| Titel: | Verfahren Zinn und Antimon quantitativ zu trennen; von A. Levol. | 
| Fundstelle: | Band 95, Jahrgang 1845, Nr. LVIII., S. 196 | 
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                        LVIII.
                        Verfahren Zinn und Antimon quantitativ zu
                           trennen; von A.
                              Levol.
                        Aus den Annales de Chimie et de Physique, Jan. 1844,
                              S. 125.
                        Levol's Verfahren Zinn und Antimon quantitativ zu
                           trennen.
                        
                     
                        
                           Die bisherigen Methoden Zinn und Antimon quantitativ zu trennen, lassen einiges zu
                              wünschen übrig, weil man dabei nur das Antimon und niemals das Zinn isolirt erhält.
                              Die Industrie liefert jezt eine Menge Gegenstände, welche aus Legirungen von Zinn
                              und Antimon (sogenanntem métal d'Alger, métal
                                 de Wolfram etc.) verfertigt sind, daher eine Methode den Zinngehalt gerade
                              so wie den Antimongehalt derselben direct bestimmen zu können, sehr erwünscht seyn
                              muß; dieß ist bei folgendem Verfahren der Fall.
                           Angenommen man habe eine Legirung von Zinn und Antimon zu analysiren, so walzt man
                              sie zu einem dünnen Blech aus und behandelt dann eine gewisse Quantität davon (2
                              Gramme sind hinreichend) in der Wärme mit Salzsäure; nach einige Minuten dauerndem
                              Sieden sezt man in kleinen Portionen eine gesättigte Auflösung von chlorsaurem Kali
                              (in Wasser) zu, bis die Legirung gänzlich verschwunden ist; man schlägt dann die beiden
                              Metalle mit einander und vollständig mittelst einer Stange reinen (destillirten)
                              Zinks nieder; nachdem sodann die Zinkstange vom Niederschlag getrennt wurde, mit der
                              gehörigen Vorsicht um nichts von lezterem zu verlieren, sezt man, ohne das salzsaure
                              Zink zu beseitigen, concentrirte Salzsäure zu, beiläufig so viel als anfänglich zum
                              Auflösen der Legirung angewandt wurde, und bringt die Flüssigkeit zum Sieden, um das
                              Zinn wieder aufzulösen. Wenn die Wirkung erschöpft ist, d.h. wenn bloß noch Antimon
                              zurükbleibt, was nach einstündigem Kochen immer der Fall ist, hat man lezteres
                              Metall als ein sehr zartes schwärzliches Pulver; man sammelt dasselbe auf einem
                              gewogenen Filter und kann aus den Flüssigkeiten dann das Zinn sogleich durch einen
                              Strom Schwefelwasserstoffgas niederschlagen.
                           Schon Chaudet hat vorgeschlagen Zinn und Antimon durch
                              Behandlung mit Salzsäure zu trennen; wenn man aber nach seiner Vorschrift direct die
                              Legirung der beiden Metalle mit Salzsäure kocht, so ist behufs der genauen Scheidung
                              ein Zusaz von Zinn erforderlich, falls dieselbe mehr als 1 Theil Antimon auf 20
                              Theile Zinn enthält, was man nur durch eine vorläufige approximative Analyse
                              erfahren kann. Behandelt man hingegen nach meiner Vorschrift nicht eine Legirung,
                              sondern ein bloß mechanisches Gemenge der beiden frisch gefällten Metalle mit
                              Salzsäure, so erreicht man den Zwek leicht und sicher ohne einen Zusaz von Zinn.
                           Man begreift, daß wenn statt einer Legirung eine Flüssigkeit zu analysiren ist, worin
                              Zinn und Antimon als Salz aufgelöst sind, das Verfahren nach der vollständigen
                              Fällung beider Metalle mittelst Zink ganz dasselbe bleibt; in lezterem Fall ist aber
                              eine wichtige Vorsichtsmaaßregel zu beobachten, und diese besteht darin, daß man
                              durch Salzsäure und Abdampfen alle Salpetersäure zerstört, welche in der Flüssigkeit
                              (Auflösung) enthalten seyn könnte, weil die Bestimmung des Antimons fehlerhaft
                              ausfiele, wenn sich bei der Behandlung der gefällten Metalle mit Salzsäure
                              Königswasser erzeugen könnte; ich habe nämlich beobachtet, daß das Zinnchlorid
                              gerade so wie das Antimonperchlorid (und auch das Eisenchlorid) auf das metallische
                              Antimon reagirt und es auflöst, wobei es sich in Zinnchlorür verwandelt; wenn also
                              Königswasser vorhanden wäre, so könnte man in einen großen Irrthum verfallen, selbst
                              wenn dasselbe nicht direct auf das gefällte Antimon zu wirken vermöchte. Aus diesem
                              Grund habe ich auch bei meinem oben beschriebenen Verfahren die Anwendung von
                              Salpetersäure ganz unterlassen und dieselbe durch chlorsaures Kali ersezt.
                           
                           Die Reaction jener Chloride auf das Antimon läßt sich aber auch vortheilhaft benuzen,
                              nämlich um die Legirung rascher aufzulösen, und um dieß zu bewerkstelligen, seze ich
                              das chlorsaure Kali beim Auflösen der Legirung erst zu, nachdem sich schon
                              Zinnchlorür gebildet hat; lezteres wird dann in Zinnchlorid verwandelt, welches
                              sogleich auf das Antimon wirkt, wobei es wieder in Zinnchlorür übergeht, und ein
                              neuer Zusaz von chlorsaurem Kali hat dieselben Reactionen zur Folge, während, wenn
                              man gleich anfangs chlorsaures Kali zusezt, die Salzsäure den größten Theil
                              desselben nuzlos zerstören würde.