| Titel: | Ueber galvanoplastisches Abformen von Gold- und Silbergegenständen. | 
| Fundstelle: | Band 95, Jahrgang 1845, Nr. XXXV., S. 134 | 
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                        XXXV.
                        Ueber galvanoplastisches Abformen von
                           Gold- und Silbergegenstaͤnden.
                        Aus dem Technologiste, Jan. 1845, S.
                              165.
                        Ueber galvanoplastisches Abformen von Gold- und
                           Silbergegenständen.
                        
                     
                        
                           Folgendes soll das in Elkingtons Fabrik zu Birmingham
                              befolgte Verfahren seyn, wenn auf galvanoplastischem Wege Gold- oder
                              Silbergegenstände abgeformt werden sollen.
                           Angenommen, man habe ein vollkommen ausgebildetes Modell des durch Ablagerung des
                              edeln Metalls zu erzeugenden Gegenstands von Wachs verfertigt. Man beginnt nun mit
                              Abformen des Modells in Blei und erzeugt in der erhaltenen Bleiform durch Gießen das
                              Modell in Messing. Dieses Messingmodell kömmt wieder in die Hand des Künstlers
                              zurük, welcher ihm den gewünschten Grad von Ausarbeitung gibt; es wird nun mittelst
                              desselben wieder eine neue Form gefertigt, nicht in Sand, welcher eine schlechte
                              Oberfläche zur Ablagerung abgäbe, sondern in einer elastischen Masse, zu welcher
                              Gallerte (Leim), Kautschuk und noch einige andere Substanzen kommen. Zu diesem Behuf
                              wird das Modell in einen Behälter gebracht, in welchen die noch warme, geschmolzene
                              Masse gegossen wird. Wenn alles wieder erkaltet ist, geht die Ablösung eines
                              einzigen Gegenstandes leicht von Statten, indem die Elasticität dieser Masse so groß
                              ist, daß sie mit der größten Leichtigkeit in alle hervorstehenden und vertieften
                              Theile des Modells dringt und wieder davon losgeht, was mit einer minder biegsamen
                              Masse unmöglich wäre.
                           Ist diese neue Form erkaltet, so wird ein drittes Modell darin gegossen, dessen Masse
                              aus Wachs, Talg und Phosphor besteht und das so erhaltene Modell bildet die
                              Oberfläche, auf welcher die erste galvanische Metallablagerung stattfinden soll. In
                              diesem Zustand läßt sich die elastische Form von dem in der Composition geformten
                              Gegenstand leicht abnehmen und dieser wird nun in das Zimmer gebracht, wo die
                              Kupferablagerung vor sich gehen soll und wo eine große Kufe, Gefäße, welche die
                              vorbereitende Flüssigkeit enthalten, und anstoßend eine Batterie die Mittel
                              darbieten, um auf der Oberfläche des aus der Composition bestehenden Modells Kupfer
                              galvanisch absezen zu lassen. In der Kufe befindet sich eine Kupferauflösung und in
                              dem danebenstehenden Gefäß eine Auflösung von salpetersaurem Silber. Der in der
                              Composition enthaltene Phosphor hat den Zwek auf den Gegenstand eine dünne Silberschicht aus
                              der Silberlösung niederzuschlagen.
                           Ist dieß geschehen, so bereitet man den Gegenstand vor, einen neuen
                              galvanoplastischen Ueberzug aufzunehmen und taucht ihn zu diesem Behuf in eine
                              Kupferlösung. Der galvanische Strom zersezt diese Metallauflösung und fällt das in
                              Freiheit gesezte Kupfer auf die Oberfläche des Modells oder vielmehr auf die sie
                              bedekende zarte Silberschicht, wodurch er sie mit einer, je nach den Umständen mehr
                              oder weniger diken Kupferhülle überzieht. So wie das Modell von Composition oder
                              Wachs nur einen Kern für das Kupfer ausmachte, so ist auch das Kupfer seinerseits
                              nur eine Form, um endlich den fraglichen Gegenstand in Gold oder Silber darauf
                              niederzuschlagen, und jener Kern sowohl als diese Form müssen nach einander zerstört
                              werden.
                           Wenn die Kupferablagerung hinlänglich dik ist, wird die Wachscomposition durch Wärme
                              geschmolzen und läßt eine Kupferform oder -Schale zurük, welche innerlich ein
                              treues vertieftes Abbild des wächsernen Relief-Modells ist. Diese kupferne
                              Form wird, in eine Gold- oder Silberauflösung gelegt, nachdem sie innerlich
                              zur Aufnahme des edeln Metalls vorbereitet und äußerlich gegen die Ablagerung durch
                              eine abhaltende Composition geschüzt wurde, wozu uns die Vorschrift nicht bekannt
                              ist. Das Gold oder Silber sezt sich dann gleichförmig im Innern der Form ab, in
                              einer nach Belieben zu regulirenden Dike. Hält man den Niederschlag für hinlänglich
                              dik, so wird der Gegenstand herausgenommen und, wie er ist, in eine verdünnte Säure
                              getaucht, welche das Kupfer allmählich verzehrt, ohne das Gold oder Silber
                              anzugreifen. Man erhält auf diese Weise einen hübsch gestalteten Gegenstand von
                              reinem Gold oder Silber, dem zu seiner Vollendung nur noch wie gewöhnlich die übrige
                              Façon gegeben zu Werden braucht.