| Titel: | Veränderlicher Blasrohrapparat an den Locomotiven auf der Taunus-Eisenbahn. | 
| Fundstelle: | Band 97, Jahrgang 1845, Nr. II., S. 3 | 
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                        II.
                        Veraͤnderlicher Blasrohrapparat an den
                           Locomotiven auf der Taunus-Eisenbahn.Aus dem
                                 „Organ für
                                       die Fortschritte des Eisenbahnwesens in technischer Beziehung;
                                    herausgegeben von einem Vereine von Eisenbahn-Ingenieuren I. Bd.
                                    1stes Heft. Wiesbaden 1845, Verlag von C. W. Kreidel.“ Von
                                 dieser Zeitschrift, welche ein Archiv des Wissenswerthesten in der technischen
                                 Eisenbahnkunde bilden soll, werden jährlich 6 Hefte erscheinen, die Herausgeber
                                 beabsichtigen alle neuen, auf den einzelnen Bahnen ausgeführten oder angewandten
                                 Constructionen im Bahn-, Maschinen- und Wagenbau, so wie die dahin
                                 einschlagenden neuen Hülfsmaschinen und Werkzeuge nach genauen Abbildungen zu
                                 beschreiben; ferner sollen beim technischen Betriebe angestellte praktische
                                 Versuche und gemachte Erfahrungen mitgetheilt, so wie auch auf die Mängel der
                                 verschiedenen bis jezt bestehenden Einrichtungen und Apparate aufmerksam gemacht
                                 werden.A. d. R.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              I.
                        Ueber einen veränderlichen Blasrohrapparat an
                           Locomotiven.
                        
                     
                        
                           Es ist eine bekannte Sache daß, wenn der Locomotivführer ein Mittel in der Hand hat,
                              die Mündung des Dampfausströmrohres während der Fahrt nach Erforderniß zu erweitern,
                              um dadurch den Gegendruk des Kolbens und den Zug des Feuers zu vermindern, eine
                              bedeutende Menge Brennmaterial gespart werden kann. Man hat zu dem Ende auf mehreren
                              Eisenbahnen verschiedene Vorrichtungen probirt, doch ist uns keine bekannt, welche
                              dem hiezu bei den Locomotiven auf der Taunus-Eisenbahn angebrachten Apparate
                              an Zwekmäßigkeit und Einfachheit gleich zu stellen ist.
                           Fig. 31 und
                              32
                              erläutern denselben; a ist das gewöhnliche, in der
                              Rauchkammer A sizende Ausblasrohr, dessen Mündung klein
                              genug, für 12 zöllige
                              Masch. = 2 1/2 Zoll engl. weit ist, um den für den ungünstigsten Fall hinreichenden
                              Dampf zu erzeugen. Nach der vordern Seite desselben sizt, vermittelst des aus
                              Messing gegossenen Kniestüks b, das 3 Zoll weite
                              kupferne Nebenrohr c, welches mit der gewöhnlichen
                              Blaspfeife gleiche Höhe hat und ebenfalls in den Schornstein B hineinragt; e ist eine messingene, in das
                              ausgebohrte obere Ende des Kniestüks genau eingepaßte Klappe, deren Achse in eine
                              nach der äußern Seite der Rauchkammer gehende eiserne Stange sich verlängert, auf
                              deren Ende der 5 bis 6 Zoll lange Hebel f sizt, und
                              vermittelst einer Zugstange g mit einer an der Seite der
                              Feuerkammer angebrachten Handhabe in Verbindung steht, wodurch diese Klappe von dem
                              Maschinenführer entweder ganz geschlossen gehalten werden kann, um den ganzen Dampf
                              durch das gewöhnliche Blasrohr mit größerer Kraft austreten zu lassen, oder nach
                              Erforderniß auch mehr oder weniger geöffnet werden kann, um den Zug des Feuers und
                              in Folge dessen auch die Dampfentwikelung in wenigen Augenbliken zu mindern. Durch
                              Anbringen dieser Vorrichtung an sämmtlichen Maschinen der Taunus-Eisenbahn
                              sind an mehreren derselben 6–8 Pfd. Kohks per
                              engl. Meile gespart worden. Sie zeichnet sich vor den andern derartigen Apparaten
                              besonders dadurch sehr vortheilhaft aus, daß sie nicht in ihren Verrichtungen
                              versagt, und weniger Reparaturen bedarf, da sie sehr einfach und so niedrig in der
                              Rauchkammer angebracht ist, daß das Feuer weiter keinen Einfluß darauf hat, welches
                              gegentheils bei allen den Apparaten der Fall ist, welche an der Mündung des
                              Blasrohrs selbst angebracht sind, und die auch immerhin mehr oder weniger den Zug
                              der Maschine hemmen.
                           Man hat diesen Apparat auch selbst an den Maschinen von Sharp Roberts, an welchen bekanntlich die beiden an den Seiten der Rauchkammer
                              stehenden Exhaustionsrohre a, a'
                              Fig. 33, sich
                              erst oben dicht an der Mündung in den Schornstein zu Einem Rohre vereinigen,
                              angebracht, indem man jedem der beiden Ausblasrohre von Unten aus in derselben Höhe
                              wie bei der oben beschriebenen einfachen Vorrichtung ein besonderes kleines
                              Nebenrohr b, b', hier jedoch nur von 2 Zoll Weite, auf
                              einem ähnlichen Kniestüke sizend und mit derselben Biegung wie das Hauptrohr in den
                              Schornstein einmündend, beigegeben hat.
                           Die Klappen werden durch die beiden auf der Welle c
                              sizenden Hebelarme d, d', welche mit jenen auf den
                              Achsen der Klappen e befestigten ähnlichen Arme durch
                              die Gelenke h, h' in Verbindung stehen, ebenfalls
                              vermittelst des außerhalb der Rauchkammer auf c
                               festgekeilten Hebels f und der Zugstange g beide
                              zugleich geöffnet oder geschlossen.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
