| Titel: | Beschreibung eines neuen Systems die Senkgruben auszuräumen; von Huguin und Comp. | 
| Fundstelle: | Band 95, Jahrgang 1845, Nr. XXI., S. 69 | 
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                        XXI.
                        Beschreibung eines neuen Systems die Senkgruben
                           auszuraͤumen; von Huguin und Comp.
                        Aus dem Bulletin de la Société
                                 d'Encouragement, Sept. 1844 S. 389.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              I.
                        Huguin's neues System die Senkgruben auszuräumen.
                        
                     
                        
                           Das System der HHrn. Huguin und Comp. (boulevard Saint-Martin No. 14 in Paris) besteht
                              aus einem Trennungs-Apparate, mittelst dessen die festen Substanzen in einem
                              Metallgefäße zurükgehalten werden, der flüssige Urin aber in einem vollkommen
                              geschlossenen Behälter aufgefangen wird, aus welchem man ihn mittelst einer Pumpe herausschafft; auf
                              dieser Pumpe ist eine Röhre angebracht, welche die Flüssigkeit in einen Kasten von
                              Eisenblech leitet, der auf einem Wagen befestigt ist, welcher zum Transport
                              derselben dient.
                           Fig. 9 stellt
                              den Trennungs-Apparat in verticalem Durchschnitte und ohne die Abfallröhre
                              dar. Er besteht aus zwei Cylindern A, B, deren
                              Durchmesser ungefähr um 3 Centimeter verschieben ist und welche in einander gestellt
                              sind. Der innere Cylinder A, dessen Boden und Wände mit
                              Löchern versehen sind, hält die festen Theile zurük. Die Flüssigkeit kann durch die
                              Löcher zwischen die beiden Cylinder gelangen und sammelt sich auf dem Boden des
                              äußern Gefäßes B, von wo aus sie durch eine Röhre aus
                              galvanisirtem Eisenblech C, welche auf dieselbe Art, wie
                              die Schläuche an Feuersprizen am Boden bei D befestigt
                              ist, in das eigentliche Reservoir geleitet wird.
                           Man hebt den Apparat bei den Handgriffen E, E, Fig. 10,
                              heraus, bedekt ihn mit einem Dekel F, welcher ihn
                              hermetisch schließt, und der durch einen eisernen Steg G
                              befestigt wird, welcher mittelst eines Hakens an seiner Stelle erhalten wird.
                           Das Reservoir, welches die Flüssigkeit aufnimmt, ist nach Umständen entweder von
                              Eichenholz und mit Blei ausgefüttert, oder von Quadern gemacht. Man entleert es
                              mittelst einer tragbaren Saughebepumpe mit Stopfbüchse, wovon Fig. 11 der Durchschnitt
                              ist. Diese Pumpe steht auf einem Dreifuß a, a, welcher
                              mittelst Keilen auf einem dreiekigen eisernen Rahmend befestigt ist, den man
                              geradezu auf den Boden stellt, wenn die Pumpe gebraucht werden soll; an dem obern
                              Theile des Pumpenstiefels c ist eine Röhre d angebracht, durch welche die Flüssigkeit in die Höhe
                              geleitet wird und an dem untern Theile desselben befindet sich ein Ansazrohr e, das an diejenige Röhre angeschraubt wird, welche sich
                              beständig in der Senkgrube oder dem Reservoir befindet. Der Pumpenkolben f ist mit einem Lederstulpen versehen und das Ende
                              seiner Stange ist an einem Hebel befestigt, welchen zwei Männer in Bewegung sezen.
                              An der Röhre d ist ein kleiner Hahn i angebracht, der dazu dient die Flüssigkeit abzulassen,
                              welche nach der Arbeit sich allenfalls noch in den Röhren und dem Pumpenstiefel
                              befinden könnte. Diese kleine Menge Flüssigkeit läßt man in einen Eimer
                              ablaufen.
                           Fig. 12 ist
                              der verticale Durchschnitt einer Senkgrube, worin sich zwei
                              Trennungs-Apparate befinden, welche auf der Steinplatte H stehen, die das Reservoir I bedekt. Dieses Reservoir, von 2400 Litern Rauminhalt, ist aus Quadern
                              gemauert, welche mit einem Mörtel aus hydraulischem Kalk und Flußsand rauh verworfen
                              und inwendig mit einer Lage römischen Cements bekleidet sind. Man brachte in der
                              Steinplatte H eine Oeffnung oder ein Mannsloch J an, welches durch einen Dekel K aus
                              galvanisirtem Eisenblech verschlossen ist. Dieser Dekel ist in Fig. 13 deutlicher zu
                              sehen; er ist mit einer Schlußstange und einem Vorlegeschloß versehen.
                           L, L sind die Abfallröhren. M beweglicher Muff aus galvanisirtem Eisenblech, welcher die Abfallröhre
                              mit dem Trennungs-Apparate verbindet. j Stift,
                              welcher in den Ausschnitt des Muffs eintritt, um ihn in der Höhe zu erhalten,
                              während man den Apparat wegnimmt. N bleierne Saugröhre,
                              welche immer an ihrer Stelle bleibt und in den Hof hinaus reicht; sie dient das
                              Reservoir mittelst der Pumpe Fig. 11 zu entleeren; man
                              schließt sie mit einem mit einer Schraube versehenen Zapfen und bedekt sie mit der
                              Falle O.
                           Fig. 14 ist
                              ein Längendurchschnitt nach der Linie AB, Fig. 15, des
                              zum Transporte der Flüssigkeit bestimmten Wagens.
                           Fig. 15
                              Grundriß dieses Wagens.
                           Fig. 16
                              Querdurchschnitt nach der Linie cd, Fig. 14.
                           Auf diesem Wagen befindet sich ein Reservoir A aus
                              galvanisirtem Eisenblech; es hat einen Rauminhalt von 2 Kubikmetern oder 2000
                              Litern. Mitten auf diesem Reservoir ist ein Mannsloch B,
                              welches hermetisch mittelst eines Dekels mit Stellschrauben C und einem Vorlegeschloß verschlossen ist. Unten an dem Reservoir ist
                              eine Röhre D angebracht, durch welche man dasselbe
                              vollständig entleeren kann, wenn man die Klappe k
                              mittelst der abgegliederten Stange I, die oben über das
                              Reservoir heraus reicht, öffnet. Die untere Oeffnung der Röhre D ist mit einem Metallzapfen verschlossen, der mit einem
                              Vorhängeschloß versehen ist.
                           Eine zweite Röhre E, welche auf dem Dekel des Reservoirs
                              befestigt ist, dient dazu dasselbe mit der Pumpe Fig. 11 in Verbindung zu
                              bringen. Diese Pumpe wird durch denselben Wagen transportirt, und man hat deßhalb
                              hinter dem Reservoir einen Raum F gelassen, der dazu
                              bestimmt ist, die Pumpe sammt Gestell, Hebel und Schläuchen aufzunehmen.
                           Eine Oeffnung G ist vorn an dem Reservoir angebracht, um
                              nach Bedürfnis der Luft Aus- oder Zutritt zu lassen, wenn man dasselbe füllt
                              oder leert. Diese Oeffnung ist durch eine Flügelschraube, wie sie bei Feuersprizen
                              angewendet werden, genau verschlossen.
                           Gebrauch des Apparats. Aus dem Vorhergehenden erhellt,
                              daß der innere Cylinder A nur die Flüssigkeit ausfließen
                              läßt, während die festen Stoffe darin angesammelt werden. Sobald derselbe gefüllt
                              ist, wird der ganze Apparat weggenommen und auf folgende Weise wieder in Stand
                              gesezt.
                           
                           Nachdem man die Röhre C abgeschraubt hat, ersezt man sie
                              durch einen Dekel P, Fig. 9, damit während des
                              Transports nichts entweichen kann; man hebt hierauf den beweglichen Muff M auf, welcher dann durch den Stift j gehalten wird, der in den Ausschnitt desselben
                              eingreift; endlich verschließt man mittelst des Dekels F, der vorher innen mit Lehm bestrichen wurde und der Stange mit dem Haken G die Oeffnung des vollen Apparates, welcher dann durch
                              zwei Männer weggehoben und sogleich durch einen andern ersezt wird.
                           Bei dieser Operation, die sehr schnell geschehen ist, verbreitet sich kein übler
                              Geruch.
                           Vor dem Auspumpen der Flüssigkeit, was geschieht, ehe das Reservoir ganz voll ist, um
                              das Ueberfließen zu vermeiden, gießt man durch die Oeffnung J die desinficirende AuflösungPolytechn. Journal Bd. XCIII S.
                                       467. ein, und nachdem man einige Zeit lang das Ganze mit einem Stabe umgerührt
                              hat, pumpt man es durch die Saugröhre N aus, die man zu
                              diesem Zwek mit der Röhre e an der Pumpe verbunden hat.
                              Man kann auf diese Weise in einer Viertelstunde 2000 Liter Flüssigkeit auspumpen,
                              was ungefähr der Inhalt eines großen Fasses ist, wie sie gewöhnlich zu diesem Zwek
                              benuzt werden. Die Pumpe gießt die Flüssigkeit in den Wagen, wenn man vorher die
                              Steigröhre d mit der krummen Röhre E verbunden hat.
                           Die festen Stoffe werden mittelst einer Mischung, welche sie in wenigen Tagen
                              austroknet und ihnen zugleich den Geruch benimmt, in Staubmist verwandelt. Dieser
                              Staubmist besizt alle Eigenschaften des ursprünglichen Düngers, ohne daß die
                              Nachbarschaft durch ihn belästigt würde.
                           Die beschriebenen Apparate kann man entweder in einem Keller oder in einer alten
                              Schwindgrube oder in einem Locale zu ebener Erde anbringen; sie nehmen wenig Plaz
                              ein und können so abgeändert werden, daß sie in allen Localitäten aufgestellt werden
                              können.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
