| Titel: | Verfahren bei der Verfertigung des Weißblechs in England. | 
| Fundstelle: | Band 93, Jahrgang 1844, Nr. CXV., S. 439 | 
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                        CXV.
                        Verfahren bei der Verfertigung des Weißblechs in
                           England.
                        Verfahren bei der Verfertigung des Weißblechs in
                           England.
                        
                     
                        
                           Dr. Ure beschreibt die
                              Verfertigung des Weißblechs (verzinnten Eisenblechs) in England, von wo das schönste
                              Weißblech in den Handel kommt, in seinem Dictionary of
                                 Arts (dessen schäzbare deutsche Bearbeitung von Karmarsch und Heeren nun vollständig bei
                              Gottlieb Haase Söhne in Prag erschienen ist)
                              folgendermaßen:
                           Das zu diesem Zwek bestimmte Eisenblech muß von sehr guter, weicher Beschaffenheit
                              seyn. Man nimmt im Allgemeinen nur sehr dünne, eigens zum Zwek der
                              Weißblechfabrication gewalzte Sorten und schneidet sie zu Tafeln von der verlangten
                              Größe. Um sie verzinnen zu können, ist es nothwendig, daß sie von allem Glühspan und
                              sonstigen Unreinigkeiten vollkommen gereinigt werden. Man beizt sie zu dem Ende
                              einige Minuten lang in verdünnter SalzsäureAus 1 Pfd. Salzsäure und 8 Pfd. Wasser bestehend. ab, glüht sie sodann in einem Flammofen kurze Zeit, und klopft sie nach dem
                              Erkalten mit einem hölzernen Hammer auf einem flachen Amboß, um den Glühspan
                              herunter zu bringen. Um sie völlig zu ebnen, läßt man sie hierauf zwischen den
                              Walzen des Blechwalzwerkes durchgehen und bringt sie hierauf 10–12 Stunden
                              lang in die Kleienbeize, nämlich Wasser worin Kleie etwa 10 Tage lang gegohren hat,
                              welches durch die in ihm enthaltene Essigsäure den feinen Ueberzug von Oxyd auf der
                              übrigens schon so ziemlich gereinigten Oberfläche der Tafeln wegnimmt. Zulezt kommen
                              die Tafeln auf eine Stunde in eine Beize von sehr verdünnter Schwefelsäure, worauf
                              sie mit Werg und seinem Sande abgescheuert und bis zum Verzinnen in reinem Wasser
                              aufbewahrt werden.
                           Soll nun das Verzinnen vorgenommen werden, so stellt man vorher die durch Reiben mit
                              Sägespänen getrokneten Blechtafeln, genämlich 340 Stük auf einmal, eine Stunde lang
                              in eine Pfanne mit geschmolzenem Talg. Zum Verzinnen sind fünf länglich vierekige
                              gußeiserne Kessel neben einander angebracht. Nr. 1 ist mit geschmolzenem, stark
                              erhiztem, oft mit etwas Kupfer verseztem Zinn gefüllt, dessen Oberfläche durch eine
                              Talgschicht vor der Oxydation geschüzt ist. Nr. 2, der wash-pot, enthält geschmolzenes Zinn von größter Reinheit. Nr. 3,
                              der grease-pot, geschmolzenen, stark erhizten
                              Talg. Nr. 4, der empty-pot, bleibt ganz leer und ungeheizt. Nr. 5
                              endlich, der list-pot, enthält nur eine zwei bis
                              drei Zoll hohe Schicht stark erhizten Talg.
                           Die Bleche werden, so wie sie aus dem heißen Talg genommen sind, in Nr. 1 gestellt,
                              und 1 1/2 bis 2 Stunden lang darin gelassen, damit sich alle Stellen des
                              Eisenbleches vollständig verzinnen. Man zieht sie nach Verlauf dieser Zeit heraus,
                              läßt sie auf einem eisernen Schragen kurze Zeit abtropfen und taucht sie sodann auf
                              einen Augenblik in Nr. 2, wodurch sich, bloß um das Ansehen des Bleches zu
                              verschönern, ein feiner Ueberzug von ganz reinem Zinn auf der Oberfläche bildet. Es
                              dürfen daher die Tafeln nicht auf längere Zeit in dem wash-pot verweilen, da sonst die untere Lage des unreineren Zinnes
                              ganz abschmelzen würde. In dem Maaße, wie sich bei fortgesezter Arbeit Nr. 1
                              entleert, füllt man ihn mit Zinn aus Nr. 2 und speiset diesen dagegen mit frischem,
                              ganz reinem Zinn. So wie die Bleche aus dem zweiten Zinnbade kommen, werden sie
                              rasch auf beiden Seiten mit Werg abgerieben, nochmals in dasselbe Zinnbad
                              eingetaucht und nun in den geschmolzenen Talg von Nr. 3 so eingestellt, daß sich die
                              einzelnen Tafeln nicht berühren. Das Zinn gewinnt hier Zeit, sich bei Abschluß der
                              Luft auf den Tafeln ganz gleichmäßig auszubreiten, wodurch der dem englischen
                              Weißblech eigenthümliche spiegelartige Glanz erzeugt wird. Die Bleche kommen nun in
                              den leeren Kessel Nr. 4, worin sie zum Ablaufen des Talgs und zum Erkalten an
                              eiserne Schragen gelehnt werden. Das von der Fläche der Tafeln sich herabziehende
                              überflüssige Zinn sammelt sich an ihrem unteren Rande und bildet hier einen Wulst,
                              zu dessen Entfernung die Tafeln endlich in die niedrige Schicht heißen Talges des
                              fünften Kessels eingestellt werden. Ist nämlich das Zinn flüssig geworden, so
                              entfernt man durch Klopfen mit einem hölzernen Stäbchen dasselbe, nimmt die Tafeln
                              heraus und reinigt sie durch Reiben mit Kleie von dem anhängenden Talg. Die Bleche
                              werden endlich sortirt und verpakt.
                           Daß das deutsche Weißblech, mit wenigen Ausnahmen, wenn auch nicht in innerer Güte,
                              so doch im äußeren Ansehen hinter dem englischen zurüksteht, hat zum Theil in der
                              geringeren Sorgfalt der Fabrication, zum Theil in der schlechteren Beschaffenheit
                              des dazu verwendeten Zinns seinen Grund.