| Titel: | Vorrichtungen zum Waschen oder Spülen der Baumwollstüke, so wie zum Passiren derselben durch die Indigoküpe. | 
| Fundstelle: | Band 95, Jahrgang 1845, Nr. LXXXVII., S. 346 | 
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                        LXXXVII.
                        Vorrichtungen zum Waschen oder Spuͤlen der
                           Baumwollstuͤke, so wie zum Passiren derselben durch die
                           Indigokuͤpe.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              V.
                        Vorrichtungen zum Waschen oder Spülen der
                           Baumwollzeuge.
                        
                     
                        
                           I. Englische Spülmaschine (Rinsing machine).
                           Diese Maschine (Fig.
                                 3) dient zum Ersaz des Spülens aus freier Hand, besonders für feinere
                              Waare. Sie erklärt sich schon so ziemlich durch den bloßen Anblik. Es ist ein etwa
                              12 Fuß langer, an dem einen Ende 4, an dem andern Ende 2 Fuß hoher Behälter von der
                              Breite der zu spülenden Zeuge, der Länge nach in eine Anzahl (hier 8) Fächer
                              getheilt. An dem höheren Ende sind zwei Walzen B, deren
                              untere durch die Haupttriebwelle der Fabrik in Umgang gesezt wird, während die
                              obere, durch ein Gewicht C beschwert, darauf
                              herabgedrükt wird. Ein ähnliches Walzenpaar ist auch bei D. Die mit den Enden zusammengereihten Stüke werden über eine Menge Walzen geleitet,
                              die sich, wie die Abbildung zeigt, in den Abtheilungen der Maschine befinden und in
                              der Richtung von A nach B
                              mittelst der Drukwalzen B und D fortgezogen, während ein Strom reines Wasser in der entgegengesezten
                              Richtung, also von B nach A
                              hindurchgeleitet wird. Dieses Wasser fließt über den Rand der ersten Abtheilung in
                              die zweite, von dieser in die dritte u.s.f., so daß sich in der ersten Abtheilung
                              fast ganz reines Wasser befindet, und die späteren Abtheilungen der Reihe nach mehr
                              und mehr unreines Wasser enthalten. Die Zeuge nun gelangen bei ihrer
                              entgegengesezten Bewegung zuerst in das unreinste Wasser, woselbst sie die gröbsten
                              Ueberreste des Farbebades absezen, tauchen nach und nach, so wie sie reiner werden,
                              auch in immer reineres Wasser, werden sodann bei D
                              zwischen den Walzen ausgedrükt, passiren hierauf das ganz reine Wasser in der ersten
                              Abtheilung, und werden endlich zwischen den Walzen B
                              nochmals ausgedrükt, worauf sie zum Troknen fertig sind. Es ist einleuchtend, daß
                              man je nach der größeren oder geringeren Geschwindigkeit, mit welcher die Zeuge
                              durch den Apparat Passiren, und mit welcher man das Wasser hindurchleitet, die
                              Wirkung beliebig erhöhen oder schwächen kann. Je langsamer der Zeug und je schneller
                              das Wasser sich fortbewegt, um so vollständiger ist die Reinigung. (Ure's
                              Dictionary of arts.Deutsche Bearbeitung von Karmarsch und Heeren, Bd. III S. 317.)
                           
                        
                           II. Leese's Apparate zum Waschen der
                                 Stüke.
                           Der in Fig. 27
                              abgebildete Waschapparat besteht aus einem Wasserkasten a, in welchem das Walzengestell b hängt,
                              nämlich mittelst zweier Zapfen c, welche in starken
                              Stangen eingestekt werden, die an den Seiten des Gestells befestigt sind; auf diesen
                              Zapfen läßt man das Walzengestell sich schwingen.
                           Das Gestell ist mit einer Reihe von Walzen d, d versehen,
                              über welche die zu waschenden Stüke ausgebreitet werden; an einem Ende des Gestells
                              ist ein Paar Zieh- oder Spannwalzen e, e
                              befestigt, um die Stüke durch den Kasten ziehen zu können. Diese Spannwalzen bewegen
                              sich mit dem Walzengestell, so daß bei der schwingenden Bewegung, welche lezterem
                              ertheilt wird, keine plözliche Unterbrechung oder Unregelmäßigkeit in der Bewegung
                              des Stükes durch den Kasten stattfinden kann.
                           Sollen Stüke gewaschen werden (das Wasser gelangt durch den Hahn f in den Kasten), so werden sie über die sämmtlichen
                              Walzen des Gestells mittelst der Spannwalzen durch den Kasten gezogen, indem man
                              zugleich dem Gestell eine schwingende Bewegung ertheilt.  Das Stük wird, während es sich
                              vorwärts bewegt, gegen das Wasser gedrükt; durch die Geschwindigkeit, womit man das
                              Gestell sich bewegen läßt, kann man den Druk des Wassers gegen das Stük nach
                              Belieben reguliren. Sollte man finden, daß wegen des Widerstands des Wassers der
                              Stoß auf das Stük, während es durch den Kasten gezogen wird, zu groß ist, so muß man
                              die Spannwalze nur zeitweise in Gang sezen: man windet nämlich das Stük über die
                              sämmtlichen Walzen und sezt hierauf das Gestell in Bewegung, bis das Stük
                              hinreichend gewaschen ist, worauf man die beiden Spannwalzen dreht, bis sämmtliche
                              Walzen im Gestell mit einem neuen Stük umspannt sind, worauf man das Gestell wieder
                              sich schwingen läßt u.s.f.
                           Der Waschapparat Fig. 28 beruht auf einem ähnlichen Princip, nämlich dem Druk des über das
                              Walzensystem gewundenen Stüks gegen das Wasser im Kasten. a ist der Wasserkasten; b ein Walzengestell,
                              welches in dem Kasten auf vier Rädern steht; am Boden des Kastens sind kurze eiserne
                              Schienen, auf welchen die Räder laufen, so daß das Walzengestell im Kasten
                              rük- und vorwärts bewegt werden kann. Sollen Stüke in diesem Apparat
                              gewaschen werden, so zieht man sie mittelst der Spannwalzen über sämmtliche Walzen
                              des Gestells und bewegt dann lezteres horizontal auf den Schienen hin und her; die
                              Spannwalzen können übrigens bei diesem Apparate wie beim vorhergehenden fortwährend
                              oder bloß zeitweise in Umlauf gesezt werden, je nach Erforderniß.
                           
                        
                           III. Leese's Apparat zum Blaufärben der
                                 Stüke in der Indigoküpe.
                           In Fig. 29
                              sind a und b zwei
                              gewöhnliche Indigoküpen; soll ein sehr tiefes Blau gefärbt werden, so müssen sie
                              weiter und etwas tiefer als sonst seyn. c und d sind zwei Gestelle mit einer Reihe von Walzen e, e, e, e, welche in den Küpen verwendet werden. In
                              einer beträchtlichen Höhe über den Küpen und gerade über ihnen, befindet sich in
                              einem fixirten Gestell eine andere Reihe von Walzen f, f, f,
                                 f, welche in der entgegengesezten Richtung von denjenigen in den Küpen
                              angeordnet sind. Die Höhe dieser Walzen richtet sich nach der Geschwindigkeit, womit
                              das Stük durch die Küpe bewegt werden soll; nachdem dasselbe die Küpe passirt hat,
                              muß ihm nämlich Zeit genug gelassen werden, damit sich der Indigo durch die
                              Berührung mit der Luft oxydiren und folglich befestigen kann, bevor das Stük
                              neuerdings in die Küpe tritt.
                           An den Enden jeder Reihe der oberen Walzen f, f sind
                              kleine Rollen befestigt; ein endloser Riemen h ist um
                              alle diese Rollen geschlungen und verbindet sie mit einander, so daß wenn die erste
                              Rolle in Bewegung
                              gesezt wird, alle übrigen durch sie bewegt werden und zwar mit gleichförmiger
                              Geschwindigkeit; anstatt der Rollen könnte man auch kleine Winkelräder anbringen.
                              Man kann bei dieser Vorrichtung auch bloß eine Indigoküpe anwenden; es hängt bloß
                              von der Intensität des zu erzielenden Blau oder von den auf die Stüke aufgedrukten
                              Farben ab, ob man zwei Küpen mit einander anwenden muß; wenn z.B. diese Farben durch
                              Kalkwasser passirt werden müssen, ehe sie in die Blauküpe kommen, oder wenn die
                              erste Küpe, in welche man das Stük einläßt, mehr Kalk enthalten muß als die zweite
                              – dann muß man zwei Küpen mit einander gebrauchen. Soll das Stük nur kurze
                              Zeit in einer Kalkküpe verbleiben, ehe es in die Indigoküpe gelangt, so befestigt
                              man eine kleine Kufe i, i über der Indigoküpe, wie in
                              Fig. 29;
                              nachdem das Stük ein- oder zweimal das erste oder zweite Walzenpaar in der
                              Kufe passirt hat, gelangt es in die Indigoküpe. Die gemeinschaftliche Anwendung
                              zweier Küpen gewährt auch noch einen anderen Vortheil; nachdem nämlich eine Anzahl
                              Stüke gefärbt und folglich der Indigogehalt der Küpen vermindert worden ist, kann
                              man eine dieser Küpen frisch ansezen, während die andere schwach ist, wodurch eine
                              größere Gleichförmigkeit in der Farbe der Stüke so wie in der Geschwindigkeit, womit
                              sie die Küpen passiren, erzielt wird.
                           Sollen Stüke, welche bedrukt sind, durch die Indigoköpe genommen werden, so rollt man
                              sie entweder um eine Walze oder legt sie in Falten auf ein Brett, welches über der
                              Mitte der Indigoküpe angebracht ist; unmittelbar über den Stüken ist eine hölzerne
                              Deke k, k, um sie troken zu erhalten, weil sonst Tropfen
                              von den nassen, die oberen Walzen passirenden Stüken darauffielen. Das Stük wird so
                              in die Küpe gelassen, daß es mit der unbedrukten Seite die Walzen umfangt und
                              empfängt eine Schicht Indigo, indem es unter den zwei ersten Walzen durchgeht; es
                              wird dann in der Richtung der Pfeile aus der Küpe gezogen, um durch die zwei Walzen
                              im oberen Gestell, welche denjenigen in der Küpe entsprechen, der Luft ausgesezt zu
                              werden. Es tritt dann mittelst des zweiten oder nächsten Walzenpaars wieder in die
                              Indigoküpe und so fort, bis es über alle Walzen passirt ist.
                           Wenn man zwei Küpen mit einander anwendet, wird man finden, daß das Stük, nachdem es
                              über alle Walzen gegangen ist, von der Mitte der ersten in die Mitte der zweiten
                              Küpe gelangt ist, aus welcher es hierauf durch ein paar Spannwalzen l, l gezogen wird, um auf eine Walze gerollt oder in
                              Falten niedergelegt zu werden; das Stük wird nun fortgenommen, um es zu säuern, zu
                              waschen etc.
                           
                           Weißäzen der indigblauen Stüke. – Um weiße Objecte
                              auf einem küpenblau gefärbten Stük hervorzubringen, wendet man in mehreren Fabriken
                              folgendes Verfahren an: das Muster wird mit einer Farbe aufgedrukt, welche aus einer
                              Auflösung von doppelt-chromsaurem Kali, mit Mehl oder Gummi verdikt, besteht.
                              Das so bedrukte Stük wird dann durch eine Kufe passirt, welche mit einer Auflösung
                              von Kleesäure (Oxalsäure) in Wasser gefüllt ist. (Die Stärke der
                              Kleesäure-Auflösung, so wie der Gehalt der Drukfarbe an
                              doppelt-chromsaurem Kali richten sich nach der Intensität des Küpenblau.)
                              Wenn man eine stärkere Kleesäure-Auflösung anwendet als gerade nöthig wäre,
                              erhält man nicht nur ein reineres Weiß, sondern es treten auch die Ränder des
                              Musters nicht aus, sie bleiben scharf. Aus der Kleesäure-Auflösung läßt man
                              das Stük durch Kalkwasser oder eine schwache Auflösung von Potasche etc. passiren.
                              Die Gründe, weßhalb dieses Verfahren nicht allgemeiner befolgt wird, sind: 1) daß es
                              zu kostspielig ist, indem durch Aufdruken einer Reservage derselbe Zwek wohlfeiler
                              als mittelst Kleesäure erreicht werden kann, und 2) die Schwierigkeit einen scharfen
                              Druk des Musters zu erzielen, welches in der Kleesäure-Auflösung zu leicht
                              austritt. Beiden Einwürfen wird durch Leese's Verbesserung dieses Verfahrens begegnet; er sezt nämlich das
                              Stük einer starken Hize aus, sogleich und unmittelbar nachdem es die
                              Kleesäure-Auflösung passirt hat; zu diesem Zwek ist ein Ofen, welcher durch
                              Feuer stark erhizt wird, am geeignetsten. Man erhält so ein sehr reines Weiß mit
                              weniger Kleesäure, als sonst erforderlich wäre. London
                                 Journal of arts, Bd. XIX S. 120.)
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
