| Titel: | Verbesserte Gießpumpe für Schriftgießereien; von L. Tidow, Mechaniker in Hannover. | 
| Fundstelle: | Band 95, Jahrgang 1845, Nr. VIII., S. 12 | 
| Download: | XML | 
                     
                        VIII.
                        Verbesserte Gießpumpe fuͤr
                           Schriftgießereien; von L.
                              Tidow, Mechaniker in Hannover.
                        Aus dem Gewerbeblatt fuͤr das Koͤnigreich
                                 Hannover, 1844, 4tes Heft, S. 135.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              I.
                        Tidow's verbesserte Gießpumpe.
                        
                     
                        
                           Auf der dießjährigen hannoverschen allgemeinen Gewerbe-Ausstellung befand sich
                              eine von Hrn. Tidow in Hannover verbesserte Pumpe, welche
                              mit besonderem Vortheile beim Gusse der Lettern benuzt werden kann.
                           
                           Indem wir über deren Leistungen auf die nachstehend aufgeführten Bemerkungen
                              verweisen, die uns aus der rühmlichst bekannten Schriftgießerei des Hrn. Senators
                              Culemann Hieselbst zugekommen ist, theilen wir
                              vorerst die Beschreibung der Fig. 21 im Auf-
                              und Fig. 22
                              im Grundrisse abgebildeten Pumpe mit.
                           A, A ist ein hohles, halbkugelförmiges Gefäß aus
                              Gußeisen. Von den drei Abtheilungen 1, 2 und 3 im Innern desselben dient die erste
                              zur Aufnahme derjenigen Gießmasse, aus welcher unmittelbar zum Gusse flüssiges
                              Metall entnommen werden soll, während die anderen beiden als Vorrathsbehälter
                              dienen. Innerhalb des Raumes (1) ist der gußeiserne Stiefel B angebracht, der im Innern genau cylindrisch ausgebohrt und überhaupt zur
                              Aufnahme des ebenfalls sorgfältig bearbeiteten und ohne weitere Liederung
                              entsprechend dichten Kolbens C gestaltet ist. Ventile,
                              Klappen oder Schieber sind gar nicht vorhanden, vielmehr tritt die flüssige
                              Gußmasse, wenn nur solche in gehöriger Menge im Gefäße (1) vorhanden ist, nach dem
                              Aufziehen des Kolbens ohne Weiteres durch die seitlich im Stiefel B angebrachten zwei kleinen Oeffnungen X, X und wird beim Niederdrüken des Kolbens bis unter
                              gedachte Oeffnungen in das Rohr D und so weiter durch
                              das besonders aufgesezte Mündungsstük E mit bedeutendem
                              Druk in das vorgehaltene gewöhnliche Gießinstrument (Form) gedrükt.
                           Man wird leicht erkennen, daß für die gute Arbeit mittelst dieser Pumpe die Oeffnung
                              des Mündungsstükes oder Ansazes ganz genau der Große der zu gießenden Lettern
                              angepaßt seyn muß.
                           Alles Weitere unserer Figuren erklärt sich von selbst.
                           
                        
                           Bemerkungen zu Tidow's verbesserter
                                 Gießpumpe.
                           Durch die Culemann'sche Schriftgießerei wurde die im
                              Buchdruker-Journal 1844 Nr. 5 durch Hrn. Reichel
                              in Cassel angekündigte Gießpumpe in der Voraussezung bezogen, daß dieses Instrument
                              die gepriesenen guten Eigenschaften besize. Sehr bald gewann man jedoch die
                              Ueberzeugung, daß sowohl Brauchbarkeit als Construction viel zu wünschen übrig
                              ließen, und binnen wenigen Stunden der Probe war die Gießpumpe durch ihre
                              mangelhafte Arbeit und unvortheilhafte Construction, nicht durch Unwissenheit, total
                              unbrauchbar geworden.
                           Im Besize von Reichel's Princip, welches mehr versprach,
                              mußte auf Verbesserung Bedacht genommen und somit kein Opfer gescheut werden, ein
                              befriedigendes Resultat zu erlangen. Durch mancherlei Versuche ist es endlich
                              gelungen, etwas Vollkommenes zu erreichen, und es leistet diese verbesserte
                              Gießpumpe, bei der allerdings 
                              Reichel's Hauptidee festgehalten ist, das was man nur von
                              einem solch kleinen Instrumente verlangen kann; von Diamant bis grobe Canon kann man
                              mit ihr jeden Buchstaben vermöge eigenthümlicher Mundstüke rein und scharf gießen,
                              keinenfalls ersezt sie jedoch, zumal bei den größeren Schriftsorten, als grobe
                              Canon, das was eine gute Cliche leistet; ob eine in größerem Maaßstabe gebaute Pumpe
                              das erreichen wird, muß erst der Versuch ergeben. – Jedenfalls hat der Gießer
                              durch die jezt gebaute Gießpumpe eine große Erleichterung; schlechte, mangelhaft
                              ausgegossene Buchstaben kommen, wenn das Metall heiß genug und das richtige Mundstük
                              aufgeschroben ist, fast gar nicht mehr vor; jede Form, ob breit oder lang, kann bei
                              einiger Uebung leicht und sicher gegossen werden und ist diese Gußpumpe somit ein
                              sicheres und brauchbares Instrument für jeden Schriftgießer.
                           Was nun Tidow's Ausführung anbelangt, so ist die Gießpumpe
                              sauber und für den Zwek solid gearbeitet, und ist die Culemann'sche Schriftgießerei, auch Hr. Mechanikus Tidow selbst gern bereit, auf Verlangen nähere Auskunft zu ertheilen.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
