| Titel: | Ueber die Gewinnung von Salpeter als Nebenproduct bei der Bereitung harter Seifen, besonders der Talgseife; von J. C. Reibstein. | 
| Fundstelle: | Band 95, Jahrgang 1845, Nr. XV., S. 41 | 
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                        XV.
                        Ueber die Gewinnung von Salpeter als Nebenproduct
                           bei der Bereitung harter Seifen, besonders der Talgseife; von J. C. Reibstein.
                        Aus dem Technologiste, Nov. 1844, S.
                              56.
                        Reibstein, über die Gewinnung von Salpeter als
                           Nebenproduct.
                        
                     
                        
                           Eines der wichtigsten Probleme für die Seifensieder, welche harte Seifen, vorzüglich
                              Talgseifen bereiten, ist die vortheilhafte Anwendung ihrer Unterlauge. Meines
                              Wissens ist dieselbe noch Niemanden recht gelungen; denn wenn man zur
                              Seifenbereitung Holzasche oder Potasche und zum Aussalzen Kochsalz anwendet, ist der
                              Hauptbestandtheil dieser Unterlauge Chlorkalium (salzsaures Kali), wovon weder
                              direct noch durch Zersezung eine nüzliche Anwendung zu machen ist. Am günstigsten
                              sind die Umstände noch, wenn man bei wohlfeilem Brennmaterial diese Lauge abdampfen
                              kann, um den Rükstand an eine benachbarte Alaunfabrik zu verkaufen, die jedoch in
                              der Regel auch nicht viel dafür bietet.
                           Das Aussalzen des Potasche-Seifenleims mittelst schwefelsauren Natrons oder
                              Glaubersalzes zeigte sich nicht vortheilhafter, weil dieses Salz theurer ist als das
                              Kochsalz und die damit erhaltene Unterlauge, welche größtentheils aus schwefelsaurem
                              Kali besteht, ebenfalls keine große Anwendung findet.
                           Es ist daher für Seifenfabrikanten eine Sache von Belang, ein anderes Salz kennen zu
                              lernen, durch welches sie in den Stand gesezt werden, aus ihrer Unterlauge ein in
                              vielen Gewerben und Industriezweigen brauchbares Salz zu gewinnen.
                           Ein solches Surrogat des Kochsalzes ist das salpetersaure Natron, welches gegenwärtig
                              in großer Menge aus Chili zu uns kömmt und unter den Namen Chili- oder
                              Natronsalpeter, Würfelsalpeter etc. bekannt ist. Dasselbe ersezt das Kochsalz
                              vollkommen, nur mit dem Unterschied, daß statt 100 Theilen Kochsalz 146 Theile
                              salpetersaures Natron angewandt werden müssen, um den Potasche-Seifenleim zu
                              zersezen, und daß die erzeugte Unterlauge statt Chlorkalium salpetersaures Kali (gewöhnlichen
                              Salpeter) nebst etwas unzerseztem Natronsalpeter und Aeznatron, außer den in der
                              Asche enthaltenen salzsauren und schwefelsauren Salzen enthält.
                           Man kann durch das unten angegebene Verfahren den in dem Ablaufwasser enthaltenen
                              Salpeter gewinnen; ehe ich aber dasselbe mittheile, halte ich es für angemessen,
                              einige Punkte zu besprechen, welche sowohl bei der Bereitung der Seife, als bei der
                              Gewinnung des Salpeters beachtet werden müssen, wenn die Resultate vortheilhaft
                              ausfallen und Berechnungen angestellt werden sollen.
                           Jeder Praktiker weiß, daß die durch das Aussalzen entstehende Unterlauge immer mehr
                              oder weniger unrein ist; diese Verunreinigung wird hauptsächlich durch zwei Umstände
                              veranlaßt:
                           1) wenn zur Seifenbereitung roher und nur auf gewöhnliche Weise ausgelassener Talg
                              genommen wird; denn der Talg enthält mehr oder weniger thierischen Leim (Gallerte),
                              welcher sich abscheidet und mit dem bei der Verseifung sich bildenden Glycerin
                              (Oehlzuker), so wie mit den in der angewandten Holzasche enthaltenen
                              Extractivstoffen in der Unterlauge zurükbleibt;
                           2) wenn man zur Bereitung der Laugen zu viel Kalk nimmt; der Kalküberschuß bildet
                              nämlich mit der FettsubstanzFettstubstanz eine Kalkseife, welche sich ebenfalls in der Unterlauge absezt.Auf noch einen Umstand habe ich aufmerksam zu wachen, welcher bei dem
                                    gewöhnlichen Verfahren, die Kaliseife auszusalzen, zur Verunreinigung der
                                    Unterlauge beiträgt, oder vielmehr einen beträchtlichen Verlust an Seife
                                    veranlaßt. Das Kochsalz ist nämlich immer mehr oder weniger mit erdigen
                                    Salzen, wie Chlor-Calcium und -Magnesium (salzsaurem Kalk und
                                    salzsaurer Bittererde), schwefelsaurem Kalk etc. verunreinigt; sobald diese
                                    Salze in die Seife geworfen werden, verbinden sich die Erden mit dem Talg zu
                                    erdigen Seifen, welche in der Lauge niederfallen und meistens die Ursache
                                    sind, wenn die Seife anbrennt und ein Antheil derselben verloren geht. Um
                                    sich von der Reinheit des Kochsalzes zu überzeugen, löst man eine kleine
                                    Menge davon in Wasser auf und sezt etwas reine Kalilösung zu; wird die
                                    Flüssigkeit stark davon getrübt, so ist das Salz unrein, enthält erdige
                                    Salze und ist daher zur Seifenbereitung nicht brauchbar.
                              
                           Da nun diese Verunreinigungen Verlust veranlassen und hinderlich sind sowohl bei der
                              Seifen- als bei der Salpetergewinnung, so halte ich es für nüzlich, ehe ich
                              die Darstellung dieses leztern Salzes angebe, einiges über die Bereitung der Laugen
                              und das Ausschmelzen des Talgs zu sagen.
                           I. Bereitung der Laugen. Eine Hauptsache bei der Bereitung
                              harter Talgseife ist, daß der Fabrikant eine gute Aezlauge darzustellen weiß, d.h.
                              eine Lauge, die, wie man zu sagen pflegt, weder zu schwach, noch zu stark im Kalk
                              ist, nämlich weder kohlensaures Kali, noch freien Kalk enthält. Dieß erkennen aber
                              die bloß empirischen
                              Leute vom Fach erst, wenn sie die Lauge mit den Fetten im Kessel schon
                              zusammengebracht haben; allein dann ist es zu spät, einem zu großen oder zu geringen
                              Verhältniß des Kalks abzuhelfen; da aber alle Palliativmittel, die dann noch in den
                              Kessel gebracht werden können, wenig nüzen, so gebe ich hier ein einfaches Mittel
                              an, wodurch der Fabrikant erkennen kann, ob zu viel oder zu wenig Kalk in seiner
                              Lauge ist.
                           Der Kalk, welchen man der Asche oder der Potasche zusezt, damit er sich der mit dem
                              Alkali verbundenen Kohlensäure bemächtige und kohlensauren Kalk bilde, darf nur in
                              gerade hinlänglicher Menge angewandt werden, um das Kali frei, oder wie man zu sagen
                              pflegt, äzend zu machen. Um zu erfahren, ob genug Kalk zugesezt wurde, bediene ich
                              mich des Kalkwassers, womit die Probe noch besser in die Augen fällt, als das
                              mittelst einer Säure erzeugte Aufbrausen. Uebrigens hat man in den Seifensiedereien
                              immer Kalkwasser vorräthig, da die lezte Lauge beinahe reines Kaltwasser ist. Ich
                              gieße also eine Quantität dieses Kalkwassers in ein Kelchglas und seze ihm von der
                              zu probirenden Lauge zu; trübt sich die Flüssigkeit, so enthält sie noch
                              kohlensaures Kali und ist also noch zu schwach an Kalk, während sie, wenn sie hell
                              bleibt, gehörig äzend ist. Um ferner zu untersuchen, ob sie nicht zu viel Kalk hat,
                              d.h. freien Kalk enthält, verfährt man wie folgt: man nimmt ebenfalls ein Kelchglas,
                              füllt es zu 3/4 mit der zu untersuchenden Lauge an und gießt dann kohlensaure
                              Kalilösung hinzu, welche wenn Trübung erfolgt, einen Kalküberschuß anzeigt. Nichts
                              ist leichter, als sich in Seifensiedereien diese Lösung von kohlensaurem Kali zu
                              verschaffen, indem man nur etwas von der zweiten Lauge (Abrichtelauge) ein paar
                              Wochen lang in offenen Gefäßen der Luft auszusezen braucht; die Kohlensäure der Luft
                              verbindet sich mit dem Kali und man erhält ein reines kohlensaures Salz
                              desselben.
                           Um eine an Kalk zu arme Lauge zu verbessern und ganz äzend und brauchbar zu machen,
                              bediene ich mich folgenden Verfahrens: wenn die aus dem Kessel kommende Lauge vom
                              Kalk noch trübe ist, gieße ich sie in einen leeren Kessel und verdünne sie, wenn sie
                              über 10° Baumé hat, mit Wasser bis auf diesen Grad, weil eine
                              concentrirtere Lauge, selbst wenn man ihr Kalk in Ueberschuß zusezt, immer etwas
                              Kohlensäure zurükhält. Hierauf lösche ich etwas gebrannten Kalk ab und seze ihn,
                              sobald er zu Pulver zerfallen ist, der kohlensäurehaltigen Lauge zu, worauf ich eine
                              Stunde lang beständig umrühre. Ich lasse nun absezen, probire neuerdings wie oben
                              und die Flüssigkeit kann, wenn sie bei der Probe hell bleibt, zum Seifenleim
                              verbraucht werden; im entgegengesezten Fall muß ihr nach obigem Verfahren noch Kalk zugesezt werden.
                              Sobald sich der Kalk genugsam abgesezt hat, gießt man die Flüssigkeit klar in die
                              Kessel ab. Wenn hingegen die Lauge zu viel Kalk hat, gieße ich sie ebenso in einen
                              leeren Kessel ab und seze Holz-, oder noch besser Potaschelauge so lange
                              hinzu, bis der Kalküberschuß gefällt ist. Da jedoch eine stark gekalkte Lauge immer
                              schwach ist, so thut man besser, ihr statt einer Lösung von Potasche feste Potasche
                              zuzusezen, welche dieselbe Wirkung hervorbringt, ohne die Flüssigkeit zu
                              verdünnen.
                           II. Ausschmelzen des Talgs. Wie ich schon bemerkt habe,
                              ist die durch das Aussalzen entstehende Unterlauge, wenn man unreinen oder bloß auf
                              gewöhnliche Weise ausgeschmolzenen Talg anwendet, stets unrein, in Folge der im Talg
                              enthaltenen gallertartigen Substanzen und des bei der Verseifung sich bildenden
                              Glycerins. Diese Verunreinigung ist manchmal sehr bedeutend und verursacht große
                              Schwierigkeiten, wenn man den Salpeter durch Abdampfen zum Krystallisiren bringen
                              will. Der Talg muß daher nothwendig von diesen gallertartigen Bestandtheilen so gut
                              als möglich befreit werden, was durch folgendes Verfahren leicht erzwekt wird.
                           Der rohe Talg wird zuerst wie gewöhnlich zerhakt und in kleine Stüke geschnitten; man
                              wirft ihn in diesem Zustand in eine Kufe, worin man ihn mit Wasser begießt, bis die
                              ganze Masse davon durchzogen ist; dann gießt man auf je 100 Kilogr. Talg 1 Kilogr.
                              Salpetersäure hinzu und läßt alles 2–3 Tage ruhen.Will man die Unterlauge nicht zur Bereitung von Salpeter benüzen, so wendet
                                    man Schwefelsäure an, welche wohlfeiler ist und denselben Dienst thut. Nach Verlauf dieser Zeit läßt man das saure Wasser ablaufen, wascht den Talg
                              aus und läßt denselben in einem Kessel schmelzen, eine halbe Stunde lang unter
                              fleißigem Umrühren kochen, und wenn er sich ein wenig geklärt hat, schöpft man ihn
                              heraus und seiht ihn durch ein Tuch, durch welches er in eine Kufe abläuft, worin er
                              erkaltet; man nimmt dann die gallertartigen und sauren Substanzen, welche sich auf
                              dem Boden des Kessels ansammelten, heraus. Sollte der Kessel nicht hinlänglich groß
                              seyn, um allen zu behandelnden Talg aufzunehmen, so gießt man den geschmolzenen Talg
                              ab, oder besser, schöpft ihn heraus, bringt ein zweitesmal frischen Talg in den
                              Kessel, ersezt das verdampfte Wasser durch frisches und wiederholt dasselbe
                              Verfahren.
                           III. Darstellung der Seife. Ist die Lauge und der Talg auf
                              besagte Weise zubereitet, so schreitet man zur Seifenbereitung nach dem gewöhnlichen
                              und allbekannten Verfahren, nur muß darauf gesehen werden, daß beim Kochen dieser Seife der
                              Seifenleim etwas klebrig bleibe, weil sonst ein Ueberschuß von salpetersaurem Natron
                              bei der nachherigen Behandlung der Unterlauge einen Verlust veranlassen würde;
                              ferner ist, wie sich von selbst versteht, darauf zu achten, daß von dieser
                              Unterlauge nichts verloren gehe, daß also eine Abkühlungskufe vorhanden ist, in
                              welche man alle auszuleerende Unterlauge ablaufen läßt.
                           IV. Behandlung des Aussalzwassers. Sobald die Seife
                              fertig, die Ablaufröhre ausgewaschen und gereinigt ist, und man die lezten noch auf
                              der Lauge schwimmenden Portionen Seife hinweggenommen hat, geht man an die Gewinnung
                              des Salpeters. Man kann diese, um frisches Geräth und Brennmaterial zu sparen, in
                              demselben Kessel vornehmen, in welchem die Seife gekocht wird.
                           Ehe man jedoch die Unterlauge in Arbeit nimmt, ist Folgendes zu beobachten. Troz
                              aller Sorgfalt, beim Aussalzen nicht zu viel salpetersaures Natron hinzuzusezen,
                              kann dieser Uebelstand doch nicht immer umgangen werden, indem die Seife wirklich
                              nur dann gehörig ausgesalzen ist, wenn alle Glycerinverbindungen, welche die Seife
                              sehr wasserhaltig und schmierig machen, durch einen Ueberschuß von Salz
                              ausgeschieden wurden, welcher diese Verbindungen auflöst und die Seife abscheidet;
                              da nun dieser Ueberschuß von salpetersaurem Natron verloren ginge, so muß man vor
                              dem Abdampfen der Unterlauge noch 1/20 bis 1/15 vom angewandten Gewicht
                              Chilisalpeter an Potasche zusezen, um jenen vollkommen in salpetersaures Kali
                              umzuwandeln.
                           Es ist bei diesem Potaschezusaz keine besondere Vorsicht nöthig, denn ein Ueberschuß
                              derselben kann nichts schaden, weil die zurükbleibende Mutterlauge zur Bereitung
                              neuer Laugen dient und das darin enthaltene Kali also wieder benuzt wird.
                           Ist alles so vorbereitet, so wird der Kessel, wenn er nicht schon voll ist, bis zum
                              Rande hinauf angefüllt, was mittelst eines Hahns, welcher die Abkühlungskufe mit dem
                              Kessel durch eine Röhre in Verbindung sezt, leicht zu bewerkstelligen ist.
                           Man macht nun Feuer, beginnt bei offenem Kessel abzudampfen und sezt die Abdampfung
                              auf diese Weise fort, indem man von Zeit zu Zeit Unterlauge aus der Abkühlungskufe
                              zusezt; man fährt so fort, bis sich auf der Oberfläche eine Salzkruste bildet,
                              welche aus dem Kochsalz besteht, das die Asche und Potasche verunreinigte. Dieses
                              Salz schöpft man mit der Schaumkelle ab, oder fängt es, wenn es zu Boden sinken
                              sollte, in einer auf den Boden gestellten Schale auf und zieht es heraus.
                           
                           Die Salpeterlauge nimmt nun allmählich eine solche Dichtigkeit an, daß bei ihrem
                              Erkalten der Salpeter sich in gelblichbraunen Krystallen ausscheidet. Diese Lauge
                              wird alsdann herausgenommen und in einen Zuber geschüttet, welchen man an einen
                              kühlen Ort stellt behufs der Krystallisation, die am fünften Tag vollkommen vor sich
                              gegangen ist. Nach Verlauf dieser Zeit wird die Mutterlauge wieder so lange
                              abgedampft, bis eine herausgenommene Probe, an einen kühlen Ort gestellt,
                              Krystallnadeln liefert. Nach dieser zweiten Krystallisation wird die Mutterlauge
                              wiederholt so behandelt und so fortgefahren, bis keine Krystalle mehr gebildet
                              werden.
                           Wenn diese Krystallisationen auch beendigt sind, bleibt noch immer etwas Mutterlauge
                              zurük, welche noch ein wenig Salpeter, Aeznatron und den zugesezten Kaliüberschuß
                              enthält; man bedient sich derselben mit Vortheil zum Angießen der Asche und zur
                              Bereitung neuer Lauge.
                           Der auf diese Weise gewonnene Salpeter ist immer etwas unrein; um ihn zu reinigen,
                              löst man die Krystalle in ihrem gleichen Gewichte kochenden Wassers auf und sezt
                              dieser Lösung, während sie kocht, eine Auflösung von reinem kohlensauren Kali so
                              lange zu, als noch ein Niederschlag entsteht. Man filtrirt die so gereinigte
                              Flüssigkeit und gießt sie in die Krystallisirgefäße ab, worin man sie mittelst eines
                              hölzernen Rührscheits bis zum vollkommenen Erkalten stark umrührt. Die sich dabei
                              abscheidende Krystallmasse wird herausgenommen, auf ein Tuch gebracht, um sie
                              abtropfen zu lassen und getroknet.
                           Der so erhaltene Salpeter ist reiner, als er von den Salpetersiedern gewöhnlich
                              geliefert wird und daher zu allen technischen Zweken brauchbar.
                           Man wird in der Regel so viel Salpeter erhalten, als man salpetersaures Natron
                              verbrauchte und da von lezterm der metrische Centner nur 70–75 Frcs. kostet,
                              während der Preis des gewöhnlichen Salpeters 100–110 Frcs. beträgt, so sieht
                              man, daß die Kosten des Chilisalpeters, des Arbeitslohns und die übrigen Spesen
                              nicht nur gedekt sind, sondern auch noch ein schöner reiner Nuzen übrig bleibt.
                           Desselben Aussalzungsverfahrens kann man sich auch bei der Bereitung der
                              Kokusnußöhl- und Palmöhlseife bedienen. Da jedoch diese leztere Seife, wenn
                              sie die erforderliche Consistenz erhalten soll, mit Aeznatronlauge behandelt werden
                              muß, so ist dabei folgendes Verfahren einzuschlagen. Der Palmseifenleim, wie der
                              Talgseifenleim in seinem zwei- bis dreifachen Gewicht Wasser aufgelöst, wird
                              mit salpetersaurem Natron
                              ausgesalzen; hierauf schüttet man Aeznatronlauge in geeigneter Menge in den
                              Siedekessel, indem man mit dem Zusezen von Natronlauge so lange fortfährt, bis die
                              Seife den gehörigen Grad von Consistenz angenommen hat. Sollte die Seife noch
                              weiterer Aussalzung bedürfen, so könnte man sich hiezu gewöhnlichen Kochsalzes
                              bedienen, in welchem Fall aber natürlich die Salzlösung nicht in diejenige des
                              salpetersauren Natrons geschüttet werden dürfte, welche davon verunreinigt würde.
                              Vielleicht wäre es besser, sich zu dieser Aussalzung nur salpetersauren Natrons zu
                              bedienen, wie schon gesagt wurde, und die zulezt zugesezte Kochsalzlösung durch
                              Aezkalilauge zu zersezen, wobei man zur Zersezung so viel Kali nehmen kann, als man
                              salpetersaures Natron zum Aussalzen anwandte.
                           Die zurükbleibende Mutterlauge besteht größtentheils aus Aeznatron. Man verbraucht
                              sie zum Angießen der Asche und der Alkalien bei einer neuen Operation.
                           Es wurde vor einiger Zeit angerathen, das salpetersaure Natron zur Seifenbereitung
                              auf folgende Weise zu benuzen: man löst dieses Salz in Wasser auf (oder besser noch
                              in einer schwachen Kalilauge) und sezt dann die zur Zersezung des salpetersauren
                              Salzes erforderliche Menge Kalilauge hinzu; hierauf dampft man die Lösung bis zur
                              gehörigen Concentration ab und läßt krystallisiren. Wenn der Salpeter sich
                              abgeschieden hat, nimmt man die zurükbleibende Natronlösung und bedient sich
                              derselben wie gewöhnlich zur Seifenbereitung. Es ist leicht einzusehen, daß dieses
                              Verfahren für gewöhnliche Seifensieder nicht anwendbar ist, weil es eine vollkommene
                              Geübtheit im chemischen Probiren der Materialien und die Berechnung bestimmter
                              Proportionen der Mischungen erheischt; derselbe muß sich vielmehr wie bisher damit
                              begnügen können, seinem Seifenleim Salz zuzusezen, bis die Seife gehörig ausgesalzt
                              ist und jenes griesige Ansehen angenommen hat, welche das bekannte Kennzeichen ihrer
                              vollendeten Kochung ist.