| Titel: | Ueber die Wirkung der Knochenkohle bei der Rübenzuker-Fabrication, nebst Beschreibung eines Apparats zur Bestimmung des Kalkgehalts im Beinschwarz; von Hrn. Franz Schatten. | 
| Fundstelle: | Band 95, Jahrgang 1845, Nr. XXXIII., S. 104 | 
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                        XXXIII.
                        Ueber die Wirkung der Knochenkohle bei der
                           Ruͤbenzuker-Fabrication, nebst Beschreibung eines Apparats zur Bestimmung
                           des Kalkgehalts im Beinschwarz; von Hrn. Franz Schatten.
                        Aus den Verhandlungen des Vereins fuͤr
                                 Befoͤrderung des Gewerbfleißes in Preußen, 1844, 5te Lieferung,
                              S. 186.
                        Schatten, über die Wirkung der Knochenkohle bei der
                           Rübenzukerfabrication.
                        
                     
                        
                           Seit mehreren Jahren bin ich bemüht, die Ursachen derjenigen Erscheinungen
                              aufzufinden, welche beim Betriebe der Rübenzuker-Fabrication, oft zum
                              Nachtheile der Fabrikbesizer, störend auftreten, insofern dieselben vom
                              chemisch-technischen Standpunkte aus zu betrachten sind. Ich kam sehr bald zu
                              der Ueberzeugung, daß nächst den auf ungeeignetem Boden gewachsenen, oder bei der
                              Cultur nicht richtig behandelten Rüben, die vorzüglichsten Ursachen eines großen
                              Theils dieser abnormen Erscheinungen, welche im Allgemeinen als schlechte Arbeit bezeichnet werden, in der zur Filtration
                              der Säfte verwendeten Knochenkohle zu suchen sind, indem diese theils in zu geringer
                              Menge, im Verhältniß zu dem zu filtrirenden Safte, theils in einer durch oftmaligen
                              Gebrauch und falsche Behandlung bei deren Wiederbelebung verschlechterten Qualität
                              verwendet wird, in welchem leztern Falle selbst bei Anwendung verhältnißmäßig großer
                              Mengen von
                              Beinschwarz eine unregelmäßige Arbeit und ein schlechtes Product unausbleiblich
                              sind.
                           Dieser Gegenstand, die Wirkung der Knochenkohle bei der
                              Rübenzuker-Fabrication, ist es, welchen ich in Nachfolgendem näher zu
                              beleuchten beabsichtige; und zwar beschränke ich mich auf die Wirkung der gekörnten Knochenkohle, auf den mit
                                 Kalk geläuterten Rübensaft und auf die Art der Behandlung derselben nach
                              ihrem Gebrauche, um sie zu fernern Arbeiten vollkommen geschikt zu machen.
                           Zuvörderst drängt sich die Frage auf: welche Stoffe nimmt das Beinschwarz aus dem
                              Safte auf? Der Kalk und der Farbstoff sind es vorzugsweise, welche beide während der Filtration von
                              dem Beinschwarz aus dem Safte abgesondert werden.
                           Der Kalk ist in zweierlei Gestalt in dem Safte vorhanden:
                           1) als Aezkalk und wahrscheinlich mit Zuker zu Kalkzuker verbunden,
                           2) als Kalksalz, d.h. an eine vegetabilische Säure oder eine andere Pflanzensubstanz
                              gebunden, welche in dieser Verbindung als Säure auftritt und eine stärkere
                              Verwandtschaft zum Kalke hat, als die Kohlensäure. Beide, sowohl der Aezkalk als
                              auch das Kalksalz, werden von guter Knochenkohle, wenn sie in genügender Menge
                              angewendet wird, vollständig absorbirt.
                           Das Vorhandenseyn eines Kalksalzes in dem geschiedenen Safte beweist folgender
                              Versuch:
                           Eine Quantität frischen, mit Kalk bis zum vollkommenen Klarwerden geschiedenen Saftes
                              wurde so lange mit Kohlensäure behandelt, bis eine saure Reaction eintrat, mithin
                              der Kalk sowohl als auch das freie Kali vollständig gesättigt waren, wobei sich
                              zuweilen der gefällte kohlensaure Kalk in der überschüssigen Kohlensäure wieder
                              auflöste, öfters auch, bei geringer Anwesenheit des Aezkalks, gar nicht gefällt
                              wurde. Durch nachheriges Aufkochen und Verjagen der überschüssigen Kohlensäure wurde
                              sämmtlicher Kalk, welcher als Aezkalk im Safte vorhanden gewesen war, als
                              kohlensaurer Kalk niedergeschlagen und hing zum Theil an den Wänden des Kochgefäßes.
                              Nach dem Abfiltriren des klaren Saftes und Abwaschen des Niederschlags mit Wasser
                              wurde der an dem Gefäße hängende Kalk durch Essigsäure gelöst, mit Oxalsäure
                              gefällt, abgewaschen und getroknet. Durch das Glühen des Filters nebst seinem
                              Inhalte wurde nach voll ständigem Einäschern desselben das Product einer Atmosphäre
                              von kohlensaurem Ammoniak ausgesezt, gewogen und das Gewicht der Filterasche, welche
                              durch vorherige Probe bekannt war, vom Gesammtgewicht abgezogen.
                           Aus dem nach dem Aufkochen abfiltrirten Safte wurde mit Oxalsäure der noch als
                              Kalksalz vorhandene Kalk ausgeschieden, welcher mit derselben Vorsicht, wie
                              vorher angegeben, in kohlensauren Kalk verwandelt wurde.
                           Die relativen Mengen des Aezkalkes und des Kalksalzes fanden sich in verschiedenen
                              Säften nicht immer in denselben Mengenverhältnissen gegen einander; der erstere
                              wechselte, je nachdem mehr oder weniger Kalk im Ueberschüsse bei der Läuterung zum
                              Safte gegeben, oder der Saft mehr oder weniger heiß von dem Scheideschlamm abgezogen
                              wurde. Lezteres, das Kalisalz, wechselte nach Beschaffenheit des Bodens in welchem
                              die Rüben gewachsen waren, und nach dem während der Aufbewahrung mehr oder weniger
                              veränderten Zustande der Rüben.
                           Zum Beweise des Gesagten stelle ich die Resultate von Untersuchungen verschiedener
                              Säfte hieher, wobei zu bemerken, daß der Kalkgehalt sowohl hier, als auch bei den
                              fernerhin angeführten Untersuchungen stets als kohlensaurer Kalk angegeben ist.
                           
                              
                                 
                                   100 Theile Saft geben an
                                    kohlensaurem
                                    Kalk                                
                                    vom
                                          Summedes in 100 Theilen
                                    Saft    gefundenen Kalkes.
                                 
                              
                                 
                                        Aezkalke.
                                        Kalksalze.
                                 
                                 
                              
                                   1
                                               
                                    –
                                               –
                                               0,360
                                 
                              
                                   2
                                               
                                    –
                                               –
                                               0,362
                                 
                              
                                   3
                                               
                                    –
                                               –
                                               0,282
                                 
                              
                                   4
                                             0,398
                                           
                                    0,148
                                               0,546
                                 
                              
                                   5
                                             0,176
                                           
                                    0,126
                                               6,302
                                 
                              
                                   6
                                             0,232
                                           
                                    0,088
                                               0,320
                                 
                              
                                   7
                                             0,150
                                           
                                    0,152
                                               0,302
                                 
                              
                                   8
                                             0,172
                                           
                                    0,090
                                               0,262
                                 
                              
                                   9
                                             0,152
                                           
                                    0,152
                                               0,304
                                 
                              
                                 10
                                             0,194
                                           
                                    0,150
                                               0,344
                                 
                              
                           Wird der geschiedene Rübensaft, nachdem er klar von dem Scheideschlamm abgezogen
                              worden ist, anhaltend gekocht (vorgedampft), so scheidet sich während des Kochens
                              ein Theil des Kalkes als kohlensaurer Kalk aus (durch die Einwirkung des Aezkali's
                              oder des Aezkalkes auf die im Safte vorhandenen stikstoffhaltigen organischen
                              Substanzen, wobei leztere in Ammoniak, Kohlensäure und Wasser zerlegt werden).
                              Außerdem fällt aber auch während des Verdampfens, vorzugsweise aus Säften von
                              alterirten Rüben, eine Kalkverbindung mit einem organischen Stoffe nieder, welche
                              mit dem oben erwähnten Kalksalze wahrscheinlich völlig identisch ist, und deren
                              nähere Charakterisirung ich einer besondern Arbeit vorbehalte. Die Ausscheidung dieser Kalkverbindung und
                              des kohlensauren Kalkes mit der begleitenden Ammoniakentwikelung wird jedoch sehr
                              geschwächt, oft sogar ganz verhindert, wenn der Saft unmittelbar nach der Scheidung
                              durch Beinschwarz filtrirt worden ist; dieses entzieht dem Safte den zersezenden
                              Aezkalk nebst dem Kalksalze.
                           Das erwähnte Kalksalz wird aber durch Aezkalk in der Siedehize nicht zersezt, wohl
                              aber von der Knochenkohle absorbirt, wie nachstehende Versuchsresultate zeigen, wo
                              gleiche Quantitäten Saft mit verschiedenen Mengen Beinschwarz 1/2 Stunde bei
                              73° R. behandelt wurden. Die Knochenkohle hielt 5 Proc. Kalk.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 95, S. 107
                              Menge der angewandten Knochenkohle
                                 auf 100 Saft; 100 Saft geben vor der Einwirkung der Knochenkohle an kohlensaurem
                                 Kalk; War aus dem Safte durch die Knochenkohle absorbirt; vom Aezkalke;
                                 Kalksalze; Summa
                              
                           Aus vorstehenden Resultaten geht hervor, daß die Knochenkohle sowohl den Aezkalk, als
                              auch den Kalk des Kalksalzes absorbirt, jedoch vorzugsweise den Aezkalk; auch sehen
                              wir, daß durch hinreichende Mengen von Beinschwarz der Saft fast vollkommen kalkfrei
                              wird.
                           Jezt ist noch zu untersuchen, ob auch die als Säure in dem erwähnten Kalksalze
                              auftretende organische Substanz von der Knochenkohle absorbirt werde. Zu diesem
                              Behufe wurden 100 Theile Saft, dessen Kalkgehalt bekannt war, mit 20 Theilen
                              Beinschwarz 1/2 Stunde lang bei einer Wärme von ungefähr 70° R. behandelt;
                              aus einem Theile des abfiltrirten Saftes wurde der Kalk zuerst mit Kohlensäure, der
                              Rest sodann mit Oralsäure gefällt, um genau den Gehalt dieses Saftes an Kalk in
                              beiderlei Gestalt festzustellen. Ein anderer Theil des abfiltrirten Saftes wurde mit
                              einer solchen Menge Kalkzuker gekocht, welche hinreichend war, um den von der Kohle
                              absorbirten Kalk fast doppelt zu ersezen. Aus der erkalteten Flüssigkeit wurde der
                              Kalk zuerst mit Kohlensäure, hierauf mit Oxalsäure ausgeschieden; das Ergebniß war
                              folgendes:
                           
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 95, S. 108
                              100 Thle. geschiedener Saft gaben
                                 an kohlensaurem Kalk vom Aezkalke; Kalksalze; 100 desselben mit Beinschwarz
                                 behandelten Saftes gaben an kohlensaurem Kalke; Vor der Behandlung mit Kalkzuker
                                 vom; Nach der Behandlung mit Kalkzuker vom
                              
                           Wäre die Säure oder deren Substitut von der Knochenkohle nicht absorbirt worden, so
                              würde sie sich bei der Behandlung mit Kalkzuker nothwendig wiederum mit Kalk
                              gesättigt und dieselbe Menge kohlensaurer Kalk, nämlich 0,152, aus dem
                              wiedererzeugten Kalksalze ausgeschieden worden seyn; die Zahlen der zweiten und
                              lezten Columne zeigen aber, daß auch die als Säure auftretende Substanz fast
                              vollständig durch das Beinschwarz vom Safte getrennt worden war.
                           Um die Ueberzeugung zu gewinnen, ob diejenige Substanz, welche in dem in Rede
                              stehenden Kalksalze die Rolle der Säure übernimmt, eine wirkliche Säure oder eine
                              andere Pflanzensubstanz sey, wurde geschiedener Saft auf die schon angegebene Weise
                              durch Kohlensäure vollständig vom Aezkalke befreit, von dem gebildeten kohlensauren
                              Kalke durch Filtration getrennt und dem Filtrate vorsichtig eine Lösung von
                              Oxalsäure zugesezt, wobei Anfangs keine Spur einer sauren Reaction gegen
                              empfindliches Lakmuspapier eintrat; beim Eintritt derselben wurde der Saft vom
                              oralsauren Kalke abfiltrirt und mit einem Ueberschusse von Oralsäure versezt, wobei
                              sich keine Trübung zeigte. Wäre der Kalk der Kalkverbindung an eine Säure gebunden
                              gewesen, so würde diese, durch die Oxalsäure in Freiheit gesezt, eine saure Reaction
                              der Flüssigkeit veranlaßt haben; da sich hier aber das Gegentheil zeigte, so ist zu
                              schließen, daß es eine gegen Pflanzenfarben indifferente Pflanzensubstanz seyn
                              müsse, welche sich mit dem Kalke zu einem Salze verbindet.
                           Untersuchen wir jezt, welchen Einfluß die Wärme, die Zeit der Einwirkung, das Mengenverhältniß des Beinschwarzes zum Safte, die größere oder geringere
                              Reinheit der Knochenkohle und derartige Abweichungen
                              bei dieser Operation ausüben.
                           In Nachfolgendem wurde eine Reihe von Untersuchungen in Bezug der Absorption des
                              Beinschwarzes gegen den Aezkalk, statt mit Rübensaft, mit Kalkwasser angestellt, um
                              nicht durch die im Safte befindlichen organischen Stoffe behindert zu werden; das
                              Kalkwasser wurde aber jedesmal vor und nach der Einwirkung des Beinschwarzes auf
                              seinen Kalkgehalt untersucht, weil schon geringe Temperaturunterschiede denselben verändern. Die
                              Differenz gab den durch das Beinschwarz absorbirten Kalk.
                           Die Wärme beschleunigt die Absorption des Kalkes bedeutend, denn:
                           
                              
                                 100 Beinschwarz absorbiren in 3/4 Stunden
                                    aus 500    Kalkwasser bei 15°
                                    R.100 desselben Beinschwarz absorbiren in 3/4
                                    Stunden    aus 500 desselben Kalkwassers
                                    bei 60° R.
                                 0,9101,200
                                 
                                    
                                    
                                    
                                     alskohlens.  
                                    Kalk.
                                 
                              
                           Die Differenz in diesen Zahlen würde größer gewesen seyn, wenn
                              verhältnißmäßig mehr Kalkwasser zur Kohle angewendet worden wäre, denn aus dem bei
                              60° R. behandelten Kalkwasser wurde aller Kalk
                              absorbirt.
                           Ein eben so wesentlicher Unterschied findet statt, je nachdem die Kohle längere oder
                              kürzere Zeit mit dem Kalkwasser in Berührung gestanden hatte.
                           
                              
                                 100 Beinschwarz absorbirten aus 500
                                    Kalkwasser    in 1/2 Stunde bei 15°
                                    R.100 desselben Beinschwarz absorb. aus 500
                                    desselben    Kalkwassers in 24 Stunden bei
                                    15° R.
                                 0,5251,085
                                 
                                    
                                    
                                    
                                     alskohlens.  Kalk.
                                 
                              
                           Die verhältnißmäßige Menge des Kalkwassers und Rübensaftes, welche dem Beinschwarze
                              dargeboten wird, gibt ebenfalls, wie vorauszusehen, einen Unterschied in der Menge
                              des absorbirten Kalkes:
                           
                              
                                 100 Beinschwarz zu 500 Kalkwasser
                                    absorbirten in    24 Stunden100
                                    desselben Beinschwarz zu 1000 desselben
                                    Kalk-    wassers absorbirten in 24
                                    Stunden
                                 = 1,079= 1,760
                                 
                                    
                                    
                                    
                                     alskohlens.  Kalk.
                                 
                              
                           Dieselbe Erscheinung tritt ein, wenn bei denselben Mengenverhältnissen der Kalkgehalt
                              der angewandten Flüssigkeiten verschieden ist.
                           
                              
                                 100 Beinschwarz zu 600 Saft von 0,282 Proc.
                                    Kalk-    gehalt absorbiren in 42
                                    Stunden100 desselb. Beinschwarz zu 600 Saft von 0,546
                                    Proc.    Kalkgehalt absorbiren in 28
                                    Stunden
                                 = 0,670= 1,560
                                 
                                    
                                    
                                    
                                     alskohlens.  Kalk
                                 
                              
                           Vor Allem ist aber bei dem fabrikmäßigen Betriebe darauf zu halten, das Beinschwarz
                              durch den wiederholten Gebrauch nicht zu sehr mit Kalk zu überladen, da dieser seine
                              fernere Wirkung nicht allein beschränkt, sondern sie endlich ganz vernichten
                              würde.
                           Bei nachstehender Versuchsreihe, welche das eben Gesagte bestätigt, wurde ein und dieselbe Knochenkohle
                              wiederholt mit Kalkwasser behandelt, nach jedesmaligem Gebrauche abgewaschen und bei
                              der angegebenen Temperatur getroknet. Durch die Differenz des Kalkgehaltes im Kalkwasser vor
                              und nach der Einwirkung der Knochenkohle wurde die Absorption derselben an Kalk
                              berechnet.
                           
                              
                                 
                                  100 Knochenkohlewirkten jedesmal
                                    auf 1000 Kalkwasser    15 bis
                                    18° R.
                                 Absorption von 100  Knochenkohle
                                    an   (kohlensaurem)           Kalk.
                                    Nach der
                                    Wirkung    wurde die
                                    Kohle        
                                    getroknet            
                                    bei:
                                 
                              
                                   1
                                        24
                                    Stunden
                                           1,760
                                             70°
                                    R.
                                 
                              
                                   2
                                       
                                    24      –
                                           1,330
                                             80°
                                    –
                                 
                              
                                   3
                                       
                                    24      –
                                           1,730
                                             80°
                                    –
                                 
                              
                                   4
                                       
                                    28      –
                                           1,450
                                             80°
                                    –
                                 
                              
                                   5
                                       
                                    24      –
                                           1,352
                                             80°
                                    –
                                 
                              
                                   6
                                          5
                                    Tage
                                           1,351
                                        100
                                    bis 120°
                                 
                              
                                   7
                                        43
                                    Stunden
                                           1,330
                                             deßgl.
                                 
                              
                                   8
                                       
                                    42      –
                                           1,050
                                             deßgl.
                                 
                              
                                   9
                                       
                                    28      –
                                           0,950
                                        120
                                    bis 140°
                                 
                              
                                 10
                                       
                                    46      –
                                           1,050
                                             deßgl.
                                 
                              
                                 11
                                       
                                    48      –
                                           0,880
                                             deßgl.
                                 
                              
                                 12
                                       
                                    42      –
                                           0,820
                                             deßgl.
                                 
                              
                                 13
                                       
                                    45      –
                                           0,710
                                 fast zum Glühen erhizt
                                 
                              
                                 14
                                       
                                    22      –
                                           0,640
                                             deßgl.
                                 
                              
                                 15
                                       
                                    49      –
                                           0,585
                                             deßgl.
                                 
                              
                                 16
                                       
                                    48      –
                                           0,510
                                             deßgl.
                                 
                              
                           Die Versuche wurden nicht weiter fortgesezt, weil schon aus diesen Resultaten zu
                              schließen ist, daß endlich alle Kalkabsorption aufhören muß.
                           Obgleich diese hier angewendeten 100 Knochenkohle anfangs 4 Proc. kohlensauren Kalk
                              und 2 1/2 Proc. Wasser enthielten, so hatte ihr Gewicht sich dennoch bis auf 110,8
                              vermehrt, wobei noch zu berüksichtigen ist, daß beim jedesmaligen Abwaschen etwas
                              Kohle verloren gegangen war. Bei der Untersuchung dieser Kohle resultirten:
                           
                              
                                     93,05
                                 Knochenkohle,
                                 
                              
                                     17,68
                                 kohlensaurer Kalk,
                                 
                              
                                       0,07
                                 Verlust (Wasser).
                                 
                              
                                 –––––––––
                                 
                              
                                   110,80.
                                 
                                 
                              
                           Es hatte mithin dieses Beinschwarz 8,46 Proc. Aezkalk oder
                              15,07 Proc. kohlensauren Kalk aus dem Kalkwasser aufgenommen.
                           Eine gleiche Reihe von Versuchen wurde mit geschiedenem Rübensafte angestellt, wobei
                              100 Knochenkohle wiederholt, jedesmal mit 600 Saft in Berührung gebracht wurden.
                           
                           
                              
                                 
                                 Kalkgehaltdes Saftesin Procent.
                                    Zeit derEinwirkung.
                                        Temperatur,
                                    bei          welcher
                                    das        
                                    Beinschwarz        getroknet
                                    war.
                                     
                                    100 Beinschw.absorbirten.
                                      Entfärbung.
                                 
                              
                                   1
                                     0,360
                                 18 Stunden
                                               80°
                                    R.
                                     1,630
                                 fast wasserhell
                                 
                              
                                   2
                                     0,362
                                 20      –
                                               80°
                                    –
                                     1,095
                                 weniger, jedoch stark
                                 
                              
                                   3
                                     0,362
                                 24      –
                                               80°
                                    –
                                     0,079
                                 weniger als vorher
                                 
                              
                                   4
                                     0,365
                                 24      –
                                               80°
                                    –
                                     0,023
                                 kaum merklich
                                 
                              
                                   5
                                     0,361
                                   5 Tage
                                               80°
                                    –
                                     0,071
                                 wie vorher
                                 
                              
                                   6
                                     0,364
                                 24 Stunden
                                       ungefähr 130°
                                    R.
                                     0,455
                                 ziemlich stark
                                 
                              
                                   7
                                     0,282
                                 42      –
                                       150
                                    bis   160° R.
                                     0,670
                                 stark
                                 
                              
                                   8
                                     0,546
                                 28      –
                                 200° R. (Bleischmelzhize)
                                     1,560
                                 stärker als vorher
                                 
                              
                                   9
                                     0,304
                                 47      –
                                               80°
                                    R.
                                     0,613
                                 ohne alle Entfärbung
                                 
                              
                                 10
                                     0,304
                                 47      –
                                               geglüht
                                     0,550
                                 wasserhell
                                 
                              
                                 11
                                     0,320
                                 72      –
                                 ugf. 300° R. (dunk. Rothgl.)
                                     0,510
                                 fast so stark als vorher
                                 
                              
                           Bei genauer Betrachtung dieser Zusammenstellung lassen sich mehrere Folgerungen
                              ziehen:
                           a) Daß beim bloßen Austroknen der gut abgewaschenen
                              Knochenkohle bei 80° R. sowohl das Kalkabsorptions-Vermögen, als auch
                              die entfärbende Kraft schnell abnehmen. Nr. 1 bis 5.
                           b) Daß beim Erhizen des gebrauchten Beinschwarzes bis zu
                              dem Grade, daß die absorbirten vegetabilischen Substanzen eine anfangende Verkohlung
                              erleiden, wohl das Entfärbungsvermögen gesteigert wird, nicht aber in gleichem Grade
                              das Kalkabsorptions-Vermögen. Nr. 6 bis 8.
                           c) Daß bei starkem Kalkgehalte des Saftes das
                              Beinschwarz unter gleichen Bedingungen mehr Kalk aufnimmt. Nr. 7 und 8.
                           d) Daß durch vollständiges Ausglühen der Knochenkohle
                              wohl das Absorptionsvermögen gegen den Farbstoff, nicht aber das gegen den Kalk
                              gesteigert wird. Nr. 9 und 10.
                           Wird das Beinschwarz nach dem Gebrauche gar nicht getroknet, sondern nur ausgekocht
                              und ausgewaschen, so vermindert sich die Wirksamkeit desselben gegen den Kalk sehr
                              bedeutend. Es wurden 100 Kohle mit 1000 Kalkwasser behandelt, sie absorbirten in 24
                              Stunden bei 15° R. = 1,766 Kalk (als kohlens. berechnet). Dieselbe Kohle
                              ausgekocht und gewaschen, aber ohne getroknet gewesen zu seyn, wiederum mit 1000
                              Kalkwasser unter gleichen Verhältnissen behandelt, entzog ihm nur noch 0,630
                              Kalk.
                           Wie bedeutend das Kalkabsorptions-Vermögen durch den größern oder geringern
                              Kalkgehalt des Beinschwarzes modificirt wird, zeigen folgende Versuche, wo gleiche
                              Mengen Beinschwarz mit gleichen Mengen Kalkwasser, von gleichem Kalkgehalte,
                              angestellt wurden.
                           
                              
                                 1) 100 Knochenkohle von 9 Proc.
                                    Kalkgehalt    absorbiren in 24 Stunden aus
                                    1000    Kalkwasser2) 100 deßgl. von 5
                                    Proc. Kalkgehalt    absorbiren in 24
                                    Stunden aus 1000    Kalkwasser3) 100
                                    deßgl. von 0 Proc. Kalkgehalt    absorbiren
                                    in 24 Stunden aus 1000    Kalkwasser
                                   0,862  1,767  2,200
                                 
                                    
                                    
                                    
                                    
                                    
                                    
                                     
                                    als  kohlens.    Kalk.
                                 
                              
                           Dieselben Resultate zeigten sich bei Einwirkung verschiedener Kohle auf geschiedenen
                              Saft von gleichem Kalkgehalte.
                           
                              
                                 1) 100 Knochenkohle von 11
                                    Proc.    Kalkgehalt absorbiren in 40 St.
                                    aus    1000 Saft bei 15° R.2)
                                    100 deßgl. von 0 Proc.
                                    Kalkgehalt    absorbiren in 40 St. aus 1000
                                    Saft    bei 15° R.3) 100 deßgl.
                                    von 0 Proc. Kalkgehalt    absorbiren in 1/2
                                    St. aus 1000 Saft    bei 73°
                                    R.
                                 = 0,543= 2,240=
                                    2,380
                                 
                                    
                                    
                                    
                                    
                                    
                                     
                                    als  kohlens.    Kalk
                                    gerechnet.
                                 
                              
                           Die Entfärbung des Saftes von Nr. 1 und 2 war ziemlich vollständig, bei Nr. 3 war sie
                              etwas schwächer, obgleich die Kalkabsorption größer war als in Nr. 2; diese
                              Erscheinung ist theils in der kürzern Zeit der Einwirkung, theils in der höhern
                              Temperatur zu suchen, da bekanntlich heiße Flüssigkeiten vom Beinschwarze weniger
                              stark entfärbt werden als kalte.
                           Die absorbirende Kraft der verschiedenen Kohlenarten gegen Gase ist ziemlich
                              vollständig durch viele (vorzüglich französische) Chemiker untersucht worden. Diese
                              Untersuchungen zeigen unter andern, daß die Kohle Sauerstoffgas absorbirt, und
                              lezteres in verdichtetem Zustande in der Kohle sich mit einem Theile derselben zu
                              Kohlensäure verbindet; daß sie ferner Kohlensäure und vorzüglich Ammoniakgas in
                              großer Menge verdichtet. Geschieht dieses, während die Kohle der atmosphärischen
                              Luft exponirt wird, so ist zu schließen, daß sie kohlensaures Ammoniak enthalten
                              müsse und daß ihre Reaction gegen aufgelösten Kalk diesem kohlensauren Ammoniak und
                              der freien Kohlensäure zuzurechnen sey. Um mich zu vergewissern, welchen Einfluß die
                              aus der Atmosphäre aufgenommenen Gase auf das Kalkabsorptions-Vermögen der
                              gekörnten Knochenkohle ausüben, wurde eine Quantität derselben in einem eisernen
                              Rohre stark geglüht, welches wie ein Verbrennungsrohr aufgestellt wurde, wie
                              dasselbe bei organischen Analysen gebraucht wird, mit dem Unterschiede, daß das eine
                              Ende mit einem mit Wasserstoffgas gefüllten Exhaustor in Verbindung gesezt war,
                              während das andere Ende mittelst eines herabgehenden Glasrohres durch Wasser
                              abgesperrt wurde, und vor und während des Glühens Wasserstoffgas langsam hindurch
                              strich.
                           
                           Auf diese Weise wurden vier gleiche Quantitäten Beinschwarz ausgeglüht, wovon die
                              erste in ein Gefäß gebracht wurde, welches zum Theil mit geläutertem Rübensaft und
                              übrigens mit Wasserstoffgas gefüllt war, mit der nöthigen Vorsicht, daß die Kohle
                              auf keine Weise mit der atmosphärischen Luft in Berührung kam.
                           Die zweite Portion wurde sogleich nach dem Glühen mit Wasser vollständig befeuchtet
                              und in diesem Zustande in eine gleiche Menge desselben Saftes gebracht. Die dritte
                              Quantität blieb 3 Stunden, die vierte 47 Stunden der freien Atmosphäre ausgesezt,
                              worauf beide in gleiche Quantitäten desselben oben verwendeten Saftes gebracht und
                              stündlich stark bewegt wurden. Die Resultate waren folgende:
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 95, S. 113
                              10 Knochenkohle unter
                                 Wasserstoffgas geglüht; stand an der Luft; wurde mit Saft von 0,546 Procent
                                 Kalkgehalt behandelt; 100 Knochenkohle absorbirt an Kalk (kohlensaur.);
                                 Entfärbung; Menge; Zeit; nicht; Stunden; wasserhell; sogleich befeuchtet
                              
                           Der Unterschied in der Menge des von 100 Kohle absorbirten Kalkes ist zwar gering,
                              jedoch zeigt sich eine größere Absorption bei der längere Zeit an der Luft gelegenen
                              Kohle. Um aber völlige Gewißheit zu erlangen, daß dieser Unterschied den absorbirten
                              Gasen zuzurechnen sey, wurde stark ausgeglühte Knochenkohle in einem gläsernen
                              Verbrennungsrohre geglüht, welches völlig wie das vorher beschriebene eiserne Rohr
                              vorgerichtet und mit verdünnter Salzsäure gesperrt worden war. Aus lezterer konnte
                              durch Platinchlorid mit Beachtung der nöthigen Vorsichtsmaaßregeln eine kaum wägbare
                              Menge Platinsalmiak ausgeschieden werden, wogegen aus einer gleichen Quantität
                              (10,000 Grammen) derselben Kohle, welche nach dem Ausglühen 7 Tage der Atmosphäre
                              exponirt gewesen war, auf gleichem Wege 0,073 Gramme vollkommen trokener
                              Platinsalmiak gewonnen wurden.
                           In Vorhergehendem haben wir gesehen, daß der bei weitem kleinste Theil des von der
                              Kohle absorbirten Kalkes auf Rechnung der Kohlensäure oder des kohlensauren
                              Ammoniaks gebracht werden kann; es muß mithin der Kalk von der Knochenkohle als Aezkalk figirt werden. In
                              der That bestätigte sich diese Voraussezung vollkommen, als Knochenkohle, welche mit
                              Essig ausgekocht, gut gewaschen, getroknet und geglüht worden war, mit geschiedenem
                              Rübensafte behandelt wurde. Es zeigte sich bei dieser Kohle, obgleich sie über 2 1/2
                              Proc. Aezkalk (= 4 1/2 Proc. kohlensauren Kalk) aufgenommen hatte, beim Uebergießen
                              mit verdünnter Salzsäure nicht die geringste Spur des Entweichens von
                              Kohlensäure.
                           Ueber das Absorptionsvermögen der Kohle gegen den Farbstoff sind schon viele
                              Beobachtungen bekannt, namentlich ist eine Tabelle von Bussy in viele Hand- und Lehrbücher der Chemie übergegangen. In
                              dieser Tabelle ist die vollständige Entfärbung einer gewissen Menge Flüssigkeit
                              durch ein bestimmtes Quantum der verschiedenen Kohlenarten als Norm angenommen. Wer
                              sich selbst mit diesem Gegenstande beschäftigt hat, weiß sehr wohl, wie schwierig es
                              ist, das richtige Quantum der Flüssigkeit gegen die Kohle zu treffen und sich bei
                              der Beobachtung der Nuance nicht zu täuschen; auch haben genannte Beobachtungen bei
                              vorliegendem Gegenstande deßhalb einen geringen Werth, weil auf die gekörnte
                              Knochenkohle gar keine Rüksicht genommen worden ist.
                           Es ist aber bei dem Betriebe einer Rübenzuker-Fabrik selten der Fall, daß die
                              ganze Menge des filtrirten Saftes durch das Beinschwarz vollständig entfärbt würde,
                              es kann hier also nur der Unterschied der Nuance zwischen dem nicht filtrirten und
                              dem filtrirten Safte in Betracht gezogen werden. Die bisher gebräuchlichen
                              Bestimmungen der Farbennuancen durch Worte (als braun, hellbraun, gelb, schöngelb
                              u.s.w.) auszudrüken, ist sehr relativ und gibt auch nicht einmal annähernd einen
                              Anhaltepunkt. Um auch hier eine feste Basis zu gewinnen, habe ich einen Farbemesser
                              auf die Art construirt, daß ich verschieden gefärbte Flüssigkeiten in vollkommen
                              gleich weite Glasröhren eingeschmolzen und diese in einem Stativ so befestigt habe,
                              daß der zu untersuchende Saft in ein Probeglas von völlig gleicher Weite als
                              genannte Röhren gethan und die Nummer derjenigen Nuance, mit welcher er gleich ist,
                              bemerkt wird. Den Farbstoff zu diesem Farbemesser bereite ich aus dem überall im
                              Handel gleichbleibenden Lakrizensaft (Extract der Süßholzwurzel), welcher in
                              Weingeist von 30 Proc. Tralles gelöst, und die klare Lösung zur Trokne abgedampft
                              wird. Von diesem Extracte, welches sich vollständig löst, wird eine Lösung in
                              Weingeist von 30 Proc. Tralles (um das Gefrieren zu Verhindern) gemacht, welche 1
                              Proc. Extract enthält und als dunkelste Nuance gilt, und aus dieser durch Verdünnung
                              mit 30grädigem
                              Weingeist, sodann eine Reihe bis zu 0,05 Proc. Extractgehalt herab.
                           Mit Hülfe dieses Instrumentes gelingt es, die Menge des absorbirten Farbstoffs dem
                              Gewichte nach zu bestimmen, vorausgesezt daß die färbenden Stoffe des Rübensaftes
                              mit dem des Lakrizens vom Beinschwarze gleich stark absorbirt werden sollten.
                              Jedenfalls wird aber der Werth sehr annähernd gefunden werden.
                           Die bis jezt über das Entfärbungsvermögen des Beinschwarzes im Verfolge dieser Arbeit
                              angestellten Versuche gaben durch die Unsicherheit bei deren Bezeichnung die
                              Veranlassung zur Ausführung dieses Instrumentes; ich habe deßhalb auch nur einen
                              Theil der Resultate hier mitgetheilt, werde jedoch später diese Versuche mit dem
                              Farbemesser wiederholen und behalte mir die fernere Mittheilung vor.
                           Noch einige Worte über die mit basisch essigsaurem Blei aus dem geschiedenen
                              Rübensafte fällbaren, meist stikstoffhaltigen Pflanzensubstanzen und deren Verhalten
                              zum gekörnten Beinschwarz.
                           Daß stikstoffhaltige vegetabilische Substanzen durch äzende Alkalien bei der
                              Siedehize behandelt sich zersezen und Ammoniak gebildet wird, ist bekannt; daß diese
                              Substanzen aber auf den krystallinischen Zuker sehr schnell zersezend einwirken,
                              indem sie ihn in amorphen Rohrzuker (Schleimzuker, Syrup) und Traubenzuker
                              umwandeln, daß ferner die Zersezung dieses Stoffs mittelst Alkalien mit vielem
                              Vortheile für die Rübenzuker-Fabrication anwendbar sey, hat Dr.
                              Zier in seiner Mittheilung an die Erwerber seiner Methode
                              im Jahre 1836 zuerst ausgesprochen. Später, im Jahre 1841, wurde durch den
                              Rübenzuker-Fabrikanten Kopisch in Schweidnitz
                              nachgewiesen, daß der im klaren geschiedenen Safte enthaltene Aezkalk meist
                              vollkommen hinreichend sey, die stikstoffhaltigen Körper beim Sieden zu zerstören,
                              zu welchem Zwek er vorschreibt, die klaren Säfte bis zu 3/4 bis 2/3 ihres Volumens
                              bei starkem Sieden abzudampfen (Vordampfen) und während dem mit Aezkalk zu versezen,
                              wenn bei noch anwesendem Stikstoff die Ammoniakentwikelung aufhört, nach erreichtem
                              Zwek aber den überschüssigen Kalk mit dem von mir angegebenen Apparate mittelst
                              Kohlensäure zu entfernen. Diese Arbeitsmethode, die Säfte vor der Filtration zu
                              kochen (vorzudampfen), verbreitete sich sehr bald in Schlesien und in der Provinz
                              Sachsen zum großen Vortheile der Fabrikanten. In neuester Zeit hat Hochstädter (polytechn. Journal Bd. LXXXIX S. 130 u. 210) eine sehr gute
                              Arbeit über die chemische Natur der Zukerrübe geliefert, deren Studium allen
                              Zukerfabrikanten dringend zu empfehlen ist; er hat die hier in Rede stehende
                              stikstoffhaltige Substanz in ihren zersezenden Wirkungen genauer untersucht.
                           
                           Ich fand den aus ungesäuertem geschiedenem Rübensafte mit Bleiessig gefällten
                              Niederschlag nicht immer von gleicher Zusammensezung; der noch feuchte Niederschlag
                              löste sich in concentrirter Essigsäure mehr oder weniger vollständig auf, hinterließ
                              aber stets eine flokige Masse, welche nach dem Austroknen beim Erhizen ohne
                              aufzublähen verbrannte und Blei oder Bleioxyd hinterließ. Wurde der Niederschlag
                              getroknet, so war er, selbst bei anhaltendem Kochen, in concentrirter Essigsäure
                              viel weniger löslich. Die klare Lösung mit Schwefelwasserstoffgas behandelt und das
                              Schwefelblei abgesondert, hinterließ beim Austroknen eine braune extractartige
                              Masse, welche Feuchtigkeit aus der Luft anzog und ohne
                              thierisch-empyreumatischen Geruch verbrannte. Von dem bleihaltigen
                              Niederschlage wurden 0,930 Gram. mit Aeznatronkalk nach Varrentrapp's Methode im Verbrennungsapparate behandelt und lieferten
                              0,082 Gramme Platinsalmiak; ein anderesmal erhielt ich aus 1,000 Gram. sogar nur
                              0,024 Gram. Platinsalmiak, woraus zu schließen ist, daß die Niederschläge mit
                              Bleiessig sehr geringe und sehr veränderliche Mengen der eigentlichen
                              stikstoffhaltigen Substanz enthalten, dagegen aber viel Gummi, Schleim,
                              Extractivstoff, Farbstoff und dergl. Pflanzenstoffe, welche durch Bleiessig gefällt
                              werden. Durch diese und andere nicht hieher gehörige, im Interesse einer andern
                              Arbeit angestellte Präliminarversuche belehrt, glaube ich annehmen zu dürfen, daß
                              der Stikstoffgehalt dieses Niederschlags, mithin auch des Rübensaftes, von dem
                              Pflanzeneiweiß herrührt, welches bei der Läuterung des Saftes sich in großer Menge
                              abscheidet, und von welchem ein kleiner Theil durch die Alkalität des Saftes
                              aufgelöst erhalten wird. Derselbe Niederschlag von gutem, wenig alkalischem Safte,
                              welcher bis zu 1,200 spec. Gewicht und höher eingedampft war (Clairce), zeigte
                              keinen Stikstoffgehalt.
                           Das Beinschwarz äußert eine geringe absorbirende Kraft gegen diese Pflanzenkörper. Es
                              wurde geschiedener Rübensaft mit Bleiessig auf die Menge des in Rede stehenden
                              Niederschlags untersucht, und von demselben Safte ein Theil mit 1/5 seines Gewichts
                              Beinschwarz behandelt und der vollständig entfärbte Saft auf gleiche Weise
                              untersucht. Die Resultate sind folgende:
                           
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 95, S. 117
                              Vor der Behandlung mit Beinschwarz
                                 gaben 100 Theile Saft an; Nach der Behandlung mit Beinschwarz gaben 100 Theile
                                 Saft an; Beschaffenheit des Bodens, auf welchem die Rüben gewachsen;
                                 (kohlensaurem) Kalk; Niederschlag mit Bleiessig; Kalk; im dritten Dünger; frisch
                                 gedüngt
                              
                           Der Boden, auf welchem die Rüben gewachsen sind, hat einen unverkennbaren Einfluß auf
                              die Bildung dieser Substanzen, wie ein Vergleich in vorstehender Zusammenstellung
                              zeigt. Noch mehr aber stellte sich dieses bei der Untersuchung eines Saftes heraus,
                              welcher aus Rüben gewonnen wurde, welche auf feuchtem (sogenannten salpetrigen)
                              Boden gewachsen waren. Dieser Saft hatte den mäßigen Kalkgehalt von 0,304, wogegen
                              der Niederschlag mit Bleiessig 1,426 von 100 Saft betrug.
                           Durch die weitere Verarbeitung der Rübensäfte zu Clairce wird ebenfalls nur wenig von
                              genannten Substanzen ausgeschieden, und es ist wahrscheinlich, daß nur die wirklich
                              stikstoffhaltige Substanz während des Kochens durch die Alkalien des Saftes zerstört
                              wird, denn derjenige in Vorstehendem erwähnte Saft, welcher sogleich nach der
                              Scheidung 1,426 Proc. Niederschlag gab, wurde wieder untersucht, nachdem er bis
                              8° B. vorgedampft war, durch 20 Procent Beinschwarz filtrirt, sodann weiter
                              bis 22° B. eingedampft und abermals durch 20 Proc. Beinschwarz filtrirt
                              worden war. Diese Clairce war sehr hell und wurde mit destillirtem Wasser bis zum
                              spec. Gew. des frischen geschiedenen Saftes 1,061 verdünnt. 100 Theile dieser
                              verdünnten Clairce gaben aber noch 1,212 Niederschlag, es war mithin während des
                              Eindampfens und doppelten Filtrirens von 1,426 Niederschlag nur 0,214 zerstört oder
                              durch Knochenkohle absorbirt worden, und möchte dieses Minus dem absorbirten
                              Farbstoff zum größten Theil zuzurechnen seyn.
                           Directe Versuche mit einer Auflösung von arabischem Gummi zeigten, daß das
                              Beinschwarz nicht die geringste absorbirende Wirkung gegen dasselbe äußert.
                           Das Anbrennen der Claircen beim Kochen derselben über offenem Feuer (in der
                              Kipppfanne) scheint dem Kalkgehalte der Clairce, nicht den durch Bleiessig fällbaren
                              Stoffen zugeschrieben werden zu müssen. Bei einer Reihe von Untersuchungen verschiedener Claircen
                              von 1,200 bis 1,225 specifischem Gewicht zeigte sich, daß das Maximum des als
                              Kalksalz in denselben vorhandenen Kalkes diejenige Menge nicht übersteigen darf,
                              welche 0,135 Proc. kohlensauren Kalk gibt, wenn nicht ein Anbrennen statt haben
                              soll; bei 0,125 Proc. ist jedoch, wenn gegen Ende des Kochens das Feuer gemäßigt
                              wird, bequem zur Probe heranzutreiben. Der geringste Kalkgehalt, welchen ich bei den
                              bis jezt untersuchten Claircen gefunden habe, betrug 0,061 Procent, und diese sowohl
                              als auch Claircen bis 0,110 Proc. kochen recht schön.
                           Ein großer Gehalt der Claircen an mit Bleiessig auszuscheidenden Körpern äußert
                              dagegen auf ihr Verhalten beim Kochen gar keinen Einfluß. Dieselbe oben erwähnte
                              Clairce, welche bei 1,220 spec. Gewicht 3,636 Proc. Niederschlag gab, dabei aber nur
                              einen Kalkgehalt von 0,108 zeigte, kochte sehr gut.
                           Mit Kohlensäure war aus allen untersuchten Claircen auch im verdünnten Zustande keine
                              Spur von Kalk auszufällen – ein Beweis, daß aller in dem frischen Safte als
                              Aezkalk gelöster Kalk durch die verschiedenen Operationen ausgeschieden worden
                              war.
                           Betrachten wir jezt in Kürze die in Vorigem zusammengestellten Beobachtungen in Bezug
                              auf den technischen Betrieb der Rübenzuker-Fabrication im Allgemeinen, und
                              sehen, wie die Knochenkohle am vortheilhaftesten anzuwenden und am zwekmäßigsten
                              wiederzubeleben ist.
                           Schon beim Ankaufe des Beinschwarz ist Vorsicht zu empfehlen. Es ist in neuerer Zeit
                              nicht selten vorgekommen, daß aus den Rübenzuker-Fabriken die lange Zeit
                              gebrauchte und durch falsche Behandlung verdorbene Knochenkohle angekauft, mit
                              thierischem brenzlichem Oehl (Stinköhl) befeuchtet und geglüht wurde, und diese
                              Kohle theils für sich, theils vermischt mit guter frischer Knochenkohle in den
                              Handel kam.
                           Es ist nicht zu läugnen, daß die auf solche Weise behandelte Kohle, bis auf das
                              größere specifische Gewicht und den viel bedeutenderen Zusammenhang der Theile, von
                              guter frischer Knochenkohle im Aeußern nicht zu unterscheiden ist. Selbst das
                              Entfärbungsvermögen solchen Beinschwarzes ist oft dem aus frischen Knochen
                              gebrannten völlig gleich. Dennoch aber wird es bei seinem Gebrauche zur
                              Rübenzuker-Fabrication sehr schlechte Dienste leisten, weil es wegen seines
                              zu großen Gehaltes an kohlensaurem Kalke gerade den wichtigsten Theil seiner
                              Wirksamkeit, den der Kalkabsorption, ganz oder theilweise entbehrt, wie vorn
                              nachgewiesen worden ist.
                           Die zu Anfang der Abhandlung zusammengestellten Erfahrungen beweisen, daß in den mit
                              Kalk geschiedenen Rübensäften außer dem Aezkalke noch ein Kalksalz zugegen ist, welches
                              schwieriger von der Knochenkohle absorbirt wird als der Aezkalk, und dessen
                              Anwesenheit in der Clairce ein schlechtes Kochen, ja selbst ein Anbrennen derselben
                              zur Folge hat. Um diesen Unannehmlichkeiten zu begegnen, filtrire man die Säfte so
                              heiß als es die Umstände erlauben, durch das Beinschwarz; dabei übereile man die
                              Filtration nicht, sondern regulire sie so, daß jede Quantität des Saftes mindestens
                              eine halbe Stunde mit der Knochenkohle in Berührung bleibt.
                           Die Menge der anzuwendenden Knochenkohle richtet sich nach dem größern oder geringern
                              Kalkgehalte derselben und dem des Saftes. Bei Benuzung solchen Beinschwarzes,
                              welches durch unrichtige Behandlung beim Wiederbeleben seinen Kalkgehalt bis zu 11
                              Proc. vermehrte, wird man mindestens das vierfache
                              Quantum verwenden müssen, um denselben Effect zu erzielen, welchen man mit einem Theile kalkfreier Kohle erreicht haben würde.
                              Jedenfalls muß das Verhältniß des Beinschwarzes zum Safte so groß seyn, daß eine
                              genügende Entfärbung des leztern erreicht wird.
                           Da das Beinschwarz auf die mit Bleiessig fällbaren, oft stikstoffhaltigen Substanzen
                              keine oder nur geringe Einwirkung äußert, so ist wohl darauf zu achten, daß der
                              geschiedene und abgeklärte Saft so lange in seinem äzkalkhaltigen Zustande gekocht
                              werde, bis alle Ammoniakbildung aufhört (Hochstädter a.
                              a. O.), welches leztere unter Umständen nur durch Zuthun von Aezkalk in den zu
                              verarbeitenden Saft vollständig zu erreichen ist; erst nach dieser Operation ist zum
                              Filtriren zu schreiten.
                           Neuerlich ist von dem Hrn. Medicinalrath Michaelis in
                              Magdeburg ein Schuzmittel gegen die nachtheiligen Wirkungen der zersezenden
                              Substanzen auf den rohen ungeschiedenen Rübensaft angewendet und ihm patentirt
                              worden, welches seiner Einfachheit und auffallenden Wirksamkeit wegen die
                              allgemeinste Anwendung verdient.
                           Die Wiederbelebung der durch den Gebrauch unwirksam gewordenen Knochenkohle ist der
                              Gegenstand mannichfacher Untersuchungen gewesen, und es sind schon von vielen Seiten
                              Vorschriften gegeben worden, diese Operation, welche für die Zukerfabrication von so
                              außerordentlicher Wichtigkeit ist, zu verrichten.
                           In Folgendem will ich das Princip, nach welchem diese Arbeit geleitet werden muß, in
                              der Kürze angeben, ohne in die technischen Specialitäten einzugehen.
                           Zuvörderst ist wohl zu berüksichtigen, ob das Beinschwarz, welches wiederbelebt
                              werden soll, zur Entfärbung von Zukerlösungen behufs des Raffinirens des Rohzukers, oder zur Reinigung von geschiedenen Rübensäften benuzt worden war. Im erstem Falle wird man allein den Farbstoff
                              und einige andere organische Stoffe aus dem Beinschwarz zu entfernen haben, um es
                              wieder brauchbar zu machen; in lezterem Falle aber nächst diesen auch noch den Kalk.
                              Zur Entfernung des Farbstoffs und der übrigen organischen Stoffe bleibt das
                              sicherste und kräftigste Mittel die Zerstörung derselben durch Gährung und Fäulniß
                              und nachheriges Glühen der gewaschenen Kohle; ja selbst ohne das leztere, nach
                              bloßem Auswaschen der gegohrenen Kohle mit Wasser, wird ihre entfärbende Kraft
                              theilweise wieder hergestellt, wie die Anwendung des Peyron'schen Filters beweist.
                           Mehr Aufmerksamkeit und Arbeit erfordert dagegen die Wiederbelebung der Knochenkohle
                              der Rübenzuker-Fabriken; diese Arbeit wird gegenwärtig mit unwesentlichen
                              Abänderungen allgemein auf die Art verrichtet, daß das Beinschwarz nach dem
                              Gebrauche zum Gähren und Faulen gebracht, hierauf durch verdünnte Salzsäure der Kalk
                              ausgeschieden, und daß es dann gewaschen, getroknet und geglüht wird; oft
                              unterbleibt selbst das Auswaschen mit Salzsäure. In der Regel geschieht das Säuren
                              der Kohle mit einem nach Gutdünken genommenen Quantum Salzsäure, unbekümmert ob
                              dabei Salzsäure vergeudet und Beinschwarz zerstört werden könne, oder ob die Menge
                              der Säure hinreichend sey, die nöthige Menge Kalk aus der Kohle zu entfernen;
                              abgesehen davon, daß sehr oft Fälle eintreten, wo es, bei dieser Art zu arbeiten,
                              unmöglich ist der Kohle die nöthige Menge Kalk zu entziehen, ohne zugleich einen
                              Theil des Beinschwarzes zu zerstören.
                           Ich will es versuchen, die Wirkungsweise der Säure auf das Beinschwarz in dem zulezt
                              genannten Falle deutlich zu machen.
                           Beim Filtriren der kalkhaltigen Rübensäfte saugt die Kohle den Kalk aus dem Safte
                              auf, er lagert sich als fester Körper in die Poren der Kohle, während die durch die
                              Gährung entbundene Kohlensäure mit ihm kohlensauren Kalk bildet. Wirkt nun auf
                              solche Kohle die verdünnte Salzsäure ein und dringt sie in die Poren der Kohle, so
                              wird sie durch die aus dem kohlensauren Kalke sich entbindende Kohlensäure wieder
                              herausgetrieben, während die Poren sich mit Kohlensäure füllen, welche der Salzsäure
                              nur schwer den Zutritt wieder gestattet. Die Wirkung der Salzsäure wird hiedurch
                              mehr auf die Oberfläche der Beinschwarzkörner beschränkt; ist diese aber vom
                              kohlensauren Kalke befreit, so wird der noch ungesättigte Theil der Säure die
                              Knochenerde angreifen und diese in sauren phosphorsauren Kalk umwandeln, während
                              sich die Salzsäure theilweise mit dem überschüssigen Kalke der Knochenerde verband.
                              Die im sauren phosphorsauren Kalke befindliche freie Phosphorsäure nebst der noch
                              freien Salzsäure werden nun aber wiederum so viel von der Knochenerde zersezen, bis alle Säure sich zu
                              neutralem phosphorsaurem und zu salzsaurem Kalk (Calciumchlorid) ausgeglichen
                              hat.
                           Gesezt, man wolle aus 1000 Pfd. Knochenkohle 2 Proc. kohlensauren Kalk entfernen, so
                              würde man hiezu 40 Pfd. käufliche Salzsäure von 21 bis 22° B. zu verwenden
                              haben. Dieses Resultat wird auch in der That annähernd erreicht, wenn das zu
                              behandelnde Beinschwarz einen geringen Gehalt an kohlensaurem Kalk hatte. Bei
                              solcher Knochenkohle aber, welche schon öfters zur Reinigung der Rübensäfte benuzt
                              worden war, ohne nach jedesmaligem Gebrauche mit Säure behandelt worden zu seyn,
                              lehrt die Erfahrung, daß diese Angabe sich nicht bestätigt; im Gegentheile zeigt
                              sich bei obigem Gewichtsverhältnisse, daß nicht die berechnete Menge Kalk gelöst,
                              sondern je nachdem die Kohle weniger oder mehr kalkhaltig war, nur 1 1/2, ja
                              zuweilen nur 3/4 Proc. Kalk der Kohle entzogen wurden, obgleich man die Säure nach
                              mehrstündiger Einwirkung vollkommen mit Kalk gesättigt findet; es werden mithin in
                              diesen Fällen 10 bis 25 Pfd. Salzsäure sich eines Theils des Kalkes der Knochenerde
                              bemächtigen. Nehmen wir an, daß von den 40 Pfunden der angewendeten Säure 20 Pfd.
                              sich mit dem kohlensauren Kalke gesättigt haben, so werden die übrigen 20 Pfd. sich
                              mit einer Menge desjenigen Kalkes sättigen, welche der dreiviertel phosphorsaure
                              Kalk (die Knochenerde) mehr an Basis als der neutrale phosphorsaure Kalk enthält. Da
                              nun 100 trokene Knochenkohle in runden Zahlen aus 10 Kohle, 4 kohlensaurer
                              Kalk- und Bittererde und 86 Knochenerde bestehen, diese 86 Knochenerde aber
                              wieder aus 11,08 Kalk und 74,92 neutraler phosphorsaurer Kalkerde, so werden diese
                              20 Pfd. Salzsäure, welche auf die Knochenerde einzuwirken genöthigt waren und durch
                              10 Pfd. kohlensauren Kalk = 5,64 Pfd. Aezkalk gesättigt worden wären, 50,88 Pfd.
                              Beinschwarz zerstören, und es wird im vorliegenden Falle der doppelte Schaden von 50
                              Pfd. Beinschwarz und 20 Pfd. Salzsäure in Rechnung zu bringen seyn.
                           Diese Verluste an Material, Geld und Zeit zu umgehen, lehrt uns die in Vorstehendem
                              mitgetheilte Erfahrung, daß der Kalk des Saftes von dem Beinschwarze als Aezkalk
                              aufgenommen wird. Die Arbeit des Säuerns der Kohle verrichte man deßhalb sogleich
                              nach deren Gebrauch, um alle und jede Wirkung der Säure auf die Knochenerde
                              unmöglich zu machen, vorausgesezt daß die richtige Quantität Säure verwendet wurde;
                              denn einestheils fällt hier die verhindernde Gasentwikelung weg, anderntheils wird
                              die Salzsäure aus dem Wasser durch den Aezkalk so begierig angezogen, daß selbst bei
                              einer großen Menge von Kalk, welchen die Kohle absorbirt hatte, in 1/2 Stunde die
                              vollständige Sättigung der Säure (unter Temperaturerhöhung von einigen Graden) bei richtiger
                              Handhabung erreicht wird. Daß aber auch hier durch Anwendung von zu viel Säure ein
                              Theil des Beinschwarzes zerstört wird, ist leicht begreiflich.
                           Jedem Rübenzuker-Fabrikanten, welcher sein Geschäft rational betreibt, muß es
                              daher wünschenswerth seyn, stets den Gehalt an Kalt von dem in seiner Fabrik
                              befindlichen Vorrathe an Beinschwarz zu kennen, theils um beim Ankaufe desselben
                              nicht betrogen zu werden, theils bei dessen Verwendung zum Filtriren der Säfte den
                              möglichsten Effect zu erreichen, und endlich, um beim Wiederbeleben stets die
                              richtige Menge der zu. verwendenden Salzsäure a priori
                              bestimmen zu können. Ich habe zu diesem Zwek einen Apparat mit Aräometer construirt,
                              durch dessen Anwendung der Kalkgehalt des Beinschwarzes nach einer vorhergehenden
                              einfachen Behandlung bis zu 1/8 Procent genau bestimmt wird.
                           Bei dem bisher in den Rübenzuker-Fabriken befolgten Verfahren die Knochenkohle
                              wieder zu beleben, konnte der Zwek auch deßhalb nur theilweise erreicht werden, weil
                              die Knochenkohle während der Filtration nicht überall gleich viel Kalk absorbirt,
                              sondern ein Theil derselben sehr stark, ein anderer nur wenig mit ihm geschwängert
                              wird. Directe dieserhalb veranstaltete Versuche belehrten mich, daß bei einer
                              Filtration von mit Kalk geschiedenem Rübensafte durch gekörntes Beinschwarz, welche
                              von Unten nach Oben geleitet wurde, die unterste Schicht des Beinschwarzes sechsmal mehr Kalk aufgenommen hatte als die oberste.
                              Hieraus erklärt sich die Schwierigkeit, Kohle von 3 bis 4 Proc. Kalkgehalt nach
                              mehrjährigem Gebrauche fortwährend bei diesem Kalkgehalte zu erhalten, und zwar so,
                              daß jedes einzelne Korn des Beinschwarzvorrathes gleich
                              viel und zwar nach Belieben 2, 3 oder 4 Proc. kohlensauren Kalk hält; es wird im
                              Gegentheil unvermeidlich seyn, einen Theil des Beinschwarzes völlig kalkfrei zu
                              machen, während ein anderer noch 6 bis 8 Proc. davon enthält. Wie sehr hiedurch aber
                              einerseits die Wirksamkeit des Beinschwarzes beeinträchtigt wird und wie nachtheilig
                              die Einwirkung der Salzsäure andererseits auf solches kalkfreies Beinschwarz ist,
                              habe ich im Vorigen gezeigt. Bei Beachtung der hier mitgetheilten Erfahrungen und
                              bei richtiger technischer Ausführung der Wiederbelebungs-Arbeiten, deren
                              specielle Beschreibung nicht im Zwek dieses Aufsazes liegt, gelingt es aber leicht,
                              daß die ganze Masse, und zwar jedes einzelne Korn des Beinschwarzes, jeden
                              beliebigen Kalkgehalt gleichförmig behält, auch die Säure die Knochenerde nicht
                              angreifen kann und das Beinschwarz stets gleich in seiner Wirksamkeit bleibt.
                           Schon nach Verlauf einiger Campagnen nach Entstehung oder eigentlich größern Verbreitung
                              der Rübenzuker-Fabrication in Deutschland, wo man anfing die Salzsäure zur
                              Absonderung des Kalkes aus dem Peinschwarz anzuwenden, wurden oben genannte
                              Schwierigkeiten von aufmerksamen Fabrikanten erkannt, ohne sich jedoch Rechenschaft
                              davon geben zu können, warum das Beinschwarz troz der besten Behandlung nach
                              damaligem Stande der Sache nach und nach an seiner Wirksamkeit verlor; man war
                              deßhalb auch bemüht, Surrogate für die Knochenkohle aufzufinden, welche Bemühungen
                              zum Theil gute Resultate lieferten.
                           Ich will hier anhangsweise einige Worte über die Surrogate der
                                 Knochenkohle, so viel mir über dieselben bekannt geworden ist, folgen
                              lassen.
                           Diese Surrogate kann man in drei Classen theilen und zwar:
                           1) solche, welche Farbstoff und Kalk zugleich absorbiren,
                              als: gebrannter bituminöser Schiefer, das Carbon und der Alaun;
                           2) welche nur Farbstoff absorbiren: Thonerdehydrat;
                           3) welche nur Kalk absorbiren: Schwefelsäure, Kohlensäure,
                              Sauerkleesäure.
                           Der gebrannte bituminöse Thonschiefer (Schieferkohle)
                              besizt nach dem Urtheile derer, welche ihn anwenden, eine bedeutende
                              Entfärbungskraft, wie aus der Structur eines solchen porösen Gesteins, dessen
                              Bitumen wegen seiner geringen Menge und gleichförmigen Vertheilung eine matte, nicht
                              glänzende Kohle beim Glühen zurükläßt, a priori
                              geschlossen werden kann. Aus gleichem Grunde ist es wahrscheinlich, daß die
                              Schieferkohle auch Kalk absorbirt, ob aber in so energischer Weise wie das
                              Beinschwarz, müssen vergleichende Versuche entscheiden, welche anzustellen mir die
                              Gelegenheit mangelt. Der allgemeinen Verwendung der Schieferkohle statt des
                              Beinschwarzes stellt sich aber ihr seltenes Vorkommen in einer solchen Nähe von
                              Zukerfabriken entgegen, als daß die Transportkosten dafür übertragen werden könnten.
                              Ob die Cohäsion dieses Materials stark genug ist, ein Auswaschen mit Salzsäure und
                              oftmaliges Glühen beim Wiederbeleben zu vertragen, ohne sich in Pulver aufzulösen,
                              ist mir unbekannt.
                           Das Carbon, das kohlige Product der Verbrennung des
                              Rübenzuker-Syrups, ist zur Verwendung statt der Knochenkohle vorgeschlagen
                              und empfohlen worden. Es fehlen mir die Resultate einer längere Zeit dauernden
                              Arbeit im Großen mit diesem Materiale, als daß ich ein bestimmtes Urtheil über
                              dessen Wirkung abgeben könnte. Versuche in kleinerm Maaßstabe belehrten mich, daß
                              die Kalkabsorption durch die Menge des im Carbon beim Auslaugen desselben zurükgebliebenen Kalis
                              bedingt wurde. Eine Entfärbung der Säfte konnte ich nicht wahrnehmen.
                           Der Alaun, wenn er, ohne vorher mit einem andern Körper
                              zersezt worden zu seyn, zu den geschiedenen Säften gegeben wird, verwandelt den Kalk
                              des Saftes in schwefelsauren Kalk (Gyps), welcher theils im Safte gelöst bleibt,
                              theils gefällt wird, wogegen das gebildete Thonerdehydrat einen großen Theil des
                              Farbstoffs binden wird. Wird er dagegen vor der Anwendung mit Aezkalk zersezt, so
                              hört seine Wirkung auf den Kalk des Saftes auf, lezterer wird aber dennoch mit Gyps
                              verunreinigt, und nur das Thonerdehydrat bleibt gegen den Farbstoff wirksam. Wird er
                              dagegen mit Kali oder Natron zersezt und das gebildete gallertartige Thonerdehydrat vollständig ausgewaschen, so verschwindet
                              der Nachtheil, den Saft mit Gyps verunreinigen zu können und das Hydrat wirkt
                              lediglich bindend gegen den Farbstoff. Das natürliche
                                 Thonerdehydrat wirkt entfärbend, aber in sehr geringem Grade.
                           Die Schwefelsäure wäre bei ihrem geringen Preise sehr
                              geeignet zu vorliegendem Zwek, wenn nicht so vielfache Unannehmlichkeiten und
                              Verluste in ihrem Gefolge wären. Kein Mittel den Kalk zu beseitigen ist bei der
                              Rübenzuker-Fabrication früher und vollständiger beobachtet worden, als die
                              Schwefelsäure; man weiß, daß der durch sie entstandene Gyps beim Verkochen sich an
                              die Wände und Böden der Kochpfannen anlegt und bei der Verarbeitung der Claircen
                              über offenem Feuer oft ein Anbrennen der Zukermasse veranlaßt, welcher Nachtheil
                              ebenfalls durch den Alaun, wenn dieser für sich oder mit Kalk zersezt verwandt
                              wurde, zu befürchten ist. Auch ist es bekannt genug, daß bei Anwendung der
                              Schwefelsäure die Ausbeute an Zuker in Güte und Menge geringer ist und mehr Syrup
                              gebildet wird, als bei Verwendung der gekörnten Knochenkohle; des sehr großen
                              Schadens nicht zu gedenken, welcher entsteht, wenn ein Ueberschuß an Säure, wenn
                              auch noch so gering, angewendet wurde, in welchem Falle unter Umständen aller
                              Krystallzuker in Syrup- und Traubenzuker verwandelt werden kann.
                           Die Kohlensäure verbindet sich ebenfalls mit dem im Safte
                              gelösten Aezkalke zu unlöslichem kohlensauren Kalke; diese Unlöslichkeit würde ihre
                              Anwendung vollkommen geschikt machen, wenn die Kohlensäure stark genug wäre, den im
                              Safte an eine Pflanzensubstanz gebundenen Kalk von dieser zu trennen und diese
                              Substanz selbst im Safte unlöslich wäre, mithin gleichzeitig mit dem Kalke
                              ausgesondert würde. Die Nachtheile der andern Säuren, bei einem Ueberschuß zersezend
                              auf den Zuker zu wirken, hat die Kohlensäure nicht.
                           
                           Die Sauerkleesäure (Oxalsäure) ist in jüngster Zeit zur
                              Abscheidung des Kalkes empfohlen worden, sie gibt mit dem Kalke eine völlig
                              unlösliche Verbindung, ist auch stark genug, den Kalk des oft erwähnten Kalksalzes
                              abzusondern; ihre Anwendung zeigt aber, die Unlöslichkeit des Niederschlags
                              ausgenommen, dieselben Mängel als die Schwefelsäure.
                           Bei der Neutralisation der Säfte mit Säuren ist die größte Vorsicht nöthig, weil, wie
                              schon bei der Schwefelsäure erwähnt wurde, ein geringer Ueberschuß den Krystallzuker
                              zerstören und statt festen Zukers nur Syrup gewonnen werden würde. Auch ist der
                              Uebelstand noch in Betracht zu ziehen, daß die mit einer Säure behandelten Säfte
                              durch Beinschwarzpulver und Blut, Eiweiß oder Milch geklärt werden müssen, durch
                              welche sie wiederum mit einem stikstoffhaltigen Körper verunreinigt werden, welcher
                              zwar, so lange die Säfte oder Claircen heiß bleiben, keine auffallenden Nachtheile
                              zeigt; seine katalytische Kraft auf die von solchem Zuker abfließenden Syrupe wird
                              aber um so stärker einwirken, je länger dieselben mit diesem Körper in Berührung
                              bleiben. Dieser Gegenstand hat bei den Zukerfabrikanten noch nicht diejenige
                              Berüksichtigung gefunden, welche er verdient.
                           Wir sehen aus Vorhergehendem, daß, vielleicht mit Ausnahme der Schieferkohle, das
                              gekörnte Beinschwarz nur sehr unvollkommen ersezt wird, indem durch diese Surrogate
                              einseitig entweder nur der Kalk oder nur der Farbstoff entfernt wird.
                           Bei allem im Vorhergehenden über die Surrogate des gekörnten Beinschwarzes Gesagten
                              blieb der Kostenpunkt ganz außer Acht, welcher aber für
                              den Fabrikanten von Wichtigkeit ist. Es wird Jedem, welcher ein Interesse hat die
                              Kosten der Wiederbelebung genau zu calculiren, genügen, wenn ich folgende
                              Erfahrungssäze hieher stelle:
                           Der im Safte gelöste Kalk wird beim Kochen desselben vor der Filtration (Vordampfen)
                              zum Theil abgeschieden; man kann annehmen, daß bei richtiger Arbeit sowohl vom
                              Aezkalke, als auch vom Kalisalze ungefähr die Hälfte von jedem sich absondert. Die
                              ganze Menge gibt den Durchschnitt der vorn angegebenen Resultate, welche Menge aber
                              nach der Bodenbeschaffenheit und Art der Scheidung variiren kann. Die andere Hälfte
                              wird von gutem Beinschwarz völlig aufgenommen und jedes Pfund des absorbirten Kalkes
                              (als kohlensaurer gerechnet) verlangt bei der Wiederbelebung 2 Pfd. Salzsäure zu
                              seiner Entfernung. Mit 9 Tonnen Braunkohle von sehr geringer Qualität können täglich
                              50 Cntr. Beinschwarz geglüht werden. Die sämmtliche Arbeit wird für 50 Cntr. mit 6 bis 7 Arbeitern
                              (zusammen für Tag- und Nachtschicht gerechnet) vollbracht.
                           Der Verlust an Beinschwarz beträgt bei richtig geleiteter Arbeit 1/2 Proc. durch das
                              Abreiben der Körner unter sich beim Waschen.
                           Hat man den Aezkalk vor der Filtration durch Kohlensäure aus dem Safte ausgeschieden,
                              so bedarf man um das Doppelte weniger Salzsäure beim Säuern der Kohle als Kalk
                              entfernt worden war. Jede 1000 Quart Saft enthalten nach dem Vordampfen ungefähr 26
                              1/2 Pfd. Kalk vom Aezkalke und 17 Pfd. vom Kalksalze. Diese erstem 26 1/2 Pfd. mit
                              Kohlensäure zu entfernen, kosten, wenn die Kohlensäure mit dem von mir angegebenen
                              Apparate durch Verbrennung von Holzkohle gewonnen wurde, für diese ungefähr 1/5
                              Thaler. Wurde die Kohlensäure aus Kreide und Schwefelsäure bereitet, so bedarf man
                              zu obiger Menge ungefähr 27 Pfd. Schwefelsäure und 27 Pfd. Kreide.
                           Von der Sauerkleesäure wird man zu dem vorher angegebenen Quantum (von 43 1/2 Pfd.
                              kohlensaurem Kalk) 31 1/8 Pfd. bedürfen; der geringste Preis ist gegenwärtig 2/3
                              Thaler fürs Pfund. Die Säfte müssen bei Anwendung der Sauerkleesäure nach
                              Abscheidung des Niederschlags mit Blut geklärt und sodann mit Knochenkohlenpulver
                              und Blut entfärbt werden, welche Kosten zu dem Preise der Sauerkleesäure
                              hinzuzurechnen sind.
                           Ganz neuerlich wurde in der Magdeburger Zeitung annoncirt, daß es einem Veteran der
                              Rübenzuker-Fabrication gelungen sey, vollkommen weiße Säfte und weißes
                              Product ohne Anwendung aller Knochenkohle herzustellen. Da aber über diese
                              Arbeitsmethode nichts veröffentlicht worden ist, so können nur die Erfahrungen,
                              welche bei der Ausführung derselben in Großem gemacht werden, entscheiden, ob sie
                              technisch ausführbar und pecuniär vortheilhaft ist.
                           Ziehen wir ein Endresultat aus dem im Vorigen über die Surrogate des Beinschwarzes
                              Gesagten, so ergibt sich, daß keines der hier genannten Surrogate mit etwaiger
                              Ausnahme der Schieferkohle, weder bei seiner technischen Anwendung, noch in
                              pecuniärer Beziehung die Knochenkohle zu ersezen vermag, vorausgesezt daß die
                              Operation der Wiederbelebung mit Aufmerksamkeit geleitet wurde. Wir müssen es den
                              Einsichten und dem Studium derjenigen überlassen, welche es sich zur Aufgabe
                              gestellt haben, die gegenwärtig befolgte Methode der Arbeit in den
                              Rübenzuker-Fabriken durch eine wohlfeilere und sicherere zu ersezen, uns ein
                              anderes Mittel an die Hand zu geben, welches bei denselben guten Eigenschaften der
                              Knochenkohle wohlfeiler als diese ist und, was wohl der Beachtung werth, welches selbst im
                              Uebermaaß angewendet keine nachtheiligen Einflüsse auf die Güte und Menge des
                              endlichen Products ausüben kann.
                           
                        
                           Beschreibung und Gebrauchsanweisung
                                 eines Apparats zur Bestimmung des Kalkgehalts im Beinschwarz.
                           Das Beinschwarz (Knochenkohle), ein unentbehrliches Material für die Zukerfabrication
                              im Allgemeinen, besonders aber im gekörnten Zustande für die
                              Rübenzuker-Fabrication, hat bei lezterer die doppelte Function: die
                              Rübensäfte sowohl vom Farbstoffe, als auch vom Kalke und Kalksalze zu befreien.
                              Durch die wiederholte Anwendung ein und derselben Knochenkohle wird diese aber so
                              sehr mit Kalk geschwängert, daß ihre Kraft den Kalk zu absorbiren sich Anfangs sehr
                              vermindert, endlich sogar ganz aufhört, obgleich die entfärbende Kraft solcher Kohle
                              noch sehr bedeutend seyn kann, weßhalb der Rübenzuker-Fabrikant beim Einkaufe
                              des Beinschwarzes oft getäuscht wird oder aus Unkenntniß bei Wiederbelebung
                              desselben es selbst in einen solchen Zustand versezt, daß die erwartete Wirkung der
                              Kalkabsorption unmöglich erreicht werden kann und ein schlechtes Product eine
                              unausbleibliche Folge der Verwendung eines solchen kalkhaltigen Beinschwarzes
                              ist.
                           Um die Rübenzuker-Fabrikanten in den Stand zu sezen, auf eine einfache und
                              schnelle Weise die Menge des kohlensauren Kalkes in der zu prüfenden Knochenkohle
                              aufzufinden, habe ich den hier in Rede stehenden Apparat construirt.
                           Ich lasse ein bestimmtes Quantum Beinschwarz mit dem doppelten Gewichtsquantum
                              verdünnter Essigsäure behandeln und die Lösung filtriren; sie wird ein um so
                              größeres specifisches Gewicht angenommen haben, je mehr sie Kalk aufgelöst enthält.
                              Ein Aräometer ist so graduirt, daß jeder Grad einem Procent des in dem Beinschwarz
                              enthaltenen kohlensauren Kalkes entspricht.
                           Der Apparat besteht aus folgenden Theilen:
                           1) Einem gläsernen Cylinder, welcher so getheilt ist, daß
                           a) durch Messung die Essigmischung aus concentrirtem
                              Essig und Wasser zur richtigen Stärke gemacht werden kann;
                           b) um 16 Loth verdünnte Essigsaure genau abmessen zu
                              können und zugleich
                           
                           c) um den beim Erhizen des Beinschwarzpulvers mit dem
                              Essig verdampften Essig wieder richtig ersezen zu können, ohne sich einer Waage
                              bedienen zu müssen, indem die sämmtliche Flüssigkeit mit dem Beinschwarz in den
                              Cylinder geschüttet wird.
                           2) Einer Spirituslampe.
                           3) Einem Kochgefäße von verzinntem Kupfer.
                           4) Einem Aräometer, welches, wie schon erwähnt, so getheilt ist, daß es bei einer
                              Wärme der essigsauren Kalklösung von 15° R. den in dem untersuchten
                              Beinschwarz enthaltenen Kalk nach Gewichtsprocenten angibt.
                           5) Einem Probecylinder von Glas zur Aufnahme der von der Kohle abfiltrirten
                              Flüssigkeit und zugleich zum Einsenken des Aräometers.
                           6) Einer Correctionstabelle für verschiedene Temperaturgrade der Flüssigkeit und der
                              hieraus entstehenden Differenzen am Aräometer, auf 15° R. reducirt.
                           Die Gebrauchsweise des Apparats ist folgende: 8 Loth des zu untersuchenden trokenen
                              und gepulverten Beinschwarzes werden in dem Kochgefäße über der Spirituslampe mit 16
                              Loth Essig bis zu 55 bis 60° R. unter Umrühren erhizt, der verdampfte Essig
                              nach dem Erkalten ersezt und in einem Probecylinder so viel Flüssigkeit von dem
                              Kohlenpulver abfiltrirt, daß das Aräometer darin schweben kann; dieses zeigt alsdann
                              an der Scala bei einer Temperatur der Flüssigkeit von 15° R. das Gewicht des
                              in 100 Theilen Beinschwarz enthaltenen kohlensauren Kalkes.
                           Den zu verwendenden Essig lasse ich aus einem Gewichtstheile concentrirtem Essig der
                              Officinen vom specifischen Gewichte 1,045 bis 1,050 und 5 Theilen Wasser mischen; in
                              dieser Mischung zeigt das Aräometer 0 Grad bei 15° R. Wärme, und die Säure
                              hat bei dieser Verdünnung diejenige Stärke, daß sie wohl vermögend ist den
                              vorhandenen kohlensauren Kalk, nicht aber den phosphorsauren Kalk der Knochenerde zu
                              lösen.