| Titel: | Ueber einen Beleuchtungsversuch mit Bunsen's galvanischer Batterie; vom Architekten Dalmont. | 
| Fundstelle: | Band 95, Jahrgang 1845, Nr. LXXV., S. 291 | 
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                        LXXV.
                        Ueber einen Beleuchtungsversuch mit Bunsen's galvanischer
                           Batterie; vom Architekten Dalmont.
                        Aus dem Technologiste, Bd. V, S.
                              113.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              IV.
                        Dalmont, über Beleuchtung mit Bunsen's galvanischer
                           Batterie.
                        
                     
                        
                           Ein für die Wissenschaft und Industrie gleich interessanter Versuch wurde auf der
                              Place de la Concorde zu Paris von den HHrn. Deleuil und Achereau angestellt.Man vergl. über diese Beleuchtungsart Selligue's Bemerkungen im polytechn.
                                    Journal Bd. XCI S. 325. Auf einem der Pavillons, welche die diesen Plaz zierenden Statuen tragen,
                              auf dem von Lille, befestigte man auf den Knieen der Statue ein Brettchen, das eine
                              eiförmige Glaskugel stüzte, die einen Davy'schen Apparat
                              enthielt, aus Kupferstängchen bestehend, welche mit conisch zugespizten Kohlen
                              armirt waren; diese Stängchen sollten, nachdem unterhalb der Kugel mittelst der
                              Luftpumpe der luftleere Raum hergestellt war, sobald ihre Enden mit den beiden Polen
                              einer im Innern des Pavillons befindlichen galvanischen Batterie in Verbindung
                              gesezt wurden, einen Lichtstrahl von sich geben.
                           Die galvanische Batterie, um den constanten Strom hervorzubringen, stand auf einem
                              Tisch und bestand aus 200 Elementen oder Paaren nach Bunsen's System.Polytechnisches Journal Bd. LXXXIV S.
                                       379. Die Communication zwischen den Elementen war auf derselben Linie, vom ersten
                              Element dieser Linie bis zum lezten, von oben nach unten hergestellt, und ging dann,
                              sich an die nächste Linie knüpfend, von unten nach oben und so fort bis zum lezten
                              Element. Die beiden lezten die Batterie beschließenden Elemente waren mit Stängchen
                              verbunden, woran die Metalldrähte befestigt waren, welche beide aus dem Fenster tretend,
                              sich mit den Enden der mit conischen Kohlenstükchen armirten Kupferstängchen
                              vereinigten, die sich unter dem auf dem Brettchen befestigten Glase befanden.
                           Eines Abends, um 9 Uhr, wurde die Batterie in Thätigkeit gesezt, und als sie den zu
                              dieser Operation erforderlichen constanten Strom hervorbrachte, wurden auf der
                              Hälfte des Plazes in der Längenrichtung alle Gasbrenner, 50 an der Zahl – der
                              Plaz hat deren 100 – ausgelöscht, so daß vom Obelisk bis zum Garten der
                              Tuilerien vollkommene Finsterniß herrschte. Nachdem unter der Kugel, welche 0,300
                              Meter im Durchmesser hatte, der luftleere Raum hergestellt war, sah man ungefähr 6
                              Meter über dem Boden einen Lichtstrahl, welcher das Gaslicht bei weitem verdunkelte
                              und der Flamme desselben das Aussehen eines schlechten Lampenlichts ertheilte. Diese
                              Beleuchtung, von bleicher Farbe wie die des Monds, warf Strahlen, welche das Gesicht
                              durchaus nicht ermüdeten. Mittelst Reflectoren, wovon der eine 0,250 und der andere
                              0,720 Meter im Durchmesser hatte, wurden diese Lichtstrahlen in verschiedene
                              Richtungen geworfen, welche sich bis zur Kron-Insignien-Kammer (gardemeuble de la couronne), der Basis des Obelisken,
                              dem Gatter des Gartens der Tuilerien, und zwar in hinlänglicher Stärke erstrekten,
                              so daß alle diese Gegenstände wie beim Mondlicht zu erkennen waren; wir konnten mit
                              Hülfe dieses Lichtstrahls in einem Abstand von 150 Meter noch sehr gut lesen. Der
                              Versuch dauerte eine Stunde; der Apparat aber hätte, wie uns versichert wurde, 6
                              Stunden lang ein eben so intensives Licht geben können.
                           Hr. Bunsen hatte einen Versuch
                              mit einer Batterie von 48 Paaren angestellt und durch die Entfernung der
                              Kohlenspizen einen Lichtstrahl von 0,007 Meter Länge erhalten, dessen Intensität er
                              mittelst eines Apparats seiner Erfindung gleich fand derjenigen von 572
                              Stearinkerzen oder 63 Gasbrennern.
                           Bei obigem Versuch, wo nach der Berechnung ein 2025 Stearinkerzen gleichkommendes
                              Licht hervorgebracht wurde, sollen die Kosten für Zink, Säure, Kohle und Herstellung
                              des luftleeren Raums nur 10 1/2 Frcs. betragen haben.
                           Wie aber Hr. Becquerel schon
                              richtig bemerkte, ist die Anwendung der Bunsen'schen
                              Batterie von zwei großen Uebelständen begleitet. Indem die Salpetersäure in desto
                              größerer Menge zersezt wird, je lebhafter die Einwirkung ist, findet Entwiklung
                              salpetrigsauren Gases statt, welches die Arbeiter, wenn sie sich in einem engen Raum
                              befinden, belästigt und alle Metalle angreift; auch tritt ein Zeitpunkt ein, wo der
                              Strom aufhört konstant zu seyn, und der Apparat daher keinen Lichtstrahl von gleicher Stärke mehr
                              hervorbringen kann. Diese Unterbrechung des konstanten Stroms ist Folge der durch
                              die Scheidewand von poröser Erde erzeugten Endosmose zwischen den beiden
                              Flüssigkeiten, wodurch sie sich vermischen, worauf der Strom aufhört constant zu
                              seyn.
                           Es wäre zu wünschen gewesen, daß die HHrn. Deleuil und Archereau bei ihren Versuchen die von Hrn. Becquerel angegebenen Mittel, die Vermischung
                              der Flüssigkeiten zu verhüten, ohne der Intensität des Stroms zu schaden, angewandt
                              hätten; indessen verdienen sie nichtsdestoweniger Dank, einen Versuch in so großem
                              Maaßstab angestellt und durch denselben die Aufmerksamkeit auf eine so interessante
                              Anwendung der Wissenschaft, die Errichtung einer elektro-magnetischen
                              Maschine behufs einer fixen Beleuchtung, hingelenkt zu haben.
                           A, Fig. 36 und 37, zeigt den
                              Tisch, auf welchem sich die Paare befanden; B die
                              galvanischen Paare; c, c die Drähte, welche an den
                              Kupferstreifen auf den Knieen der Statue hinlaufen; D
                              das Fenster, aus welchem diese Drähte treten. E, Fig. 37, ist
                              der eiförmige Glasballon, in welchem die leuchtenden Kohlen einander gegenüber
                              angebracht waren.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
