| Titel: | Ueber die Bildung einer antiken grünen Patina auf Bronze-Statuen etc., ohne Ueberstreichen derselben mit Salzlösungen; von Dr. L. Elsner. | 
| Fundstelle: | Band 93, Jahrgang 1844, Nr. CI., S. 390 | 
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                        CI.
                        Ueber die Bildung einer antiken gruͤnen
                           Patina auf Bronze-Statuen etc., ohne Ueberstreichen derselben mit
                           Salzloͤsungen; von Dr. L.
                              Elsner.
                        Elsner, über die Bildung einer antiken grünen Patina auf
                           Bronze-Statuen etc.
                        
                     
                        
                           Um eine der ächten, durch die Einwirkung der feuchten Atmosphäre erzeugten grünen
                              Patina ähnlichen Ueberzug auf Gegenstände von Bronze in kürzerer Zeit
                              hervorzubringen, als dieß auf dem oben angegebenen Wege geschieht, hat man
                              bekanntlich die bronzenen Gegenstände mit Salzlösungen verschiedener Zusammensezung
                              überzogen und auf diese Art eine Nachahmung der antiken Patina hervorzubringen
                              gesucht. Es ist hier nicht der Ort, eine Anzahl von Vorschriften solcher
                              Salzlösungen zu genanntem Zwek aufzuführen, da in jedem Lehrbuch der technischen
                              Chemie oder sonst einem hierauf Bezug habenden Buche sich solche Vorschriften
                              angegeben finden. Unter diesen genügen aber nicht alle den an sie gemachten
                              Ansprüchen; es ist daher dem Künstler gewiß angenehm, eine solche Vorschrift zu
                              kennen, deren praktische Brauchbarkeit durch die Resultate an damit angestellten
                              Versuchen sich schon herausgestellt hat. Eine solche ist z.B. folgende von Hrn. Hoffmann, Hauptmann der Artillerie, in den Versammlungen
                              der polytechnischen Gesellschaft öffentlich mitgetheilte. Der Gegenstand wird zuerst
                              mit einer sehr verdünnten Auflösung von salpetersaurem Kupferoxyd, die eine sehr
                              kleine Menge Kochsalz aufgelöst enthält, mit einem Pinsel betupft (nicht bestrichen)
                              und abgebürstet, hierauf mit einer Auflösung von 1 Kleesalz, 4 1/2 Salmiak und 94
                              1/2 Essig gleichfalls betupft und abgebürstet. Diese Operation wird öfters
                              wiederholt; nach etwa 8 Tagen hat der Gegenstand eine
                              chrom-grün-braune Farbe angenommen, und in den Vertiefungen der
                              Ausarbeitung sizt eine blaugrüne Patina so fest auf, daß
                              sie starkes Bürsten verträgt und den Einflüssen der Witterung widersteht. Hr. Hoffmann zeigte der Gesellschaft auf die Weise bronzirte
                              Gegenstände vor. – Um dieses Ueberziehen mit Salzlösungen ganz zu vermeiden,
                              suchte ich die Bronzegegenstände denselben Bedingungen und Einflüssen zu
                              unterwerfen, denen sie unter dem Einfluß der feuchten Atmosphäre ausgesezt sind. Die grüne Patina
                              (fälschlich sogenannter Grünspan) besteht bekanntlich nach der chemischen Analyse
                              aus einem dem Malachit ähnlichen kohlensauren Kupferoxyd; die Patina hat sich
                              demnach so gebildet, daß zuerst durch den Einfluß des Wasserdampfes in der
                              Atmosphäre die Oberfläche der Bronze sich oxydirte, das gebildete Oxyd sich hierauf
                              mit Kohlensäure aus der Atmosphäre verband und auf diese Weise die oben genannte
                              Verbindung des Kupferoxyds mit Kohlensäure erzeugte. Ich habe versucht, den von der
                              Natur eingeleiteten chemischen Proceß auf künstliche Weise nachzubilden, und es ist
                              mir gelungen, nach denselben Grundsäzen verfahrend, eine grüne Patina auf den
                              Bronzegegenständen ohne Anwendung von Salzlösungen zu erzeugen. Die Art und Weise wie ich dabei
                              verfuhr, war folgende: es wurde kohlensaures Gas in ein großes Glasgefäß, welches
                              mit Kochsalzlösung gefüllt war, entwikelt, es wurde noch etwas Salzlösung in der
                              Flasche gelassen, hierauf wurde der vorher gut gereinigte
                              Gegenstand, so daß er eine völlig reine Metalloberfläche hatte, in eine Mischung aus
                              etwa gleichen Theilen Essig und Wasser eingetaucht und sogleich in den Raum der
                              Flasche eingehangen, welcher mit feuchter Kohlensäure angefüllt war; auf dem Boden
                              der Flasche befand sich eine einige Zoll hohe Schicht gesättigtes Salzwasser.
                              – Die Mündung der Flasche wurde mit einem breiten Spund Verschlossen und die
                              Fugen zwischen demselben und dem Glasrande mit einem diken Kleister von Leinsamen,
                              Mehl und Wasser verklebt, welcher in kurzer Zeit völlig hart wird. – An der
                              innern Seite des Spundes war ein kupferner Haken befestigt, und an denselben wurde
                              mittelst eines Drahtes von Kupfer (Eisen muß vermieden werden wegen des Rostens) der
                              zu patinirende Gegenstand in die Kohlensäure-Atmosphäre eingehangen. So
                              vorgerichtet, wurde die Flasche bei gewöhnlicher Temperatur einige Wochen ungestört bei Seite gestellt. Nach dieser Zeit hatte sich
                              schon besonders in den Vertiefungen eine blaugrüne Patina gebildet, und die
                              Oberfläche des Gegenstandes ein solches Ansehen erhalten, wie es Gegenstände von
                              Bronze zu haben pflegen, welche lange Zeit der feuchten Atmosphäre ausgesezt gewesen
                              sind. Diese Patina widersteht der Luft vollkommen, denn eine, freilich sehr gut
                              gelungene Probe hatte den Einflüssen der Witterung ausgesezt, derselben ohne alle
                              Veränderung widerstanden. Diese Art, eine der antiken Patina ähnliche zu erzeugen,
                              würde sich aber auch für größere Gegenstände ausführen lassen, wenn man die
                              Operation in hölzernen, inwendig gut mit wasserdichtem Kitt überzogenen und mit Blei
                              ausgefütterten Kästen unternehmen würde. – Je langsamer die Patinirung
                              entsteht, um so reiner und natürlicher fällt sie aus; auch muß vermieden werden, zu
                              viel Essig hei Ansäuerung anzuwenden, weil in diesem Falle die Patina zwar weit früher sich
                              bildet, aber durch Abwaschen mit Wasser leicht wieder aufgelöst wird; eben so
                              versuchte ich Essig der am Boden befindlichen Salzlösung zuzusezen, um hiedurch die
                              Patinirung zu beschleunigen, allein auch in diesem Falle beobachtete ich, daß die
                              Patina vom Wasser leicht aufgelöst wird. – Hr. Hauptmann Hoffmann, dem ich diese Mitheilung machte, sagte mir, daß
                              auch er schon vor einigen Jahren ähnliche Versuche gemacht, und ganz dieselben
                              Resultate wie ich erhalten habe. – Enthält die Kohlensäure auch nur eine sehr
                              geringe Menge Schwefelwasserstoffgas (welches man gleichzeitig mit der Kohlensäure
                              entwikeln kann, durch Zusaz von einer sehr kleinen
                              Quantität Schwefeleisen zu der zur Kohlensäure-Entwikelung bestimmten
                              Kreide), so verliert der Gegenstand sehr schnell die metallglänzende Oberfläche des
                              Bronzegusses und nimmt eine eigenthümliche bräunliche Färbung an, und erst weit
                              später beginnt die Bildung der der antiken Patina ähnlichen Verbindung, bestehend in
                              einem basisch kohlensauren Kupferoxydsalze. – Daß übrigens Kupfer und Bronze
                              durch Schwefelwasserstoffgas eine braune, altem Bronze
                              ähnliche Färbung annehmen, ist eine schon längst bekannte Erfahrung, die sich
                              täglich an kupfernen Geräthschaften in jedem chemischen Laboratorium wiederholt.
                              (Berliner Gewerbe-, Industrie- und
                                 Handelsblatt, Band XII S. 78.)