| Titel: | Ueber Funkenfänger für Locomotiven; von Eduard Hänel, Ingenieur. | 
| Fundstelle: | Band 95, Jahrgang 1845, Nr. CIV., S. 422 | 
| Download: | XML | 
                     
                        CIV.
                        Ueber Funkenfaͤnger fuͤr
                           Locomotiven; von Eduard
                              Haͤnel, Ingenieur.
                        Aus der deutschen Gewerbezeitung 1845, Nr.
                              13.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              VI.
                        Hänel, über Funkenfänger für Locomotiven.
                        
                     
                        
                           Da ich im Besiz einer Zeichnung des Klein'schen
                              Funkenfängers bin, so theile ich dieselbe im Interesse der Sache mit, ohne zu
                              glauben Hrn. Klein durch diese
                              Veröffentlichung schaden zu können. Das Princip des Klein'schen Funkenfängers besteht darin, die aus dem Schornstein tretenden
                              Gasarten in eine wirbelnde Bewegung zu versezen, so daß dadurch den mit
                              fortgerissenen Kohkstheilen und Funken eine horizontale Bewegung mitgetheilt wird,
                              wodurch dieselben in einen Raum kommen, wo kein Zug vorhanden ist, und sie vermöge
                              ihrer Schwere in ein Behältniß fallen, wo sie keine Belästigung und Schaden
                              verursachen können. Zu diesem Zwek ist der Schornstein a, Fig.
                                 36, der Locomotive oben so getrennt, daß eine ringförmige Oeffnung
                              gebildet wird, durch welche die Gasarten entweichen, und um dieselben in eine
                              wirbelnde Bewegung zu versezen, sind zwischen den Begränzungen dieser einförmigen
                              Oeffnung gekrümmte Schaufeln angebracht, wie aus dem Grundriß deutlich zu ersehen
                              ist. Der Schornstein a ist mit einem Mantel b versehen, und in den so gebildeten Zwischenraum fallen
                              die Kohkstheilchen und werden nach Beendigung der Fahrt der Locomotive durch ein
                              oder mehrere in den Mantel b angebrachte Thürchen
                              herausgenommen. Es ist leicht zu ersehen, daß durch die gekrümmten Schaufeln die
                              Kohkstheilchen gegen den Mantel b geworfen werden, und
                              durch ihre Schwere zwischen diesen und den Schornstein fallen; zur bessern Sicherung
                              dieses Effects ist inwendig am Mantel b ein Ring c angenietet, so daß die Kohkstheilchen von diesem zurükgehalten werden,
                              im Fall sie das Bestreben hätten, nach außen zu entweichen.
                           Obgleich diesem Funkenfänger eine große Einfachheit nicht abzusprechen ist, so ist es
                              dennoch meine Ansicht, daß durch diese Anordnung der Zug sehr geschwächt wird, daß
                              folglich um den nöthigen Zug, der zur Verbrennung und zur gehörigen Dampferzeugung
                              nöthig ist, zu erzielen, der Dampf aus dem Ausblasrohr mit größerer Spannung
                              entweichen muß, als bei einem gewöhnlichen Schornstein, der oben ganz offen ist, daß
                              demnach auch ein größerer Gegendruk im Dampfcylinder vorhanden seyn muß, welcher
                              Umstand zur Erzielung eines gewissen Effects auch eine größere
                              Brennmaterialconsumtion bedingt. Gibt man auch zu, daß die ringförmige
                              Austrittöffnung bei d einen größeren Querschnitt
                              darbiete, als der Querschnitt des Schornsteins beträgt, so wird doch Jeder, der mit
                              den Gesezen der Bewegung der Gasarten vertraut ist, und die bedeutende, fast möchte
                              ich sagen momentane Umwandlung der Bewegung derselben durch die gekrümmten Schaufeln
                              berüksichtigt, das von mir Gesagte bestätigen.
                           Wie also eine Ersparung an Brennmaterial durch Anbringung eines Funkenfängers
                              überhaupt während der Fahrt erzielt werden kann, bleibt
                              mir ein Räthsel, und ich muß gestehen, kopfschüttelnd habe ich die glänzenden
                              Resultate der Versuche die mit Klein'schen Funkenfängern
                              gemacht worden sind, gelesen; ist wirklich eine Ersparung an Brennmaterial
                              vorhanden, so kann dieselbe nur darin bestehen, daß die aufgefangenen Kohkstheilchen
                              gelöscht und abermals verwendet werden, denn unmöglich kann ein innerhalb oder
                              oberhalb des Schornsteins angebrachter Funkenfänger bei dem nöthigen Zug verhindern,
                              daß brennende Kohkstheilchen oder Funken nicht vom Roste durch die Feuerröhren
                              gerissen werden; folglich, ich wiederhole es nochmals, ist eine Ersparniß an
                              Brennmaterial während der Fahrt rein unmöglich. Uebrigens
                              ist dieß auch nicht der Zwek eines Funkenfängers, dieser besteht einfach darin, den
                              durch den lebhaften Zug vom Rost mit fortgerissenen Funken den Austritt nach Außen
                              zu wehren, damit dieselben nicht Schaden anrichten, oder wie man sagt,
                              „den vom Glük weniger begünstigten Reisenden,“ nicht
                              Gesicht und Kleider verbrennen.
                           Ich theile schließlich noch einen Funkenfänger meiner Construction mit; die Idee zu
                              demselben hatte ich schon im Jahr 1840.
                           Der Schornstein a der Locomotive (Fig. 37) ist ebenfalls
                              wie bei dem Klein'schen Funkenfänger mit einem Mantel b versehen, welcher hier eben den nämlichen Zwek, die
                              Aufnahme der aufgefangenenaufgeangenen Funken etc., als dort hat. In diesem Mantel befindet sich oberhalb des Schornsteins ein
                              horizontal liegendes Rad c mit schräg gestellten
                              Blechschaufeln, die jedoch, wie aus dem Grundriß zu ersehen ist, nicht bis zum
                              Mittelpunkt des Rades laufen, sondern sie schließen sich an eine massive Scheibe an,
                              welche zugleich die Warze des Rades bildet, um Zapfen und Lager des Rades vor Schmuz
                              zu schüzen; unterhalb dieses Rades, dessen Zapfen im Lager d leicht drehbar ist, befinden sich vier verticale Arme oder Schaufeln e.
                           Dem Rauch und austretenden Dampf ist nun sein anderer Ausweg gestattet, als durch das
                              Rad c; dieses wird durch die durchströmenden Gase und
                              vermöge seiner Construction in eine schnelle rotirende Bewegung versezt, und jeder
                              mit fortgerissene feste Körper von den radialen Schaufeln erfaßt, gegen den Mantel
                              b geworfen und fällt hier, da er außer dem Bereich
                              des Zugs kommt, vermöge seiner Schwere, zwischen den Mantel b und den Schornstein a, wo er seiner Zeit
                              herausgeräumt wird; aber nicht allein die radialen Schaufeln e verhindern das Austreten von Funken und brennenden Körpern überhaupt,
                              sondern auch das Rad c, was wegen seiner schnellen
                              Umdrehung als eine massive Scheibe zu betrachten ist, woran die festen Körper
                              zurükprallen und von den Schaufeln e nach dem Mantel b geschleudert werden.
                           Der Funkenfänger regulirt sich in seiner Wirkung von selbst, denn je schwächer der
                              Zug ist, desto langsamer wird sich das Rad c drehen, je
                              stärker der Zug ist, desto schneller wird sich das Rad c
                              drehen, mithin auch den unter solchen Umständen mehr ausströmenden Funken und
                              brennenden Körpern kräftiger den Austritt nach Außen wehren.
                           Der Bedingung also, welche ich oben aussprach, die Wirkung eines Funkenfängers soll
                              proportional dem Zug seyn, ist hier meines Erachtens vollständig und auf eine höchst
                              einfache Art entsprochen.
                           Ich muß noch bemerken, daß bei diesem Funkenfänger die Richtung der Bewegung der
                              ausströmenden Gase wenig oder gar nicht gebrochen wird, indem durch dieselben nur
                              die Reibung des Zapfens des Rades c im Lager d zu überwinden ist, welche bei guter Construction
                              dieser beiden Theile sehr gering seyn wird, daß also durch diesen Funkenfänger der
                              Zug weniger geschwächt, oder zur Erzielung eines gewissen Zugs eine weniger große
                              Spannung des austretenden Dampfes nöthig wird, als bei dem Klein'schen Funkenfänger.
                           Unbestritten gebührt das Verdienst der größern Einfachheit unter den beschriebenen
                              zwei Funkenfängern dem Klein'schen, da alle Theile an
                              demselben fest und kein einziger beweglich ist; inwieweit aber die bessere Wirkung
                              des einen der Einfachheit des andern, und so umgekehrt zu opfern ist, kann nur durch
                              praktische vergleichende Versuche festgestellt werden, und ist der Gegenstand für
                              Eisenbahnunternehmungen von nicht geringer Wichtigkeit, so daß von dieser Seite aus
                              die wenigen Kosten zur Anstellung solcher Versuche nicht gescheut werden
                              sollten.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
