| Titel: | Miszellen. | 
| Fundstelle: | Band 95, Jahrgang 1845, Nr. LXIV., S. 234 | 
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                        LXIV.
                        Miszellen.
                        Miszellen.
                        
                     
                        
                           Ueber die Kranner'schen gebohrten Marmorröhren.
                           Ueber diese schon mehrmals von uns erwaͤhnten Marmorroͤhren liegt uns
                              jezt ein Protokoll uͤber den Befund der Ausgrabung einer versuchsweise
                              gelegten Roͤhrentour vor, welches in Auftrag des Magistrats der Stadt Prag
                              aufgenommen wurde. Aus demselben entnehmen wir Folgendes als den wesentlichen
                              Inhalt:
                           Am 21. Junius 1844 wurde die 140 Klafter lange Roͤhrenleitung an drei Orten
                              ausgegraben und am dritten Ort zwei Stuͤk der ungefaͤhr ein Jahr
                              liegenden marmornen Roͤhren, wovon das eine Stuͤk zwei, das andere
                              drei Schuh in der Laͤnge enthielt, herausgehoben, um die Bohrung desselben
                              berichtigen zu koͤnnen, und auch zu erforschen, ob sich Schlamm darin
                              festgesezt habe.
                           Der Hr. Prof. Karl Balling als
                              Abgeordneter des technischen Instituts gab nach genauer Besichtigung und
                              Pruͤfung derselben Nachstehendes zu Protokoll:
                           Der zur Dichtung der Zusammensezungsfugen gebrauchte Oehlkitt ist hart, wasserdicht,
                              verschließt die Fugen nicht nur vollkommen, sondern haftet auch fest an den
                              Marmorflaͤchen, so daß er von denselben losgemeißelt werden muß und dabei
                              Stuͤkchen des Marmors, die an dem Kitt fest haften bleiben, mitgerissen
                              werden, was von seiner großen bindenden Kraft und starken Anhaftung zeugt. An keinem
                              Ort wurde an der etwa in einer Laͤnge zusammen 36 Fuß entbloͤßten
                              Stelle ein Durchsikern von Wasser durch die verkitteten 18 Fugen, noch durch den
                              Marmor selbst bemerkt. An den zwei abgenommenen, etwa 1 Jahr in Gebrauch gewesenen
                              Marmorroͤhren zeigte sich die innere Wandung noch ganz glatt, nicht
                              angegriffen und die Roͤhren nicht verschlaͤmmt. Es ist auch nicht
                              anzunehmen, daß die Marmorroͤhren von dem, man kann sagen,
                              kohlensaͤurefreien Flußwasser angegriffen werden wuͤrden. Hiernach
                              haben sich die versuchsweise gelegten Kranner'schen
                              marmornen Wasserleitungsroͤhren mit ihrer Verkittung bis jezt vollkommen
                              bewaͤhrt, und es steht nach dem erhobenen Bestand zu erwarten, daß dieß auch
                              fuͤr eine lange Zukunft der Fall seyn werde. Um gleichzeitig den Bestand der
                              gußeisernen Wasserleitungsroͤhren kennen zu lernen, wurde in der Liliengasse
                              (der Altstadt) vor dem ehemaligen St. Annaklostergebaͤude eine Ausgrabung der
                              Wasserroͤhren veranlaßt und eine der dort etwa 18 Jahr liegenden gußeisernen
                              Wasserleitungsroͤhren herausgenommen, deren Durchmesser 4 Zoll war und die
                              waͤhrend des angefuͤhrten Zeitraumes schon mehrmals gereinigt worden
                              ist. Diese Wasserroͤhre war nun zwar nicht verschlaͤmmt, aber es zeigt
                              sich an derselben eine andere Erscheinung. Die ganze innere Wand der Roͤhre
                              war naͤmlich mit bis 1/2 Zoll hohen, gelbbraunen Knoppern oder
                              walzenfoͤrmigen Auswuͤchsen bedekt, welche sich bei naͤherer
                              Pruͤfung als Eisenoxydhydrat (Eisenrost), gemengt mit Graphit (unverbundenem
                              Kohlenstoff), aus dem Roheisen zu erkennen gaben, und die daher durch
                              raͤumliche Vergroͤßerung oder Auftreibung des Eisens durch seinen
                              Uebergang in Oxydhydrat und Aufquellung des Graphits entstanden sind. Wenn man diese
                              warzenfoͤrmigen Auswuͤchse, welche die Roͤhren
                              betraͤchtlich verengen, wegnimmt, zeigt sich unter und in denselben der
                              Graphit als eine schwarze, schmierige Masse. Salzsaͤure loͤste daraus
                              das Eisenoxydhydrat auf und ließ den Graphit unaufgeloͤst zuruͤk. Die
                              innere Wand der eisernen Roͤhre war an verschiedenen Stellen (sie wurde der
                              bessern Anschauung wegen zerschlagen) mehr oder weniger angegriffen, nach Wegnahme
                              des Oxyduͤberzugs duͤnner, und es geht aus dieser Erscheinung hervor, daß die gußeisernen
                              Roͤhren nur eine begraͤnzte Dauer haben
                                 koͤnnen, indem sie mit der Zeit immer duͤnner, folglich
                              schwaͤcher werden und endlich nothwendig (stellenweise zuerst) zerfressen
                              werden muͤssen. Die Corrodirung des Gußeisens durch das Wasser war auf etwa 1
                              Linie Tiefe bis in die Eisenmasse hinein bemerkbar und dieselbe gewissermaßen so
                              tief mit Wasser angesogen. Bei Marmorroͤhren ist ein solcher Nachtheil nicht
                              zu besorgen.
                           Von Seite der Commission wurde weiter der Versuch gemacht, ob sich bei Anbringung
                              eines sogenannten Flaschenzugs die fraglichen marmornen Roͤhren reinigen
                              lassen, und ob zwar die Roͤhren kaum bemerkbar mit feinem Schlamm bedekt
                              waren, so hat sich doch der Versuch so vortheilhaft herausgestellt, daß die wenige
                              Vertragung von Schlamm sich dadurch aufloͤste und durch die Oeffnungen mit
                              Wasser vermengt herausfloß, welches bei den eisernen Roͤhren nicht der Fall
                              seyn kann, weil der feine Schlamm zu dem Eisen eine starke Adhaͤsion
                              aͤußert und dadurch sich knoppernartig ansezt, welche Ansezung sich beim
                              laͤngern Bestand durch die bloße Auspuzung der Roͤhren nicht so leicht
                              beseitigen laͤßt. Nach diesem stellt sich die Ueberzeugung heraus, daß die
                              aus dem sogenannten Slivenetzer Marmorbruche angefertigten Roͤhren wegen
                              ihrer feinkoͤrnigen Dichtheit und Haͤrte die groͤßte
                              Haltbarkeit haben, und da die innere Flaͤche der Roͤhren durch die
                              Bohrung sehr glatt wird und die mit dem Wasser in Beruͤhrung kommende
                              Flaͤche fast keine Poren besizt, so ist auch die Moͤglichkeit der
                              festen Ansezung von feinem Schlamm und Sandtheilen, welche Bestandtheile bei
                              truͤbem Wasser sehr stark den Roͤhrenwasserleitungen durch die
                              vereinigten Saug- und Drukwerke zugefuͤhrt werden, zur Genuͤge
                              behoben. Nach diesem stellt sich die Ueberzeugung hervor, daß die steinernen, von
                              dem Steinmezmeister Joseph Kranner angefertigten
                              Marmorroͤhren in jeder Hinsicht anzuempfehlen und besonders fuͤr die
                              hiesigen Wasserleitungen am zwekmaͤßigsten sind, weil, wie bereits oben
                              erwaͤhnt worden ist, die steinernen Roͤhren durch Mitfuͤhrung
                              der feinen Schlamm- und Sandtheile nicht im mindesten in der innern
                              Beruͤhrungsflaͤche angegriffen und die Reinigung derselben von
                              Schlamm- und Sandtheilen leicht bezwekt werden kann.
                           Auch muß von Seite der technischen Abgeordneten bemerkt werden, daß in Hinsicht der
                              schon gelegten Roͤhren nachtraͤglich bei eintretenden Ableitungen
                              durchaus keine hemmenden Umstaͤnde eintreten, weil bei den gelegten
                              Roͤhren die Anbohrung ohne Herausnahme derselben ohne alle Schwierigkeit
                              sowohl von oben als von den Seiten bewerkstelligt werden kann und die Legung sowohl
                              der Hauptroͤhren, als die Anbringung der Seitenableitungen durchaus keine wie
                              immer gearteten mechanischen Schwierigkeiten darbietet. (Allg. Ztg. fuͤr
                              National-Industrie, 1844, Nr 79.)
                           
                        
                           Verfahren die Schrotkörner nach der Groͤße und
                              Vollkommenheit des Korns zu sortiren.
                           Folgendes in den Kaͤrnthnerischen Schrotgießereien angewendete Verfahren wurde
                              in den Sizungen der technischen Deputation des Handwerker-Vereins zu Chemnitz
                              mitgetheilt:
                           Die Schrotkoͤrner wie sie vom Guß kommen, sind von verschiedener
                              Groͤße, auch sind sie nicht alle voͤllig rund; diese lezteren
                              gewoͤhnlich birnartig geformten, also mißrathenen Schrote, muͤssen,
                              weil sie unbrauchbar sind, ausgeschieden und wieder umgeschmolzen werden. –
                              Dieses Sortiren auf die moͤglichst einfache und billige Weise zu
                              bewerkstelligen ist wegen des niedrigen Preises des Fabricats nicht unwichtig. Die
                              gewoͤhnliche und bekannte Siebvorrichtung ist fuͤr sich allein nicht
                              voͤllig zwekmaͤßig, weil das Sortiren dabei viel Zeit erfordert; eine
                              sinnreiche Vorrichtung erleichtert dieß sehr.
                           Die Schrotkoͤrner werden in ein trogartiges Gefaͤß von Holz
                              geschuͤttet, welches unten eine 3–4 Zoll weite, mit einem Schieber
                              verschließbare Oeffnung hat. Unter diesem Trog ist eine schiefe Ebene von einem
                              maͤßigen Neigungswinkel angebracht, auf welche die Schrote fallen
                              muͤssen, wenn der Schieber geoͤffnet wird. Diese geneigte Ebene bildet
                              aber keine zusammenhangende Flaͤche, sondern hat mehrere Unterbrechungen, so
                              daß sie aus einzelnen Theilen besteht, zwischen denen sich immer eine mehrere Zoll
                              weite Kluft befindet.
                           
                           Die Wirkung dieser Einrichtung ist eine doppelte; die mißrathenen
                              birnfoͤrmigen Koͤrner rollen auf der geneigten Flaͤche nicht in
                              gerader Linie fort, sondern beschreiben ihrer Form wegen eine bogenfoͤrmige
                              Bahn und gleiten daher an der Seite uͤber die Flaͤche hinab, wo sie in
                              ein bereit stehendes Gefaͤß fallen; die runden Schrote hingegen eilen in
                              gerader Linie uͤber die Ebene hinab, jedoch je nach ihrer Groͤße mit
                              verschiedener Kraft. Die groͤßten, also schwersten, deren Lauf wegen ihres
                              groͤßeren Gewichts am staͤrksten ist, uͤberspringen die
                              verschiedenen Zwischenraͤume oder Kluͤfte und sammeln sich unten in
                              einem Behaͤlter; die weniger großen uͤberspringen auch einige dieser
                              Zwischenraͤume, fallen aber, da die Kraft ihres Rollens wegen ihrer geringern
                              Schwere sich bald vermindert, in einen der Zwischenraͤume. Die kleinsten
                              Schrote fallen schon in die erste Kluft, weil sie wegen ihrer Leichtigkeit schon
                              diese nicht zu uͤberspringen vermoͤgen. Es sammeln sich daher die
                              Schrotkoͤrner nach ihrer verschiedenen Groͤße in den Gefaͤßen,
                              welche unter den erwaͤhnten Zwischenraͤumen angebracht sind. Das noch
                              weiter erforderliche Sortiren der Schrote auf dem Sieb erfordert dann nur einen
                              verhaͤltnißmaͤßig sehr kurzen Zeitaufwand. (Allg. Ztg. f.
                              National-Indstr.)
                           
                        
                           Guérin's neues Georama.
                           Dieses (in Paris aufgestellte) Georama ist eine große Kugel, welche von einem Pol zum
                              andern 10 Meter im Durchmesser hat, in deren Inneres der Beschauer mittelst einer
                              Treppe gefuͤhrt wird, welche auf eine der Flaͤche des Aequators
                              entsprechende Gallerie fuͤhrt, von der aus man alle Erdtheile und Meere
                              uͤbersehen kann. Was in dem prachtvollen Ganzen, in dessen Mittelpunkt man
                              sich befindet, das Reich des Wassers vorstellt, besteht aus einem blaͤulichen
                              Seidenstoff, der so durchsichtig ist. daß das durch denselben hindurchgehende sanfte
                              Licht die Continente, die Archipel, die zerstreuten Inseln und die undurchsichtige
                              Oberflaͤche, auf welcher die festen Theile des Erdballs dargestellt sind, bis
                              auf die kleinsten Details erhellt. Die ohne zu große Uebertreibung dargestellten
                              Berge, die Ebenen und Plateaux, die durch einen gluͤklichen Gedanken
                              durchsichtig gehaltenen Meere und Seen, die thaͤtigen Vulcane, welche durch
                              purpur gefaͤrbte Krystall linsen feuerspruͤhend dargestellt sind, das
                              ewige Eis der hoͤchsten Punkte und die Polargegenden, malerisch
                              wiedergegeben, der uͤber die Gegenden der heißen Zone sich ausbreitende warme
                              Ton, der gruͤnliche Anblik endlich jener uͤber das noͤrdliche
                              Ende Asiens und Amerika's sich erstrekenden sumpfigen Wuͤsten bilden ein
                              harmonisches Ganzes, in welchem jedes Einzelne sich streng an seiner Stelle
                              befindet. Die Ausfuͤhrung des Ganzen ist eine hoͤchst
                              sorgfaͤltige. (Bulletin de la Société
                                 d'Encouragement, Nov. 1844, S. 485.)
                           
                        
                           Verbesserungen an Chuart's Gasoskop.
                           Die Verbesserungen, welche der Erfinder an seinem im polytechn. Journal Bd. LXXXVIII S. 342 beschriebenen Apparat
                              anbrachte, bezweken 1) denselben weniger zerbrechlich zu machen, damit er in den
                              Grubengaͤngen, wo er heftigen Stoͤßen ausgesezt ist, die bei seiner
                              fruͤhern Gestalt ihn sehr haͤufig zertruͤmmern wuͤrden,
                              zum gewoͤhnlichen Gebrauch eingefuͤhrt werden kann; 2) ihn zu gewissem
                              besondern Gebrauche auf einen kleinen Maaßstab zu reduciren, damit er, seine ganze
                              Empfindlichkeit beibehaltend, von den Aufsehern in der Hand getragen werden kann und
                              ihnen, wenn sie die Runde machen, die Punkte der Grube angibt, wo Schwaden
                              austreten; endlich, wenn man nach ein- bis zweitaͤgiger Ruhe wieder in
                              die Grube koͤmmt, anzeige, was im Innern derselben vorgegangen seyn mag. Zu
                              lezterm Behufe wurde das Glokenspiel so eingerichtet, daß wo der Apparat auch
                              angebracht seyn mag, das Laͤuten schon am Eingange gehoͤrt wird und
                              nicht nur ein einzigesmal, sondern oft und schnell nach einander stattfindet. (Comptes rendus, Januar 1845, No. 1.)
                           
                        
                           
                           Ueber das Kohlenoxydgasgebläse.
                           Wenn man ein Gemenge von 2 Vol. Kohlenoxydgas und 1 Vol. Sauerstoffgas zu einer engen
                              Oeffnung ausstroͤmen laͤßt, so schlaͤgt die Flamme nicht nur
                              nicht zuruͤk in das Reservoir, sondern verloͤscht sogar von selbst,
                              sobald das Gas mit einiger Geschwindigkeit ausstroͤmt. Deßhalb ist diese
                              Entzuͤndung mit keiner Gefahr einer Explosion verbunden, und da das genannte
                              Gasgemenge eben so viel Waͤrme in demselben Volumen wie Knallgas entwikelt,
                              so kann man dadurch vortheilhaft das Knallgasgeblaͤse mit gemengten Gasen
                              ersezen.
                           Entwikelt man das Kohlenoxydgas nach Fownes aus
                              Kaliumeisencyanuͤr und Schwefelsaͤure, wobei ich bemerken will, daß
                              die Saͤure auf einmal in einem geraͤumigen Kolben aufzugießen und dann
                              zu erhizen ist, bis die Gasentwikelung lebhaft wird, worauf das Feuer auf einige
                              Zeit ganz entfernt werden muß, so erhaͤlt man aus 100 Gram. Blutlaugensalz
                              31633 Kubikcentimeter (1,39 Dresdener oder 0,92 Pariser Kubikfuß) Kohlenoxydgas und
                              bedarf dazu 58 Gramme chlorsaures Kali zur noͤthigen Sauerstoffgasmenge.
                           Wenn man das Geblaͤse benuzen will, muß man dicht vor die Muͤndung des
                              Ausstroͤmungsrohres eine kleine Spiritusflamme anbringen. Da dieselbe ein
                              Zuruͤkschlagen der Entzuͤndung bewirken kann, wenn man den Hahn
                              zudreht, weil alsdann die Rohrmuͤndung moͤglicher Weise so heiß wird,
                              daß auch das Innere sich entzuͤndet, so ist es rathsam, nicht sogleich an der
                              gewoͤhnlichen Ausstroͤmungsmuͤndung des Gasometers das Gas zu
                              entzuͤnden, sondern an dieses erst noch eine bis auf eine angemessene
                              Oeffnung zugeblasene Glasroͤhre anzubringen, wodurch man auch die
                              Bequemlichkeit erhaͤlt, das Rohr etwas bewegen zu koͤnnen. Wirklich
                              habe ich einmal bemerkt, daß das Gas in der Roͤhre zuruͤkbrannte, aber
                              ohne Geraͤusch und an der Hahnmuͤndung des Gasometers
                              verloͤschend. Nimmt man die Entzuͤndungslampe hinweg, ehe man den Hahn
                              schließt, so scheint dieses Zuruͤkbrennen nicht einzutreten; auch glaube ich
                              nicht, daß es durch eine Roͤhre, die auf eine groͤßere Laͤnge
                              eng genug ist, wie z.B. die Hahnoͤffnung des Gasometers, jemals
                              zuruͤkbrennt.
                           Hinsichtlich der Wirkung dieses Geblaͤses kann ich genaue Vergleichungen mit
                              dem Knallgasgeblaͤse nicht liefern, da ich lezteres nur mit zwei Recipienten
                              und dem Doppelhahne in Anwendung gebracht habe. Es scheint mir jedoch die Wirkung
                              wenigstens nicht geringer, da ich mit dem gewoͤhnlichen Druke eines
                              Gasometers 1,25 Gram. Platin aus einzelnen Kugeln auf einer Unterlage von Magnesit
                              leicht zu einem einzigen Korne vereinigt und Quarz geschmolzen habe. Die
                              Ausstroͤmungsoͤffnung war 0,5 Millimeter weit. Fr. Reich. (Journal fuͤr praktische Chemie, Bd.
                              XXXIII, S. 477.)
                           
                        
                           Neuer galvanoplastischer Apparat.
                           Hr. Enzmann machte die
                              uͤbrigens nicht mehr neue Beobachtung, daß die ungleiche Wirkung der
                              galvanoplastischen Apparate vorzuͤglich von der ungleichen Einwirkung der
                              erregenden Fluͤssigkeit auf die Metalloberflaͤchen herruͤhrt
                              und daß der elektrische Strom gleiche Intensitaͤt behaͤlt, so lange
                              die Zinkoberflaͤche rein bleibt und sich nicht mit Oxyd uͤberzieht. Er
                              suchte daher durch mit dem Zink in Beruͤhrung gebrachte Buͤrsten
                              demselben bestaͤndig eine reine metallische Oberflaͤche zu erhalten,
                              um einen lange Zeit constant bleibenden elektrischen Strom hervorzubringen.
                           Um diese Idee mechanisch auszufuͤhren, nahm er einen rechtwinkeligen
                              hoͤlzernen Kasten, an dessen langen Seitenraͤndern er einen kleinen
                              Cylinder sich drehen ließ, welcher als Achse oder Wellbaum fuͤr eine gewisse
                              Anzahl Kupfer- und Zinkscheiben diente. Auf eine der schmalern Seiten
                              schraubte er ein Gestell auf, welches feine Buͤrsten fuͤhrt und auf
                              die entgegengesezte Seite Traͤger von Federzangen, welche zur Herstellung der
                              Communicationen dienten und an deren einer der Leitungsdraht endigte. In dem
                              Holzkasten befand sich ein zweiter von Kupfer von gleicher Laͤnge und Breite,
                              aber geringerer Hoͤhe; dieses Kupfergefaͤß ist der Laͤnge nach
                              durch eine angekittete poroͤse Scheidewand in zwei Theile getheilt. In eine
                              dieser Abtheilungen, in welche die Kupferscheiben hinabgehen, wird
                              Kupfervitriol-Loͤsung gegossen, die andere, welche die Zinkscheiben
                              enthaͤlt, wird mit angesaͤuertem Wasser angefuͤllt. Macht man
                              mehrere solche poroͤse Abtheilungen, so kann dem elektrischen Strom
                              groͤßere Kraft gegeben werden, wobei jedoch stets die Reihenfolge: Kupfer, Zink, Kupfer, Zink
                              u.s.f. seyn und ein zweiter Leitungsdraht von dem Kupfergefaͤß ausgehen muß.
                              Je groͤßer die Anzahl der Paare, desto mehr Elektricitaͤt wird
                              entwikelt.
                           Mittelst dieser Vorrichtung kann nicht nur die Quantitaͤt der entwikelten
                              Elektricitaͤt nach Belieben vermehrt, sondern durch fleißiges Umdrehen der
                              Metallscheiben um ihre Achse vermittelst der an den beiden Seiten der Zinkscheiben
                              anliegenden Buͤrsten lezteres Metall von allem erzeugten Oxyd gereinigt
                              werden, so daß die Oberflaͤche immer rein bleibt und der elektrische Strom
                              viel laͤngere Zeit hindurch gleiche Kraft behaͤlt, als dieß bei den
                              meisten bis jezt bekannten Vorrichtungen der Fall ist. (Technologiste, Jan. 1845, S. 164.)
                           
                        
                           Verfahren auf das Glas zu schreiben.
                           Nach folgendem Verfahren kann man in den Laboratorien auf Glaͤser leicht
                              Striche, Buchstaben etc. graviren, was oft wuͤnschenswerth ist. Man breitet
                              auf den Roͤhren, Flaschen etc. mit einem weichen Pinsel Firnißgrund, wie ihn
                              die Kupferstecher anwenden, aus; wenn derselbe troken ist, schreibt oder zeichnet
                              man mit einer Nadel, indem man damit bloß den Firniß beseitigt; dann breitet man auf
                              diesen Stellen eine wenig dike Schicht eines weichen Teigs aus, welchen man erst im
                              Augenblik des Bedarfs aus Flußpath-Pulver und concentrirter
                              Schwefelsaͤure bereitet. Nachdem derselbe einige Stunden mit dem Glas in
                              Beruͤhrung war, wascht man dasselbe ab und findet es nun hinreichend
                              geaͤzt. Der Teig wirkt noch staͤrker, wenn man ihn mit einem
                              duͤnnen Bleiblech bedekt. Simonin. (Journal de Chimie médicale, Jan. 1845, S. 7.)
                           
                        
                           Farben für Porzellan von den Gebruͤdern Desfossé in Paris.
                           Die Erfahrung der mit Recht so hochberuͤhmten koͤnigl. Porzellanfabrik
                              zu Sèvres, welche namentlich auch in der Malerei unerreicht ist, hinsichtlich
                              der Farben, kann nun mit verhaͤltnißmaͤßig geringen Kosten von
                              saͤmmtlichen betreffenden Industriellen benuzt werden. Die Gebruͤder
                              Desfossé (rue de Bondy Nr. 72 in Paris), die Soͤhne des
                              ehemaligen Chimiste en chef der Fabrik zu Sévres,
                              haben (nach dem Bericht uͤber die Pariser Industrie-Ausstellung in den
                              polytechnischen Mittheilungen von Volz und Karmarsch 1844 Bd. I S. 141) eine ausgezeichnete Folge
                              von Farben fuͤr Porzellan und uͤbrige irdene Waaren in den Handel
                              gebracht; sie verlangen folgende Preise:
                           fuͤr gewoͤhnliches Kapselfeuer kosten 32 Gramme, oder
                              die Unze:
                           Gelb, Elfenbein 2 Fr., Jonquille 1,50. Silber 2 Fr., helles zum
                              Mischen 1 Fr., dunkles zum Mischen 1 Fr., feuerbestaͤndig 1 Fr. 50.
                           Chamois 1,50 Fr.
                           Roth, Capuciner 1,50 Fr., Fleischfarbe 1,50., dunkel 1,50.
                           Blau, himmelblau 1,50 Fr., dunkel 2 Fr., Sammtblau, eine Nachahmung
                              der Farbe bei starkem Ofenfeuer, 2 Fr., Ultramarin 3 Fr.
                           Carmin 4 Fr.
                           Purpur 8 Fr.
                           Violet, goldviolet 6 Fr., Eisen 1,50.
                           Carmelite 1,50 Fr.
                           Gruͤn, helles Chromgruͤn 2, dunkel 3,
                              Chromgruͤn zum Malen 3, Turquoisegruͤn 4, Turquoiseblau 4,
                              gruͤnblau 5, schwarzgruͤn 1,50 Fr.
                           Nankin 1,50 Fr.
                           Braun, gelbbraun 4,50 Fr., Nelken 2, rothbraun 1,50, bitumenbraun
                              1,50. Andere 1,50 Fr.
                           Grau, hell 1,50, dunkel 1,50 Fr.
                           Schwarz 1,50 Fr.
                           Weiß, chinesisch zum Mischen 2 Fr., feuerbestaͤndig 1,50,
                              Reliefweiß 0,75.
                           Relief gelb 0,50 Fr.
                           Allgemeine Grundirfarbe 1,50 Fr.
                           Fuͤr starkes Kapselfeuer;
                           Harte Farben:
                           Gelb, Jonquille 2 Fr., gelb zum Mischen 1,50, dunkelgelb 1,50.
                           
                           Gruͤn, Chromgruͤn 6 Fr., Chromgruͤn No. 2 : 3
                              Fr.
                           Turquoise 5 Fr.
                           Blau, dunkel 2,50 Frc., Sammtblau, Nachahmung der Farbe bei starkem
                              Ofenfeuer 3 Fr.
                           Schwarz 2 Fr.
                           Purpur 12 Fr.
                           Fuͤr starkes Ofenfeuer:
                           Chromgruͤn 8 Fr. Blau 8 Fr. Dunkelbraun 2 Fr. 50.
                           Saͤmmtliche Farben mit Wasser abgerieben kosten fuͤr
                              die Unze 0,50 Fr. mehr.
                           
                        
                           Ueber den Salmiakgehalt ausgewaschener Thierkohle.
                           Melsens machte folgende Erfahrungen mit
                              kaͤuflicher Thierkohle. In unausgewaschener Thierkohle fand er durchaus
                              keinen Salmiak; dagegen fand er dieses Salz in zweierlei Kohlen, welche mit
                              Salzsaͤure auf das Sorgfaͤltigste ausgewaschen worden waren. Er fand
                              durch weitere Versuche, daß dieser Salmiakgehalt daher ruͤhrt, daß die
                              unausgewaschene Kohle Ammoniak enthaͤlt. Buchsbaumkohle, mit
                              Salzsaͤure und mit einem Gemenge von Wasserstoffgas, Stikstoff und
                              Salzsaͤure mit und ohne Waͤrme behandelt, zeigte keine Spur Salmiak.
                              Eben so verhielt sich Platinschwamm. Melsens
                              erklaͤrt sich den Salmiakgehalt der gewaschenen Thierkohle dadurch, daß bei
                              der Einwirkung der Salzsaͤure auf dieselbe Schwefelwasserstoff entwikelt
                              wird, welcher vom Sauerstoff der Luft, der im Wasser sich geloͤst oder in der
                              Kohle sich verdichtet befindet, zersezt wird und den zur Bildung des Ammoniaks
                              noͤthigen Wasserstoff liefert, welcher im status
                                 nascens und in Gegenwart von Salzsaͤure sich an den
                              aufgeloͤsten Stikstoff begibt. Versuche mit Buchsbaumkohle und
                              Schwefelwasserstoff unter passenden Umstaͤnden lieferten bestaͤtigend
                              salmiakhaltige Kohle. (Comptes rendus, Decbr. 1844, Nr.
                              24.)
                           
                        
                           Neue Verbindung von schwefelsaurem Kupfer und Zuker.
                           Wenn man zwei concentrirte Aufloͤsungen von Zuker und Kupfervitriol vermischt,
                              so bildet sich von einem Tag zum andern, bisweilen schon nach einigen Stunden ein
                              etwas blaͤulicher weißer Niederschlag; derselbe besteht aus 1 Aeq.
                              wasserfreiem schwefelsaurem Kupfer, 4 Aeq. Wasser und 1 Aeq. Kandis. Man kann den
                              Zuker daraus leicht in krystallisirbarem Zustand abscheiden, wenn man die Verbindung
                              mit Barytwasser behandelt, welches das Kupferoxyd und die Schwefelsaͤure
                              niederschlaͤgt; den in Ueberschuß zugesezten Baryt kann man durch
                              Kohlensaͤure abscheiden und den Ueberschuß von lezterer durch Waͤrme
                              austreiben.
                           Die Wirkung der Waͤrme auf diese Verbindung ist sehr interessant. Aus ihrer
                              Aufloͤsung in Wasser sezt sich anfangs Kupferoxydul und dann metallisches
                              Kupfer ab. Troknet man sie bei gelinder Waͤrme aus und erhizt sie dann
                              allmaͤhlich auf 140° C., so verliert sie nach und nach alles Wasser
                              und hinterlaͤßt zulezt als Ruͤkstand wasserfreies schwefelsaures
                              Kupfer und Kohle. Dieser Versuch gelingt aber nur sehr schwierig. Ch. Barreswil. (Journal de
                                 Pharmacie, Jan. 1845, S. 29.)
                           
                        
                           Swindells' Methode den Krapp zu
                              reinigen und Vorbereitung der Zeuge zum Krappfärben.
                           Folgende Verfahrungsarten ließ sich John Swindells,
                              Chemiker zu Manchester, am 12. Junius 1844 fuͤr England patentiren:
                           Behandlung des Krapps. Das Krapppulver wird mit einer
                              Aufloͤsung von Aezammoniak (oder auch aͤzendem Kali oder Natron) in
                              solcher Menge vermischt, daß sich das gelbe oder falbe Pigment des Krapps
                              gaͤnzlich verkohlen (?) kann, wenn man das Gemenge einer Hize aussezt, welche
                              65° Reaumur nicht uͤbersteigt. Der beste franzoͤsische Krapp
                              erfordert den achten Theil seines Gewichts kaustisches Alkali oder Ammoniak. Das
                              Product wird unmittelbar zum Faͤrben angewandt um ein schoͤnes
                              Rosenroth zu erzielen.
                           
                           Das Garancin wird mit dem Aezammoniak nicht erhizt, sondern bei seiner Anwendung bloß
                              mit demselben oder auch mit aͤzendem oder kohlensaurem Kali oder Natron
                              vermischt.
                           Faͤrbeverfahren. Um mit so praͤparirtem
                              oder auch mit gewoͤhnlichem Krapp zu faͤrben, unterzieht der
                              Patenttraͤger die gebleichte oder vollkommen gereinigte Baumwolle folgender
                              Vorbereitung: er taucht sie einige Stunden lang in eine Aufloͤsung von
                              thierischem Leim oder Eiweiß (welche 1,04 specifisches Gewicht zeigt) und passirt
                              die herausgenommene Waare dann zwoͤlf Stunden lang durch eine starke
                              Aufloͤsung von Gerbestoff. Hierauf windet er die Waare aus und troknet sie
                              vollkommen. Dieses Verfahren kann nach der gewuͤnschten Intensitaͤt
                              der zu erzeugenden Farbe wiederholt werden oder nicht. Die Waare wird dann auf
                              gewoͤhnliche Weise gebeizt und gefaͤrbt. (Repertory of Patent-Inventions, Jan. 1845, S. 43.)
                           
                        
                           Swindells' patentirtes Verfahren
                              Blutlaugensalz und Ammoniak zu bereiten.
                           Um ein Surrogat fuͤr Hufe, Horn und
                              aͤhnliche thierische Materialien zu gewinnen, welche man gewoͤhnlich
                              zur Fabrication von Blutlaugensalz benuzt, reibt der Patenttraͤger
                              Steinkohlen oder Holzkohlen zu einem feinen Pulver und mischt damit eine
                              Aufloͤsung von thierischem Leim oder auch Eiweiß, so daß ein Teig entsteht,
                              welchen er austroknet. Dieses Surrogat wird dann gerade so wie Horn zur
                              Blutlaugensalz-Fabrication verwendet.
                           Um Cyankalium oder Blutlaugensalz zu bereiten,
                              verfaͤhrt der Patenttraͤger folgendermaßen: zuerst verschafft er sich
                              reines Stikgas mittelst atmosphaͤrischer Luft, welche er durch erhizte
                              Holzkohlen oder Kohks leitet, so daß sich ihr Sauerstoff vollstaͤndig in
                              Kohlensaͤure verwandelt. Das erzeugte Gemisch von Kohlensaͤure und
                              Stikgas treibt er mittelst einer Maschinerie durch Kalkmilch oder Kalkhydrat, so daß
                              alle Kohlensaͤure absorbirt und allenfalls vorhandener Wasserdampf verdichtet
                              wird, es bleibt dann ziemlich reines Stikgas zuruͤk. Lezteres leitet er durch
                              Holzkohle, welche zuvor mit Potasche gesaͤttigt wurde und in einer luftdicht
                              geschlossenen Retorte auf starker Rothgluͤhhize, die sich der
                              Weißgluͤhhize naͤhert, erhalten wird, wobei sich Cyankalium
                              bildet.
                           Natuͤrlich kann man sich das reine Stikgas statt mittelst
                              atmosphaͤrischer Luft, auch aus Stikoxydul- oder Stikoxydgas auf
                              dieselbe Weise bereiten.
                           Um Ammoniak zu bereiten, leitet der Patenttraͤger
                              reines Stikgas oder bloß atmosphaͤrische Luft, welche mit der erforderlichen
                              Menge Wasserdampf vermischt sind, durch rothgluͤhende Holzkohlen oder Kohks
                              in einem geschlossenen oder offenen Apparat. (Repertory of
                                 Patent-Inventions, Jan. 1845, S. 44.)
                           
                        
                           Schuz öffentlicher Monumente vor Ueberwachsung mit
                              Kryptogamen.
                           H. Jobard bemerkt, daß das Regenwasser, welches
                              uͤber den bronzenen Obelisken zu Muͤnchen auf den Granit, welcher
                              dessen Basis bildet, herabfaͤllt, ihn in einem Zustand der Frische
                              erhaͤlt, der absticht mit den Stellen in der Naͤhe des Steins,
                              uͤber welche kein mit Kupfer beladenes Wasser herabfließt. Er glaubt, daß
                              dieses Anzeichen zur Beschuͤzung oͤffentlicher Monumente vor sie
                              verunreinigenden Kryptogamen benuͤzt werden koͤnnte, durch zeitweises
                              Waschen derselben mit Wasser, worin etwas Kupfersalz aufgeloͤst ist. (Comptes rendus, Decbr. 1844, Nr. 26.)