und mit zahlreichen
                              Löchern versehen sind, durch die das Wasser abläuft; die groben Theile der
                              Kartoffeln werden auf diese Art von dem feineren abgesondert und in einer Kufe
                              gesammelt, während die feineren Theile durch das obere Sieb auf das untere
                              hinabfallen (welches sechzig Maschen auf den Zoll hat), wo noch eine weitere
                              Absonderung stattfindet, indem die groben Theile in die Kufe hinabfallen, die
                              feineren Theile (die Stärke, welche der Patentträger
                              „Dextrin“ nennt) aber auf eine geneigte hölzerne Ebene
                              gelangt, die unter dem unteren Sieb angebracht, jedoch in der entgegengesezten
                              Richtung geneigt ist. Die Stärke wird durch die geneigte Ebene in eine Kufe
                              geleitet, wo sie wiederholt auf Sieben von feinerem Drahttuch gewaschen wird, bis
                              ihr alle Unreinigkeiten entzogen sind; sie schlägt sich dann auf den Boden der Kufe
                              nieder und kann nun zur Verwendung herausgestochen werden. Der grobe Theil der
                              Kartoffeln, nämlich die Faser, wird in groben Sieben
                              gewaschen und bleibt in einer Kufe mit Wasser bedekt, bis man ihn braucht. Die
                              Stärke könnte man auch troknen und so bis zur Verwendung aufbewahren; in diesem
                              Falle sezt man auf jede Tonne (20 Cntr.) verseiften Fetts oder Oehls 3 bis 3 1/2
                              Cntr. Kartoffelstärke zu; diese rührt man vorher mit 1 bis 1 1/2 Cntr. kaltem Wasser
                              an, läßt sie eine Stunde stehen und mischt ihr hierauf noch 6 Cntr. fast
                              siedendheißes Wasser bei; sie wird dann auf unten angegebene Weise der Seife
                              zugesezt.
                           
                           Man bereitet die Seife aus Talg oder Oehl und Alkali in einem Kessel, welcher durch
                              ein Dampfgehäuse erhizt wird, und wendet dabei so viel Alkali an, als der Talg oder
                              das Oehl aufnehmen kann; nachdem die Seife so weit fertig ist, daß man sie in die
                              Formkästen gießen könnte, versezt man sie per Tonne
                              verseifter Substanz mit 4 1/2 bis 5 Cntr. Kartoffelstärke
                              in nassem Zustande und hierauf mit beiläufig 6 Cntr. kochendem Wasser, so daß ein
                              dünner Brei entsteht. Sobald alle salzhaltende Lauge aus dem Kessel gepumpt ist,
                              wird dieser Brei der Seife zugesezt und nach gehörigem Vermischen und Erhizen kann
                              dann die Seife wie gewöhnlich in die Formkästen gegossen werden. Gelbe Seife macht
                              man in einem gewöhnlichen Siedekessel mit Talg oder Oehl und Alkali, mit oder ohne
                              Harz; nachdem die Seife gargesotten ist, erhizt man sie in dem Kessel mit
                              Dampfgehäuse und versezt sie auf angegebene Weise mit Kartoffelstärke. Kommt kein
                              Harz zur Seife, so kann man viel mehr Kartoffelstärke anwenden.
                           Will man bei der Fabrication gewöhnlicher Seife Kartoffelfaser anwenden, so schöpft man von lezterer so viel Wasser weg,
                              daß ein diker Teig zurükbleibt, bringt denselben in den Kessel, welcher durch Dampf
                              erhizt wird, mit einer gleichen Menge Talg oder Oehl und Harz, sezt wie gewöhnlich
                              Lauge zu und kocht dann das Ganze, bis es so weit fertig ist, um in die Formen
                              gegossen werden zu können.
                           Gemeine Seife, welche auf gewöhnliche Weise bereitet wurde und eine große Menge
                              Alkali enthält, kann man umschmelzen und mit Kartoffelstärke versezen, um sowohl
                              ihre Farbe zu verbessern, als ihr schnelles Zergehen in heißem Wasser zu
                              verhindern.